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Dunkle Nächte

Wenn das Schicksal zuschlägt...
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Leider lässt mir mein Studium nicht mher so viel Zeit zum Schreiben und es könnte jetzt wieder länger dauern, bis das nächste Kapitel kommt.

Liebe(r) Onlyknow3,

ja, auch er hat sanfte Seiten und manchmal braucht man Mandel-Krokant-Schokoladentörchen dafür! ;)

Libe Lunata79,

ach quatsch, Seto leugnet nur seine gute Seite! Aber wer hat schon eine Chance gegen honigbraune Augen? Machen wir uns weiter auf die Suche nach den guten Seiten von setos Seele. :D

Liebe Taiet-Fiona-Dai,

bei mir ist er wirklich etwas sensibel und vielleicht auch etwas zu unwissend. Er unterschätzt sich allerdings selbst sehr gerne und seine Sorge um Serenity hat ihn auch ein Stück weit verändert. Seine große Klappe wird er aber nie verlieren!

Dann wünsche ich euch viel Spaß mit dem nächsten Kapitel! Komplett anzeigen

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Neue Blickwinkel

Kapitel 20

Neue Blickwinkel
 

Noch immer saß er da und starrte auf das Bild, das sich da vor ihm auf dem Bildschirm zeigte. Mit einem Mal wurde dieser dunkler und dann wurde er gänzlich schwarz. Joey schluckte und griff schweigend nach der Bedienungsanleitung. Irgendwo musste doch stehen, wie man dieses Bild wieder ändern konnte! Langsam blätterte er die großen Seiten um, las Zeile für Zeile noch einmal und dann fand er es. Ok, er musste noch ein paar Einstellungen vornehmen und dann konnte er auch das Bild ändern. Mühsam arbeitete er sich Punkt für Punkt durch. Ein zusätzliches Betriebskonto hatte Seto schon für ihn eingerichtet und die notwendigen Notizen fein und ordentlich in die Anleitung geschrieben. Wie konnte ein Mann eigentlich so eine Handschrift haben? Dann endlich kam er zu der Stelle, an der alles abgeschlossen war. Nun musst er unter „Einstellungen“ den Punkt „Anzeige“ wählen und fand dann auch die Funktion für das Hintergrundbild.
 

Joey ließ die Schultern hängen. Ja, natürlich, wieso sollte das auch so einfach sein? Natürlich waren alle anderen Alternativen gegen ein und das selbe Bild ersetzt worden. Er hatte also keine andere Wahl oder? Er griff nach der Anleitung und blätterte sie noch einmal durch. Hm, er konnte doch aber auch andere Bilder nutzen oder? Wenn er selbst ein Photo machte, dann sollte das doch gehen?

Joey bemerkte nicht, dass Hayato mittlerweile vor ihm stand und ihn fragend anblickte. „Alles ok bei dir?“ Fragte er und musste schmunzeln als der Blonde zusammen zuckte. „Meine Güte, hast du mich erschreckt!“ Beschwerte sich der 19 Jährige und musste dann doch grinsen. „Oh, danke.“ Sagte er, als ihm die Teller auffielen, die der schwarzhaarige Mann in Händen hielt. „Und?“ Fragte er noch einmal und bemerkte, wie Joey das schwarze Handy umgekehrt auf den Tisch legte. „Oh, mir geht es sehr gut soweit. Ich bin nur dezent überfordert mit diesen komischen Telefonen.“ Lachte er und schritt um den Schreibtisch herum. „Kommst du heute wieder zum Mittagessen?“ Fragte er und seine honigbraunen Augen leuchteten, als er ein ja bekam. „War gestern noch alles soweit ok? Ich meine, Seto hat eine ganz schöne Welle gemacht.“ Sie gingen hinüber in die Küche und Joey holte aus dem Schrank einen blauen Kaffeebecher. „Ja, es war erstaunlich ruhig. Wir hatten ja schon alles geplant und so konnten wir auch ohne unseren Chef weiter machen. Jetzt müssen wir nur schauen, wie es in der nächsten Woche wird. Donnerstag müssen wir die nächste Bestellung fertig machen und wer dafür zuständig ist, steht noch nicht fest. Eventuell machen wir es einfach alle zusammen. Seit Okamura weg ist, macht die Arbeit in der Küche wieder richtig Spaß. Es ist jetzt keiner mehr da, der immer auf uns herum hackt und nichts tut!“ Lachte er und begrüßte Yuriko, die nun auch zu ihnen gekommen war.
 

Mit einem Seufzen stand er vor der Tür und kurz flohen seine Gedanken wieder zum Tag vorher. Bisher war es gefühlt eher schlechte Erinnerungen, die er mit dem Klopfen an dieser Tür verband. Flüchtig schaute er hinüber zum Schreibtisch und das Bild kam ihm wieder in den Sinn. Klasse, Seto schaffte es wirklich einem ein schlechtes Gefühl einzutrichtern. Ein wenig wütend über sich selbst klopfte er an die Tür und trat dann ein. Er wusste noch nicht, was er erwarten konnte. Seto liebte seine kleinen Spielchen und trotz alle dem war da vorhin so ein kurzer, wundervoller Moment gewesen.

Der Brünette saß noch immer an den Unterlagen, die er vorhin von Joey bekommen hatte und schaute nur kurz zu ihm auf. „Warte noch eben.“ Gab er von sich und griff nach dem eleganten, schwarzen Füllfederhalter, um sich auf einer der Seiten eine kleine Notiz zu machen. Dann schob er die Blätter wieder zusammen, sortierte noch ein letztes entsprechend ein und legte alle auf die Seite. Schweigend stellte Joey den Becher Kaffee und den Teller mit den zwei Broten auf den Tisch. „Sind die Unterlagen vollständig oder fehlt noch etwas?“ Fragte er vorsichtig und der Brünette schüttelte den Kopf. „Es ist alles da. So wie es bisher aussieht, passen alle Angeben. Ich habe zwar noch ein paar Fragen, aber die werde ich dann direkt mit Mr. Harukaze besprechen.“ Gab er nur nebenher von sich und war schon wieder in die Unterlagen vertieft, die er eben zur Seite geräumt hatte. Wahrscheinlich war das so das Beste! Joey wollte sich schon abwenden, als er unter all der geöffneten Post das Bild sah, welches er ihm heute Morgen auf den Tisch gestellt hatte.
 

Seine Gedanken schweiften um das Photo auf dem schwarzen Telefon und dann entschied er sich für einen vielleicht wahnsinnigen Entschluss. Er zog den Rahmen vorsichtig unter der Post hervor und stellte es dorthin zurück auf den Schreibtisch, wo er es heute Morgen schon einmal platziert hatte.

Nur kurz hob der 19 Jährige den Blick und sah in die eisblauen Augen, die ihn fragend musterten. Joeys Herz schlug bis zum Halse, als sich die rechte Augenbraue in den Höhe schob. Was auch immer Seto dachte, er sagte nichts. Gar nichts! Für einen kurzen Moment überlegte sich der Blonde, ob er dafür eine Rechtfertigung von sich geben sollte, doch er schwieg ebenso beharrlich. Wenn Seto nichts sagte, dann würde er das eben auch nicht tun. Warum sollte er sich rechtfertigen, wenn er nicht angeklagt wurde?

All diese Gedanken verhinderten nicht, dass Joey erst nach dem Schließen der großen Tür wieder atmen konnte. Er hatte die Luft angehalten, sein ganzer Körper war so angespannt gewesen, dass ihm jetzt alles weh tat. Ok, ein Bild gegen ein Bild! Wenn er schon mit seinem leben musste, dann sollte es der Mistkerl auch. Noch immer hielt er den Türgriff fest und ließ ihn nur langsam nachdenklich los. Hatte diese Szene eben etwas zu bedeuten? Er hatte nichts gesagt, gar nichts! Er hatte es so hingenommen, genauso wie er es hinnahm, dass Joey ihm um 10:30 Uhr etwas zu essen auf den Tisch stellte. Er nahm es einfach so hin. War das ein gutes Zeichen?
 

Noch immer war er so nachdenklich, als er in die Küche zurück kam. Yuriko hatte ihren Teller mit zu ihrem Platz genommen und so machte sich Joey einen heißen Tee. Wenn er nun also nur weiter mit dem machen musste, was er bisher tat? Klar, Kaiba war ein mieses Arschloch, aber er hatte das Photo gesehen. Mokuba und Noah schienen so glücklich und auch er hatte irgendwie einen seltsam zufriedenen Ausdruck. Wenn er also nur beharrlich weiter kämpfen musste und sich gegen die fiesen Attacken des Firmenführers bewies? Wenn er sich von nichts unterkriegen ließ, ob er noch einmal dieses Lächeln sehen durfte?

Nebenher begann er seine Frühstück zu vertilgen und starrte aus der großen Fensterfront des Bistrobereiches. Was konnte Kaiba ihm denn jetzt noch antun? Was gab es denn bitte, was er ihm jetzt noch vorwerfen konnte? Er hatte ihn bis aufs Blut gedemütigt und das vor der ganzen Welt. Na ja, er durfte noch einmal vor ihm auf die Knie fallen. Konnte er das nicht auch zu seinem Vorteil nutzen? Mit einem Seufzen starrte er auf den leeren Teller und stellte ihn hinüber ins Spülbecken. Seinen Tee nahm er mit zum Schreibtisch zurück und griff nach dem Telefon. Na ja, damit würde er sich später beschäftigen. Er hatte noch ein paar Anrufe abzuarbeiten. „Sally, was steht denn noch alles an?“ Fragte er und der runde Smiley bekam leuchtende Augen.
 

Die Zeit verging schnell bis zum Mittagessen. Seto hatte ihn noch um eine Aufgabe gebeten und dann am Nachmittag lag eine Besprechung an. Hayato kam wie immer pünktlich und so konnte Joey wie in den vergangenen Tagen das Essen in das große Büro bringen. Das Bild stand noch immer da, die Post war abgearbeitet und verschwunden. „Warum grinst du so? Du hast doch sicher das andere Bild gefunden oder?“ Nun gefror das freudige Lächeln auf seinem Gesicht und Joey wurde rot auf den Wangen. „Ja,… ähm, das habe ich gefunden.“ Gab er an und sah zu dem 22 Jährigen, der gemütlich in seinem Stuhl saß. „Und willst du dir wirklich die Mühe eines verzweifelten Abwehrversuches machen oder gibst du gleich zu, dass ich die Wette gewonnen habe?“ Seine kühle Stimme war von einer fiesen Freude durchtränkt. Ok, das hatte er jetzt nicht erwartet, aber klar, dass er es ansprechen würde. Er musste sich einen Moment sammeln, bevor er sein Grinsen wieder aufsetzt. „Du hast es also doch nicht vergessen. Mal sehen, ich überlege es mir noch!“ Niemals zugeben, dass die Karten auf der Hand keine Lösung boten. Niemals zugeben, dass man den kommenden Angriff nicht überstehen konnte, dass dieses Duell ein Ablaufdatum hatte. „Lass dir dein Essen schmecken.“ Meinte er nur und drehte sich damit zur Tür.
 

Sicher würde er ihn noch rufen. Sicher kam irgendeine Beleidigung, ein boshafter Rüffel. Joey ertappte sich wirklich dabei, dass er an der Tür stehen blieb und sich umdrehte. Seto Kaiba saß dort mit diesem seltsam grausamen Lächeln und dann schwieg er schon wieder. „Was willst du, Wheeler? Soll ich laut aussprechen, was du dir eben selbst an den Kopf geworfen hast? Du weiß eh, dass ich mir dafür noch etwas Nettes ausdenken werde und du weiß, dass du vor mir auf die Knie fallen wirst. Soll ich es dir noch einmal sagen?“ Nur einen Herzschlag später war er dunkelrot vor Scham und Wut. Na klasse, da hatte er ja Mal wieder so etwas von Recht! „Ich bin essen!“ Brummte er nur sauer und schloss die Tür ein wenig lauter hinter sich.

Dass er damit wirklich gut davon gekommen war, wusste er nicht. Die ersten, kleinen Veränderungen begannen sich langsam ans Tageslicht zu kämpfen und die Räder des Schicksals drehten sich langsam, aber beharrlich weiter. Wie stark sich der Brünette schon in einigen Punkten von Joey beeinflussen ließ, war keinem der beiden klar. Normalerweise wäre seine Antwort keine kleine Stichelei gewesen. Er hätte eine bitterböse Antwort gefunden, einen regelrechten, grausamen Schlag. Heute aber blieb er schweigsam, ließ Joey seine eigenen Gedanken nutzen. Was sollte er sich auch Mühe geben, wenn sein Opfer schon selbst alle Arbeit vollbrachte? Immerhin hatte das Innehalten, das Umdrehen deutlich gezeigt, womit Joey in diesem Moment gerechnet hatte.
 

Yuriko und Hayato waren schon in der Küche, hatten mit ihrem Essen begonnen. Vor den großen Fenstern standen drei kleine Tische zum Sitzen, während die meisten nur Bistrotische waren. „Was ist denn? Du wirkst wütend.“ Meinte die Sekretärin und griff nach ihrem Glas Wasser. Ihre mütterlichen Augen musterten ihn eindringlich, als er sich zu ihnen setzte. „Ach, nichts Unerwartetes. Seine üblichen, dummen Bemerkungen!“ Brummte er nur und machte sich über seine Reispfanne her. „Oh, ich wollte dich noch fragen, was das für ein Handy war, das du da vorhin hattest.“ Fragte der Küchenjunge interessiert nach und schob sich eine Gabel Reis in den Mund. „Der gütige Seto Kaiba war der Meinung, dass er mich ja nicht mit so einem alten „Totschläger“ durch die Gegend laufen lassen kann, wenn ich sein Sekretär bin.“ Gab er leicht patzig zur Antwort und aß weiter. Er wollte heute nicht über so etwas sprechen und dann fiel ihm dieses Lächeln wieder ein. „Oh, wusstest ihr, dass der Kerl lächeln kann?“ Platze es auf einmal aus ihm heraus und er begann von seinen Telefonaten zu erzählen. Die Geschichte mit dem Bild auf Kaibas Schreibtisch musste er ja nicht erwähnen.

Lachend stellte Hayato den Nachtisch vor sie und setzte sich wieder. „Die habe ich aus der Küche mitgehen lassen. Und er hat wirklich gelächelt? Also, so ein freundliches, nettes Lächeln und nicht dieses fiese?“ Fragte er noch einmal und sah den jungen Mann mit großen Augen an. Dieser nickte nur, griff nach dem kleinen Gläschen Schokoladenpudding. „Das hätte ich ja zu gern gesehen.“ Kommentierte die Sekretärin und schob ihren leeren Teller von sich. „Oh, das war lecker!“
 

„Gibt es bei diesem Handy nicht noch einen Harken? Ich vertraue diesem Kerl nun einmal nicht.“ Fragte der 24 Jährige mit einem Mal nach und runzelte die Stirn, als er den finsteren Blick Joeys erkannte. „Oh ja, den gibt es.“ Brummte dieser und zog das Telefon aus seiner Tasche. Er gab die Pin zum Entsperren ein und reichte es wortlos dem Schwarzhaarigen. „Ist das sein Ernst?“ Erstaunen und Entsetzen mischten sich auf seinem Gesicht und er gab es an die verwunderte Yuriko weiter. Auch diese betrachtete das Bild mit eindeutigen Gesichtszügen. „Kommt das etwa dabei heraus, wenn Seto Kaiba langweilig ist?“ Fragte sie verächtlich und Joey ließ sich resigniert zurücksinken. „Nein, das ist nur das Ende eines ausgeklügelten Planes. Er hat mich letzte Woche zu einer Wette überredet und meinte, dass ich vor ihm auf die Knie fallen soll, wenn ein solches Bild zustande kommt.“ Eine entsetze Stille breitete sich aus, bevor beide aufgeregt zu reden begannen. „Dass kann doch nicht dein Ernst sein, Joey?“ Schimpfte die Dame an seiner linken Seite und Hayato beugte sich über den Tisch. „Du lässt dich auf eine Wette ein bei der du vor ihm auf die Knie fallen muss?“

Die honigbraunen Augen sahen ihn finster an und er versuchte deutlich zu machen, dass er nicht weiter darüber reden wollte. „Was wäre denn sein Einsatz gewesen? Ich meine, wenn kein Bild zustande gekommen wäre, was hätte er dann getan?“ Fragte der 24 Jährige und Joey sah ihn plötzlich überrascht an. Ja, Hayato hatte Recht, es gab keinen Einsatz für Seto. Na ja, vielleicht doch. „Er hat das Essen bezahlt.“ Brummte er und versuchte die Ereignisse zusammenzufassen. „Er meinte, dass ich wie ein Hund aussehen würde und ich habe das natürlich geleugnet. Kaiba machte den Vorschlag, dass er es mir bei einem Essen beweisen wollte, denn der Anblick eines großen Tellers Nudeln mit Käse Sahne Soße würden das sicher beweisen. Ich meinte zu ihm, dass ich allerhöchstens mit Mokuba und meiner Schwester essen gehen würde, wenn er dabei ist und so bestellte er einen Tisch für vier im „la vita“. Keine Ahnung, wann er das Bild gemacht hat, ich habe es wirklich nicht mitbekommen.“
 

Die grauen Augen der Sekretärin sahen ihn skeptisch an. „Der zahlt doch einen Tisch für vier aus der Portokasse! Das würde ich keinen Einsatz nennen.“ Sie seufzte. „Jetzt musst du also noch vor ihm auf die Knie fallen?“ Wollte sie wissen und Joey nickte. Er wollte gerade etwas erwidern, als er Hayatos Entsetzen bemerkte. Der Blick des Schwarzhaarigen war zur Tür gerichtet und langsam drehten sich auch die beiden anderen um.

„Dann brauche ich also kein Geheimnis mehr daraus zu machen?“ Kam von dem Brünetten, der mit einem kalten Lächeln in der Tür stand. Er hielt einige Papiere in der Hand und hatte anscheinend jedes Wort gehört. „Ich habe eben mit Herrn Kamimura telefoniert und du musst ihm das hier noch schicken, Wheeler.“ Meinte er und kam auf den Tisch zu.

Hatte dieser Mann es so sehr darauf angelegt ihn zu foltern? Musste er ihm das Leben wirklich so schwer machen? Die resignierte Leere, die er in diesem Moment empfand, konnte er nicht in Worte fassen. Er nahm einfach nur die Blätter entgegen und starrte auf die gedruckten Ziffern. Kaiba hatte sich schon umgedreht und schritt durch den Bistrobereich zur Tür. Jetzt hatte Seto also seine Karten gespielt. Aber einen Angriff konnte man auch in einen Gegenangriff verwandeln und mit einem Mal ging ein Ruck durch den jungen Mann. Er würde sich nicht so einfach unterkriegen lassen. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen und dann stand er auf. „Warte doch noch einmal kurz.“ Meinte er und ließ die ausgedruckten Seiten auf dem Tisch neben seinem Teller liegen. Das hier war ein Duell, das hier war ein Spiel, dass Joey genauso gut konnte wie Seto Kaiba!
 

„Du hast Recht! Auf dem Bild sehe ich dank deiner netten Nachbearbeitung wirklich wie ein Hund aus. Aber ich will ja nicht so kleinlich sein und erkenne diese Wette als verloren an.“ Er ließ einen Moment verstreichen, als er vor dem Brünetten stand und wartete. Die Verwunderung war so deutlich in seinen Augen zu sehen, dass Joeys Grinsen immer größer wurde. Beinahe elegant ließ er sich auf die Knie nieder und saß nun vor dem 1,89 Meter großen Mann auf dem Boden. Dabei hatte er diesen schrecklich überheblichen Ausdruck in den Augen und er wirkte unglaublich selbstsicher. „Ja, ich gebe zu, dass du „wie immer Recht“ hattest und ich sehe ein, dass du hier im ganzen Gebäude, nein, in ganz Domino, vielleicht sogar in ganz Japan der größte, einzigartigste, egoistischste, wahnwitzigste, dreisteste, familiär unfähigste, wahrscheinlich verhassteste Mistkerl von allen bist!“ Das sagte Joey mit einer solchen freudigen Überzeugung, dass er zusehen konnte, wie das helle Gesicht zu Stein erstarrte. „Lass mich das Ganze noch einmal überprüfen. Ich bin vor dir auf die Knie gefallen, habe dir Recht gegeben und dir gesagt, dass du der größte bist. Damit hätte ich meine Wettschulden bezahlt!“ Noch einen Moment ließ er sich Zeit, bevor er wieder aufstand.
 

Ein kurzer Schmerz zuckte durch seinen Brustkorb und er griff mit der Hand an die Stelle, an der er noch immer den Verband trug. Das war jetzt natürlich verdammt unpassend und so versuchte er mit aller Macht sein Lächeln zu erhalten und richtete sich zu voller Größe vor dem Firmenführer auf. Dieser hatte sich ebenso gefangen und mit einem kühlen Lächeln raunte er schlicht. „Vergiss die Dokumente für Kamimura nicht. Es ist dringend!“ Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und verließ den Bistro Bereich.

Warte, warum hatte er nach dieser unglaublich grandiosen Vorlage trotzdem das Gefühl, das er der Verlierer war? Mit einem Seufzen ließ er die Schultern hängen und kam zum Tisch zurück. Die beiden anderen schienen jedoch deutlich angetaner von dieser Vorstellung zu sein und so jubelten sie leise, falls Kaiba noch nicht in seinem Büro war. „Wow, das war wirklich klasse! Hast du sein Gesicht gesehen?“ Lachte Hayato und auch Yuriko freute sich. „Zwischenzeitlich schien er zu Stein erstarrt zu sein, als wäre er eine Salzsäule!“ Bestätigte sie und der Küchenjunge schlug Joey freudig auf die Schulter. „Das war der beste Kniefall, den ich bisher in meinem Leben gesehen habe!“
 

Nun breitete sich auch ein zurückhaltendes Lächeln auf Joeys Lippen aus. „Ja, da hast du wohl Recht.“ Meinte er nur und griff nach den Blättern, die noch neben dem Teller lagen. Er aß den Rest nicht mehr auf, machte sich gleich an die Arbeit und scannte die einzelnen Blätter ein. Mit einem Seufzen schickte er sie an den entsprechenden Herrn und erledigte die noch anstehenden Aufgaben. Einige E-Mails und Anrufe mussten noch erledigt werden und drei Briefe machte er für die Post fertig. Der Tag zog sich in die Länge und auch der warme Kakao mit extra Schlagsahne von Hayato machte es nicht besser. Heute wollte er wirklich einfach nur nach Hause.

Sein Blick war auf die Uhr am unteren Ende seines Bildschirms gerichtet und er seufzte erneut. Noch war es nicht soweit. „Was hast du denn?“ Fragte Sally mit einem Mal und ihre schwarzen Knopfaugen wurden zu großen Kugeln. „Du seufzt heute so viel.“ Begründete sie ihre Frage und Joey ließ sich in den großen Stuhl sinken. „Ach nichts, ich will heute einfach nur nach Hause.“ Brummte er und dachte an den versteinerten Gesichtsausdruck von Kaiba. Nun, dass hatte schon etwas, auch wenn er seit dem Mittagessen nichts von ihm gehört hatte. Nachdenklich fiel ihm das Bild auf dem Schreibtisch des Firmenführers auf, eigentlich war das doch ein guter Tag, warum konnte er sich also nicht darüber freuen? Dabei zog er das Handy wieder aus der Tasche und fragte sich selbst, ob es vielleicht einfach nur daran lag. Es war ganz gleich, wie sehr er sich auch anstrengte, Seto würde ihm doch immer wieder zeigen, dass er keine Chance hatte.
 

Mit einem Ruck setzte er sich auf und griff nach den frankierten Briefen. Er würde doch jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken! Auch wenn er wirklich nach Hause wollte. So brachte er die Briefe hinunter zum Empfang, die Dame kümmerte sich gleichzeitig auch um den Posteingang und Ausgang. Vielleicht verbrachte er heute etwas mehr Zeit dort unten und auch der Umweg über die Kantine machte es nicht besser. Yuriko verabschiedete sich für heute und auch er blickte wieder auf die Uhr. „Wir sehen uns Morgen.“ Rief sie zu ihm hinüber und er hob noch einmal lächelnd die Hand zum Gruß. Na ja, offiziell hatte er um 17 Uhr Feierabend und jetzt war es kurz vor sechs. Er konnte an sich einfach gehen… Mit diesem Gedanken drehte er sich um und klopfte an die große Tür. Er hatte ja alles soweit erledigt und es gab keinen weiteren Grund hier zu bleiben.

Als er hinein gerufen wurde, trat er nur zur Hälfte ein. „Ich wollte nur Bescheid geben, dass ich heute früher gehe. Ich habe soweit alles erledigt und bin Morgen früh auch wieder da.“ Die eisblauen Augen sahen ihn kurz verwundert an und dann nickte er. „Ja, mach das.“ Gab er nur knapp von sich und wollte sich schon wieder seinem Rechner zuwenden. „Mach nicht mehr so lange.“ Diese Worte ließen ihn noch einmal aufsehen und die schmale Augenbraue schob sich in die Höhe. „Ich sag es ja nur. Es ist und bleibt deine Entscheidung...“ Sagte Joey und wollte die Tür schon wieder schließen, als ihm noch etwas anderes auf der Zunge lag.
 

„Na komm, was willst du mich fragen?“ Erklang mit einem Mal die ruhige Stimme und Joey blickte über die Schulter zurück. Doch noch immer traute er sich nicht die Frage auszusprechen. „Geht es um das Bild?“ Fragte der Firmenführer noch einmal nach und schweigend nickte der Blonde. Langsam kam er näher, die Unsicherheit konnte ihm Seto ansehen. „Du hattest deinen Spaß und dieses blöde Bild geht einfach nicht weg.“ Er zog bei diesen Worten das schlanke Handy aus der Hosentasche und sah aus seinen honigbraunen Augen bittend zu dem Brünetten.

„Gib schon her.“ Da war es wieder! So unerwartet und plötzlich breitete sich dieser sanfte Ausdruck auf den feinen Gesichtszügen aus und ein freundliches Lächeln lag auf den schmalen Lippen. Joey entsperrte das Gerät und reichte es über den Schreibtisch. „Du bist dir sicher, dass du es nicht behalten willst?“ Fragte er noch einmal und sein Schmunzeln hatte dieses Mal keine Spur von Feindseligkeit. „Ja, ich bin mir sehr sicher. Ich kann sehr gut darauf verziehen. Meinetwegen brauche ich es auch nie wieder sehen! Es können gerne alle Beweise davon vernichtet werden.“

Dass er so leicht nicht davon kommen würde, war ihm klar. Sein aufmerksamer Blick folgte jeder Bewegung des Brünetten und so kam er langsam um den Schreibtisch herum. Auf der linken Seite war der große Standrechner untergebracht und auf ihm befand sich ein runder, leicht erhobener Bereich. Seto legte das Telefon darauf und der Bildschirm blinkte kurz auf. Dann erschien auf dem großen Bildschirm unten rechts eine kleine Nachricht und die Schlanken Finger flogen über die Tastatur. Ein schwarzes Fenster war aufgegangen und weiße Zahlen und Buchstaben reihten sich aneinander. Es dauerte nur einen kleinen Moment und das Fenster schloss sich wieder. Seto griff nach dem Gerät und reichte es an Joey zurück, der nun neben ihm stand. Als er den verwirrten Blick erkannte, musste er leise lachen. „Ich habe mich über eine drahtlose Verbindung in das Handy eingehackt und habe die Codierung geändert. Du hast jetzt wieder alle Bilder zur Verfügung.“ Die Verwirrung verwandelte sich in Skepsis, als er das schlanke Gerät erneut an sich nahm. Der Bildschirm war schwarz geworden und so drückte er auf die Taste unten in der Mitte. Hell leuchtete nun der dunkelblaue Hintergrund auf, der mit den Initialen der Firma verstehen war.
 

Die braunen Augen sahen wieder zurück zu dem Firmenführer. „Es ist zumindest besser.“ Brummte er und konnte beobachten, wie die schlanke Augenbraue in die Höhe wanderte. „Willst du lieber das andere Photo zurück haben?“ Fragte er nun provozierend und Joey schüttelte lachend den Kopf. „Nein, schon ok, ich bin zufrieden und wer würde schon gegen eine so schöne Kombination aus Blau und Weiß etwas sagen?“ Versuchte er sich zu retten und freute sich ganz insgeheim darüber, dass dieser freundliche Ausdruck noch immer auf den feinen Gesichtszügen lag. Schade, dass er jetzt gehen wollte. In diesem Moment wirkte der Brünette so zufrieden, so ausgeglichen, am liebsten würde er diesen Ausdruck noch eine Weile beobachten.

„Hast du sonst noch Fragen oder kommst du mit dem Smartphone zurecht?“ Irritiert blinzelte Joey, als er diese Frage hörte. „Ähm, nein,… nein,… soweit erst einmal nicht. Ich denke, es ist alles klar. Sollte doch noch etwas nicht stimmen, frag ich einfach.“ Oh, was für ein Lächeln! Bevor der 22 Jährige antwortete, zogen sich die feinen Mundwinkel in die Höhe. „Also, rufst du noch an, bevor ich hier Feierabend mache?“ Scherzte er und verlegen rieb sich Joey mit der Hand über den Nacken. „Sicher nicht! Bis nach Hause schaffe ich es sicher und du wolltest ja auch nicht mehr lange bleiben. Außerdem hätte ich deine Nummer gar nicht.“
 

Die Antwort, die er bekam, war verwirrend. „Das letzte Mal, dass du „sicher nicht“ gesagt hast, ist dein „Lieblingsbild“ entstanden. Außerdem solltest du einen Blick in dein Adressbuch werfen.“ Warte, meinte er damit etwa, dass… Er strich über den Bildschirm und suchte das passende Zeichen. Fragend starrte er auf das kleine Bild mit den Initialen der Firma, neben der der Name Seto Kaiba stand. Allerdings war keine Nummer angegeben, nur der kleine Telefonhörer, der kleine Brief und noch ein anderes Zeichen. „Die Nummer ist im System gespeichert, du kannst sie nur nicht einsehen. Allerdings gebe ich dir doch nicht so ein wertvolles Gerät ohne eine Notrufnummer. Ich wollte es möglichst unbeschadet zurück bekommen.“

Mit einem Mal summte das schwarze Handy, das auf dem Schreibtisch lag und der Firmenführer griff reflexartig danach. Es war nur eine Nummer angegeben und gerade, als er den Anruf entgegen nehmen wollte, fiel ihm das breite Grinsen seines Gegenübers auf. „Das ist wirklich deine Nummer!“ Die blauen Augen verengten sich leicht. „Ich glaube, ich bereue es jetzt schon!“
 

„Keine Sorge, ich verrate es niemanden!“ Lachte er und machte sich dann doch endlich auf den Weg. Es war schon halb sieben, als er zurück an seinen Schreibtisch kam und seine Sachen packte. Er brachte schnell noch den Becher in die Küche und machte sich auf den Weg zum Fahrstuhl. Kaum hatte er das Gebäude verlassen und schlug die Richtung zur Straßenbahn ein, als das Telefon in seiner Manteltasche summte. Er hatte eine Nachricht bekommen und das Bild mit den weißen Buchstarben war eingeblendet. „Ach ja, ich bleibe immer noch so lange in meinem Büro, wie es mir passt!“ Stand dort und irgendwie breitete sich in der Brust des jungen Mannes ein angenehm warmes Gefühl aus. „Heute Abend wird Moki zuhause sein, er muss noch für eine Arbeit lernen. Ich würde auf dem Heimweg noch ein Stück Mandel-Krokant-Schokotorte bei „Peaches“ mitnehmen. Gruß J.“
 

Mit einem Kopfschütteln legte der Brünette das Smartphone zur Seite und lehnte sich in seinem großen Stuhl zurück. Mandel-Krokant-Schokotorte? Gab es so etwas überhaupt? Nur einen Moment zögerte er und dann zog er die Tastatur näher. Er öffnete die Seite seiner Suchmaschine und gab Peaches Domino ein. Gleich der erste Eintrag zeigte das Bild einer Konditorei, vor der ein junges Mädchen mit dem typischen schwarzweisen Kleidchen, Schürzte und Häubchen stand. Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag von 7 bis 19 Uhr.

Mandel-Schoko-Krokant? Konnte das überhaupt schmecken? Mit einem resignierten Seufzen griff er nach dem schlanken Handy. „Roland, du musst noch etwas für mich erledigen!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Lunata79
2015-04-26T08:11:29+00:00 26.04.2015 10:11
LOL
Tolles Kapitel. Ist für Joey ja gar nicht so schlecht gelaufen. XD
Freu mich schon aufs nächste Kapitel.

Lg
Lunata79
Von:  Onlyknow3
2015-04-26T03:41:08+00:00 26.04.2015 05:41
Joey lernt dazu und hat den dreh wohl raus Seto mit zum Teil seinen eigenen Waffen zu schlagen. mach weiter so freue mich auf das nächste Kapitel.
Und nun eine Bemerkung am Rande. Ich bin weiblich, der Username leitet sich von dem Manga: Only the Ringfingers know(Onlyknow) ab, da mir der Manga und die Romane gefallen haben. Alos dann bis zum nächsten Kapitel.

LG
Onlyknow3


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