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Dunkle Nächte

Wenn das Schicksal zuschlägt...
von

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Ein turbulentes Frühstück

Kapitel 39

Ein turbulentes Frühstück
 

„Ok, wir sind uns alle einig, dass dieses Verhalten mehr als seltsam ist! Oder?“ Fragte Tristan sehr offen und auch Téa stimmte ihm zu. Noah hingegen hob auf diese unvergleichliche Weise die Augenbrauen, zu der nur ein Kaiba im Stande war, und gab in leicht herablassendem Ton von sich. „Welches Verhalten genau meinst du?“ Selbst Yugi erschien diese Frage seltsam und seine violetten Augen verengten sich verirrt zweifelnd. Es war Atemu, der dem 22-Jährigen Kaiba vorwarf. „Ist das dein Ernst?“ Doch er bekam nur ein kühles Lächeln und Noah erwiderte gekonnt. „Nun, meint ihr die seltsame Begebenheit, dass Seto Kaiba den Anschein einer Schwäche zeigt und in einer fluchtartigen Reaktion das Restaurant verlässt? Oder meint ihr die irritierende Selbstsicherheit, mit der euer Freund Wheeler ihm nach ist? Sprecht ihr davon, dass beide ihre Verletzungen zu verbergen versuchen?“ Er hielt kurz inne. „Die tiefblauen Handgelenke, die euer Freund zu verstecken versucht, sind euch doch aufgefallen oder?“ Kurz ließ er seinen Blick schweifen und fuhr fort, als er nur ein entsetztes Schweigen erhielt. „Außerdem war Seto extrem schweigsam, während euer Freund wie ein Wasserfall am Quatschen war. Eventuell ist euch auch aufgefallen, dass Seto eigentlich gar nichts gegessen hat. Noch weniger, als sonst. Welche dieser Verhaltensweisen meinst du also genau, wenn du von einem seltsamen Verhalten sprichst?“ Fragte Noah den Braunhaarigen und legte dabei eine unglaubliche Überzeugung in seine Worte. „Ähm… alles?“ Gab Tristan zögerlich von sich und sah zu seinen Freunden.

Es war Atemu, der schnaubte und in einem beinahe trotzigen Ton bluffte. „Du bist ein Idiot! Dieser Kommentar war definitiv überflüssig!“ Die violetten Augen hatten sich vorwurfsvoll verengt, doch Noah lächelte nur. „Das mag wohl sein, aber dennoch ist es korrekt.“ Er sagte es in einem Tonfall, einer Mischung, die Überheblichkeit und Dreistigkeit beinhaltete. Es war Mokuba, der mit einem Seufzen meinte. „Schon gut, schon gut, es geht doch darum, dass irgendetwas passiert ist.“ Nun wirkte der 17-Jährige irgendwie besorgt. Die dunkelblauen Augen suchten immer wieder den Eingang des Restaurants ab, doch er konnte niemanden sehen. Zumindest niemanden, von dem er hoffte, dass er ihn dort sehen würde. „Ich meine, dass es ganz offensichtlich ist, dass die beiden sich irgendwie seltsam verhalten und das macht mir einfach Sorgen. Seto ist mein Bruder und Joey ist einer meiner besten Freunde. Natürlich stelle ich mir die Frage, warum es ihnen so geht. Es ist also nicht der hilfreich, wenn wir uns jetzt auch noch über solche dummen Wortklaubereien streiten.“ Er blickte streng zu seinem Bruder und dieser erwiderte den Blick eine Weile, bis er schließlich eine entschuldigende Miene aufsetzte.
 

„Na ja, vielleicht haben sie sich geprügelt. Immerhin hat Kaiba angegeben, dass er ziemlich mies zu Joey war. Ich habe keine Ahnung, was er unter dieser Beschreibung versteht.“ Gab Tea zu bedenken und sah ebenfalls zur Tür. Doch dort geschah nichts Interessantes. Menschen kamen und gingen, aber nicht die beiden. „Es ist möglich. Das würde einiges erklären, aber ich bin mir da nicht ganz sicher. Selbst wenn sie sich geprügelt haben, dann verstehe ich noch immer nicht, warum Wheeler plötzlich so einen Auftrieb hat. Das passt nicht. Ihr könnt mir viel erzählen, aber nicht, dass der Blonde Seto vermöbelt hat und gewonnen.“ Kam nun wieder herablassend von Noah und Mokuba blickte ihn erneut streng an. „Ist ja gut, aber Wheeler hat ihm bestimmt nicht so zugesetzt, dass Seto jetzt vor ihm kuscht. Das macht keinen Sinn.“ Bestand der grünhaarige 22-Jährige weiter.

„Schuld.“ Kam plötzlich von Yugi und alle Augen sahen zu ihm. „Es würde viel eher passen, dass Kaiba etwas getan hat, dass er bereut und wenn du Recht hast und Joey blaue Handgelenke hat, dann war sicher euer Bruder dafür verantwortlich. Kaiba schweigt, von der Schuld erdrückt und Joey ist selbstsicher, weil er weiß, dass er noch etwas gut bei ihm hat.“ Schlussfolgerte der junge Mann und Mokuba sah ihn mit großen Augen an. „Meinst du?“ Fragte er vorsichtig und Tea nickte. „Klar, dass kann ich mir auf jeden Fall vorstellen.“ Ihr Blick zu Mokuba war kühl, als wollte sie ihn dafür verantwortlich machen.
 

Sie standen schon vor der Eingangstür als Joey ihn noch einmal aufhielt. „Ach ja, mir geht eines nicht aus dem Kopf.“ Begann er und auch Seto blieb stehen. „Was denn?“ Wollte er wissen und Joey zog die Stirn in Falten. „Du hast da etwas von einer Hälfte wäre in der Schule und die andere Hälfte wäre auf der Arbeit und etwas von einem nicht akzeptierten Rest erzählt. Das verstehe ich nicht so recht.“ Gab er an und nun lag da ein Schmunzeln auf den Lippen des Brünetten. „Warum denn nicht?“ Wollte er wissen und Joey verzog den Mund. „Komm schon, selbst ich weiß, dass eine Hälfte 50% ausmacht und zwei Mal 50% sind 100%. Demnach bleibt kein Rest mehr übrig.“ Anerkennend nickte Seto und lächelte. „Das ist wohl wahr.“ Mehr sagte er jedoch nicht dazu und nun stieß ihn Joey leicht in die Seite. „Komm schon, mach es mir nicht so schwer.“

„Wenn ich dir das erkläre, bist du vielleicht sauer auf mich.“ Kam nun von ihm und die Augenbrauen des Blonden hoben sich gekonnt. „Na gut, ich will mal nicht so sein. Ich bin davon ausgegangen, dass Mokuba in der Schule ist, er stellt die erste Hälfte dar. Noah sollte arbeiten, er ist dementsprechend die andere Hälfte. Alle anderen kann ich nicht ausstehen und hoffte, sie nie wieder zu sehen. Demnach der ungewollte Rest.“ Erklärte der Brünette mit einem ruhigen Ton, obwohl sein Schmunzeln einen leicht frechen Schlag erhielt. Den Stoß in die Seite erhielt er ein zweites Mal. „Ach komm, du hast dich doch ganz wunderbar mit meiner Schwester verstanden. Ich weiß gar nicht, wo dein Problem ist. Und das zwischen Atemu und dir ist doch eine wahre Hassliebe oder? Ihr könnt doch beide nicht ohne einander.“ Neckte nun der 19-Jährige und erhielt seinerseits nur ein schweigsames Hochziehen der Augenbrauen. „Na ja, ich für meinen Teil kann ganz gut ohne den Pharao zurechtkommen. Allerdings war es mit deiner Schwester wirklich amüsant. Sie hat sich sehr verändert oder?“ Fragte nun der 22-Jährige und trat langsam ein. Es wurde einfach zu kalt.

„Ja, früher war sie ein sehr schüchternes Mädchen und heute ist die sehr selbstbewusst. Sie hat viel durchgemacht und das merkt man ihr auch an.“ Joey rieb sich mit den Händen über die Oberarme und fröstelte leicht. „Immerhin hat sie ihre Mutter verloren und ist von Amerika hier her nach Japan zurück.“ Kam nun leise von ihm und sein Blick fiel zu dem Tisch, an dem die anderen saßen.
 

Erst jetzt wurde ihm klar, dass ihn alle Augen anstarrten. Noch stand Seto mit dem Rücken zum Raum, weil er Joey musterte, aber auch er bemerkte die Blickrichtung des Blonden. Als er den forschenden Ausdruck in den Gesichtern seiner Brüder erkannte, war ihm klar, worum es diesen ging. „Na los, lass uns zurück zu „den beiden Halben und dem Rest.““ Neckte er und ein flüchtiges Lächeln floh über die Lippen des Blonden. „Ja, das ist eine gute Idee. Aber das solltest du ihnen lieber nicht sagen. Nachher wollen sie noch wissen, was das zu bedeuten hat.“ Neckte er nun den Firmenführer, der seinerseits eine Augenbraue in die Höhe hob. „Was interessiert mich das? Immerhin haben ich sie doch eh nicht lieb! Sollen sie ruhig wissen, was ich von ihnen halte.“ Erwiderte nun Seto in einem belustigen, nur halbernsten Ton.

Als sie an den Tisch zurückkahmen, blickten sie alle gespannt an. Joey grinste noch immer, wegen der dummen Formulierung des Brünetten. „Ihr seht ja aus, als würdet ihr eine Erklärung verlangen.“ Begann ausgerechnet Seto, in einem beinahe amüsierten Ton. „Ja, das wollen wir auch!“ Platzte der mysteriöse Mann heraus, von dem der Brünette noch immer nicht wusste, ob er wirklich ein Pharao gewesen war. „Wie schön, dass ich nicht hier bin, um euch etwas zu erklären, sondern um zu frühstücken.“ Sagte er nun herablassend und Atemu blies die Wangen aus. „Bitte was?“ Doch auch Joey konnte nicht anders und gab ihm Recht. „Ja, wir sind zum Essen hier. Ich finde es gut, dass du dich diesem bewusst gemacht hast. Also isst du nun auch etwas?“ Kam nun die Spitze von dem Blonden, doch sein Lächeln hatte etwas Sanftes.
 

„Ich? Nein! Ich wollte weiterhin in meinem Essen herumstochern und so tun, als wärest du der Mittelpunkt dieses Morgens, damit ich weiter meine Ruhe habe. Was dachtest du denn?“ Fragte Seto nun und setzte sich auf seinen Platz. Er griff demonstrativ nach der Gabel und Joey grinste breit. Es war jedoch Noah, der auf seine unverblümte Art wider dazwischen ging. „Gut, wenn ihr das geklärt habt, will ich aber immer noch wissen, was denn los war! Frage eins, warum hast du so blaue Handgelenke, Wheeler?“

Damit war der Spaß vorbei und die braunen Augen suchten den jungen Mann beinahe voll Panik. Bilder dieser Nacht flackerten vor seinem inneren Auge auf und er versteckte die Hände reflexartig hinter seinem Rücken. Auch Seto grinste nicht mehr und eine Weile war nur das ewige Brabbeln der anderen Tische, das kratzen von Messern auf Tellern und das Plätschern von Kaffee in die Tassen zu hören. „Die hat er wegen mir. Ich sagte ja, dass ich betrunken gewesen bin und ich war nicht bereit, mich so einfach von meinen Zielen abzubringen. Dabei war ich offensichtlich gröber, als mir bewusst war.“ Diese Worte waren fein ausgesucht, empfand Joey. Außerdem waren sie nicht einmal gelogen.

Die anderen am Tisch sahen sie groß an und Yugi schnappte nach Luft. „Du bist echt ein mieser Kerl oder?“ Kam zuerst von Tea, doch Atemu setzte noch einen drauf. „Das war er schon immer. Seth, Seto wirklich viel Unterschied gibt es da nicht. Hat sich in den letzten Jahrtausenden nicht geändert.“

Erneut schnappte Yugi nah Luft und sah seinen Freund an, in dem er einen großen Bruder gefunden hatte. Vorwurfsvoll war der Blick auf den alten Ägypter gerichtet, doch er sagte nichts. Ganz im Gegenteil zu Seto, der wie immer eine der feinen Augenbrauen gekonnt erhob. „Nun, das liegt wahrscheinlich nur an deinem Einfluss, verehrter Pharao!“ Der herablassende Ton in seiner Stimme hatte etwas Kaltes erhalten.
 

„Denkst du wirklich, dass ich auf diese Art anspringe?“ Fuhr ihn nun der Wuschelkopf an, der deutlich größer war, als Yugi. „Wenn es um Alkoholexzesse und nächtelanges Herumtreiben geht, gibt es wohl keinen größeren Meister, als dich und deinen kleinen Freund Bakura. Nein, ich glaube nicht, dass ich dich auf diese Weise ärgern könnte.“ Der Ton wurde noch kälter und nun passierte, was der Brünette erwartet hatte. Atemu sprang auf und funkelte den Firmenführer aus seinen violetten Augen finster an. „Ich weiß aber noch immer, was ich tue! Egal, wie viel ich getrunken habe, ich würde niemals einem Freund gegenüber so etwas tun!“ Wut brannte in seiner Stimme und dann war da ein süffisantes Lächeln auf den schmalen Lippen und Seto beugte sich leicht vor. „Ach so, gewalttätig wirst du betrunken also nur, wenn du die Leute nicht kennst?“ Fragte er direkt und der Pharao schlug wütend mit den flachen Händen auf den Tisch, er saß auf der anderen Seite. „Was bildest du dir eigentlich ein? Ich habe keine Scheiße gebaut, das warst du, wenn ich mich Recht entsinne!“

Doch diese Anschuldigungen ließen den Brünetten noch immer unberührt. Ganz langsam sickerte in Joeys Verstand, dass nichts von dem Mann zu sehen war, der sich noch eben Gedanken und Vorwürfe gemacht hatte. Nichts von dem Mann war noch da, der um seinen Bruder besorgt war, der sich Gedanken über die Zukunft machte, seine eigenen Schwächen kritisierte und sich selbstreflektierend verurteilte. Da war nur noch der Kämpfer, der Geschäftsmann, der sich verteidigen musste. War es vielleicht nur ein seltener Blick, den er hatte werfen dürfen? „Ach so, du entsinnst dich? Warst du dabei? Ich kann mich gar nicht daran erinnern. Wärest du dort gewesen, hätte ich natürlich dir meine volle Aufmerksamkeit gewidmet, mein werter Pharao!“ Joey blinzelte, als er Setos Antwort hörte und sah augenblicklich zu dem jungen Mann, der nun die Hände zu Fäusten ballte. Yugi versuchte zu vermitteln und legte seine Hand auf den Arm des anderen, doch dieser spie beinahe über den Tisch. „Glaub mir, mit mir hättest du das nicht gemacht!“
 

Schweigen. Für einen Moment herrschte absolutes Schweigen. Reflexartig starrten sich Seto und Joey an. Sie wussten, was geschehen war und der Blonde war sich nicht sicher, ob er eher vor Scharm rot anlaufen sollte oder bleich werden, bei der Vorstellung. Dem Blick des Brünetten sah er an, dass dieser eine Menge herunterschluckte. Da war er wieder, dieser Ausdruck von Eis in den Augen des 22-Jährigen und heute konnte er sie klar erkennen, diese unendlich starken Gefühle, die er unter einer dicken Schicht aus Eis verbarg. Die beide hatten das gleiche Bild vor Augen und Joey wollte den jungen Mann nicht gefesselt und geknebelt auf dem Bett liegen sehen. Nein, das war eine Vorstellung, die er einfach nicht ertragen konnte.

„Ja, du hast Recht, mit dir hätte ich das nicht getan.“ Kam plötzlich in einem beinahe versöhnlichen Ton und Seto griff nach seinen Tasse Kaffee, um einen kräftigen Schluck zu nehmen. „Was?" Kam völlig unerwartet von Atemu, der nun verwirrt von einem zu anderen blickte. Er hätte niemals gedacht, dass sich Seto auf so eine Aussage einlassen würde. Er gab ihm Recht? Noch irritierter starrte er von einem zum anderen, doch noch immer hatte sich der Ausdruck in ihren Gesichtern nicht verändert. „Ok, was haltet ihr davon, wenn wir jetzt einfach diesen ganzen Zirkus vergessen. Seto und ich haben das offen bar selbst geklärt und es geht niemanden an, was geschehen ist. Was in Dubai geschehen ist, bleibt in Dubai!“ Kam nun bestimmend von Joey und er straffte die Schultern. Seine Schultern. „Also, ich für meinen Teil habe immer noch Hunger, kommt vom vielen Erzählen. Davon einmal abgesehen, dass wir das sehr gut untereinander geklärt haben und ich nicht der einzige war, der einstecken durfte.“ Schloss er die Diskussion und Seto zuckte leicht zusammen. Da er ebenso automatisch mit den Fingern über seine Nase fuhr, fiel es kaum auf. Aber „einstecken“ war nicht gerade das passende Wort, für diese Situation. Zumindest an all das, was seine Erinnerung noch farbenprächtig hergab, war es Joey gewesen, der „eingesteckt“ hatte.
 

Als er aufsah, konnte er den zweifelnden und musternden Blick des Pharaos erkennen. „Dank deinem Freund habe ich jetzt schon zwei Mal Nasenbluten gehabt. Wenn ich demnächst sage, dass er einen Dickschädel hat, dann meine ich das auch so.“ Brummte der Brünette und Joey hustete. „Ja, ich… also…“ Doch ein Grinsen konnte er dennoch nicht unterdrücken. Es war eine gewisse Peinlichkeit dabei, aber der Schlag hatte gesessen. So ließ er sich auf seinen Platz nieder und drehte den Stuhl, dass er direkt zu Seto sehen konnte, neben dem er saß. „Was?“ Kam von diesem fragend und Joey meinte locker. „Da gibt es noch einen Deal, den du nicht eingehalten hast.“ Er griff nach der Gabel, die mittlerweile wieder neben dem Teller lag. Auffordernd hob er sie an und hielt sie dem Brünetten hin. „Glaubst du, ich hab es nicht gesehen?“ Frozelte er und die eisblauen Augen verengten sich. Er konnte den Hauch des Todes beinahe spüren, den der andere verbreitete. „Komm schon, muss ich dich füttern, damit du isst?“ Neckte er nun und im nächsten Herzschlag riss ihm Seto die Gabel aus der Hand. „Wenn du das tust….“ Doch widererwartend folgte keine genaue Beschreibung dessen, was dann geschehen würde.

„Was für einen Deal meinst du?“ Fragte nun Mokuba neugierig und Joey grinste. „Oh, nach dem ich ihn oft genug geärgert habe, dass er außer Alkohol am Morgen nichts runter bekommt, haben wir den Deal gemacht, dass ich ihn dazu zwingen darf, dass er auch etwas Anständiges isst, dafür macht er das nur, wenn ich auch etwas esse.“ Erklärte Joey und ließ dabei den Brünetten nicht aus den Augen, der das kleinste Stück Tomate fand, dass auf seinem Teller lag, um es demonstrativ in den Mund zu stopfen. Dann meinte er verstimmt. „Denkt daran, dass du eben noch gesagt hast, dass du auch noch nicht satt bist.“ Mit einem breiten Grinsen griff Joey eines der Reisbällchen aus der Schüssel und setzte sich wieder so hin, dass er Seto dabei im Blick hatte. „Ja, und denkt du daran, dass ich schon einiges an Vorsprung habe.“
 

Noah beobachtete noch eine Weile dieses Spiel. Irgendetwas war geschehen, dass nicht nur negativ gewesen sein konnte. Selbst die Verteidigung, mit der Joey anscheinend in dieser Auseinandersetzung einen guten Schlag ausgeteilt hatte, konnte es nicht sein. Nachdenklich stellte er sich die Frage, was für Vorlieben sein Bruder hatte. Es gab Themenbereiche über die hatten sie nie gesprochen und Noah wusste nicht einmal, ob er den Mut dazu hätte, Seto nach so etwas zu fragen. Er wusste gerade einmal, dass Seto auch auf Männer stand. Könnte es sein, dass die beiden…? Das würde einiges erklären oder? Er selbst hatte bisher und wahrscheinlich auch für den Rest seines Lebens keinen Sex. Aber hieß es nicht immer, dass diese Form der Intimität die Beziehung zwischen zwei Menschen veränderte? Könnte es wirklich sein, dass die beiden miteinander geschlafen hatten? Immerhin war Seto vorhin mehrfach für Joey eingesprungen, als dieser von Tea bedrängt wurde. Auch jetzt wieder ging er Atemu an, nur um an der entscheidenden Stelle zu dem Blonden zu blicken und eine Reaktion anzubringen, von der er nicht wusste, dass sie möglich war. Genauso wie jetzt. Wenn einer der anderen, ja, wenn Mokuba den Blödsinn mit der Gabel gemacht hätte, was wäre nur für ein Donnerwetter los. Aber dieses beinahe affige Spiel, dass Joey immer nur einen Bissen nahm, wenn Seto es ebenfalls zuvor getan hatte, tollerierte dieser anscheinend.

Doch das hob die Stimmung irgendwie wieder und Joey gab reichlich dumme Kommentare von sich, damit wieder gelacht wurde. Langsam zog eine entspannte Lockerheit ein und dennoch konnte Noah nicht aufhören, über diese Situation nachzudenken. Wahrscheinlich wäre er nicht der einzige. Auch Yugi schien es nicht loszulassen. Seine violetten Augen wirkten traurig, als wüsste er etwas, dass dem Grünhaarigen entgangen war. „Eines muss ich aber sagen, dass Essen war wirklich richtig gut! Ich hätte am liebsten noch vier Wochen dran gehängt, nur um mehr davon zu bekommen.“ Berichtete Joey begeistert.
 

Als Seto die Rechnung bezahlte, war die Stimmung zwiespältig. Sie alle hatten nicht vergessen, dass etwas zwischen den beiden gelaufen war, von dem sie noch immer nicht wussten, was es sein könnte. Doch die beide hatten es anscheinend ausreichend im Griff und die kindlichen Neckereien, die offenbar von dem Brünetten geduldet wurden, erweckten einen lockeren Eindruck. Niemand war sich sicher, ob es auch der Wahrheit entsprach, doch keiner wagte eine weitere Nachfrage. „Und? Habe ich dir wieder die Haare vom Kopf gefuttert?“ Kam frech von Joey, der den Hals etwas reckte. Seto steckte gerade sein Portemonnaie ein, während er den Blick der braunen Augen suchte. Dann griff er nach dem Pullover und meinte grinsend. „Hast du, aber jetzt siehst du wenigstens nicht mehr ganz so verloren in meinen Klamotten aus. Ich könnte glauben, dass du hinein gewachsen bist.“ Erstaunt blies Joey die Wangen auf und sah an sich herunter. „Hast du mir gerade gesagt, dass ich fett werde?“ Fragte er nun entrüstet und hob den Blick wieder.

Ein Lachen, herablassend aber nicht kalt. „Nein, das wollte ich zwar nicht sagen, aber das gefällt mir auch.“ Kam von dem 22-Jährigen, den diese Vorstellung anscheinend erheiterte. Blicke trafen sich und ein Schmunzeln blieb. Schweigen erfüllte sie beide, während ihre Augen tief ineinander zu versinken schienen. Erstaunt beobachten Mokuba, Noah und Yugi dieses. „Wir sehen uns dann morgen wieder. Du hast heute frei.“ Gab er ruhig von sich und Joey hob die Augenbrauen. „Ach komm, du bist doch genauso müde, wie ich. Außerdem hast du bezahlte Urlaubstage, die du irgendwann auch nehmen musst. Ich habe dir für heute einen angerechnet. Ab mit dir ins Hundekörbchen, damit ich dich morgen wieder an die Leine legen kann.“ Kam dreist von Seto, der dafür einen Knuff in die Seite erhielt. „Pass bloß auf, nachher beiß ich dich noch!“

Die schlanken Finger legten sich auf die Schulter des jungen Mannes und Seto beugte sich vor. Seine feinen Lippen kamen dem rechten Ohr des Blonden so nahe und dann flüsterte seine tiefe Stimme leise Worte. Worte, welche die braunen Augen zu großen, runden Wagenrädern werden ließen. Worte, welche zu einem sofortigen Anstieg der roten Farbe in seinem Gesicht führte. „Ich wollte es ja nur mal erwähnt haben.“ Kam nun halblaut von ihm und im nächsten Moment war der Schlag deutlich kräftiger als ein freundschaftlicher Knuff. „Du Idiot!“ Schimpfte Joey und lief noch dunkler im Gesicht an.
 

Seto hingegen hob die Hände als Geste der Unschuld und lächelte nur. Sagen tat er dazu nichts mehr, nur kurz blickte er zu seinen Brüdern. „Bin gleich wieder da.“ Kam in einem verdächtig ruhigen Ton und Joey schimpfte leise weiter. „Was bildet sich dieser Fatzke eigentlich ein?“ Verwirrt sahen die anderen dem schlanken Rücken nach, der in Richtung der Toilettenräume verschwand und Serenitiy fragte zurückhaltend. „Willst du uns sagen, was er da von sich gegeben hat oder lieber nicht?“ Die Empörung, die sie dann erhielt, war erstaunlich. „NEIN! So eine dreiste, freche, dumme Aussage gehört nicht noch einmal wiederholt und schon gar nicht meiner kleinen Schwester gegenüber! Was denkt dieser Kerl eigentlich, wer er ist?“ Kam nun lauter von ihm und Joey begann sich aufzuregen.

Seine Schwester versuchte ihn zu beruhigen, doch das schaffte sie kaum. Er schimpfte nur weiter und so bemerkte niemand, wie sich Atemu von der Gruppe entfernte. Er folgte dem Brünetten zu den Toilettenräumen und als er diese betrat, wusch Seto schon am Waschen seiner Hände. Die eisblauen Augen blickten zu ihm auf und erst zu spät erkannte er die Wut in den Violetten. Der junge Mann trat mit festen Schritten auf ihn zu und als er gerade den Wasserhahn abgestellt hatte, wurde er auch schon gepackt. „Wenn du noch einmal deine verdammten Hände an ihn legst!“ Begann der Pharao voller Zorn und drängte ihn zurück. Nur einen Herzschlag später stieß Seto mit dem Rücken gegen die Wand und musterte dennoch ungerührt das Gesicht des deutlich Kleineren. „Was genau meinst du damit?“ Fragte er in einem herablassend süffisanten Ton und die eiskalten Augen wichen keinen Moment dem Blick des ehemaligen Herrschers aus. „Wenn du noch einmal einen solchen Scheiß mit ihm machst, dann glaube mir, lasse ich 5.000 Jahre Grausamkeit an dir aus.“ Fuhr ihn der Mann an, beide Hände hatten sich tief in den Pullover vergraben. Er funkelte von unten herab zu ihm hinauf.

Doch der Angesprochene schien sich nicht sehr darum zu kümmern. Elegant hob er die rechte Augenbraue und meinte trocken. „Waren es nicht eher 3.000? Ich bin mir da nicht so ganz sicher. Aber ist ja auch schon ein paar Leben her. Da kann man ja vergesslich werden, nicht wahr Pharao?“ Ein dreckiges Grinsen erschien auf den Lippen des Brünetten. „Ach warte, sagtest du nicht so etwas wie, dass du die gesamte Zeit in diesem Puzzle eingesperrt gewesen bist. So ein Pech aber auch.“
 

Es geschah schnell und effektiv. Atemu wollte zuschlagen, doch die schlanken Finger ergriffen sein Handgelenk schon, bevor seine Faust das Ziel erreichen konnte. „Ich weiß, dafür, dass ich an den ganzen Scheiß nicht glaube, nehme ich ihn doch ziemlich ernst. Hör zu, es interessiert mich einen Scheißdreck, was dir durch dein verwirrtes Köpfchen geht. Von jemandem wie dir lasse ich mir sicher nichts verbieten und mich schlagen erst Recht nicht. Glaubst du, dass du überhaupt eine Chance hast?“ Wollte er wissen und Atemu riss seine Hand wieder aus dem harten Griff los. „Hast du es so gemacht? Was auch immer du mit Joey angestellt hast, hast du es so gemacht?“ Wollte der junge Mann nun wissen und für einen winzigen Moment hatte er den Eindruck, dass sich etwas im Blick der eisblauen Augen verändert hatte. Sah er da Schuld?

Noch immer hielt der Pharao den Mann mit einer Hand fest, ein Fehler. Gesickt griff Seto nun nach diesem Handgelenk und zwang den Wuschelkopf mit den spitzen Haaren in eine Drehung. Nur einen Atemzug später schrie Atemu auf und spürte den stechenden Schmerz durch seine Schulter fahren. Seto hatte ihm den Arm auf den Rücken gedreht und ihn über das Waschbecken nach unten gedrückt. Nun war der Wasserhahn nur noch eine Handbreit von seinem Gesicht entfernt. „Hör zu, heute ist nicht der Tag, an dem ich Lust habe, mit dir zu spielen! Wenn du unbedingt Prügel kassieren willst, werde ich deinem Flehen gerne nachkommen, aber ich habe weder Interesse, noch Vergnügen daran.“
 

Die beiden Gegner waren Feinde, Freunde, verbunden über Jahrtausende. In einer fließenden Bewegung zog Atemu den freien Arm nach vorne und stieß sich voller Kraft vom Waschbecken ab. Er warf sein gesamtes Gewicht gegen den Brünetten, der so erschrocken zurückweichen musste. Eine Kopfnuss hatte schon gestern gereicht! Er ließ das Handgelenk wieder los und sah die Drehung, in welche der Pharao ging. Dieser wollte erneut angreifen, doch etwas hielt Seto auf. Für einen Moment sah er den Blick der braunen Augen, voller Angst und Panik, als dem Blonden bewusst wurde, dass er auf dem Bett gefangen war. Fast zu spät stoppte Seto diesen Angriff und blinzelte kurz. „Es reicht!“ Fuhr er den Mann an und musste bewusst tief ausatmen. „Ach ja, was reicht denn? Deine…“

Ein Räuspern ließ Atemu innehalten und beide Männer blickten zur Tür. Dort stand Joey, der sie mit großen Augen anstarrte. Hinter ihm blickte Noah interessiert über die Schulter des Blonden und versuchte abzuschätzen, was hier geschah. „Nur damit ich das richtig verstehe, ist da wirklich etwas an dem ganzen Gerede dran, dass du ein mehrere tausend Jahre alter Pharao bist und Seto dein Priester?“ Schweigen. Keiner der beiden sagte etwas. Auch Joey wusste nicht, was er antworten sollte. „Und wer ist jetzt auf wen neidisch? Prügelst ihr euch jetzt, weil dein Priester was mit einem anderen Kerl angefangen hat und dich nicht ran lässt oder ist es eher der Punkt, dass du eigentlich auf ihn scharf bist und die alte Rivalität zu… warte… Seth? Ja, Seth. Also, bricht die alte Rivalität wieder auf?“
 

„WAS?“ Kam nun laut von Joey, der sich schockiert umdrehte. Auch Atemu starrte Noah entsetzt an. „Ich hatte nie etwas mit einem Mann! Ich stehe auf Frauen! Und NEIN, ich habe nie mit Seth ein Bett geteilt! Vergiss es! Das werde ich auch nie tun!“ Schimpfte er entgeistert und Seto ließ ihn los. „Glaub nicht allzu viel von dem Mist. Wie wahrscheinlich ist es, dass ich die Widergeburt eines uralten, ägyptischen Priesters bin?“ Fragte er und setzte sich in Bewegung. „Die Wahrheit ist, dass er daran glaubt und ich nicht. Vielleicht ist das falsch, aber noch konnte mich nichts nachhaltig überzeugen. Allerdings schließe ich nicht gänzlich aus, dass es eine Art Magie geben könnte. Ausreichend Unerklärliches habe ich gesehen.“ Der Tonfall war abwertend und kalt. Dennoch war Atemu über diese Worte verwundert. „Aber eines kann ich dir auf jeden Fall sagen. Ich werde mich niemals unter absolut keinen Umständen um einen anderen Mann prügeln. Wenn der Pharao den blonden Kötter im Bett haben will, soll er gerne. Das ist mir egal.“

Mit diesen Worten ging er an ihnen vorbei und verließ die Toilettenräume. Joey blickte ihm schweigend nach und wirkte mit einem Mal traurig und verletzt. „Ich hasse diese Seite an ihm.“ Brumme er und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Er atmete durch und straffte die Schultern. Auch Atemu trat zu ihm und seufzte. „Weißt du, Seth und ich waren vielleicht Rivalen und ich habe ihn oft geärgert, aber wir waren auch Freunde. Kaiba und ich sind letzteres glaube ich nicht.“ Kam leise von ihm und er rieb sich die Schulter. Schwiegen herrschte eine ganze Weile und dann meinte Noah plötzlich. „Du vermisst ihn oder? Darum reagierst du immer so extrem auf ihn. Jedes Mal, wenn ihr euch trefft, fliegen die Fetzen oder die bösen Worte.“ Nachdenklich und auch ein wenig erstaunt sah Atemu zu ihm auf und nickte dann. „Ja, das stimmt. Ich vermisse ihn wirklich. Ich konnte Seth auf eine gewisse Weise vertrauen und Seto sieht ihm wirklich ähnlich.“
 

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Als die schwarze Kawasaki das Grundstück verließ, stand Noah am Fenster und sah ihr nach. Es war schon lange dunkel draußen und das Licht der Maschine war auf der Straße noch eine Weile zu erkennen, bevor es hinter der nächsten Kurve verschwand. Seto hatte sich nach ihrer Rückkehr noch einige Stunden hingelegt und geschlafen. Zumindest hatte er das behauptet. Bei ihrem gemeinsamen Abendessen sah er auf jeden Fall wieder etwas besser aus. Er war auf der Rückfahrt und am Abend sehr schweigsam gewesen und Mokuba und Noah hatten das Gefühl, dass er irgendwie bedrückt wirkte. Doch sie wollten ihn nicht danach fragen. Was in den Toilettenräumen geschehen war, hatte Noah seinem Bruder nicht erzählt. Er wollte nicht, dass sich der Schwarzhaarige Sorgen machte. Doch was hatte es zu bedeuten, dass Seto mitten in der Nacht das Haus verließ?
 

~~~ooo~~~
 

Die kalte Nachtluft war langsam unter seine Jacke gekrochen, währen der Fahrtwind an ihr zerrte. Die Sterne über ihm kamen nur hin und wieder zum Vorschein. Die meiste Zeit waren sie unter dicken Wolken verborgen. Er hatte den Weg durch die Straßen der Stadt nicht nehmen müssen, denn die Auffahrt zur Schnellstraße war von seiner Villa gut zu erreichen gewesen. Kaum ein anderes Auto war ihm um diese Uhrzeit begegnet und ein anderer Motorradfahrer erst recht nicht. Es tat gut. Die Maschine schnurrte, wie eine wilde Raubkatze, die endlich wieder jagen durfte. Das Vibrieren des Motors erfüllte seinen gesamten Körper mit kleinen Schwingungen und das Geräusch füllte seine Ohren. Kröche die Kälte nicht langsam in seine Kleidung, wäre er gerne noch weiter gefahren. Doch sein Ziel lag nahe und er wusste, dass er jetzt schon spät war.

Die Fahrt herunter von der Schnellstraße war seltsam. Plötzlich erschien ihm die Geschwindigkeit zu gering. Er hatte beinahe das Gefühl, dass er umkippen würde, so langsam war er. Doch die 57km/h auf seinem Tacho erzählten eine andere Geschichte. Er musste sich zusammenreißen. Wenn er jetzt nicht Acht gab, war das Risiko zu hoch, doch zu verunglücken. 53km/h. Er legte sich in die weite Kurve und wusste, dass es falsch war. Die Maschine folgte geschmeidig und er spürte den Asphalt immer näher kommen. Er ging tiefer, der Winkel wurde stärker und dann war er da. Der eine Punkt. Das Gewicht verlagern, den Lenker zurückziehen und das Meisterwerk aus Stahl und Schrauben wieder in die richtige Lage bringen. Zurück, aufrichten. 59km/h.

Nicht beschleunigen. Er sah die Häuser nur an sich vorbeirauschen und zwang sich erneut dazu, die Geschwindigkeit zu reduzieren. Er konnte nicht sehen, ob von rechts jemand kam. 56km/h. Da hätte sein Ende sein können. War es aber nicht. Es kam ja keiner und wenn jemand käme, hätte er ja Licht an. 52km/h. Es war mitten in der Nacht und er musste endlich langsamer werden. Er raste durch eine Wohnsiedlung und hier waren maximal 30 erlaubt. 47km/h. Wieder eine Kurve und dieses Mal zog er die Bremsen. Der Wind ergriff ihn kalt, der Motor heulte auf, als er aus der Kurve viel zu schnell heraus fuhr. Ein Abfall auf 25 km/h und dann ein Anstieg auf 49km/h zurück. Langsamer. Er musste langsamer werden.
 

Die nächste Kurve war zu eng. Er spürte, wie sein Hinterrad wegdriftete und er die Kontrolle über die Maschine zu verlieren drohte. Sein Herzschlag setzte aus und er musste an Joey denken. Was würde dieser wohl denken, wenn er hier starb? Wäre es ihm egal? Er hatte sie noch abfangen können, das Durchdrehen des hinteren Rades war laut und brach sich wie ein Echo an den Häuserwänden.

Der Schrecken saß. 28km/h. Ein flacher Atem und die Brust schmerzte. Als er schließlich kurz vor dem Parkplatz ankam, bremste er auf 14km/h herunter. Langsam fuhr er auf diesen auf und verlor weiter Geschwindigkeit. Es war kalt und dunkel. Dieser Parkplatz war immer dunkel. Er schwang sich vom Rücken seiner Maschine und stellte diese ab. Er verriegelte sie und öffnete dann die Tasche, die sich unter dem hinteren Sitz verbarg. Hier kam sonst sein Helm hinein, heute nahm er ein kleines Bündel heraus. Es wirkte grau im spärlichen Licht. Als er mit den schweren Motoradstiefeln über den Parkplatz ging, knirschten die Kiess Steine unter seinen Füßen. In der Stille der Nacht erschien es ihm unglaublich laut. Wie ein gewaltiges Hallen, welches alles erfüllte und von jedem gehört werden musste. Er stand vor einer kleinen Treppe, die hinauf zu einem Torii führte. Das Rot war sogar jetzt noch zu erkennen. Nicht als Rot direkt, aber als dieser graue Stich, bei dem man wusste, dass es rot war. Langsam ging er die Treppe hinauf und begriff, dass er dennoch nicht in der Mitte lief. Er warf einen Blick hinauf zu dem Tori und dann schritt er still am Rand entlang. Natürlich wich er keinem Gott aus, der gerade jetzt das Tor passieren wollte. Er musste an Atemu denken. War es wirklich unmöglich, dass er Seth war? Wenn Atemu die Wahrheit sagte? So unwahrscheinlich konnte das doch gar nicht sein oder?
 

Schweigend betrat er den oberen Platz und hatte das Gefühl nie fort gewesen zu sein. Es war alles noch genau so, wie es sein sollte. Er zog den Helm vorsichtig ab und legte ihn neben dem Brunnen ab. Auch seine Handschuhe zog er aus und stopfte sie in den Helm. Er begann die Hände und das Gesicht zu waschen. Das Wasser war eiskalt. Ein Schauer ergriff ihn und dann sammelte er alles wieder ein, um weiter auf den Platz im Inneren zu gehen. Der kleine Schrein, von dem er Joey erzählt hatte. Er fröstelte bei der Vorstellung, hier gleich mit nackten Füßen über den Boden zu laufen. Sein Blick fiel hinüber zur Halle. Noch brannte dort Licht. Der Sensei war also noch wach.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Es steht übrigends fest. Seto wird kein Mörder werden und ich passe die Geschichte entsprechend an.

Ich hoffe, dass ihr auch mit diesem Kapitel wieder Freude hattet und verzeit den groben Ton darin. :)

Liebe Grüße
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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Wuwufan
2022-06-27T20:30:55+00:00 27.06.2022 22:30
Man merkt, dass sich die beiden immer mehr annähern. Hoffentlich geht es so weiter :)
Finde es sehr gut, dass Seto kein Mörder wird. Er entwickelt sich so langsam in die richtige Richtung.
Bis bald :D
Antwort von:  Traumfaengero_-
28.06.2022 09:16
Hallo Wuwufan,

ja, es geht in die richtige Richtung, aber wir haben noch eine Menge vor uns. Es gibt noch viele Stolpersteine, über die die beiden müssen. Aber schauen wir mal, wie es im nächsten Kapitel weiter geht. Da haben sie eine neue Chance, sich weiter anzunähern oder sich weiter voneinander zu entfernen. :)

Liebe Grüße
Traumfänger
Von:  TaniTardis
2022-06-15T04:18:06+00:00 15.06.2022 06:18
War sehr interessantes Kapitel, es freut mich das Seto Joeys Rat befolgt hat und nun zur seinem Sensei geht. Bin gespannt wie es mut den beiden weiter geht...und ob Seto es schafft seine inneren Dämonen zu besiegen... Lg
Antwort von:  Traumfaengero_-
28.06.2022 09:13
Liebe TarniTardis,

das ist die Frage aller Fragen. Wird er es schaffen, dass zerstörte Vertrauen von Joey wieder zu gewinnen und findet er einen Weg mit seiner eigenen Vergangenheit abzuschließen? Oder begreift er erst zuspät, dass er die Liebe seines Lebens schon verloren hat? Seien sie auch nästen Monat wieder dabei, wenn "Dunkle Nächte" in die nächste Runde geht und Seto eine neue Chance erhält, sich seiner Liebe bewusst zu werden! :)

Danke für deinen lieben Kommentar. ♥ Ich fiebere ja auch ein wengi mit, weil immer wieder neue Ideen kommen, doch bisher bleibt das Ende...

Liebe Grüße und verzeih, dass meine Antwort erst jetzt kommt.
Traumfänger
Von: abgemeldet
2022-06-06T14:18:30+00:00 06.06.2022 16:18
Fand das Kapitel nicht schlecht, habe aber auch einige kleinere Fehler gefunden. Entweder falsche Wortwahl, oder auch einmal verdrehte Buchstaben. Kann aber nicht mehr sagen wo genau.
Antwort von:  Traumfaengero_-
06.06.2022 18:30
Hi SeraMizuhara,

ja, das kann gut angehen. Normalerweise versuche ich das Kapitel zwei Mal zu lesen, damit ich die Fehler alle finde oder zumindest die meisten. Dieses Mal wurde es etwas knapp und so werde ich mich heute Abend wohl noch mal ran setzen. Wenn du so viele gefunden hast, dass es dir aufgefallen ist, sollte ich noch mal nachlesen. :)


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