Nur ein Zufall kann die Welt verändern
Ryuuzaki erwachte früh am morgen und starrte aus dem Fenster. Heute würde er ihn wieder sehen,.... ihn.
Er fuhr sich durch sein schwarzes Haar und seufzte leise. Ryuuzaki schloss die Augen nur um sie wenige Minuten später wieder zu öffnen.
//Warum fühlte er sich nur so in seiner Nähe? Warum? //
Er seufzte wieder und stand dann schließlich auf und ging in die Küche, schob einen Toast in den Toaster und setzte sich mit einem Eiskaffee an den Tisch und wartete auf das metalische Klicken und die Bewegung. Er versank wieder in Gedanken und als er sich dieser bewusst wurde roch er den Geruch des heissen Toast und er zog ihn wieder in die Realität zurück.
Ryuuzaki knabberte nervös an seinem Finger und fischte mit der anderen Hand nach seinem Toast. Mit einem Löffel träufelte er Marmelade auf
das Brot und biss dann herzhaft davon ab. "Hm, echt lecker.", sagte er schmatzend und ließ das Brot dann wieder sinken als er mekrte wie allein er war und das ihm eine ganz bestimmte person fehlte.
Nach diesem Urlaub in den Alpen war nichts mehr so wie es vorher war, auch zwischen ihnen. Sie hatten so viel gelacht und miteinander gesprochen, sich gegenseitig ihr Innerstes offenbart. Und das war etwas was eigentlich gar nicht zu ihm gehörte, er war verschlossen, war es schon immer gewesen doch bei ihm war es etwas anderes. Raito gab ihm das Gefühl, dass er ihm alles sagen konnte. Ihm sagen konnte was in seinem Inneren vorging, was er dachte, was er fühlte. Noch nie hatte er dieses Gefühl bei jemand anderem gehabt. Sie waren sich so nahe gekommen und Raito war ihm so nahe gekommen wie noch nie ein Mensch, er hatte es geschafft, dass er sich zum ersten Mal öffnete.
Es fing mit dem Unfall an, den er hatte; als er auf ein Stück Seife trat, ausrutschte und sich dadurch verletzte. Und dann als er unter dem Ast in Mitten eines Blizards begraben wurde. Nie würde er den Schrecken in seinen Augen vergessen, diesen Ausdruck in ihnen, diese Angst, dass er sterben könnte.
Raito hatte all seine Kraft gegeben um ihn zu befreien, so sehr, dass er sogar selbst dabei verletzt wurde.
Als er da lag, im eisig kalten Schnee, der sich immer weiter in seinen Körper frass und ihm nach und nach sein Bewusstsein raubte hatte er ihn gehört; seinen angstvollen Atem, sein in heller Panik schnell schlagendes Herz, sein Blut gerochen, das fast zischend in den kalten Schnee tropfte. In dieser Minute war es völlig um ihn geschehen.
Immer öfter hatte er seinen Blick auf sich gespürt, von einem leichten Lächeln begleitet.
Immer öfter folgten zufällige Berührungen, so sanft wie eine Feder im Wind. Für ihn war die Zeit stehen geblieben als Raito ihn auf seine Arme hob und durch die wild tanzenden Schneeflocken trug, die sich um sie herum bewegten wie stille Boten des Himmels.
Wenn er die Augen schloss konnte er seinen Duft in der Nase vernehmen, diesen ganz bestimmten, Duft, seinen Duft.
Ryuuzaki erinnerte sich daran wie der Schmerz durch seinen Körper zog als Raito
ihn auf die Couch legte und welches Geräusch das Blut machte, dass von seinem Arm herunter tropfte. Vor seinem inneren Auge spielte sich die Szene noch einmal ab und er hörte aus seiner wütenden Stimme den besorgten Unterton deutlich heraus. Als Raito vor Schwäche ohnmächtig wurde und er ihn auffing, da konnte er sie spüren, die Wärme ,die sein Körper ausstrahlte. Es war ein so wundervoles Gefühl gewesen ihm so nah sein zu können. Und zum ersten Mal hatte Raito seine Sorge zu gegeben. Ryuuzaki schloss die AUgen und schlang seine Arme um seinen Körper; da war sie wieder, seine Wärme, die er so fest in deinem Herzen verschlossen hatte, nie wieder sollte sie ihm entweichen.
Für immer wollte er sie dort konservieren. Und er wurde süchtig nach diesem Gefühl, nach dem Gefühl ihn zu berühren.
Dann berührte er zufällig seine Hand und merkwürdige Gedanken schossen durch seinen Kopf, sein Lachen erklang in seinen Ohren und er spürte wie er durch sie erröttete. Raito lag vor ihm und er saß völlig erschöpft auf dem Boden und
betrachtete sein schlafendes Gesicht. Und das was Raito dann tat ließ ihn noch mehr errötten; er sprach im Schlaf seinen Namen; so leise und voller Sehnsucht, dass sein Herz schwer wurde. Er konnte nicht anders als ihn berühren. Ryuuzaki strich ihm vorsichtig, fast schon ehrfürchtig, eine Haarsträhne aus dem Gesicht und erinnerte sich an seine wunderschönen Augen, die ihn immer so voller Geheimnisse anblickten und ihn neckten sie zu erfahren.
Er wollte ihm näher sein, näher als jeder andere Mensch auf dieser Welt und ja, er wollte ihm etwas davon wieder geben was er ihm geschenkt hatte. Denn noch nie war ein Mensch wegen ihm besorgt gewesen, selbst seine Eltern nicht. Sie waren immer so kalt gewesen und auch seine Schwester zeigte nie sonderliches Interesse an ihm. Ee wusste aber auch, dass er sich nicht nur deswegen nach
ihm sehnte.. es war noch etwas anderes, etwas viel wichtigeres, welches er noch nicht in Worte fassen konnte.
Und er fragte sich bis heute warum er ausgerechnet Yagami Raito gefragt hatte ob er ihn begleiten wollte auf seiner Reise in die Alpen. Sie hatten vorher nie sonderlich viel miteinander gesprochen.. Wieder war es einem Zufall zu verdanken, dass sie sich kennenlernten. Und dieser Zufall war Kira, es war der Zufall, warum sie sich zum ersten Mal unterhielten und es war der Zufall warum sie zusammen Nachsitzen mussten. Hätte sein Handy nicht in jenem Moment geklingelt und wäre er nicht in genau dem anderen Moment aus dem Klassenzimmer gegangen hätten sie sich wahrscheinlich niemals Essen aus der Küche gestohlen und wären sich nie zufällig im Wald begegnet und danach Kuchen essen gegangen.
Zuerst war ihr Hauptthema Kira doch dann begannen sie einander kennenzulernen und es wurde immer interessanter.
Schon am ersten Tag in den Alpen waren so viele Dinge geschehen, zwischen ihnen war dieses Gefühl zum ersten Mal entspannen zu können, sich gehen zu lassen und einfach nur sie selbst zu sein gewesen.
Das gemeinsamme Essen und Tv sehen war fast schon etwas heiliges für ihn gewesen; etwas was er vorher noch nicht erlebt hatte und nicht gekannt hatte, denn Raito war sein erster wirklicher Freund.
Und dennoch machte er ihm immer Sorgen, dabei wollte er es doch gar nicht. Als Raito mit Misa Misa telefonierte und ihm das Wort //Freundin// durch den Kopf schoss verschloss sich etwas in ihm und seine Gedanken wurden schwer, fast schon
betäubt, fremdgelenkt.. und er hatte nur noch das Bedürfnis aus diesem Raum zu fliehen weil es ihm sonst die Realität zeigen würde. Deswegen musste er raus und deswegen ging er in den Schnee, hinaus in den Blizard. Die
Kälte half ihm zwar seine Gedanken zu ordnen doch sie führte ihn auch blind auf einen Weg, den er unmöglich gehen konnte.
Doch er hatte ihn bereits beschritten, eine Umkehr war nun fast schon unmöglich und die andere Sache war, ob er das überhaupt wollte.