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Jura Tripper II

Rückkehr nach Noah
von

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8. Das Fest

8. DAS FEST
 

Sie fühlte sich unruhig, betroffen, erstaunt und fasziniert. Am liebsten wäre sie gar nicht hier, sondern bei ihrem Computer um einige Berechnungen durchzuführen, Proben zu analysieren und das, was Gatscha ihr eben versucht hatte zu erklären, nachzuprüfen. Im Prinzip wußte sie, spürte sie, daß es wahr war, aber sie wollte es nicht glauben. Denn irgendwie paßte es nicht, oder doch, es paßte sehr gut, nur das würde alle ihre Vorstellungen und Pläne über den Haufen werfen. Aber, das durfte eigentlich kein Grund sein, diese Entdeckungen sofort als falsch dar zu stellen.

"Jetzt weiß ich ungefähr, wie Galilei sich gefühlt haben muß, als er entdeckte, daß die Erde sich um sie Sonne drehte..." seufzte sie, dann faßte sie President, der gerade an ihr vorüber ging, am Arm und zog ihn etwas zur Seite.

"Wir müssen reden! Alle zusammen!" flüsterte sie ihm zu.

"Wieso, war die Biologiestunde so schlimm?" fragte er ebenso leise.

Sie schaute ihn an, und er wünschte sich, es nicht gesagte zu haben.

"Schon gut, ich nehme alles zurück!"

"Das will ich auch hoffen!" knurrte sie.

"Was gibt's denn?" fragte er, um abzulenken.

Sie schüttelte jedoch den Kopf.

"Das muß Gatscha euch erklären, immerhin ist es ihre Entdeckung!"

Jetzt schaute er endgültig verdutzt.

"Wie meinst du das denn jetzt?"

Sie seufzte erneut.

"Ist das so schwer zu verstehen?"

Er fing an zu grinsen.

"Nein, aber etwas erstaunlich!"

Da gab sie ihm recht.

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"Prof?"

Sie drehte sich um. Hinter ihr stand Mosar, und sie mußte zugeben, daß sie überrascht war. Bisher war er ihr immer als vollkommener Soldat erschienen, jetzt aber erkannte sie, daß er ebenso ein Edelmann war, auch wenn man ihm anmerkte, daß er sich als solcher nicht allzu wohl fühlte. [schon wieder so eine Erfindung von mir, aber ich dachte mir, er kann ja nicht nur Soldat sein, insofern erschien mir das ganz passend.... und der Rest, der gleich folgt, auch...] Als er ihren erstaunten Blick bemerkte, lächelte er etwas verlegen.

"Nun ja, mein Vater war früher der Erste Minister des Königs, bevor der Hohepriester die Macht übernahm. Insofern stand mir als ein sein Sohn schon von vornherein ein gewisser Rang zu, und der König bestand darauf, diesen nach unserem Sieg wiederherzustellen."

Sie runzelte die Stirn.

"Wieso wiederherstellen?" fragte sie.

"Er war der erste, der vom Hohepriester des Hochverrates bezichtigt und hingerichtet wurde. Ich hatte es ganz allein einem alten Freund meines Vaters zu verdanken, daß ich beim Militär bleiben durfte."

"Oh, das tut mir leid!"

"Schon in Ordnung, ich habe inzwischen gelernt, damit zu leben."

Er lächelte sie an, und aus irgendeinem Grund hatte sie plötzlich das Gefühl, das alles sei überhaupt nicht so schlimm.

"Du wolltest mir noch erklären, was eine Demokratie ist!"

Schlagartig wurde sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt.

"Hm, ja eine Demokratie... gut, aber tut ihr mir dafür einen Gefallen?"

"Was denn?"

"In der Slugi steht ein kleiner Koffer, rechts vom Eingang. Würdet Ihr jemanden schicken, der ihn mir holen könnte? Ich habe etwas sehr Wichtiges vergessen, und ich könnte wesentlich ruhiger schlafen, wenn ich das noch heute abend nachholen könnte!"

Er nickte.

"Sicher, ich werde einen meiner Männer schicken!"

Sie blickte einige Momente sinnend vor sich hin, dann holte sie tief Luft und fing an.

"Das Wort Demokratie kommt vom griechischen, und heißt soviel wie Volksherrschaft. Im Prinzip ist es eine Form des politischen Lebens. Im allgemeinen kann man sagen, daß eben das Volk ihre Vertreter wählt, die wiederum die Politik und ähnliches in den Händen halten. Im Normalfall finden alle vier bis sechs Jahre Neuwahlen statt, während denen entweder die alten Oberhäupter erneut gewählt und somit in ihrer Vorgehensweise bestätigt werden oder, wenn man mit den bisherigen nicht zufrieden war, neue erwählt werden, die nun ihrerseits dafür sorgen müssen, daß es ihrem Land und ihrem Volk gut geht. Allerdings, Demokratie heißt nicht unbedingt...."

"Stopp!" unterbrach er sie.

Sie schaute ihn ganz verwundert an, was ihn zum lachen brachte.

"Ich habe heute zum ersten Mal in meinem Leben das Wort Demokratie gehört, und jetzt überhäufst du mich mit solch einer Vielzahl von Informationen, die man mit einem Mal gar nicht begreifen kann!"

Sie wurde etwas rot.

"Also, du willst sagen, daß in einer Demokratie der König vom Volk gewählt wird?!?"

"Naja, in gewissem Sinne schon, nur das man ihn dann nicht mehr König nennt..."

"Und das funktioniert?"

Jetzt verstand sie nicht, was er meinte.

"Ich meine, wie kann sich ein ganze Volk, daß aus mehreren Millionen Menschen besteht, auf einen einzigen Mann einigen? Das ist doch unmöglich!"

"Stimmt, aber jeder Kandidat gehört einer Partei an, also einer Gruppe, die für bestimmte Ziele eintritt. Man wählt also eher die Ziele, als eine bestimmte Person. Außerdem, im Parlament sitzen auch immer Vertreter der anderen Partien, also im Prinzip Leute, die andere Ziele haben. Und jeder Beschluß muß mit diesem Parlament abgestimmt werden, insofern wird auch das Oberhaupt des Staates kontrolliert."

"Gut, das verstehe ich! Aber, was ist der Sinn des ganzen?"

Sie seufzte auf, und erneut lachte er auf.

"Ich gebe zu, ich bin ein schrecklicher Schüler, und ich bin dir wirklich dankbar, daß du eine solche Geduld mit mir hast, aber ich habe das Gefühl, als wäre das, was du versuchst, mir zu erklären, von großer Wichtigkeit für Noah."

Sie schaute ihm gerade in die Augen und erkannte, daß er das, was er eben gesagt hatte, bitter ernst meinte. Und das war es, was sie weitermachen lies.

"Der Sinn besteht darin, daß praktisch jeder aus dem Volk mitbestimmen kann, was geschehen soll. "Regierung durch das Volk, mit dem Volk und für das Volk", hat einer der ersten, der diese Ideen vertraten, einmal gesagt, und das trifft es so ziemlich auf den Punkt. Versteht Ihr, in einer Monarchie, da bestimmt nur einer, und zwar der König. Und nicht selten kommt es vor, das ihm ein Großteil der einfach Menschen wie den Bauern oder Handwerkern völlig egal ist, obwohl sie bis zu 95% der Bevölkerung ausmachen können. Und dagegen wollte man mit der Demokratie angehen, jeder sollte gleich behandelt werden, auch wenn das in der Theorie immer noch leichter ist als in der Praxis!"

In seinen Augen erkannte sie, daß er immer noch nicht ganz verstanden hatte.

"Entschuldigt, wenn ich mich etwas unklar ausdrücke, es ist nur so, daß mir im Moment ziemlich viele Dinge durch den Kopf gehen, und insofern fällt es mir etwas schwer, auf Eure, wenn Ihr mir verzeihen wollt, Unkenntnis Rücksicht zu nehmen!"

Diesmal lachte er aus vollem Halse.

"Prof, du verstehst es besser, als jeder Diplomat den ich kenne, jemandem klar zu machen, was du von ihm hältst, ohne ihn zu verletzten!"

"Ich wollte damit nicht sagen, daß ich Euch für unwissend halte!" protestierte sie.

"Wirklich nicht?"

"Nein! Ich meinte das eher in dem Sinne, daß ich versuche, Euch etwas klar zu machen, was völlig neu für Euch ist!"

"Also bin ich doch unwissend!"

Als sie jetzt in erneut anschaute, erkannte sie, daß er sie auf den Arm nahm. Und, so merkwürdig es sein mochte, es gefiel ihr, auch wenn es normalerweise nichts gab, was sie so auf die Palme brachte, wie die Tatsache, daß jemand sie nicht ernst nahm.

"Entschuldige!"

Jetzt war sie es, die nicht verstand, aber er machte sich auch nicht die Mühe, es ihr zu erklären, was sie noch mehr verwirrte.

Er drehte sich um und winkte einen seiner Soldaten, die überall auf dem Gelände verteilt waren. Er flüsterte ihm einige Worte in's Ohr, woraufhin sich der Soldat wieder entfernte, und auch das Ballgelände verließ.

"Er wird jetzt deinen Koffer holen, ich halte also auch meinen Teil der Abmachung."

Sie mußte lächeln, aus irgendeinem Grund erinnerte sie das an Gatscha. Diese hatte vorhin auch etwas verlangt, im Gegenzug für ihre Beobachtungen, und dies mit fast genau den gleichen Worten.

"Ähm, Prof?"

Sie drehte sich um und bemerkte, daß die ganze restliche Gruppe hinter ihr stand, und zwar ziemlich feixend.

"Was habt ihr denn?" fragte sie unwirsch, obwohl sie sich sehr gut vorstellen konnten, was ihre Freunde hatten, denn vermutlich hatten sie zumindest den letzten Teil des Gespräches mit angehört.

"Du wolltest uns doch sprechen!" meinte Boss grinsend.

Sie holte tief Luft, und fing dann an zu grinsen, weil diese ganze Situation eigentlich total zum Lachen reizte, allerdings nur unter der Voraussetzung, daß man selber nicht betroffen war. Aber das war ihr im Moment egal.

"Ja, wir müssen etwas bereden! Aber ich muß noch warten bis Mosar's Soldat wieder da ist, er holt gerade meinen Koffer aus der Slugi!"

"Hä? Welchen Koffer?!?" fragte Princess.

"Ich möchte gerne einige Bodenproben nehmen und sie untersuchen, mir ist vorhin aufgefallen, daß wir das bei unserer ersten Reise gar nicht getan haben, und ich bin doch ziemlich neugierig, aus was diese Erde hier besteht!" erwiderte sie und wünschte sich im gleiche Moment, es nicht getan zu haben, denn das würde die anderen nur neugieriger machen und ihr somit die Arbeit erschweren.

"Was willst du denn untersuchen?" fragte Timmet, und sie seufzte auf.

"Es ist nichts besonderes, da ist nur etwas, was mich neugierig gemacht hat, und das möchte ich überprüfen. Aber ich glaube kaum, daß es Sinn hätte, euch das zu erklären, zumindest nicht, bevor ich nicht genau weiß, ob es wahr ist oder nicht!" schnitt sie gleich alle Fragen ab, die ihren Freunden auf dem Gesicht standen.

Dann drehte sie sich um und ging, sie wollte noch einmal über alles nachdenken.

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Eigentlich war es ein wunderschönes Fest. Das einzige, was sie gestört hatte, war Prof's merkwürdiges Verhalten, als sie ihnen von ihren geplanten Untersuchungen erzählt hatte. Oder besser, nicht erzählt hatte, sie hatte genau gespürt, daß es ziemlich wichtig für sie alle war, was ihre Freundin nachprüfen wollte. Aber in gewissem Sinne verstand sie sehr gut, warum. Es wäre vermutlich so unglaublich und erstaunlich gewesen, daß es sie nur durcheinander gebracht hätte, und das, obwohl diese Vermutung noch nicht einmal bewiesen war. Doch das war noch lange kein Grund, es auch ihr, ihrer Freundin, zu verschweigen. Darüber mußte sie lächeln, nur weil sie, Prof und Tiger die ältesten Mädchen waren, und aus diesem Grund auch so ziemlich alles miteinander teilten, mußte das noch lange nicht heißen, daß sie eine Sonderstellung einnehmen mußte.

Sie entdeckte einen kleinen Pfad, der von der Terrasse, auf der das Fest (oder zumindest der Hauptteil) stattfand, (sie wollte sich jetzt nicht unbedingt vorstellen, was hinter den ganzen Büschen und Hecken noch alles passierte....[*hehe*, Désolée, daß MUßTE sein...]) weg und in den Rosengarten führte. Sie genoß es, in der Stille durch diese wunderbaren Rosenstöcke, -büsche und -sträucher zu gehen, das alles hatte eine wunderbare Atmosphäre im Licht des Mondes, es wirkte unwirklich, mystisch und es sah teilweise so aus, als seien die Pflanzen aus Glas.

Plötzlich blieb sie stehen, vor ihr, auf einem ovalen, mit Gras bewachsenen Platz, war ein Springbrunnen. Er hatte die Form einer großen, halb geöffneten Blüte, aus deren Mitte das Wasser hervorquoll und dann leise, (man hörte nur ein ganz sanftes Plätschern) zu Boden lief. Dort befand sich ein rundes Becken, in dem das Wasser wieder aufgefangen wurde. Sie wußte nicht, wie lange sie dieses Wunderwerk anstarrte, es war einfach nur zauberhaft, sie hatte das Gefühl, noch nie in ihrem Leben etwas so schönes gesehen zu haben. Und dann bemerkte sie, daß noch jemand anders hier war.

Abrupt drehte sie sich nach rechts, und mußte zu ihrem Erschrecken feststellen, daß Boss ca. 20 Meter neben ihr stand, und sie anschaute, sie wußte nicht, wie lange schon.

Dann lächelte er leicht, und aus irgendeinem Grund lächelte sie zurück. Sie war ihm nicht mehr böse wegen dieses einen Satz von vorhin, im Gegenteil, sie schämte sich fast schon, sich überhaupt darüber aufgeregt zu haben. Sie wußte ganz genau, daß es einfach sein Stil war, zu seiner Persönlichkeit gehört, gäbe es diesen Charakterzug nicht mehr, so würde etwas fehlen, er wäre dann nicht länger Boss. Er wäre nicht mehr der Junge, in den sie sich vor drei Jahren verliebt hatte und wegen dem sie ihre Verlobung mit God gelöst hatte.

Es war merkwürdig, daß sie es sich ausgerechnet hier, an diesem Ort, eingestand, aber es schien, als könne man an diesem Platz seine Gefühle nicht verbergen.

"Entschuldige!"

Seine Stimme klang etwas gedämpft, als würde er vermeiden wollen, daß sie ihn hörte. Aber sie tat es trotzdem, und sie hatten den Eindruck, als wäre es falsch, was er da sagen würde.

Sie schüttelte den Kopf.

"Nein!"

Sie ging langsam auf ihn zu, und bemerkte, daß er eine der Anzüge trug, die die Diener des Königs ihnen hatten bringen lassen, und er stand ihm. Seine wie immer durchwuschelten Haare paßten perfekt dazu, weil sie ihm den Ausdruck verliehen, sich gegen die Normen zu stellen, was er in gewissem Sinne ja auch immer tat.

Sie sagte ihm genau das, was sie vorhin gedacht hatte, nur den Schluß verschwieg sie ihm. Doch er las es von ihren Augen ab und streckte ihr eine Hand entgegen.

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"Kommandant Mosar?"

Er wußte nicht so recht, ob es richtig war, was er hier tat, aber er hatte das Gefühl, es tun zu müssen.

Der Kommandant der Königlichen Leibgarde drehte sich um und musterte den Jungen. Schließlich nickte er.

"Ich wußte, daß einer von euch kommen würde!"

Er schluckte.

"Entschuldigt, wenn ich Euch störe, aber ich habe eine Frage!"

Mosar nickte wieder nur.

"Ich habe das Gefühl, als wäre hier etwas nicht so, wie es sein sollte!"

"Wie kommst Du darauf?"

Er schluckte erneut, und fing dann an aufzuzählen. Je länger er redete, desto schneller wurde er.

"Als erste benahm sich Zan auf dem Weg hierher sehr merkwürdig, er sagte einige Sachen, die nicht zu dem paßte, was er und über die Situation hier erzählt hatte. Zum anderen finde es ich seltsam, wie ausgestorben die Stadt ist, ich habe weder auf dem Weg zum Palast noch vom Balkon irgendein Zeichen von Leben gesehen, sie wirkt wie eine Geisterstadt! Und wo sind Manua, und Burai, und all die anderen, mit denen wir hier befreundet waren? Als wir von hier abgereist sind, dachten wir, es hätte sich alles zum Guten gewendet, und es gäbe keine Rebellen und keinen Bürgerkrieg mehr, aber gesehen haben wir noch niemanden von unseren Freunden! Und zum Schluß muß ich sagen, daß ich es sehr merkwürdig finde, daß in einer Zeit, in der man damit rechnen muß, daß die Stadt jede Sekunde von einer Armee Dinosaurier angegriffen werden kann, ein solch prunkvolles und aufsehenerregendes Fest gefeiert wird! Da kann doch irgendwas nicht stimmen!"

Der Soldat antwortete nicht sonder drehte sich wieder um und schaute erneut aus dem Fenster hinunter auf das Fest.

"Außerdem, wir hatten angenommen, daß wir hier sind, um zu kämpfen, dabei hat man uns bisher nicht die kleinste Information darüber gegeben, wie es im Palast des Himmels aussieht, und was wir tun sollen!"

Man hörte, wie Mosar tief Luft holte.

"Bisher wurde noch nicht über den Palast des Himmels gesprochen, da es ihn nicht mehr gibt!"

Er hatte den Eindruck, als würde ein Eimer Eiswasser über ihm ausgegossen.

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