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.hack//New Age

Das neue Zeitalter
von

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Game Over

„... mit Shio?“
 

Gedämpfte Stimmen.
 

„Immer noch bewusst...“
 

Weit weg... und unter Wasser.
 

„... was tun...“
 

Kaum zu hören... viel mehr nur zu erahnen.
 

„Warten.“
 

***

„Was ist los?“, fragte Gier.
 

„Gaaaaaaaaaaaaaaaaaaaargh!“
 

Trägheit wandte sich auf dem Boden. Um ihn herum befand sich auf dem Boden ein rotes Sechseck. Immer wenn er der Grenze nahe kam zuckten kurz Blitze auf und er wurde ein Stück zurück geworfen. Der Platz war zwar großzügig bemessen, aber dennoch stieß er immer wieder an die Grenzen. Aus der Schusswunde waren ein paar kleine, purpurfarbene Tentakel gewachsen, welche unkontrolliert hin und her wuchsen. Außerdem war die Schulter komplett angeschwollen.
 

„Ich weiß nicht was das für ein Ding ist!“, knurrte Neid, „In dem Moment in dem ich es lösche taucht es wieder in einer anderen Version auf... ich kann es nicht stoppen!“
 

„Was tut es?“
 

„Es verändert ihn... er... er mutiert. Aber ich weiß nicht zu was! Solange wie er da drin ist, ist er vollkommen in Quarantäne und uns kann nichts passieren... aber ich weiß nicht was ich tun soll!“
 

„Kann er aus diesem Ding wirklich nicht ausbrechen?“, vergewisserte Wollust sich.
 

„Unmöglich. Das Passwort ist über 150 Zeichen lang, die Verschlüsselung ist so gut das selbst ich sie nicht knacken könnte.“
 

„Versuch es bitte weiter.“ Sie legte ihm die Hand auf die Schulter und flüsterte weiter: „Bitte... lass ihn nicht sterben.“
 

***

„... und Skeith?“
 

Verschwommene Schemen vor den Augen...
 

„Keine Ahnung...“
 

... und trotzdem fühlte es sich nicht so an, als hätte er seine Augen offen. Aber dennoch... dennoch sah er die Schatten von zwei Personen verschwommen vor einem hellen Hintergrund.
 

„... ist am Leben. Seine Lebenszeichen sind...“
 

Er konnte seinen Körper nicht spüren... genauer gesagt, konnte er rein gar nichts spüren. Auch wusste er nicht wem die Stimmen gehörten, die er so gedämpft wahr nahm.
 

„... hoffen das er bald wieder zu sich...“
 

Dunkelheit umarmte ihn aufs Neue...
 

***

Shio ächzte müde. Er drehte sich zur Seite und verlor schlagartig den Boden unter sich. Schmerzhaft schlug er auf dem Boden auf, nachdem er ein paar Zentimeter gefallen war. Mit einer Hand hielt er sich seinen Kopf. Ihm tat nichts weh, viel mehr fühlte er sich einfach... benebelt.
 

„Shio? Hey!“
 

Zwei Hände packten ihn und zogen ihn wieder auf die Beine. Diese waren allerdings nur mit Pudding gefühlt und die Hände hielt ihn sogleich wieder, nach einem kurzen Versuch ihn los zu lassen. Sie zogen ihn ein Stück nach hinten und setzten ihn auf etwas ab, was sich wie eine Bank anfühlte.
 

Langsam bildeten Umrisse vor seinen Augen, welche zunehmend klarer wurden. Er blickte in die Gesichter von Archer und Balmung.
 

„... les in Ordnung?“, drang Balmungs Stimme an sein Ohr.
 

„Ja...“, krächzte er etwas heiser, „Ja... alles in Ordnung.“
 

Shio sah sich um. Schon wieder waren sie in der Kirche. Er musste blinzeln als er zu dem Altar aufsah. Dort stand wieder die Statue von Aura – ihr Epitaph.
 

„Aura...“
 

„Nur die Ruhe.“ Shio wollte aufstehen, doch Archer hielt ihn zurück. „Du bist noch verdammt schwach... bleib sitzen.“
 

„Was ist passiert?“
 

„Aura war zu schwach um als Avatar weiter zu bestehen... sie hat sich in ihr Refugium zurückgezogen und ruht sich aus.“, erklärte Kite und lies sich auf der Bank vor ihm nieder, „Du warst für einige Zeit bewusstlos. Ich wäre allerdings ziemlich interessiert daran was mit dir geschehen ist.“
 

„Ich... heh...“ Shio grinste schmal. „Aura hat mich aufgespürt und sich dann mit mir vereint. Ich wusste ich konnte nichts dagegen tun, also lies ich es geschehen. Das einzige was ich tun konnte war, so gut die Oberhand gewinnen, wie es ging.“
 

„Also war es doch deine Stimme die ich da gehört habe.“, murmelte Kite.
 

„Ja... ich hatte mir meine Kraft gespart um für den richtigen Moment gewappnet zu sein... dieser war gekommen.“
 

„Du hättest umkommen können.“, meinte Kite, „Woher wusstest du das der Datenentzug dich nicht töten?“
 

„Tat ich nicht...“, antwortete Shio und schüttelte den Kopf, „Aber es war die einzige Möglichkeit. Als ein Teil von Aura wurde schnell klar wie viel Macht sie ist.“ Er sah zur Statue auf. „Sie ist Gott hier... aber sie hat bloß den Verstand eines Kindes. Sie weiß mit dieser Macht nicht richtig umzugehen... und ich vermute sie hat auch längst noch nicht ihr gesamtes Potential entdeckt. Aber... dadurch das ich ein Teil von ihr war, konnte ich auch ihre Erinnerungen sehen. Balmung... erinnerst du dich noch als wir in den Archiven waren.“
 

„Ja. Du sagtest du hättest gesehen wie Aura getötet worden wäre.“
 

„Genau... Aura war hier vor allem anderen. Dann begann die Programmierung von „The World“... und in einer Art Testlauf oder etwas ähnlichem, lief jemand hier durch. Als er sie sah, tötete er sie mit einem Hieb. Dies wiederholte sich so oft, dass Aura zunehmend trauriger und wütender wurde. Letzten Endes hat sie nur den Verstand eines Kindes. Sie hat nicht verstanden was dort vorging und was passierte... sie hat nie erfahren warum man ihr weh getan. Aber dennoch glaubte sie weiterhin an das was hier entstand und freute sich. Aber mehr Rückschläge dieser Art und das die Leute sie nur für ein Gerücht und eine Lüge hielten, obwohl sie in Wirklichkeit so viel getan hat, taten ihr Übriges... sie verlor all ihre Liebe und ihre Zuneigung für diese Welt.“
 

„... was sie schließlich in ein Monster verwandelte.“, schlussfolgerte Kite.
 

„Genau. Ihr Hass auf diejenigen die sie getötet haben war so groß, dass er sie einfach übernommen hat... daraufhin hat sie mich gesucht und gefunden. Durch die Fusion von dieser hasserfüllten Aura und mir, welcher über das Armband verfügt, entstand das Monster das ihr gesehen habt. Aber... ich war die ganze Zeit noch ich. In ihrem Inneren herrschte nur Dunkelheit und Trauer.“ Er machte eine kurze Pause und atmete tief durch. „Ich konnte sie verstehen...“
 

„Aber wie kann sie hier gewesen sein, bevor etwas programmiert wurde?“, meldete sich Archer zu Wort, „Das ist unmöglich.“
 

„Ich weiß es nicht. Aber ich weiß das es so war. Doch als wir eins waren, habe ich noch etwas gesehen. Immer wenn Skeith aufgetaucht war... und immer, wenn er zurückgeschlagen wurde, war es Auras Hass der gehandelt hat. Für einen kurzen Augenblick hat er die Kontrolle übernommen und hat ein Monster geschaffen, immer anders als das vorherige... und als sie wieder Herr ihrer Sinne war, tat es ihr Leid. Doch sie war zu schwach um alleine das Monster zu besiegen das sie selbst geschaffen hatte, weshalb sie immer versucht hat die Spieler die es besiegen konnten so gut zu unterstützen wie es nur ging. Nichts desto trotz machte sie sich Vorwürfe für ihre Schwäche und für das, was diese Monster anrichteten.“
 

„Woher weißt du das alles?“, wollte Kite wissen, „Bis auf einen Skeith wurde nahezu kein Monster jemals annähernd publik, alles wurde im Keim erstickt.“
 

„Durch die Verschmelzung mit Aura, bekam ich auch ihre Erinnerungen... und Aura sieht alles was in „The World“ vor sich geht, selbst in ihrem jetzigen Status.“
 

Shio erhob sich von der Bank. Zwar stand er immer noch etwas wackelig, doch es ging inzwischen wieder. Er ging zur Statue von Aura hinüber und lächelte sie an.
 

„Kite... weißt du noch das du sagtest, der Virus wäre dieses Mal ich? Oder besser, er wäre in meinem Armband.“
 

„Ja.“
 

„Du hattest nicht ganz Unrecht.“ Seine Hände begannen leicht zu zittern und er ballte sie zu Fäusten. „Tatsächlich könnte man sagen das ich infiziert bin, aber ich bin nicht der Ursprung... ich war es nie. Ich wurde von jemandem infiziert... von jemandem von dem ich dachte, er wäre auf meiner Seite.“
 

„Du weißt es also...“
 

Kite senkte sein Haupt und die anderen sahen die beiden nur verwirrt an.
 

„WAS weiß er?“
 

„Meine Freundin...“, schluchzte Shio ohne sich von der Statue abzuwenden, „... die erste Person die ich geliebt habe in meinem Leben... ... ... sie war eine der Ersten, die zu einer der Sünden wurde.“
 

Shio konnte seine Gefühle nicht weiter unterdrücken und sank weinend auf die Knie, während er sich mit seinen Händen an dem Geländer festhielt. Er vergrub sein Gesicht zwischen den Armen und bis auf sein Schluchzen, schwiegen alle anderen und sahen zu Boden. Die ganze Zeit hatte er sich um sie gesorgt, hatte das Beste getan damit sie am Leben blieb, und dabei hatte sie in Wirklichkeit so lange nach dem seinigen getrachtet. Zum ersten Mal in seinem Leben war er verraten worden... und es tat weh. Es schmerzte ihn bis auf den Grund seiner Seele. Nach einigen Minuten erhob er sich wieder und wischte sich die Tränen aus den Augen. Ohne ein Wort zu sagen atmete er tief durch und ging auf die Tür der Kathedrale zu.
 

„Wohin willst du?“, stellte Hokuto schließlich die Frage, die sie alle wohl interessierte, sich aber sonst niemand zu fragen traute.
 

„Ich werde dem ein Ende setzen... ich muss es tun. Das hier ist mein Abenteuer... und das ist der letzte Gegner.“
 

„Shio du...“, begann Kite, wurde jedoch gleich von Shio unterbrochen.
 

„Kite, du solltest es am besten Wissen...“ Shio drehte den Kopf leicht zur Seite und Kite war sich sicher, ein fahles Lächeln entdecken zu können. „Wir Helden haben immer ein hartes Los... und so viel zu tun.“
 

Mit beiden Händen drückte er die Tür der Kathedrale auf und kaum hatte er die Türschwelle übertreten, teleportierte er sich aus dem Gebiet. Für einen Augenblick wurde alles um ihn herüber überblendet, dann fand er sich in Loona Mec wieder. Er schwebte über der Stadt, in der die Feuer inzwischen zum Großteil erloschen waren. Eine seltsame Stille lag über dem Areal. Lediglich das Hauptquartier der Adminstration, auf dessen Dach er gerade stand, war vollkommen unberührt.
 

Shio schloss die Augen und atmete tief durch. Seit er sich das erste Mal auf diesem Server eingeloggt hatte war so viel passiert. Mit immer noch geschlossenen Augen lies er einfach alles erneut an sich vorüber ziehen. Alles was er hier bis zu dieser Sekunde erlebt hatte zog noch einmal an seinem Inneren Auge an ihm vorrüber.
 

„Der Dreck ist doch ohnehin nicht echt.“ - „Ja, da hast du Recht... ... ... Ich heiße Emily!“
 

„Danke Fremder – mein Name ist Jose, ich bin Mitglied der Wüstensöhne.“
 

„Es gibt Dinge die ich herausfinden und tun möchte... Aber das kann ich nur wenn ich über die Grenzen hinausgehe, die mir ALTIMIT in dieser Welt setzt.“
 

„Mein Name ist Kite... und ich weiß so viel, weil ich genau in derselben Situation war wie du.“
 

„Ich habe dir doch schon gesagt das wir nicht wirklich Freunde sind. Viel mehr eine traurige Zweckgemeinschaft. Ich habe dir keine Lügen erzählt Shio.“
 

„Der Mistkerl hat uns verraten und verkauft!“
 

„Mein Name ist Anderson... Ricky Anderson. Meine Mission war deine Bewachung die Festnahme eventueller Hacker.“
 

„Es ist nur... nur... ich will nicht das dir etwas passiert.“
 

„Mein Freund... denkst du das du das Richtige tust?“
 

„Übergib sie uns und wir haben keinen Grund euch anzugreifen. Hier muss niemand sterben.“
 

„Er ist tot.“
 

„Ihr Epitaph ist also erwacht...“
 

„... am Ende war es alles umsonst!“
 

"... zum anderen muss ich hier bei dir sein. Das ist im Moment wichtiger!“
 

Shio öffnete seine Augen wieder und eine Träne lief über seine rechte Wange. So unfreiwillig und brutal es auch war, diese Geschichte die er nun beenden würde, war ein Abenteuer wie er es wohl nie wieder in seinem Leben erleben würde. Was auch immer noch kommen mochte, es würde wohl nichts geben was die Erinnerungen an diese Erlebnisse übertreffen würde... falls etwas kommen würde.
 

Den Plan für den kommenden Kampf hatte er sich in seinem Kopf bereits zurechtgelegt – aber ob er auch so funktionieren würde, stand auf einem anderen Blatt geschrieben. Dies war womöglich ein Tanz mit dem Teufel den er selbst nicht überstehen würde... aber nur durch diesen Tanz würde er verhindern können, dass weitere Spieler sein Schicksal teilen mussten.
 

„Shio!!“, brüllte eine Stimme von unten und sofort schwebte Emily direkt vor ihm.
 

Sie sah schrecklich aus. Ihre Haare waren wird zerzaust, ihr weißer Mantel mit Dreck und Blut besudelt. Darüber hinaus schien sie selbst auch einige Kampfspuren davon getragen zu haben.
 

„Du siehst übel aus.“, entgegnete Shio freundlich.
 

„Lass wir das verdammte Geplänkel sein.“, knurrte sie, „Wegen dir sind sie nun tot... sie sind alle tot. Du hast sechs Menschen auf dem Gewissen...“ Sie griff in das Innere ihres Mantels und zog eine Pistole hervor, mit der sie auf ihn zielte. „Ich werde mir dir zuerst DEIN Leben, und dann dein Armband nehmen. Und dann werde ich Aura finden und wieder in meinen Körper zurückkommen! Hast du noch irgendwelche letzten Worte... irgendwas das du sagen willst?“
 

So wütend hatte er sie noch nie zuvor gesehen. In ihren Augen flammte der Wahnsinn auf, gepaart mit schier unendlicher Wut. Der Verlust ihrer Kameraden schien sie sichtlich getroffen zu haben.
 

„Ja... eine Sache... ich will nur das du dir darüber im Klaren bist, dass ich dir geholfen hätte, wärst du von Anfang an ehrlich zu mir gewesen. Ich hätte einen Arm für dich gegeben... wortwörtlich... ... und du hast mich hintergangen.“
 

„Sei still!“, keifte sie mit Tränen der Wut in den Augen und drückte ab.
 

Ein Blutspritzer schoss hinten aus Shios Kopf und er fiel um. Emily senkte die Waffe wieder mit unruhiger Hand. Langsam breitete sich um seinen Kopf eine kleine Blutlache aus und erst jetzt, traute sie sich näher zu kommen.
 

„Sorry, aber so einfach wird das nicht.“
 

Erschrocken drehte sie sich um. Hinter ihr saß Shio in der Luft und sah sie ausdruckslos an. Als sie sich wieder umdrehte war der Körper auf dem Dach verschwunden, genau wie das Blut. Pfeilschnell schoss er nach vorn und umklammerte die junge Frau.
 

„Lass mich los!“, rief sie, doch er war stärker.
 

Das Armband begann zu leuchtend und es bildeten sich wie schon einige Male zuvor farbige Ringe in verschiedenen Mustern um das Handgelenk herum. Dies entging Emily natürlich nicht und sie versuchte nur noch panischer sich zu befreien.
 

„Was hast du vor?!“, brüllte sie, aber Shio schwieg.
 

Schließlich schossen wieder drei Strahlen aus dem Armband hervor. Sie flogen eine große Kurve, über den Dächern der Häuser hinweg, und kamen dann direkt wieder auf Shio und Emily zu.
 

„Willst du uns etwa beide umbringen?!“
 

Zuerst wurde Shio getroffen. Die drei Strahlen aber gingen durch ihn hindurch und durchbohrten Emily ebenso. Fast synchron schrien sie auf und der Datenentzug riss ab. Shio ballte die Fäuste und kniff die Augen zu. Er hatte es bereits einmal überstanden, er würde es auch ein zweites Mal überstehen – zumindest redete er sich das die ganze Zeit über ein.
 

Dann wurde schlagartig alles wieder still und er fand sich in der absoluten Dunkelheit wieder, in der er schon einmal angekommen war. Absolute Stille, absolute Dunkelheit. Lediglich Emily wirkte einige Meter von ihm entfernt wie ein weiß leuchtendes Licht. Verwirrt sah sie sich um.
 

„Wo sind wir hier?“
 

„In deinem Gefängnis.“, antwortete Shio, „Du wirst hier bleiben für alle Ewigkeit. Ich war so frei dir das hier...“ Er zog hinter dem Rücken einen kleinen Beutel hervor. „... abzunehmen.“
 

„Mein Geldbeutel? Pah... und wenn schon. Was soll ich mit diesem „Geld“ schon anfangen?“, zischte Emily.
 

„Außerdem war ich so frei einen regenerativen Prozess in dich einzupflanzen und dir die Möglichkeiten zum Hacken wieder abzunehmen. Deine Waffen hast du noch. Solltest du an Selbstmord denken versuch es nur, es wird dir nichts nützen. Du wirst hier in dieser Dunkelheit für immer bleiben. Allein.“
 

„Was?“ Sie sah zu ihrem Handgelenk. Dort wo sich eigentlich das Chaos Gate befinden sollte, war nichts mehr. „Wann hast du...? Wie?!“
 

Mit einem Zischen verschwand er und tauchte direkt hinter Emily auf.
 

„Als ich zu Skeith wurde habe ich Dinge gesehen und gelernt, die ich nie in Worte fassen könnte... und wenn doch, wäre niemand sie in der Lage zu verstehen.“, wisperte er, „Du hast keine Möglichkeit mehr zu fliehen... und du kannst in den nächsten zehn Jahren nicht sterben. Sieh es als meine persönliche Rache.“
 

Ein weiteres Zischen und er befand sich wieder einige Meter entfernt von Emily. Begleitet von einem reißenden Geräusch öffnete sich hinter Shio im Raum ein Spalt durch den Licht ins Dunkel fiel.
 

„Nein! Warte!“, rief sie panisch und lief auf ihn zu, doch Shio streckte ihr bloß seine Hand entgegen und eine harte Schockwelle fegte Emily einfach nach hinten. Doch sofort rappelte sie sich wieder auf die Knie und sah Shio mit weit geöffneten Augen an. „Nicht! Nein!“
 

Shio schwebte über die Grenze ins Licht hinein und legte seine Hand an den Rand des Spalts, so als wäre dort eine Art Griff.
 

„Game Over!“
 

„NEIN!!!“
 

Mit einer Handbewegung zog er den Spalt selbst ruckartig zu und mit einem lauten, metallischen Geräusch schloss sich der Spalt wieder direkt vor seinen Augen. Für einige Sekunden starrte er einfach nur stumm in die Einöde, in die er sich teleportiert hatte hinein, dann fiel er auf die Knie, schluchzte leise und und schlug mit seinen Fäusten aus Leibeskräften schreiend auf den Boden. All die Gefühle die er für diese Aktion hatte unterdrücken müssen, die Trauer und die Wut und die Verzweifelung und die Enttäuschung, all das lies er nun heraus. Und mit jeder Sekunde die er schrie, und mit jedem Mal mit dem seine Fäuste auf dem Boden aufschlugen, begann er sich ein Stück leichter zu fühlen. So als würde langsam eine Last von ihm abfallen. Eine Last, welche er schon viel zu lange mit sich trug.
 

Shio beugte sich vorn über bis seine Stirn auf dem staubigen Boden auflag. Ihm war auf einmal so unglaublich übel, dass sein ganzer Körper von diesem seltsam Gefühl förmlich überschwemmt worden war.
 

„Shio...“
 

Durchsichtig wie ein Geist erschein Aura vor ihm, doch er sah nicht auf. Er wusste das sie da war... inzwischen würde er diese Stimme überall wieder erkennen. Wie so vieles anderes hatte sie sich unweigerlich in sein Gedächtnis eingebrannt.
 

„Shio... danke... du hast den Frieden in dieser Welt wieder hergestellt. Du hast mich gerettet. Zwar wird es mich schwächen... sehr sogar... aber ich werde mich revanchieren.“
 

Sie streckte ihre Hände aus und zwischen den Handflächen bildete sich eine kleine Lichtkugel, welche aber langsam größer würde. Schließlich umhüllte sie Shio. Alles um ihn herum wurde komplett weiß. Und dennoch war es keine gleißende Helligkeit die ihn dazu zwang seine Augen zu schließen. Langsam zeichneten sich in dem Weiß vor seinen Augen Konturen ab und es wurde zunehmend dunkler, bis er schließlich eine fremde Zimmerdecke erkannte.
 

Minutenlang verharrte er schweigend ohne sich zu rühren, dann setzte er sich ganz langsam aufrecht hin. Er trug ein weißes Nachthemd und befand sich in einem frenden Zimmer. Dem Bett und der Einrichtung nach zu urteilen war es ein Krankenhaus oder ein Pflegeheim. Außer ihm befand sich niemand in dem Zimmer, wenn auch ein weiteres, sauber gemachtes Bett neben dem seinen stand.
 

Takeru rutschte an die Bettkante und stand auf. Sein gesamter Körper fühlte sich an als wäre er aus weichem Gummi, aber er schaffte es sich auf den Beinen zu halten. Der Boden war angenehm gewärmt unter seinen Fußsohlen.
 

„Ist das... wieder nur ein Traum?“, fragte er sich im Flüsterton mit leicht krächzender Stimme.
 

Mit leicht ruckartigen Schritten, sein Körper wollte ihm nicht so gehorchen wie er es eigentlich gewohnt war, ging er zur Tür und trat hinaus auf den Flur. Nach Links und Rechts gab es einige Türen, jedoch konnte er rechts von sich einen Fahrstuhl ausmachen. Ohne ein Geräusch zu erzeugen schlurfte er das kleine Stück entlang, dass Büro das er zu seiner Linken sehen konnte ignorierend, und drückte den Knopf für den Fahrstuhl.
 

Je länger er auf den Beinen war, desto besser und klarer begann er sich zu fühlen. So als ob sich sein Körper an die „Belastung“ gewöhnen würde. Schließlich öffnete sich die Fahrstuhltür vor ihm. Takeru trat ein, drückte den Knopf für das Erdgeschosse und folgte schließlich dort angekommen der Beschilderung in Richtung Ausgang. Zwar konnte er sie nur etwas verschwommen wahrnehmen, aber es reichte aus um sie zu lesen.
 

In der Eingangshalle angekommen saß ein Pförtner hinter einer langen Theke. Sein Blick war jedoch so auf die Zeitung fixiert die er gerade las, dass er den lautlos vorbei tapsenden Jungen gar nicht bemerkte. Takeru ging durch die Drehtür und gelangte schließlich ins Freie.
 

Sogleich umwehte ihn eine kühle, erfrischende Brise. Durch die Nase zog er so viel Luft ein wie es nur möglich war. Etwas schlug auf seiner Haut auf... wenige Sekunden wieder... und wieder und immer wieder. Seine Mundwinkel hoben sich zu seinem freudig erfüllten Lächeln und er breitete seine Arme aus.
 

Takeru begann freudig zu Glucksen. Schon nach wenigen Sekunden wandte sich das Glucksen zu einem Kichern, welches wiederum zum einem immer kräftiger werdenden Lachen wurde. Er ignorierte den Regen und das er zunehmend nasser wurde, und auch das sein Hals rau war und kratzte, er breitete einfach nur die Arme auf und genoss das Gefühl... das Gefühl zu leben.
 

„Ich bin wieder zu Hause.“, rief er lachend und weinte vor Freude, auch wenn die Tränen von den Regentropfen nicht zu unterscheiden waren, bevor er noch einmal viel lauter wiederholte, „Ich bin wieder zu Hause!“



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