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A wizard tale

von

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Unterricht

"Ist er das?", fragte eine Gestallt, die sich im Schatten verborgen hielt.
 

"Ich weiß es nicht", antwortete eine zweite, doch um einiges dunkler klingende Stimme.
 

"Das ist nicht gut."
 

"Das weiß ich", sagte die Stimme ärgerlich. "Aber da können wir nichts machen.
 

Eine Stille trat ein, nur unterbrochen vom leisen Schnarchen eines Jungen, der seelenruhig in seinem weichen Bett schlummerte. Er wusste nicht, dass eine Gestallt aus dem Schatten aufgetaucht war und sich über ihn beugte. "Wir könnten es jetzt erledigen. Keiner würde es merken. Zumindest bis zum Morgengrauen nicht."
 

"Nein, noch nicht. Wenn er es nicht ist, könnten wir zu großen Schaden anrichten", sagte die Stimme.
 

Die Gestallt zögerte, die Hand erhoben, in der ein Dolch vom blassen Mondlicht, das durch das Fenster brach, erhellt wurde. "Und wenn er es ist?", fragte sie flüsternd.
 

"Dann ... wird er noch früh genug sterben." Ein boshaftes Lachen erfüllte den Raum.
 

Myrddin war müde, doch selbst wenn er die Gelegenheit gehabt hätte sich noch einmal in seinem Bett umzudrehen, hätte er es wahrscheinlich nicht gekonnt, denn in weniger als einer halben Stunde würde die erste Unterrichtsstunde beginnen. Er bekam eine Gänsehaut, als er daran dachte und betrachtete mit gemischten Gefühlen sein Frühstück, das vor ihm auf den Tisch stand. Wenn er jetzt möglichst viel aß und davon Bauchschmerzen bekommen würde, musste er vielleicht gar nicht zum Unterricht!
 

"Das wird nichts", murmelte Phelan düster.
 

Myrddin sah ihn fragend an. "Was meinst du?"
 

"Ich hatte mir gerade überlegt, vielleicht mit Bauchschmerzen dem Unterricht zu entkommen", sagte der Junge und stocherte lustlos in seinem Haferbrei herum.
 

"Das habe ich mir auch überlegt", sagte Myrddin und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Es gefiel ihm, dass Phelan ähnlich dachte wie er selbst. "Aber warum soll es nicht klappen?"
 

"Weil die bestimmt ein schnell wirkendes Mittel dagegen haben."
 

Das leuchtete selbst Myrddin ein, der frustriert den Kopf auf die Arme legte. Aber eine Möglichkeit musste es doch geben!
 

Um ihn herum lachten Schüler und unterhielten sich aufgeregt miteinander.

Die Zwillinge Gachan und Galeth, die ebenfalls im ersten Jahr im Hause Gryffindor waren, übten begeistert mit ihren Zauberstäben, was jedoch nicht besonders gut klappte, denn plötzlich gab es einen lauten Knall und einem der beiden Brüder fehlte mit einem Mal mehr als nur die Augenbrauen.
 

"Oh, Gachan! Das tut mir Leid", sagte Galeth hastig, schaffte es jedoch nicht sein Kichern zu verbergen. "Aber unter uns ... die Glatze steht dir."
 

"Freut mich, dass es dir gefällt", sagte Gachan leichtfertig und hob den Zauberstab.
 

Im nächsten Augenblick hatte Galeth genau das, was seinem Bruder durch ihn fehlte. Nämlich Körperbehaarung und davon jeder Menge sogar. Sein Haar begann wie Unkraut zu wuchern und selbst seine Augenbrauen reichten ihm in kürzester Zeit bis zur Brust.
 

Einige Gryffindors begannen zu lachen und selbst Myrddin schaffte es nicht, ein amüsiertes Grinsen zu unterdrücken. Und da hörte er leises, jedoch zahlreiches, Flügelschlagen. Als er den Kopf hob, währe er beinahe vor Schreck vom Stuhl gefallen. Eulen! Hunderte, wenn nicht gar tausende von Eulen! Sie flogen über die Köpfe der Schüler hinweg und suchten schuhuhend nach ihren Besitzern, vor denen sie artig landeten. Eine davon verfehlte nur knapp Myrddins Kopf und landete vor den Zwillingen, die mittlerweile dazu übergegangen waren, sich gegenseitig zu beschimpfen.

Galeths Haarwuchs schien währenddessen auch einigen Lehrern aufgefallen zu sein, denn einer kam zu ihnen hinüber. "Was geht denn hier vor? Ihr beiden, ihr kommt mit mir", sagte der Mann knapp und nahm die beiden Jungen am Arm.

Alle Schüler sahen belustigt zu, wie die beiden Brüder die Halle verließen. Einer ohne Haar und Augenbrauen, der andere mit so langen Haaren, dass sie sogar in der Tür hängen blieben.
 

Myrddin schüttelte den Kopf. "Ich wusste es schon immer. Magie bringt einfach nichts Gutes zu stande. Nanu?" Vor ihm landete plötzlich ein kleiner, ihm wohl vertrauter, Vogel. Der Junge strahlte übers ganze Gesicht. "Was machst du denn hier, mein Kleiner? Geht es deinem Flügel besser?", fragte er.
 

Der Vogel legte den Kopf schief und stieß einen zustimmenden Ruf aus, dann hopste er auf den Arm des Jungen. "Das freut mich", lächelte dieser und strich dem Tier liebevoll übers weiche Gefieder.
 

"Wer ist denn das?", fragte Phelan ein wenig verdutzt.
 

"Das ist ein Freund von mir. Er hatte sich den Flügel gebrochen und ich habe ihn gesund gepflegt", erklärte Myrddin freudestrahlend. "Nicht wahr, Ayden?"
 

Wieder rief der Vogel zustimmend.
 

"Oh nein, der ist ja süß!", rief plötzlich Enya, die gerade an ihnen vorbeigegangen war. Sie beugte sich über Myrddin hinweg und betrachtete Ayden mit funkelnden Augen. "Wie bist du an ihn herangekommen? Diese Art ist eigentlich sehr scheu!"
 

Myrddin sah das Mädchen mit den dunkelroten Haaren fragend an. "Scheu?" Ayden war ihm nie scheu vorgekommen und auch jetzt benahm er sich nicht so, sondern ganz im Gegenteil. Er schien die Aufmerksamkeit zu genießen.
 

"Ja. Aber der hier scheint ein ganz besonderer Merlin zu sein", sagte sie nickend.
 

"Merlin? Was ist ein Merlin?", fragte der Junge verwirrt.
 

Enya sah ihn fast beleidigt an. "Eine Falkenart! Du hast einen und weißt so was nicht?"
 

"Woher weißt du es denn?", fragte nun Phelan.
 

"Meine Eltern lieben Tiere über alles. Es gibt kaum eine Art, die sie nicht kennen."
 

Während sie sprachen, begann sich langsam die Halle zu leeren.
 

"Hey, ihr drei", unterbrach plötzlich Gwendolin, die ebenfalls im ersten Jahr der Gryffindors war. "Wir müssen zum Unterricht. Sonst kommen wir zu spät."
 

Myrddin war so mit Enya in das Gespräch vertieft gewesen, dass er es ganz vergessen hatte.
 

"Willkommen zu eurem ersten Tag in Hogwarts", begann Rowena Ravenclaw den Unterricht und ging vor den Schülern auf und ab, wobei sie jeden von ihnen aufmerksam musterte. "Wie ihr seht, werden alle vier Häuser zusammen unterrichtet. Ich möchte, dass ihr gut zusammenarbeitet."
 

Das war der Punkt, wo Myrddin aufhörte zuzuhören. Nicht, dass es ihn nicht interessiert hätte, ganz im Gegenteil. Er hörte auf zuzuhören, weil es ihn interessiert. Er wollte wissen, was die Ravenclaw erzählte, doch gleichzeitig sträubte er sich dagegen. Wenn er nachgab, dann war er verloren!
 

"Myrddin?"
 

Der Junge zuckte zusammen und sah leicht verlegen zu Rowena auf, die direkt vor ihm stand. "Ja, Lady Ravenclaw?", fragte er.
 

"Möchtest du uns vielleicht den Zauber zeigen, über den ich gerade geredet habe?", fragte sie und ihre Augen funkelten.
 

Myrddin fühlte sich mit einem Mal sehr klein. Er wusste weder, was das für ein Zauber war, noch wollte er ihn anwenden. Doch wie sollte er es seiner Lehrerin sagen, ohne zum Gespött der Schule wurde? Der Junge wusste, dass er in arge Schwierigkeiten geraten würde, wenn er offen in Hogwarts seine Abneigung gegenüber Zauberer bekundete. So blöd war er nun auch wieder nicht. "Ähm ... tut mir Leid, Lady Ravenclaw, ich ..."
 

"Du hast nicht zugehört, nicht wahr?", sagte sie.
 

Myrddin schüttelte den Kopf.
 

"Fünf Punkte Abzug für Gryffindor, weil du nicht aufgepasst hast. Nimm deinen Zauberstab in die Hand."
 

Das würde er garantiert nicht tun! Doch während er sich dagegen sträubte, hatte er ihn bereits gezogen. Mist!
 

Rowena ging um ihn herum, stellte sich hinter ihn und legte einen kleinen Stein auf den Tisch. "Der Zauberspruch heißt: Mutare terra. Du musst dich gut konzentrieren und gleichzeitig dein Handgelenk drehen, während du ihn sprichst."
 

Myrddin wollte nicht. Er wollte es ganz und gar nicht! Warum hatte ihn Rowena auch ausgesucht? Hier waren genug Schüler, die sie hätte nehmen können! Also warum ausgerechnet er?!
 

"Myrddin, wir warten", erklang Rowenas ungeduldige Stimme.
 

Der Junge sträubte sich noch immer dagegen, doch da gab es diesen kleinen lästigen Teil in ihm, der ihn dazu drängte, endlich zu Zaubern. Während in seinem Inneren ein Kampf tobte, hob er den Zauberstab. "Mutare Terra." NEIN! Doch Myrddin hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen. Zwar geschah etwas, der Stein veränderte sich, aber es war wohl nicht das, was eigentlich hätte herauskommen sollen. Denn der kleine Stein schien im ersten Augenblick zu brennen um dann direkt vor seiner Nase zu explodieren. Erschrocken kippte er nach hinten und prallte unsanft gegen Rowena, die erschrocken die Luft angehalten hatte. Einige Schüler waren aufgesprungen.
 

Als sich der kurz anhaltende Trubel gelegt hatte, richtete sich Myrddin langsam auf. Er zitterte am ganzen Körper. "Was ... war das?", hauchte er, während er mit seinen dunklen Augen nach dem Stein suchte. Er war verschwunden. Weg.
 

Rowena antwortete ihm nicht, sondern sah ihn einen Augenblick lang forschend an. Dann räusperte sie sich. "Nun, dass war nicht ganz das, was ich erwartet hatte. Eigentlich hätte sich der Stein in Erde verwandeln müssen."
 

Myrddin wusste nicht, was er sagen sollte. Er war entsetzt. Hatte er gerade wirklich gezaubert? Oder etwa doch nicht? Schließlich ist ja nicht das passiert, was hätte passieren sollen. Also hatte er jetzt gezaubert oder nicht? Ja, er hatte, dass wusste er auch, doch das würde der Junge sich niemals freiwillig eingestehen. Und wieder wunderte er sich, dass er so ruhig blieb. "Nun ... das scheint ja nicht ganz geklappt zu haben."
 

Der Unterricht ging ohne weitere Verzögerungen weiter. Rowena nahm Myrddin nicht mehr rann und der Junge hütete sich davor, auch nur noch einen Zauber zu probieren. Er fühle sich nicht nur elend, er hatte auch das Gefühl, sich nicht einmal mehr selbst zu kennen. Er reagierte in letzter Zeit so widersprüchlich, dass es ihm beinahe noch mehr Angst machte, als die Tatsache, von Hexen und Zauberer umgeben zu sein.
 

Als nächstes hatten sie, ganz zu Myrddins, dieses Mal aufrichtige, Freunde Kräuterkunde. Endlich Mal etwas, mit dem er sich auskannte! Es hatte schon seine Vorteile, mit einer Frau aufzuwachsen, die sich darin gut auskannte. Doch bevor Myrddin auch nur einen Fuß auf die Ländereien gesetzt hatte, wurde er von einer schwarzhaarigen Slytherin zurückgehalten.
 

"Entschuldigung. Myrddin? Du bist doch Myrddin, oder?", fragte sie und spielte mit ihren Haaren.
 

Der Junge sah sie fragend an. "Ja?"
 

"Ich wollte nur sagen, dass ich beeindruckt bin."
 

Myrddin blinzelte verwirrt. "Beeindruckt? Wieso denn beeindruckt?" Er wusste nicht, was er besonderes getan hatte.
 

Ein merkwürdiges Funkeln trat in die graublauen Augen des Mädchens. "Ich habe noch nie jemanden gesehen, der es geschafft hat, einen so einfachen Zauber wie den Mutare Terra zu verhunzen. Das allein zeugt schon wieder von Talent."
 

Myrddin starrte sie an. War das jetzt ein Kompliment oder eine Beleidigung? Vielleicht beides? Er musste ziemlich belämmert aussehen, denn das Mädchen begann zu kichern. "Du bist anders, als die anderen Zauberer. Sind deine Eltern Muggel?", fragte sie.
 

"Ich ... weiß es nicht", antwortete der Junge irritiert. Das stimmte sogar, denn alles was er von seinen Eltern bisher gewusst hatte, war eine Lüge gewesen. "Ich glaube nicht", fügte er dann doch noch hinzu. "Mein Vater hat im Tropfenden Kessel gearbeitet und meine Mutter ist eine gute Freundin von Lord Gryffindor." Myrddin hätte sich am liebsten geohrfeigt. Das hatte er gar nicht sagen wollen, doch die junge Slytherin schaffte es nur durch ihre bloße Anwesenheit ihn zu verwirren.
 

"Ich wollte nur noch einmal nachfragen, weißt du? Ich bin nicht nur von dir beeindruckt, ich finde dich sogar auch noch interessant", sagte sie und lächelte. Es war ein merkwürdiges Lächeln.
 

"W ... wieso interessant?" Myrddin war jetzt noch verwirrter. Was war denn nur los?
 

"Weißt du, Myrddin, dass wir etwas gemeinsam haben?"
 

Er schüttelte langsam den Kopf.
 

Das Mädchen legte ihm ihre Hand auf die Brust. "Du und ich ... wir sind einige der wenigen, die noch übrig geblieben sind. Ich bin, genau wie du, ein Kelte."
 

Jetzt war Myrddin nicht mehr verwirrt, sondern endgültig aus der Bahn geworfen. Eine Keltin? Hier in Hogwarts? Es gab bei den Muggel fast gar keine mehr! Er selber kannte keine, zumindest bis jetzt nicht. "Wie ... heißt du?"
 

"Ich dachte schon du fragst gar nicht mehr. Ich heiße Morgian."
 

"Morgian ..." Er lächelte. Vielleicht war Hogwarts gar nicht so schlecht. Immerhin gab es hier doch die ein oder anderen Dinge, die ihm vertraut waren.
 

"Myrddin? Beeil dich! Der Unterricht beginnt gleich!", rief Phelan, der etwas absetzt stand und ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat.
 

Myrddin nickte. "Ja, kommst du?", fragte er das Mädchen, doch diese schüttelte den Kopf. "Ich warte noch auf eine Freundin."
 

"Aha." Er war ein wenig enttäuscht. "Nun ... ja. Bis gleich." Er drehte sich um und ging zusammen mit Phelan zum nächsten Unterrichtsfach.
 

Morgian sah ihm nach und in ihre Augen trat ein machthungriger Glanz. "Myrddin ap till Tuatha", flüsterte sie kühl. "Du wirst mir gehören." Und ein siegessicheres Lachen entrann ihrer Kehle.
 

"Wer von euch kann mir sagen, was der wirksamste Bestandteil der Kamille ist? Ausnahmsweise vielleicht einmal jemand, dessen Name nicht Myrddin ist?", fragte Madam Nona seufzend, während sie ihre Schüler, dich sich im Kreis um sie herum versammelt hatten, kopfschüttelnd musterte. Niemand meldete sich, niemand bis auf einer, der sich eigentlich nur meldete. "Nun gut. Myrddin?"
 

Der Junge strahlte. Hier, in diesem Unterricht, umgeben von zahlreichen Pflanzen die er alle auswendig kannte, fühlte er sich wohl und beinahe wie zu Hause. "Der wirksamste Bestandteil des ätherischen Öles bildet sich erst bei der Aufarbeitung der Blätter aus seiner Vorstufe, dem Matricin. Der Aufguss der Blüten wirkt bei innerer Anwendung", plapperte der Junge die Worte wieder, die ihm seine Mutter vor langer Zeit einmal in den Mund gelegt hatte.
 

Madam Nona nickte langsam. "Sehr gut. Nimmt euch ein Beispiel an ihm. Fünf Punkte für Gryffindor. Der Unterricht ist beendet."
 

"Endlich!", rief Phelan erleichtert und ließ sich rücklings ins Gras fallen. "Ich dachte schon, dass hört nie auf."
 

Myrddin sah ihn verständnislos an. "Also mir hat es spaß gemacht", lächelte er Glücklich. Die Tatsache, dass auch etwas unterrichtet wurde, was nicht mit Zauberei zu tun hatte, hatte ihn ein wenig versöhnlicher gestimmt. Aber nur ein wenig.
 

"Dir hat es als einziger Spaß gemach, Myrddin", brummte Phelan und verschränkte die Arme hinterm Kopf. "Wie viele Hauspunkte hast du in dieser Stunde bekommen? Fünfzig?"
 

"Vierzig", korrigierte der Junge und ließ seinen Blick über die Ländereien schweifen. Es war alles so schön friedlich hier. Wenn er nicht aufpasste, könnte er sogar gefallen an Hogwarts finden. Aber nur dann, wenn er nicht aufpasste und er hatte sich vorgenommen extrem gut aufzupassen. Sein Magen knurrte. "Hunger ..."
 

"Bald gibt es Mittagessen", erklang eine Stimme, die ganz nach Morgian klang.
 

Myrddin blickte zufrieden lächelnd auf. "Wirklich? Das ist gut."
 

Phelan sah ihn an.
 

"Ist was?", fragte der schwarzgoldhaarige Junge, bekam aber nur ein Schulterzucken als Antwort. "Dann eben nicht."
 

"Kommt ihr?", fragte das Mädchen und strich sich eine Strähne ihres schwarzen Haares aus dem Gesicht.
 

Phelan stand auf. "Ja. Myrddin?"
 

Der Junge schüttelte den Kopf. "Nein. Ich bleibe noch hier. Legst du etwas für mich zurück?"
 

"Nein."
 

"Fleisch, Brot und Kartoffeln?"
 

"Nein."
 

Myrddin lächelte ihn an. "Danke."
 

Phelan blinzelte. "Hast du mir nicht zugehört?", fragte er etwas verwirrt, zuckte jedoch dann mit den Schultern. "Gut. Von mir aus. Bis gleich." Und er ging, gefolgt von Morgian, die Myrddin noch einen kurzen musternden Blick zu warf.
 

Dieser legte sich ins Gras, schloss die Augen und genoss den Geruch der zahlreichen Kräuter, die ihm in die Nase stiegen. Fast so wie zu Hause, aber auch nur fast.
 

"Und? Wie hat dir der erste halbe Tag gefallen?", erklang plötzlich eine Stimme direkt über ihm.
 

Myrddin schreckte auf und wäre beinahe mit einem jungen Mann zusammengeknallt, der sich über ihn gebeugt hatte. "Was?"
 

"Ich wollte nur wissen, wie es dir hier gefällt", sagte der Fremde höflich, schaffte es jedoch nicht, ein flüchtiges Grinsen zu verbergen. "Damit die Lehrer wissen, was sie besser machen können, verstehst du? Hogwarts gibt es ja erst seit gut dreißig Jahren."
 

"Dreißig Jahren?", fragte Myrddin überrascht und setzte sich hin. "Ich dachte, es wären mehr ..."
 

"Ja, den Fehler begehen viele. Man sollte halt alles erst einmal genau betrachtet, nicht wahr?", fragte der junge Mann und warf Myrddin einen flüchtigen, wenn auch erwartungsvollen Blick zu.
 

Der Junge sah ihn verwirrt an, zuckte jedoch hilflos mit den Schultern. "Wie meinst du das?"
 

Der Fremde antwortete nicht, sondern streckte seine Hand aus, ganz so als würde er versuchen Wasser zu halten.
 

Eine ganze Weile geschah nichts.
 

"Ähm ... was soll das?", fragte Myrddin mit gerunzelter Stirn.
 

"Was halte ich in der Hand?"
 

"Äh ... nichts."
 

"Bist du dir sicher?"
 

"Ja", sagte der Junge mit fester Stimme, ertappte sich jedoch gleichzeitig dabei, wie er sich weiter vorbeugte, um in die geöffnete Handfläche zu blicken. Da war nichts. "Willst du mich auf den Arm nehmen?" Er war leicht verärgert.
 

Der junge Mann schüttelte seufzend den Kopf, dann drehte er langsam die Hand. Winzige glitzernde Tropfen vielen auf das grüne Gras. Es war Wasser, was nun, einmal den Boden berührend, im Licht der Sonne glitzerte.
 

Myrddin verzog das Gesicht. "Das war gemein."
 

"Was denn?", fragte der junge Mann verständnislos.
 

"Du hast gezaubert! Vorher war in deinen Händen kein Wasser!"
 

"Doch, war es. Du hast es nur nicht gesehen."
 

Myrddin spürte, wie Zorn in ihm aufkeimte, ohne recht zu wissen warum. Es war gut möglich, dass er es übersehen hatte, dennoch ... "Du hast mich auf den Arm genommen." Er stand ruckartig auf. "Ich gehen. Bis dann."

Er war nur wenige Schritte gegangen, als ihn der junge Mann zurückhielt. "Myrddin? Eins noch."
 

"Was ist", brummte der Junge missmutig.
 

"Pass auf, wem du den Rücken kehrst."
 

"Soll dass eine Drohung sein?"
 

"Nein. Eine Warnung."
 

Den Rest des Tages war Myrddin sehr schweigsam. In Zaubertränke schien er sogar so abwesend zu sein, dass er ohne es zu merken alles richtig machte.
 

Während Salazar im Kerker auf und ab ging, hin und wieder einige Tränke korrigierte und die weiteren Zutaten nannte, die die Schüler in den Kessel tun sollten, warf Phelan irritierte Blicke zu seinem Freund. Täuschte er sich, oder hatte Myrddin etwa wirklich gebratene Molchaugen in den bläulichen Trank geworfen, der sich nun grünlich verfärbte? Molchaugen waren doch gar nicht genannt geworden! Als sein Freund auch noch Hühnerfüße hinzu tun wollte, griff er ein. "Hey! Was machst du denn da? Das wurde doch überhaupt nicht genannt!"
 

Myrddin reagierte nicht, sondern warf noch eine Hand voll Froschleich hinein. Es gab einen leisen Knall und orangeroter Dampf stieg in die Höhe, begleitet von einem leicht süßlichen Geruch. Alle in der Klasse drehten sich um und selbst Salazar hatte in seiner Aufzählung gestoppt. Seine Augen wanderten über die Köpfe der Schüler, dann runzelte er missbilligend die Stirn. "Myrddin? Was hast du in den Trank getan?"
 

"Ich solle aufpassen, wem ich den Rücken kehre, hat er gesagt. Man sollte alles erst einmal genau betrachten, hat er gesagt. Ich werde ihn ..."
 

"MYRDDIN!" Salazar schlug so stark mit der Faust auf den Tisch, dass die gesamte Klasse heftig zusammenzuckte. "Was glaubst du tust du da?", fragte er kühl.
 

Der Junge sah ihn vollkommen irritiert an. "Äh ... hallo, Lord Slytherin ... was soll ich tun?" Er hatte keine Ahnung, was sein Lehrer meinte, geschweige denn das er wusste, was er hier überhaupt tat. War er nicht eben noch auf einer Wiese gewesen? Myrddin konnte sehen, wie ein kleiner Funken Wut in Salazars Augen aufglomm.
 

"Wir sind in Zaubertränke, mein Lieber, falls du so in Gedanken versunken warst, dass du es nicht mitbekommen hast. Einen einfachen Erkältungstrank und keinen Trank gegen Fieber!"
 

Myrddin blinzelte, während seine dunklen Augen von Salazar zum Kessel und wieder zurück wanderten. Erst dann dämmerte es ihn. "Ups ..." Mehr brachte er nicht über die Lippen. War er wirklich so sehr in Gedanken vertieft gewesen?
 

Salazar schüttelte den Kopf. "Ich will nach der Stunde mit dir reden." Damit drehte er sich um und setzte den Unterricht fort.
 

Phelan klopfte seinen Freund tröstend auf den Rücken. "Kopf hoch. So schlimm kann es nicht werden. Ja, er Leitet zusammen mit den anderen die Schule, aber was soll schon werden? Wenn du Glück hast wirft er dich aus Hogwarts."
 

Myrddin sah ihn an, dann strahlte er übers ganze Gesicht. "Wirklich? Das wäre ja schön."
 

Es sollte schlimmer kommen. Während seine Mitschüler zum nächsten Unterrichtsfach gingen, blieb Myrddin alleine im Kerker zurück und sah Salazar an, der ihn wiederum scharf musterte. Eine Zeit lang geschah nichts, doch dann drehte sich der Mann um und zeigte ihm im wahrsten Sinne des Wortes die kalte Schulter. Es war, als wäre die Temperatur im Raum schlagartig gesunken.
 

Myrddin fröstelte es. "Lord Slytherin? Ihr ... wolltet mich sprechen?"

Flüchtig fragte er sich, ob ein falscher Zaubertrank Grund genug war, um ihn aus Hogwarts zu werfen. Wahrscheinlich nicht. Während das Schweigen anhielt, sah er sich um. An den Wänden des Raumes standen Behälter mit merkwürdigem Inhalt und dazwischen schlängelten sich kleine Schlangen munter durch die Gegend. Myrddin, der Tiere eigentlich mochte, bekam eine Gänsehaut. Er mochte Schlangen nicht. Die machten so komische Geräusche und sahen so merkwürdig aus.
 

"Warum hasst du Zauberer, Myrddin?", fragte Salazar plötzlich.
 

Der Junge blinzelte. "Wie bitte?"
 

"Ich wiederhole diese Frage nicht noch einmal! Also, antwortete."
 

Er wusste, was die Frage war, doch so seltsam es auch schien, er fand keine Antwort. Zumindest keine, von der er sicher war, dass Salazar sie auch akzeptieren würde. Also schwieg er.
 

"Kannst du nicht oder willst du nicht antworten?" Der Lehrer drehte sich um und sah direkt in die Augen des Jungen.
 

Myrddin stockte der Atem, als er plötzlich das Gefühl hatte, dass jemand in seine Gedanken eindrang. Doch plötzlich war dieses Gefühl vorbei.
 

Salazar senkte nachdenklich den Kopf. "Diese Muggel ... Einfallspinsel!"
 

Myrddin runzelte die Stirn. "Sir?"
 

"Ich sage dir nur ein. Wenn du auch nur noch einmal daran denkst diese Schule zu verlassen, dann ..." Salazar beendete den Satz nicht und das war auch gar nicht nötig. Diese eisige Kälte, die in der Drohung mitgeschwungen war, hatte den Jungen bis aufs Mark erschüttert. Wie konnte ein Mensch nur so kalt sein?
 

"Geh. Los."
 

Das ließ sich Myrddin nicht zwei Mal sagen. Er huschte an Salazar vorbei und verließ beinahe fluchtartig die Kerker.
 

Als der schwarzhaarige Junge mit den goldenen Strähnen den Raum für Verteidigung gegen die dunklen Künste erreichte, zitterte er leicht. "Tut mir Leid das ich so spät gekommen bin, Lord Gryffindor, aber Lord Sl ..."
 

"Ich weiß, Myrddin. Phelan hat es mir bereits gesagt", sagte Godric und nickte kurz. "Setzt dich. Wir nehmen gerade einen einfachen Entwaffnungszauber durch. Tena? Würdest du bitte?"
 

Eine junge Ravenclaw stand auf, rückte die Ärmel ihres Zauberstabes zurecht und sprach laut und deutlich: "Expelliamus." Ein roter Lichtstrahl entwich ihrem Zauberstab und raste direkt auf Godric zu, der jedoch nur mit der Hand winkte und der Zauber sich auflöste. "Das war gut. Fünf Punkte für Ravenclaw. Ich bitte euch, jetzt zu zweit zusammen zu gehen und den Zauber auszuprobieren."
 

Myrddin und Phelan sahen sich an. Keiner der beiden hatte besonders große Lust darauf, dennoch gehorchten sie.
 

"Ich fang an", sagte Phelan und sprach die Worte, wenn auch halbherzig.

Ein roter Lichtstrahl traf Myrddin direkt in die Brust und wirbelte ihn durch die Luft. Ächzend schlug er auf dem Boden auf.
 

Godric lächelte. "Das war großartig, Phelan! Besser hätte es gar nicht sein können. Zehn Punkte für Gryffindor. Myrddin? Du bist an der Reihe."
 

Der Junge stand auf. Seine Brust schmerzte und zu allem Überfluss tat ihm auch noch der Hintern weh. Da half auch nicht Phelans entschuldigender Blick. Langsam hob er seinen Zauberstab. Er wollte nicht, doch nun, wo die Aufmerksamkeit der gesamten Klasse auf ihm ruhte, blieb ihm nichts anderes übrig. Dennoch hoffte er inständig, dass der Zauber daneben ging. Kaum hatte er daran gedacht, kam ihm wieder Salazars Drohung in den Sinn.
 

Godric musterte den Jungen besorgt. "Myrddin? Du bist ein wenig blass."
 

"Ist ... schon in Ordnung." Er seufzte. Was für eine Lüge, aber was konnte schon passieren? Im schlimmsten Fall gelang ihm der Zauber. Der Junge hob mit leicht zitternder Hand den Zauberstab. "Expelliamus." Nichts geschah. "Expelliamus." Wieder nichts. Hoffnung keimte den Myrddin auf, doch gleichzeitig fürchtete er sich. "Expelliamus." Dieses Mal kamen kleine Funken aus dem Zauberstab, doch weiter geschah nichts.
 

Peinliche Stille herrschte in der Klasse.
 

Godric schüttelte langsam den Kopf. "Das musst du üben." Mit diesen Worten drehte er sich um und ging zum Fenster, durch das goldenes Sonnenlicht fiel. Sein Blick wanderte dem strahlendblauen Himmel entgegen und er sprach leise, ganz so, als wolle er zu sich selbst sprechen. "Du hast mir vor langer Zeit einmal gesagt, dass Dunkelheit über die Welt kommen soll und das ein Junge kommen wird, der anders ist als all jene, die vor uns kamen. Du hast Recht. Ich kann die ersten Schatten sehen, die übers Land ziehen. Aber, so frage ich dich Meister, was sollen wir mit einem Jungen, der sich selbst verleugnet? Habe ich mich in ihm getauscht? Bitte, Meister Tuatha, hilf uns." Godrics Stimme, kaum mehr als ein Flüstern, wurde vom Wind erfasst und in die weite Welt hinaus getragen.
 

Eine Gestallt saß alleine auf einem Baum, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und lauschte den Klängen des Windes. Sonnenlicht erhellte sein blasses Gesicht und wärmte seine Haut. Doch plötzlich änderte sich etwas. Langsam stand er auf und blickte gen Norden, woher ein merkwürdiger Klang zu kommen schien. Einen Moment rührte sich die Gestalt nicht, sondern lauschte in den Wind hinein, bevor ein zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen ausbreitete. "Es beginnt also. Lassen wir die Welt nicht mehr warten." Er sprang, doch noch bevor er den Boden berührte, war er verschwunden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ricchan
2005-10-16T11:54:33+00:00 16.10.2005 13:54
was ist ein Kelte? hab dat wort schon ma gehört, kanns aber nich zuordnen... @_@
schreib bitte schnell weiter!! und sag mir bitte bescheid wenns neue kap da is, oki *lieblächel*
thx your Rici


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