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Das fünfte Schuljahr - Part 1

Hogwarts
von

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Geister, die ich rief...

Harry Potter

Das fünfte Schuljahr
 

Part 1: Hogwarts
 

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A/N: So, da ich mit dem neuen system nicht klar komme und ich meine FFs nicht im Chaos hinterlassen wollte, musste ich alle Kapitel nach der 11 noch mal löschen und sie neu anordnen, weswegen auch meinen schönen Kommentare futsch sind (es waren mal 112 *heul*)
 

~*~
 

chapter 12: Geister, die ich rief...
 

"...rry? Harry?" Leise Stimmen drangen an sein Ohr. Endlich schien er Schlaf gefunden zu haben. Endlich, nach langem unruhigem Hin und Her, war er eingeschlafen und nun riss man ihn wieder zurück in den Wachzustand. Grausame Welt.
 

Müde hob er die Augenlider. Helles Licht quälte seine empfindliche Netzhaut. Stöhnend hielt er sich die rechte oder war es die linke (furchtbar, wenn man so früh am Morgen zum denken gezwungen wird °^_^) Hand vor sein Gesicht.
 

"Harry!" Die Stimme klang nun langsam verärgerter. "Jetzt wach doch endlich mal auf!" Jemand rüttelte leicht an seiner Schulter. Murrend schob er die Hand weg. "Lass mich schlafen", knurrte er mürrisch.
 

"Du hast jetzt lang genug geschlafen!" meinte der Ruhestörer energisch. Von wegen, dachte Harry. "Jetzt steh endlich auf. Es gibt Neuigkeiten. Snape ist wieder da." Harry drehte sich genervt auf die Seite. "Ich weiß", murmelte er gelangweilt.
 

Eine kurze Pause entstand. Dann drang wieder diese Stimme in seine Gedanken. Diesmal klang sie verwundert. "Was soll das heißen, du weißt?"
 

Harry schob die Bettdecke wütend beiseite. "Mensch Ron, du raubst mir echt den letzten Nerv. Im Gegensatz zu dir hab ich nicht die ganze Nacht gemütlich durchgeschnarcht."
 

Ron stand vor seinem Bett und sah ihn verwirrt an. Es sah seinem Freund nicht ähnlich so leicht aus der Haut zu fahren. Und ein Morgenmuffel war er normalerweise auch nicht.
 

"Wie meinst du das?" fragte er schließlich unsicher, als Harry sich die Brille auf die Nase schob und seine Harre zu ordnen begann.
 

"Was?" murmelte Harry noch immer ganz verschlafen.
 

"Wieso bist du denn so muffelig?" entgegnete Ron langsam beleidigt. "Und warum sieht dein Schlafanzug aus, als wärst du damit durch den Wald gerobbt? Und wieso hast du da so'n Grünzeug in den Haaren?"
 

Harry lächelte leicht, was Ron ein wenig entspannte. "Weil ich heute Nacht tatsächlich durch den Wald gerobbt bin." Er grinste, was jedoch gleich in langes Gähnen überging. "Ha nähich Shape gefunn", versuchte er mit weit geöffnetem Löwenmaul zu erklären. Ron sah ihn mit gerunzelter Stirn an und überlegte ein paar Sekunden. Dann schüttelte er den Kopf. "Tut mir Leid. Bitte noch mal so, dass es ein Normalsterblicher versteht."
 

Harry zwang sich endlich den Mund wieder zu schließen. Dann erzählte er noch einmal. "Ich bin heute Nacht im verbotenen Wald über Snape gestolpert." Ron riss erstaunt den Mund auf, aber nicht wie Harry zuvor, um herzerreißend zu gähnen, sondern um seine Verwunderung ordentlich zur Geltung zu bringen. Harry entledigte sich inzwischen seines zerrupften Schlafanzugs, kramte sich eine Hose und ein frisches Hemd aus dem Schrank und schnürte sich anschließend seinen schwarzen Umhang um.
 

"Warum hast du mich nicht geweckt?" fragte Ron aufgeregt.
 

Harry trottete langsam die Treppe zum Gemeinschaftsraum hinab. "Weil du mich dann genauso wie jetzt mit Fragen gelöchert hättest und darauf hatte ich keine Lust", meinte er trocken. Ron schnaubte verärgert hinter ihm. Harry versank erneut in ein erbarmungsloses Gähnen und glaubte schon seinen Kiefer knacken zu hören.
 

"Meine Güte, friss mich nicht gleich auf", ertönte Hermines helle Stimme zu ihm herauf. Verschlafen wischte sich Harry die Gähnes-Tränen (schönes Wort, oder ^_^) aus den Augen und hob die Hand zum Morgengruß, unfähig sie mit Worten zu empfangen.
 

( ~_~ => die Kommunikation geht wegen solcher Schlafmützen den Bach runter *g*)
 

"Ich nehme an, du hast schon von Snapes Auftauchen gehört?" fuhr Hermine fort. Harry nickte träge über sein Gähnen hinweg.
 

"Nein, er war sogar dabei", tönte Ron beleidigt von oben herab.
 

Hermine machte große Augen. "Ehrlich?" Harry nickte erneut. "Hab ihn im Wald gefunden." Hermine seufzte. "Und das sagst du uns erst jetzt?"
 

"Warum nicht? Was hätte es denn geändert, wenn ich es euch gestern Nacht noch erzählt hätte?" Sie zuckte mit den Schultern.
 

"Dann hätten wir wenigstens vor den Anderen angeben können, dass wir es schon vor ihnen wussten", tönte es wieder von Ron herab. Hermine verdrehte die Augen.
 

Dann wurde ihre Miene plötzlich ernst. "Aber sag mir mal lieber, was du um die Zeit allein im Wald treibst? Hast du schon vergessen, dass du-weißt-schon-wer es auf dich abgesehen hat? Bist du wirklich so leichtsinnig?" Harry verdrehte die Augen. "Mensch Hermine, das muss ich mir nachher noch von Hagrid anhören. Einmal reicht wirklich."
 

Hermine funkelte ihn mit einem das-meine-ich-ernst-Blick an und richtete ihm missbilligend den Kragen seines Hemdes. "Wie siehst du überhaupt aus? Dicke Augenringe unter den Augen, ein Mund wie ein Scheunentor und Haare wie ne Vogelscheuche." Harry grinste schräg. "Danke für die Blumen. Das Kompliment geb ich zurück." Hermine wurde rot und schnaubte verärgert. "Ich musste noch lernen. Da ist es etwas später geworden. Aber im Gegensatz zu dir hab ich was vernünftiges gemacht." Harry sah zu Ron und musste grinsen. Auch Ron schien endlich seine Enttäuschung überwunden zu haben und verdrehte gespielt genervt die Augen über Hermines Lernkrankheit. Hermine entging dieser kleine Blickkontakt zwischen den beiden Freunden natürlich nicht, doch sie tat so, als sei es ihr nicht aufgefallen.
 

"Los, kommt jetzt endlich mal in die Gänge. Ich hab Hunger."
 

Gemeinsam verließen sie den Gryffindorturm und schlenderten in die Große Halle.
 


 

Das Getuschel in der Großen Halle war wie immer groß, wenn etwas passiert war.
 

Überall waren erregte Gespräche am Laufen, und an jedem Tisch schien es sich um dasselbe Thema zu handeln, denn Harry konnte immer wieder das Wort Snape aufschnappen. Es schienen die wildesten Versionen zu kursieren. Schon nach wenigen Minuten hatte Harry die verschiedensten Gerüchte über das Auftauchen des Lehrers erzählt bekommen. Einmal hörte er, wie ein Junge aus Ravenclaw berichtete, er habe gehört, dass Snape im Wald mit einer Riesenspinne gekämpft hätte. Ein anderer behauptete, Snape hätte sich mit dem Lord ein Duell geliefert. Und wiederum ein anderer Schüler meinte, Snape habe sich beim Zaubertrank brauen selbst in die Luft gejagt. Harry lächelte schwach. Wie schnell sich doch eine Neuigkeit zu einem Inferno aus Schwachsinn ausbreiten konnte. Natürlich wusste auch Harry nicht, was nun eigentlich mit Snape geschehen war. Doch glaubte er nicht, dass er sich selbst in die Luft jagen würde.
 

Hermine beugte sich zu ihm herüber. "Harry? Was glaubst du, ist mit ihm passiert?" Harry überlegte nicht lange. Er hatte sich schon in der vergangenen Nacht viele Gedanken darüber gemacht. "Ich denke, dass seine Deckung in Voldemorts Reihen aufgeflogen ist. Ich weiß nur nicht, wieso." Hermine nickte, als hätte sie mit den selben Gedanken gespielt.
 

"Weißt du, was ich glaube? Du-weißt-schon-wer hat den Braten gerochen. Ich denke, er wusste längst, dass Snape ihn verraten hatte und nun für Dumbledore arbeitete. Schließlich haben ihn viele seiner Männer im Stich gelassen, als seine Macht schwand. Er wird glauben, dass Snape sich aus Angst auf die andere Seite geschlagen hat. Angst davor, dass er für seine Anhängerschaft bestraft werden könnte." Harry nickte nachdenklich. "Aber wieso taucht Snape dann erst jetzt auf, viele Wochen später. Voldemort - Verzeihung - du-weißt-schon-wer hätte ihn doch schon viel früher massakrieren können. Aber je länger er ihn in seinen Reihen ließ, umso mehr Information bekam Snape doch, die er an Dumbledore weitergeben konnte." Hermine nickte erneut. "Ganz werden wir es wohl nie erfahren, es sei denn, er erzählt es uns." Harry grinste schief. "Wohl kaum." Beide mussten lachen. Snape würde ihnen niemals etwas erzählen. Das einzige, was er tun würde, wäre ihnen ausführlich zu schildern, wie er sie gerne auseinandernehmen und dann Stückchenweise wieder zusammen setzen würde. Die Gliedmaßen wären dann natürlich an einen anderem Platz, als zuvor, versteht sich.
 

"Was tuschelt ihr denn da", mischte sich Ron in das Geschehen, der sich allmählich ausgeschlossen vorkam. "Wir spekulieren nur, um es den anderen Haustischen gleich zu tun", erklärte Hermine. "Was denkst du denn, Ron?" fragte sie mit gespieltem Interesse. Darauf schien er nur gewartet zu haben. "Also meiner Meinung nach, klingt die Idee mit dem Zaubertrank brauen und sich selbst in die Luft zu jagen ganz plausibel." Er grinste von einem Ohr bis zum anderen und spätestens da bemerkte nun auch Harry, dass sein Freund sie nur auf den Arm nehmen wollte. Er seufzte. "Ron, manchmal glaube ich wirklich, bei dir sitzt nicht mehr alles gerade." Er grinste und sein Kumpel grinste zurück. "Na, dann sind wir ja nun schon zu zweit."
 

Hermine schnaubte spöttisch. Das würde noch ein lustiges Frühstück werden und endlich, wie auf ein Stichwort, begannen sich die Teller zu füllen. Nun hielt jedes hungrige Maul für wenige Minuten erst einmal den Mund, um ihn mit feinen Köstlichkeiten zu stopfen.
 


 

"Was meinst du, wie lange wir keinen Zaubertrank-Unterricht haben werden?" hallte Rons Frage durch die leeren Gänge. Sie waren gerade unterwegs zum Nordturm, wo sie eine weitere Stunde Wahrsagen erwartete. Hermine hatte sich von den beiden schon verabschiedet und sich auf den Weg zu ihrem Arithmantikkurs gemacht. Sie hatte Wahrsagen schon lange abgewählt, weil sie diese Art von Unterricht missbilligte. Doch Harry fieberte dieser Stunde schon lange entgegen. Im Gegensatz zu Ron, der dessen neues Interesse stets verächtlich kommentierte, war er seit neustem gefesselt vom Unterrichtsstoff. Sie behandelten die Geisterwelt und die Kontaktaufnahme mit der selbigen. Und da Harry seit kurzem in Kontakt mit seinen Eltern stand, die ihm für einige Zeit in Geistergestalt erschienen, war Harry begierig mehr über Geister zu erfahren.
 

"Ich hoffe doch mal lange," beantwortete er Rons Frage. "Es ist nicht gerade so, dass ich seinen Unterricht lieben würde." Er grinste.
 

Sie passierten die Falltür und tauchten in eine Duftwolke aus Parfüm. Gespielt hustend bahnte sich Ron seinen Weg in die hintersten Reihen, wo er stets pflegte zu schlafen. Harry pflanzte sich wie immer neben ihn und packte unter Rons kritischen Blicken sein Schreibzeug aus. Wieder einmal erschien Professor Trelawney wie aus dem Nichts und eröffnete den Unterricht mit ihrer rauchigen Stimme. "Willkommen meine wissbegierigen Schüler." Ron stöhnte genervt.
 

"Heute werden wir zum ersten Male eure geistigen Fähigkeiten prüfen. Wir werden sehen, ob ihr spirituell veranlagt seid, um mit den Geistern in Kontakt zu treten."
 

Professor Trelawney rückte ihre insektenartige Brille gerade und kam auf Harry zustolziert. Harry schluckte. Was würde jetzt wieder passieren?
 

"Harry... " Oh nein, sie hatte es tatsächlich auf ihn abgesehen. "... der sich in letzter Zeit endlich für unseren Stoff zu begeistern scheint, wird als Belohnung den ersten Schritt machen dürfen," erklärte sie der Klasse. Lavender Brown ließ enttäuscht den Kopf sinken. "Komm vor, Harry." Professor Trelawney winkte ihm freundlich und er erhob sich zögernd von seinem Stuhl und trat näher. Sie bat ihn auf einem rosa Kissen Platz zu nehmen und forderte die anderen auf, sich darum zu scharen. Harry seufzte leise. Ob sie gleich wieder seinen Tod oder sein Geisterdasein voraussehen würde?
 

Professor Trelawney schaute forschend in die Runde. Schließlich legte sie ihre Hände an Harrys Kopf und schloss die Augen. Harry spürte, wie ein leichtes Kribbeln durch seine Haare lief.
 

"Ich werde nun", erklärte die Lehrerin. "... in Harrys Gedanken eintauchen. Dort werde ich nach seinen spirituellen Energien suchen." Sie ließ ihre Hände sacht über seine Schläfen kreisen und begann eine leise Melodie zu summen. Die Schüler wurden mucksmäuschenstill, sogar Ron, was aber wohl eher daran lag, dass er nahe daran war einzuschlafen. Harry versuche seinen Kopf zu leeren, an nichts zu denken. Zwar glaubte er nicht, dass der Professor wirklich seine Gedanken lesen konnte, aber dennoch wollte er nichts riskieren.
 

Professor Trelawney zuckte ein paar mal zusammen ehe sie endlich wieder die Hände sinken ließ und die Augen öffnete. Harry seufzte erleichtert und sah sie fragend an.
 

Professor Trelawney wirkte verwirrt und schien irgendwie an Farbe verloren zu haben.
 

Sie öffnete leicht den Mund. "Nun... unser Harry scheint viel spirituelle Energie in sich zu haben. Doch ich bin auf etwas gestoßen, was ich nicht ganz verstehe." Harry duckte sich leicht. Was hatte sie jetzt schon wieder gesehen? Seine Exekution?
 

"Mir scheint", fuhr sie langsam fort. "... als sei Harry schon längst in Verbindung mit Geistern." Harry wurde blass und die anderen sogen erschrocken die Luft ein.
 

Natürlich, dass hatte er ja ganz vergessen. Die Trelawney wusste ja nichts davon und nun hatte er es ihr Freihaus auf dem Goldteller präsentiert. Dabei wollte er es doch geheim halten, um zu verhindern, dass ihn alle für verrückt hielten. Jetzt half nur noch, es abzustreiten. Wer, außer Lavender Brown und ihrer Freundin, würde dies schon glauben, wo doch so viele ihrer Todesmeldungen schon fehlgeschlagen waren?
 

Er lächelte schräg. "Ach wirklich?" Einige Gesichter entspannten sich wieder. Er grinste breit. "Und ich dachte schon, ich würde wieder sterben." Die Klasse brach in Gelächter aus und auch die letzten Zweifel verflüchtigten sich. Professor Trelawney schenkte ihm einen bösen Blick, der besagte, dass die Sache damit nicht gegessen sei. Doch Harry lächelte nur freundlich zurück und trottete zurück auf seinen Platz.
 

Der Rest der Stunde verlief recht langweilig. Professor Trelawney rief noch einige Schüler nach vorn, um ihre Energien zu testen. Ab und an warf sie einige kritische Blicke in die hintere Reihe, in der Harry verweilte.
 

Am Ende kündigte sie schließlich noch an, dass sie in der nächsten Stunde eine Kontaktaufnahme mit ihrem verstorbenen Onkel wagen würden, der in einsamen Stunden ihr bester Zuhörer war, da er ja alle Zeit der Welt hatte. Dann läutete es endlich zum Stundenende. Harry rüttelte Ron wach.
 

"Nein, ich hab es nicht gegessen. Das waren Fred und George!" Ron schreckte aus seinen Träumen und sah sich verwirrt um. Als er erkannte, dass er noch immer bei Wahrsagen war, sank er stöhnend wieder auf die Bank und wollte weiterschlafen, doch Harry gab ihm zu verstehen, dass die Stunde vorbei war und auf einmal war Ron hellwach und sprintete die Falltür hinab. Harry sah ihm kopfschüttelnd hinterher.
 

Eine knochige Hand auf seiner rechten Schulter ließ ihn zusammenzucken. Professor Trelawney hatte sich unbemerkt genähert und musterte ihn nun durch ihre große Brille.
 

"Harry, willst du mir nicht vielleicht etwas sagen?" Harry schluckte. Musste das jetzt sein? Er schüttelte den Kopf. "Falls sie auf die Geistergeschichte ansprechen, dann muss ich Sie enttäuschen. Es sei denn, Sie meinen den Fast Kopflosen Nick. Der nervt mich ganz oft, ob ich nicht mal wieder auf eine seiner Partys gehen will. Aber dies vermeide ich stets." Er grinste schief und genoss den finsteren Blick seiner Lehrerin. "Harry", setzte sie erneut an, doch dieser hatte sich schon umgedreht und wollte gerade die Treppe hinab steigen. Sie seufzte. "Also gut. Wenn du es so willst." Harry horchte auf. Was hatte sie denn jetzt? "Als ich nach deinen spirituellen Kräften geforscht habe, kam ich nicht darum herum, deine Gedanken und Erinnerungen zu sehen. Sie strömten wie ein Wasserfall auf mich ein, ohne das ich es verhindern konnte. Es ist nicht meine Absicht gewesen, denn die Privatsphäre meiner Schüler ist mir heilig." Sie stockte und rückte ihre Brille gerade, die ihre schmale Nase hinab gerutscht war. Harry hatte sich langsam wieder zu ihr gedreht. Er zeigte keine Regung, doch in seinem Inneren herrschte ein wahrer Kampf. Was hatte sie denn alles gesehen?
 

Harry versuchte eine gleichgültige Miene aufzusetzen und so zu tun, als ob er nicht wüsste, von was sie redete. Er zuckte mit den Schultern. "Und? Was haben Sie denn so gesehen?" Er lächelte, doch es sah wohl eher wie ein gequältes Grinsen aus.
 

Professor Trelawney senkte die Augen. "Es ist wohl besser, wenn du dich erst mal setzt."
 

Harry schüttelte energisch den Kopf. "Ich hab gleich Verteidigung gegen die dunklen Künste. Ich muss los, sonst komm ich noch zu spät und Professor Spruce hat da so eine Liste. Und Punkt 7 - oder war es Punkt 9 - na ja, jedenfalls besagt irgendeine seiner Regeln..." Professor Trelawney unterbrach ihn hastig. "Harry, ich spreche mit Professor Spruce und entschuldige dich. Aber jetzt setz dich doch erst mal und lass uns reden." Harry gab sich seufzend geschlagen und ließ sich zurück auf seinen Platz sinken.
 

"Also, Harry. Willst du mir nicht sagen, was du auf dem Herzen hast?" begann seine Lehrerin mit sanfter Stimme.
 

Harry stützte seinen Kopf auf die rechte Hand und sah gelangweilt zu ihr auf. "Ich dachte, Sie wollten mir etwas erzählen. Von Geistern und so."
 

Professor Trelawney seufzte. "Wie soll ich dir helfen, wenn du dich mir nicht anvertraust?" Harry sprang auf. "Ich will Ihre Hilfe doch gar nicht. Und ich brauch auch gar keine. Sie haben doch damit angefangen, dass ich mit Geistern rede und jeden Moment sterbe. Aber wie Sie sehen lebe ich immer noch. Also wieso sollte ich Ihnen irgendetwas glauben oder anvertrauen?" Er packte seine Tasche und stieg wütend die Treppe in den leeren Korridor hinab. Der Unterricht hatte bereits wieder begonnen. Ziellos irrte Harry eine Weile umher. Sein kleiner Wutausbruch hatte ihm ein schlechtes Gewissen beschert. Im Nachhinein bereute er seine Worte. Seine Lehrerin hatte es ja eigentlich nur gut mit ihm gemeint. Und er hatte so zornig reagiert. Eigentlich hatte er doch keinen Grund dafür gehabt. Aber vielleicht hatte ihn die Tatsache, dass sie seine geheimsten Gedanken und Gefühle gelesen hatte, einfach nur verängstigt. Denn Gedanken und Gefühle sind etwas, was man nicht jedem anvertraut. Sie sind etwas heiliges, das letzte noch wirklich private. Was wäre, wenn die Trelawney es nun einigen Lehrern erzählen würde, wie unsicher er sich fühlte oder was er dachte. Wenn ihn die Lehrer daraufhin mit mitleidvollen Blicken anschauen würden oder im Unterricht wie ein rohes Ei behandeln würden. Das wollte er alles nicht. Er wollte nicht, das die Trelawney seine Gedanken und Gefühle kannte.
 

Wieder war der Zorn in ihm aufgekommen. Abrupt blieb er stehen und schlug wütend gegen eine Wand. Stechender Schmerz durchströmte seine geballte Faust. Dennoch hatte dieser Schmerz eine beruhigende Wirkung auf ihn. Allmählich ließ er seinen Arm wieder sinken und starrte ins Leere.
 

"Kleinen Streit mit der Wand gehabt? Was hat sie denn gesagt?" Harry fuhr erschrocken herum. Es war Jinathan. Er hatte die Hände lässig in den Jackentaschen vergraben und lächelte spöttisch. Langsam trat er näher. Harry wandte seinen Blick wieder in die andere Richtung. "Was willst du denn? Solltest du nicht im Unterricht sein?"

"Das könnte ich dich genauso gut fragen", erwiderte Jinathan trocken.
 

Harry zuckte mit den Schultern. "Mir war halt nicht nach Professor Spruce."
 

Jinathan grinste. "Kann ich mir vorstellen." Harry sah auf. Dieses Gespräch schien ja geradezu freundlich zu verlaufen.
 

Wie zum Stichwort verdunkelte sich Jinathans Miene wieder. "Aber ich bin nicht zum Plaudern gekommen." Harry seufzte leise. Natürlich nicht. Schließlich war er der große fürchterliche Jinathan.
 

"Ich will, dass du mir einen Gefallen tust", fuhr er mit gesenkter Stimme fort. Harry horchte erstaunt auf.

"Ich muss mit Lily und James reden!"



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