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Erinnerung

Denken an die Vergangenheit
von

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Erinnerung

Erinnerung
 

Tief sog ich die kühle Luft ein. Unter mir brachen die Wellen am steilen Hang der Felsen.

Der frische Wind wehte hier sehr stark. Gedankenverloren stand ich an der Klippe und schaute auf das

kreuz hinunter. Ich hatte frische Blumen gebracht. Sie passten sehr gut zu dem Efeu, welches sich in all den Jahren um das Kreuz gerankt hatte.

Es bestand aus einem dunklen Holz, genau aus demselben, aus dem er mir früher diese kleine Figur geschnitzt hatte.

Koichi-Kun. Seit 3 Jahren kam ich immer wieder hier her. Heute war sein Todestag.

Es schmerzte noch immer, an ihn zu denken. Ein Schmerz, der ewig halten würde.

Wie hatte er immer meinen Namen ausgesprochen?

Yumi.

Keiner hatte ihn so schön aussprächen können wie er. Erst jetzt, da es schon zu spät war viel mir auf mit wie viel Wärme er meinen Namen immer benutzt hatte.

Und ich? Ich hatte es nicht bemerkt.

Vor 8 Jahren hatte ich Koichi-Kun in einem Weisenhaus kennen gelernt. Meine Mutter war wie auch mein Vater bei einem Autounfall ums Leben gekommen.

Damals war ich 8 Jahre alt gewesen.

Er war der Erste, der mir die Hand gereicht hatte. Freundlich hatte er mich damals angelächelt und gesagt: "Hallo. Du heißt also Yumi? Du musst nicht weinen. Wir werden uns um dich kümmern.

Ich war sehr dankbar, zumal er 4 Jahre älter war als ich und mir half mich zu Recht zu finden.

Schnell wurden wir gute Freunde, aber nie hätte ich angenommen, dass er mit der Zeit mehr empfand, als nur Freundschaft.

Einen Monat nach meinem 13. Geburtstag wurde ich krank.

ich bekam Fieber und Husten und fühlte mich überhaupt nicht gut.

Lange musste ich im Bett liegen und durfte nicht nach draußen.

Die ganze Zeit war Koichi-Kun da und half mir meine Langeweile zu vertreiben.

Er war der beste Freund, den ich mir nur Wünschen konnte.

Doch gleichzeitig war ich auch blind, denn ich merkte nicht was in den Gedanken meines Freundes vorsich ging.

Und dann kam es, wie es kommen musste.

Ich war fast schon wieder geheilt, doch Koichi-Kun bestand darauf, dass ich im Haus bleiben sollte, bis ich ganz gesund war.

Eines Tages, es war schon spät am Nachmittag und wir waren allein im Haus, umarmte er mich.

Ich wusste nicht was dass zu bedeuten hatte und noch weniger, als er mir sagte, dass er mich liebt.

Als mir der Sinn seiner Worte bewusst wurde, rannte ich davon.

Ich war verstört, wusste nicht, wie ich mit solch einer Situation umgehen konnte.

Und ich konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen.

Immer wurde ich rot, wenn ich Koichi-Kun sah und drehte mich weg.

Er ließ mich in Ruhe. Drängte zu keiner Antwort und lies mir Zeit, seine Worte zu verstehen.

Nur zufällig erfuhr ich, was mein Leben veränderte.

Es war schon spät in der Nacht und ich konnte nicht schlafen.

Also wollte ich zur Heimleiterin doch an der Tür hielt ich inne, als ich einen Fetzen des Gespräches im Raum vor mir hörte.

Die Heimleiterin telefonierte. Und was sie sagte, jagte mir furchtbare Angst ein.

Das Telefonat handelte von Koichi-Kun

Er würde bald adoptiert werden und mit seinen neuen Eltern nach Amerika ziehen.

Als ich dies hörte, spürte ich über mir die Welt zusammen brechen.

Koichi-Kun würde fortgehen. Ich würde ihn nie wieder sehen.

Diese Erkenntnis tat weh. Doch ich war immer noch verwirrt und wusste nicht wie meine Gefühle um ihn standen.

Auch am Flughafen, als ich ihn verabschiedete wusste ich es nicht.

Das war das erste Mal, dass ich seit jenem Tag wieder mit ihm sprach.

Er merkte wohl, dass ich mich unwohl fühlte.

"Vergiss mich", hatte er gesagt. Daran konnte ich mich noch genau erinnern.

Und auch meine Antwort wusste ich noch.

"Das kann ich nicht!", hatte ich gerufen und als er die Rolltreppe hinunter gefahren war, aus meinem Sichtfeld verschwunden, da merkte ich, dass der Schmerz unerträglich war.

Mein Herz hätte zerspringen können.

Und da begriff ich, was ich für Koichi-Kun empfand.

Ich liebte ihn.

Als mir das bewusst wurde, fing ich an zu weinen.

Warum war mir das nicht schon früher aufgefallen? Jetzt war er weg und ich würde ihn nicht wieder sehen.

Doch in all der Trauer kam mir eine Idee.

Warum sollte ich ihn nicht wieder sehen?

Das Heim hatte seine Telefonnummer in Amerika und Koichi-Kun hatte anrufen wollen, wenn er gelandet war.

So wartete ich jeden Tag, darauf, dass das Telefon klingelte und er am Hörer zu vernehmen war.

Doch es kam kein Anruf.

Nach ungefähr einer Woche - ich saß schon wieder vor dem Telefon - schaltete unsere Heimleiterin den Fernseher ein.

Die Nachrichten meldeten, dass es einen Flugzeugabsturz zwischen Japan und Amerika gegeben hatte.

Geschockt saß ich da. Meine Augen waren weit aufgerissen vor Angst.

Eine Liste der bis jetzt identifizierten Leichen wurde angezeigt.

Ich sprang auf und rannte aus dem Zimmer.

Während ich immer weiter lief traten mir die Tränen in die Augen.

Ich hatte ihn gesehen. Sein Name. Aber das konnte einfach nicht sein, das durfte nicht sein.

Nicht jetzt. Nicht bevor ich ihm meine Gefühle gestanden hatte.

Aber es war so. Koichi-Kun war tot.

Als ich dies einsah stolperte ich und blieb auf dem Boden liegen.

Ich konnte nicht mehr.

Damals fing es an zu regnen. Noch heute spürte ich wie mir die Regentropfen aufs Gesicht vielen.

Lange war ich dort liegen geblieben, bis ich mich endlich aufraffte nach Hause zu gehen.

Und jetzt stand ich hier am Meer.

Koichi hatte das Meer immer so geliebt. Deswegen auch das Kreuz.

Heute war ich 16 Jahre alt, doch bis jetzt hatte ich mich nicht mehr verliebt.

Ich werde Koichi-Kun nie vergessen.

"Auf Wiedersehen", verabschiedete ich mich, drehte mich um und machte mich auf den Nachhauseweg.



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