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Ginji´s Sanctuary

von

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-le violon

Titel:le violon

Teil: 3/ ?

Autor1:Shido

Email: Hiwatari@freenet.de

Autor2:KrümelCron

Email: croncron@freenet.de

Fanfiction: Get Backers

Rating: jetzt wissen wir es. Aber verraten wird trotzdem nichts XD

Inhalt: *pfeifend weg schau*

Warnungen: Sämtliche Dialoge und Handlungen wurden von irgendjemanden, um genau zusein, von uns, frei erfunden. Mögliche Übereinstimmungen mit dem Schicksal noch lebender oder auf tragischer Weise verstorbener Personen ist entweder zufällig oder bewusst so gewählt wurden. Die Autoren übernehmen keine Haftung für eventuelle Folgeschäden der Story.

Pairing: nun wissen wir es...

Disclaimer: Schweren Herzens geben wir bekannt, dass uns die Charaktere aus Get Backers, nicht wie anfangs vermutet, gehören, sondern doch, wie bereits in verschieden Foren spekuliert, Rando Ayamine und Yuya Aoki. Auf das sie glücklich mit dem Wissen werden! -.-°

Wir behalten uns vor die Storyline als unser zu deklarieren und jeden Verursacher unsachgemäßer und unangekündigter Vervielfältigungen, noch schlechterer Qualität, durch angeheuerte Killer eliminieren zu lassen.

Anmerkung: Ein großes dank an den kleinen Kreis von treuen Kommi-gebern. Euch ist der dritte Teil gewidmet. *verbeug*
 

Ginji´s sanctuary

- le violon
 

Mein Gott, konnte der Mann nerven. Wie hielt Shido es nur mit ihm aus? Und das auch noch so lange? Er, ruhig und besonnen, stolz darauf, nicht so schnell aus der Fassung gebracht werden zu können, er: Kazuki Fuchoin, war wirklich kurz davor, dem selbsternannten Komiker die Peitsche aus der Hand zu reisen und ihn daran am nächst besten Baum aufzuhängen.
 

*flashback*

"Shido-han! Shido ~~~!" Freudig sprang Bloody Jocker von einer Straßen Seite zu anderen, blickte fremden Frauen untern Rock und spähte in Mülltonnen. Nirgendwo, fand er den Gesuchten. Mit einem Blick auf seine Uhr wurde ihm klar, dass er sich bereits vor Stunden von Jûbei getrennt haben musste. Tief ausatmend, wurde seine Brille wieder auf den rechten Fleck zurückgeschoben.

"Hmpf...ich find dich schon..."

Ito no Kazuki schlenderte unterdessen geschafft und hungrig durch den Park.

Quietsch!

//War da was?// verwundert blieb der langhaarige junge Mann stehen und blickte sich um. Nichts.

Quietsch!!

"Hm?"

QUIETSCH!!!! Langsam aber sicher wurde es auch ihm zu bunt. Was, um Gottes Willen, quietschte ihn hier an? Wollten sich Shidos Tiere schon wieder einen Spaß erlauben, so wie sie es öfters taten?

Wie nah er damit an der Lösung des Störenden Geräuschs war, wurde ihm spätestens dann bewusst, als er seinen Blick auf den, mit kieseln übersäten Boden schweifen lies.

"EMISHI?", schrie der geschockte Japaner auf und sprang sofort von dem am Boden liegenden Opfer runter. "Was zum Teufel suchst du da unten?"

Hätte er nur nicht gefragt. Keine zwei Sekunde später bekam er nämlich schon die Antwort, in Form einer Ellen langen, 4 stündigen Ausführung, der Erlebnisse Jockers.

*flashback Ende*
 

Nachdem Emishis Erklärungen endlich ein Ende fanden und Kazuki schon lang nicht mehr zu hörte, nur von dem langen und ungewohnten Schweigen Jockers wieder aus seinen Trancezustand erwachte, bemerkte er, dass sich der Tag schon dem Abend neigte und sie immer noch kein Stück weiter waren.

Weder von Ginji noch von den Anderen war irgendein Hinweis gekommen.

Die Sonne verschwand im hellen rot hinter den riesigen Hochhäusern, die sich wie eine unzerbrechliche Wand vor die große Feuerkugel schoben. Der Park wurde auch allmählich leerer und die alten Bäume zogen ihre dunklen Schatten immer weiter in die Länge.

"Lass uns zurück gehen, Emishi. Vielleicht findest du deinen Freund zu Hause wieder."

Kazukis sonst so sorgenlose Stimme hatte einen bitteren Unterton, der von der Enttäuschung, Hoffnungslosigkeit und Ermüdung nur noch mehr verstärkt.

Der Angesprochene nickte zögerlich, bevor auch er sich lautlos erhob und sich gen Mugenjou wandte. Der große Tower überragte die Hochhäuser um einiges und lies diese noch klein und zerbrechlich erscheinen. Die dunklen Wolken hinderten die matten Sonnenstrahlen am eindringen, schienen den Zustand der VOLTS fasst wider zuspiegeln.

Die Beiden liefen den restlichen, trüben Weg schweigend neben einander, verloren kein Wort, schauten nur betrübt und leer nach ihrem Anführer. Hinter jeden Ecke die Hoffnung ihn vielleicht doch wieder zu sehen, er einfach vor ihnen steht, so, wie vor zehn Tagen, vor dem Unbekannten, vor dem Kampf. Einfach vergessen und noch einmal von vorn anfangen.

Es waren erst zehn Tage und diese schienen schon wie eine Ewigkeit. Im Mugenjou herrschte Ratlosigkeit, die Bewohner wurden unruhig, als würden sie wissen, was geschehen war, würden ahnen was ist, wenn Ginji nicht mehr da war.

Immer weiter liefen sie, doch nirgends fanden sie den, den sie suchten.

Am Eingang hockte der Blinde. Er fiel gar nicht weiter auf. Hier in der Gegend war kaum Jemand an zutreffen.

"Jûbei?"

Als dieser seinen Namen hörte, erhob er sich und schüttelte nur leicht den Kopf.

Auch er hatte keine Spur Raiteis.

Kazuki lies den kopf hängen, sodass seine Glöckchen leise klimperten.

"Ist Shido schon zurück?"

"Ich hab ihn nicht getroffen, aber allzu lang bin ich auch noch nicht hier."

"Verstehe. Emishi, Jûbei, ich werde noch einmal in die Stadt gehen. Vielleicht treffe ich den Chaoten dort - wie die letzten Tage auch. Ihr wisst ja: Shido verwechselt Tag leicht mit Nacht und bisher kam er auch immer zu spät, wenn ich ihn nicht geholt hab."

Die beiden Mitglieder nickten nur kurz und während Jocker noch immer draußen blieb um seinen Beastmaster bei eventuellen Auftauchen ab zufangen, ging Jûbei nach drinnen, um dort nach dem Abwesenden zu schauen.
 

***

Es war bereits Nacht und die dunkelrote Sonne war schon längst nicht mehr zu sehen. Die kleinen Gassen waren ebenfalls menschenleer, bis auf einen...

Hin und wieder konnte man eine schwarze Gestalt erkennen, die blitzschnell wie ein Schatten durch die engen Seitenstraßen huschte, unerkannt, schnell, lautlos.

Nichts und Niemand schien ihn auf seinem Weg auf zuhalten.

Katzenartig schnellte er durch die verlassene Gegend, sein Ziel vor Augen, hörte man nicht mal wie seine Füsse federleicht den rauen Boden berührten.

Gleich war er da.

Der Name ging ihm nicht mehr aus dem kopf, hallte immer wider wie ein lautes Echo: Otowa Madoka, Otowa Madoka...

Wo diese Person auch war, dort würde er mit hoher Wahrscheinlichkeit auch endlich Ginji wieder treffen.

Er würde ihn zurück holen, egal was es ihn kostete.

Er merkte kaum wie außer Atem er doch war, wie er in der kalten Nacht schwitzte, seine Kräfte ihn nach und nach verließen. Er rannte weiter. Etwas trieb ihn an, er trieb ihn an. Die Hoffnung ihn zu finden, zurück zuholen, aber vor allem diesen braunhaarigen arroganten Mistkerl fertig zu machen...wenn es sein muss sogar zu töten.

Da war er: große Villa, baldiges Konzert, Geige...

Und wenn er gegen Ginji kämpfen musste, sich ihm in den Weg stellen, er würde ihn aufhalten und mit nach Hause bringen!

Nachdem er sich vergewissert hatte, dass keine Wachposten in der Gegend waren, zumindest keine, die ihn aufhalten konnten, schlich er sich lautlos in den großen garten, huschte unter dem schützendem Bäumen hinweg und sprang schließlich geübt auf einen stabilen, dicken Ast.

Dann horchte er eine Weile in die Stille, schloss die Augen und konzentrierte sich. Nichts. Nichts, war zu hören, nur zwei Wachposten am Eingang unterhielten sich angeregt und zu gleich unaufmerksam. Die würden ihm keine großen Probleme machen.

Shido fixierte die lachenden Wachen kurz und lies dann seine Katzenartigen Augen über das große, dunkle Anwesend wandern. Viel erkannte er nicht. Vielen Ecken bot der Neumond guten Schutz, der noch durch die grauen dünnen Wolken verstärkt wurde. Es schien ein leichtes Spiel zu werden.

Nach zwei, drei großen und geschickten Sprüngen befand sich der Beastmaster schon auf dem breiten, mit großen hellbraunen Ziegeln bedecktem Dach. Ihm fielen die kleinen, aber feinen Risse in den Ziegeln auf, wodurch er nach eventuell anwesenden Tieren rufen konnte. Sehr nützlich für einen Eindringling wie ihn. Irgendwer hätte sich wohl mal um das ungepflegt erscheinende Dach kümmern sollen...

Als sich Shido schon in Sicherheit wog, tauchte urplötzlich eine schwarze Gestalt hinter ihm auf. Erschrocken und auch überrascht machte er einen Satz zurück und ging - wie er es vom Mugenjou kannte - in Kampfstellung, blickte mit seinen Augen den scheinbar Unbekannten stur und drohend an.

"Wer ist da?!", fauchte der Beastmaster dem anderen leise zischend entgegen.

Bevor der Verborgene auch nur ansetzen konnte, etwas zu sagen, verriet ihn bereits das leise klimpern seiner Glöckchen. Die ganze angestaute Anspannung in Shidos Körper entwich mit einem lauten Seufzer.

"Schleich dich nicht immer so an mich ran, Kazuki!"

"Ich wollte dich nur holen kommen. -Was machst du hier eigentlich?"

verwundert über die noble Gegend, die Raitei sicher meiden würde, drehte sich der junge Stringmaster einmal um die eigene Achse um sich einen besseren Überblick über das rießige Gelände zu verschaffen. "Du glaubst doch nicht wirklich, dass-"

"Ich hab einen guten Tipp bekommen."

"Aber-"

"Misch dich nicht ein!", blaffte der Schwarzhaarige seinen Gegenüber an.

"Deswegen brauchst du mich doch nicht i-"

"Ich komm, wenn ich fertig bin."

Kazuki schwieg. Seiner Meinung nach, machte es im Moment keinen Sinn, mit Shido reden zu wollen, man kam ja eh nicht zu Wort. Der Beatsmaster wusste nicht einmal warum er plötzlich so gereizt war. Vielleicht weil er vorher noch nie solange von seinem Anführer getrennt war? Weil es unwahrscheinlich war, Ginji hier zu finden? Weil es noch unwahrscheinlicher war, gegen jemanden zu gewinnen, den selbst Raitei nicht besiegen konnte? Mit jedem weiteren Gedanken, den er daran verschwendete, stieg ein ungewohnter Hass in ihm auf.

Kazuki wusste nicht wirklich was er dazu noch hätte sagen können. Er betrachtete stattdessen seinen Gegenüber aufmerksam. Was meinte Shido nur mit diesem Hinweis?

Sollte Ginji etwa doch hier sein?

Das kam Kazuki doch alles etwas merkwürdig vor.

Er schaute noch einmal kurz auf die kleinen, beschäftigten Wachposten hinunter und seufzte dann leise.

"Okay, Shido-kun. Aber ich bleibe in der Nähe. Sag Bescheid, wenn du doch Hilfe brauchen solltest."

Schon bevor Ito no Kazuki den Satz beendet hatte, war er im Nichts untergetaucht und überlies dem Beastmaster nun das Feld.

Shido hingegen schüttelte nur den Kopf. Er und Hilfe brauchen? Für wen hielt Kazuki ihn?

Shido verharrte noch einige stumme Minuten auf dem schwarz erscheinenden Dach, welches matt im grellen und verräterischen Mondlicht glänzte.

Nach kurzer Zeit schlich er sich dann geschickt und lautlos über das weite Haus bis er fand wonach er suchte:

Ein Fenster.

Schnell und unter geschicktem Einsatz seiner Wolfsklauen hatte er es offen und schlüpfte wenig später hindurch, landete auf dem verstaubten Boden.

Nun lauschte er auf der Ebene einer Fledermaus, rührte sich nicht von der Stelle.

Es schien Niemand in der Nähe zu sein. Ungefähr zwei Gänge weiter unten liefen zwei Leute entlang, vermutlich auch Wachen. Sie redeten nicht.

Sonst nahmen seine Ohren nur ein leises, bekanntes Fipsen war. Mäuse und Ratten.

Ein kurzes, breites, aber vor allem siegessicheres Grinsen huschte über das halb vom Schatten bedeckte Gesicht des Beastmasters.

Er schlich sich nach draußen auf einen der Gänge. Ein schmaler Gang, in dem er wahrscheinlich bald gefangen war. Keine Tür weit und breit. Shido blickte sich um. In welche Richtung sollte er gehen?

Ohne lange Gedanken daran zu verschwenden, wählte er eine Richtung. Natürlich nicht, weil ihm so war, dann wäre er ja nicht der Beastmaster. Nein, eine kleine, unauffällige und graue Maus, die nur am rechten Ohr einen halbrunden, braunen Fleck hatte, saß gemütlich auf seiner Schulter, kuschelte sich in seine schwarze Mähne und wies ihm die Richtung für ein Stück Käse.

So schlenderte Shido also ohne große Probleme durch die langen, verwirrenden Gänge, die eher einem Labyrinth ähnelten als einem Haus ohne sich zu verlaufen.

Nach unbeschreiblich langer Zeit, wie es ihm schien, gelangte er an eine kleine, verzierte Tür und drückte deren Klinke fest und geräuschlos nach unten, öffnete die hölzerne Tür.

Kalter Wind wehte ihm ins Gesicht, weswegen der Beastmaster nun erst einmal seine Augen schloss und die kleine Maus auf seiner Schulter in seinen dunklen Haaren verschwand.

Nachdem sich endlich der Zug gelegt hatte, sah er sich um.

Der gesamte Raum war voller Violinen.

Was nun?

Er konnte ja schlecht alle stehlen und selbst dann war noch fraglich, ob überhaupt die richtige Geige darunter war.

Wie er so darüber nach dachte, bemerkte er nicht, dass hinter ihm Jemand ins Zimmer schlich.

Aus seinen Gedanken riss ihn schließlich ein brennender Schmerz am Hinterkopf.

Vor ihm drehte sich alles, ihm wurde schwindlich, seinen Beinen entwich die Kraft. Er ging auf die zitternden Knie, bis selbst diese ihm wegsackten und er bewusstlos nach vorn umfiel, sich der schwärze ergebend....
 

Es vergingen Stunden und die Nacht wurde kälter, der Mond verschwand nun ganz hinter den immer dichter werdenden Wolken. Kazuki stand noch immer im schützenden Schatten der dichten, gepflegten Bäume und hielt Ausschau nach seinem Freund.

Er lies sich ganz schön Zeit und langsam wurde der Fadenmeister wirklich ungeduldig.

Wo blieb er denn nur. Es war vier Stunden her, seit Shido durch das kleine, runde Fenster im Dach verschwunden war und noch immer hatte er kein Zeichen bekommen. Nicht mal eines dieser sicher anwesenden Tiere war zu ihm hinaus bekommen, um eventuell Hilfe zu holen. War wirklich alles Okay?

Sollte er noch länger auf seinen Freund waren?

Was, wenn etwas schief gegangen war?

Und was war mit diesem mysteriösen Hinweis?

Immer wieder schaute Kazuki sich um, irgendein Zeichen, ein Hinweis. Nein, nichts.

Es war zuviel.

Jûbei machte sich sicher auch schon Sorgen um ihn.

Nach einer weiteren halben Stunde entschloss sich der Langhaarige doch hinein zugehen.

Er verschwand ebenfalls geräuschlos in der Dunkelheit auf der Suche nach seinem Gefährten.
 

Das Erste, was Shido bemerkte, als er wieder zu sich kam, war der ungeheure Schmerz, der sich durch seinen Kopf fraß.

//Was zum...?// Vorsichtig versuchte sich der Schwarzhaarige aufzurichten und seine Augen zu öffnen, aber Beides zusammen war im Moment ein Ding der Unmöglichkeit für ihn und so ließ er sich, vom Schwindel erfasst, zurück in die weiche Decke gleiten.

Decke? Weiche Decke? Moment mal. Was war hier los? Was war passiert, während er ohnmächtig war? Langsam tasteten sich seine Finger im weichen Stoff vorwärts. Aber es blieb was es war- eine weiche, dicke Decke. Shido schwante nichts Gutes.

Bereits zum zweiten Mal an diesem Abend, war der junge Beastmaster auf die Hilfe seiner Tierverwandlungen angewiesen und wie bereits beim Einbruch, war es das feine Gehör der Fledermäuse. Wenn er seine Augen schon nicht einsetzen konnte, musste er wenigstens versuchen, imaginär durch Schall zu sehen....

Das Zimmer war sperrlich eingerichtet. Ein altes Regal mit allerlei nutzlosem Plunder, nahm fast die ganze rechte Seite ein. Daneben stapelten sich Kisten und vor ihm ragte eine eiserne Tür aus der Wand. Überall im Raum standen Vasen, mit seltsam penetrant duftenden Blumen. Wäre seine Lage nicht so mies gewesen, hätte er wohl über den schlechten Geschmack geschmunzelt, aber hinzu kamen noch einige andere Aspekte, die ihm wohl kein Lächeln abringen hätten können. Es gab keine Fenster, keine Tiere, abgesehen von dem hässlichen Primaten, der auf ihn zu kam und ein ebenso hässlich rasselnder Atem, den er unverkennbar sein Eigen nennen konnte.

Vorsichtig wagte Shido es erneut, seine Augen zu öffnen. Er konnte, seiner Meinung nach, schließlich nicht ewig einen auf Jubei machen.

Der hässliche Primat, wie Shido ihn bezeichnete, trug einen feinsäuberlich gebügelten, schwarzen Anzug. Sein Gesicht war eckig und bullig, wie auch der Rest seines Körpers. Er sah aus, wie aus einem einzigen Stein gehauen. Nur, dass auf Steinen wohl noch nie Haare gewachsen waren. Zumindest, war Shido das nie bekannt geworden. Der ältere Mann trug volles schwarzes Haar, welches feinsäuberlich nach hinten gegelt war und einen völlig unmodischen Kinnbart.

"Du siehst dämlich aus..."

"Sind wir also wach, Get Backer?" Hishiki schlug die geballten Fäuste gegen einander und lies sie knacken. "Dann kann der Spaß doch beginnen."

"Get was?" Irgendwie kam ihm das Wort bekannt vor..."Ey, Moment mal! Ich bin nur ein gewöhnlicher Einbrecher!"

"Ja, ja, schon klar, Würmchen." Sausend ging eine Faust neben ihm nieder. Shido zwinkerte kurz. //Würmchen?//

Gerade wollte er seine Finger zu seinem Mund führen um Verstärkung zu rufen, da merkte er auch schon, wie sich eiskalter Stahl um sein Handgelenk legte. Schockiert riss er die Augen auf und schaute über seinen Kopf. Eine zweite lederne legte sich um seine Hände und schnürte beide, fest aneinander gebunden, an einen Karabiner in der Wand.

Shido begann sich zu winden, zerrte an den Fesseln und stemmte sich mit all seiner verbliebenen Kraft dagegen.

Ryoda Hishiki schaute dem ganzen nur amüsiert zu. Mit einer schnellen Handbewegung löste er seinen Krawattenknoten und knüllte sie zu einem Stoffball zusammen, den er unter lautem Protest dem Schwarzhaarigen in den Mund stopfte.

Shido begann zu würgen. Ein fester Schlag in sein Gesicht lies ihn innehalten. Unverwandt starrten tiefe schwarze Augen in giftgrüne. Abgrundtiefer Hass gegen Menschen. Das war es, was der Beastmaster in diesem Moment fühlte. Er dachte, er hätte dieses Gefühl längst vergessen.

Er dachte, er hätte es neben Raitei verlernt, aber nun kam alles wieder in ihm hoch.

Sein Ekel.

Sein Hass.

Seine Abneigung gegen diese Rasse.

Eine eisige Kälte überfiel ihn und lies ihn erschaudern, als sich die Hand des Älteren den Weg in Shidos Hose suchte. Dieser kniff die Augen zusammen und hoffte, dass er bald aus diesem Alptraum aufwachen würde.

Was genau sollte das werden?

Konnte sich dieser Perverse nicht jemand anderen für seine Spielchen suchen?

Er wollte doch, verdammt noch mal, nur seinen Anführer zurück holen.

"..Aaa-uukiiii" [Kazuki]
 

Kazuki sprang vom Baum. Nun hatte er sich vier Stunden die Hacken wund gelaufen und kein Zeichen von Shido bekommen. Es hätte gut sein können, dass er fündig geworden war und mit Raitei nach Hause gegangen war, oder aber, dass er immer noch nach ihm suchte. Beide Varianten passten ihm nicht und sein Kumpel hätte doch wenigstens einmal bescheid sagen können. Das war ja nun wirklich nicht zuviel verlangt.

Ito no Kazuki konnte nicht mehr auf ihn warten. Im Tower brauchte man jeden Kämpfer, um die Roudies aus der Gürtelzone fern zuhalten und daran zu hindern, alles zu töten und zu plündern, was ihnen in den Weg kam.

Shido würde sich im Ernstfall zu verteidigen wissen. Da war er sich sicher.

Wehmütig lies der junge Mann seinen Blick über der Stadt kreisen und blieb am Mugenjou hängen.

"Raitei, wo bist du?"

In seine Gedanken versunken, setzte der Fadenmeister den Heimweg an und überlies Shido, unwissendlich, seinem Schicksal.
 

Shidos Brust hob sich im Sekundentakt. Angeekelt starrte er schon seit Minuten auf das kalte Ziegelgemäuer, um den Anblick seines Gegenübers nicht ertragen zu müssen.

Was konnte er jetzt noch tun?

Er war diesem hässlichen Anzugheini doch hilflos ausgeliefert.

Seine Gedanken kreisten immer wieder um seine Freunde. Er wollte doch nur nach Hause. Er hatte doch nichts verbrochen.

Warum er?

//Kazuki, hilf mir! Komm endlich! Bitte!//

Er wusste, dass es aussichtslos war. Kazuki würde nicht kommen. Er würde ihm nicht helfen. Shido wusste ja nicht mal selbst, wie lang er schon hier war.

Trotzdem dachte er immer wieder an ihn. Er war der Einziger, der ihm jetzt noch helfen konnte.

Hishiki hatte sich währenddessen sein schwarzes Jackett ausgezogen und achtlos in die leere Ecke geworfen. Er öffnete entschlossen seinen Hosenstall.

Er kniete hinter Shido auf dem kleinen Sommerbett, sodass der Beastmaster ihn nicht sah, aber sich sehr gut denken konnte, was nun kommen sollte.

Nein! Nicht solange er noch irgendwelche Kraftreserven hatte! Lieber würde er sterben!

Gerade als Ryoda ihn mit seinen großen, rauen Händen an der Taille packen und somit fest halten wollte, drehte Shido sich in sekundenschnelle um und rammte dem Anderen sein Knie mit all seiner verbliebenen Kraft in die Weichteile.

Das unangenehme Geräusch erfüllte den ganzen, spärlichen Raum.

Shido schaute ihn an. Sekunden vergingen. In Shido breitete sich das unbehagliche Gefühl aus, dass dieser Kerl gar kein Schmerz empfinde. Doch - Gott sei Dank - hatte er sich da geirrt;

Ryoda schrie auf und rollte von dem dünnen Bett, landete mit einem dumpfen Knall auf dem harten Boden.

Shido keuchte, sein Herz raste. Das alles machte die Situation nicht besser.

Sobald sich dieses Monster erholt hatte, würde er auf ihn losgehen. Die Fesseln bekam er nicht auf und schreien konnte nicht.

Während Hishiki wimmernd am Boden lag und sich sein bestes Stück hielt, versuchte Shido verzweifelt die viel zu engen Fesseln auf zubekommen.

Es vergingen Minuten, lange Minuten.

Shido konnte hören, wie Ryodas Atem wieder in den Normalzustand zurück kehrte und auch das Wimmern war verschwunden.

Er wurde nervös. Das Gefühl der Angst machte sich in ihm breit, sein Herz schlug ihm bis an die Kehle, so laut, dass es wahrscheinlich auch Ryoda hörte.

Die Hilflosigkeit überkam ihn erneut, er zog und zerrte und nichts geschah.

Schon jetzt war der junge King schweißnass, seine Nackenhaare hatten sich längst aufgestellt, als Zeichen der Gefahr.

Die Angst verwandelte sich langsam in Panik. Der Beastmaster hockte mittlerweile auf den Knien und stemmte sein gesamtes Gewicht gegen dieses unerwartet robuste Bett, versuchte irgendwie frei zukommen, auch wenn er sich dabei die Hand brechen sollte.

Verzweifelt schaffte er es wenigstens die Krawatte hervor zu würgen, seine Augen hatten sich bereits mit Tränen gefüllt. Nie zuvor hatte er solche Angst gehabt.

"KAZUKI!"

Er brüllte, so laut wie er noch konnte. Seine Stimme klang rau und hektisch, die Hilflosigkeit stach deutlich hervor.

Der Raum schien schalldicht.

Shido sackte innerlich zusammen. Wie ein Frack saß er auf dem kleinen Bett, dem Nervenzusammenbruch nah.

Er hasste Menschen. Er hasste sie so sehr.

Wut stieg in ihm auf. Der Hass vermischte sich mit der Angst, mit der Leere, die sich in ihm ausbreitete.

Hoffnungslos beugte er sich zu den Fesseln vor, um so wenigstens seine Finger zu erreichen und zu pfeifen.

Doch Hishiki hatte es bereits geschafft, sich wieder aufzurichten und packte seine Geisel an den Haaren, um dessen Kopf so nach hinten zu ziehen und ihn zu zwingen ihn anzusehen.

Shido schloss die Augen. Er wollte ihn nicht sehen, dass war das Letzte was er jetzt wollte.

Es war einfach zu viel.

Alles war zuviel.

Er wollte das nicht mehr.

Er wollte gar nichts mehr.

Alles sollte aufhören.

Er fing an zu zittern, sein Körper schien sich gegen ihn zu wenden.

"Schau mich an!!"

Hishiki brüllte ihn an.

Doch Shido zeigte ihm nicht die geringste Reaktion.

"Hörst du schwer?! Ich sagte, du sollst mich anschauen!"

Über das bleiche Gesicht des Beastmasters rann eine Träne. Er hatte einfach keine Kontrolle mehr. Er wollte nur noch zurück. Das Einzige, was er noch konnte, war flüstern:

"Halt`s Maul, Fleischkloß!"

Dann grinste er und schaute den wütenden Muskelprotz genau in die Augen.

Seine Augen waren matt, der Blick leer.

"Du wagst es...?!"

Hishiki schien voller Hass, seine Geduld war am Ende. Schon wieder holte er aus und schlug Shido seine geballte Faust mit aller Kraft ins Gesicht.

Shido wurde kurz schwarz vor Augen alles drehte sich vor ihm, Schmerz durchzog seinen Kopf, fraß sich tiefer und vermischte sich mit eisiger Kälte.

Ihm war schwindlich, ein Gefühl der Übelkeit machte sich in ihm breit.

Seine Schläfe schmerzte unerträglich und er merkte deutlich, wie sich die rote Flüssigkeit den Weg über sein Gesicht bahnte.

"Dann tu`s doch!"

Hishiki drückte den King mit dem Kopf zuerst ins Lacken, welches sich rot verfärbte. Shidos Genick fest mit der linken Hand gepackt und den Master somit völlig im Griff, wanderte die rechte Hand Hishikis abermals in seine Hose und riss diese auch gleich mit einem Mal ziemlich unsanft runter.

Shido schien alles egal zu sein, er wehrte sich nicht mehr. In seinen Augen zögerte es das ganze nur hinaus und machte es noch schlimmer.

Er rührte sich nicht, nur aus seinen Augen traten die Tränen unaufhaltsam hervor.

"Du hast es nicht anders gewollt, Get Backer!"

Hishiki packte Shido nun mit der freien Hand und zog ihn zu sich, amüsierte sich, als er ihm in das farbloserscheinende, ausdruckslose Gesicht sah. Er genoss die Macht, die er über seinen Feind zu haben schien.

"Ich bin kein Get Backer!", flüsterte der Beastmaster kaum verständlich, doch er wusste, dass der Andere es trotzdem hörte.

"Leugne nicht, wir wissen, was ihr vorhabt. Wie viele Partner du auch hast, hier findet dich keiner. Falls der, der draußen im Garten war, der Einzige ist, der dich begleitet hat, hast du wohl einen weniger!"

Shidos Augen weiteten sich, während Ryodas schäbiges Gesicht ein widerliches Grinsen zeigte.

Sein Hass stieg erneut.

Gerade als Shido den Anderen erneut treten wollte, stieß Jemand die eiserne Tür auf.

"Hishiki! Geh sofort runter von ihm!"

Ein Unbekannter von kleiner, gebrechlicher Gestalt stand in der großen Eisentür und fauchte zu ihnen hinüber.

Der Felsklotz tat tatsächlich wie ihm geheißen und entfernte sich ohne einen Ton von seinem hilflosen Opfer. Seine Miene war wie am Anfang: ausdruckslos.

"Und nun bind ihn los!"

Ohne, dass Shido wusste wie ihm geschah, hatte ihn der Riese losgemacht.

Der Schwarzhaarige war verwirrt und rieb sich die roten Handgelenke, an denen man deutlich den Abdruck der engen Fesseln nachfahren konnte.

Er starrte seinen "Retter" an und suchte dabei vorsichtig nach seiner Hose.

"Ich muss mich in aller Form bei ihnen entschuldigen, Herr Fuyuki."

Die schmale Gestalt verbeugte sich im Schatten tief vor ihm. Jetzt wurde es Shido zu bunt.

"Woher wissen sie, wer ich bin?", seine Stimme, auch wenn sie noch ziemlich rau klang, hatte er langsam wieder gefunden und wischte sich jetzt nur noch den Rest der schon fast vertrockneten Tränen weg, womit er auch sein Blut verwischte und sich den rechten, zitternden Arm rötlich verfärbte. Seine Hose zog er neben bei an, Hishiki nicht aus den schwarzen Augen lassend.

"Das ist unwichtig. Ich weiß, was sie hier wollen. Ihr Ziel ist doch die Geige, liege ich da richtig?", ein süffisantes Grinsen verriet Shido, wie falsch der Zwerg doch war.

"Was wollen sie von mir? Und wer sind sie überhaupt?"

"Oh, verzeihen sie mir meine Unhöflichkeit. Mein Name ist Shunsuke Akutsu. Ich denke, wir können uns ergänzen?"

"Pah?! Ergänzen?! Ich dreh dir gleich den Hals um!"

Shido sprang mit einem hohen Satz auf den Kleineren zu, doch wurde - wie hätte es auch anders sein können - von Hishiki aufgehalten.

"Ganz ruhig! Ich will mich wirklich für das, was dir mein Wächter angetan hat, entschuldigen!"

Ein kurzer Blick hinauf zu Hishiki, zeigte Shido, dass er das keines Falls bereute, sondern wohl eher unterstützte.

"Ich könnte dich auf die Get Backers treffen lassen. Du weißt schon: Ban Midô und Ginji Amano!"

Als der Beastmaster schlagartig ruhig wurde, lächelte Akutsu leicht. Wie leicht durch schaubar er doch war. Er hatte ihn schon längst am Hacken, wie ein Fisch im Netz gefangen.

"Na, interessiert?"

"Was springt für dich dabei heraus?"

"Für mich? Ein heiden Spass. Deine Fähigkeiten sind einzigartig, sehr viel Wert, außerdem kennst du sie Beide mehr oder weniger und willst dich an mindestens einem rächen. Ich will nur dabei zusehen, mich etwas amüsieren. Du hälst mir meine Feinde vom Hals." //Wie ein kleines Schosshündchen!//

Shido antwortete nicht, schaute den falschen Mafioso vor sich nur eiskalt an.

"Die Geige ist hier, sie werden hier her kommen. Das garantier ich dir. Ich möchte allerdings nicht, dass du deine lieben Freunde vorher triffst oder informierst. Ich will keinen Ärger, okay?"

Shido nickte zögerlich. Er brauchte sie nicht zu informieren. Joker und Kazuki würden dafür sorgen sich selbst zu informieren.

"Ich möchte noch heute Abend ein Konzert geben und als Entschädigung würde ich dich gern dorthin mit nehmen. Du brauchst natürlich nicht bei mir bleiben. Vergnüg dich ein wenig, iss ein bisschen oder schlaf. Ganz wie du möchtest."

Noch einmal grinste die kleine Ratte dreckig und falsch in sich hinein und verschwand mit dem Fleischkloß nach draußen.

Shido wurde von einer Bediensteten abgeholt und in sein vorrübergehendes Zimmer gebracht, wo er sich ebenfalls einen feinsäuberlich gebügelten Anzug anlegte und sich für dieses mysteriöse Konzert fertig machte.

Was ihm das wohl bringen sollte?

Es ging alles so schnell.

War er denn nun wirklich hier?

War das alles geschehen?

Was sollte er jetzt machen?

Dieser falsche Bastard stellte ihm doch garantiert eine Falle, andererseits schien ihm nichts anderes übrig zu bleiben, wenn er seinen Anführer wirklich wieder treffen wollte.

Dann würde er eben in diese Falle tappen müssen.

Eines wusste er jedenfalls, egal ob Traum oder nicht: So unvorsichtig würde er nie wieder sein.
 

Unterdessen tobten im Mugenjou schon wieder die gelangweilten Kids durch die fast leeren Straßen. Es schien Niemand da zu sein, der sich wirklich für sie interessierte und versuchte, sie aufzuhalten.

Ein lautes Scheppern hier, eine umgekippte Mülltonne da, hier ein bisschen Dreck, dort einige zerdroschene Fensterscheiben.

Wo waren denn die berühmt berüchtigten VOLTS, die alles unter Kontrolle hatten?

Jaulend und kreischend machte die Meute die kühle Gegend unsicher, sodass auch die letzten Anwesenden lieber schnell in ihre unsicheren Häuser verschwanden.

Sollte das alles wieder losgehen? Wo war Raitei? Er war doch sind immer sofort da, wenn man ihn brauchte. Doch diesmal war es nicht an ihm die heimatlosen Kinder aufzuhalten, die versuchten sich zu behaupten.

Nein, zwei Andere stellten sich ihnen in den Weg.

"Hey, Ihr! Wenn ihr Ärger machen wollt, verschwindet lieber schnell von hier!"

Die Jugendlichen hielten inne und schauten in die Richtung ihres Besuchers.

"Mit wem haben wir denn die Ehre? Meinst du nicht, dass du dich etwas überschätzt, Alter?", trat der Größte arrogant hervor, "Soll ich dir deine hässliche Visage einschlagen oder ziehst du es vor gleich zu verschwinden? Wäre sicherer für einen alten Knacker wie dich!"

Die Anderen kicherten, wogen sich hinter dem Rücken ihres scheinbaren Anführers in Sicherheit.

"Du hast es ja nicht anders gewollt! Emishi!"

Der Gerufene erschien auf der anderen Seite und kreiste die Übermütigen so mit seinem Freund ein. Seine Peitsche schon griffbereit, blickte er wie zum Sprung hinüber zu Jûbei. Die beiden kämpften sonst nie gemeinsam, aber gegen diese Kinder reichten ihre Fähigkeiten schon allein. Nicht das einer die Fähigkeiten des Anderen brauchte, die Kinder sollten nur nicht fliehen.

"Schmeißen wir die Überflieger raus!"

Emishi nickte einverstanden und im Hand umdrehen hatten sie die Störenfriede hinaus aus dem Mugenjou befördert. Die waren das Letzte, was sie jetzt noch gebrauchen konnten. Wenn Ginji hier gewesen wäre, hätte sie sicher nicht so grob gehandelt, aber so mussten sie jeder Gefahr aus dem Weg gehen, auch, wenn sie noch so winzig erschien.

Jûbei wandte seinen Blick zu Emishi, als sie Beide am Eingang der Festung ohne Grenzen standen und hörte, wie dieser leise seufzte und wohl in die Hocke ging.

"Nun geht schon fast die Sonne auf. Noch ein/zwei Stunden und der Tag bricht an. Wo bleib Shido nur?"

Jokers Tonfall klang fast verunsichert und besorgt, ganz ungewohnt, wie Flying Needle fand.

"Ich werde hier warten."

"Er kommt sicher bald.", wollte Jûbei seinen Freund beruhigen, aber selbst ihm erschien es seltsam , dass Shido dermaßen unpünktlich war. Sicher kam er vielleicht mal zu spät, aber normalerweise war auf ihn doch Verlass und selbst Kazuki war noch nicht wieder von seinem nächtlichen Ausflug zurück. Wo konnten die beiden nur sein?

Ob ihnen etwas zugestoßen war?

Jûbei schüttelte den Kopf. So etwas durfte er nicht denken. Soviel Unglück konnten doch nicht mal sie haben. Sie hatten sicher nur die Zeit vergessen oder suchten weiter nach ihrem Anführer. Immerhin wussten die Beiden sich sehr gut zu verteidigen und zu zweit waren sie bei nahe unschlagbar.

"Denkst du dasselbe wie ich?", riss ihn der Langhaarige schließlich aus seinen Gedanken, bevor es wie aus einem Mund kam:

"Da stimmt was nicht!"
 

"Möh, Ban-chan! Was meinst du damit, wir nehmen nicht an?" Überfragt hüpfte das kleine gelbe Etwas durch das fast menschenleere Honky Tonk.

"Das heißt, dass ich für das Geld keinen Finger krumm machen werde.", gab sein Partner ohne große Ausschweifungen zu und drückte seinen Zigarettenstummel im Ascher aus.

"Du bist geme~~~in!" Mit treuem Chibiblick versuchte Ginji seinen Freund doch noch rum zubekommen, stieß dabei aber auf taube Ohren.

"Baaaa~n! Du kannst die arme Frau doch nicht einfach ohne ihre Kette lassen!", was für eine, zum Himmel schreiende, Ungerechtigkeit das doch war.

"Wir nehmen nicht an und damit basta! Mach doch, wenn du es willst, aber mit mir nicht." Und aus reinem Protest schnappte sich der Braunhaarige gleich noch das letzte Stück ihrer gemeinsamen Pizza und biss demonstrativ von ihr ab.

RING. Mit einem temperamentvollen Krachen flog die alte hölzerne Ladentür auf und ein deprimiertes, halbverhungertes Ginji tappte hinaus ins Freie, um über einige Sachen nach zudenken und lies den bösartigen Pizzamörder allein am Tisch zurück.
 

Der 13. Tag war angebrochen. Die Straßen füllten sich wieder mit Menschen und auch Ginji witterte die Chance neue Kontakte zu knüpfen, indem er seine Klientin persönlich von zu Hause abholte.

Er atmete tief ein und genoss seine neu gewonnene Freiheit, lächelte vor sich hin. Raitei schien schon vergessen zu sein.

Guter Dinge schlenderte er durch die breiten Straßen Shinjukus, bis ihn schließlich der Schrei eines Mädchens aus seinen Gedanken riss.

Brauchte da Jemand Hilfe?

Ohne lang zu überlegen rannte der ehemalige Elektroking um die anscheinend harmlose Ecke.

"Mozart!"

"Ich schneid dir das Hirn raus, du Mistköter!"

Ein Typ ging mit seinem Messer auf einen kleinen Hund los.

Das konnte Ginji doch nicht zulassen!

Schon hatte er den Hund geschnappt und stattdessen die eigene Hand des Typen in dessen Messer gerammt.

Kamen seine Instinkte wieder durch?

Der Kerl schrie auf, hielt die Blutende Hand fest und heulte vor Schmerz.

"So was gehört sich nicht!", ermahnte Ginji die Rüpel.

Die anderen, noch anwesenden Kerle schauten zu ihm hinüber. Ginji hielt Mozart auf den Armen und schaute sie unschuldig, aber auch vorwurfsvoll an.

"Ihr gemeinen Tierquäler! Wie könnt ihr so einem süssen Hund so etwas antun?"

Dann beugte er sich zu dem Mädchen hinunter, welches verstört an der Wand saß und ängstlich ihren Geigenkasten umklammerte. Den Jugendlichen schenkte er keine Beachtung mehr.

"Ist das deiner? Wirklich niedlich! Alles okay? Das hier ist keine Gegend für ein anständiges Mädchen!"

Während der Blonde die Rüpel schon vergessen hatte, zogen diesem ihn wütend an der grünen Weste nach oben. Rachesüchtig und hasserfüllt brüllten die Kerle ihn gemeinsam an:

"Für wen hälst du dich?!"

Und wie aus einem Munde folgte:

"Wir machen dich kalt!"

Überstürzt hechteten sie auf den scheinbar wehrlosen Blonden zu.

"Muss das sein...? Man kann doch über alles reden..."

Sie schienen ihn mit Absicht zu überhören und bevor Ginji wusste wie ihm geschah, sprang auch schon der Typ, dem er das Messer in die Hand gerammt hatte, mit demselbigen Messer nach vorn:

"Das zahle ich dir Heim!"

"Nyo?" Ginji begriff gar nicht so schnell, was die Jugendlichen von ihm wollten und wäre sicherlich um einige Blutreserven ärmer geworden, hätte nicht ein gewohntes helles Glockenklimpern die gesamte Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

"Aufhören!", Kazukis angesäuerte Stimme hallte unter der alten Bahnbrücke wieder. Angsterfüllt drehte sich die Horde Kids zu dem Störenfried um und schluckten beim Anblick des Fadenmeisters jeglichen Protest runter, der ihnen gerade noch auf der trockenen Zunge gebrannt hatte.

"Es...tut uns leid... ." "Sorry...Kazuki-san?!", begannen die jungen Männer und versuchten sich in irgendeiner Weise bei ihrem King zu entschuldigen. Heute schien ganz und gar nicht ihr Tag zu sein.

Erst wurden sie nach einem kleinen Spaß von zwei alten Knackern aus dem Mugenjou geworfen und kaum wollten sie sich mit der kleinen Blinden amüsieren und etwas ärgern, kam auch schon einer der vier Kings aus ihrer Heimat und schimpfte rum.

Gönnte man der Jugend denn gar nichts mehr?

Madoka wusste unterdessen nicht genau, was sie machen sollte. Erst half ihr der nette Mann, mit der warmen Stimme, und nun kam noch einer hinzu, der ihr zu helfen schien.

Kazuki verlangte eine Erklärung.

"Dieses Bürschchen hat angefangen.", begann der selbsternannte Chef der Gruppe und versuchte den Langhaarigen mit beschwichtigenden Handbewegungen zu beruhigen.

"Da...Das stimmt! Hier, sehen Sie!" Als erhofften sie sich Mitleid, verwiesen sie auf die Stichwunde, die Ginji ihnen angeblich in voller Absicht zugefügt hätte. Und das Messer wäre ja auch von ihm und-

"Wisst ihr eigentlich, wer das ist?", unterbrach Ito no Kazuki die nutzlosen Versuche der Gruppe. "Das ist Ginji Amano. Er hat unsere Gruppe vereint. Ich glaub kaum, dass er so etwas gemacht haben soll." Schwermütig lies er seinen Blick zu Raitei schweifen. Doch etwas schien anders zu sein. Ginji schien...so glücklich zu sein. So unbeschwert und frei, wie er dort mit Mozart spielte. Traurig wandte er sich wieder den Roudies zu.

"Wa...Was? Dieses Bürschchen ist der Elektroking?" Konnten sie so was glauben? Der Typ machte nun nicht gerade den Eindruck des erbarmungslosen Elektrokings. "Das ist der Anführer der Volts? Ginji Amano, der Teufel in Menschengestalt? Der gefürchtetste Anführer, den es je in Shinjuku gab?! Der-"

"Das ist übertrieben!", protestierte der Blonde und lies alle Anwesenden verstummen. Mit einem Ruck verhalf er Madoka wieder auf die Beine. "Geht´s wieder?"

"Wer bist du...?" Das junge Mädchen wirkte noch sehr verschüchtert und unsicher nach dem Angriff.

"Ich bin Ginji Amano von den Get Backers. Und du bist Madoka Otowa. Richtig?" Freudestrahlend blickte Ginji sie an, als er ihr Lächeln bemerkte.

"Dann sind sie.."

"Ja, ich wollte sie abholen kommen. Gehen wir?"

Madoka nickte leicht und nahm ihren neuen Begleiter an die Hand. Mit guter Laune setzten beide zum gehen an, nur Ginji drehte sich noch einmal nach seinem alten Freund um.

"Danke für deine Hilfe, Kazu-chan!"

Der Braunhaarige flüsterte nur seinen Namen, aber scheinbar war es immer noch laut genug für die feinen Ohren Raiteis. Jetzt hatte er ihn endlich gefunden und lies ihn wieder ziehen. Dabei hatte er sich so auf das Gesicht der anderen gefreut, wenn er mit ihrem Anführer zurück käme.

"Vergiss das -san."

"Wollen Sie nicht zurück..?"

"Sorry, Kazu-chan. Aber ich arbeite jetzt mit einem Freund zusammen. Wir haben viel Spaß zusammen!"

Die Brust des Fadenmeisters zog sich schmerzhaft zusammen. "Spaß...seltsam... So ein Wort aus ihrem Mund..." Er wusste nicht, was er sagen wollte. Er hatte sich alles schon zurecht gelegt, für den Moment, wenn er ihn fände und nun herrschte in seinem Kopf eine einzige schwarze Leere. Spaß... so was gab es im Mugenjou nicht.

Also hatte er sich entschieden?

War das die entgültige Entscheidung ihres Anführers?

Wollte er alles aufgeben, was sie so mühvoll erkämpft hatten, für Spaß?

"Seit Sie weg sind herrscht unter den Junk-Kids ein heilloses Chaos. Die Kids halten sich an keinerlei Regeln. Nur der Elektroking kann wieder Ruhe reinbringen.", verzweifelt suchte er nach Gründen, um Ginji wieder nach Hause zu holen. Er gehörte nicht in diese Welt. Mugenjou war sein zu Hause. Alle brauchten ihn.

Die vier Kings brauchte ihn.

Die Kinder brauchten ihn.

Er brauchte ihn.

"Den Elektroking gibt es schon eine Weile nicht mehr...", begann der junge Get Backer leise. "Ich bin jetzt bei den Get Backers. Ich will nicht mehr zurück." Und damit beendete er das Gespräch und drehte sich mit einem letzten Lächeln für Kazuki um und verschwand mit Madoka in der Menschenmasse.

Nachdem ihr wahrscheinlich ehemaliger Anführer überglücklich der Fremden hinter her um die Ecke gefolgt war, wandte sich Kazuki den Jugendlichen zu.

Bei so was verstand er einfach keinen Spass. Nicht nur, dass dieser Kinder aus dem Mugenjou zu kommen schienen, nein, sie konnten sich nicht mal hier zusammen reisen und brachten es sogar soweit ein blindes, wehrloses Mädchen anzugreifen.

Kazukis Geduld war am Ende. Mit ein paar für ihn einfachen Bewegungen, durchbohrten seine eisenartigen Fäden die dünnen Augenlieder der jungen Menschen und versetzten sie selbst in den Zustand eines Blinden.

"Danach werdet ihr nie wieder irgendein Mädchen anrühren."

Damit verschwand der Fadenmeister zufrieden mit sich selbst um selbige Ecke, wie zuvor Ginji gegangen war.
 

Ginji gelangte mit seiner neuen Klientin endlich im Honky Tonk an, wo Ban schon ungeduldig auf sie wartete. Zusammen mit ihrer blinden Klientin besprachen sie alle Einzelheiten des neuen und scheinbar gefährlichen Auftrags. Alles schien noch recht einfach, obwohl ihr Gegner Akutsu Shunsuke, wahrscheinlich ein Mitglied der Mafia war. Erst als Ginji ein Foto von dem gestrigen Konzert Shunsukes in die Hände fiel und er darauf im Hintergrund Shido zu erkennen glaubte, weckte dies sein Misstrauen.

"Shido?!"

Was um Himmels Willen suchte Shido bei so einem Verbrecher?

Ihn hatte schon erstaunt, dass er Kazuki außerhalb des Mugenjous antraf, aber jetzt Shido?

Was sollte das Ganze?

Was war hier los?

Ungläubig starrte er das scharfe Foto an. Doch es blieb was es blieb. Es musste Shido sein.

"Was hast du?"

"Nichts.", versicherte der Blonde mit einem leichten Lächeln und legte das Foto lieber schnell zur Seite, um sich nicht unnötig Sorgen machen zu müssen.

Es dauerte einige Zeit, bis sich die Get Backers einig waren, auf welchen Weg sie auf Akutsus Gelände kommen würden, schließlich mussten sie dafür Sorgen, dass sie sich ohne großes Misstrauen im gesamten Haus frei bewegen konnten. Kaum war eine, von allen Seiten akzeptierte, Lösung gefunden, bahnten sich neue Hindernisse an:

Wie erkennt man eine echte Stradivari?

Ban verspürte nicht unbedingt die Lust, wegen jeder neuen potentiellen Stradivarifälschung rein und raus zu rennen. Also entschied man sich kurzer Hand um und das junge wurde Mädchen mitgenommen. Sie sollte doch am besten wissen, welche ihre Geige war.
 

Entspannt lehnte der junge King im Garten der Villa. So konnte man es sich gut gehen lassen.

Natur, Tiere und das aller wichtigste: Ruhe. Wie lange hatte er das im Mugenjou doch vermisst.

Endlich mal wieder ausspannen und Energie tanken.

Ein kleiner Spatz ließ sich auf seinen schwarzen Haaren nieder und begann, den in Shunsukes Ohren, munteren Gesang.

Nur Shido vermochte es, diesen "Gesang" als das zu deuten, was er war. Eine Warnung vom Fadenmeister, der offensichtlich besorgt um Shidos Wohl war. Interessiert lauschte er den Neuigkeiten, die sein kleiner Freund zu berichten hatte.

"So? Kazuki hat also Raitei gefunden und er ist auf dem Weg hierher um die Geige zu holen? ... Richte ihm aus, dass ich seine Hilfe nicht brauche! Gegen den Fremden werde ich auch alleine etwas unternehmen können." Kaum hatte der Beastmaster zu Ende gesprochen, breitete das kleine braungefiederte Wesen seine Schwingen aus und erhob sich in die Lüfte.

Akutsu stand währenddessen am Fenster und beobachtete sein, wie er es bezeichnete, neues Haustier.

Ein bösartiges Lächeln breitete sich auf seinem scheinbar zierlichen Gesicht aus, als er bemerkte, dass Shido sich hier anscheinend wohl fühlte.

Vielleicht konnte er ihn danach weiterhin beschäftigen.

Dieser lehnte sich immer noch an den großen Baum und genoss die ungewohnte Ruhe im Schatten der Natur, seufzte dabei entspannt.

So gutes Essen und so viel Erholung hatte er schon lang nicht mehr gehabt. Dafür hätte er sogar fast vergessen, wo er hier war und was er eigentlich vor hatte.

Er konnte nicht leugnen, dass es ihm hier außerordentlich gefiel, aber er wusste auch, dass dies nicht länger als bis zur Dämmerung andauern würde.
 

Ginji und Ban hatten unterdessen die Musiker, die Akutsu zur Unterhaltung seiner italienischen Freunde engagiert hatte abgefangen und sich ihre unbequemen Sachen angezogen.

Sie sollten also Musiker sein?

Ginji zupfte sein neues, viel zu enges Oberteil immer wieder von seinem Hals weg, weil er das Gefühl hatte, in dem Ding zu ersticken.

"Muss das sein? Können wir uns nicht als Gärtner ausgeben?"

"Nein. Ich glaube kaum, dass unser Gegner heut Abend noch fünf Gärtner braucht."

Ban deutete in den kleinen Rückspiegel.

Sie hatten schließlich Natsumi, Paul und Hevn mitnehmen müssen.

"Da...-dann liefern wir Pizza!"

"Nein!"

"Verkleiden uns als Postboten?"

"Nein!"

"Aber wir könnten doch..."

"NEIN!"

Ban schien langsam etwas gereizt, was sich deutlich an seinem suizidgefährdeten Fahrstil zeigte.

Huuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuup! Genervt richtete sich Bans Blick wieder auf die Straße vor ihm.

"WAS WILLST DU?????", fluchte der Braunhaarige, als er vor sich die riesigen Scheinwerfer eines azurblauen LKWs sah. //Verdammt!// Ban riss das Steuer rum, um seinen Subaru wenigstens vor noch größerem Schaden zu bewahren.

Nachdem Ban wieder den richtigen Gang drin hatte und als wäre nichts gewesen an dem großen LKW vorbei gefahren war, herrschte eine Weile Totenstille.

"Warum musstest du uns da alle mit rein ziehen? Ich spiele Schlagzeug, kein Cello!"

Paul war sichtlich grün von der Vollbremsung. Sein Leben hatte er schon vor seinen Augen ablaufen sehen. Wenigstens lag sein Testament sicher in dem kleinen Schreibtisch im Keller. Seit er wusste, dass sie ihn mitschleifen würden, war er lieber auf Nummer Sicher gegangen.

"Ist doch dasselbe!"

"Ach ja?!"

Keiner schien ihn zu verstehen und so ließ der Café Besitzer schweigend seinen Kopf hängen und sehnte sich nach seiner Zeitung und den Zigaretten.

"Sieh´s mal so: Wenn alles nach Plan läuft, kriegen wir einen Anteil!", gab Hevn zu bedenken.

Das war ja alles schön und gut und Paul hätte ja auch gar nicht rum gemurrt, hätte er nicht gewusst, dass Ban und sein Partner immer leer ausgingen. So schwieg er einfach nur weiter.

Doch Hevn gab nicht auf.

"Es lohnt sich!"

Ban und Ginji stimmten natürlich, von ihren Fähigkeiten überzeugt, sofort zu:

"Genau!"

Schwermütig gab Paul schließlich nach:

"Na gut, was soll´s...?"

Und bis sie Paul endlich überzeugt hatten, waren sie auch angekommen.

"Wir sind da! Das Anwesen vom "Maestro der Unterwelt", Shunsuke Akutsu!"

Vor ihnen offenbarte sich das riesige Gelände Shunsukes.

Es war gigantisch und atemberaubend.

Ziegelmauern umschlossen es vollkommen. Nirgends schien es eine unbewachte Stelle zu geben.

In Paul stieg das unbehagliche Gefühl vom Anfang nur noch mehr. Ob sie es wirklich schaffen konnten?

Das war schon kein Anwesen mehr, das war ein ganzer Bezirk für sich.

Der Raucher schluckte seine Angst nur mühsam wieder hinunter und auch Natsumi schien es bei dem Anblick nicht wirklich gut zu gehen.

Ob sie es als Quintett schaffen konnten?

Keiner von ihnen konnte ein Instrument spielen - Pauls Schlagzeug hatte hier wohl auch eher wenig Ansehen...
 

Akutsu hatte gerade den Hörer aufgelegt, als sein treuer Diener Kurobe in sein Zimmer trat, sich leicht vor seinem Meister verneigte und ihm das bestellte Quintett ankündigte.

Shunsuke nickte lächelnd.

"Ich komme sofort!"

Wenige Sekunden später befanden sich die zwei Mafiosi auf dem leeren, weiten Gang.

"Kurobe? ...Wo ist Shido?"

"Er ist mit seinen Freunden im Garten.", antwortete der alte Mann kurz und teilnahmslos.

"Hm. Verstehe!"

"Soll ich ihn rufen?"

"Nein."

Noch immer lächelte der junge Man leicht vor sich hin. Sich seines Sieges und der grandiosen Unterhaltung sicher, ging er weiter leichtfüssig über den hellen Flur der Empfangshalle entgegen, wo sein Quintett sicher schon wartete, wie Kurobe berichtet hatte. Bei dem Telefonat eben hatte er erfahren, dass diese fünf definitiv nicht die bestellten Musiker waren, sondern doch eher dem Elektroking und Ban Midô ähnlich sahen.
 

Akutsu ließ es sich nicht nehmen, die Eindringlinge persönlich willkommen zu heißen. Gelassen schritt er die Marmortreppe herunter, dicht gefolgt von seinen Handlangern. Seine dünne Gestalt wurde von den monströsen Keramikvasen und Statuen, die seinen Weg einsäumten, nur noch mehr verstärkt und ließen ihn nur noch unscheinbarer und unschuldiger wirken.

"Ihre Agentur hat mich informiert, dass sie ihre Kollegen vertreten werden."

Ban wollte erst gar keinen falschen Eindruck aufkommen lassen. Jeder Fehler konnte tödlich enden und so sicherte er ihm zu, dass sie alle ihr angebliches Handwerk verstanden.

"Sind Sie sich da so sicher?", wollte er nur kühl wissen und grinste siegessicher in sich hinein. Wie es aussah, würde es nicht so lange dauern, wie er anfangs gedachte hatte . Er könnte sich also schnellstmöglich wieder um seine italienischen Gäste kümmern .

"Also, bitte...geben sie mir eine Kostprobe ihres Könnens. Andernfalls...."

Nun war es sicher. Er würde nicht lebend aus dem Haus wieder raus kommen. Paul lief der Schweiß in Strömen den Nacken hinunter. Er war jung, er wollte doch noch nicht sterben.

Unsicher schauten sich die fünf Freunde an. Schließlich ergriff die Schlange die Initiative. Mit einem schnellen Griff nach seinem Geigenkasten, klaubte er das teure Stück Madokas heraus und begann konzentriert ein Stück von Chopin zu rezitieren. Das hatte Akutsu nun nicht erwartet.

Überrascht nickte er zu, als er sich überzeugt hatte und lies alle in ihrem Aufenthaltsraum bringen, wo sie sich auf den abendlichen Auftritt vorbereiten konnten.
 

Tschilp. Tschilp tschilp. Gereizt lauschte der Beastmaster seinem kleinen Freund. Hielt Kazuki es etwa schon wieder für nötig, seine Tiere als Boten zu missbrauchen?

"Kazuki soll mir nicht auf die Nerven gehen." Tschilp.

"Ich werde Ginji kein Haar krümmen. Mich interessiert nur sein Partner. Ban Midô, oder wie der heißt." Tschilp.

"Sag Kazuki, das geht ihn nichts an. Ach, da fällt mir ein...er versteht dich ja nicht. genau wie all die anderen Idioten, die euch nicht zu hören wollen."

Noch während sich der Schwarzhaarige mit seinem Freund unterhielt, näherte sich von fern bereits sein Chef, um ihn noch einmal daran zu erinnern, wozu er eigentlich bei ihm war.

"Keine Angst, Shinsuke-san. Deiner Stradivari passiert nichts. Ich habe noch eine Rechnung mit einem der Get Backers offen....", gab Shido nur knurrend zur Antwort.

"Das ist mir völlig egal und wenn du ihm den Arm ausreisst. Mach was du willst."

Shunsuke war es gleich, was aus dem falschen Quintett wurde und wandte sich halb von Shido ab, halb seiner großen Villa zu.

"Aber ich möchte meinen Gästen aus Italien heute Abend eine besondere Attraktion bieten."

"Ein besondere Attraktion...?"

Was sollte das denn schon wieder heißen?

Über das schmale Gesicht des Italieners zog sich wieder mal ein unschuldiges Lächeln und mit dem milden Hauch eines lieblichen Engels entgegnete er dem Beastmaster:

"Ja...und dazu brauche ich dich! Eine Attraktion zu Ehren der Mafia.", höhnte der Violinist stolz, bevor er dem King ganz den Rücken kehrte und zurück in die Villa schlich.
 

Während Hevn und Ban verzweifelt versuchten Natsumi und Paul in die richtige Position zu rücken, wirkte Ginji eher abwesend und besorgt, was Ban natürlich nicht entging.

"Sag, wonach hältst du Ausschau?", fragte der Braunhaarige frei heraus und riss seinen Freund aus dessen verträumten Gedanken.

"Ah, nach nichts..."

Aber Ginji konnte nicht lügen und das wusste er selbst am besten, deswegen wandte er seinen neuen Freund lieber schnell den Rücken und sich wieder seinem angeblichen Instrument, dem Bass zu.

Doch wie es Bans Art war, ließ dieser nicht locker, ließ den Blick über den großen, noch menschenleeren Raum schweifen.

"Du suchst den Kerl, der auf dem Foto zusehen war."

Ginji wollte widersprechen und abstreiten, doch Ban unterbrach ihn schon als er nur Luft holen wollte.

"Mir machst du nichts vor."

Noch immer schaute er seinen blonden Freund nicht an. Er hatte ihn durchschaut. Er kannte ihn zwar noch nicht allzu lange, aber schon jetzt konnte er ihn gut einschätzen und völlig in ihn hinein denken. Da war doch was. Das sah man ganz deutlich und eben deswegen machte sich der Braunhaarige auch Sorgen. Am liebsten hätte er sich bei dem ganzen Stress nun einen seiner Glimmstängel angezündet, aber man wusste ja nie, wann dieser Geigendieb wieder herein kam.

"Er war damals auch bei den VOLTS. Er ist einer der "4 Kings" ...und sehr stark. Sein Name ist Shido."

Der ehemalige Elektroking schaute noch immer über seinen braunen, großen Bass von der flachen Bühne herunter auf die leeren, gepolsterten Sitze, die sich wahrscheinlich sehr bald füllen würden.

"Aber ich war der Anführer.", flüsterte Ginji leise über sein großes Instrument.

"Shido?"

"Ja! "Der Beastmaster." Er kann mit Pfiffen Tiere Kontrollieren."

Ban schien das alles nicht ganz einzuleuchten.

Wenn dieser Shido einer von Ginjis Freunden war, sollte er ihn doch eher unterstützen, als sich seinem Feind anschließen. Und dann war da noch die Frage, ob dieser Beastmaster auch wirklich nur rein zufällig hier war.

Bei seinen völlig aus dem Stand gegriffenen Hypothesen über seinen wahrscheinlich neuen Feind, wurde Ban von einem kratzenden, grausamen und Ohren betäubend schiefen Geigenspiel von Natsumi wieder in die, diesmal wirklich grausame, Realität geholt.

"Und? Wie war ich?"

Natsumi schien überglücklich über ihr neu erkannte Talent.

Hevn hingegen wandte sich zu ihrem Get Backer um:

"Ban, ich zähl auf dich!"

Doch nun kamen auch schon die angekündigten und vor allem hohen Gäste Akutsus mit selbigen zur Tür herein.

//Es geht los!//

Sie mussten nur warten, bis sämtliche Gäste zu ihnen hinauf sahen, damit Midô sein Teuflisches Auge einsetzen konnte und sie so mit der Stradivari, die höchstwahrscheinlich in dem kleinen Kasten, den Shunsuke selbst trug, war, abhauen konnten.

Ganz einfach!

Und damit sie nicht vielleicht doch die Falsche erwischten, würden sie einfach auch noch die restlichen Geigen mitnehmen und diese dann zu dem blinden Mädchen bringen.

"Das soll ein Plan sein?"

Hevn schien nicht besonders angetan, aber was blieb ihnen denn auch groß übrig?

"Macht euch bereit!", flüsterte Ban, während er langsam und unauffällig seine violette Nickelbrille abnahm und sein Jagan einsetzen wollte.

Die Gäste hatten sich bereits im gesamten Raum verteilt.

Doch in dem Moment, als Ban sein Ziel vor Augen sah, es zum Greifen nah schien, fand er sich mit seinen Freunden in einem riesigen Käfig wieder.

"Was?!", Ban war an die festen Gitterstäbe gesprungen, er konnte es einfach nicht glauben, "Das war so nicht geplant!"

In einer Art, die nur kleine Kinder am Heiligabend zu Tage legten, verkündete Shunsuke in einem feinen gebrochenen Italienisch die kommende Attraktion.

"Ehh? - Was labern die da, Hevnmausi? Was...hat er gesagt ...?" In Zeitlupe drehte sich Bans Kopf rüber zu dem blonden Rasseweib. Hevn machte keinen großen Hehl daraus, was der kleine Schleimer wollte.

"Er hat nur gesagt, dass er uns an seine Tierchen verfüttern will."

ROAAAAAAAAAAAAAAAARRR....

Gebannt blickten alle hinter sich. Wo bitte kam das Gebrüll jetzt her?

Das klang doch nach...
 

Es war eng, warm und stickig. Hatten die anderen nicht gesagt, dass sie gleich wieder kommen würden?

"Mozart?" WUFF!

Vorsichtig schob das junge Mädchen den Deckel des Kontrabasskastens zur Seite, in dem sie steckte und krabbelte raus an die frische Luft.

//Ob sie die Stradivari schon haben?// Nervös schritt Madoka im Zimmer auf und ab, bis die alte verzierte Standuhr, neben der Tür, 19 Uhr schlug.

Langsam wurde die Zeit knapp. Es waren nur noch 24 Stunden, bis ihr Konzert beginnen sollte und noch immer lag ihr Instrument in weiter Ferne. Also beschloss sie, sich selbst auf die Suche zu begeben.

Ihr Hund führte sie zielsicher vor einen Raum, aus dem es stark nach Holz und Firnis roch. //Hier...?//

Unsicher betrat die Blinde den Raum. Aber wie sollte sie die ganzen Geigen hier testen? Sie sah ja nicht, welches Instrument das Ihrige war. Beinahe wollte sie das Handtuch werfen und wieder zurück zum Aufenthaltsraum gehen, als ihr eine Idee kam. Vorsichtig tatstete Madoka sich zum Fenster zu, öffnete es und lauschte dem Wind, wie er über die Saiten strich.

Geigen...viele Geigen waren zu hören und alle klangen sie wundervoll in ihren Ohren. Aber...war das da ihre, die so hervor stach?

Es mussten über 120 Geigen in diesem Raum sein und alles antike Sammlerstücke, so, wie Akutsu sie mochte. Dennoch war sich Madoka fast sicher ihre Eigene heraus zuhören. Sie schlich vorsichtig, aber zielsicher ihrem Gehöhr folgend auf eine der Violinen zu.

Sie griff nach ihr, doch reichte nicht bis hoch.

Plötzlich merkte sie, wie ein Unbekannter nach womöglich ihrer Stradivari griff, sie behutsam von dem Regal nahm und Mozart glücklich hechelnd neben ihr stand.

"Wer ist da?", fragte das junge Mädchen erschrocken, "Bist du es Ginji? Oder..."

"Würdest du mir etwas vorspielen?"

Die tiefe Stimme verunsicherte sie etwas. Wer mochte das sein? Sein Geruch war ihr nicht vertraut, obwohl sie ihn mochte. Seine Stimme war klar, doch auch an diese vermochte sie sich nicht zu erinnern.

Das war weder Ginji noch Ban, aber warum hatte Mozart sie dann nicht gewarnt?

Bevor sie noch länger darüber nachdenken konnte, hielt Shido ihr die Geige an die dünnen Hände und sie griff behutsam zu, legte die Geige nachdenklich, aber wie gewohnt an ihr Kinn auf die linke Schulter.

Sie spielte, wie ein Engel. Shidos Augen weiteten sich und er schaute die Künstlerin unverwandt an. Ihr Spiel klang göttlich. Es war himmlisch. Ja, es war fast so, als würde die Zeit stehen bleiben und sie in eine andere Welt verschlagen. Wie versteinert schaute er ihr einfach nur schweigend zu, doch dann hörte sie plötzlich auf.

"Was hast du?"

"Das ist sie nicht. Das ist nicht meine Stradivari, aber es ist eine unglaublich gut gemachte Fälschung."

Sie betrachtete sehnsüchtig das antike Instrument, als ob sie es mit ihren Händen "sehen" könnte, wenn sie nur über das alte Holz strich.

Shido nahm ihr die Violine wieder ab.

"Es tut mir Leid für dich", sagte er anscheinend ganz ehrlich, als er die Geige wieder an ihren Platz oben im Regal stellte und sich deswegen selbst auf die Zehenspitzen stellen musste.

"Wer sind sie?"

Der Beastmaster schaute ihr ohne Hehl ins Gesicht.

"Mein Name ist Shido. Ich soll deine Stradivari vor den Get Backers schützen. Keine Angst, ich tu dir nichts!", merkte er noch kurz an, als er sah, wie sich ihr Körper anspannte und sie scharf und ängstlich die Luft einzog.

"Aber...deine Geige behalte ich!"

Mit diesen Worten schlich er geräuschlos an ihr vorbei.

"Ach, noch was... . Richte Ban Midô von mir aus, dass ihn Shido Fuyuki töten wird!"

Madoka durchfuhr eine Kälte wie sonst nie. Sie hatte fast das Gefühl zu ersticken. Dieser Kerl hatte etwas anziehendes, aber er machte ihr auch Angst, keine Frage.

"Bis später, Mozart!"

"Wuff!"

Damit war der Beastmaster aus dem verlassenen Raum verschwunden und schloss leise die verzierte Tür hinter sich.

//Was?!//

"Mozart?", flüsterte sein Frauchen ungläubig.

Doch dieser, wie konnte es auch anders sein, gab als Antwort nur ein zufriedenes Hecheln, als er Shido hinterher sah.
 

Unterdessen amüsierten sich die Italiener herrlichst auf Kosten der Get Backers.

Immer wieder griff der Löwe zufälliger Weise (?!) nur Ban an, der nur knapp ausweichen konnte, welches die Mafiosi mit lauten "Buuuuuuu"-Schreien kommentierten.

Ginji hingegen, tapfer wie er war, stellte sich vor den Rest ihrer Freunde.

"Na los!! Komm her, Clarance!! Ich werde Hevn und Natsumi-chan mit meinem Leben schützen!"

Dass Ginji zufälliger Weise (!?) gar nicht angegriffen wurde, schien er nicht zu beachten. Ban hatte sich während Ginjis Kampfansage an den Gitterstäben hochgehangelt und bibberte nun dort in vorübergehender Sicherheit um sein Leben.

"Und was ist mit mir?! Mich beschützt Keiner! Unternimm endlich was Ginji!"

"Es ist meine Pflicht die Mädchen zu beschützen.", gab der Blonde als Antwort, ohne Paul eines Blickes zu würdigen.

Der Löwe brüllte, fauchte Ban an, kratzte und sprang noch ihm, fletschte immer wieder drohend die Zähne.

"Idiot!"

Ban konnte sich nicht mehr halten.

"Höchste Zeit für mein...Teuflisches Auge!"

Da er die Nickelbrille schon längst abgenommen hatte, um die Mafiosi in Trance zu versetzen, musste er der großen Raubkatze nur noch in die wütenden, funkelnden Augen sehen.

Ein kurzer Blickkontakt reichte aus, um die dressierte Katze in den vielen Gästen Zebras sehen zu lassen.

Hungrig wie er war, sprang er brüllend solang gegen die dicken Gitterstäbe, bis diese sich weit genug verbogen hatten.

"Wie ist das möglich?! Ich dachte Shido hätte den Löwen unter Kontrolle!", Akutsu schaute dem Geschehen wie gebannt zu.

Was war hier los?

Der Löwe brach aus.

"Meister Shunsuke! Bringen sie sich sofort in Sicherheit!", befahl dessen alter unscheinbarer Diener fordernd.

"Ha! Na los! Lasst uns abhauen!"

Schon waren Ban und seine Freunde aus dem Käfig geflohen und rannten orientierungslos den langen, unbekannten Gang entlang, dicht gefolgt von den Wachen des Hauses, die bereit waren, sie ohne mit der Wimper zu zucken, abzuknallen.

Auch Shido lief gerade in der Nähe seines Feindes umher, um sich das "muntere Treiben" aus der Nähe anzusehen. Schon hatte er eine kleine, weiße Ratte auf der Schulter sitzen, die zuvor an seinen weiten Sachen mühsam hochgeklettert war.

"So, so....er hat sein teuflische Auge benutzt?"

Das kleine, unschuldig erscheinende Nagetier fiepste nur kurz zur Antwort.

Shido lächelte verständnisvoll, aber auch bösartig.

"Sieh an! Du hast Hunger? Sag deinen Freunden Bescheid, bald ist Fressenszeit!" Dann ergänzte er noch freudig, als würde er seinen Feind schon ewig kennen, lächelnd zu sich selbst:

"Du kannst dein Teuflisches Auge innerhalb 24h nur dreimal einsetzen, Midô Ban! Du hast nur noch zwei Versuche!"
 

Ginji hatte gerade festgestellt, dass ihre Klientin nicht am vereinbarten Treffpunkt war und sie sie suchen mussten.

"Was nun?"

"Wir teilen uns auf!"

"Sei vorsichtig! Ich bin sicher, dass Shido hier ist! Er hat dem Löwen befohlen dich anzugreifen. Du darfst ihn nicht unterschätzen! Ihm ist jedes Mittel recht, um seinen Gegner zu schlagen! Er hat es auf dich abgesehen!"

Ginji schien sich Sorgen um seinen neuen freund zu machen, doch Ban war das egal.

"Ja, ja! Ich hab`s kapiert!"

"Aber Ban! Er denkt, ich hätte wegen DIR die VOLTS verlassen!"

"Ist gut! Mach nicht so einen Wind!"

Dann lächelte Ban ihm zu, als er sich zu dem Gang umdrehte.

"Ich schwöre dir, ich werde kein leichter Gegner für ihn sein!"

Der Hexennachkomme seufzte lustlos, bevor er sich schließlich von Ginji und Hevn verabschiedete und selbst mit Paul und Natsumi los zog, um Madoka zu suchen.

Doch weiter, als bis um die nächste Ecke, kamen sie nicht. Ban, der sich mit einer riesigen Masse hungriger Nagetiere, konfrontiert sah, ahnte nichts von dem erbitterten Kampf gegen Hishiki, dem sich sein kleiner blonder Freund eine Etage höher widmete.

Sonst hätte er wohl, auch ohne ein schlechtes Gewissen zu riskieren, Paul und seine Aushilfe den gefräßigen Ratten überlassen und wäre Ginji entgegen geeilt. Doch so, war er mehr als genug damit beschäftigt, sich die lästige Plage vom Fell zu halten.

Gerade als es um die Freunde eng wurde, kam Paul der rettende Gedanke.

"Setz dein teuflisches Auge ein!", raunte er den Braunhaarigen an.

Doch dieser war gar nicht so begeistert von dem Befehl des älteren. Genau das war es doch offensichtlich, was Shido wollte.

Viel lieber hätte er sich jetzt auf den schwarzhaarigen gestürzt, der siegessicher um die Ecke kam und sich hinter seinem Löwen in Sicherheit wog. Und genau das tat der Beastmaster zurecht.

"Du musst Shido sein?" Eigentlich wollte er es abwertend klingen lassen, aber es wurde mehr zu einer Frage.

Zu einer Frage an sich selbst.

Wurde er etwa unsicher?

Egal, dass hunderte Ratten auf der Seite dieses Typen zu stehen schienen, egal, dass ein rießiger Löwe neben ihm war und sich anschmiegte.

Egal, dass...war er denn verrückt???

Nichts da. Von so einem wandelnden Ökofuzzi würde er sich nicht einschüchtern lassen. Oder doch?

"Stimmt genau."

"Du willst also, dass ich mein teuflisches Auge einsetze?"

Wieder bejahte der jüngere. "Und wenn nicht...."

Und mit einem hämischen Lächeln auf den Lippen winkte er seinen kleinen Freunden zu, die sich sofort auf Paul und Natsumi stürzten und bissen.

Wütend schnellte der Braunhaarige nach vorn, um Shido niederzumachen, doch noch bevor er bei seinem Gegner angelangt war, brüllte ihn auch schon der Löwe, zum Sprung bereit und mit aufgestelltem Nackenhaar, an.

Ban war nicht sonderlich besessen darauf, nun auch noch mit Shidos, zu groß geradenem, Flohteppich Bekanntschaft zu machen und gab sich geschlagen. Stinksauer drehte er sich von dem schwarzhaarigen Mann und seiner Katze ab und versetzte die Ratten durch seinen teuflischen Blick in einen tranceähnlichen Zustand. Getäuscht, durch Bans Blick, begannen die Ratten damit, über einander herzufallen.

Nur sollte es dabei nicht bleiben, kaum hatte der Braunhaarige genug Luft und Raum, sich etwas zu erholen, stürzte sich eine wildgewordene Schar Boas auf ihn. Es war im Grunde nur seiner schnellen Reaktionsfähigkeit zu verdanken, dass Midô schlimmeren Schäden entkommen war.

Während Beastmaster Shido Fuyuki nur fassungslos auf seine treuen Tiere starrten konnte, die wie wild gewordene Bestien übereinander herfielen und sich gegenseitig in Stücke zu zerreisen versuchten, arrangierte Ban zusammen mit seinem alten Kumpel Ginji, der sich von seinem Zweikampf mit Ryiodo loszureisen vermochte, die heilvolle Rettung der anderen.

Einer nach dem anderen sprangen sie aus dem Fenster. Erst die beiden Get Backers, dann Natsumi, gefolgt von Hevn und Paul und zu guter letzt getraute sich auch Madoka, mit Mozart unter ihren dünnen Armen, den waghalsigen Sprung aus dem zweiten Stock.
 

Kazuki, der sich seinen spitzen Platz als stiller Beobachter auf einem der hohen knorrigen Eichen erhaschen konnte, verfolgte belustigt das hektische Treiben unter seinen Füßen.

Ginji floh also mit den anderen, aber was machte der andere da?

Irritiert bemerkte der langhaarige Späher, dass der Braunhaarige stehen blieb. Dabei würde selbst er es nicht einmal darauf anlegen, einen ernsthaften Kampf mit Shido auszufechten.

Gut, er hätte beinah die gleichen Chancen gehabt wie Shido, aber dennoch wäre es ein schwerer Kampf auf Leben und Tod geworden, den er gemieden hätte, wäre es gegangen.

Shido stolzierte gelassen vor seinen Feind.

"Du Idiot dachtest wohl, hier draußen könntest du mir entwischen, was?"

Spöttisch lachte der ältere ihm entgegen. "Aber die Nacht hat tausende Zähne, Krallen und Klauen, die nur darauf warten, dich in Stücke zu reisen."

"Davon hab ich drinnen aber noch nichts gemerkt.", entgegnete Ban ermuntert, und schürte damit den regelrechten Hass in Shidos Innerem.

"Du bist so gut wie tot!", schrie er seinen Gegenüber ins Gesicht und stürzte sich wie ein besessener auf Midô. Kaum klar denkend, hatte er doch nur diese hässlich verzogene, Maske vor sich, die ihn kalt mit seinen eisblauen Augen angrinste und regelrecht zu durchbohren schien.

Shido schlug zu. Ban wich nach rechts aus.

Shido schlug nach rechts. Ban wich nach links aus.

Shido wollte nach ihm treten, doch Ban tänzelte regelrecht vor seinen Angriffen davon.

Blind vor Wut pfiff der King nach seinen Tieren, bereit jedes Opfer in Kauf zu nehmen. Aus allen Hecken, Büschen und Bäumen kamen sie hervor. Vögel, Katzen, Wachbären, Mäuse, Tiger, Hunde, kurz: alles was ins einer Nähe war und seinen grellen Pfiff gehört hatte.

Siegessicher, wie er war, wollte sich der Schwarzhaarige bereits zum gehen umwenden, als alle seine Tiere mit jaulen und knurren zu Boden gingen. Pikiert heftete sich sein Blick auf seine Gefährten. Keiner von ihnen rührte sich. Waren sie...Tod?

"WO BIST DU?" Wütend schrie er in die Nacht, doch der junge Get Backer blieb verschollen. "WO BIST DU? Komm raus!"

"Dein Wille sei mein Befehl!" Lautlos griff Ban seinen Gegner an, packte ihn an der Schulter und drückte ihn von sich weg.

Erschrocken und perplex flüchtete der junge Mann auf das alte rote Ziegeldach der Villa und gerade, als er bemerkte, dass der Raucher nun schon zum zweiten Male aus seinem Blickfeld entschwunden war, spürte er auch schon diesen unerwünschten stechenden Schmerz am Hals, als wenn ihm einer die Blutzufuhr abdrücken würde.

Röchelnd, nach Luft ringend, versuchte der Beastmaster das Pulsieren in seinem Kopf zu verdrängen.

"Du kommst mir und Ginji nicht in die Quere, kapiert? Andernfalls-"

"das könnte dir so passen!!! Ich verstehe nicht, wieso er sich mit solchem Abschaum wie dir abgibt, aber WIR brauchen Ginji! Ich werde nicht eher ruhen, bis er zu uns zurückkommt!", schrie er ihn an. Ja, er schrie ihn an, schrie sich allen Frust aus sich heraus.

Unfähig sich zu bewegen und der irren Willkür des anderen ausgesetzt, lauschte er dem bösen Zischen, was sich wie das Gift einer Schlange in sein Gehirn brannte.

"Dann stirb!"

Was hatte der Typ gesagt? Er solle sterben? Shido drehte seinen Kopf leicht nach hinten, um mehr sehen zu können, doch alles was er zu sehen bekam, war die blutlüsternde Fratze Midôs, der seinen Arm zum Finalenschlag erhob.

Das leise klirren der Kotoseiten zerschnitt die Luft, legte sich mit seinen hauchzarten Fäden um den Arm des Angreifers.

"Keine Bewegung! Wenn du dich bewegst, reis ich dir den Arm ab!", drohte der doch sonst so sanfte Mann.

"Meinst du, es macht mir etwas aus, euch beide zu töten?" Leise, bedacht darauf jedes Wort haargenau zu betonen, zeriss der braunhaarige Wuschelkopf eine Seite nach der anderen. Dachte dieses "Mädchen" ernsthaft, er würde sich von der Strickwolle aufhalten lassen, mit der er um sich warf?

In dem Moment, als Kazuki und Shido mit vereinter Kraft angriffen und Ban vom Dach stoßen wollten, stolperten sie über ein kleines deformiertes Chibi, dass ihnen ernsthaft und in voller Freudenmanier verkündete, dass es doch eh alles nur Spaß war. "Ich bin nicht hier um euch zu töten. Ich will nur die Stradivari!" Und mit einem Griff nach seinem Nikotinstängelchen hüpfte er von allein vom dach und lies zwei völlig verdutzte und zutiefst in ihren Grundsätzen erschütterte Bewohner des Mugenjous zurück.

"Der Kerl hat nicht alle Tassen im Schrank. Was meinst du?"

"Da kenn ich noch einen.", gab der Stringmaster kichernd zurück. Er würde es zwar nicht zugeben, aber Midô Ban hatte ihn schon überrascht. Da hätte er wohl doch nicht aus seinem Versteck kommen brauchen. Aber wusste man das am Anfang?

Stimmt. So einen Trottel hatten sie auch zu hause bei sich im Team. Aber so schlimm? Nein. So weit würde Shido nun doch nicht gehen und die beiden mit einander vergleichen.

"Er ist schlimmer."

"Meinst du jetzt Emishi oder diesen Jungen?"

Fuyuki wollte nicht auf diese Frage antworten. Die Antwort war zu offensichtlich. Kazuki hatte sie sowieso nur gestellt, um ihn aus der Reserve zu locken. "...Warum gibt sich Ginji mit solchen Idioten ab...?!"

"Bist du neidisch, Shido?". Sein leises kichern wurde von dem leisen unscheinbaren Geklimper seiner Glöckchen untermalt, wie Shido fand.

Von einem plötzlichen Schwindelanfall heimgesucht, sah sich der Langhaarige eigentlich gezwungen, sich hinzusetzen, aber dann würde Shido es sicherlich merken und dass wollte er nicht. Also vertraute er einfach auf seinen besonders ausgeprägten Gleichgewichtssinn. Sollte er doch endlich mal für etwas nützlich sein? Wohl eher nicht...

"Was? Red keinen Quatsch! Das wäre genauso abwegig, als wenn du von heut auf morgen nicht mehr für ein Mädchen gehalten werden würdest!" Es machte Spaß, wenn man die Schwachpunke des anderen kannte

...nur irgendwie reagierte da keiner? Mit einer leichten Kopfbewegung blickte der schwarzharige hinter sich.

"Alles in Ordnung, Kazu? Du siehst blass aus. ...Kazu?..."

Doch anstatt zu antworten, oder auch nur zu regieren, machte dem gerade sein so hoch eingeschätztes Gleichgewicht einen dicken Strich durch die Rechnung.

Dem jüngeren der beiden wurde Schwarz vor Augen...
 

---tbc---

So. Das war nun der dritte teil und wer den überlebt hat, kann auch gleich weiter zu Teil 4, der gleich folgt.

Uns kam beim schreiben leider der Umzug dazwischen, wo das Krümel seine Kabel für den PC verramscht hat. Gomen. *verbeug*

Woir lassen das alles auch noch mal betan.



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