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Under the bloodred Moon

Die x Toto
von

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Wege kreuzen sich immer zweimal

Wege kreuzen sich immer zweimal
 

müde.

Ich bin so unsagbar müde.

Meine Glieder sind bleischwer, dass ich mich nicht zu rühren vermag.

Meine Augen sind fest geschlossen. Die hauchdünnen Lider zusammengepresst. Der stetig wachsende Druck in meinem Kopf, ist kaum auszuhalten. Ich fürchte mich davor, das Licht in meine braunen Iriden zu lassen. Das würde nur noch mehr schmerzen, diese Lektion hab ich am eigenen Leib erfahren müssen.

Bestimmt würde mich jede noch so kleine Bewegung zerreisen. Mein Körper ist nicht mehr taub. Nicht wie ich gehofft hatte. Ich spürte reale Kälte, keine untastbare in meinen Gedanken verankerte, nagende, sondern diese wirkliche Kälte, die tief ihre Nadeln in mein Fleisch bohrt.

Und gerade dieses Gefühl, lässt meinen bloßen Körper erzittern. Ich könnte schreien. Dieses unkontrollierte Zucken der Muskeln treibt mir Tränen unter die geschlossenen Lider. Brennen mit ihrer salzigen Flüssigkeit, dass ich glaube, sie verätzen mir die Augenhöhlen. Die Qualen werden nur unerträglicher, je mehr ich mich gegen sie zur Wehr setze.

Es soll aufhören. Bitte mach, dass es aufhört.
 

Die Haut spannt unangenehm auf den bleichen, hervorstehenden Knochen.

Der Körper brennt, als würde ein namenloses Feuer auf ihm wütend die leckenden Zungen schnalzen. Und doch, fröstelt er gleichzeitig, bei dem flüchtigsten Windhauch.

Die Tür zu seiner rechten wird geöffnet. Wieder zuckt der kleine, gepeinigte Körper, wie unter Peitschenschlägen auf dem sterilen, metallenen Tisch zusammen.

Die Geräusche. Langsame schlurfende Schritte dringen an sein empfindliches Gehör.

Für ihn nur hörbar, nicht aber greifbar.
 

„Ich weiß, dass es schmerzt.“
 

Eine Hand fährt durch sein halblanges, rotes, krauses Haar.
 

„Das wird bald vorbei sein.“
 

Dieses Wesen, am Rand seines Bewusstseins flüstert mit melodischer Stimme auf ihn ein.

Wer ist er?

Wer kümmert sich um ein Monster wie mich?

Aber bitte…geh nicht wieder fort.

Ich habe Angst allein im Dunkeln. Ich kann dich nicht sehen, aber ich fühle dich. Deine Nähe die mein taubes, zusammengekauertes Inneres wärmt.

Hör nicht auf.

Das sanfte Berühren der fremden Hand beruhigt ihn. Lässt sein unkontrolliertes Zittern endlich abklingen.

Sie streicht auch weiterhin, einige vereinzelte lose, verirrte Strähnen aus der glühenden Stirn des Jungen.
 

„Du bist so wunderschön. So kraftvoll.“
 

Wunderschön? Wie konnte mich jemand aus dieser hellen Welt, schön nennen?

Konnte sie mich denn so genau erkennen?

Wenn es mir erlaubt war, meine Augen zu öffnen – auch wenn es nur in der Glasröhre vor langer Zeit geschehen war – habe ich nur diese weißen, engelsgleichen Geschöpfe gesehen.

Sie sahen so hoheitsvoll und vollkommen sein. Wie diese Figuren in meinen wirren Träumen.

Fast hätte ich vergessen, wie sie aussahen. Es war schon so lange her.

Ich erinnere mich dafür viel zu genau an meine winzigen, runzeligen Hände. Die aufgedunsenen Körperteile. Die ganzen Schläuche in meinem Körper. Die sich in meine Brust bohrten, durch die durchsichtige Haut meiner Arme stachen.

Ich hatte mich nie von weitem gesehen, aber wenn ich schon von Nahem so verabscheuungswürdig aussah, wie würde er mich dann erst in meiner komplettierten Erscheinung sehen.

Ich bin nun wirklich alles andere als hübsch.
 

Doch die Stimme säuselt schmeichelnd. Streichelt meine geschundene Seele. Verstrickt mich in einen Strudel aus Lug und Trug.
 

„Öffnest du deine Augen für mich, Die?“
 

Diese Frage erstaunte ihn. Nie hatte man ihn um etwas Derartiges gebeten. War es ihm doch verboten worden, seine Augen vor ihrer Vollendung zu benutzen. Die Wissenschaftler hatten ihn mit Drogen voll gepumpt, sodass er sich nicht hatte rühren können. Seine Stimmbänder waren seit ihrer Entstehung unbrauchbar gemacht worden. Er sollte keinen Laut ausstoßen können. Sie wären viel zu lästig gewesen. Worte würde er wohl nie damit formen können.

Keine Schluchzer entrannen seiner Kehle, auch wenn die Schmerzen der vielen Messer und Nadeln, die sie für Testzwecke durch sein Fleisch trieben, ihn wimmern lassen müssten.

Und nun nach all den unerträglichen Monaten, entwich ihm ein überraschter Laut.

Fast schon erschrocken über seine eigene, laut in seinen empfindlichen Ohren widerhallende Stimme, riss er die braunschattierten Augen auf.

Das grelle Neonlicht, der angebrachten Lampe über seinem Bett, fraß sich unerbittlich in seine Netzhaut und die pochenden Schmerzen in seinem Kopf, kehrten augenblicklich zurück.

Lautlos stieß er einen Schrei aus und hebelte sich im gleichen Augenblick mit seinen brauchbar gemachten Ellbogen von der kühlen Liege.

Überraschend kippte er aber nach links weg, als er das Gleichgewicht seines eigenen nie gespürten Körpers verlor und drohte haltlos zu Boden zu stürzen.

Doch bevor der Junge fallen konnte, schlangen sich zwei Arme um seinen zerbrechlichen, noch schwachen Körper und sanft wurde er von einem anderen Körper aufgefangen und in eine beschützende Umarmung gezogen.

„Du musst sehr vorsichtig sein, Die.“
 

Die Stimme lachte leise. Der rothaarige Junge spürte das vibrieren des Brustkorbs an seiner Wange. Sein Gesicht war an die Brust des Fremden gepresst. Es war offensichtlich dass er verängstigt war. Sein eben noch erfolgreich abgeklungenes Zittern, kehrte augenblicklich in den entkräfteten Körper zurück und erste Tränen rollten über seine bleichen Wangen und versickerten in dem weißen Laborkittel seines Gegenübers. Haltsuchend krallte der Kleinere seine Finger in den sterilen Stoff.

Der Andere schien über die gesuchte Nähe, der zusammengesunkenen Gestalt in seinen Armen, erstaunt. Und doch gab er ihm den nötigen Halt, die gesuchte Sicherheit.

Immerhin war das hier seine Schöpfung. Im weitesten Sinne hätte er sich sogar dazu hinreißen lassen, es sein - Kind - zu nennen.

Das schmerzverzerrte Gesicht, tauchte langsam durch einen Schleier rotleuchtender Haare auf, als der kleine Junge, seinen Kopf anhob. Zu ihm aufblickte. Mit Faszination beobachtete der Wissenschaftler, wie die Augenlider sich hoben und die darunter verborgenen dunkelbraunen Iriden zum Vorschein kamen. Sie wirkten noch seltsam trüb und verschleiert, bis sie sich schließlich innerhalb weniger Sekunden klärten und den Blick schärften. Große tränenglitzernde Augen sahen den Schwarzhaarigen fragend an. Ein Lächeln erschien auf dem Gesicht des Älteren. Er konnte ihn also endlich ansehen.
 

„Hast du Schmerzen?“
 

Diese melodischen Klänge gefielen dem Rothaarigen. Wisperten, beruhigten und lullten ihn in einem fort ein. Seine Nerven brannten noch immer, das Pochen in seinem Kopf schien noch stärker als zuvor gegen die Schädeldecke zu pulsieren. Es war tatsächlich das was man Schmerz nannte.

Probehalber nickte er vorsichtig.

Die streichelnden Hände blieben wo sie waren, hielten ihn aber nun wesentlich lockerer umschlungen, um ihm nicht noch mehr Schmerzen zu bereiten.

Dieses Mitgefühl, das der vielleicht 11 Jährige noch nie zuvor gespürt hatte, rührte nur noch weitere Tränen in seinem Inneren auf.

Der eben erwachte Junge hob erneut seinen Blick und begegnete den mitfühlenden, weichen Augen des Größeren.
 

„Versprichst du mir, dass du hier sitzen bleibst und auf mich wartest? Ich hole dir nur etwas, dass dir hilft.“
 

Der Rothaarige wurde zurück auf die weiße, sterile Liege gedrückt. Der junge Mann in dem weißen Forscherkittel strich ihm ein letztes mal über die schweißnasse Stirn, liebkoste die weiche Haut, des Jüngeren mit seinen eiskalten, fast schon gefühllosen Fingern.

Wieder konnte der Rothaarige nur kraftlos nicken.

Wo hätte er auch hingelangen sollen?

Das Adrenalin, das im Überraschungsmoment durch seine Venen gerauscht war und seinem Körper unmenschliche Kraft verliehen hatte, war aufgebraucht.

Er war müde, entsetzlich erschöpft, aber die unendliche Neugier zu erfahren, wie die Welt jenseits seiner Träume und der von Flüssigkeiten gefüllten Glasröhre wirklich war, ließen seine jugendlichen, wachen Augen unermüdlich durch den Raum wandern.

Ein Labor - und blieben schließlich wieder an der in vollkommenes weißgehüllten Person mit den rabenschwarzen Haaren hängen. Er passte hier perfekt her.
 

„Ich komme sofort zurück. Hab keine Angst. Ich lasse dich nie wieder allein.“
 


 

Der junge Mann warf sich unruhig in dem großen Bett herum. Er träumte von einer längst vergangenen Zeit. Es war als erlebe er seine Vergangenheit in wenigen Minuten zum zweiten Mal. Auf das Gesicht, des scheinbar knapp Zwanzigjährigen legte sich ein gequälter Ausdruck. Die Augen unter den hauchzarten Lidern zuckten wild, als würde ein Film an ihnen vorbeiziehen.

Mit einem erstickten Laut, fuhr der muskulöse Oberkörper auf, nur von einer leichten Bettdecke im Verborgenen gehalten und die mandelbraunen Augen sahen sich mit gehetztem Blick um.

Der Hochgewachsene brauchte einen Augenblick um sich zu orientieren.

Er war in seinem Schlafzimmer. Mitten in einem dieser billigen New Yorker Hochhäuser, mit angeschlossenem Hinterhof, in dem sich auch zu fortgeschrittener Stunde, allerlei dunkle Gestalten in den Schatten tummelten. Er roch sie. Er spürte ihre Gegenwart durch seine Schläfen pulsieren. Er wusste, dass sie ihn beobachteten ließen. Aber ob sie auch Zugang zu seinen Träumen hatten, dass wusste er nicht. Vampirtechnologie war weitaus fortgeschrittener als die der Menschen. Er wusste nicht, zu was sie fähig waren. Aber ihm trauten sie scheinbar einen verzweifelten Fluchtversuch zu. Wohin hätte er denn verschwinden sollen? Sie würden ihn finden, sein Körper würde ihn verraten und das wusste er. Sie hatten natürlich ihre Vorkehrungen getroffen. Wenn ER davon gewusst hätte. Er hätte so etwas doch nie zugelassen, nicht wahr? Er hätte ihn einfach mit sich genommen und vor diesen Männern beschützt.

„Toshimasa!?“

Entrang seinen Lippen dieses eine gehauchte Wort, legte all seine Resignation seine Verzweifelung, seine Sehnsucht und unsterbliche Hoffnung hinein.

Mit zitternden Fingern, mit seinen Gedanken noch immer dem vergangenen nachhängend, griff der junge Rothaarige nach einer Schachtel Zigaretten. Er tastete nach dem Feuerzeug und ließ die kleine Stichflamme an die Spitze seiner Zigarette im Mundwinkel aufbrennen. Eine einzige Bewegung verlöschte das Feuer. Dunkelheit legte sich wieder über den kahlen Raum. Nur die tiefen, beruhigenden Züge an dem Nikotinstengel ließen einen hellleuchtenden roten Punkt in der Einsamkeit aufglimmen.
 


 

„Kao~…nicht so fest…“ Kichern.

Ein entnervtes Seufzen, als Antwort.

„Wie willst du es dann? Wenn ich es noch lockerer schnüre, rutscht es dir bei einer Bewegung gleich herunter.“

Der Violetthaarige zupfte die Bände wieder etwas auseinander.

„Du musst dir halt Mühe geben, dass das nicht passiert, Kao-chan.“

Flötete die andere Stimme wieder. Die andere dagegen blieb stumm und fädelte die dünnen Schnüre mit äußerster Sorgfalt in die vorgesehenen Ösen.

„Ich bin schließlich kein Mixbecher den du einfach so lieblos schütteln kannst.“

Ein amüsiertes, schrecklich hohes Kichern, entlockte dem Kleineren einen weiteren lustlosen Seufzer. Er wollte keine Konversation betreiben. Nicht mit Toshiya. Und erst recht nicht, wenn dieser wie eben jetzt betrunken war.

„Ich bin Barkeeper und kein Kindermädchen.“

Erklang die ernüchternde Antwort.

„Aber Kao-chan.“ Ein säuseln an seinem Ohr. Der Kopf des Schwarzhaarigen lehnte nur zurückgelegt an der Schulter des Barkeepers.

„Ich schenke dir auch was…außerdem bist du mein Freund.“

Die Angesprochene verdrehte genervt die Augen.

„Ich weiß zwar nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat, aber…tu was du nicht lassen kannst.“

Er verknotete noch schnell die Enden der beiden Bänder und entließ den Schwarzhaarigen dann aus seiner Tortur.

„Gibt es denn gar nichts, dass du dir wünscht?“

Toshiya konnte ungemein lästig sein, wenn er angetrunken war.

„Ich wüsste nicht was.“

Erfolgte die Antwort genauso schnell.

„Ich bin fertig und muss zurück an die Arbeit. Das Kyo scheinbar nichts dagegen hat, dass ich dir beim umziehen helfe, heißt nicht, dass ich mein Geld damit auch verdienen will.“

Toshiya zog einen beleidigten Schmollmund und boxte seinem Freund den Ellbogen in die Seite.

„Heißt das, ich bin nicht begehrenswert?“ Quengelte die hohe Stimme.

„Das heißt, dass ich jetzt meinem eigentlichen Job nachgehen möchte. Außerdem bist du betrunken Toshiya.“

Rehbraune Augen trafen auf Hasselnussbraun und der Ausdruck der in den Iriden des Schwarzhaarigen aufglomm, wurde noch bettelnder.

„Sieh mich nicht so an.“

Der Ältere schlug gedanklich die Hände über dem Kopf zusammen. Er konnte sich genau vorstellen, was das zu bedeuten hatte. Nicht, dass er abgeneigt war, aber das es jedes Mal geschah, wenn der andere angeheitert war, gefiel ihm nicht. In all den Jahren, in denen sie zusammengearbeitet hatten, war so etwas wie eine enge Freundschaft zwischen dem Barkeeper und dem Vice des [KR]cube entstanden. Zu Kaoru’s Bedauern allerdings nie mehr als das. Er seufzte entnervt.

„Einmal noch und dann verschwinde ich.“

Das er sich jedes Mal schneller geschlagen geben musste, nagte doch an seinem Stolz, aber Toshiya fuhr auch jedes Geschütz auf. Die Raffinesse war einfach unübertroffen.

„Ich wusste es.“ Kicherte der andere übertrieben.

Von Kaoru erhielt er nur eine gemurmelte Antwort, die aber für ihn keinen weiteren Belang hatte. Immerhin bekam er jetzt was er wollte.
 


 

Der Mond stand bereits hoch am Himmel. Noch vier Tage, bis er zu dieser kreisrunden, hellen Scheibe werden würde. Schon in den Tagen vor diesem Ereignis, war er gereizter als sonst. Viel aggressiver, als er sein dürfte.

Er geriet in Mordlust. Sein Verstand schien nur noch an einem seidenen Faden zu hängen, während er seinem ausgehungerten Körper kaum mehr Widerstand leisten konnte. Es würde noch schlimmer werden, je näher die Nacht des Vollmonds rückte.

Er wusste was geschehen würde, erinnerte sich aber kein einziges Mal an diese Nächte. An keine der vorherigen Verwandlungen. Tausende mussten es bereits gewesen sein.

Er hatte keine Vorstellung davon, wie er dann aussah, wie er fühlte. Zu was für einer Bestie er werden würde. Kontakt zu anderen Werwölfen war ihm nicht gestattet. Er hatte sie ihn Gefängnisverließen gesehen. In den Laboratorien. Aber stets waren sie ihm in ihrer menschlichen Hülle begegnet. Ihm vorgeführt worden.

Er kannte weder ihr dichtes Fell, noch ihre furchteinflößenden Fangzähne. Ihre Krallen. Ihre unnatürliche Größe. Ihre Kraft.

Man hatte sie alle eingefangen und in unterirdischen Komplexen eingesperrt. Wenn er seinen Herren Glauben schenken konnte, war er der einzige seiner Art, der sich in Freiheit aufhalten durfte.

Vielleicht fürchteten die Vampire ihre Gestalt. Vielleicht war dies die einzige Form, die sie bezwingen konnte. Er wusste es nicht. Sie konnten es ebenso zu ihrem Schutz veranlasst haben. Die Metamorphose war nicht ungefährlich und wenn er seinem Hunger vertraute, würde er anschwellen, bis er sich entlud. Und dann würde er alles töten, dass sich ihm in den Weg stellte. Man hatte ihm während seiner Ausbildung eingebläut, zwei Nächte vor Vollmond alle menschlichen Zivilisationen hinter sich zu lassen. Er durfte nicht gesehen werden.

Schlafende Hunde sollte man nicht wecken.

Menschen waren neugierig. Mehr als gut für sie war.

Sie glaubten an unbekannte Flugobjekte. Wesen von anderen Sternen. Unbekannten Mächten im Universum. All jene Monster, die ihnen Angst einflößten. Monster die nicht einmal real existierten.

Aber wenn sie wüssten, dass die wahren Monster unter ihnen lebten. Ihren Frauen und Kinder nachts das Blut nahmen, ihr Vieh abschlachteten.

Wie würden die dummen, naiven Menschchen erst dann reagieren?

Sie verstanden nichts von dem, was um sie herum geschah. Wussten nichts von der heimlichen Herrschaft der Blutsauger, nichts von der Versklavung der Werwölfe und auch nichts von ihm. Seinem Auftrag. Seinem jahrhundertelangen Leben. Noch erahnten sie etwas von diesem mysteriösen Wesen, dem er nachjagte. Es war fast schon etwas verheißungsvolles, dass seinem Leben einen Sinn gab. Was ihn von dem Masse abhob, ohne dass es auch nur eine Menschenseele vermutete.
 

Er wälzte sich in seinem Bett. Sein Körper zu unruhig, um Schlaf zu finden. Er kam mit wenig aus, aber er musste wie jedes andere Lebewesen auch Ruhe finden. Raubtiere verfielen in einen Dämmerzustand, wenn sie erschöpft waren. Aber seinen Fängen verlangte es nach blutigem Fleisch. Nach frischem, blutigem Fleisch. Aus einem warmen Körper gerissen, den er zuvor niedergestreckt hatte.

Er musste etwas gegen dieses Verlangen tun. Von Mal zu Mal wurde es fordernder. Seine Instinkte reagierten immer drängender. Mehrere Male hatte er schon die Beherrschung verloren, war noch vor Vollmond mutiert.

Dieses grausame Geschöpf hatte in einer Lagerhalle die Dealer angefallen und zerfleischt.

Er hatte keinen Grund gehabt. Aber das brauchte sein Verlangen auch nicht. Es verschaffte sich nur ab und an Befriedigung.
 

Er griff nach seinem Handy und wählte eine Nummer. Es war weit nach Mitternacht. Dennoch wurde am anderen Ende abgenommen.

„Ich brauche neues Zeug. So schnell wie möglich. Wann kannst du es mir geben?“
 

Am anderen Ende wurde geantwortet, worauf hin der Rothaarige nur genervt die Stirn in Falten legte.
 

„Mir ist egal, wie viel es kostet. Aber ich glaube nicht, dass du mich lange warten lassen willst. Dein Freund hat das auch schon versucht. Du solltest langsam wissen, dass ich ein anspruchsvoller Kunde bin.“
 

Er atmete geräuschvoll ein und verkrallte seine Hand in das Betttuch unter seinen Fingern. Zerriss es fast in innerer Anspannung.
 

„Beweg deinen Arsch ins Lagerhaus und gib mir den Stoff. Sonst suche ich dich. Und glaub mir, deinen Gestank finde ich in jedem Loch, in dem du dich verkriechen willst.“
 

Fügte er mit Nachdruck hinzu.

Das Gespräch dauerte danach nicht mehr lange. Sein Dealer versprach noch in dieser Minute mit dem Päckchen zum Lagerhaus zu fahren und es ihm, mit der Bedingung er möge das Geld passend mitbringen, aushändigen. Die doch recht fortgeschrittene Stunde störte dabei wohl nicht mehr.

Mit der Ergebnis zufrieden, steckte er sein Mobiltelefon zurück in seine Hosentasche und erhob sich von seinem Bett. Ein flüchtiger Blick aus dem Fenster, zeigte ihm den hellen Schimmer über den Dächern der anderen Hochhäuser. Bald würde wieder die Sonne aufgehen. Besser er beeilte sich. Er brauchte das Mittel. Kyo wollte ihn in zwei Tagen sehen und da durfte er sich keine Patzer erlauben. Er musste seine Instinkte unter Kontrolle halten.
 

Er warf sich in einer Handbewegung den langen Ledermantel über, den er zuvor auf den Stuhl an sein Bettende gelegt hatte. Aus seinem Kleiderschrank zog er eine unscheinbare Metallkiste hervor und entnahm ihr einige Scheine. Damit dürfte er die benötigte Menge bezahlen können. Das Kästchen legte er zurück an seinen Platz und verschloss die Türen sorgfältig. Noch ein flüchtiger Blick hinaus.

War das nur eine Einbildung gewesen, oder war da gerade tatsächlich eine Fledermaus vorbeigeflattert? Er schüttelte nur seinen Kopf, um einen klaren Gedanken zu bekommen. Er phantasierte nur. Sein Hirn spielte ihm einen Streich. Der Hunger machte ihn schwach. Er durfte dem nicht nachgeben. Er musste einen klaren Kopf behalten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Asaliah
2009-10-05T21:52:36+00:00 05.10.2009 23:52
Gott, ist es schon lange her, dass ich diese Story gelesen habe. Und sie hat nichts eingebüßt. *-*
Nicht gerade selten mag ich Geschichten die ich irgendwann gelesen habe nicht mehr, wenn ich sie dann später wieder lese. Bei dieser hier ist das anders. Und das, obwohl sich herausgestellt hat, dass ich sowas von kein Vampier-Fan bin. ^^; Aber hier stört es mich nicht. Im Gegenteil. Ich finde es genau passend. Alles ist einfach...rund. Die Stimmung passt genau zu dem, was ich als Vorstellung von Vampieren habe. Das hier ist so gar nicht rosa und flauschig und voller Zucker und genau das gefällt mir.
Deshalb... Ich mag ja nicht drängeln, aber ein drittes Kapitel würde mich ungemein freuen.
Ich denke zwar nicht, dass ich Vampiere dadurch toll finden würde und mein Weltbild sich grundlegend verändern könnte. Aber es ist eine der wenigen Vampierstorys überhaupt, die einfach nur göttlich sind, sich auch mal was trauen und die ich mir, wenn ich davon ausgehe das es so toll weitergeht, durchaus als Buch zulegen würde.
Wenn du also mal Lust und Zeit hast... Mich verlierst du als Leser auf jeden Fall nicht ^^

Liebe Grüße

Asaliah
Von:  Majin
2006-05-31T10:09:18+00:00 31.05.2006 12:09
Uhuhu du weisst ich liebe die story und ich kann es kaum erwarten dass es endlich richtig los geht '___'
Gaah dein schreibstil ist so richtig toll.. aber du darfst nicht nur alle 6 monate updaten! XD
*knuff*
*luv luv*
Von:  Asaliah
2006-05-29T13:46:08+00:00 29.05.2006 15:46
Erste ^-^v
Die hat mir so leid getan in dem Kapitel. Mir war schon vorher klar gewesen, dass seine Vergangenheit nicht gerade rosig gewesen sein konnte, aber deine Art seine Gefühle in dieser Situation zu beschreiben, hat meine eher vagen Vorstellungen bei weitem übertroffen. Gerade deshalb tut er mir ja so leid. Man kann es nachempfinden, auch wenn man selber noch nie in einer solchen Lage war.
Dementsprechend lockernd war dann der Blick auf Toshiya und Kaoru. Da wurde man, zumindest ich, aus dieser traurigen Stimmung gerissen die einen unwillkürlich eingefangen hat. ^-^ Fand ich wirklich gut.
Auch das du beschrieben hast wie gefährlich Die eigendlich ist, bzw. sein kann vor Vollmon mochte ich. Wirft auf die ganze Story ja ein anderes Licht.
Dieser Kommentar ist irgendwie doof. Ich weiß nicht warum, aber ich kriege zur Zeit keine vernünftigen Kommentare auf die Beine gestellt. Man sehe es mir nach. ^^;
Hab die ganze Nacht nicht geschlafen. Ging nach dem Konzert einfach nicht. ^^
Aber ich gelobe für das nächste, hoffentlich bald kommende Kapitel Besserungen. ^-^v

Liebe Grüße

Asaliah


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