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Hundeyoukai unter sich

Die zweite Staffel
von

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Im Lager der Ogre

Hallo,
 

danke für euer Mitlesen und natürlich insbesondere für die, die mir ssagen,was ihnen gefallen hat, oder unlogisch war, meine lieben Kommischreiber!
 

Zwei Hundeyoukai gegen zehn Berggeister?
 

Weiter geht es mit den kleinen Überraschungen auf dieser Reise.
 

7. Im Lager der Ogre
 

Für einen langen Moment starrten sich die beiden Gruppen stumm an, dann deutete einer der Berggeister auf Sesshoumaru: "Okrich, " sagte er.

Da keiner der Ogre den Streitkolben zur Hand nahm, zogen die Youkai ebenfalls nicht die Schwerter. Vielleicht sollte das gar kein Angriff sein. Und wenn auch nur die Hälfte der Legenden stimmte, würden selbst sie sich gegen zehn Ogre hart tun. Nicht, dass sie nicht gewinnen konnten, aber ein Kampf würde Zeit- und Energieverlust bedeuten, vielleicht sogar Verletzungen.

"Okrich." Der Youkaifürst war sich nicht sicher, ob das einfach das Wort für "Guten Tag" sein sollte.

"Das bedeutet mächtiger, starker Youkai", erklärte Shiro unerwartet, ohne den Kopf zu drehen.

"Du sprichst ihre Sprache?"

"Nein. Unser Lehrer erzählte nur, dass seltsamerweise Ogre zwei Wörter für Youkai haben: hochrangige und einfache, obwohl die Arten selten miteinander Kontakt haben." Sie betrachtete den Halbkreis vor sich, der offenbar heftig miteinander diskutierte. "Sie scheinen dich richtig einzuordnen, obwohl du dein Youki unterdrückst."

Mit dieser Einschränkung hatte sie Recht. Das Deuten und das Wort Okrich galt nur ihm, nicht ihr. Sesshoumaru nahm die Hand vom Schwert.

Der Wortführer nickte ihm zu, brachte etwas wie eine leichte Verneigung zustande: "Okrich..." Er winkte.

Eine Einladung? Sesshoumaru war neugierig geworden. Woran erkannten ihn die Berggeister als starken Youkai, überhaupt, als Youkai? Und warum nicht Shiro? Weil sie weiblich war? Hatten sie noch nie einen weiblichen Youkai gesehen? Er spürte ihren Rücken plötzlich durch die Rüstungen an seinem: sie musste zurückgewichen sein. Er drehte sich etwas, erkannte auch den Grund. Die Ogre vor ihr hatten Streitkolben zur Hand genommen. Ganz offensichtlich beschränkte sich die Einladung auf ihn. Shiro hatte die Hand am Schwert, es aber noch nicht gezogen. Sie würde auf seinen Befehl hören.

"Lass", sagte er daher und legte die Hand auf ihre Schulter.

Die Berggeister starrten sie an. Aber keiner griff an. Nur der bisherige Wortführer kam näher, blieb etwas seitwärts stehen.

"Okrich...?" fragte er. Dann folgte etwas in seiner Sprache, dass die Youkai nicht verstanden.

Shiro betrachtete den Kreis um sie, schätzte Möglichkeiten, Angriffswege ab. Warum auch immer die Ogre Sesshoumaru achteten- sie schienen sie eher als potentiellen Feind zu betrachten. Mit dieser Geste hatte er zwar angedeutet, dass sie unter seinem Schutz stehe- aber würden das die Berggeister auch so sehen?

Der Youkaifürst blickte zu dem Wortführer, der mit seinen Leuten sprach, dann sich erneut angedeutet verneigte, seltsam genug bei einem schwarzen Wesen, dessen Haut eher einer Schlange ähnelte, und das so groß war, das selbst Sesshoumaru nur die Brust erreichte. "Okrich..." Er deutete in die Nacht, nickte eifrig, anscheinend, um anzudeuten, dass er mit ihnen gehen solle. Die anderen schoben die Streitäxte wieder weg, was Shiro ein wenig erleichtert zur Kenntnis nahm.

"Gehen wir mit", meinte Sesshoumaru.
 

So waren die beiden Hundeyoukai kurz darauf im nächtlichen Gebirge unterwegs, umringt von einer grimmig aussehenden Schar Berggeister.

Shiro nutzte die Gelegenheit, diese Wesen näher zu betrachten. Die Haut ähnelte einer glatten Reptilienhaut, auch die Augen ließen eher an eine Schlange denken, glitzerten aber in einem deutlich warmen Gelb. Alle trugen die gleiche Rüstung: Beinschienen, einen Brustpanzer und eine Art Panzer um die Hüfte, alles in hellem Metall gehalten. Trotz der Größe und Masse bewegten sie sich fast lautlos und sie erkannte an einzelnen Bewegungen, dass sie wohl sehr schnell werden konnten. Das waren Kampfmaschinen. Sie entsann sich der Legenden, nach denen die Berggeister von frühester Jugend an zum Kämpfen erzogen wurden. Früher sollte es sogar einmal welche gegeben haben, die als Leibgarden bei Fürsten dienten...menschlichen oder Youkai, aber das waren nur Gerüchte gewesen. Sie begegnete einem gelben Blick. Der riesige Ogre neben ihr schien sie ebenso neugierig zu betrachten- nicht nur sie selbst, sondern auch Sesshoumaru. Shiro blieb eng neben ihrem Begleiter. Sie nahm schwer an, dass sie, falls sie allein gewesen wäre, bereits einen Kampf zu überstehen gehabt hätte. Und allein gegen zehn Ogre- sie war ehrlich genug, sich einzugestehen, dass ihre Chancen nicht gerade gut gewesen wären.
 

Sesshoumaru bemerkte durchaus, dass sie an seiner Seite blieb und nahm an, dass sie damit betonen wollte, dass sie unter seinem Schutz stünde, um einem sinnlosen Kampf auszuweichen. Angst hätte er ihr nie unterstellt. Aber noch etwas fiel ihm zum ersten Mal auf: sie hielt sich zwar an seiner Seite, war aber immer den höfischen Respektsabstand von einem Schritt zurück. Sie war wirklich als Prinzessin ausgebildet worden und beachtete das automatisch. Nein, dachte er plötzlich. Sie wurde nicht einfach als Prinzessin erzogen. Sie wurde dazu erzogen, meine Gemahlin zu sein.

Er dachte an einen Tag vor sicher gut zweihundert Jahren, als sein Vater ihm ihren Vater und die Zwillinge vorgestellt hatte, gesagt hatte, diese junge Youkai sei seine Braut. Shiro hatte genauso überrascht ausgesehen, wie er selbst sich gefühlt hatte. Beide hatten es schleunigst verborgen. In den nächsten Tagen war ihnen erlaubt worden, sich beim Schwerttraining näher kennen zu lernen, immer in Anwesenheit der Väter. Sesshoumaru musste zugeben, dass sich Shiro seit jenem Trainingskampf deutlich verbessert hatte.
 

Die Wanderung führt zu einem ovalen Taleinschnitt in der Gebirgskette. Die Felswände stiegen hier vollkommen senkrecht empor, unmöglich, zu erklimmen. In diesem Tal brannten mehrere große Feuer, zeigten Hütten und Zelte. Eine Menge von Berggeistern drängte sich heran. Offenbar war die Nachricht schon vor ihnen angekommen. Das war ein Lager, fast schon ein Dorf. Die Hundeyoukai waren leicht überrascht, hatten sie bislang doch nicht gewusst, dass es derartiges gäbe.

Ein Raunen lief durch die Anwesenden. Immer wieder fiel das Wort "Okrich".

Während sie durch die Menge geführt wurden, fiel beiden auf, dass hier auch alle Ogre gleich aussahen, die gleiche Rüstung trugen. War das eine Armee? Das würde auch erklären, warum es hier keine Frauen zu geben schien, keine Kinder. Ein Kriegslager? Vielleicht gar gegen die Magier der Bestien? In jedem Fall wäre eine Unterhaltung angebracht.
 

An einer Stelle war anscheinend der Dorfplatz. Zwei riesige Feuer brannten an den beiden Enden. Auf der zu den Felsen liegenden Seite loderten Flammen auch in zwei Pfannen. Große Steine lagen dort, sechs an der Zahl, im Halbkreis der Felswand entlang. Auf drei saßen Ogre, die anscheinend höheren Ranges waren, sich nun erhoben.

Der Mittlere trat etwas den Ankömmlingen entgegen. Auf seinem Brustpanzer leuchtete ein Zeichen, das keiner der Youkai kannte. Er schien der Anführer zu sein.

Die Patrouille wich zurück, so dass die Gäste nun allein von dem Führungstrio waren. Der Anführer starrte Sesshoumaru an, ehe er etwas sagte.

Der erwiderte den Blick ruhig, obwohl er dafür leicht nach oben blicken musste. Der Ogre war selbst für einen seiner Art recht groß und gut einen Kopf höher als der Youkaifürst.

Der Anführer nickte: "Okrich..." Er sagte etwas und jemand eilte davon. Dann deutete der Befehlshaber ein wenig hinter sich zu den großen Steinen, die anscheinend als Sitzgelegenheiten für die Ranghöchsten dienten, sah wieder zu Sesshoumaru: "Okrich..."

Dieser verstand, dass er sich dorthin setzen sollte und war beruhigt. Das sah nach Gastfreundschaft aus und nicht nach einem Angriff. Zu zweit gegen ein ganzes Kriegslager von Berggeistern hätte problematisch werden können. Vielleicht hatte der Bote einen Dolmetscher holen sollen. So ging er langsam hin, ließ sich gemeinsam mit den drei Ogre-Führern nieder, an der rechten Seite des Häuptlings.

Shiro hatte sich nicht bewegt. Ihr war klar, dass diese Einladung nicht für sie galt und nahm an, dass sie aus irgendeinem Grund für rangniedriger eingestuft wurde. Vielleicht, weil sie weiblich war. Wer wusste das schon. So blieb sie ungerührt stehen.

Sesshoumaru betrachtete nun die Menge der Ogre. Sie starrten ihn alle mit gewisser Neugier an, soweit er das bei der Dunkelheit einschätzen konnte.

Der Anführer sagte etwas. Alle Berggeister wichen sofort zurück, seitwärts, an die Ränder des Dorfplatzes, so dass eine freie Fläche entstand, begrenzt nur von den zwei riesigen Feuern. Sesshoumaru sah, wie ein einzelner Ogre von der anderen Seite langsam in diesen offenen Bereich trat, sich gelassen hinstellte, den Streitkolben im Gürtel. Die Youkaiprinzessin hatte sich nicht bewegt, blickte noch immer zu ihm und den Anführern der Berggeister, so dass sie nicht mitbekommen haben konnte, was da auf sie wartete. Sie war zu selbstbeherrscht, um sich umzudrehen, Neugier zu zeigen.

"Shiro."

Sie guckte sofort zu ihm und er nickte leicht hinter sie. So drehte sie sich doch um. Als sie die freigelassene Fläche sah, den einzelnen Berggeist, der ihr gegenüberstand, begriff sie. Das hier sollte ein Kampf werden. Wollten die Ogre testen, wie stark sie war? Na schön. Gegen einen hatte sie Chancen. Sie legte die Hand an den Schwertgriff.

Der riesige Ogre nickte, fasste aber nicht den Streitkolben, sondern an den Gürtel. Ohne seine Gegnerin aus den Augen zu lassen, öffnete er ihn, nahm ihn ab und warf ihn samt dem Streitkolben seitwärts.

Die Youkaiprinzessin dachte nach. Glaubte er etwa, er würde mit ihr ohne Waffen fertig werden? Oder sollte das ein Kampf mit bloßen Händen werden? Etwas in ihr sträubte sich dagegen, mit dem Schwert gegen einen Unbewaffneten zu kämpfen, der sich seiner Waffe zuvor entledigt hatte. Überdies schien er auf etwas zu warten. Also doch, ein Duell ohne Waffen. Während sie ihr Schwert samt Scheide aus dem Gürtel zog, überlegte sie, was der Grund dafür sein konnte. Hatten die Berggeister gehört, dass es mächtige Schwerter gäbe und wollten kein Risiko eingehen? Oder vermuteten sie, dass sie beide ihr Youki unterdrückten und rechneten sich bei einem Kampf ohne Dämonenenergie gute Chancen aus? Oder warum sollte das sonst der Fall sein? Gleich. Sie musste gewinnen.

Sie drehte sich leicht, warf ihre Waffe knapp vor Sesshoumarus Füße, ehe sie sich wieder ihrem Gegner zuwandte. Er war fast zwei Köpfe größer als sie. An Kraft und Kondition war er ihr sicher überlegen. Und sie vermutete, dass er auch recht schnell sein konnte. Sie musste die Sache hier also rasch erledigen. Irgendwie musste sie es dabei auch schaffen, außerhalb seiner Reichweite zu bleiben: Hatten diese riesigen Hände sie erst einmal gefasst, nahm sie an, dass der Ogre sie buchstäblich in der Luft zerreißen konnte. Und sie durfte nicht ihr Youki zeigen. Sie waren schon nahe an dem Bereich, den angeblich die Magier beherrschten. Kämpfte sie mit voller Energie, so würde sie mit Großbuchstaben hinschreiben, dass hier ein starker Youkai sei. Das wäre unmöglich.

Dieser Kampf würde nicht einfach werden.
 

Sesshoumaru war etwas überrascht gewesen. Ein Duell? Und sogar ohne Waffen? Die Berggeister konnten doch unmöglich davon ausgehen, dass Shiro ein Mensch sei? Was sollte das? Er überlegte alle Legenden, die er je über dieses Volk vernommen hatte. Er hatte damals seinem Lehrer nicht gerade gut zugehört. Im Westen gab es keine Ogre und er war überzeugt gewesen, dass er sie besiegen könnte, träfe er mal einen.

Sie galten als sehr gute Kämpfer, wurden von frühester Kindheit an zum Kampf gedrillt. Shiro würde es sicher schwer gegen einen Gegner haben, der gewiss auch Ausbildung im waffenlosen Kampf besaß. Zumal, wenn sie ihr Youki nicht einsetzen durfte. Sie war vermutlich selbstbeherrscht genug, das nicht zu tun, aber es bedeutete ein Handicap für sie. Ogre waren...Jetzt fiel ihm ein, dass sie keinen Unterschied im Geschlecht kannten, besser gesagt, nur ein einziges kannten. Kein Wunder, dass sie sich fragten, warum seine Begleiterin ihm ähnlich und doch nicht war. Vermutlich nahmen sie an, dass sie eine andere Sorte Youkai sei, ein niederrangiger, vielleicht sein Diener. Und so diesen antesten wollten. Das führte zu einem anderen. Ein Test, ja. Er entsann sich plötzlich und blickte zu den beiden Gegnern, die sich gegenüberstanden, sich abzuschätzen schienen. Das war es. Shiro durfte den Ogre nicht töten, wollte sie hier lebend rauskommen. Aber sollte er es ihr sagen? Es galt unter Youkai für eine absolute Schmach, mischte sich einer in den Kampf eines anderen ein. Sesshoumaru war überzeugt, Shiro würde lieber tausendmal sterben, als eine solche Warnung von ihm zu bekommen. Sie war zu stolz dafür. Und sie war vielleicht auch klug genug, die Falle für sich zu erkennen und zu vermeiden. Denn unter Ogre war ein Kampf ohne Waffen nur ein Übungskampf, ein Training, in diesem Fall ein Test. Brachte jemand einen anderen dabei um, war das praktisch Mord, mit allen Konsequenzen, die das bei einem solchen Kriegervolk hatte.
 

Die Youkaiprinzessin musterte ihren Gegner nochmals. Er stand da, mit herabhängenden Armen, scheinbar massig. Sie musste herausfinden, wie schnell er war. An seiner Stärke brauchte sie nicht zu zweifeln. Er erwartete offenbar einen Angriff von ihr. Nun, das konnte er haben. Sie lief los, direkt auf ihn zu. Das Raunen der Zuschauer überhörte sie, voll auf den Gebirgsgeist konzentriert, der die Arme vor sich hochriss, um ihre Attacke abwehren zu können. Im gleichen Moment sprang sie jedoch hoch, überschlug sich über ihm in der Luft. Der Ogre konnte es kaum gesehen haben, als er auch schon seine Hände zu Fäusten ballte. Während sie mit dem Kopf nach unten direkt über ihm schwebte, schossen seine Arme empor, um sie zu treffen. Shiro hatte damit gerechnet. Ihre Hände legten sich auf die Fäuste ihres Gegners, als sie sich von seinem Schwung weitertragen ließ. Mit einem nochmaligen Überschlag landete sie gut drei Meter hinter ihm. Er fuhr herum.

So weit, so schlecht, dachte sie. Er ist stark, schnell, kampferfahren. Und vermutlich im waffenlosen Kampf besser geübt, als ich.

Sie hatte zwar angefangen, diese Methode zu trainieren, als sie erfuhr, dass Sesshoumaru sich weigerte, sie zu heiraten, sich dann aber auf Schwertkampf verlegt, um ihn schlagen zu können. Obwohl sie sich deutlich verbessert hatte, war sie ihm - und seinem Schwert Tokejin- unterlegen. Vom waffenlosen Kampf ohne Einsatz von Youki hatte sie nur wenig behalten. Ihr Trainer damals war sogar ein Mensch gewesen. Gegen einen Gebirgsgeist sah das etwas anders aus. Und vermutlich müsste sie ihn besiegen, ohne ihn zu töten. Brachte sie ein Mitglied des Stammes um, wäre die Frage, wie die Zuschauer reagieren würden. Und sie wollte nicht unbedingt ausprobieren, wie ihre Chancen gegen sicher gut 500 Ogre standen.
 

Ihr Gegner machte zwei lange Schritte auf sie zu, wollte nach ihr greifen. Sie schien vor Schreck auszurutschen, als ihre Füße seitwärts glitten. Aber sobald ihre Hände den Boden berührten, streckte sie sich und ihre Beine schlugen aus. Der Ogre riss sein Schienbein zurück, aber der Tritt traf noch sein Knie, wenn auch nicht so hart, wie es die Youkaiprinzessin geplant hatte. Sie schnellte außerhalb der Reichweite ihres Kontrahenten auf die Füße, wich ein wenig zur Seite, dann immer mehr, zwang dadurch den Gebirgsgeist, sich im Kreis zu drehen.

Dieser wusste inzwischen, dass sein Gegner- Gegnerin- ebenfalls recht schnell und kampferfahren war, und leistete sich nicht den Fehler, sie aus den Augen zu lassen. Als sie wieder auf ihn zukam, rechnete er mit einer raschen Attacke. Seine Hand fuhr durch die Luft und er schrie unwillkürlich triumphierend auf, als er ihr Gesicht erreichte.

Shiro hatte noch bemerkt, dass der Gegenangriff schon eingeleitet worden war, war aber zu spät zurückgesprungen. Ein tiefer Kratzer an ihrer Wange zeigte, wo sie die Kralle erwischt hatte. Sie schüttelte leicht den Kopf, um ihn wieder klar zu bekommen. Der Aufprall war erstaunlich hart gewesen. Da der Ogre wieder in bemerkenswertem Tempo auf sie zukam, wich sie aus. Sie musste erst wieder vollkommen klar sein.

So wurde der Kampf mehr zu einer Hetzjagd. Die Youkai rettete sich manchmal bloß durch ein rasches Beiseitehechten, schaffte sich nur durch Gegenangriffe Luft. Praktisch immer griff sie tief an, versuchte, durch Attacken auf die Beine des Gegners, diesen zu schwächen. Beulen und Risse dort, wo der Berggeist keine Rüstung trug, bezeugten einen gewissen Effekt ihrer Strategie.
 

Der Häuptling der Ogre sagte etwas in seiner Sprache zu Sesshoumaru. Der erriet, was es war, da es durchaus bewundernd klang. Und auch der Youkaifürst konnte nicht umhin, Shiros Taktik anzuerkennen. Sie wollte offenkundig ihren Gegner schwächen, versuchte jedoch nicht, ihn zu töten. Sie hatte wohl begriffen, dass es nur um eine Prüfung ging.
 

Ein lauter Ruf war zu hören. Der Berggeist, der gerade erneut Shiro hatte angreifen wollen, blieb stehen, sah sich um. Auch die anderen Ogre blickten tief in das Tal hinein, verneigten sich höflich. Die Youkaiprinzessin nahm an, dass dort jemand kam, der den Kampf unterbrochen hatte, wagte jedoch nicht, den Kopf zu wenden, von ihrem Gegner wegzugucken, auch, wenn dieser sich nicht mehr um sie kümmerte.

Zwei Ogre tauchten aus dem Dunkel der Nacht in den Feuerschein. Einer war wie alle anderen mit dieser Rüstung bekleidet und einem Streitkolben. Ihm folgte ein anderer mit einem langen Stab in der Hand, an dem oben ein Wimpel flatterte. Er trug eine Art Kette um den Körper gewickelt, zumindest wirkte es auf den ersten Blick so. Später erkannten die Hundeyoukai, das es ein hemdartiges Gewand aus Metallplättchen war, ähnlich Shiros Rüstung.

Die Häuptlinge standen höflich auf, die übrigen Berggeister verneigten sich. Die Gäste nahmen an, dass dies dort der wahre Anführer war, vielleicht der Schamane oder wie auch immer das bei diesem Volk hieß. So erhob sich auch Sesshoumaru, betrachtete nachdenklich den Herankommenden. Dieser starrte ihm in die Augen, dann glitt sein Blick über die Rüstung, das Schulterfell und blieb an den zwei Schwertern im Gürtel hängen.

Er deutete auf Tokejin: "So'unga?" fragte er.

Wäre es für einen Youkaifürsten nicht undenkbar gewesen, wäre Sesshoumaru mit offenem Mund dagestanden. Die Ogre kannten So'unga? Das Höllenschwert? Dann waren sein Großvater, sein Vater bei ihnen gewesen? Ganz offensichtlich war es sinnvoll, zu antworten: "Nicht So'unga."

Der Schamane nickte leicht und sah sich um, deutete dann auf Shiro und sagt etwas. Sein Begleiter übersetzte, wenn auch mühsam: "Youkai dort...?"

"Ja. - Okrich, " ergänzte Sesshoumaru.

Wieder meinte der Schamane etwas, dass der Dolmetscher übersetzte: "Du bist Okrich...das ist nicht Okrich...Aber, sagt er: ist das okrich-ele?"

Das war eine schwer zu beantwortende Frage. Sesshoumaru zog leicht die Augen zusammen. Was immer das bedeutet mochte: war es gut oder schlecht für Shiro.

Der Schamane ging langsam zu der Youkaiprinzessin. Diese rührte sich nicht. Bislang schienen die Ogre und vor allem ihre Anführer zwar genau zu wissen, was ihr Begleiter war, hatten mit ihr aber Probleme. Der offenbar sehr geachtete Berggeist trat dicht zu ihr, musterte sie genau. Sie blickte unwillkürlich zu Sesshoumaru. Aber da er ruhig dastand, tat sie es auch. Der Schamane fasste ihre Haare, schien sie zu betrachten, was sie ohne Bewegung duldete. Plötzlich begriff sie. Hatten die Ogre immer nur mächtige Youkai mit weißen Haaren kennen gelernt? War das das ganze Problem? Aber das bedeutete auch, dass vor tausend Jahren hier ihr Großvater durchgereist sein musste. Als jedoch der Priester der Berggeister die Hand auf ihre Schulter legte, diese nach vorn über ihre Rüstung wandern ließ, machte sie unwillkürlich einen Schritt zurück. Das wurde langsam zuviel.

Im gleichen Augenblick erkannte sie, dass Sesshoumaru neben ihr stand. Er war anscheinend sehr schnell geworden. Der Schamane sah zu ihm, nickte wieder und sagte etwas in seiner Sprache.

Der Dolmetscher kam eilends heran: "Er sagt, du bist Okrich...mächtiger Youkai. Und das ist Okrich-ele, gehört dir. Kommt an das Feuer. Er will dir erzählen."

"Vor tausend Jahren waren...Okrich...bei euch?" Der Youkaifürst ging langsam wieder zu seinem Sitz zurück. Shiro folgte ihm. Da sie sicher war, dass sie offenbar als sein Eigentum eingestuft wurde, ließ sie sich neben ihm im Kniesitz auf den Boden nieder.

"Ja." Der Dolmetscher tat das gleiche neben dem Schamanen.

Neugierig rückten die anderen Berggeister jetzt wieder näher heran.

Der Priester fragte etwas, das sofort übersetzt wurde: "Du kennst diese Okrich mit So'unga?"

"Ja. Meine Vorfahren."

"Dann sollst du die Geschichte hören."
 

*******************************************************************
 

Das nächste Kapitel heisst : Eine interessante Nacht.

...
 

und dabei geht es nicht nur um die Vergangenheit.*g*
 

Wenn jemadn so nett ist, und mir einen Kommentar hinterlässt, der bekommt, wie gewohnt, eine ENS von mir, sobald ich sehe, dass das Kapitel freigeschaltet wurde.
 

Bis dann
 

Hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (28)
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Von: abgemeldet
2008-11-26T17:16:00+00:00 26.11.2008 18:16
Schön geschrieben.
Auch wenn ich finde, du vernachlässigst Inuyasha etwas.
Sowiso bist du zu Inu sehr fies in dieser ganzen Reihe(Gründe kennst du ja)
Von:  astala7
2008-01-11T08:52:40+00:00 11.01.2008 09:52
hihi, die ogre gefallen mir.
Haben nur starke Youkai mit weißen Haaren kennengelernt...^^
ich farg mich was für eine story die jetzt erzählt bekommen.
Iwie scheint mir die Sprache ziemlich pimitiv. Sehr intelligent sind die wohl nicht, was?
Von:  Teilchenzoo
2005-12-16T21:31:51+00:00 16.12.2005 22:31
Sooo ... also die Idee mit den Ogre fand ich super ... quatsch, finde^^ ... vor allem die Sprachschwieirgkeiten ... und ich schätze, die Beiden haben Glück, dass es überhaupt einen Dolmetscher gibt ...
Du beschreibst die Etikette des alten Japans sehr gut^^! Mir gefällt, wie du Shiros Position als Prinzessin so betonst, es macht die Geschichte realer (und das ist ja irgendwie die Grundlage für gute Fantasy-Geschichten). Außerdem liebe ich Geschichten, die im mittelalterlichen Japan spielen^^!!
Dieser Testkampf hat mich an ...hm ... Naturvölker (?) erinnert ... ich fand es jedenfalls sehr gut. Und dassdie Ogre Schwierigkeiten haben, Shiro einzuordnen, ist mal was Neues^^!!

Also wieder ein Spitzenkapitel^^!!
Von: abgemeldet
2005-07-27T11:33:53+00:00 27.07.2005 13:33
*Bewunderung pur* Ich finde diese FF ist wirklich eine der Besten, die ich jemals gelesen habe und das meine ich ernst!
Ich muss gleich weiterlesen...*zum nächsten Chapter hüpft*
Von: abgemeldet
2005-05-09T07:03:20+00:00 09.05.2005 09:03
Hallo!

Wie schaffst du das?
So lange Kapitel, so lange Stories und nichts daran wirkt bekannt oder 08-15!
Das sit mir immer wieder ein Lob wert! :o)
Aber das du wieder an so einer Stelle aufhören mußtest...O.O
Deine Cliffhänger sind wirklich geschickt gemacht!
Ansonsten war es ja eher ein ruhigeres Kapitel, aber daran kann man umso mehr sehen, wie du die Charaktere heraus arbeitest! Die Dialoge, die WEiterentwicklung der Personen....Wie du siehst, ich kann mal wieder nur loben. ^^
Bye

Pitri
Von:  Lizard
2005-05-08T21:13:24+00:00 08.05.2005 23:13
Tja, dieses Kapitel lief ja ganz anderes ab als erwartet und die Ogre entpuppten sich auch anders als zunächst erwartet. Diese Berggeister hast du toll beschrieben.
Doch woher kennen sie So'unga, auch wenn sie Inu Taisho schon mal begegnet sind? Hat er es etwa gegen sie eingesetzt oder haben sie beobachtet wie das Höllenschwert andersweitig eingesetzt wurde??? Das wirft ja spannende Fragen auf die Vergangenheit... Weiter, weiter!
Von: abgemeldet
2005-05-08T14:46:38+00:00 08.05.2005 16:46
Wieder mal ein super Kapitel =) Auch wenn ich Inu Yasha etwas vermisst habe.
*g* Ich glaube, wöre ich an Shrios Stelle gewesen.. ich hätte dem Schamanen eine geschallert...Frau lässt sich schließlich nicht von jedem dahergelaufenen Typ gleich antatschen XD
Hoffe es geht bald weiter =)
Gruß,
Jin-Jin
Von:  Haniel
2005-05-08T11:52:28+00:00 08.05.2005 13:52
oh man verständigung in fremden ländern war schon immer ein problem gewesen *gg*, das hat das ganze kapitel spannender gemacht, weil sess und shiro ja nichts wussten, und sich nur aufs logische denken verlassen konnte. außerdem war es eine tolle idee gewesen. eines ist mir aber jetzt unklar. hat der prister den kampf unterbrochen, oder shiro als siegerin erklärt? außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass ein mensch shiro im waffenlosen kampf trainiert haben sollte, wo sie doch menschen hast.
Von: abgemeldet
2005-05-08T08:15:56+00:00 08.05.2005 10:15
Moin!!
Sorry, wegen der Verspätung! Ich konnte erst jetzt das Kappi richtig lesen.
Shiro hat es echt nie leicht, immer muss sie irgendwelche Kämpfe bestreiten, aber sie hat sich echt gut geschlagen!! ^^
Bei Sesshoumaru klappt das Übersetzen wohl noch nicht richtig. *kicher*

Bis denne!!
*knuffz*
Liebste Grüßchen
wilderness
Von: abgemeldet
2005-05-07T16:30:19+00:00 07.05.2005 18:30
Wow, Shiros Kampf gefiel mir. Und was jetzt noch folgt macht mich neugierig. Bitte schnell weiter.


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