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Dritter Teil: Das Licht der Welt

Fortsetzung von "Du kennst mich nicht und doch hasst du mich" und "Gift in Körper und Seele"
von

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Auf Messers Schneide

"Lasst mich los, verflucht nochmal!!" Verbissen wehrte sich Joey gegen den festen Griff, mit dem er gehalten und durch den Flur der Schule gezogen wurde. "Ich habe nichts gemacht... mich nur verteidigt!!"

"Sicher, sicher!", fauchte Tristan verbissen. "Und wegen ein paar blöden Bemerkungen wolltest du den Lehrer tot prügeln!"

"Er hätte es verdient!", zischte Joey und stemmte sich in die entgegengesetzte Richtung, worauf er noch fester gepackt wurde. Kaiba hielt ihn sicher am Arm, löste nach einem kurzen Marsch mit viel Gerangel, eine der Hände und grabschte nach der Klinke eines unbenutzten Klassenraumes. Flink öffnete er die Tür und Joey stemmte sich mit den Füßen gegen die schmale Türschwelle.

"Was soll der Mist?!"

"Hier kannst du dich abreagieren!" Tristan ließ ihn los und stieß ihn in den Raum. Sofort fuhr Joey zu ihnen herum und sein Atem raste noch immer, als er die Hände zu Fäusten ballte.

"Ihr habt mich nicht so zu behandeln!!" Er wollte das Zimmer verlassen, wurde jedoch von vier starken Armen zurückgehalten. Und wieder brach ein Gerangel aus, welches Kaiba und Tristan schnell gewannen. Joey wurde zurückgestoßen, die Tür flog zu und ein leises Kratzen verriet, dass sich der Schlüssel im Schloss drehte. Tristan war es, der die Tür verriegelte und Kaiba trat stöhnend zurück, lehnte sich an die Wand und rieb sich das Gesicht, während die Tür erzitterte und wütende Schreie ertönten.

"Was zur Hölle ist mit ihm los?!" Wütend wandte sich Tristan an Kaiba. "Seit wann ist er so aggressiv?!"

Der Brünette schüttelte nur den Kopf und in dieser Sekunde flog eine andere Tür auf und der Lehrer stürmte in den Flur, gefolgt von einer aufgeregten Horde von Schülern, die beruhigend auf ihn einquasselten.

"Ich werde mich über ihn beschweren!!", schreiend stach der Lehrer mit dem Zeigefinger nach den Beiden. "Er fliegt von der Schule! Dafür werde ich sorgen!!"

"Beruhigen Sie sich doch."

"Bedenken Sie ihren Blutdruck."

Tristan zog ein finsteres Gesicht und Kaiba ließ sich an der Wand hinabrutschen, bis er dort hockte. Erschöpft stützte er die Stirn in die Hände und schüttelte immer wieder den Kopf. Erneut erzitterte die Tür neben ihm.

"Lasst mich raus!!"

Zögerlich lehnten sich die Mädchen aus dem Türrahmen, Yugi und Tea drängelten sich durch und eilten zu Tristan. Mit besorgten Mienen blickten sie sich um und zuckten zusammen, als ein weiteres Donnern ertönte. Zusammengesunken blieb Kaiba hocken, Tristan fluchte und der Lehrer schrie weiter, ließ unglaubliche Drohungen von sich und achtete nicht auf die Schüler. Bald öffneten sich zwei weitere Türen und ein anderer Lehrer wie eine Lehrerin beugten sich in den Flur.

"Was ist denn los?", erkundigten sie sich irritiert und traten näher.

"Er wollte mich umbringen!!", lieferte der Lehrer seine Erklärung und Kaiba begann sich langsam zu regen. Müde hob er den Kopf, blinzelte zur Seite und wurde von dem Lehrer angefahren.

"Holen Sie die Klassenlehrerin!"

Daraufhin murmelte er etwas Undeutliches, kam auf die Beine und schlenderte los. Während er durch den Gang zog, verließen weitere Schüler ihre Zimmer, beinahe der gesamte Unterricht in dieser Etage brach ab... das blanke Chaos herrschte und überall wurde geflüstert und geschrieen. Erneut rieb er sich die Stirn, presste die Lippen aufeinander und stieg die Treppe hinab. Seine Hand tastete sich an dem Geländer entlang, während die Augen trübe nach unten gerichtet waren.

>Das ist es jetzt also...< dachte er sich benommen, noch immer nicht richtig realisierend, was soeben geschehen war. >Joseph...<

Schnell erreichte er die untere Etage, bog um eine Ecke und steuerte auf eine Tür zu. Bevor er diese erreichte, drangen heitere Stimmen an seine Ohren, nur zögerlich griff er nach der Klinke und drückte sie hinab.

"Und deshalb ist die Lithosphäre... ähm...", Duke brach das Referat ab, als sich neben ihm die Tür öffnete. Verwundert drehte er das Gesicht zur Seite und erkannte Kaiba, der mit hängenden Schultern den Klassenraum betrat. Bakura steckte sich einen Bleistift in den Mund und blähte die Wangen auf. Ohne einen Blick zur Klasse werfend, zog Kaiba an dem erstaunten Duke vorbei und steuerte auf die junge Lehrerin zu, die entspannt an ihrem Pult saß.

"Kaiba?"

Kurz drehte sich dieser zu Duke um. Ihre Blicke trafen aufeinander und der Schwarzhaarige ließ die Blätter sinken. Bevor er jedoch in den blauen Augen lesen konnte, wandte sich Kaiba an die Frau und räusperte sich leise.

"Wir haben ein Problem", hörte Duke ihn murmeln.

"Ein Problem?" Erschrocken richtete sich die junge Frau auf. "Was ist denn passiert?"

Stirnrunzelnd starrte Duke zu den beiden, nahm eine verworrene Handgeste wahr.

"Kommen Sie mit?"

"Ja, aber..." Die Lehrerin wirkte außerordentlich besorgt, als sie zögerlich auf die Beine kam. "Was ist los?"

Kaiba rümpfte die Nase, lugte zur Klasse und neigte sich etwas nach vorn, um zu flüstern.

"Joseph ist ausgerastet."

"Was...?"

>Wie bitte...?< Sprachlos öffnete Duke den Mund. >Joseph ist was...?!<

"Oh mein Gott." Sofort erwachte die Lehrerin zum Leben. Hastig nickte sie, legte die Unterlagen ab und eilte an Kaiba vorbei. Ohne der Klasse irgendwelche Aufgaben zu geben, verließ sie das Klassenzimmer und Kaiba folgte ihr. Noch immer stand Duke dort vorne, die Zettel in beiden Händen ließ er den Blick durch die Klasse schweifen. Seine Augenbrauen verzogen sich, seine Pupillen hasteten zur Tür, dann knitterte er die Zettel schnell auf den vordersten Tisch und verließ ebenfalls das Klassenzimmer.

"Er ist ausgerastet?" Die junge Lehrerin war sehr nervös und beängstigt, als sie die Treppe hinaufeilte. Sie fuchtelte mit den Händen. "Aber ich verstehe das nicht! Mein Sonnenschein?"

Plötzlich meldete sich ein Handy und Kaiba blieb stehen. Die Lehrerin hastete weiter und er begann die Taschen abzutasten, wurde fündig und zog das Handy hervor. Als er es zum Ohr hob, sprang Duke an ihm vorbei, schlitterte um die Ecke und verschwand. Nur kurz sah Kaiba ihm nach, bevor er annahm.

"Ja", hauchte er leise und stemmte die Hand in die Hüfte.

"Herr Kaiba, hier ist Lenzich", meldete sich eine heitere Stimme. "Bei der Verhandlung wurde eine kurze Pause eingelegt und da dachte ich, ich informiere Sie über den jetzigen Stand."

"Mm." Kaiba biss sich auf die Unterlippe und stieg langsam höher.

>Die Gerichtsverhandlung... ach, die gab es ja auch noch.<

"Es sieht gut aus", verkündete Lenzich stolz. "Es sieht sogar sehr gut aus! Wir haben einen knallharten Richter und einen Staatsanwalt, der die Anwälte der drei Angeklagten fertig macht! Und es kam heraus, dass die Angeklagten bereits zwei Morde begangen haben! Es wird nicht mehr lange bis zur Urteilsverkündung dauern! Die Tatsachen liegen klar auf dem Tisch und wir haben gesiegt!"

"Mm." Langsam zog Kaiba um die Ecke und erspähte eine Menge von Schülern, die im Gang standen und aufgeregt miteinander tuschelten.

"Die drei werden den Rest ihres Lebens im Gefängnis verbringen, soviel ist klar! Sie können stolz auf sich sein! Und außerdem..."

"Herr Lenzich", unterbrach Kaiba ihn abwesend und sofort verstummte dieser. "Sagen Sie, wenn ein Schüler einen Lehrer angreift... was hat das für Folgen?"

"Sagen Sie bloß, Sie sind schon wieder in so etwas verstrickt."

"Ich lieferte Ihnen die drei Doppelmörder." Kaiba ließ die letzten Stufen hinter sich und erreichte den Flur. Gemächlich drängelte er sich durch die Schüler. "Liefern Sie mir dafür die Antwort?"

Lenzich räusperte sich.

"Ja, natürlich, Herr Kaiba. Der Lehrer könnte den Schüler wegen Körperverletzung..."

"Das ist mir klar", brummte Kaiba und erspähte die Lehrerin, die, den Tränen nahe, mit den Händen gestikulierte und immer wieder erklärte, was Joey doch für ein netter Junge war. "Es war aber keine Körperverletzung im Spiel, denn sie wurde verhindert."

"Nun, in diesem Fall..."

In sicherer Entfernung blieb Kaiba stehen und lauschte in das Handy. Hinter der Tür des leeren Zimmers herrschte nun Stille, nur die Lehrer quasselten wild durcheinander und die tuschelnden Schüler taten das ihrige. Duke stand vor Tristan und unterhielt sich lautstark mit diesem. Kaiba war der einzige, der schwieg, stumm nickte und nach wenigen Minuten das Handy sinken ließ. Tief atmete er ein, bevor er die Unterlippe zwischen die Zähne klemmte und sich flüchtig umsah.

"Das gibt es doch nicht." Hörte er einen Jungen neben sich flüstern. "Er hat schon einen Menschen auf dem Gewissen und wollte jetzt auch noch den Lehrer umbringen."
 

Eine knappe halbe Stunde später, hatten sich einige der Lehrer im Konferenzraum der Schule eingefunden. Neben dem Schulleiter, dessen Sekretärin, dem zornigen Lehrer, Joeys Klassenlehrerin, war auch die Schulpsychologin anwesend. Auch Kaiba war dort. Angespannt saß er an der langen Tafel, neben ihm in zusammengesunkener Haltung und seit langem schweigsam... Joey.

"So etwas gab es noch nie an dieser Schule!", rief der Lehrer empört und blickte wütend in die Runde. "Brutalität! Und dann noch ein Schüler einem Lehrer gegenüber!"

"Was gebärden Sie sich hier!", fauchte Kaiba. "Fünfundzwanzig Schüler können bezeugen, dass Sie ihn provoziert haben!"

"Das ist eine Unerhörtheit!", plusterte sich der Lehrer auf.

"Hören Sie!" Kaiba verengte die Augen. "Sie rücken sich in kein gutes Licht, wenn Sie jetzt lügen! Er hat Sie mehrmals gebeten, ruhig zu sein! Und Sie haben nicht aufgehört!"

"Was fällt Ihnen..."

"Stimmt das?", meldete sich der Schulleiter zu Wort, während die Psychologin den Blonden beobachtete, der den Kopf gesenkt hielt und nach unten starrte.

"Ich habe ihn nur darauf aufmerksam gemacht, dass die Gleichung unkorrekt war!"

"Was Sie nicht sagen!"

"Herr Koni, ich kenne Sie gut und schenke deshalb Kaiba Glauben." Der Schulleiter griff nach seinem Kaffee.

"Aber..."

"Wir haben es mit überhöhten Aggressionen zu tun", meinte die Psychologin ruhig und die junge Klassenleiterin seufzte. "Auch wenn ein Lehrer einen Schüler provoziert, hat dieser ihn nicht anzugreifen."

"Das ist auch gar nicht seine Art", sagte die junge Lehrerin traurig. "Er ist sehr energisch, wird aufgrund einer solchen Sache jedoch nicht gewalttätig."

"Haben Sie vielleicht trotzdem eine Begründung für seine Aggressionen?", erkundigte sich der Schulleiter ernst und Kaibas Finger begannen einen nervösen Takt auf dem Tisch zu trommeln. Die Lehrerin seufzte.

"Seine Eltern sind zwar geschieden, aber... nun ja," sie räusperte sich, "sein Vater, bei dem er lebt, schafft es nicht oft zu den Elternabenden. Ich habe ihn bisher nur einmal gesehen und da wirkte er recht nett."

"Das tun die meisten Väter, die ihre Söhne schlagen!", zischte der Lehrer. "Ich bin mir sicher, dass..."

"Zügeln Sie Ihr Mundwerk!", mischte sich Kaiba ein. "Und wagen Sie es, Schlüsse aus einer spontanen Vermutung zu ziehen! Charles Wheeler ist ein sympathischer Mensch, mit dem ich schon viel Zeit verbracht habe! Das Verhältnis zwischen Joseph und ihm ist harmonisch und entspannt! Halten Sie sich von vorschnellen Behauptungen fern, Herr Koni!"

"Es wäre mir aufgefallen, wäre Zuhause etwas passiert", meinte die Lehrerin. "Ich glaube Kaiba. Herr Wheeler war mir bei diesem Treffen wirklich sympathisch."

"Sehen Sie", ergriff die Schulpsychologin das Wort, "solche Aggressionen entstehen nicht so einfach. Es muss einen Grund geben, eine Erklärung. Joseph, wollen Sie uns irgend etwas erzählen? Haben Sie irgend etwas auf dem Herzen?"

"Könnte es etwas mit dem Vorfall von vor einem Jahr zu tun haben?", murmelte der Schulleiter und sogleich richteten sich fast alle Augen auf ihn. Joey regte sich nicht. Kaiba jedoch starrte ihn an, grübelte hastig und schüttelte langsam den Kopf.

>Ich glaub das nicht...! Was passiert hier?!<

"Herr Azuna, hören Sie." Die Klassenleiterin schickte ihrem Schützling einen warmen Blick. "Ich bitte darum, diese Sache nicht wieder aufzurollen. Wir haben der Entscheidung des Gerichtes zu vertrauen. Es gibt nichts, was wir nicht wissen."

Kaiba presste die Lippen aufeinander, wurde etwas unruhig.

"Wenn jemand einen Menschen erschießt, dann muss es erst einmal dazu kommen!", fauchte Koni. "Würde er in einem gesunden und gefahrlosen Umfeld leben, wäre es nie zu so etwas gekommen! Warum also, sollte er jetzt nicht auch noch gewalttätig werden?!"

"Herr Koni!" Die Stimme der Lehrerin nahm einen schneidigen Unterton an. "Diese Diskussion ist seit langer Zeit beendet! Ich werde nicht darüber sprechen!"

"Weil Sie Angst haben, es könnte dabei etwas Unschönes herauskommen?"

"Es reicht!" Die Miene des Schulleiters verfinsterte sich. "Sehen wir es von einer anderen Seite! Wheeler blieb der Schule seit der Klassenfahrt fern und diese ist jetzt fast einen Monat her! Herr Kaiba fehlte auch des Öfteren. Ist es nicht verwunderlich, dass solche Dinge nur passieren, nachdem er nicht in der Schule war?"

"Was wollen Sie damit sagen?!" Kaiba war verwirrt und der Mann fuchtelte etwas barsch mit der Hand.

"Als er der Schule das erste Mal länger als zwei Wochen fernblieb, lag er im Krankenhaus." Sein Blick richtete sich scharf auf Kaiba. "Und das, weil er angeschossen wurde!"

"Was...?!" Kaiba traute seinen Ohren nicht. "Woher wissen Sie das?!"

"Es hat sich in der Schule herumgesprochen!", kam die knappe Antwort und Kaiba drehte sich perplex zu Joey.

"Aber..."

"Als er der Schule das nächste Mal über einen längeren Zeitraum fernblieb", unterbrach ihn der Lehrer, "erschoss er einen Menschen!"

Unter einem leisen Ächzen beugte sich Kaiba nach vorn und rieb sich die Stirn.

"Und ich frage mich", der Lehrer blickte in die Runde, "was er diesmal getan hat."

Die Psychologin nickte in leiser Zustimmung und Kaiba biss die Zähne zusammen.

"Kaiba." Ertönte da die zarte Stimme der Klassenleiterin. "Immer wenn Joseph eine längere Zeit fehlte, kamen auch Sie einige Tage nicht in die Schule. Wissen Sie, ich freue mich sehr darüber, dass ihr euch angefreundet habt, obwohl man es nie erwartet hätte. Und wie mir scheint, verbringt ihr viel Zeit miteinander. Sie müssen doch eine Erklärung für all das haben."

"Er muss von der Schule fliegen!", fauchte Herr Koni wieder. "Er stellt eine Gefahr dar! Und sicher nicht nur für die Lehrer!"

"Seien Sie still!", schimpfte die junge Lehrerin.

"Wenn wir hierfür keine Erklärung finden, dann werden wir Gewaltätigkeit als den Grund dieses Vorfalls ansehen!", warnte der Lehrer. "Und ich sehe mich dazu gezwungen, ihn der Schule zu verweisen! Und das wäre alles andere als gut, da in einem Jahr die Abschlussprüfungen stattfinden."

"Nein." Kaiba schüttelte langsam den Kopf und die Anwesenden verstummten. "Nein, warten Sie." Langsam richtete sich der Brünette auf. Als hätte er eine schwere Entscheidung getroffen, sah er sich um, blähte die Wangen auf und rieb sich erneut die Stirn. "Er ist nicht gewalttätig."

"Was dann?", erkundigte sich der Schulleiter.

Kaiba lehnte sich zurück, faltete die Hände auf dem Bauch und zögerte lang, bevor seine Pupillen den Weg zu Joey fanden und diesen lange und intensiv studierten.

>Es tut mir Leid, Joseph... ich hätte dir am liebsten im Vertrauen gesagt, was in mir vorgeht. Doch nun bleibt mir keine andere Wahl.<

"Er...", kurz suchte Kaiba nach den richtigen Worten, "... er hat wohl psychische Probleme."

Die Lehrerin verzog wehleidig das Gesicht.

"Und... ich...", er starrte auf den Tisch, "... hatte sowieso vor, einen Psychologen zu konsultieren."
 

In gemächlichen Schritten verließ er das Schulgebäude. Die eigene Tasche um die Schulter gehängt, die andere tragend, ging er über den kleinen Schotterplatz, warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr und suchte nach der Limousine. Er wurde fündig und drehte sich zur Seite. Gerade war dort Joey gelaufen.

Doch nun?

Flink drehte er sich um. Mit gesenktem Kopf und geballten Händen war der Blonde stehen geblieben, starrte auf den Boden und regte sich nicht. Kaiba atmete tief durch, schickte der Limousine einen flüchtigen Blick und kehrte zu ihm zurück.

"Joseph." Er seufzte leise, raffte seine Tasche höher und neigte sich etwas nach vorn, um dessen Gesicht sehen zu können. "Hey, was..."

"Seit wann", ertönte ein leises Flüstern und er verstummte augenblicklich.

"Was?" Kaiba richtete sich auf. "Was meinst du?"

Joeys Schultern hoben sich unter einem tiefen Atemzug, dann sah er auf und Kaiba las eine leichte Enttäuschung in den braunen Augen, die sich zielstrebig auf ihn richteten.

"Seit wann", Joeys Miene zuckte, "hast du vor, mich zu nem Psycho zu schicken!"

Kaiba schloss erschöpft die Augen, stellte Joeys Tasche ab und rieb sich die Stirn.

"Gestern Abend kam es mir in den Sinn und heute Morgen habe ich mich dazu entschlossen."

Die schmalen Augenbrauen verzogen sich verwirrt.

"Warum? Was habe ich denn gemacht?"

>Du hast knapp zwei Minuten abwesend da gesessen und warst nicht ansprechbar! Und jetzt wolltest du einen Lehrer verprügeln!<

Kaiba räusperte sich.

"Vielleicht bemerkst du es selbst nicht, aber seit einiger Zeit benimmst du dich merkwürdig und der jetzige Vorfall ist wohl ein klarer Beweis, dass ich mit meiner Vermutung nicht falsch lag."

"Deine Vermutung?" Ein scharfer Ton schlich sich in Joeys Stimme ein. "Was soll das denn heißen?! Ich habe doch nichts falsches getan! Der Kerl hat mich provoziert und ich habe nur..."

"Genau das ist das Problem." Kaiba hob seine Tasche hoch und drehte sich um. "Komm."

"Und was ist, wenn ich das nicht tue...?" Joey blieb stehen und Kaiba verdrehte die Augen.

"Du hast es gehört, Joseph. Entweder du gehst zum Psychologen oder du fliegst von der Schule. Die nächsten Tage bist du sowieso befreit."

Joey flüsterte etwas Unverständliches, ließ die Hände in den Hosentaschen verschwinden und schlenderte los.

"Fährst du mich danach wenigstens Nachhause?" Er zog an Kaiba vorbei. "Oder willst du den Gestörten lieber bei dir haben! Immerhin könnte er ja irgend einen Blödsinn machen!"

>Ist Charles wenigstens da...? Nein, er ist wohl wieder auf Reisen<, grübelnd sah Kaiba ihm nach. >Das gefällt mir nicht... er allein?< Er biss sich auf die Unterlippe und setzte sich in Bewegung. Währenddessen hatte Joey die Limousine bereits erreicht. Ruppig öffnete er die Tür und stieg ein.
 

Und schon ist es passiert...

Wir entfernen uns voneinander und dabei kamen wir uns gerade erst wieder näher.

Es schien alles so entspannt, als bestünde endlich wieder eine gewisse Hoffnung.

Die Hoffnung, dass alles wieder gut wird.

Dass es ihm besser geht...

Dass er sich erholt...

Und nun treten solche Geschehnisse ein.

Geschehnisse, die mich zu solchen Maßnahmen zwingen.

Und er versteht es nicht.

Er ist sich nicht einmal einer Schuld bewusst,

benimmt sich, als hätte alles seine Ordnung.

Doch so ist es nicht...

Nein, nichts ist in Ordnung.

Ich habe das Gefühl, als wiederhole sich alles.
 

Angeschossen...

Entführt...

Verprügelt...

Als Mörder abgestempelt...

Vergewaltigt...

Und nun schafft er es nicht mehr.
 

Ich fühle mich hilflos, obwohl ich damit hätte rechnen müssen.
 

Auf direktem Weg fuhren sie in die Firma und Kaiba führte kurze Recherchen durch. Schweigsam tippte er auf dem Computer, während Joey draußen saß. Auf dem Polster eines Sofas, eine Tasse Kaffee in der Hand. Oft blickte Kaiba auf und beobachtete ihn. Jedoch nur kurz, dann wandte er sich wieder seinem Computer zu und seufzte still. Nach einer kurzen Zeit schob sich eine kleine Liste von Adressen und Namen aus dem Drucker und er griff danach, ließ den Zettel in der Hosentasche verschwinden und verließ das Büro. Somit verließen er und Joey das große Gebäude und machten sich auf den Weg zum ersten Psychologen. Auch der Blonde schwieg die gesamte Zeit über und in der Limousine herrschte eine erdrückende Atmosphäre. Beide saßen an den Fenstern, zwischen ihnen war viel Platz und ihre Augen starrten nach draußen, wirkten abwesend und blieben nur selten an gewissen Punkten hängen.
 

Wie soll es jetzt weitergehen...?

Würde sich diese Situation doch nur etwas entspannen...

Wir brauchen eine gute Nachricht, irgend ein Hoffnungsschimmer...

Etwas, das verändert...

Das alles verändert!
 

Wenigstens in einer kleinen Hinsicht hatten sie Glück. Der erste Psychologe, ein älterer, nett erscheinender Mann, war Kaiba recht angenehm. Und er war streng in der Auswahl und bestand darauf, Joey nicht zu irgend einem zu schicken. Doch das kurze Gespräch zur Bekanntmachung verlief nicht schlecht, obwohl der, um den es ging, fast nichts sagte. Er zeigte sich wieder unkooperativ, doch Kaiba meinte mit gezwungener Härte, der erfahrene Psychologe würde keine Probleme mit ihm haben, wüsste schon, wie man mit ihm umgehen musste. Und nach wenigen Minuten verließ er das schöne Sprechzimmer und überließ Joey dem erfahrenen Mann. Er selbst entfernte sich nicht allzu weit, ging im Flur spazieren und zog unbemerkt Kreise, in Grübeleien vertieft und anderen Dingen, die sich nicht vermeiden ließen. Er blieb nur kurz stehen, um sich nach einem Kaffeeautomaten umzuschauen, doch selbst so einen schien es nicht zu geben, also warf er sich in einen der bequemen Stühle, streckte die Beine von sich und schloss die Augen.

Gestern noch, hatten sie Zärtlichkeiten ausgetauscht und scheinbar ein wundervolles Verständnis gegenüber des Anderen gehegt. Und heute?

Heute hatte er Joey einem Psychologen übergeben!

Er atmete tief ein, stieß die Luft unter einem dumpfen Seufzen aus und fuhr in die Höhe, als sich sein Handy meldete. Und das immer an Orten, an denen es nicht erlaubt war.

"Verflucht!" Hastig tastete er danach und zog es ins Freie. Er war kurz davor, den Anruf abzubrechen. Dann jedoch, wanderten seine Pupillen prüfend nach beiden Seiten und er nahm ab. "Ja."

Langsam ließ er sich wieder gegen die Lehne fallen und lauschte. Er hörte aufgeregte Stimmen im Hintergrund. Stimmen, die wild durcheinander quatschten, quietschende Geräusche und das Hallen vieler Schritte. Doch eine wirkliche Antwort bekam er nicht.

"Hallo." Er runzelte die Stirn und kratzte sich an der Wange. "Hey!"

Ein leises Knistern ertönte und endlich meldete sich jemand.

"Ja... ähm... Kaiba?"

"Am Telefon." Der Brünette lugte wieder zur Seite.

Ein leises Räuspern.

"Hier Daniel."

"Daniel." Kaiba hob die Augenbrauen, dieser Anruf überraschte ihn. "Du meldest dich nochmal?"

"Ja." Der Halbamerikaner klang etwas erschöpft, im Hintergrund ertönten weitere, undefinierbare Geräusche. "Die Verhandlung is vorbei."

"Mm." Verspannt mit den Schultern rollend, kam Kaiba auf die Beine und begann wieder zu spazieren. Obwohl ihn diese Sache weniger interessierte... er konnte nicht stillsitzen. "Und bist du mit dem Urteil zufrieden?"

"Ha, stell dir vor", Daniel lachte leise, "die ham sich gegenseitig belastet, das war´s mit der Freundschaft. Und letzten Endes kam raus, dass se die Morde alle gemeinsam begangen hatt´n."

"Also lebenslänglich." Ein Bild erweckte Kaibas Neugierde und so blieb er stehen, um es sich anzuschauen.

"Mm... ja." Seufzte Daniel. "So sieht´s aus."

"Und...", Kaiba hob die Hand und strich mit dem Zeigefinger über das Glas des Rahmens, "... wie geht es deinem Freund?"

"Ähm...", etwas unentschlossen, zögerte Daniel, "... deshalb ruf' ich an."

"Ja?" Kaiba besah sich eine merkwürdige Farbmischung.

"Ich... na ja, also ich... nein, ich meine Lee und ich, wir... kommen nach Domino."

Augenblick hielt Kaiba in jeglichen Bewegungen inne. Das bloße Erstaunen befiel sein Gesicht, als er die Hand nach einem langen Zögern sinken ließ und langsam zurücktrat.

"Wir woll´n Deutschland so schnell wie möglich verlass´n un reisen schon in zwei Stunden ab."

"Aber weshalb wollt ihr hierher kommen?", flüsterte Kaiba irritiert.

"Wir werd´n nur´n Zwischenstop in Domino einlegen", verriet Daniel. "Wir bleib´n nur zwei Tage... höchstens. Lee will in seine Heimat... nach China...", eine kurze Stille, "... aber so ne lange Reise hält er nich mehr durch... deshalb braucht er zwischendurch ne Pause."

"Wie geht es ihm?" Kaiba biss sich auf die Unterlippe, drehte sich und lehnte sich seitlich gegen die Wand. Daniel zögerte vorerst mit der Antwort. Wieder herrschte eine lange Stille in der Leitung und Kaiba wartete geduldig.

>Wie geht es dem Menschen, dem ich Josephs Leben zu verdanken habe...?<

"Ganz ehrlich...?", hauchte Daniel.

"Ganz ehrlich."

Ein leises Räuspern und wieder ein Zögern.

"Es geht zu ende."

Kaiba senkte den Blick.

"Sein letzter Wunsch isses, in seiner Heimat zu sterb´n." Daniel sprach immer leiser, Kaiba konnte ihn kaum noch verstehen. "Ähm... okay." Daniel hustete. "Wir werden erst spät am Abend komm, so gegen 8 Uhr... mit´m Krankenhaus is bereits alles abgesproch´n."

"Am Nusashi-Platz?", erkundigte sich Kaiba.

"Mm, das soll das Beste in Domino sein."

"So ist es." Kaiba nickte und löste sich von der Wand.

"Jedenfalls", sprach Daniel weiter, "... sagst du Joey Bescheid? Ich meine... nur wenn er ihn seh´n will... wär die letzte Gelegenheit."

"Natürlich mache ich das", versprach Kaiba.

"Gut, nu muss ich aber Schluß mach´n. Es müss´n noch´n paar Vorbereitungen getroff´n wern."

"Ja." Auf Kaibas Gesicht hatte sich eine leichte Melancholie eingeschlichen, als er es zur Seite drehte und dort durch ein großes Fenster nach draußen sah. "Passt auch euch auf."

"Okay, wir seh´n uns...?"

"Wir sehen uns." Ein mattes Lächeln zog an Kaibas Mundwinkel, als er langsam nickte. "Bis dann."

"Tschau."

Somit legte Kaiba auf, ließ das Handy sinken und blähte die Wangen auf.

>Daniel und sein Freund kommen nach Domino... schon heute?< Langsam ließ er sich an der Wand hinabrutschten und ging in die Knie. Die Ellbogen legte er über die Oberschenkel und starrte auf den Boden. >Ist das vielleicht die Veränderung, nach der ich mich sehne? Wird das etwas ändern...?<

Plötzlich öffnete sich in weiter Entfernung eine Tür und Joey trat auf den Flur hinaus. Seine Miene wirkte säuerlich, als er auf Kaiba zusteuerte.

"Quacksalber!", hörte er ihn fauchen, als er ihn erreichte. Ruhig blickte er zu ihm auf und Joey verengte die Augen. "Kaiba, du kannst mich nicht diesem Mann auslief..."

"Herr Kaiba?", ertönte eine weitere Stimme und der Angesprochene erkannte den Psychologen, der in gemächlichen Schritten das Zimmer verließ und auf ihn zukam. Der Blonde verschränkte ruppig die Arme vor dem Bauch und Kaiba erhob sich, als der Mann ihn erreichte und die Hand hob. "Zweimal die Woche, Dienstags und Donnerstags." Somit schüttelten sie sich die Hände und Kaiba entdeckte mit Erstaunen einen belustigten Gesichtsausdruck. Es sah nicht so aus, als hätte der Mann soeben mit einem Problemfall gesprochen. Er runzelte die Stirn und als hätte Joey gewusst, was er sich in diesen Sekunden wünschte, wandte er sich ab und trottete davon, schien es eilig zu haben, das Gebäude zu verlassen. Die Beiden sahen ihm nach und sobald er sich weit genug entfernt hatte, wandte sich Kaiba an den Psychologen.

"Was ist los?", flüsterte er leise und der Mann rückte an seiner Brille, noch immer grinsend.

"Einen sehr temperamentvollen Freund haben Sie da", antwortete er entspannt und Kaiba wusste nicht, was er denken sollte. "Ich sehe gutes Gelingen für die Behandlung, die sowieso nicht lange andauern wird."

"Wie meinen Sie das?" Kaiba stemmte die Hände in die Hüften.

"Sehen Sie", der Psychologe überlegte kurz, "wenn man es recht bedenkt, ist mit ihm alles in Ordnung."

"Er wollte einen Lehrer verprügeln", erinnerte Kaiba ihn skeptisch.

"Ja, aber trotzdem scheint er mir nicht der Mensch zu sein, der gewalttätig ist. Ich denke, er ist nur verunsichert, weiß nicht, wie er sich verhalten, oder mit manchen Menschen umgehen soll."

"Da geht es nicht nur ihm so."

"Machen Sie sich bitte Keine Sorgen." Der Mann klopfte ihm auf die Schulter. "Er war bei dem ersten kleinen Gespräch zwar unkooperativ, aber das wird sich ändern. Ich glaube, ich werde gut mit ihm reden können und das Problem werden wir sicher auch lösen. Behandeln Sie ihn wie immer, stellen Sie jedoch nicht übertrieben viele Fragen. Akzeptieren Sie ihn vorläufig so, wie er ist, glauben Sie mir, er wird sich ändern."

"Und wie wollen Sie das schaff..."

"Kaiba!", ertönte plötzlich eine Stimme und der Angesprochene drehte sich um. Joey stand am Ende des Flurs und fuchtelte mit den Händen. "Kommst du oder was?!"

Kaiba und der Psychologe wechselten einen knappen Blick und während der Mann lächelte, nickte Kaiba ihm verabschiedend zu.
 

Joey war noch immer am fluchen, als er den Weg nach draußen suchte. Und als er einem Mülleimer einen giftigen Blick schenkte, holte Kaiba ihn in lässigen Schritten ein.

"Was soll ich denn bei dem?" Joey verstand es nicht und Kaiba schwieg, wendete das Handy in der Hand und schien ihm überhaupt nicht zuzuhören. "Ja, okay, ich habe vielleicht etwas überreagiert. Aber das lag nur daran, dass ich in der letzten Nacht wenig Schlaf hatte und..."

"Joseph?", unterbrach Kaiba endlich das säuerliche Geplapper, griff nach der Klinke der großen Eingangstür und drückte diese auf.

"Was denn." Der Blonde ließ die Hände in den Hosentaschen verschwinden und trat neben Kaiba nach draußen. Dieser blinzelte unter der leichten Sonne, beschattete die Augen mit der Hand und lugte zu ihm. Ihre Blicke trafen aufeinander.

"Ich wurde gerade über den Ausgang der Gerichtsverhandlung informiert." Er fuchtelte flüchtig mit dem Handy und Joey pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht. Stirnrunzelnd begann er etwas zu schunkeln und zog mit dem Fuß Kreise auf dem Boden.

"Und...?", murmelte er trotzig, konnte jedoch nicht verbergen, dass es ihn interessierte. Kaiba ließ ihn nicht lange warten.

"Die drei Angeklagten werden den Rest ihres Lebens im Gefängnis verbringen."

Joey hielt in den Bewegungen inne, saugte an den Zähnen und rümpfte erneut die Nase.

"Okay..."

"Zufrieden?" Kaiba hob die Augenbrauen und beugte sich etwas zu ihm.

"Mm... ja...", verunsichert wandte sich Joey ab.

Doch Kaiba war noch nicht fertig.

"Daniel hat es mir verraten."

"Hast du...", Joey stellte sich auf die Fußballen, "... mit ihm telefoniert?"

"So sieht´s aus." Kaiba ließ das Handy in die Hosentasche sinken und stützte beide Hände in die Hüften, erneut unter der Sonne blinzelnd. "Er und sein Freund werden noch heute hier nach Domino kommen."

"Was?!" Augenblicklich fuhr Joey zu ihm herum. Mit geweiteten Augen und versteinerter Miene starrte er ihn an. "Lee kommt... er kommt...", er begann mit den Händen zu fuchteln, "... nach Domino...?!"

"Sie bleiben nicht lange, legen nur eine Pause auf der Reise nach China ein." Erklärte Kaiba ruhig. Die Reaktion seines Freundes überraschte ihn weniger.

"Nach China...?" Joey schnappte nach Luft. "Aber warum?!"

Kaiba holte Luft, um zu antworten. Dann jedoch, entschied er sich für das Schweigen und sah Joey nur an. Dieser kannte die Antwort und nach wenigen Sekunden des Blickkontaktes, schüttelte er langsam den Kopf, wandte sich schlürfend ab und rieb sich die Stirn.

"Scheiße..." Er schüttelte den Kopf immer weiter, ging unter einem erschöpften Stöhnen in die Knie und begann im Boden zu pulen. "Ich... ich kann ihm doch nicht so einfach unter die Augen treten!" Seine Stimme schwankte unsicher und wieder schüttelte er den Kopf. "Ich weiß nicht einmal, wie er aussieht...", fügte er flüsternd hinzu.

"Und das ist deine letzte Gelegenheit, es herauszufinden." Kaiba verschränkte die Arme, blickte sich flüchtig um. "Du musst es selbst wissen, Joseph."

"Mm."

"Na komm." Kaiba wies mit einem knappen Nicken zur Limousine. "Lass uns gehen."

Somit setzte er sich in Bewegung und Joey folgte nach einem kurzen Hadern. Schlendernd und verunsichert, erreichte er die Limousine und Kaiba wandte sich kurz an ihn.

"Du willst also Nachhause."

Der Blonde runzelte die Stirn, grübelte kurz und nickte dann trotzig.

"Dann holen wir noch deinen Hund ab und anschließend lass ich dich Nachhause bringen."

"Mm." Joey öffnete die Tür und stieg ein.
 

Eine knappe halbe Stunde später, saß Kaiba alleine in seiner großen Küche. Er fläzte faul auf einem der Stühle und rührte in einem Joghurt, von dem er noch nichts gegessen hatte. Die Wange träge in die Hand gestützt, starrte er auf die glänzende Fläche des Tisches, zog die Nase hoch und schloss kurz die Augen. In diesen Sekunden war Joey also auf dem Heimweg...

Er blinzelte, seine Pupillen glitten zur Seite und richteten sich nachdenklich auf den Kühlschrank. Es war kein gutes Gefühl, das zu wissen. Zur Zeit waren ihm Joeys Empfindungen beinahe gänzlich unbekannt. Er wusste nicht, wie dieser über gewisse Sachen dachte, wie er sich fühlte, was er vorhatte. Wenn überhaupt. Natürlich, auch ohne seinen Vater war er nun nicht mehr allein in der Wohnung. Er hatte seinen Hund. Und doch...

Er atmete tief ein, zog den Löffel aus dem Joghurt und ließ ihn in den Becher hinabtropfen. Als er ein Geräusch wahrnahm, blinzelte er zur Seite.

>Bitte nicht...<

Doch!

Es dauerte nur wenige Sekunden, dann waren die Geräusche ohrenbetäubend und drei kleine Kinder kamen in die Küche gerannt.

Mokuba, Bikky... und noch ein Mädchen mit Sommersprossen und quietschrosa Kleidern. Sie schlitterten förmlich an Kaiba vorbei, juchzten und lachten. Und der Brünette sackte in sich zusammen.

"Hundiii!" Bikky sah sich suchend um, das Mädel quietschte und Mokuba wurde auf seinen Bruder aufmerksam.

"Seto! Seto!" Er zog an seinem Pullover. "Wo ist das Hündchen?!"

"Nicht da." Kam die träge Antwort.

"Aber wo ist er denn?!" Mokuba erschrak.

"Er gehört Joseph und der ist Nachhause gefahren."

"Och manno!" Bikky zog einen Schmollmund und das Mädel stand mit einem Sprung neben Mokuba und somit direkt vor Kaiba. Dieser lugte müde zu ihr.

"Guten Tag, Herr Kaiba!", begrüßte ihn das Mädchen lautstark und präsentierte eine hübsche Zahnspange. "Ich bin Viktoria!"

"Mm." Kaiba verdrehte die Augen und ließ sich vollends auf den Tisch sinken.

>Ich brauche meine Ruhe...< zog es ihm durch den Kopf. >Muss nachdenken...<

"Wollen wir nach oben gehen und Playstation spielen?!", schlug Mokuba vor, der das Hündchen bereits vergessen zu haben schien.

"Au ja!", jubelte Bikky in seinem merkwürdigen Akzent. "Wir das machen!"

"Will aber nicht", jammerte Viktoria und als die beiden Jungs aus der Küche rannten, folgte sie ihnen meckernd. Mit verschränkten Armen blieb Kaiba liegen, stützte die Stirn auf den Unterarm und behielt die Augen geschlossen.

>Ich denke, ich sollte jegliche Grübeleien erst einmal abstellen und einfach sehen, wie es weitergeht.<

Lustlos richtete er sich auf, ließ den Joghurt stehen und verließ die Küche.

>Bevor ich mir den Kopf zermartere... es ist sowieso zuviel, worüber ich sinnieren müsste. Ertränke ich die Unsicherheiten also einfach in der Arbeit.<
 

~*To be continued*~



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von: abgemeldet
2010-04-20T10:34:10+00:00 20.04.2010 12:34
Ich freu mich dass Joey und Lee sichnochmal sehen können! Joex hat ihn ja noch nie gesehen, wenn man drüber nachdenkt. Es wäre das erste Mal. Hoffentlich geht er zu ihm.
Von:  Yukarri
2005-10-02T13:24:12+00:00 02.10.2005 15:24
So heute schaff ich es aber die restlichen Kommis zu schreiben und endlich Teil 25 noch zu lesen. Man wird aber immer aufgehalten *schnauf*.
Aber jetzt erst einmal zu diesem Kapitel.
Also das war natürlich mal wieder so wie man es nicht anders von dir erwartet: Supi^^

Joey beim Psychi? Ist vielleicht besser so. Ich finds gut das Seto ihn da hingeschickt hat.
Und total süß fand ich wie er Joey gerechtfertigt hat vor den Lehrern.
Und Lee kommt nach Domino Jipi. Wir mussten lange auf ein lebenszeichen von Lee warten. Ich bin echt gespannt auf das Gespräch mit Lee und Joey, wenns eins geben wird, was ich aber bei dir Vermute. Ich glaub nicht das Joey einen Rückzieher machen wird.

Sorry aber bin schon ganz hippelig weil ich jetzt wirklich das letzte Kapitel noch lesen MUSS *nochmal umdrehen damit auch niemand wieder stören kann* so dann kanns ja losgehen.
by
Von:  Silent-Tears
2005-09-25T21:02:36+00:00 25.09.2005 23:02
Uha, Joey beim Seelenklemper, klar das er da so motzig ist *g* Wäre ich auch ;)
Aber ich hoffe, dass der ihm helfen kann. Hat das ja irgendwie auf die leichte Schulter genommen... Hoffe mer ma dass das so ist...

Und das Lee nach Domino kommt O.O Oh man, da bin ich sehr gespannt drauf.
Du hast echt ein mega Durchhaltevermögen, Respekt!! Dafür ist die Story auch einsame Spitzenklasse!

LG
Navarababy
Von:  VegMac
2005-09-23T17:27:10+00:00 23.09.2005 19:27
Hey ho! Nach Ewigkeiten komm ich mal wieder dazu mich zu melden!!! Gomen...hatte viel um die Ohren ^__^'
Also die letzten Kapis waren wieder einmal furchtbar toll!
Ich bin immer wieder beeindruckt, was für ein Durchhaltevermögen du mit deinen Stories aufweist.
Ich hätte echt nicht gedacht, dass die 3. Story noch so lang werden würde...aber..je länger desto besser ^__^P
Zwar hat mich die Reaktion von Joseph auf den Lehrern schon sehr schockiert, aber wenn der Onkel Doc meint, dass es bald besser wird, dann isses auch so, nech *~*
Und Lee? Tja... Lee kommt nach Domino... *juchz*
Ich hoffe dann mal, dass es eine relativ harmonische Begegnung zwischen allen sein wird. ; . ; humm

Ich muss dir außerdem noch ein unglaublich großes Lob aussprechen, denn nachdem eine Freundin (die ebenfalls deine Serie mit Begeisterung liest XD *schleim* ) das Kapitel, indem Jo, Seto und Duke durch den Wald spazieren, gelesen hatte, gelesen hatte, wurden wir alle von ihr in den passendsten Wald gezerrt und haben somit eine "freiwillige" Wandertour unternommen! ^^' Klingt nicht besonders, aber wenn man beachtet, dass gewisse Freundin ein unglaublicher Couchpotato ist... haha <<schlimme Sätze, nicht drauf achten XD

Die Macht wird auch weiterhin mit dir sein Darth-Anne-Sama
Greez Ann-Chan ^__~
Von:  Sonna-Eraseus
2005-09-22T18:17:09+00:00 22.09.2005 20:17
Hi ^^

Oh man... das war ja mal wieder... klasse. *g*
Das Joey nicht begeistert davon ist, zum `Seelenklempner´ geschliffen zu werden, kann ich verstehen. Vor allem, da er ja ´in Ordnung´ ist. XD Der Arme...

Mal sehen, was passiert, wenn Daniel und Lee nach Domino kommen.

Hoffenltich finden Joey und Seto wieder zueinander. *hoff*

by: Sonna
Von: abgemeldet
2005-09-22T15:10:29+00:00 22.09.2005 17:10
Whoo...
*keuch*
Ich hab´s Gefühl, dass es damit nicht getan ist. Psychiater schön und gut, aber so ein frühes Happy End wäre nicht dein Stil. -____-
Lee kommt nach Domino... boarr! O_o
Das werden ja Begegnungen!
Geht Kaiba zu Lee?!
*hibbelig sei*

Dat Nase wartet gespannt!
^o^
Von: abgemeldet
2005-09-22T14:51:39+00:00 22.09.2005 16:51
Supa!!
Ich hoffe mal das Joey jetzt aba normal bleibt?!
Hmm...Das mit Lee is schon ne ziemlich harte Sache...Ich hoffe mal das sich Joey mit ihm aussprechen wird...^^
Weiter so^^
babatschü
Von:  Nightprincess
2005-09-22T14:32:23+00:00 22.09.2005 16:32
Wow, also was soll ich sagen, war wiedermal richtig klasse *smile* Ich hoffe wirklich, dass Joey sich wieder einkriegt, das mit seinem "Ausraster" war wirklich zu untypisch für den armen Joey *seufz* Ich finds gut, dass Lee nen Zwischenstop in Domino macht, bevor er in China seine letzte Ruhe findet *schnief* Armer Lee!!! *schnief*

~Carola~


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