Zum Inhalt der Seite

Engel des 21. Jahrhunderts

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Engel im Schnee

Es war, als glitten Alex' Hände wie von allein in die Hosentaschen seiner dunkelblauen Jeans. Die Luft schien starr vor Kälte, war von weißen Nebelschleiern durchzogen, und die einzelnen feinen Schneeflocken, die vom Himmel rieselten und das einzig Bewegte an diesem Morgen schienen, blieben in Alex' kurzem Silberhaar haften.

'Welch wunderschöner Morgen für einen solchen Tag der Trauer', fuhr es ihm durch den Kopf, während ihm ein leiser Seufzer entwich.

Fast waren es schon Hundert Jahre, die er schon durch die Landschaften der Erde streifte; stets auf der Suche – doch niemals fündig geworden. Er musste es finden. Nur dieser eine Gedanke, leuchtend wie ein Stern, hatte sich in seinem Herzen fest verankert, eingeschlossen in Stein. Doch was war es, was suchte er schon so lange Zeit? Die Gedanken begangen zu verblassen und davonzufließen wie Wasser in der hohlen Hand. Alex konnte sie nicht halten, entglitten sie doch seinem Bewusstsein so rasch- und zurück blieb nur das Licht des Wunsches, tief vergraben in seinem Herzen.

Hastige Schritte durchbrachen die Stille, die Alex bis eben noch umgeben hatte und schreckte ihn aus seinen Gedanken. Da er aufblickte, sah er ein kleines Mädchen mit türkis-blauen Augen auf ihn zu eilen; sie konnte kaum älter als vierzehn Jahre sein.

Wie festgefrohren blieb Alex stehen und wie gebannt folgten seine Augen dem Mädchen, wie es an ihm vorbei ging – etwas regte sich in ihm; weckte eine längst verloren geglaubte Erinnerung und ließ das ermüdete Licht in seiner Brust aufflammen.

'Ellis?`, flüsterte Alex ungläubig, wie eine an sich selbst gestellte Frage.

Doch er war sich sicher, sie musste es sein, sie musste!

„Ellis!“, rief er dem Mädchen nach.

Die Angesprochene verlangsamte ihre Schritte, blieb schließlich stehen und wandte sich zu Alex um. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich Verwirrung ab: „Meinst du mich?“

Sehr langsam und mit auf der dünnen Schneeschicht leise knarrenden Schritten ging Alex auf das Mädchen zu, dessen langes Blondhaar von einer jäh aufkommenden Windböhe heftig zerzaust wurde. Nur einige Zentimeter von ihr entfernt blieb er stehen, blickte sie durchdringend aus eisblauen Augen an, welche jedoch keine Kälte auszustrahlen schienen. Das Mädchen blinzelte verlegen und wandte den Blick ab.

„Du bist doch Ellis, nicht wahr?“, fragte Alex leise, fast selbst ungläubig.

Ein leises Lächeln kräuselte die sanft rosafarbenen Lippen des Mädchens: „Ich weiß nicht, wer du bist und wovon du redest, aber so viel kann ich dir sagen: deine Ellis bin ich nicht.“

Alex' Stirn kräuselte sich, während er das Mädchen noch einmal genau in Augenschein nahm: „Du siehst ihr aber sehr ähnlich... Und wieso hast du auf den Namen reagiert?“

Fast gleichgültig zuckte das Mädchen die Achseln: „Ich weiß es nicht, wirklich. Ich habe mich nur irgendwie angesprochen gefühlt. Mein Name ist Lilly, Lilly Hidomi.”

Sie fröstelte und zog sich den schwarzen Mantel enger um die Schultern: “Dürfte ich jetzt erfahren wer du bist?“

„Verzeih meine Unhöflichkeit; mein Name ist DeepDarth... Ich meine natürlich Alex!“

„So so und wie alt bist du?“, sie musterte ihn interessiert.

„2004 Jahre alt.“

„Ja klar. Du bist doch höchstens fünfzehn!“

„Nein, ich meine das ernst!“

„Ja und am ersten, ersten, im Jahre Null hast du Geburtstag oder wie?“, kicherte Lilly.

„Nein, am dreizehnten, achten, im Jahre Null.“

Lilly lachte beherzt: „Du bist wirklich komisch und wenn mir nicht so kalt wäre, würde ich mich gerne weiter mit dir unterhalten...“

„Kannst du mich nicht mitnehmen? In den Nächten ist es im Winter wirklich sehr kalt hier draußen...“

Verdutzt blickte Lilly wieder in diese eisblauen Augen: „Du verarschst mich doch!“

„Mögen deine Eltern Tiere?“

„Was soll denn die Frage jetzt bitteschön? Ja, meine Mutter liebt Tiere, aber wir haben keine.”

Alex lächelte geheimnisvoll, nahm Lilly bei der Hand und zog sie durch eine schmale Seitengasse in einen Hinterhof. Um diese Uhrzeit war kaum ein Mensch unterwegs, doch wollte er ganz sicher gehen, dass ihn niemand sehen würde.

Leicht nervös blickte er sich um; doch weit und breit war kein Mensch zu sehen.

Lilly musterte ihn verwirrt und wollte kurz darauf ihren Augen nicht mehr trauen. Vor ihren Augen schienen Alex' Konturen zu verschwimmen und sich kurz darauf wieder zu festigen: doch sahen sie dieses Mal völlig anders aus. Jäh sah sich Lilly mit einem cremefarbigen Hund konfrontiert.

Sie wollte schreien, doch kein Laut entwich ihrer Kehle. Mit weit aufgerissenen Augen wich sie an eine Steinmauer zurück und blieb dort wie angewurzelt stehen, unfähig sich zu rühren. Eigentlich mochte sie Hunde – doch Jungen, die sich in welche verwandelten...?

„Hast du nicht gesagt, du magst Tiere?“, fragte der Hund.

„Und jetzt spricht er auch noch!“, dachte Lilly verzweifelt.

„Was bist du?!“, entschloss sie sich schließlich zu fragen. Unterdrückte Panik schwang in ihrer Stimme mit.

„Ich gebe dir einen Tipp, ich bin kein Mensch. Mein Name als Hund ist Höllenhund, du kannst mich Hölly nennen“, grinste Hölly und setzte sich in den Schnee.

„Was bist du?“, wiederholte Lilly ihre Frage etwas gefasster als zuvor.

„Kennst du die Geschichte von Luzifer? In den Satanistenkreisen wird sie oft aus der Sicht Luzifers erzählt. Ich sehe das Ganze natürlich wieder etwas anders als er. Kennst du das Werk, welches sich ,Originalfassung' nennt?“

Die schwarzen Perlaugen des Hundes funkelten geheimnisvoll.

„Ja, ich habe die Geschichte gelesen. Ich habe mich schon immer für so was interessiert.“

„Glaubst du mir, dass ich DeepDarth bin?“

Irritiert musterte Lilly den Hund vor ihr. Endlose Minuten sagte sie nichts; es arbeitete in ihr. Glauben und Zweifel rangen miteinander, bis sich Lilly kaum noch sicher war, ob dies alles wirklich geschah oder ob sie einfach nur in ihrem Bett lag und träumte. Doch wenn dies so war: Was hatte sie zu verlieren?

Zögernd trat sie an den Hund heran, kniete sich nieder und kraulte ihn hinter dem linken Ohr. Es fühlte sich warm und flauschig an; so etwas konnte man sich nicht einbilden

Schließlich seufzte sie: „Ja, ich glaube dir.“

„Und glaubst du mir, dass du die wiedergeborene Ellis bist?“

Einige Sekunden lang musterte Lilly ihn stumm, dann kicherte sie kleinkindhaft: „Nein, das nun wirklich nicht.“

Hölly wirkte enttäuscht, ließ die Ohren hängen. Doch zu seiner Verblüffung grinste ihn seine neue Freundin frech an: „Ich gehe dann mal nach Hause.“

„Und was ist mit mir?“, fragte Hölly und blickte Lilly aus Hundeaugen an.

Diese hatte sich bereits aufgerichtet und verließ mit langsamen Schritten den Hinterhof.

„Und was ist mit mir?“, wiederholte er verzweifelt.

„Du kommst mit, was sonst?“

Freudig erregt sprang Hölly auf und hatte Lilly schon bald eingeholt. Das Schneetreiben war inzwischen dichter geworden; dicke weiße Flocken segelten dicht an dicht gen Boden, türmten sich auf und ließen Lillys Schritte erlahmen, während ein Teil der Flocken in ihrem Mantel und Haar haften blieb.

Während für sie der Marsch wesentlich beschwerlicher geworden war, jagte Hölly quietsch fidel durch den Schnee, übersprang kleine Schneeverwehungen und vergnügte sich in den Schneeanhäufungen am Rande des Weges, welche von dem vergeblichen Versuch stammten, die eigene Einfahrt vom Schnee zu befreien.
 

An Lillys Haustür angekommen ließ sich Hölly an der Stelle nieder, an der vor einigen Stunden noch ein Fußabtreter zu sehen gewesen sein musste.

Ohne weiter auf den Hund zu achten, durchwühlte Lilly ihre Manteltaschen auf der Suche nach ihrem Haustürschlüssel. Sie fand ihn schon bald und drehte ihn mit klammen Fingern im Schloss herum.

Genau in dieser Sekunde ertönte ein Aufschrei aus dem Inneren des Hauses: „Um Gottes willen, Lilly! Zieh die Schuhe aus bevor du reinkommst!“

„Mom.“, wisperte Lilly in Höllys Richtung.

Rasch schlüpfte sie aus den Schuhen und übersprang Hölly, der immer noch vor der Haustür lag. Nun legte sie auch ihren Mantel ab und schüttelte ihn direkt über Höllys Kopf aus, was ein erneutes Schneetreiben hervorzurufen schien. Doch der Hund schüttelte sich nur, um sich selbst von dem Schnee zu befreien und willigte klaglos ein, als Lilly ihm gebot, vor der Tür zu warten.

„Was für ein Wetter! Und dabei haben wir nicht einmal Dezember!“

„Mom...Reg dich ab“, grinste Lilly, „Ich mag den Schnee.“

„Aber er blockiert die Straßen; es wird immer schwieriger mit dem Auto durchzukommen“, seufzte ihre Mutter und ließ sich auf einem Stuhl in der Küche nieder.

Ihr folgend ließ sich Lilly auf einen kleinen Stuhl, ihrer Mutter gegenüber, fallen.

„Tja“, gluckste sie, „Dann brauchen wir wohl einen Schlittenhund. Was würdest du eigentlich von einem Haustier halten? Vielleicht ja wirklich ein Hund?“

Mrs. Hidomi nahm einen Schluck von ihrem Kaffee: „Ein Hund braucht viel Auslauf, das weißt du. Aber wenn du meinst damit klar zu kommen, warum nicht? Vielleicht schenkt dein Vater dir einen zu Weihnachten.“

„Ach, das wird nicht nötig sein, ich weiß schon welchen Hund ich will“, gab Lilly zurück und pfiff kurz und schrill.

Das war das vereinbarte Zeichen. Freudig sprang Hölly auf und schob die Haustür, welche Lilly extra einen Spalt breit hatte offen stehen lassen, mit der Pfote auf. Darauf bedacht keinen Schnee in das Haus zu tragen und damit gleich einen schlechten Eindruck zu hinterlassen, tapste Hölly hinein und fand – Lillys Geruch folgend – auch sogleich die Küche. Dort angekommen setzte er sich vor Mrs. Hidomi auf den Boden und blickte sie Schwanz wedelnd aus Hundeaugen an; ihr Urteil über ihn abwartend.

Gespannt blickte Lilly ihrer Mutter entgegen, versuchte ihren Gesichtsausdruck zu deuten, doch es gelang ihr nicht. Die Hände fest verschränkt wartete sie gespannt auf die Reaktion ihrer Mutter. Würde sie den Hund erlauben? Gespannt erwartete Lilly den Urteilsspruch.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  lomelinde
2006-12-21T19:17:15+00:00 21.12.2006 20:17
Alöso, sehr interessant... Lilly Hidomi und Hööly erinnern mich da an wenn, ich weiß auch nicht so ganz aber irgendwie kommt mir das ganze sehr bekannt vor *ggg*
Zum Thema zurück. Den Chrakter Lillys und ihre kindlich verspielte Weise hast du schön herausgearbeitet.
Allerdings muss ich sagen, hat im Vergleich zu dem Prolog dieses Kapitel an der Sprachgewalt verloren und der Sprachstil ist auch nur schleppend und macht das ganze schwerer zu lesen, als es noch im Prolog der Fall gewesen war. Auch gerät die Geschichte viel schneller ins Laufen als es mir lieb ist. Die Informationen prasseln zu schnell und zu krass auf den Leser ein, auch bleibt mir an der Stelle dLilys Reaktion verschlossen. Hölly erzählt wer er ist und nach nicht mal zwei Minuten nimmt sie seine Existents als solche hin. Jeder normale Mensch würde sich erst einmal selbst für bekloppt erklären, aber sie akzeptiert es einfach. Das ist seltsam.
Ich weiß es klingt im Moment so als wolle ich deine Geschichte in der Luft zerfetzen aber das habe ich nicht vor. Es ist mir halt aeinfach aufgefallen.
Von der Storyline ist die Idee wirjklich interessant, aber die Umsetzung kommt ein bisschen holprig und überstürzt rüber, das könntest du vielleicht noch etwas ausbauen.

Gruß mayu


Zurück