Zum Inhalt der Seite

Jura Tripper II

Rückkehr nach Noah
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

11. Vertrauen

11. VERTRAUEN
 

"Meinst du, es war richtig, was wir getan haben?"

"Was hätten wir sonst tun sollen?"

Sie seufzte.

"Ich weiß es nicht! Trotzdem!"

"Jetzt mach endlich Schluß damit! Diese Welt ist ein Paradies, und das ist verdammt selten heutzutage! Wir sollten alles daran setzten, dieses Paradies zu bewahren anstelle uns darum zu sorgen wie es denen im Moment geht, die es zerstören wollen!"

"Du hast ja recht, aber wieso hab' ich dann immer noch das Gefühl, etwas falsches getan zu haben?"

"Vielleicht weil deine Gefühle sowieso verrückt spielen?"

"Hör auf, du weißt ganz genau, daß ich nach den modernsten analytischen Methoden sehr wohl über die Fähigkeit, geistige Schwingungen wahrzunehmen, verfüge und auch wenn diese Fähigkeit niemals geschult worden ist, so reicht sie doch aus, um mir klar zu machen, daß es ein Fehler war!"

Er brummte nur.

---------------------------------------

"Besser?"

Er überlegte einen Moment.

"Ja!"

"Gut!"

Er legte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

"Weißt Du, zuerst war ich so enttäuscht und wütend. Ich wollte einfach nicht verstehen. Alles, was ich wollte war meine Ruhe, ich wollte sie einfach nicht wieder sehen."

Sie schwieg.

"Aber inzwischen ist mir klar geworden, daß sie ihre Gründe hatten. Jeder von ihnen. Und Zan ganz bestimmt. Ich glaube, wenn er sich geweigert hätte, uns hierher zu holen, hätte man ihn des Hochverrates angeklagt, und damit auch die Revolution zunichte gemacht. Alles, wofür er, sein Vater und all die anderen Rebellen gekämpft haben wäre umsonst gewesen. Und ich kann verstehen daß er das nicht wollte!"

"Aber es stimmt nicht!"

Beide drehten sich um und sahen Zan, der hinter ihnen auf der Wiese saß, wie lange, wußte keiner.

"Dies war auch einer der Gründe, aber nicht der wichtigste. Tatsache ist, daß ich das Vertrauen in dich verloren hatte."

"Wie bitte?"

"Weißt du, nach all diesen Kämpfen, nach allem, was wir erlebt hatten, kam es mir unglaublich vor, endlich am Ziel zu sein. Und all die vielen neuen Dinge, die mir begegneten, es erschien mir alles so unfaßbar, phantastisch und faszinierend. [für Arlett...] Ich glaube, ich wurde durch diese Erfahrungen ziemlich naiv. Denn als diese drei Fremden auftauchten und behaupteten, ihr würdet eine Gefahr für Noah darstellen, habe ich ihnen geglaubt ohne auch nur einmal richtig darüber nachzudenken. Erst als ich in eurer Welt war wurde mir klar, was ich dabei zu tun. Und ich habe es bereut. Aber ich konnte es auch nicht mehr ungeschehen machen, dazu war ich schon viel zu weit gegangen. Also konnte ich nur noch hoffen, daß es trotzdem noch einen Weg für euch geben würde, zurückzukehren. Inzwischen tut es mir wahnsinnig leid, ich hätte von vornherein wissen müssen, daß es nicht wahr ist!"

Silence schluchzte auf und warf sich seinem Freund in die Arme (oder doch eher in die Flügel)

"Ich wußte es!"

"Woher?"

"Ich wußte es, weil ich mir ganz sicher war, daß du mir niemals weh tun würdest! Zumindest, nachdem ich etwas darüber nachgedacht habe..."

"Danke!"

---------------------------------------

Jetzt stand sie wieder hier, vor dem Brunnen und wieder war sie verzaubert von seiner Schönheit. Und wieder bemerkte sie, daß noch jemand anders hier war. Und wieder schreckte sie zusammen.

"Entschuldige!"

Sie drehte sich um und schaute ihn lange an.

"Was denn?"

"Daß ich dich erschreckt habe!"

Sie schüttelte den Kopf.

"Ist schon gut, ich könnte ja auch einfach mal in der Realität bleiben!"

Jetzt verneinte er.

"Ich glaube nicht, daß das hier an diesem Ort möglich ist!"

"Wie meinst du das?"

Sie hatte den Eindruck sehr heiser zu sein, aber es würde die Atmosphäre zerstören, sich zu räuspern.

Er trat einige Schritte auf sie zu und blieb so dicht vor ihr stehen, daß sie eine kleine Narbe über seiner rechten Augenbraue bemerkte. Sie war ihr noch nie aufgefallen.

"Weil du so schön wie eine Elfe wirkst!"

Sie wurde etwas rot, konnte den Blick aber nicht von seinem Gesicht abwenden.

Schließlich hob sie die Hand und strich sanft über die Narbe. Sie fühlte sich hart an und sie spürte, daß sie die Form eines Halbmondes haben mußte.

"Was hast du da gemacht?" fragte sie.

Er lachte leise.

"Nichts besonderes, ich bin mal bei einer Geländetour vom Fahrrad gefallen, direkt auf einen Stein! Was allerdings viel schlimmer war, mein Rad war auch hinüber!"

"Typisch!" meinte sie.

"Inwiefern?"

"Es ist mal wieder typisch, daß dir der materielle Schaden wichtiger ist als daß, was mit dir oder anderen Menschen passiert!"

"Nein, aber das Fahrrad war ein Geschenk meines Bruders, bevor er nach Europa gegangen ist zum Studieren."

Darüber dachte sie eine Weile nach.

"Aber das ist auch typisch! Ich glaube, du hättest sehr gute Chancen einen Oscar zu gewinnen, wenn es einen für das Verstecken von Gefühlen gäbe!"

"Hä?"

"Gib's doch zu, du tust immer nur so gefühllos, kalt und cool. In Wahrheit bewegen dich viel mehr Sachen als du zugibst!"

Er lächelte.

"Stimmt!"

"Aber wieso?"

"Weil ich Angst habe, verletzt zu werden! Das letzte mal, als ich jemandem gesagt habe, wie sehr ich ihn brauche hat er sich nicht drum gekümmert und ist trotzdem gegangen!"

"Das tut mir leid!" flüsterte sie.

"Schon gut, ich weiß inzwischen, daß es nicht anders ging und daß es das Beste für uns alle war, aber ich habe trotzdem immer noch eine tierische Angst vor dem Schmerz! Das ist auch der Grund, warum ich nie..." er brach ab.

"Was?"

"Vergiß es!" er schaute zum ersten Mal seit dem Beginn ihres Gespräches weg.

"Nein, ich werde es nicht vergessen! Weil ich das Gefühl habe, daß es was mit mir zu tun hat!"

Jetzt lächelte er wieder leicht, aber es war ein trauriges Lächeln, es ließ ihn verletzlich und unschuldig aussehen.

Er schaute ihr nun wieder gerade in die Augen und nahm ihr Gesicht zwischen seinen Hände.

"Du hast recht, es hat etwas mit dir zu tun! Denn aus diesem Grund habe ich dir nie gesagt, wieviel ich wirklich für ich empfinde!"

Auch wenn es sie tief in ihrem Inneren gewußt hatte, daß es so war, sie war erschrocken. Und dann glücklich, so glücklich, daß sie gar nicht wußte, was sie sagen sollte. Sie starrte ihn einfach an und konnte sich an seinem Gesicht gar nicht satt sehen. Zum ersten Mal hatte sie das Recht, es zu tun, ohne eine schlechtes Gewissen zu haben.

Erst die Traurigkeit, die langsam in seine Augen sickerte und die Tatsache, daß er seine Hände sinken ließ, brachten sie wieder zur Besinnung.

Sie stellte sich auf Zehnspitzen, denn er war immer noch mehr als einen halben Kopf größer als sie und sah ihn erneut eindringlich an.

"Danke, daß du es gesagt hast!"

Dann küßte sie ihn. Zuerst war er zu erstaunt, um zu reagieren. Aber dann erwiderte er ihre Küsse, schlang seine Arme um ihre Taille und fuhr ihr mit der einen Hand den Rücken hinauf.

Sie erschauderte unter seinen Berührungen und spürte, wie sich etwas in ihr regte und sie schloß die Augen, um es in vollen Zügen zu genießen.

Als sich ihre Lippen voneinander lösten beugte sie sich zurück. Es war eine Art Reflex, sie wollte jede noch so kleine Berührung von ihm auskosten. Aber plötzlich hörte er auf.

Sie blinzelte.

"Was ist?"

"Ich überlege gerade, wie das mit der Wirklichkeit und diesem Ort ist, irgendwie kommt mir das alles zu schön vor, als daß es wahr sein kann!"

"Soll ich dich wach küssen?" fragte sie, bewußt seinen Ton nachahmend.

Er grinste sie an.

"Nein, das hatten wir ja eben schon..."

"Und kneifen?"

Er schüttelte den Kopf.

"Ich glaube, ich belasse es einfach so, wie es ist. Es ist zumindest der schönste Traum, den ich je hatte!"

"Paß aber auf, daß du ihn nie vergißt!"

Er schaute sie immer noch an, und plötzlich war in seinen Augen wieder dieser Ausdruck des Schalkes, den er normalerweise immer hatte.

"Wenn das ganze hier nur ein Traum ist, könnte es ja, rein theoretisch, passieren, daß ich mich in einen Vampir verwandle, und anfange, dir dein Blut auszusaugen! Wo du mir schon so schön deinen Hals anbietest!"

Sie starrte ihn an und wollte nicht glauben, was sie gehört hatte.

"Du Idiot!"

Sie machte sich los und rannte weg. Und dann hatte sie einen unbändige Lust zu lachen. Denn endlich war es ihr mal gelungen, ihm etwas wiederzugeben.

Allerdings, schon bald hatte er sie wieder eingeholt und riß sie beide zu Boden.

"Und was willst du jetzt machen?" fragte sie ihn schwer atmend.

"Ich glaube, ich mache da weiter, wo wir eben aufgehört haben! Ich beiße dich!"

Damit senkte er seinen Kopf, preßte seine Lippen auf ihren Hals und fing an zu saugen.

Sie wünschte sich, daß dieser Moment niemals vorbeigehen würde.

---------------------------------------



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück