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A new generation

von

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Phase 12: A promise kept

Hallo zusammen! Tja, da bin ich wieder. Leider dauert es bei mir mit den neuen Kapiteln immer etwas länger, da ich a)"nebenbei" noch ein sehr zeit- und arbeitsaufwendiges Studium am Hals und b) derzeit keinen eigenen Internetanschluss habe. Ich bin also immer auf meine Schwester bzw. meine Freunde und deren PCs angewiesen... Ich tue trotzdem, was ich kann. Was die unmöglichen Postingzeiten angeht- ich bin unschuldig. Daran ist allein Animexx schuld...
 

Phase 12: A promise kept
 

OBERSCHULE NORD, NEO-TOKYO 4, drei Tage später
 

Tia trommelte gereizt mit den Fingern auf den Tisch und unterdrückte ein Gähnen. Nicht nur, dass ihre Wunden inzwischen eiterten und noch immer höllisch schmerzten, sie hatte zu allem Überfluss auch noch schlecht geschlafen. Seit gestern Abend war sie von einer unerklärlichen Rastlosigkeit erfüllt - nicht gerade hilfreich, wenn man auch noch den langweiligsten Lehrer der gesamten Schule ertragen musste. Übellaunig kratzte sie an der nervtötend juckenden Schramme an ihrem linken Unterarm und schnippte dem vor ihr sitzenden Nonaka (er war - mal wieder - auf die Mädchenseite verbannt worden, weil er sich nicht benehmen konnte) ihren ausgelutschten Kaugummi auf den Rücken. Dass er es noch nicht einmal bemerkte, bescherte ihm einen weiteren Minuspunkt auf der nach unten hin offenen Intelligenzskala.

Megumi, die rechts neben Tia saß, starrte sie mit offenem Mund an. Ehe der Sergeant sich jedoch auch für sie eine kleine Nettigkeit ausdenken konnte, klopfte jemand energisch an die Tür.

Die Klasse wurde schlagartig wach: Nonaka schrak auf und klebte prompt an seinem Stuhl fest, Megumi ließ ihren Taschenkalender fallen, in dem sie bis eben herumgemalt hatte, und Kiichi Iwasaki biss vor Schreck seinen ohnehin schon stark angenagten Bleistift entzwei.

"Gomen", ertönte eine nur allzu bekannte Stimme. "Ich bin Major Kaji von NERV. Ich muß leider zwei Ihrer Schüler entführen. Im Übrigen möchte ich Ihnen raten, den nächsten Schutzraum aufzusuchen. Der Alarm wird in etwa zehn Minuten gegeben." Tia stopfte im Rekordtempo ihre Sachen in ihren Rucksack, während der Lehrer noch versuchte, die Information zu verarbeiten.

"Ein Engel...?"

Was denn sonst?

Kaji sparte sich eine Antwort; er nickte nur ernst und trat an Tias Tisch.

"Bist du so weit?"

"Ja."

Er half ihr beim Aufstehen und hob sie dann auf seine Arme. "So sind wir schneller", entschuldigte er sich. Damit stürmte er auch schon hinaus, David dicht hinter sich.

"Viel Glück!", rief Hitomi ihnen nach.

Wow. Das erste Mal, dass mich ein Mann auf Händen trägt und ich dabei nicht bewusstlos bin. Selbst, wenn es nur Kaji ist - es hat was. Ich sollte öfter mal das schwache kleine Mädchen markieren. Trotz der ernsten Situation konnte sich Tia ein Grinsen nicht ganz verkneifen.
 


 

NERV-HAUPTQUARTIER, EVA-CAGE 4
 

"Jeder von euch hat nur einen Schuss. Haltet euch so weit wie möglich von ihm fern. Sobald ihr geschossen habt, zieht ihr euch zurück, und zwar gleichgültig, ob ihr getroffen habt oder nicht."

"Aber vorher müssen wir erst mal an ihn ran", warf David ein, der inzwischen totenbleich geworden war.

Tia warf ihm einen Blick zu, der zu gleichen Teilen aus Verachtung und Mitgefühl bestand. Der Amerikaner zitterte heftig, als würde er jeden Augenblick die Nerven verlieren.

"Dr Akagi?"

"Ja, Sergeant?"

"Laden Sie mein Gewehr mit zwei Patronen. Ich gehe allein raus."

"Auf gar keinen Fall."

"Wir sollten nicht das Risiko eingehen, zwei Piloten zu verlieren." Ihre Stimme war zu ihrer Erleichterung kühl, analytisch und emotionslos.

"Na ja...", sagte Kommandant Ikari zögernd, "ganz unrecht hat sie nicht..."

"Nein." Davids Stimme bebte, war aber entschlossen. "Ich habe dich und die anderen schon mal im Stich gelassen - ein zweites Mal wird es nicht geben. Ich lasse dich nicht allein da raus gehen."

Überrascht sah Tia ihn an. Er fühlt sich genauso schuldig wie ich, erkannte sie. Für einen Moment wurde ihr Blick nahezu stechend; an ihrer rechten Schläfe begann ein Muskel zu zucken. David war zwar nervös, doch er hielt ihrem Blick stand. Offenbar meinte er es tatsächlich ernst. In Ordnung - damit kann ich arbeiten.

Das rothaarige Mädchen lächelte und hielt ihm die Hand hin. "Okay - Partner." Der junge Amerikaner wirkte zwar erstaunt, schlug aber ohne zu zögern ein.

"Lass' uns ihn kaltmachen - Partner." Er hielt ihre Hand einen Moment fest. "Für Riley und Setsuke."

"Für Riley und Setsuke", bekräftigte sie leise. Ihr Blick wanderte hinauf zu der Plattform, von der aus Davids und Rileys Eltern den Start der EVAs beobachten konnten. Für Riley, wiederholte sie noch einmal stumm.
 

Sie war nervös, das ließ sich nicht leugnen. Verbissen konzentrierte sie sich auf die Routinevorgänge: Einleitung des LCL, Herstellen der Verbindungen... Ihre Hände waren eiskalt, und hinter der Stirn spürte sie ein dumpfes, aber nichtsdestotrotz schmerzhaftes Pochen. Höchstwahrscheinlich Migräne. Ausgerechnet jetzt! Sie seufzte tief und tastete nach dem Geist des EVANGELION.

"Hallo, EVA-05."

"Hallo, Tia. Ist es jetzt so weit?"

"Ja."

Er ,schwieg' einen Moment. "Hast du Angst?", erkundigte er sich dann.

"Ja", gab sie zu; wahrscheinlich hatte er es sowieso längst gespürt.

"Ich werde dich beschützen. Im Gegensatz zu dir habe ich nämlich eine Tri-Polymer-Titanium-Panzerung."

Die leicht schnippische Anspielung auf die Bemerkung, die sie während des Tests gemacht hatte, brachte sie zum Lächeln.

"Schon besser", meinte EVA-05. Er klang beinahe zufrieden.

"Danke, EVA-05."

"Nenn mich Five. Das tut Riley auch immer."

"Wie du willst - Five." Sie versuchte sich zu entspannen, hatte jedoch nicht sonderlich viel Erfolg. Trotzdem führte sie routiniert den Startcheck durch.

"Sergeant Langley?" Ritsuko klang eindeutig besorgt. "Wie geht es Ihnen?"

"Nicht besonders. Warum?"

"Ihre Werte sind... besorgniserregend."

"Die Synchro-Rate?" Alles, nur das nicht...

"Nein. Ich meinte Ihre physiologischen Daten. Puls, Blutdruck, Körpertemperatur. Sind Sie sicher, dass Sie durchhalten?"

"Ja. Wenn es nur darum geht."

"Sergeant, es ist mein voller Ernst."

"Wie ist die Synchro-Rate?"

"Hören Sie mir überhaupt zu?"

"Ja. Wie sollte ich Ihrer Meinung nach reagieren? Heulen? Zittern? Zähneklappern? Ich kann Sie beruhigen - das kommt irgendwann auch noch. Und jetzt starten Sie bitte den Countdown, bevor ich so fertig bin, dass ich die ganze Sache abblase."

"Unter diesen Umständen..."

"Die Synchro-Rate."

"98,85%."

"Damit kann ich leben. Also?" Sie konnte förmlich vor sich sehen, wie Dr. Akagi nervös ihre Brille zurecht rückte.

"Sergeant? Wenn Sie wieder den Kommunikator abschalten, wird das Konsequenzen haben. Haben Sie das verstanden?"

"Ja, schon gut. Können wir jetzt?"

Ein tiefes Seufzen. Dann: "Countdown starten."

"Bestätigung EVA-05: Countdown wird gestartet."
 

NEO-TOKYO 4, CITY
 

Der Engel war mittlerweile an genau dem Punkt angekommen, an dem auch der letzte Kampf stattgefunden hatte. Tia wurde es noch flauer im Magen, als sie die zerstörten Gebäude und die daraus resultierenden Schutthalden sah. Dort, direkt vor dem, was einmal ein Hochhaus gewesen war, waren Setsuke und EVA-04 tödlich verwundet worden...

"Dave?" Es fiel ihr leichter, ihre Konzentration beizubehalten, wenn sie telepathisch mit ihm sprach. Ihm schien es ähnlich zu gehen.

"Ja?"

"Engel auf elf Uhr."

"Gesichtet und anvisiert." Seine geistigen Schwingungen verrieten Tia, dass er sich genau so fühlte wie sie: zittrig und trotzdem zu allem entschlossen.

"Noch nicht. Wir dürfen auf gar keinen Fall zu früh feuern."

Ein grünes Leuchten vom Kommunikator-Panel begleitete Ritsukos Anweisung. "Hier Kontrollraum."

Echt? Ich hätte mit E.T. gerechnet. "Hier EVA-05. Ich höre."

"Sie sollten möglichst bald feuern, sonst sterben die Bakterien ab."

Die nekrotischen Bakterien, die Ritsuko, Tobias und Tia entwickelt hatten, waren so verändert worden, dass sie bei einer Temperatur unterhalb der Körpertemperatur des Engels (etwa 60 °C) abstarben; auch die thermoisolierten Projektile konnten die Nährlösung nicht sehr lange auf dieser Temperatur halten.

"Roger." Sie stellte die Kommunikator-Lautstärke auf "0" und wandte sich erneut an ihren Kollegen. "Dave, du greifst ihn frontal an. Aber warte, bis ich hinter ihm bin."

"Aber Dr. Akagi hat doch gesagt..."

"Ja. Aber so kann er nur einen von uns angreifen."

Zögern. Schließlich: "In Ordnung."

Es geht doch. Langsam wurde ihr der blonde Surfer richtig sympathisch...
 

Tia kletterte mit EVA-05 auf ein relativ intakt gebliebenes, zehnstöckiges Gebäude (ironischerweise der Hauptsitz der "New Church of Hope"), um dort ihrem Gegner "aufzulauern".

"Entferne bitte das Umbilicalkabel."

"Was hast du vor?", erkundigte er sich.

"Wir werden über ihn springen und ihn von hinten angreifen."

"Das ist riskant."

"Hast du einen besseren Vorschlag?"

"Nein. Aber fühlst du dich auch stark genug?"

Eine durchaus berechtigte Frage. "Ich muß es wenigstens versuchen."

"Gut. Ich entferne das Kabel und schalte auf interne Energiequelle um. Ab jetzt haben wir noch zehn Minuten."

Sie wartete, bis der Engel sie fast erreicht hatte; David blieb, wo er war und ging in Schußposition. "JETZT!"

EVA-05 sprang mit einem eleganten Salto über den Engel, landete jedoch auf einem Trümmerbrocken und verlor beinahe das Gleichgewicht. Selbst das LCL konnte die Erschütterung nicht völlig auffangen; Tia stöhnte vor Schmerz, als ihre Wunden am Bein und an der Hüfte sich wieder öffneten.

[]"Tia? Er hat uns bemerkt." Five hatte recht: das Jammern musste sie auf später verschieben. Der kalte Hauch, den sie schon beim ersten Mal gespürt hatte, tastete erneut nach ihrer Seele.

Bloß nicht ablenken lassen... "Geh in Schußposition." Da sie im Gegensatz zu ihrer Interaktion mit EVA-07 nicht mit EVA-05s Bewusstsein verschmelzen konnte, musste sie mit ihm kommunizieren. "Dave? Ist bei dir alles klar?"

"Eben war mir noch ziemlich kalt, aber jetzt... Ich glaube, du hast ihn verwirrt."

"Die Psychoanalyse können wir gleich machen, okay? FEUER!!!"
 

NERV-HAUPTQUARTIER, KONTROLLRAUM
 

Ritsuko schwitzte mittlerweile Blut und Wasser. Nicht nur, dass Tia mal wieder nicht auf sämtliche Kommunikationsversuche reagierte - sie unternahm auch noch Dinge, die definitiv nicht den Anweisungen entsprachen. Langsam verstehe ich, was mit "Abneigung gegen Autoritäten" gemeint war...

"Verdammt, Mädchen, mach' keinen Unsinn!" Shinji ging es offenbar ähnlich wie ihr; der Kommandant lief seit dem Sichtkontakt mit dem Engel in der Kommandozentrale auf und ab, was ihn zwar beruhigte, aber dafür allen anderen den letzten Nerv raubte.

"Ziel von beiden Projektilen zentral getroffen!", meldete Shigeru Aoba aufgeregt. Jetzt hing alles nur noch davon ab, ob das Bakterium seine zerstörerische Wirkung tat.
 


 

NEO-TOKYO 4, CITY
 

"Pfui Spinne", murmelte Tia angeekelt, als das Gewebe des Engels zu zerfallen begann. Er verfaulte bei lebendigem Leib, und das innerhalb von Sekunden. Kein Wunder, immerhin hatten sie das Bakterium ja auch sozusagen als "Expresskiller" entwickelt...

Eine bleierne Müdigkeit erfüllte Tia, jetzt, wo sie ihr Versprechen erfüllt hatte.

"Tia? Wir sollten das Umbilicalkabel wieder anschließen. Ich habe nur noch Strom für etwa 1,5 Minuten."

"Ja, du hast recht."

"Habe auf externe Energiequelle umgeschaltet. Apropos ,schalten': du solltest vielleicht die Lautstärke wieder erhöhen..."

"Wenigstens habe ich dieses Mal nicht abgeschaltet. Von der Lautstärke war keine Rede."

Trotzdem folgte Tia dem Rat - und bekam sofort eine ungeheure Schimpftirade von Misato und Ritsuko zu hören, die jedoch durch den Jubel im Hintergrund beinahe übertönt wurde.

"Dürfen wir trotzdem zurückkommen?", erkundigte das Mädchen sich ironisch.

"Ja, natürlich. Cage 4."

"Bestätige: Cage 4. Dave, Rückzug."

"Roger."
 


 

NERV-HAUPTQUARTIER, EVA-CAGE 4
 

"Halterungen angebracht! EVA-05 und -06 in Ruhemodus!"

"Auto-Eject einleiten!"

Tia schloss die Augen. "Danke für deine Hilfe, Five."

"Es war mir ein Vergnügen."

Der Auto-Eject wurde ausgelöst, und Tia verlor die Verbindung zu EVA-05.

Alles klar. Ich muß also so schnell wie möglich an Ritsuko vorbei, ehe sie mir noch mehr Ärger macht, als sie es ohnehin schon tun wird.

Seufzend öffnete sie die Luke des Entry-Plugs und kletterte hinaus. David wartete bereits auf sie; bevor sie ausweichen konnte (was sie ausnahmsweise gar nicht wollte), fiel er ihr bereits um den Hals. Ungewohnt stürmisch erwiderte sie die Umarmung.

"Wir haben es tatsächlich geschafft!"

"Ja." Es war ein bisschen, wie betrunken zu sein...

"Wir sind eben doch ein guten Team! Wenn du jetzt noch..."

"Dave. Lass. Das."

Er spielte sehr überzeugend die beleidigte Unschuld.

"Was denn?"

"Ich nehme an, das ist deine Hand, die gerade auf meinem Hintern liegt. Wenn du sie nicht augenblicklich entfernst, sehe ich mich gezwungen, dir sehr, sehr weh zu tun."

Achselzuckend löste er sich von ihr. "Du verstehst doch, dass ich es wenigstens versuchen musste?"

Männer...! Sie musste lachen. "Okay. Akzeptiert."
 

Als sie in den Vorraum traten, empfing sie bereits der begeisterte Applaus der anwesenden Techniker.

"Wow. Fünfzehn Sekunden Ruhm, bevor Ritsuko uns auseinander nimmt."

"Sie ist ziemlich sauer, was?"

"Dave, ,sauer' ist gar kein Ausdruck dafür."

Der Anblick der in diesem Augenblick in den Cage stürmenden Wissenschaftlerin bestätigte ihre Vermutung: Ritsuko kochte förmlich vor Wut, und die ihr auf dem Fuß folgende Misato sah auch nicht begeistert aus.

"Sind Sie irre? Was haben Sie sich dabei gedacht? Meinen Sie, wir hätten Sie auch noch verlieren wollen? Warum müssen Sie immer auf Risiko spielen?", schäumte die Blonde.

Normalerweise hätte Tia jetzt nur mit den Schultern gezuckt und mit 'Weil es mir Spaß macht' geantwortet. Sie liebte es, Vorgesetzte zu provozieren... Im Moment war sie dazu allerdings viel zu erschöpft. "Was wollen Sie eigentlich?", erkundigte sie sich müde. "Es hat doch funktioniert."

Während Ritsuko noch etwas über 'bodenlose Unvernunft' und 'Leichtsinn' von sich gab, zog Misato erst Tia und dann David in ihre Arme. "Ihr seid ganz große Klasse", flüsterte sie, bevor sie einen Schritt zurück trat und energisch ihre Jacke zurechtzupfte.

"Lasst euch das bloß nicht zu Kopf steigen. Ab unter die Dusche, damit wir den Einsatz schnell auswerten können. Ich will auch mal Feierabend haben."

"Alles klar. Komm schon, Dave." Nichts wie raus hier! An der Tür warteten allerdings schon Misato, Kaji, Tobias Wegener, James und Melissa Thornton und Davids Eltern.
 

Nach einer gar nicht abreißenden Serie von Glückwünschen, anerkennendem Schulterklopfen und Umarmungen schaffte Tia es endlich, sich zum Umkleideraum durchzuschlagen.

[]Irgendwie will ich das jetzt gar nicht sehen... Sehr vorsichtig pellte sie sich den Plugsuit vom Leib - und fluchte gleich darauf ziemlich obszön. Die Wunden sahen sogar noch ekelhafter aus als am Morgen. Wenn sie das sehen, stecken sie mich gleich wieder ins Krankenhaus. Vielen Dank, ich verzichte. Eine gründliche Dusche muß reichen.

Es fiel ihr schwer, nicht das gesamte Hauptquartier zusammenzuschreien, aber irgendwie gelang es ihr dann doch, sich zu reinigen.

"Punkt zwei: Beschlagnahmung des Erste-Hilfe-Kastens."

Na also! Mit einigen straff gewickelten Verbänden war der Schmerz sogar einigermaßen erträglich. Sie zog sich an, föhnte ihr Haar und band es zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammen. Viel länger konnte sie es nicht mehr herauszögern: sie musste sich Dr Akagi und Major Katsuragi stellen.
 


 

NERV-HAUPTQUARTIER, KONFERENZRAUM 1
 

Erstaunlicherweise beeilten Ritsuko und Misato sich mit der Besprechung des Einsatzes; außerdem hatten sie erstaunlich wenig auszusetzen. Vermutlich waren sie genau so müde wie Tia.

"Gut. Das war es für heute."

David und seine Eltern verabschiedeten sich; da Mr. und Mrs. Ryan am nächsten Tag in die USA zurückfliegen würden, wollten sie an diesem Abend noch mit ihrem Sohn zusammen den Sieg über den Engel feiern. Obwohl sie Tia herzlich dazu einluden, lehnte sie dankend ab; diese Familienidylle hätte sie nur noch mehr deprimiert. Also ein weiterer Abend in ihrem Zimmer, in Gesellschaft ihrer Bücher und ihres Laptops. Vielleicht würde Pen-Pen ja vorbeischauen. Eigentlich könnte ich auch mal wieder Hausaufgaben machen - es wird Zeit. Sie beschloss, genau das zu tun - wenn sie sich denn Misato vom Leib halten konnte...

"Ach, Sergeant?" Die Stimme der Wissenschaftlerin war ruhig und beherrscht, aber Tia ahnte trotzdem nichts Gutes. "Ja?"

"Würden Sie bitte noch kurz mit mir kommen?"

Na Klasse. Und ich dachte schon, heute bliebe mir die Standpauke ausnahmsweise erspart.
 


 

NERV-HAUPTQUARTIER, SANITÄTSRAUM 2
 

"Sie erinnern sich sicher noch an Dr. Tanemura." Ritsuko rückte energisch ihre Brille zurecht.

Shit! "Ja. Hallo."

"Guten Tag, Sergeant Langley. Machen Sie sich bitte frei."

"Wie bitte?"

"Sie haben richtig gehört." Dr Akagi hatte offensichtlich den Beruf verfehlt; ihr barscher Ton hätte einer Gefängniswärterin alle Ehre gemacht.

Widerstrebend zog Tia sich aus. Es war ihr schon unangenehm genug, nur in Unterwäsche vor den beiden Frauen zu stehen, doch es kam noch schlimmer: die Ärztin löste energisch die frisch angelegten (und trotzdem schon wieder durchweichten) Verbände.

"Du meine Güte..." Erstaunlich, wie bleich das forschende Vier-Sterne-Gefrierfach werden konnte... "Ganz ehrlich, Mädchen: hast du sie noch alle?"

"..."

"Sieh mich nicht so an, du hast mich schon verstanden. Mit solchen Verletzungen hättest du niemals kämpfen dürfen! Das war unverantwortlich! Wenn du nun während des Kampfs kollabiert wärest..."

"Bin ich aber nicht."

"Was geht in deinem Kopf bloß vor? Du benimmst dich manchmal wie ein trotziges kleines Kind!"

"Immer noch besser, als eine frustrierte alte Hexe zu sein."

Die Ohrfeige hatte sich gewaschen, und das nachfolgende Klingeln in den Ohren war auch nicht von schlechten Eltern. Tränen verschleierten Tias Blick; vergeblich versuchte sie sich einzureden, dass sie von der Wut herrührten. Ich habe die Schnauze so voll... "Fühlst du dich jetzt besser?"

Nun war es an Ritsuko, hilflos zu schweigen. Schließlich räusperte die Japanerin sich verlegen. "Sergeant Langley... ich glaube, wir haben ein Kommunikationsproblem."

"Tatsächlich?"

"Wir... wir sprechen später darüber. Setzen Sie sich erst einmal. Dr. Tanemura muß sich Ihre Verletzungen ansehen."

Auf dieses Stichwort hin wuselte die kleine, rundliche Frau herbei und drängte Tia, sich auf die Liege in der Ecke zu setzen, bevor sie ihren Medizinkoffer heranschleppte.

"Seit wann eitern die Wunden schon, Sergeant Langley?"

"Seit heute morgen."

"Das ist nicht gut..."

Ach. Wirklich nicht?

Die Ärztin wühlte in ihrem Köfferchen und förderte eine Menge bedrohlich aussehender Flaschen, Tuben, Zangen und Tupfer zu Tage. "Das wird jetzt gleich etwas wehtun..."

"Das macht nichts. Hauptsache, ich muß nicht wieder ins Krankenhaus."

Ein ratloser Blick traf das rothaarige Mädchen. Von nahem betrachtet hatte die Medizinerin irgendwie Ähnlichkeit mit einem übergewichtigen Eichhörnchen... Lach jetzt bloß nicht! Energisch verdrängte Tia das geistige Bild von Dr. Tanemura, die mit einer Haselnuss zwischen den Zähnen einen Baum heraufkletterte.

"Aber es wäre das beste für Sie..."

"Vergessen Sie's."

"Dann müssen Sie mir aber versprechen, sich zu schonen. Und Sie müssen jeden Tag zu mir kommen, damit ich den Verband wechseln kann. Und Sie müssen mir sofort Bescheid sagen, wenn es schlimmer wird..."

Als die Ärztin dann doch einmal Luft holte und dadurch zwangsweise ihren Redefluß unterbrach, schaltete Ritsuko sich ein. "Am besten sagen Sie das alles gleich noch einmal Major Katsuragi. Sergeant Langley neigt dazu, stumm vor sich hinzuleiden und sich dabei stark zu fühlen."

"Immer noch besser als Selbstmord durch computerinduzierten Elektrosmog."

Resigniert schüttelte die Wissenschaftlerin den Kopf. "Touché."

Tanemuras flinke schwarze Knopfaugen huschten zwischen den beiden streitenden NERV-Angehörigen hin und her; sie wirkte ernsthaft verunsichert.

"Ähm... Kann ich...?"

"Ja."
 

Es war eine Tortur; mehrmals wurde es Tia schwarz vor Augen. Trotzdem biss sie hart die Zähne aufeinander - jedenfalls, bis sie Ritsukos gemurmeltes "Miss Rambo" hörte.

"Aua."

"Oh, das tut mir leid, Sergeant... ich bin gleich fertig..."

"Autsch!"

"Aber... ich habe doch nur das Pflaster aufgeklebt..."

"Das weiß ich, Doktor. Ich wollte nur mein offenbar in meinem Arbeitsvertrag vorgeschriebenes Quantum an Schmerzlauten von mir geben, ehe Dr. Akagi noch schlechtere Laune bekommt und die dann womöglich wieder an ihren Mitarbeitern ausläßt."

Besagte Person warf ihr einen bohrenden Blick zu. "Sie sind unmöglich, Sergeant."

"Ich kann nicht unmöglich sein", konterte Tia mit einem, wie sie wusste, entwaffnenden Lächeln. "Sonst wäre ich nicht hier."

"Sie wissen genau... Ach, was soll's. Ich hole uns einen Kaffee. Und wehe, Sie sind nicht mehr hier, wenn ich zurückkomme."



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2005-09-03T15:39:51+00:00 03.09.2005 17:39
Die Szene schlechthin is ja die am Ende.

Tia: Au.
Ärztin: War doch nur nen Pflaster.
Tia: Muss aber mein Pensum an Schmerzenslauten erreichen.

rofl
Ich mag sowas. ^^
Mfg Ich
Von:  Nostradamus_MB
2005-09-02T02:10:02+00:00 02.09.2005 04:10
ich glaube das zwischen tia und ritsuko kann man nur als reine hass-liebe bezeichnen. obwohl vielleicht kann man auch die "liebe" weglassen ^^

schreib doch bitte ASAP weiter.

nos / michel
Von: abgemeldet
2005-08-31T21:20:39+00:00 31.08.2005 23:20
Tolles KApie muss ich schon sagen ich freu mich schon auf das nächste
Von: abgemeldet
2005-08-31T20:16:27+00:00 31.08.2005 22:16
hi, es ist mitten in der nacht und ich muss morgen arbeiten, nein ich hab die ff ned gleich gelesen weil sie ganz oben stand!
also ... ganz gut bis jetzt ... ein engel besiegt und ein pilot verlust und der andere auch (fast) ... dann ein 3. schwer verwundet und einen 4. der nix drauf hat ...

ich glaub nerv muss die alten evas raus holen ...

freu mich schon auf den nächsten teil

Garf


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