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Hundeyoukai unter sich

Die zweite Staffel
von

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Die Bestie der Tiefe

Hallo,
 

ganz lieben Dank für eure Kommentare.
 

Es geht weiter und ich hoffe, dass es euch auch gefällt....
 


 

11. Die Bestie der Tiefe
 

Sesshoumaru hatte die leisen Worte gehört, die Shiro gesagt hatte, als er in den Tempel hineinlief. "Aishiteru, aite." Während er hastig begann, die einzelnen Kammern und Räumen nach zurückgebliebenen Magiern zu durchsuchen, stellte er fest, dass er äußerst verwundert war. "Ich liebe dich von ganzem Herzen" von einer Youkaiprinzessin zu hören war extrem ungewöhnlich Und "aite", Gefährte, hätte sie ihn nur nennen dürfen, wären sie verheiratet gewesen. Was sollte das?
 

Er lief weiter durch den Tempel, mit gezogenem Schwert. An der tiefen Grube blieb er kurz stehen. Seine Nase verriet ihm, dass hier Menschen von Hunden zerrissen worden waren, noch nicht sehr lange zuvor. Auch Inuyasha war hier gewesen. Hatten die Magier ihn gezwungen, da zuzusehen? Dann wäre er bestimmt wütend gewesen. Der Youkaifürst drehte sich um, suchte den Weg in das Labyrinth. Er musste sich beeilen. Zum einen würde Shiro irgendwann ihr Youki in der Abwehr erschöpft haben, die überlebenden Magier ihm im Rücken sein, zum zweiten durfte Inuyasha nicht geopfert werden, sollte nicht die Bestie der Tiefe erwachen. Und aus dem Berg hörte er Geräusche, fühlte etwas wie ein leichtes Beben. War diese Bestie etwa schon am Erwachen? Dann würde ein Kampf gegen sie schwerer werden.

Er fand endlich einen Gang hinunter. Nach vielleicht zehn Metern ging ein Stichgang nach rechts ab. Er bog sofort ein, um zu überprüfen, ob dort vielleicht jemand war. Die Magier hatten heute so überraschend viel Youki mehr gehabt, dass er es sich nicht leisten konnte, einen von ihnen im Rücken zu haben, während er gegen die Bestie kämpfen würde. Gestank stieg ihm in die Nase. Unrat, Blut und seltsame Hunde. Dann erreichte er ein Gitter. Dahinter befand sich das große Loch, in dem diese Hunde gewöhnlich lebten. Zwei waren noch hier, der ursprünglichen vier, aber das konnte er nicht wissen. Er wusste nur, dass diese Hunde nicht auf ihn losgelassen werden sollten, da er sie nicht kontrollieren konnte, und hob sein Schwert. Aus der Klinge von Tokejin drangen Strahlen seiner Energie. Die beiden Hunde wurden einfach zerrissen.

"Nein! Was tust du da mit meinen Lieblingen!"

Sesshoumaru fuhr herum. Also doch! Ein Magier war vor ihm aufgetaucht. Sofort schlug er aus der Drehung zu.

Die vermummte Gestalt ging zu Boden. Noch im Fallen keuchte der Magier auf: "Warum tust du das? Warum bist du hier?"
 

Während der Hundeyoukai über ihn sprang, weiterlief, dachte er bei sich, dass das eigentlich eine gute Frage war. Warum war er im Grunde hier? Was wollte er auf dieser Insel, in diesem Tempel? Die Berggöttin von Halel hatte ihn auf diesen Weg geschickt, als er sie um Rat anging, wie er stärker werden konnte als sein Vater. Er hatte eigentlich angenommen, dass sein Vater auf dieser Reise so stark geworden war, vielleicht nach dem Kampf gegen die Bestie.

Aber nun hatte er plötzlich Zweifel. Während er die gewundene Treppe fand, in alle Ecken und Nebenräumen sah, dachte er weiter nach. Sein Großvater, sein Vater waren hier hergekommen, um seine Großmutter, ein Familienmitglied zu retten. Warum war er hier? Eigentlich war es ihm vollkommen egal gewesen, ob Inuyasha geopfert werden sollte oder nicht. Er hatte sich nur für das "nicht" entschieden, um die Bestie nicht stärker werden zu lassen, als unbedingt nötig, da er gegen sie kämpfen wollte. Aber nun hegte er plötzlich Zweifel, ob das sein Vater je so gesehen hätte. An seinen Großvater konnte er sich kaum erinnern, aber vermutlich hätte er dieses Motiv auch nicht sonderlich geschätzt.

Sesshoumaru musste plötzlich an die Gedanken denken, die Gefühle, die er von Inuyasha empfangen hatte. Er war ihm doch ähnlicher, als er je zuvor gedacht hätte. Und während er wieder über die Treppen hinunterlief, wurde ihm bewusst, dass Inuyasha, hätte ihm jemand gesagt, er, Sesshoumaru, sollte hier geopfert werden, vermutlich nie gezögert hätte, ihn rauszuholen. Aus keinem anderen Grund, als weil er sein Bruder war, das Blut ihres Vaters in sich trug.

Verdammt, dachte der Youkaifürst plötzlich. Genau das ist es. Inuyasha ist das einzige Lebewesen, das noch das Blut meines Vaters in sich hat. Und ich habe nur aus praktischen Erwägungen verhindern wollen, dass er stirbt. Sicher, er hat das Blut von Menschen in sich...aber auch das Blut meiner Familie, unseren Stolz, unser Ehrgefühl. Ich habe in ihm immer das Halbblut gesehen und ihn wegen der Hälfte seines Blutes verachtet. Und dabei die andere Hälfte vollkommen übersehen.
 

Das führte zu etwas anderem.
 

Auch Shiro hatte er vorgeworfen, schlechtes Blut zu haben, da ihr Vater ein Verräter sei. Aber die andere Hälfte in ihr, ihre Mutter, war die Schwester seines eigenen Vaters gewesen. Auch diese Hälfte hatte er vollkommen übersehen. Ich bin sträflich blind gewesen, dachte er plötzlich. Vater, du wärst sicher nicht zufrieden mit mir. Du hast immer die Familie gerettet, Familienmitglieder beschützt. Und ich bin jetzt hier in einer fatalen Lage. Ich habe meine Braut, meine Verlobte, die ich hüten sollte, oben gelassen, lasse sie einen Kampf kämpfen, den sie kaum gewinnen kann. Drehe ich um und helfe ihr, wird dort unten mein Bruder geopfert und die Bestie der Tiefe wird erwachen. Rette ich Inuyasha, besteht die Aussicht, dass Shiro stirbt. So oder so habe ich versagt. Ich habe die beiden Wesen hier, die meine Familie sind, auf die ich aufpassen sollte. Und ich kann sie nicht beide beschützen. Ich habe versagt, Vater. Du hast mich damals gefragt, was ich beschützen will und ich meinte, nichts. Ich habe es nicht verstanden, was du damit sagen wolltest. Jetzt weiß ich es. Inuyasha hat es schon viel eher begriffen.
 

Er blieb für einen Moment stehen, starrte in den Mittelschacht, als er erkannte, dass sich dort etwas bewegte. Mit leisem Grausen erkannte er die Puppenhülle eines riesigen Insekts. Etwas pulsierte darunter. War diese Bestie schon am Erwachen? War Inuyasha schon geopfert worden? Aber seine empfindlichen Ohren hörten von weiter unten noch das Murmeln von Gebeten. Es konnte noch nicht vorbei sein. Er rannte weiter, vorbei an den seltsamen Fledermausflügeln der Bestie, als er plötzlich etwas witterte, das ihn noch schneller werden ließ. Unverkennbar das Blut seines Halbbruders.
 

Auf dem letzten Treppenabsatz blieb Sesshoumaru stehen. Das Bild, das sich ihm bot, würde er wohl nie wieder vergessen können.

Vor ihm dehnte sich eine riesige Höhle, die sich nach oben in den Schacht öffnete, wo sich die Bestie der Tiefe befand. Gut fünfzig dieser vermummten Gestalten knieten auf dem Boden der Kaverne, die Hände nach vorn ausgestreckt. Auf einem Schacht lag ein Holzkreuz, an das Inuyasha gefesselt war. Dieser starrte hinauf, wo sich zwei Fangarme gegen ihn ausstreckten, mit Krallen daran. Sie hatten ihn wohl schon verletzt, denn sein bloßer Oberkörper zeigte tiefe blutende Kratzer. Aber was den Hundeyoukai so berührte, war der Ausdruck in den Augen seines Halbbruders. Da war nur eines zu erkennen: der unbeugsame Wille, irgendwie durchzuhalten, irgendwie doch noch zu überleben.

Mein kleiner Bruder...dachte er und fragte sich unwillkürlich, ob er in dieser Lage auch diesen Mut aufgebracht hätte. Wohl schon, schließlich war er Sesshoumaru, aber trotzdem...

Der Hohepriester sah auf. Mit einer lauten Stimme sagte er: "Unserem Herrn gefällt das Blut der Hundeyoukai! Freut euch, meine Brüder, denn jetzt wird er das Herz der Menschen nehmen!"

"Keh!" machte Inuyasha kaum hörbar, starrte aber wieder mit zusammengebissenen Zähnen hinauf, wo sich die Krallen ihm näherten.

Sesshoumaru verstand. Noch hatte ihn niemand bemerkt. Er hob sein Schwert, verband seine Energie damit. Dies war die beste Gelegenheit, möglichst viel Schaden anzurichten. Und wenn er das so recht einschätzte, kamen die Fangarme diesmal, um zu töten. Er ließ sein volles Youki quer durch den Raum jagen.

Sicher fast dreißig der Magier waren tot, ehe sie auch nur wussten, dass sie angegriffen worden waren. Die Energie zerriss die unteren Teile der Fangarme- und auch das hölzerne X, an das Inuyasha gefesselt war, der so allerdings auch seinen Teil des Youki abbekam. Er stürzte die drei Meter in den Schacht.
 

Für einen Moment blieb der Hanyou regungslos auf dem Boden des Lochs liegen, verwirrt durch den Umschwung, mitgenommen durch die Dämonenenergie...und fassungslos. Er erkannte den Geruch, die Energie. Sesshoumaru?! Das konnte er nicht glauben. Aber, warum nicht, dachte er plötzlich und raffte sich mühsam zum Knien auf. Nur dieser Idiot würde es fertig bringen, bei einer Rettungsaktion den ungeliebten Halbbruder gleich mit umzulegen. Oder was hatte das hier werden sollen? Er hörte von oben Kampfgeräusche, witterte, dass der Hundeyoukai gegen die noch überlebenden Magier kämpfte. Inuyasha sah hinauf. Die Fangarme der Bestie näherten sich ihm wieder und er wusste von zuvor, dass sie bis hier unten reichten. Nun waren sie allerdings deutlich kürzer, aber er wollte nicht ausprobieren, ob das bedeutete, dass er hier in Sicherheit war. Mühsam blieb er knien, tastete nach Tessaiga. Seine Arme und Beine wollten ihm nicht gehorchen. Zu lange waren sie so seltsam gefesselt gewesen. Aber ihm war klar, dass er hier mitkämpfen musste. Allein hätte selbst Sesshoumaru gegen diese Magier plus ihr Haustier keine Chance. Flüchtig überlegte der Hanyou wie sein Halbbruder eigentlich durch diese ganzen Bannkreise gekommen war, beschloss aber, das auf später zu verschieben, als die Fangarme sich ihm immer mehr näherten. Er musste etwas tun und zwang alle Kraft, alle Beweglichkeit, die er aufbringen konnte, in seine Hände. Er aktivierte sein Schwert, suchte die Windnarbe, als er hinaufsah. Erneut begegnete er diesen seltsamen Facettenaugen der Bestie, aber diesmal pulsierte Tessaiga in seiner Hand, diesmal hatte er keine Angst mehr. Diese überdimensionierte Fangheuschrecke oder was auch immer das war, würde gleich sehen, mit wem sie sich hier eingelassen hatte. "Kaze no kizu..." In seinen Angriff legte er all seine Wut, die er bei den Opferungen dieses Tages empfunden hatte.

Die Bestie der Tiefe erkannte, dass da etwas auf sie zuraste und riss die Fangarme hoch, um sich zu schützen, aber die Energie traf sie am rechten Auge. Einige der Facetten erloschen.
 

Gut, dachte Inuyasha. Auch, wenn ich hier in diesem dämlichen Loch bin und noch immer nicht aufstehen kann...ich mache sie fertig. Ist sie erst einmal blind, kann man sie leicht umbringen.

Etwas wie ein Beben erschütterte das Labyrinth, als sich die Bestie im Schmerz wandte. Inuyasha guckte wieder hoch. So würde das klappen. Er müsste nur lange genug mit Tessaiga angreifen. Er entdeckte seinen Halbbruder am Rande des Schachtes, der ihn seltsam ansah.

"Was treibst du da unten?"

"Ich kann nicht aufstehen. Was hast du Idiot dir eigentlich dabei gedacht, mich voll mitzuerwischen?"

"Du wärst tot, wärst du auf dem Holz geblieben."

Das stimmte, das wusste auch der Hanyou. Aber er fragte doch noch, während er Tessaiga erneut seitwärts hielt, versuchte, wieder die Windenergie zu sammeln: "Was haben dir die Magier denn getan?"

Sesshoumaru war für einen Augenblick irritiert, ehe er begriff, dass Inuyasha gar nicht in Erwägung zog, er sei hier, um ihn zu retten, sondern nur, weil er selbst eine Fehde mit den Magiern hätte. Er trat ein wenig zurück, um die Windnarbe nicht abzubekommen. Während er empor zur Bestie blickte, sagte er gelassen: "Sie haben meinen Bruder entführt."

Inuyasha war so verblüfft, dass er für einem Moment lang wirklich annahm, er habe zwei Halbbrüder, ehe er verstand, dass damit wohl er selbst gemeint war. Er griff wieder die Augen an, sah, wie Sesshoumaru emporsprang, seitwärts einen Energieangriff auf die Bestie losließ, wohl auf deren linken Flügel. Das Untier wandte den Kopf zu dem Hundeyoukai, öffnete den Mund. Ein Feuerstrahl schoss heraus. Der Youkaifürst machte einen raschen Überschlag in der Luft, um auszuweichen.
 

Die Brüder stellten unangenehm berührt fest, dass diese Bestie auch noch angreifen konnte. Das würde hart werde, zumal die Fangarme gerade wieder auf Inuyasha losschossen, versuchten, ihn zu erreichen. Offenbar hatte dieses Wesen nach wie vor die Absicht, ihn zu fressen, um ihre volle Energie zu bekommen. So schleuderte er ein erneutes kaze no kizu empor. Wieder gegen das schon betroffene linke Auge. Wenn er es zumindest auf einem Auge blind machen könnte, wäre es für die Halbbrüder einfacher.

Sesshoumaru hatte zwischenzeitlich festgestellt, dass sein Energieangriff an dem Panzer oder was auch immer das war, abgeprallt war. So käme er nicht durch die Verteidigung der Bestie. Somit verstand er langsam, warum das so schwierig war, dieses Wesen zu besiegen. Und er gewann eine Vorstellung davon, was mit allen Youkai und Menschen geschehen würde, würde dieses Geschöpf auf die Welt losgelassen. Inuyasha saß da unten in diesem Loch zwar fest, weil er aus irgendeinem Grund nicht aufstehen konnte, aber er hatte so die Möglichkeit, diese Bestie zu blenden. Und er nutzte sie. Sesshoumaru stellte mit gewissem Erstaunen fest, dass sein kleiner Bruder tatsächlich seinen Teil des Kampfes übernahm, so, wie er es von Shiro auch erwartet hatte und erwarten konnte. Hatte er sich wirklich so verrechnet, die beiden einzigen Wesen verachtet, die ihm bedingungslos loyal zur Seite standen...und annähernd seine Macht erreichten? In jedem Fall war es kampftaktisch wichtig, dass dieses Ungeheuer nicht Inuyasha fressen konnte, nicht voll erwachen konnte- und dass sein Bruder weiterhin angreifen konnte. Also müsste er Entlastungsangriffe starten, auch, wenn er selbst mit Tokejin nicht durch diesen Panzer kam. Aber es würde genügen, um das Monster immer wieder von dem Hanyou abzulenken, dem die Möglichkeit zu geben, weiter die Augen zu attackieren, die einzige Schwachstelle, die dieses Wesen zu haben schien.

So sprang er erneut hoch, schlug die Klinge in einem flirrenden Bogen. Sein Youki schoss wieder auf den seltsamen Fledermausflügel los, wurde aber, wie zu erwarten war, reflektiert. Während er zurücksprang, weich landete, dachte er nach. War es ihm nur so vorgekommen, oder war diesmal nicht alles zurückgeworfen worden? Dann wäre das eine zweite Möglichkeit, die Bestie der Tiefe zu schwächen. Inuyasha jagte ebenfalls gerade einen erneuten Angriff empor. Da er sich nicht von seinem Bruder zurücksetzen lassen wollte, attackierte auch der Youkaifürst wieder. Im gleichen Moment erkannten beide, dass die Bestie nicht dumm war. Sie hatte das System hinter ihren Angriffen durchschaut. Die beschädigten Fangarme schossen wieder los, diesmal allerdings nicht gegen Inuyasha, sondern gegen Sesshoumaru. Der begriff es, versuchte noch in der Luft, auszuweichen. Der eine Fangarm griff dadurch fehl, der andere traf ihn allerdings mit voller Gewalt an der linken Schulter. Unwillkürlich stöhnte der Hundeyoukai auf, als die Wucht des Aufpralls ihn rückwärts schleuderte, er am Knacken hörte, dass sein Schulterschutz, wohl auch ein Teil seiner Rüstung, geborsten war.

"Keh!" murmelte Inuyasha und schwenkte hastig Tessaiga, um wieder einen Angriff der Windnarbe zu starten, die Bestie von Sesshoumaru fernzuhalten. Er hockte hier unten in dem Loch. Hochzuspringen war im Augenblick noch immer nicht möglich und er brauchte die Hilfe seines Halbbruders. In der gleichen Sekunde sah er, dass sich der Mund der Bestie wieder öffnete. Die noch funktionsfähigen Facetten musterten ihn und er wusste, dass diesmal er den Feuerstoss abbekommen würde. Instinktiv riss er die Arme sichernd hoch, als die Flammen auf ihn zurasten. Sein Gewand aus Feuerrattenhaaren war feuerfest und schützte ihn so vor dem vollen Angriff. Dennoch sah er etwas rußgeschwärzt aus, als die Attacke vorbei war. Verdammt, dachte er. Ich sitze hier unten direkt unter ihrem Maul. Ich muss hier raus...! Er stützte sich auf Tessaiga ab, als sich etwas um seine Taille legte.

Erschrocken zuckte er zusammen, erkannte dann, dass Sesshoumaru hinter ihm war, mit ihm hochsprang. Was sollte das denn? Langsam verstand der Hanyou die Welt nicht mehr. Seit wann neigte sein älterer Bruder denn zu Hilfsaktionen? Er fühlte sich losgelassen und glitt zu Boden, da seine Beine ihm noch immer nicht so recht gehorchen wollten. Er blickte zu dem Youkai auf. Dessen Rüstung war gebrochen, hatte ihn aber wohl soweit geschützt. Aber auch sein Atem war nicht mehr so ganz ruhig. Dieser Kampf schien selbst an Sesshoumaru zu zehren.

"Das linke Auge ist schon fast zerstört. Greif weiter an!" Mit diesem Befehl sprang der ältere Bruder wieder empor, versuchte erneut, den linken Fledermausflügel anzufallen.

Inuyasha unterdrückte seinen Fluch, da er wusste, dass er Recht hatte. Tessaigas Attacken hatten es schon fast geschafft, die Bestie auf dem linken Auge zu blenden. War das erst einmal gelungen, würde die nicht mehr so gut zielen können, wie gerade eben, als sie erneut Feuer gegen Sesshoumaru spuckte, der nur durch einen Überschlag ausweichen konnte. So ließ der Hanyou erneut ein kaze no kizu los, mit aller Kraft. Er brauchte nur an die armen Menschen denken, die da oben den Hunden vorgeworfen worden waren, die armen Hunde; die diese Bestie hier gefressen hatte....und an das, was sie anrichten würde, wäre sie endgültig wach.

Beiden war klar, dass die Bestie der Tiefe noch nicht mit voller Kraft kämpfen konnte, da ihr Hinterleib noch immer in dem Puppenpanzer steckte, auch die Fledermausflügel noch nicht ausgebreitet werden konnten. Sesshoumaru überlegte kurz, seine wahre Gestalt anzunehmen, da er so mächtiger war, aber so groß die Höhle auch sein mochte: er würde sich so eher selbst behindern. Es half nicht, er müsste weiter mit Tokejin angreifen, zumal er glaubte, wahrzunehmen, dass sich in dem Fledermausflügel Risse bildeten. Hatte die Bestie keine Flügel und keine Augen mehr, gab es keine Magier mehr, war vielleicht mehr als tausend Jahre die Welt sicher.
 

Die dauernden Angriffe waren ermüdend, zumal außer der Tatsache, dass die Bestie nun auf einem Auge blind war, kein sichtbarer Erfolg zu erkennen war. Das rechte Auge schützte sie nun mit den verbliebenen Fangarmen, drehte auch ihren Kopf rasch weg, sobald sie Feuer gespuckt hatte. Inuyasha war inzwischen aufgestanden, obwohl er müde war, keuchte. Aber er wollte und durfte nicht nachlassen. Die Erinnerung an diese Menschenfamilie war genug Motivation. Er ließ erneut die Windenergie los, rutschte aber ein wenig auf dem Höhlenboden aus, da er in eine Blutlache getreten war. Das kaze no kizu lief nicht gegen das rechte Auge der Bestie, wie es geplant war, sondern mehr nach links- Richtung Sesshoumaru. Dieser witterte sofort, was da seitlich auf ihn zukam und fuhr herum, riss den Schwertarm hoch. Tokejins Energie prallte direkt auf die Tessaigas. Für einen Moment schienen sie sich aufzuheben, ehe beide miteinander verschmolzen und in die Höhe fuhren- auf die Bestie zu. Die Brüder konnten nur zusehen, als der gemeinsame Angriff auf die Schulter des Wesens traf. Es gab ein helles Aufleuchten, dann fiel der Flügel hinunter. Der Hundeyoukai sprang gerade noch zurück.

Normalerweise hätte er seinen jüngeren Bruder für diesen missglückten Angriff zur Rechenschaft gezogen. Das war haarscharf gewesen. Aber nun hatten sie dadurch einen Weg gefunden, diese Bestie ein für alle Mal zu erledigen. Er drehte sich um. Inuyashas Ohren zuckten, verrieten seine Nervosität. Er wusste, was Sesshoumaru von solch einem Fehler hielt.

"So geht es." Der Youkaifürst kam neben den Hanyou: "Wir müssen die Energien vereinen. - Wenn du noch welche hast."

"Keh!" Inuyasha hob sein Schwert: "Ich sehe wohl noch besser aus, als du."

Das stimmte nur bedingt, sahen beide doch schon mitgenommen aus, bei beiden war der Atem schwer geworden. Aber beide wollten nicht aufgeben. Die Bestie der Tiefe spürte, dass sich da unten erneut Unheil zusammenbraute und sah zu ihren Gegnern, öffnete wieder den Mund, um Feuer zu speien. Noch hatte sie genug Energie dafür. Die Brüder sprangen auseinander, um dem Strahl zu entgehen, wendeten aber noch in der Landung. Der gemeinsame Angriff erfolgte seltsam koordiniert, als hätten sie es schon hundertmal geübt. Die Energiewelle, die auf die Bestie zuraste, war so groß, dass diese etwas wie einen schrillen Schrei von sich gab.

Als das Licht erlosch, starrten die beiden nach oben.

"Sie ist weg...?" brachte Inuyasha hervor.

"Nein. Sie hat sich nur drastisch verkleinert." Sesshoumaru konnte in der Schwärze über ihnen noch etwas erkennen: "So muss es auch vor tausend Jahren gewesen sein."

"Vater war hier und hat gegen die Bestie gekämpft."

"Und Großvater. - Darum brauchten die Magier tausend Jahre um sie wieder zu ihrer Größe zu bringen. Aber diesmal wird sie niemand mehr füttern. - Komm."

"Wohin?" Aber Inuyasha folgte seinem großen Bruder, der sein Schwert weg schob. Der Hanyou behielt Tessaiga in der Hand, stützte sich beim Treppensteigen immer wieder darauf ab.

Normalerweise hätte Sesshoumaru eine Bemerkung dazu gemacht, eines der mächtigsten Schwerter der Welt als Stock zu benutzen. Aber er musste sich selbst ab und an an der Höhlenwand abstützen. Sein Youki war ziemlich niedrig geworden. Mit leisem Unbehagen wurde ihm klar, dass er für Shiro nicht gerade eine Hilfe wäre, wenn sie oben ankämen. Aber die Youkaiprinzessin musste ihren Teil gut erledigt haben. Kein einziger Magier war bislang in diesen Höhlen aufgetaucht.
 

Der Weg nach oben, in den Tempel, schien den beiden endlos zu dauern. Dort empfing sie Schweigen. Da war kein Kampfgeräusch zu hören, kein Youki zu erspüren. Ohne sich umzusehen ging Sesshoumaru zu dem Säulengang vor dem Tempel. Inuyasha folgte ihm, ohne zu fragen. Beide starrten auf das Bild, das sich ihnen bot. Rechter Hand war eine Kammer, in der wohl ein seltsamer Mechanismus verborgen gewesen war. Zwei Magier lagen tot darin, der Mechanismus war zerstört. Links war ein anderes der Ordensmitglieder, Shiros Schwert im Leib. Sie selbst lag in der Mitte, das Gesicht nach unten, regungslos. Ein Blick hinaus verriet, dass die Treppe mit Magier übersät war. Kein einziger war entkommen.

"Shiro?!" Inuyasha war mehr als überrascht, hatte er doch nie damit gerechnet, dass sein Bruder in Begleitung gekommen war- und dann auch noch in dieser. Er wankte mehr als er ging, zu der Youkaiprinzessin, ließ sich neben ihr auf die Knie nieder und drehte sie vorsichtig um. "Shiro? Was ist hier nur geschehen. - Wach auf."

Sesshoumaru warf noch einmal einen Blick herum, als er erriet, was sich hier für ein Drama abgespielt haben musste, ehe er herankam, die Hand an den Schwertgriff legt.

Inuyasha sah auf- und begriff: "Tensaiga? - Sie ist tot?" Das konnte doch nicht wahr sein? Was war denn auf einmal mit den Youkai los? Sein Halbbruder kam, rettete ihn- und das mit seiner ungeliebten Braut, die offenkundig bei der Befreiungsaktion ihr Leben riskiert hatte.

"Ja. - Und Tensaiga nutzt hier nichts." Er konnte das Pulsieren des Schwertes nicht spüren, also konnte es ihm hier nicht helfen.

"Aber warum?" Der Hanyou hielt Shiro noch immer im Arm. "Ist es, weil Tensaiga das Leben der Schwachen schützt? Ist sie zu stark dafür?"

Sesshoumaru ließ sich auf ein Knie nieder, betrachtete seine Braut: "Sie hat erschöpfend gekämpft. Irgendwann am Schluss wollte der Magier links an ihr vorbei. Sie hatte nicht mehr genug Youki, um ihr Schwert zu aktivieren. So hat sie es wohl geworfen, um ihn zu töten. Im gleichen Moment muss sie bemerkt haben, dass es eine Falle war, auf der anderen Seite die beiden in die verborgene Kammer liefen, um irgendeinen Mechanismus zu aktivieren. Ich vermute, sie hatte nicht die Kraft mehr, aufzustehen. So hat sie alles Youki, das sie noch hatte, in einen Energieball gesteckt und die Kammer explodieren lassen. - Tensaiga könnte ihre Seele zurückbringen. Aber sie würde den Körper sofort wieder verlassen. Ohne Youki kann kein Youkai existieren."

Das war vermutlich die längste Rede, die Inuyasha je von seinem Halbbruder gehört hatte. Aber er fragte doch: "Kann man denn gar nichts tun um sie doch noch zu retten? Es muss doch etwas geben! - Alles Youki? Ich hätte nicht gedacht, dass das möglich ist. Etwas bleibt doch immer..."

"Man braucht dafür sehr große Selbstbeherrschung und einen starken Willen." Und das hattest du, dachte er. Es tut mir leid, Shiro. Ich habe dich nicht beschützt.
 

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Bevor mir jemand Drohungen schickt:

das nächste Kapitel heisst: Shiro.
 

bye
 

hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (31)
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Von: abgemeldet
2008-11-26T17:49:21+00:00 26.11.2008 18:49
Ich sage nur, das du wirklich phantastisch schreiben kannst.
Aber nun mach ich Schluss mit meinen Kommies
JLP
Von:  astala7
2008-01-11T13:37:14+00:00 11.01.2008 14:37
hm, also entweder kommt dieser komische Kristall zum Einsatz, oder Seshoumaru gibt ihr etwas von seinem Youkai - vllt durch Mund-zu-Mund-Beatmung?^^
Von:  don-kun
2006-12-29T20:31:37+00:00 29.12.2006 21:31
neeeeeiiiiiin!!!!! Shiro ist tot!? Na, vielleicht bleibt sja doch nicht so. ich hab da so ne idee. mal sehen und weiterlesen.
Von:  Teilchenzoo
2005-12-17T21:11:12+00:00 17.12.2005 22:11
Ssshhhhhhhhiiiiiiiiiiiiiiiiroooooooooooooooooooo!!!!!!!!!!! Das ist zu viel!!! *grade noch im Moulin-Rouge-Rausch bin* *snif* *Sturzbachtränen* Mach sie wieder lebendig!!!

Der Kampf war übrigens spitze^^!! Und die Einsicht, dass der werte Herr seinen Bruder doch mag ... *g* und Shiro ...die ja nun leider tot ist ... *funkel*

Bye ^^
Von: abgemeldet
2005-07-27T19:05:02+00:00 27.07.2005 21:05
Wirklich superspannend und so megaklasse geschrieben...Sesshy hat seine Gefühle entdeckt...das gefällt mir sehr...
Die beiden sind echt ein tolles Team...spitze
Warum bringen sie den Youkai nicht ganz um?
*flenn* Arme Shiroooooo *heul*
Aber sie war echt eine tapfere Youkai...öhm, Sesshy wird sie doch wieder heilen können, oder??
Ich lese doch gleich mal weiter *nick nick*
Von: abgemeldet
2005-06-05T21:51:12+00:00 05.06.2005 23:51
also ich fand das erstmal eine absolut geniale Idee die beiden Brüder zusammenarbeiten zu lassen und dann mit dem Auge durch die Angriffe zerstören.... mhhmmmmmm

und dann der gemeinsame Angriff. Coole Sache.

Aber das Beste war, als Sesshomaru erkannt hat, dass Inu und Shiro "gutes" Blut haben und die beiden seine "Familie" sind. Er somit erkannt hat, worauf es wirklich ankommt und welche Werte zählen. Das war wirklich sehr schön zum lesen und hat mich sehr gerührt.

Auch das offene Bekenntnis Shiro ihm gegenüber.... na wenn der nicht wenigsten versucht sie zu retten, dann....

ich les gleich weiter, also bis bald,
deine san79
Von: abgemeldet
2005-06-01T06:16:23+00:00 01.06.2005 08:16
Hallo!

So spät....^^´´
Tut mir wirklich sehr leid!
Und dann ist es auch noch so schwer etwas zu sagen, was noch nicht in einem anderen kommentar steht...
Also erstmal wieder ein Lob an deine Rechtschreibung und Grammatik! Absolut fehlerlos, das macht das Lesen gleich noch angenehmer.
Was mir dieses Mal auch positiv aufgefallen ist, ist die Verbindung von Beschreibungen, Gedanken und Handlungen. Das spielt alles so gut zusammen, das es fast gar nicht auffällt, sondern man einfach nur das Bild der jeweiligen Szene vor Augen hat.
Den Kampf hast du wirklich sehr gut beschrieben! So genau, ohne das die gedankengänge zu kurz kamen und dabei noch spannend!!
Es passiert immer so viel in deinen Kapiteln! Wie kommst du nur immer auf so komplexe Handlungsstränge?
Bis zum nächsten Kapitel!
Ciao

Pitri
Von:  Lizard
2005-05-31T09:43:06+00:00 31.05.2005 11:43
Eigentlich haben die meisten Kommentare schon gesagt, was ich noch dazu sagen könnte.
Schönes Kapitel, schöne Beschreibung der Gedanken Sesshomarus und sonstiger Gefühle, spannender Kampf, dramatisches Kapitelende, äh, was will man mehr?
Vielleicht nur zu kurz (*grins*, *gerne noch viel mehr gelesen hätte...*, ;)).
Brauchen wir zum nächsten Kapitel Taschentücher? (Bitte dann vorwarnen!)
Naja, irgendwie glaube ich nicht, dass Shiro jetzt endgültig tot ist?!? Wird wohl doch etwas anders ausgehen...
Sehr gespannt bin!
MfG
Von:  Ayaka_chan
2005-05-29T17:43:46+00:00 29.05.2005 19:43
*nicht da gewesen ist*
cool^^ sesshomaru verändert sich zwar, aber das ist okay, find ich. ich hab da schon ne vermutung, wie die das mit shiro machen könnten, aber ich lass mich überraschen xD ein glück für inu, das er da wieder raus ist^^
Von:  KittyKathi
2005-05-27T18:16:09+00:00 27.05.2005 20:16
Mach dasss sie wieder lebt!!!
BOa mach das sie wieder lebt!! Nun is sessi schon lieb und zahm gewordn, aber seine doch nicht so ungeliebte braut stirbt einfach .Das geht nicht... MAch das sie weider lebt und zwar schnell *messer aus der schublade hol und es dir an den hals halt* Schnell XD

GvKM Neko-Girl


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