Zum Inhalt der Seite

Hiwatari Familienbande

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Hear my sad Melody

Kai: "Und du bist dir sicher, dass du hier jetzt wohnen willst?"

Mitch stand mit drei Reisetaschen, zwei Koffern und ihrem Labtop in der Empfangshalle der Hiwatari-Villa.

Mitch: "Ich bin mir hundertprozentig sicher, Kai. Im Okira Café hab ich es schon lange nicht mehr ausgehalten. Allein schon, weil du immer die Gäste im Café hörst, wenn du mal gemütlich eine Tasse Tee in deinem Zimmer trinken willst."

Kai sah sie immer noch mit einem skeptischen Blick an.

Kai: "Naja...Dann tu, was du nicht lassen kannst. Ist ja schließlich auch dein zu Hause. Wieder."

Mitch: "Das will ich doch meinen."

Kai: "Aber wunder dich nicht, wenn wir uns nicht einmal am Tag über den Weg laufen. Denn ich mache keine Anstalten, nur weil ich jetzt eine Schwester habe. Sieh dich ruhig hier um und sieh dann zu, wie du hier zu recht kommst."

Mitch: "Nicht nötig."

Kai: "Hm?"

Mitch machte ihren Labtop auf, wartete kurz, bis er hochgefahren war, tippte kurz drauf rum und drehte dann den Bildschirm zu Kai hin.

Kai: "Was ist das?"

Mitch: "Die Blaupausen dieses Hauses."

Mitch zeigte mit ihrem Finger von einer Stelle zur anderen.

Mitch: "Küche, Badezimmer, Kaminzimmer, Aufenthaltsraum, dein Zimmer, mein Zimmer, Trainin-"

Kai: "Was heißt hier dein Zimmer?!"

Mit ,mein Zimmer' meinte Mitch genau den Raum neben Kais Zimmer.

Mitch: "Denkst du etwa, ich lauf durchs ganze Haus, wenn ich mal ´ne Frage habe?"

Kai knurrte kurz vor sich hin. Mitch drehte den Bildschirm wieder zu sich.

Mitch: "Außerdem hat das Zimmer einen schönen Balkon."

Kai: *Was hab ich mir da nur eingebrockt?*


 

Es ist ein schöner Sonntagmorgen und deswegen trank Mitch heute mal ihren Tee auf ihrem Balkon. Vor sich auf dem Tisch hatte sie ihren Labtop stehen. Sie las gerade eine ihrer E-Mails, wovon sie Tag täglich schon mal bis zu dreißig Stück bekam. Die Hälfte davon kam allein schon von ihrem Adoptivvater, der sie doch so sehr vermisst. Die andere Hälfte bestand aus Nachrichten von ihrer Adoptivmutter aus China, die ja dort bei der BBA arbeitet, wie Mitch früher auch, E-Mails von einer Bekannten aus China und, wie sollte es auch anders sein, Spam-E-Mails.

Mitch: "Aah!! Diese blöden Scherz-E-Mails!! Können die nicht einmal da bleiben, wo der Pfeffer wächst?!!"

Sie hätte am liebsten ihren Labtop vom Balkon geschmissen, doch jemand konnte sie noch davon abhalten.

Stimme: "Mach doch nicht so einen Krach am frühen Morgen."

Mitch stutzte und stellte ihren Labtop wieder ab. Sie schaute hinter sich, wo Kai aus seinem großen Flügentürenfenster schaute und sich auf das Geländer lehnte.

Mitch: "Ach, du..."

Mitch ging zu ihm bis an ihr Balkongeländer. Die beiden waren jetzt etwa einen halben Meter voneinander entfernt.

Mitch: "Du bist doch sowieso schon seit drei Stunden wach. Hab dich doch um 5 Uhr gehört, wie du ins Badezimmer geschlichen bist."

Kai: "Kann sein."

Mitch: "Jedenfalls war es nicht zu überhören, dass da irgendwas schweres auf den Boden gefallen war und zerbrochen ist."

Kai: "War doch nur die alte Ming-Vase von Voltaire."

Mitch: "Ja, aber wenn du sie nicht magst, dann verscherble sie doch auch dem Flohmarkt."

Kai: "Du konntest sie doch auch nicht mehr sehen. Warum verballerst du sie nicht bei e-bay?"

Mitch: "Jetzt geht das ja nicht mehr."

Mitch tätschelte Kai auf der Wange rum.

Mitch: "Denn du hast sie ja kaputt gemacht, O-nii-chan."

Kai knurrte etwas, weil er es gar nicht mochte, wenn Mitch ihn so nennt. Auch, wenn ´s stimmt. Kai richtete sich etwas auf, damit Mitch ihre Hand da mal wegnimmt.

Kai: "Hast du denn die Scherben weggemacht?"

Mitch: "Wieso soll ich die Scherben wegmachen, wenn du die Olle kaputt gemacht hast?"

Kai: "Du kannst ja auch mal was in diesem Hause machen."

Mitch: "Ich bin ja für ´ne Putzfrau, aber der werte Herr will das ja nicht."

Kai: "Weiß du, wie schwer das ist, ´ne ordentliche Putze zu finden?"

Mitch: "Dann streng dich mal an."

Kai: "Warum soll ich das machen?!"

Mitch: "Weil du ´ne Putze willst!"

Kai: "Du willst hier doch die Putze haben!"

Mitch: "Das hab ich nie gesagt!"

Kai: "Das hast du gerade eben getan!"

Mitch: "Hab ich gar nicht!"

Kai: "Wohl!"

Mitch: "Nein!"

Es blieb kurz still, dann drehten sich beide gleichzeitig um und gingen gleichzeitig wieder an ihren vorigen Platz zurück.

Kai/Mitch: "Schwestern/Brüder."

Mitch ließ sich beleidigt in ihren Terrassenstuhl fallen und nahm ihre Tasse.

Mitch: "Aber eine Putzfrau wäre echt nicht schlecht. Seit Herr Tomodachi nicht mehr da ist, ist es hier zwar ruhiger geworden, aber uns fehlt eine helfende Hand."

Herr Tomodachi war immer verantwortlich für all den Papierkram rund um das Haus und die Hiwatari-Firmen. Das muss jetzt alles Mitch erledigen, weil Kai da nicht so recht mit klar kam. Wenigstens blieb ihnen der Gärtner. Herr Tomodachi hat sich viel um das Haus gekümmert, was jetzt natürlich an Kai und Mitch selber hängen blieb.

Mitch: "Da fällt uns sicher noch was ein."

Mitch nahm einen Schluck von ihrem Tee und auf einmal hörte mal eine kleine Melodie aus Kais Zimmer kommen.

Mitch: "Kai spielt schon wieder Geige. Jedenfalls ist es nicht die Musik, mit der er sich immer abreagiert. Das könnte ich mir jetzt nämlich nicht antun."

Das ist dieses schwere Schicksal, wenn man in einer wohlhabenden Familie geboren wurde. Man muss diese verdammten Musikstunden nehmen, damit man etwas gebildeter erscheint. Darum kann Kai auch Geige und auch Klavier spielen. Mitch hingegen ist total unmusikalisch, hört Kai aber gerne auch mal zu. Jetzt spielte er gerade ein Stück von Mozart; Andante vom Konzert für Klavier und Orchester Nr. 21 C-Dur KV 467, kurz: Kais Lass-mich-eben-für-X-Minuten-in-Ruhe-Melodie.

Mitch: "Hoffentlich geht es ihm nach den sechs Minuten und 15 Sekunden auch wieder besser. Nur wegen der Putze sich so aufzuregen. Also ne."

Labtop: "Sie haben Post."

Mitch schaute ihren Labtop jetzt ganz schief an.

Mitch: "Ich warne dich. Wenn das jetzt wieder Werbung ist, dann hält mich nichts mehr davon ab, dich vom Balkon zu schmeißen."

Erstmal weg mit dem schönen Falken-Bildschirmschoner und sie schaute nach in dem sie ein paar Buttons drückte.

Mitch: "Da hast du ja noch mal Schwein gehabt. Ist wieder von Tokio."

Mitch stutzte und drehte sich dann zu Kais Fenster hin. Die Melodie hatte noch nicht aufgehört.

Mitch: "Jetzt macht er da auch noch eine lange Version von."

Sie seufzte kurz und wendete sich dann wieder der E-Mail zu.

Mitch: "Mal sehen, mit was er mich jetzt wieder nerven will."

Sie öffnete die E-Mail und setzte sich jetzt schon gelangweilt von dem ganzen Gelaber von Tokio davor.

Mitch: *(las) Hi Mitchilein.*

Sie rutschte von der Tischkante. Die Anrede Mitchilein mag sie nun wieder nicht. Rappelte sich aber schnell wieder auf.

Mitch: "Man!"

Nach ein paar Sekunden ging es weiter mit lesen.

Mitch*(las) Ich würde dich abknuddeln, wenn du hier wärst. Aber das bist du leider nicht. Zu schade. Denn ich hab hier was für dich. Ist gestern Morgen mit der Post gekommen. Bin leider gestern nicht dazu gekommen, dir bescheid zu sagen.*

Mitch knurrte etwas.

Mitch: "Alter! Da wäre sicher in einen der dreißig Mails Platz gewesen!"

Jetzt brauchte sie erstmal einen Schluck Tee. Dann konnte es weiter gehen.

Mitch: *(las) Kannst du dann bidde vorbei kommen und es abholen? Ich will es ja nicht hier vergammeln lassen. Also bis gleich. Tschüssi.*

Mitch lehnte sich zurück.

Mitch: *Da bleibt mir ja nichts anderes übrig. Aber wer schickt mir denn schon ein Paket?*

Sie machte den Labtop aus, klappte ihn zu und ging dann ins Haus, nachdem sie den Tee ausgetrunken hatte. Etwas später ging Mitch aus ihrem riesigen Zimmer und lief zu Kais Zimmertür rüber. Kai hatte aufgehört zu spielen und in seinem Zimmer war jetzt alles still. Mitch machte die Tür auf und ging ins Zimmer. Kai lag auf seinem riesigen Bett und döste etwas vor sich hin.

Mitch: "Ich geh mal jemanden besuchen."

Kai: "Und wohin?"

Mitch: "Verrat ich dir erst, wenn du mit kommst."

Kai: "Also fährst du zum Okira Café."

Mitch: "Nein."

Kai: "Hm? Nein?"

Mitch: "(Kopf schüttel) Nein."

Kai setzte sich hin.

Mitch: "Ah, du willst mit."

Kai: "Hä?"

Mitch: "Du hast dich hingesetzt. Daraus schließe ich, dass du mit willst."

Kai: "Das hab ich nicht gesagt...Aber wenn ich schon mal sitze, kann ich auch gleich mitkommen."

Mitch: *Yes! Ich muss nicht alleine da hin.*

Etwas später ging es dann los. Sie mussten mit der U-Bahn fahren, weil der Zielort am anderen Ende der Stadt war. Ausnahmsweise war die U-Bahn mal sehr leer, doch Mitch stand und hielt sich an den Stangen fest, die oben im Zug angebracht waren. Kai saß beleidigt, mit verschränkten Armen, neben ihr, weil er gerade merkte, dass sie doch zum Okira Café fuhren.

Kai: "Du hast gesagt, wir gehen nicht zum Okira Café."

Mitch: "Tun wir auch nicht. Wir fahren Tokio besuchen."

Kai: "Na schön...Aber das du da mal freiwillig hin gehst..."

Mitch: "Tokio hat da ein Paket für mich entgegen genommen. Deswegen. Ich muss wohl irgendwo vergessen haben die Adresse zu ändern. Sonst wären wir nicht hier."

Kai: "Schön, dass du dir die Schuld gibt ´s."

Mitch: "Ja ne? Dann bist du ja wieder aus dem Schneider."

Kai: "Richtig."

Mitch: "Dabei denk ich doch immer an alles. Das ich mal was vergesse, ist nicht oft. Was kann das sein?"

Kai: "Frag mich nicht."

Etwa eine halbe Stunde später kamen sie aus der U-Bahn wieder an die frische Luft und hatten jetzt nur noch einen zehnminütigen Fußmarsch vor sich und Mitch grübelte immer noch daran rum, was sie denn vergessen haben könnte ändern zu lassen.

Mitch: "Krankenkasse? Nein. Versicherung? Nein. Arbeitsamt? Nein."

Kai: "Wozu brauchst du denn das Arbeitsamt?"

Mitch: "Gar nicht. Aber ich musste die Adresse einfach ändern, sonst krieg ich noch mal Ärger, wenn das Arbeitsamt mal was von mir will."

Kai: "Also arbeiten brauchst du ganz sicher nicht."

Mitch: "Wer weiß, ob du mich vielleicht mal rausschmeißt?"

Kai: "Sei dir sicher, mit dem Gedanken hab ich schon oft gespielt."

Mitch: "Wann?"

Kai: "Zum Beispiel..."

Kai ging ganz gemütlich seinen Gang in das Fernsehzimmer. Doch als er das Zimmer betrat, fand er eine höllische Unordnung vor. Die ganzen Möbel waren in das Innere des Zimmers geschoben worden und überall lag Papier rum.

Kai: "Was zum Teufel...?"

Mitch kam auch ins Zimmer. Sie hatte eine Malermütze auf den Kopf, trank durch einen Strohalm eine Cola und schaute in das Zimmer. Ihr Gesicht war etwas mit Farbe bekleckert. Kai drehte sich sauer zu ihr.

Kai: "Was machst du hier?"

Mitch ignorierte die Frage und nahm den Strohhalm aus dem Mund.

Mitch: "Hm, wäre vielleicht ein dunklerer Ton besser gewesen?"

Kai: "Was fällt dir ein, einfach das Zimmer hier zu streichen?!"

Mitch: "Reg dich nicht so künstlich auf. Du weißt doch selber, dass das Haus mal einen neuen Anstrich braucht. Einen neuen Teppich hab ich auch schon bestellt. Der passt hier sicher super in das Zimmer."

Kai: "(knurr) Mitch..."

Mitch: "Zum Schluss hat es dir aber trotzdem gefallen. Besonders dein Zimmer hat jetzt einen freundlicheren Ton. Passt besser zu der Einrichtung."

Kai: "Du hättest mich aber fragen können."

Mitch: "Aber dann wäre die Überraschung futsch gewesen."

Kai: "Deine Überraschungen hatte ich damals echt satt gehabt."

Der erste Samstag nachdem Mitch eingezogen war. Sie platzte in Kais Zimmer rein und hatte ein Tablett mit Frühstück in den Händen.

Mitch: "Aufstehen! Frühstück! Teezeit!"

Sehr selten: Kai lang noch im Bett, mit dem Rücken zu Mitch, und rührte sich kein Stück.

Mitch: "Kai?"

Mitch stellte das Tablett auf den Tisch neben Kais Bett. Sie schaute Kai an, der sich immer noch nicht rührte. Aber er war wach, was Mitch nicht sah.

Kai: *Sie ist gar nicht da.*

Mitch: "Alte Pennmütze."

Sie drehte sich um und setzte sich beleidigt auf die Bettkante.

Mitch: "Jetzt mach ich mir mal die Mühe und dann pennt der alte Schlaffi einfach noch."

Mitch schielte etwas nach hinten und griente dabei. Sie dachte sich schon, dass Kai doch wach war.

Mitch: "Dabei hab ich doch mit so viel Geschwisterliebe einen Tee für ihn gemacht."

Sie nahm eine der Teetassen...

Mitch: "Aber wenn er ja nicht will..."

...und kippte sie über Kai aus, der dann sofort aufschreckte.

Kai: "Bist du bescheuert?!"

Er packte Mitch am Kragen.

Mitch: "War doch nur Wasser. Der Tee ist doch noch ein der Teekanne."

Mitch: "Ich wollte nur nett sein. Das war dann auch erstmal das letzte Mal, wenn ich das mal eben erwähnen dürfte. Da überleg ich mir was Schönes und du nimmst es gar nicht zur Kenntnis."

Kai: "Man kommt auch nicht einfach so in ein Zimmer gestürmt."

Mitch: "Okay, der Herr. Das nächste Mal klopf ich an."

Kai: "Das machst du doch eh nicht mehr."

Mitch: "Ja. Die Freiheit nehme ich mir."

Es dauerte nicht mehr lang und sie standen vor dem Café. Es war ein Eckhaus und unten waren nur Glasfenster zu sehen. Sie standen noch eine Weile davor und starrten rein.

Mitch: "Du zuerst."

Kai: "Bin ich denn lebensmüde?"

Mitch: "Du betrittst mein Zimmer, wenn ich mich gerade umziehen. Du musst lebensmüde sein."

Kai: "Ich bin nicht freiwillig hier. Du gehst als erstes rein."

Mitch: "Na schön. Einer muss ja den ersten Schritt machen."

Mitch lief los.

Kai: "Ich geh solange spazieren."

Mitch: "Nix da!"

Mitch zog ihn am Handgelenk hinter sich rein. Eher gesagt, sie schleifte ihn hinter sich her ins Café und setzte ihn an einen der Tisch.

Mitch: "Sitzen bleiben. Bin gleich wieder da."

Kai schaute ihr beleidigt hinterher, als sie zu der Theke des Cafés ging.

Kai: *Wo bin hier nur wieder gelandet?*

Mitch lief hinter die Theke und dann den Hinteren Raum: die Küche. Dort fand sie aber nicht ihren Adoptivvater vor, sondern den Koch des Cafés. Er war ziemlich beschäftig. Mitch klopfte ein paar Mal gegen den Luftabzug des Herdes und der Koch drehte sich verwundert zu ihr. Musste dann aber vor Wiedersehensfreude lächeln.

Koch: "Mitch. Du auch mal wieder hier?"

Mitch: "Ja. Tokio sagte irgendwas von einem Paket für mich und dann kam ich gleich her."

Koch: "Ach ja. Das Paket. Das steht oben in deinem alten Zimmer, wenn du es suchst. Dein Vater...Entschuldige bitte."

Mitch: "Schon gut."

Koch: "Also Tokio ist irgendwo in dem Café am rumgeistern."

Mitch: "Was? Ist er denn nicht in seinem Arbeitszimmer, wie sonst?"

Koch: "Nein. Er sagte, er hätte die ganzen Rechnungen schon beglichen und seinen ganzen Papierkram schon erledigt. Da hat er sich zu Frau Takamazu gesetzt und hält jetzt wieder Klatsch und Tratsch mit ihr ab."

Mitch: "Dann entschuldige mich mal eben ganz schnell, ja."

Koch: "Was ist denn?"

Mitch: "Kai sitzt im Café, weil ich dachte, Tokio wäre oben."

Koch: "Dann beeil dich mal lieber."

Mitch: "Bin schon weg."

Mitch verschwand schnell wieder aus der Küche.

Koch: *Sie ist irgendwie viel munterer seit sie bei ihrem Bruder lebt. Früher war sie eiskalt. Doch jetzt scheint sie etwas aufgetaut zu sein.*

Er lächelte wieder.

Koch: "Schön."

Mitch war wieder schnell in dem Café. Sie schaute zu Kai, der aber immer noch gemütlich am Tisch saß. Sie verschnaufte kurz.

Mitch: *Er hat Kai noch nicht entdeckt*

Doch plötzlich wurde sie von zwei kräftigen Armen umschlungen und etwas hoch gehoben. Der Mann, dem die Arme gehörten, lachte fröhlich, während er Mitch in dieser Umarmung hielt. Mitch schrie kurz auf.

Mann: "Mitchilein! Da bist du ja endlich wieder!"

Der Mann knuddelte sie ab, was Mitch natürlich gar nicht gefiel. Zu ihrem Glück waren die Gäste schon an dieses Theater gewöhnt und ließen sich nicht weiter davon stören. Mitch versuchte sich zu befreien.

Mitch: "Alter. Nicht hier. Nicht jetzt. Am besten gar nicht!"

Kai bekam es aber mit und schaute schadenfroh hin.

Kai: *Das hat sie nun davon, wenn sie hierher will.*

Mitch versuchte sich immer noch zu befreien, doch ohne wirklichen Erfolg.

Mitch: "Hilfe! Kai!"

Mitch schaute zu Kai, der jetzt so tat, als ob er das gar nicht mitkriegen würde und aus dem Fenster auf die Straße schaute.

Mitch: "Kai Hiwatari! Du hohle Nuss!"

Mann: "Wo ist Kai?"

Der Mann ließ Mitch fallen und sie fiel auf den Hosenboden. Der Mann schaute sich um und entdeckte dann Kai.

Mann: "Da ist ja dein Brüderchen."

Mitch: "Untersteh dich."

Der Mann lief heiter und lockerflockig auf Kai zu, der ihn nicht kommen sah. Mitch schnell hinter her und zerrte an dem Hemd des Mannes rum.

Mitch: "Tokio Okira. Werden Sie sich wohl beherrschen."

Er hielt an.

Mann: "Musst du mich so nennen?"

Mitch: "Ich sag ´s mal so...Ja."

Tokio: "Du bist fies."

Kai sah jetzt wieder zu den beiden, die jetzt nicht mal mehr zwei Meter von ihm entfernt waren. Tokio sah zu ihm.

Tokio: "Hi, Kai-Schatz."

Kai knurrte und Mitch machte auch nicht gerade ein begeistertes Gesicht.

Mitch: "Du bist peinlich."

Tokio: "Bin ich doch gerne."

Mitch: "Und?"

Tokio: "Und was? Ach, das Paket. Moment."

Er verschwand hinter der Theke.

Mitch: "Nächstes Mal lasse ich mir das Paket zuschicken."

Kai: "Ich weiß gar nicht, was du hast. Du hattest wenigsten einen Vater, der für dich da war. Da lass dir doch das Schauspiel den Rücken runter laufen."

Mitch: "Fang nicht wieder mit dem Thema an. Ich kann nichts dafür, dass unser Vater gelinkt worden war. Und das unser Großvater ein totales Arschloch war."

Tokio kam schon mit dem Paket wieder und richtete es zu Mitch hin. Es war ganz schön groß. Gerade mal so, dass man es tragen konnte. Mitch nahm es.

Mitch: "Ganz schön groß. Aber schwer ist es nicht."

Tokio: "Frag mich nicht, was drin ist. Ich weiß es nicht."

Mitch: "Das hätte mich auch gewundert."

Tokio wurde auf einmal ganz aufgeregt und sprang neben Mitch auf und ab.

Tokio: "Mach auf. Mach auf."

Mitch: "Das mach ich zu Hause."

Tokio: "Bidde."

Mitch: "Nein."

Tokio: "Bidde, bidde."

Mitch war von der Bettelei genervt und ließ sich deshalb was einfallen.

Mitch: "Sag mal, wird Frau Takamazu nicht langweilig, wenn du hier die ganze Zeit bist?"

Tokio: "Wah! Du hast Recht. Ich hab sie einfach alleine gelassen."

Er tippte ein paar Mal mit der flachen Hand auf Mitchs Kopf rum.

Tokio: "Aber sag mir doch, was da drin ist, wenn du aufgemacht hast, ja?"

Mitch: "Ja."

Tokio nahm seine Hand wieder weg.

Tokio: "Dann bis dann."

Er ging wieder. Kai und Mitch schauten ihm nach.

Mitch: "Warum hast du mir eigentlich nicht gerade geholfen, als ich dich gerufen hatte?"

Kai: "Wann hast du mich denn gerufen?"

GONG!! Kai bekam das Paket von Mitch auf den Kopf gedonnert.

Mitch: "Du...!"

Es ging wieder auf den Weg nach Hause. In der U-Bahn, immer noch ziemlich leer, saß Mitch diesmal auch mit dem Paket auf dem Schoß neben Kai auf der Bank. Sie schaute sich das Paket von oben nach unten an. Kai schaute ihr dabei zu.

Kai: "Egal, wie du es drehst oder wendest, du kannst nicht durch die Pappe kucken."

Mitch: "Witzbold. Ich suche einen Absender."

Kai: "Lass mich raten. Keiner drauf."

Mitch: "Hundert Punkte."

Kai: "Dann dreh das Teil nicht andauernd. Wer weiß, was da drin ist?"

Mitch schaute Kai ganz fies an.

Mitch: "Ein Haufen Tarantel, die ich dir heute Nacht ins Bett legen kann."

Kai: "Ganz sicher nicht."

Mitch setzte das Paket wieder ab.

Mitch: "Es macht nicht mal ein Geräusch."

Kai: "Es hatte Gong gemacht, als du es mir auf den Kopf gehauen hast."

Mitch: "Du bist echt so ein Witzbold heute."

Kai: "Reicht doch, wenn du schlechte Laune hast."

Mitch: "(knurr) Aber nur, weil du wieder dieses blöde Gespräch angefangen hast."

Kai: "Welches?"

Mitch: "Na. Dass ich doch eine so schöne Kindheit hatte und so. Aber seit ich weiß, dass ich deine Schwester bin, find ich das nun auch nicht mehr so toll. Wenn wir damals in finanziellen Schwierigkeiten gesteckt hätten, hätte ich dafür noch Verständnis gehabt, dass ich in das Heim kam. Aber wegen so einer blöden Intrige einfach...abgestoßen zu werden, ist echt nicht schön."

Kai: "Aber wenigstens hattest du Eltern. Auch wenn es nicht deine Leiblichen sind. Ich denke mal, du hast sie geliebt und tust es jetzt doch auch noch. Sonst wären wir ja kaum dort gewesen."

Mitch: "Was kann ich denn dafür, dass du nicht den Mumm dazu hast, dich mit deinem, nein, unseren Vater zu treffen und über all das noch mal zu diskutieren."

Kai: "Warum machst du das denn nicht?"

Mitch: "Weil du das Problem mit unseren Eltern hast. Ich kenn sie nicht mal. Ich habe nicht miterlebt, wie man meine Eltern aus dem Haus geschmissen hat. Du bist hier derjenige, der wirklich über alles von damals bescheid weiß. Ich kann nur Vermutungen anstellen, von den Sachen, die du mir erzählt hast und die in dem Brief standen, den ich vor ungefähr zwei Jahren bekommen habe."

Kai: "Ich werde mich jedenfalls nicht bei unseren Vater melden. Soll er doch kommen. Aber ich werde ihn nicht ins Haus lassen."

Die U-Bahn hielt an und Mitch stand mit dem Paket in der Hand auf, denn hier mussten sie raus.

Mitch: "Da kommt wohl gerade der Voltaire in dir durch."

Mitch ging aus der U-Bahn und Kai schnell hinter her, sonst wäre die Tür wieder zu gewesen. Mitch lief etwas sauer auf den Ausgang zu. Kai musste zusehen, dass er mitkam, denn Mitch lief ziemlich schnell.

Kai: "Was sollte das denn nun wieder? Willst du etwa sagen, ich wäre genauso wie unser Großvater?"

Mitch sagte nichts und lief einfach weiter. Beide gingen die Treppe hoch an die frische Luft und um die nächste Straßenecke.

Kai: "Genauso rücksichtslos und unbarmherzig? Nur weil ich meinen Vater nicht wieder sehen will?"

Mitch sagte immer noch nichts und lief einfach weiter, als ob sie ganz alleine wäre. Kai packte langsam die Wut, weil Mitch ihn jetzt einfach ignorierte.

Kai: "Ich habe den Mut dazu! Aber ich will es einfach nicht! Weil er mich im Stich gelassen hat!"

Mitch hielt an. Kai ebenfalls und merkte, dass Mitch den Kopf gesenkt hatte.

Kai: "Was ist jetzt?!"

Mitch drehte sich mit gesenktem Kopf zu Kai um, der dann etwas stutzte. So hatte er Mitch noch nie gesehen.

Mitch: "Denkst du, ich hätte den Mut dazu ihm in die Augen zu sehen? Ich kenne ihn nicht. Und er mich auch nur...die ersten Tage meines Lebens. Ich würde ihn gerne kennen lernen. Aber ich würde wahrscheinlich weg rennen, wenn er kommen würde."

Etwas tropfte auf das Paket in Mitchs Händen. Mitch liefen ein paar Tränen über die Wangen.

Mitch: "Die letzten zwei Jahre waren die schönsten meines Lebens. Endlich bin ich da, wo ich hingehöre. Das will ich nicht wieder missen. Ich hab Angst, dass das dann kaputt geht, wenn unser Vater hier auftaucht...Deswegen hab ich nicht den Mut dazu. Ich will auch nicht, dass er kommt. Aber irgendwann wird es sicher so weit sind, dass er kommen wird. Wer weiß, was dann passiert?"

Kai: "Na, ich denke mal...das weiß keiner so genau. Jedenfalls wird es dann nicht leicht werden."

Es blieb kurz still.

Kai: "Lass uns nach Hause gehen. Ich hab Lust auf einen Tee. Und langsam will ich auch mal wissen, was da drin ist."

Kai zeigte auf das Paket. Mitch hob den Kopf wieder hoch.

Mitch: "Ach ja. Das hatte ich schon völlig vergessen."

Mitch hob das Paket etwas hoch.

Kai: "Typisch Mitch."

Mitch: "Hm?"

Kai: "Ach, vergiss es."

Sie liefen weiter und kamen etwas später zu Hause an. Mitch stellte das Paket auf dem großen Küchentisch ab und machte den Tee fertig. Kai saß auf einen der Stühle und starrte das Paket an. Dann kam Mitch auch endlich mit dem Tee und setzte sich dazu.

Mitch: "Wenn du noch länger das Paket anstarrst, geht es in Flammen auf."

Kai: "Ach was."

Kai richtete sich etwas auf.

Mitch: "Du willst, dass ich es aufmache?"

Kai: "Erraten."

Mitch: "Ne."

Kai schaute Mitch stutzig an, während sie ihm ein anlächelte.

Mitch: "Nicht beim Tee trinken. Da könnte einem ja der Geschmack flöten gehen, wenn da was Schreckliches drin ist. Man weiß ja nie."

Kai: "Musst du ja wissen, wann du es aufmachst."

Beide machten ihren Tee fertig und eine Minute später nahmen beide einen Schluck.

Kai: "Mach das Ding auf."

Mitch: "Nein."

Kai: "Warum nicht?"

Mitch: "Das hab ich doch eben gesagt."

Kai: "(knurr)"

Mitch: "Find dich am besten damit ab."

Kai: "Entweder du machst das Teil jetzt auf oder du kriegst heute Nacht Besuch vom Wassereimer."

Mitch: "Das macht das Paket auch nicht schneller auf."

Etwas genervt von Mitch blöden Antworten nahm Kai noch einen Schluck.

Kai: "Na schön."

Mitch: "Geht doch...Au!"

Kai hatte Mitch unterm Tisch ins Bein gezwickt. Sie rieb sich drüber. Kai drehte sich etwas von ihr weg.

Kai: "Das war für deine Paketattacke."

Sie schaute ihn sauer an und nahm die Tasse wieder in die Hand. Es kehrte Ruhe ein und nach und nach leerten sich beide Tassen. Kai legte seinen Löffel in die Tasse und schob sie etwas mehr in Richtung Tischmitte.

Mitch: "Soll ich dir noch einen machen?"

Kai drehte sich wieder zu Mitch und zeigte auf das Paket, aber sagte kein Wort. Mitch wusste aber auch so schon bescheid.

Mitch: "Nein, ich werde das Paket nicht aufmachen. Hab meinen Tee nämlich noch nicht ganz auf."

Kai stand auf und verließ langsam die Küche.

Mitch: "Das war ein Scherz!"

Kai machte nur eine kleine abweisende Handbewegung und schon war er aus dem Raum verschwunden.

Mitch: "Muss er immer so schnell beleidigt sein? Ich hätte das Teil doch gleich aufgemacht. Jetzt hab ich da keine Lust mehr zu."

Mitch sah das Paket an und seufzte.

Mitch: "Naja."

Sie trank ihre Tasse leer und Löffel in die Tasse. Sie lehnte sich gerade zurück, schon hörte man wieder eine leise Melodie.

Mitch: "Nicht schon wieder."

Kais schöne Lass-mich-eben-für-X-Minuten-in-Ruhe-Melodie war zu hören. Und diesmal mit einem kleinen Tick mehr Ergeiz.

Mitch: "Ich mach ihn die Geige kaputt."



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2006-07-24T20:19:25+00:00 24.07.2006 22:19
hehe
ja das war echt genial
ich dreh auch immer am rad wen nich wissen will was in nem packet ist und es mir niemand verrät oder aufmacht (weihnachten ist immer eine qual ...)
ich spiel auch gerne geige, aber nicht zum abreagieren...
*kiss*
Lilly
Von: abgemeldet
2005-12-27T13:47:01+00:00 27.12.2005 14:47
lol, voll genial! ich muss weiter lesen!!
Von: abgemeldet
2005-11-20T12:59:00+00:00 20.11.2005 13:59
Dieses paket würd ich (wenn ich mitch wär) sofort öffnen und das paket über kais kopf stecken und lachen.
Aba das kai geige u klavier spielt hab ich mia net denken können!! Klavier ist bestimmt am besten aba auch geige
kaikaikaikaikaikaikaikaikaikaikaikaikai *sabber*
Von:  CristyCroodle
2005-07-02T21:19:53+00:00 02.07.2005 23:19
Hi Schwesterherz

Uuuh, geheimnisvolles Paket in Sicht! XD

Naja, das mit dem "Geige-kaputtmachen" kann ich ja verstehen, weil ich Klassik sowieso noch nie ausstehen konnte. Aber Country, Western, Jazz, Blues, sogar Pop kann man auch auf Geige und/oder Klavier spielen (bin für's Klavier das beste Beispiel) und das tönt richtig gut!

Aber bei Tokio hat Kai nochmal Glück gehabt. Und ich kann Mitch nur allzu gut verstehen, dass sie ihn (Tokio) nicht so mag, bei all den Knuddelattacken...

Tolles Kapi! Und so schön lang... Ich freu mich schon auf die Fortsetzung!

Hab dich lieb!
Dein Schwesterchen
Von: abgemeldet
2005-07-02T19:35:26+00:00 02.07.2005 21:35
das kappi war mal wieder ganz große klasse ich würde nur zu gerne wissen was in diesem verflixten paket drinnen ist also lass mich nicht zuuuuuuuu lange auf das nächste chapter warten

*knuddl* CAT^0^


Zurück