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Scheiß drauf!

Arne und Co.
von

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Bushaltestellengeplänkel

Bushaltestellengeplänkel

"Verdammte Scheiße! Ausgerechnet jetzt..."

Arne zog wütend den Kopf ein und versuchte somit dem beißenden Wind und ekelhaften Regen zu entkommen. Kaum hatte er Dominiks Wohnung verlassen, hatte es angefangen zu regnen -nein!- regelrecht wie aus Kübeln zu schütten! Und er hatte auch noch keine Fahrmöglichkeit.

Sein Auto war ihm vorige Woche verreckt, ließ sich jetzt vom Mechaniker verwöhnen und ließ ihn im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehen.

/Vielleicht sollte ich den Bus nehmen...?/

Das war zwar uncool, aber schließlich musste er ans andere Ende der Stadt.

Durch den Regen schlurfend versuchte er sich die Busfahrzeiten ins Gedächtnis zu rufen.

/Ok...der Nächste müsste eigentlich bald kommen.../

Arne brauchte sich nicht zu beeilen. Die Bushaltestelle war nur eine Ecke weiter und er hatte noch mindestens 10 Minuten. Ein wenig entspannter schlenderte er die Straße entlang, an den hohen Mehrfamilienhäusern vorbei.

Sein Blick schweifte in der Straße umher. Ein paar Meter vor ihm strahlte ihm ein McDonalds-schild entgegen, samt Uhr.

Und im nächsten Moment wollte er seinen Augen nicht mehr trauen.

Er hatte nur noch eine einzige, verdammte Minute Zeit!

Nur noch eine Minute um in dem kalten, ekelhaften Regen durch patschige Pfützen vorbei an plappernden Müttern mit ihren bunt schreienden Kinderwägen bis zur Bushaltestelle an der nächsten Ecke zu kommen!

Das schaffte er nie!

"Fuck!"

Er zog seine Jacke mit dem kaputten Reißverschluss enger um sich und begann wie ein Berserker zu laufen. Genau durch eine ekelhafte Pfütze.

Über sein nun nasses Hosenbein fluchend rannte er beinahe zwei Frauen mit ihren ekelhaft bunten, Winnie-Puh-Kinderwägen um, die sich daraufhin kreischend über ihn aufregten.

Vor sich sah er die Ecke. Jetzt musste er nur noch nach rechts in die Straße und er hatte seinen Tempel des Glücks, die Haltestelle, erreicht. Aber Pustekuchen!

Er rannte gerade um die Ecke, da kam ihm jemand entgegen.

Ein lauter Schrei, ein harter Aufprall und kurz darauf saßen sich zwei junge Männer, verwirrt blinzelnd gegenüber.

"Sorry! Scheiße! Tut mir Leid!"

Arne sprang auf die Füße und blickte auf das vollkommen perplex guckende, junge Kerlchen mit den zotteligen, schwarzen Haaren, die halb unter einer dunkelgrünen Wollmütze verdeckt wurden, und den durchdringenden, grünen Augen hinunter.

Bevor der Kleine auch nur einen Ton herausbekam, hatte Arne ihn am Arm gepackt und wieder auf die Füße gestellt.

Ein wenig rüde und ziemlich gehetzt klopfte Arne die Klamotten des Tierchens ab und rannte dann einfach weiter.

"Sorry! Bin spät dran! Ich entschuldige mich dafür irgendwann noch mal!"

Der Bus fuhr um die Ecke. Arne hörte ihn von hinten.

Praktisch mit heraushängender Zunge raste er die Straße entlang. Er musste ans Ende der Straße. Eine gerade Strecke. Das kriegte er hin! Er war nicht umsonst der drittschnellste Abiturient auf seinem Gymnasium!

Der Bus rauschte an ihm vorbei, fuhr fiel zu schnell -jedenfalls kam es ihm so vor- und hielt schließlich hinten an der Bushaltestelle.

Arne sah seine Chance. Gleich war er da! Er trieb sich noch einmal an, seine Schritte zu vergrößern und wetzte regelrecht die Straße entlang.

Der Bus hatte einige Leute einsteigen lassen, fuhr aber nicht los.

/Geil! Er wartet auf mich!/

Arne machte in Gedanken Luftsprünge und beschleunigte seine Schritte noch etwas. Er wollte endlich aus diesem ekelhaften Regen.

Er hatte den Bus erreicht!

/Yeah! Geht doch!/

Grinsend erreichte er die hinteren Türen.

Und immer noch grinsend -jetzt jedoch etwas eisiger- sah er dem Bus hinterher, der plötzlich losgefahren war.

Er blinzelte einige Momente -immer noch grinsend- und sah sich ein wenig verständnislos um.

Der Bus war weg!

So haarscharf weg!

/So eine verfickte Scheiße!!! Das gibt es doch nicht!!! Warum ich?!/

"Hat der Bus nicht gewartet?"

Arne drehte sich um und erblickte den kleinen Kerl, den er eben umgerannt hatte.

"Doch...aber eher darauf, dass er mir aus Spaß vor der Nase wegfahren kann..."

Der Kleine runzelte die Stirn.

"Hmm...Hab davon gehört. Die machen das öfters. Dämliche Busfahrer."

Arne knurrte etwas und drehte sich um. Er brauchte irgendetwas...

Neben ihm war das Schild mit den Fahrplänen. Grollend trat er heran und mit voller Wucht dagegen. Das Stahlrohr wackelte heftig unter dem Tritt.

"Hey! Was soll das denn?!"

Ein Rentner kam schnellen Schrittes auf sie zu und zeigte fast anklagend erst auf ihn und auf den Pfahl.

"Du kannst doch nicht einfach dagegen treten!"

"Doch, kann ich! Und wenn Sie mich nicht sofort in Ruhe lassen, tu ich's wieder! Halten Sie sich an Ihren Kram!"

Der alte Knacker war geschockt von dem Ton, den Arne anschlug. Es verschlug ihm regelrecht die Sprache.

Er wollte etwas erwidern, beließ es dann aber doch bei einem belehrenden Blick.

Mit den gemurmelten Worten ,Aggressionen', ,Wandalismus' und ,die Jugend von heute' wandte er sich um und beschäftigte sich weiter damit anderen Passanten hinterher zu sehen.

Immer noch kochend vor Wut lehnte sich Arne jetzt gegen das Schild. Mit einem bitterbösen Blick versuchte er die leere Coladose vor ihm auf dem Boden dazu zu bewegen sich zu einem kleinen, drahtigen Männeken zu verbiegen und für ihn zu steppen.

Vor allem schlug es fehl, weil jemand mit einer Hand vor seinem Gesicht herumfuchtelte.

"Du bist ja richtig garstig!"

"Scheiß doch drauf!"

Der Schwarzhaarige, der ihn angesprochen hatte, schmollte ihn nun an.

Etwas, was bei Arne ein Schmunzeln verursachte. Und das war im Falle seiner jetzigen Laune praktisch ein Wunder!

"Du wolltest dich doch ,irgendwann noch mal' bei mir entschuldigen, oder?!"

Arne seufzte und nickte.

"Ja, tut mir echt Leid, dass ich dich eben so umgerannt habe, aber wie du ja sicher mitgekriegt hast, war ich ziemlich in Eile."

Ein Grinsen antwortete ihm.

"Das hab ich gemerkt. Wo wolltest du denn hin?"

"Na, nach Hause. Wo will man sonst Samstagmittag bei so einem verfickten Wetter hin?!"

Der Kleine zuckte die Schultern.

"Ich geh arbeiten."

Arne runzelte die Stirn, aber er fragte nichts. Er hatte jetzt keinen Nerv dafür.

Aber sein Gegenüber schien auch nicht zu erwachten, dass er jetzt nachhakte. Still standen sie sich gegenüber.

Arne zog die Jacke enger um sich und vergrub die Hände in den Taschen. Irgendwie war ihm jetzt mächtig langweilig.

/Was soll ich jetzt, bis der nächste Bus kommt, machen?!/

Er tastete mit seinen Fingern durch die unendlichen Weiten seiner Jackentaschen. Bonbon-, Kaugummipapier und eine zerknüllte Bäckereitüte landeten ungeachtet, aber beabsichtigt auf dem Boden. Schließlich fand Arne seine Zigarillos und sein Feuerzeug.

Genüsslich sog er an dem Glimmstängel und schloss erst einmal die Augen. Der einzige Nachteil war, dass er eine Hand über sein Zigarillo halten musste, damit es nicht vom Regen aufgeweicht wurde.

"Du rauchst Zigarillos?"

Blinzelnd blickte er auf den Schwarzhaarigen hinunter und grinste ihn mit dem Stängel im Mundwinkel an.

"Sieht man doch oder?!"

Der Kleine -er ging ihm wirklich nur bis zu den Schultern- erwiderte sein Grinsen und wollte etwas antworten, als ein lautes, quengelndes Handygebimmel sie beide zusammenzucken ließ.

Entnervt zückte der Knirps sein Mobiltelefon und nahm einen Anruf entgegen.

Arne hörte zu. Aber auch nur ein ganz kleines Bisschen.

"Hey, Leo."

"Ne, auf'm Weg zur Arbeit."

"Vergiss es, das krieg ich nicht hin. Mein Terminplaner ist vollkommen voll und langsam brauch ich auch was Freizeit."

"Hmm...Wenn du das sagst...Ja...Stimmt schon...Hast Recht..."

Arne beobachtete amüsiert, wie der Kleine auf seiner Unterlippe kaute und ziemlich unsicher wirkte.

"Aber du hast es mir doch versprochen!"

Er hob eine Augenbraue und sog wieder an seinem Zigarillo.

/Ärger mit dem Lover, Sunnyboy?!/

"Na gut...dann holen wir das nach! Aber versprich mir, am Montag mit mir noch einmal zu lernen! Vergiss nicht, dass ich am Dienstag die Französischarbeit schreibe!...Gut?...Prima! Dann bis dann!"

Mit einem Lächeln legte der Knirps auf und grinste Arne an.

"Und? Noch irgendwelche Fragen?"

Arne grinste ihn an.

"Ärger mit dem Lover?!"

Der putzige Schwarzhaarige seufzte auf und fuhr sich durch die ohnehin schon verstrubbelten Haare.

"Schön wär's..."

Er nickte nur.

Wenn er doch auch wenigstens jemanden hätte mit dem er Ehekrach proben könnte!

/Vielleicht Timo...?/

Er schlug die Augen nieder und zerdrückte den Zigarillostummel am Rohr des Planschildes.

/Vergiss ihn!/

Ein Bus kam um die Ecke.

"Ah! Das ist meiner!"

Arne schaute auf. Nein, mit dem Ding konnte er nicht fahren.

"Tja, dann trennen sich jetzt unsere Wege."

"Hmm...Schade! Du bist echt sympathisch!"

Das breite, freche Grinsen des anderen hob irgendwie Arnes Laune.

Der Kleine winkte ihm zu und trat dann zum Eingang des Busses, bevor Arne auch nur einen Schritt tun konnte.

Irgendwie breitete sich in ihm plötzlich eine unglaubliche Panik und Hetze aus.

/Verdammt! Jetzt verpatz das doch nicht auch noch!/

Arne beobachtete, wie der Knirps bezahlte, sich einen Platz an seiner Fensterseite suchte und ihn von drinnen breit angrinste.

Mit einem Sprung war Arne am Fenster des Busses und deutete auf das Oberlicht der Fensterscheibe. Er wollte wenigstens noch etwas wissen!

Der Kleine verstand, sprang ebenfalls auf und öffnete das Fenster.

"Was denn?!"

"Wie heißt du?!"

Die Frage verlor sich im Rattern der Busmotoren, die auf einmal ansprangen.

"Hä?!"

Arne versuchte gegen den Krach anzubrüllen.

"Dein Name?!"

"Kim Santling! Und du?!"

"Arne Rüder!"

Doch er bezweifelte, das der kleine Kimie ihn verstanden hatte, denn in dem Moment, in dem er zurückgebrüllt hatte, war der Bus zischend losgefahren.

Arne seufzte schwer und starrte dem Bus nach.

Das war jawohl vollkommen in die Hose gegangen.

/Ich sollte Nachhilfe nehmen...Wie reiße ich mir einen Typen auf, kurz nachdem ich von meinem Herzblatt verlassen wurde?!/

Arne ärgerte sich jetzt wirklich über sich selbst.

Nicht nur, dass er nicht genug über den Kleinen herausgefunden hatte um ihn irgendwie wieder zu sehen, sondern auch, weil er Timo einfach mit jemand anderem hatte ersetzen wollen. Jedenfalls hatte er das für mindestens einen Augenblick gewollt.



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