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Gefährten

von

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Begegnung

Kapitel II
 

"Papa, mir ist kalt", flüsterte seine kleine Tochter und drängte sich ihm entgegen.

"Sscht, meine Kleine, ich hole noch eine Decke und etwas zu essen. Versuch ein wenig zu schlafen", antwortete er und strich ihr über die nassgeschwitzten Haare.

Er stand auf und ging zur Waschschüssel, dort nahm er ein Tuch und wrang es in dem kalten Wasser aus, er legte es seiner Tochter auf die Stirn, um das Fieber zu senken. Dann ging er hinaus auf den Flur und lehnte eine Weile an der Tür, den Kopf in die Hand gestützt. Warum? Warum sie? Sie war doch erst fünf! Er konnte sich noch an den Tag erinnern, als ihre Mutter vor seiner Tür stand und sie bei ihm ließ. Ihre Mutter war immer schwach gewesen, körperlich wie geistig, doch er hatte inständig gehofft, dass seine Tochter mehr nach ihm kommen würde. Doch sie war kurz nachdem sie zu ihm gekommen war, schon erkrankt, hatte tagelang hohes Fieber und musste insgesamt zwei Monde im Bett bleiben. Danach war sie regelmäßig krank geworden, doch die letzten sechs Monde war nichts passiert, sie war kräftig geworden, hatte rosige Wangen bekommen und konnte draußen spielen, dann eines Tages kam sie mit glühender Stirn und glänzenden Augen nach Hause. Seit dem lag sie im Bett und fieberte wieder. Er wusste nicht mehr weiter, der Heiler ihres Dorfes war von Räubern ermordet worden und die nächste Stadt war mehrere Tagesreisen entfernt gewesen. Die Kleine hätte das niemals überstanden, doch er konnte sie auch nicht in ihrem Bettchen sterben lassen. So war er vor knapp fünf Tagen aufgebrochen und nach Harben gekommen, in der Hoffnung, hier einen Heiler zu finden, der ihnen helfen könnte. Den Heiler hatte er gefunden, doch er besaß nicht genug Geld, um ihn bezahlen zu können. So war er in der Taverne untergekommen, und arbeitete die wenige Zeit, die ihm blieb für den Heiler. Er atmete tief durch und ging dann hinunter in den Schankraum, wo er den Wirt um eine weitere Decke und etwas zu essen bat. Schwermütig ging er wieder nach oben, holte vor ihrem Zimmer noch einmal tief Luft, betrat den Raum und erstarrte. Vor ihm stand ein großer Mann mit brauner Haut und sah ihn überrascht an, dann zog er plötzlich ein Schwert. Es schien ein Elf zu sein, er konnte die Ohren unter den Haaren sehen.

"Tür zu!", befahl er knapp.

Er tat wie ihm geheißen. Der Elf trat auf ihn zu, hielt ihm das Schwert an die Kehle und flüsterte ihm warnend ins Ohr.

"Ein Wort von dir und das süße kleine Mädchen ist des Todes!"

Er nickte.

"Gut, wie ich sehe, hast du mir etwas zu essen mitgebracht. Das ist nett von dir."

"Nein, das ist für meine Tochter. Sie hat hohes Fieber und muss essen, um wieder zu Kräften zu kommen. Ich bitte euch, nehmt es ihr nicht weg!"

Der Elf nickte mürrisch und ging zur Waschschüssel, um sich das Blut abzuwischen, das ihm aus einer Wunde über dem Auge die Wange hinunterlief. Er musterte den Elfen, er war etwas kleiner als er selbst, hatte schwarze Haare, die ihm in die Augen fielen und ihm Nacken kräuselten, seine Augen waren blutrot und eine feine Narbe zog sich von seiner linken Augenbraue über das linke Auge. Von seiner Hautfarbe ausgehend, musste der Mann ein Dunkelelf sein, doch er konnte dies nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen. Er hatte schon viel über Dunkelelfen gehört, doch noch keinen lebenden gesehen. Sie sollen sehr aggressiv sein, böse Magie beherrschen und an Dämonen glauben. Er hatte ein wenig Angst vor dem Elfen, nicht weil er um sein Leben fürchtete, sondern, weil er sich Sorgen um seine Tochter machte und weil er zugeben musste, dass ihn der Elf vom Aussehen her sehr ansprach. Ihm gefiel die gefährliche Aura, die den Dunkelelfen umgab, doch im gleichen Augenblick schalt er sich einen Dummkopf.

Da erst merkte er, dass der Elf ihn ansah, seine Augen waren fest auf ihn gerichtet und schienen durch ihn hindurch zu sehen. Plötzlich lächelte er und kam zwei Schritte auf ihn zu.

"Gefalle ich dir, Mensch?", fragte er dunkel.

Er fühlte sich ertappt. "Äh... ich... nein, ich ...wollte nicht...", stammelte er.

Der Elf grinste noch breiter und öffnete seinen Lederharnisch, darunter war er nackt. Dann nahm er die Hand des Menschen und legte sie sich auf die Brust, der Mensch konnte das Herz schlagen hören, seine Haut war warm und zeichnete sich dunkel von seiner Hand ab. Der Elf drängte ihn zur Wand bis er mit dem Rücken den kühlen Stein fühlen konnte. Das Gesicht des Dunkelelfen war nun nur noch zwei Halbfinger von seinem eigenen entfernt, er konnte die feinen Bartstoppeln erkennen.

"Was denkst du jetzt, Mensch?"

"Ich..."

Der Elf kam näher und legte sanft seine Lippen auf die des Menschen.

Die Tür wurde aufgerissen und zwei Wachen standen im Zimmer. Der Elf schreckte zurück und zog sein Schwert, dann deutete er auf die Kehle des Menschen.

"Kommt noch einen Schritt näher und ich werde ihm die Kehle durchschneiden!", drohte er.

Langsam ging er Schritt für Schritt zum Fenster, den Menschen wie ein Schild vor sich. Er hörte hinter sich ein Geräusch, doch ehe er reagieren konnte, bekam er einen heftigen Schlag ins Genick und kippte gegen den Menschen, der von dem plötzlichen Gewicht aus dem Gleichgewicht gebracht wurde und nach vorn auf die Knie fiel. Sofort waren die Wachen bei ihm, nahmen den Elfen ihn Gewahrsam.

"Den da nehmt ihr auch mit. Er hat dem Flüchtigen Unterschlupf gewährt."

"Nein! Das habe ich nicht, er ist hier eingedrungen! Ihr müsst mir glauben! Ich war kurz draußen und als ich wieder kam, stand er hier im Zimmer!", rief der Menschensohn erschrocken.

Eine der Wachen, die zur Tür hereingekommen waren, drehte sich um.

"Nun, wie gewaltsames Eindringen sah das nicht aus, als wir hereinkamen, Junge! Leiste keinen Widerstand, sonst müssen wir dich auch hinaus tragen, so wie den hier", sagte der Wachmann und deutete auf den Elfen.

"Bitte, meine Tochter ist sehr krank. Sie braucht einen Heilkundigen. Wenn ich sie hier lasse, stirbt sie!"

Die Wache nickte einem der Männer am Fenster zu. "Nehmt das Kind mit. Der Heiler des Fürsten soll sich darum kümmern. Und du kommst mit mir!", damit verschwand er aus der Tür.



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