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Dunkle Dämmerung

Kampf um die Götterschwerter *abgeschlossen*
von

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Dämon & Mensch

So Leute, die letzten Kapitel stehen in den Startlöchern!

Ich danke allen für ihre zahlreichen Kommis auf der Zielgeraden, immer nur weiter so anfeuern^^ Hier das vorletzte Chapter von Dunkle Dämmerung:
 

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Kapitel XXVII – Dämon & Mensch
 

In diesem Augenblick hing die Welt für einen Moment lang schwerelos zwischen den Fängen der Götter. Es brauchte nur einen kleinen Schubs, um sie in die eine oder die andere Richtung zu lenken und somit das Antlitz der Erde und ihr zukünftiges Schicksal entscheidend zu ändern. Der Nachtdrache hatte bereits seine Klauen nach ihr ausgestreckt, doch meine verzweifelten Schreie ließen sein Erscheinen noch einmal schwanken. Er brüllte vor Wut, heulte vor Zorn. Die Erde bebte unter seinem hungrigen Verlangen danach eine Gestalt aus Fleisch und Blut anzunehmen. Gleichzeitig war jedoch noch etwas anderes durch mich wach gerüttelt worden. Ich konnte eine zweite Präsenz innerhalb der Ritualhalle spüren, die eine ebenso starke Macht ausstrahlte wie der Nachtdrache… Am Anfang war sie nur ein Flüstern in meinem Kopf, ein liebliches Säuseln an meinem Ohr, doch mit jedem meiner flehenden Schreie wurde sie lauter und deutlicher, bis sie in der Halle hing und auch für Kevin, Dunkan, Dymeon und die Schattenklingen zu hören war…

„Ich werde dir helfen, Wächterin…“

Die Stimme war so süß und weich, dass mir ohne Grund die Tränen in die Augen schossen. Ich erkannte die Stimme meiner Mutter in ihr wieder, genau wie die Stimme von Melissa und Storm.

„Ich werde den Krieg beenden…“

Es waren die gleichen Worte aus meinem Traum in der Illusag und sie erfüllten mich mit Hoffnung. Einen Augenblick später jedoch krachte das Brüllen des schwarzen Drachen über die helle Stimme hinweg: „Nichts wirst du tun! Diese Seelen gehören mir!“ Der Boden schwankte und schien zu kippen. Ich krallte mich an Thundenstar fest, um nicht den Halt zu verlieren, während Kevin strauchelte und Dymeon über den glatten Boden rutschte. Eine Spur Blut zeichnete seinen Weg nach und ein großer Steinsbrocken, der aus der Decke brach, verfehlte ihn nur um eine Handbreite.

Die schwarze Lichtsäule flackerte unruhig.

Ich hielt mich weiter an Thundenstar fest. Zum ersten und einzigen Mal in meinem Leben betete ich zu einer höheren Macht, auch wenn ich in dem Augenblick nicht wusste zu welcher, und flehte um die Rettung der Menschen und die Wiedergutmachung meines Fehlers.

Die Energien der beiden Götter kämpften miteinander, man konnte die urgewaltigen Mächte ringen spüren. Violette und orange Blitze zuckten durch den Saal, schneidender Wind brachte die Luft zum Flirren, Rishak brach in sich zusammen, als die Götterschemen ihn streiften…

Der Boden rückte zurück in seine ursprüngliche Position, doch die Welt schien sich weiter zu verzerren…

Die übrigen Schattenklingen erkannten, dass ihr Plan zu scheitern drohte. Von brodelnder Wut gepackt stemmten sie sich mit aller Kraft gegen die drohende Niederlage und warfen sich auf mich und meine Freunde. Auch wenn ihre Götterschwerter in dem Ritualstein feststeckten, waren sie immer noch gefährliche Gegner. Assessina rannte als erstes auf Dunkan zu.

Ich erinnere mich noch an Dunkans ruhige Worte inmitten dieses Gipfeltreffens der Mächte: „Du weilst also wieder unter den Lebenden?“

„Ja… Ein Lancelor hat mir sein Blut gespendet“, antwortete die Dämonin genüsslich. „In mir tobt jetzt ein wahrer STURM…“ Dunkans Miene wurde hart und gnadenlos, als er daran dachte, dass er seinen verschollenen Freund während all der Monate nie völlig aufgegeben hatte. Er vergeudete keine weiteren Worte, sondern eröffnete den Kampf.

Cenior stürmte lautlos mit stahlhartem Blick und fliegendem Haar auf Kevin zu, während der Dämonenvater dem Treiben teilnahmslos aber mit einer verzerrten Fratze des Abscheus zusah, so wie er es schon sein ganzes Leben getan hatte... Ereos nutzte unterdessen den Augenblick, um auf den wehrlosen Dymeon loszugehen…

Ich glaube das gab mir die letzten entscheidenden Kräfte, die nötig waren um die Welt aus dem Klammergriff des Nachtdrachen zu reißen… Thundenstar absorbierte plötzlich meine magischen Hexenkräfte, ließ gelbe Blitze aus meinen Händen in sich fahren. Ich spürte meine Kraft schwinden und meinen Blick verschwimmen, doch ich ließ meine Hände trotzdem an dem Götterschwert und überließ ihm alle meine Energiereserven. Der dunkle Gott schrie, als er erkannte wie meine Kraft seine Auferstehung zurückdrängte.

„Bitte… Ich will, dass dieser Krieg endlich ein Ende findet… Bitte…“

Im Hintergrund wurde immer noch gekämpft. Dann schoss ein einzelner Blitzstrahl aus Thundenstar, der die gebündelte Stärke des Schwertes und mir in sich trug. Er kollidierte mit dem schwarzen Lichtturm und erzeugte eine Explosion aus Licht, Feuer, Blitzen und Farbe…
 

Die Druckwelle riss Zeliarina davon. Sie drehte sich mehrmals um sich selbst, kniff die Augen zusammen und machte sich auf den Aufprall gefasst, der gleich darauf folgte und ihr sämtliche Luft aus den Lungen presste. Einen Moment lang blieb sie einfach auf dem Bauch liegen, die Wange auf den kühlen Boden gelegt. In ihren Ohren summte es.

Als sie sich schließlich wieder aufrichtete und die Augen öffnete, fiel ihr als erstes die plötzliche Helligkeit in der Halle auf. Sie sah sich um, erkannte Rishak reglos in einer Ecke liegen, bemerkte Assessina und Ereos, die gegen eine Wand gedrückt worden waren und sich nur langsam und stöhnend wieder bewegten. Dymeon lag weiter abseits, halb in den nach draußen führenden Tunnel geschleudert, wurde jedoch bereits von Kevin und Dunkan versorgt.

Alle sind wohl auf…

Erleichtert sah sie sich weiter um. Die Erde hatte sich beruhigt, die Decke hielt. Nur die Feuersäule schraubte sich unverändert aus der Mitte des siebenzackigen Podests in die Höhe, geschaffen aus den sieben verschiedenfarbigen Lichtern der Götterschwerter. Doch anstatt schwarz zu brennen, leuchtete sie jetzt wieder in einem intensiven, reinen Weiß…

Zeliarina wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und lächelte. „Danke…“, murmelte sie.

„Danksagungen sind unnötig… Eigentlich habe ich dir zu danken, dass du der Dunklen Dämmerung nicht nachgegeben hast…“, erwiderte plötzlich die Stimme, die Melissa, Storm und Zeliarinas Mutter gleichzeitig war. Drei Sekunden später trat eine Frau aus der weißen Flammensäule, so sorglos als käme sie aus einem Wasserfall und nicht aus magischem Feuer. Ihr schlanker Körper war nur von einer eng anliegenden, makellos weißen Robe umhüllt, die den Flammen problemlos trotzte. Schwarzes Haar fiel ihr in langen Strähnen bis zur Taille herab und umgab ein blasses Gesicht mit perfekt geformten Zügen und goldenen Augen.

Eine Göttin, schoss es Zeliarina durch den Kopf. Völlig ohne Aufforderung verneigte sich die Donnerhexe vor der Schönheit und erntete dafür ein glockenhelles Lachen. „Das ist nicht nötig, Wächterin. Du hast mich gerufen, indem du die Dunkle Dämmerung ablehntest… Du musst dich nicht vor mir verbeugen…“

„Du bist der Schneephönix… Ich habe dich in der Illusag gesehen. Du beendest den Krieg…“, murmelte Zeliarina schüchtern. Es blitzte belustigt in den goldenen Augen der Göttin, als sie nickte. „Ja, ich beende den Krieg. Ich bin froh, dass du mich gerufen hast…“ Sie schaute sich um und betrachtete dabei die verschiedenen verwundeten Menschen und Dämonen im Saal. „Der Krieg war schrecklich und dauerte ewig. Das ist jetzt vorbei…“

„Nichts… ist… vorbei…“, röchelte Ereos, als er sich schwankend erhob und auf den Schneephönix zusteuerte. „Du hättest nicht kommen dürfen! Alles hätte anders ablaufen sollen! Ich weigere mich zu akzeptieren, dass das jetzt das Ende für uns Dämonen ist!“

„Alles hat irgendwann ein Ende“, erwiderte die Göttin sanft. Ihre Augen begegneten ruhig den purpurnen von Ereos, als dieser versuchte in ihren Gedanken zu lesen. Die Schattenklinge brach den Blickkontakt sofort ab und fluchte leise vor sich hin, während Schweiß auf seiner Stirn ausbrach. „Ein wahrer Gott…“, keuchte er.

„Sicher…“, lächelte der Schneephönix, die goldfarbenen Augen bereits von Ereos abgewandt und auf Dymeon gerichtet. Der Dämon mit den Bluttränen lag unregelmäßig atmend zwischen Kevin und Dunkan, die versuchten seine schweren Wunden zu versorgen. Kevin presste mehrere bereits völlig durchweichte Bandagen auf Dymeons Bauch, während Dunkan den Kopf des Dämons vorsichtig anhob und den zertrümmerten Schädel inspizierte. „Er war sehr tapfer… Er hat große Schmerzen und verzweifelte Anstrengungen auf sich genommen… Du musst ihm sehr viel bedeuten“, meinte der Schneephönix leise. Zeliarina nickte nur und sah stumm dabei zu, wie ihr Schutzritter notgedrungen verarztet wurde. Seine Wangen waren noch immer von den roten Spuren seiner Tränen gezeichnet…

„Wenn die Helle Dämmerung anbricht, kannst du ihn dann verschonen?“, fragte Zeliarina vorsichtig. Der Schneephönix wandte sich ihr mit überraschtem Gesichtsausdruck zu und schüttelte den Kopf. „Verschonen? Nein…“

„Aber er gehört nicht zum Däezander. Er hat nicht mit den anderen Dämonen gekämpft. Und ich will nicht von ihm getrennt werden“, beharrte Zeliarina. Die dunklen schwungvollen Augenbrauen der Göttin zogen sich leicht zusammen. „Getrennt werden? Mach dir darüber keine Gedanken. Wenn die Helle Dämmerung einkehrt, könnt ihr die letzte Reise zusammen antreten.“

„Was?“ Zeliarina glaubte sich verhört zu haben.

„Wenn die Welt erneuert wird, werden Dämonen und Menschen das Jenseits gemeinsam betreten.“

Der Magen der Donnerhexe zog sich schmerzhaft zusammen und wurde eiskalt, als sie die Worte der Göttin in sich aufnahm. „Dämonen… und Menschen…? Welt erneuern? Wovon redest du?“

Ein Schatten huschte kurz über die schönen Züge der Göttin.

„Ich bin der Schneephönix, Gott des Lebens und der Wiedergeburt“, erklärte sie mit einer feierlichen und gleichzeitig bedrohlicheren Stimme. „Man beschwört mich mit den sieben Götterschwertern, damit ich die Helle Dämmerung bringe und die Erde neu gebäre. Und für eine Wiedergeburt ist es nötig zunächst alle existierenden Formen des Lebens verschwinden zu lassen, ganz gleich ob Menschen oder Dämonen…“

Die Göttin sprach in keiner Weise feindselig, doch Zeliarina wich erschrocken vor ihr zurück. Auch die Schattenklingen und Dunkan und Kevin waren inzwischen auf die Inkarnation der Göttin aufmerksam geworden und starrten sie verwirrt an. „So sollte es aber nicht sein!“, sagte Zeliarina aufgebracht. „Du solltest die Dämonen aufhalten!“

„Ich beende den Krieg“, antwortete die Göttin ruhig. Ihr Lächeln, das Zeliarina erst so freundlich und gütig erschienen war, konnte sie nun nicht mehr ertragen. „Und ich werde tun, was ich gesagt habe. Ich werde diese von Krieg gebeutelte Welt erneuern, damit sie sich von den Strapazen der letzten Jahrtausende erholen kann. Niemals habe ich behauptet die Spezies ‚Dämon’ zu vernichten…“

„Aber…“ Fieberhaft versuchte Zeliarina an einen Moment zu denken, an dem ihr versprochen wurde, dass die Dämonen mit der Hellen Dämmerung verschwinden würden, doch sie fand keinen. Immer war nur vom Ende des Krieges gesprochen worden. Selbst in der Illusag hatte sich nicht mehr enthüllt, sie hatte sich das Ganze nur selber zusammengereimt…

„Aber ich dachte… In der Illusag habe ich… Wieso vernichtet der Nachtdrache dann nur die Menschen?“, platzte es aus Zeliarina raus. Im Hintergrund hörte sie jemanden lachen, doch der Schneephönix blieb ernst und verschränkte die Arme vor der Brust. „Auch diese Behauptung entspricht nicht den Tatsachen. Wäre der Nachtdrache einmal entfesselt gewesen, hätte er keinen Unterschied zwischen Dämonen und Menschen gemacht. Er ist der Gott des Todes. Er hätte die Erde untergehen lassen…“

„Wofür haben wir dann die ganze Zeit gekämpft?“, murmelte die Donnerhexe benommen. Sie trat noch ein paar Schritte rückwärts, stolperte dabei fast über die Kante des siebenzackigen Podestes und blickte sich gehetzt um. „Wofür haben dann die Dämonen gekämpft?“ Sie starrte Ereos mit weit aufgerissenen Augen an, als erhoffe sie antworten. „Ich dachte, ihr wolltet euren rechtmäßigen Platz in dieser Welt. Ich dachte ihr wolltet ein Utopia eurer Art! Wie hätte das mit der Dunklen Dämmerung möglich sein sollen?“

Doch zu ihrem Horror waren auch Ereos’ purpurfarbene Augen vor Fassungslosigkeit geweitet. Selbst der sonst so stark sichtbare Hass war aus seinem Gesicht gewichen, so dass er und Zeliarina einen kurzen Moment lang keine Feinde mehr waren, sondern nur zwei Wesen, verbunden durch ihre Verwirrung und Verständnislosigkeit. „Das wusste ich nicht! Man hat uns unseren verdienten Platz versprochen…“ Er stockte, ehe er die nächsten Worte vorsichtig aussprach: „Unser Vater hat es versprochen… Er erzählte von den Schwertern…“ Und in diesem Augenblick wurde das Lachen unüberhörbar lauter. Alle Köpfe wanderten zu dem Dämonenvater, der auf der Seite lag und von schweren Hustenanfällen hin und her geworfen wurde. Trotzdem lachte der Anführer des Däezanders ununterbrochen.

„Du hast es gewusst?“, murmelten Ereos und Zeliarina gleichzeitig. Der Dämonenvater nickte und sog röchelnd Atemluft in seine alten Lungen. „Ich habe es… immer gewusst…“

„Kranker Irrer!“, brüllte Kevin wutentbrannt, während er die Bandagen auf Dymeons Bauch presste. Sein Blick galt ganz dem Dämon, der unter seinen blutigen Händen immer schwächer wurde, doch seine Gedanken kreisten um Victoria, um ihr Schicksal, ihr Leid, ihre Schmerzen, die sie wegen des Parasiten in ihrem Herzen ertragen musste. Unaufhaltsame Wut brach über seinen inneren Damm der Vernunft hinweg wie heiße Lava. Funken sprühten aus seinen weißen Haaren. „All diese Verluste und Entbehrungen… All die Toten… All die Dämonen, die du hintergangen hast und all die Menschen, die kämpfen mussten…“

Er knirschte mit den Zähnen, seine Wut war nicht mehr aufzuhalten. Die Luft um ihn herum flimmerte vor Hitze. „All das nur für einen krankhaften Irren, der die komplette Welt zerstören will!“ Kevin ließ die Binden für Dymeon los, sprang auf und rannte. Als er den liegenden Dämonenvater erreicht hatte, rammte er ihm die Fußspitze mit aller Kraft in den Bauch. Rippen brachen, doch der Dämonenvater lachte einfach weiter. In seinen schwarzen Augen, die durch Kevin hindurch sahen, lag ein fiebriger Glanz.

Sein Geist muss sich völlig von der Wirklichkeit gelöst haben und dem Wahnsinn verfallen sein…

„Bestie! Monster! Abschaum!“ Bei jedem Wort trat Kevin wieder auf den Dämonenvater ein, doch dieser hörte nicht auf lauthals zu lachen. Die Schattenklingen waren so gelähmt von dem ungeheuerlichen Verrat ihres Vaters, dass sie nicht eingriffen, sondern dem Elementaren einfach nur zusahen. Ihr ganzer Lebenssinn war vor ihnen zerbrochen, die Bedeutung ihrer Existenz, der Grund für ihren andauernden Kampf…

„Bestie!“, brüllte Kevin weiter. Er wusste nicht mehr wohin mit seiner Wut, denn die Tritte gegen den lachenden Dämonenvater verschafften ihm keine Genugtuung. Schließlich ließ er sich auf die Knie fallen und packte den Kragen der weiten Kutte mit beiden Händen. Seine Finger verkrallten sich in dem Stoff, bis sie weiß anliefen, und er biss sich innen in die Wange um wieder zu klarem Verstand zu kommen. „Warum?“, fragte der Elementare mit versagender Stimme. „Warum tust du uns das an? Wieso beginnst du einen Krieg, der nur zum Ziel hat alles zu zerstören?“

Zeliarina trat zu ihm und starrte ebenfalls zu ihrem Feind herab.

Beim Anblick der Donnerhexe verzog sich der Wahnsinn noch einmal aus den grünschwarzen Augen des Dämonenvaters, als er antwortete: „Ich… will… endlich sterben…“, keuchte er gezwungen, „Anders ging… es… nicht…“

„Und dafür sollen nun alle anderen mit dir in den Tod gehen? All das für einen alten, verwirrten Mann, der sich einfach nach dem Tod sehnt!“ Die letzten Worte schrie Kevin wieder. Er dachte wieder an Victoria, an ihr weiches Haar, ihr schönes Lächeln und an die Liebe, die er hatte aufgeben müssen. Der Dämonenvater hatte sich bereits wieder in das lachende Häufchen Elend verwandelt, das ziellos in die Gegend starrte und wirre Sätze vor sich hin brabbelte.

„Genug davon“, sagte Cenior ruhig.

Der Dämon mit den Seelenbändern war zu ihnen getreten und blickte mit grauen Augen auf seinen Erschaffer hinab. Zeliarina konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was in seinem Kopf vorging. Ihr Blick glitt weiter zu Dunkan, der Dymeon keine Sekunde lang unbewacht ließ, und sie glaubte auf dem Gesicht des Palas eine Spur von Frieden entdecken zu können...

Auch er wünscht sich zu sterben… Ist ewiges Leben so qualvoll?

Dämonen und Menschen standen Seite an Seite in der weiten Halle. Obwohl sie sich noch vor wenigen Minuten bis aufs Blut bekämpft hatten, dachte in diesem Augenblick keiner von ihnen daran sich weiter zu bekriegen. „Es ist eh alles egal…“, murrte Kevin niedergeschlagen. Er stand auf, klopfte sich den Staub von den Hosen und kehrte dem Dämonenvater den Rücken zu. „Alles ist jetzt scheißegal…“

„Vielleicht nicht!“, rief Zeliarina aus und wirbelte herum um den geduldig beobachtenden Schneephönix sehen zu können. „Bitte, wir haben uns das alles nicht so vorgestellt. Dieser Mann hier hat uns in die Irre geführt. Wir wollen die Helle Dämmerung nun nicht mehr…“

„Dafür ist es zu spät“, lächelte die Göttin freundlich aber endgültig. „Die Erde ist bereits zu stark von der Menschheit und den Dämonen überwuchert. Sie hat viele natürliche Ressourcen abgeben müssen und der Biorhythmus und das Klima haben sich dramatisch verändert. Ich muss der Erde Zeit geben sich neu zu regenerieren…“

„Aber es würde…“

„Diskussionen sind unnötig, Wächterin… Die Dinge sind ins Rollen geraten…“ Die Göttin hob ihre Arme anmutig in die Höhe, so dass die Ärmel ihrer Robe rutschten und geschmeidige, alabasterfarbene Haut entblößten. Dann brachen plötzlich lange weiße Flügel in einem Wirbel aus Federn aus ihren Schulterblättern, jeder zweimal so groß wie sie selbst. „Die Helle Dämmerung hat begonnen… Die Welt wird gereinigt…“ Sie drehte sich um ohne länger auf die Leute in der Halle zu achten und steuerte mit gemächlichen Schritten auf die Feuersäule zu. Cenior folgte ihr eine Weile mit seinem Blick, ehe er sich in Bewegung setzte und ihr den Weg versperrte. „Ein letzter glorreicher Kampf im Diesseits“, murmelte er, mehr zu sich selbst als zu der Göttin. Diese lächelte nur und hielt ihren Arm mit der Handfläche nach außen vor sich ausgestreckt.

„Der Wunsch sei dir gewährt, tapferer Krieger…“ Ein weißer sengender Blitz sprang aus ihrer Hand. Er teilte sich in zwei separate Energiestrahlen, von denen einer eine Kurve machte und auf den Dämonenvater zuhielt, während der zweite Cenior glatt durch die Brust schlug. Der Dämon mit den Seelenbändern sackte ohne einen Laut in sich zusammen, während das Lachen des Dämonenvaters gleichzeitig erstarb. Beide waren tot…

„Das wollte ich nicht! So wollte ich das nicht!“, schrie Zeliarina entsetzt. Sie rannte dem Schneephönix hinterher, doch dieser hatte inzwischen die Feuersäule erreicht und trat unbeeindruckt durch sie hindurch. Nur die Silhouette der Göttin war noch in dem magischen Feuer zu erkennen, eine Silhouette, die rasch ihre Gestalt änderte, größer wurde und sich mit dem Körper an die gewaltigen Flügel anpasste. Der schrille Schrei eines Vogels drang an ihre Ohren, ehe der Schneephönix in seiner neuen und wahren Form dem Lauf der Lichtsäule folgte und nach oben flog.

„Was für eine seltsame Wendung der Dinge“, stellte Assessina fest.

Die Dämonin mit den Toxinklauen hatte sich seit dem Erscheinen der Göttin nicht von der Stelle bewegt und saß auch jetzt noch mit dem Rücken gegen eine Wand gelehnt. Strähnen ihres schwarzen Haares fielen ihr ungeordnet ins Gesicht und ihre Augen starrten trüb auf die Leiche Rishaks, die unweit ihrer Füße lag. Rishaks rechter Arm, der in Form von Urrurdoc in dem Podest steckte, fehlte einfach. Der Dämon war bereits gestorben, als die kämpfenden Geister der Götter seinen Weg gekreuzt hatten…

„Alles… verloren…“

Dämonenauren erloschen über ihnen im Sekundentakt. Auch die vergehenden Energien der Menschen, die normalerweise den übernatürlichen Sinnen entgingen, waren nun durch ihre enorme Anzahl deutlich zu spüren. Es war, als würde ein Loch in das Diesseits geschlagen, eine völlige Leere ohne irgendwelches Leben. Zeliarina fröstelte, als sie ein unerträgliches Gefühl der Einsamkeit empfand. Über ihr ging die Welt unter. Es gab kein Beben mehr, kein Gebrüll, keine Blitze und Lichter, sondern einfach das stetig anhaltende Vergehen von Leben… Zeliarina dachte an McCain und Pendrian, die sich noch irgendwo in London befanden und nun vermutlich zwei der ersten Opfer der Welterneuerung sein würden.

„Welterneuerung…“ Die Donnerhexe spuckte das Wort regelrecht aus. Sie konnte nicht glauben, dass der Untergang allen Lebens für die Wiederauferstehung des Planeten notwendig sein sollte und dass sie in einer kalten Halle unter der Erde nur warten konnte, bis auch sie sich dem endlosen Zug verstorbener Seelen anschließen würde…

Sie stand auf. Mit entschlossenen Schritten trat sie vor Thundenstar, welches im Schein der weißen Flammensäule still glänzte. „Ich bin deine Wächterin!“, schrie sie das Schwert an. „Beende es!“ Sie packte die Götterklinge mit beiden Händen und wollte es aus dem Sockel reißen, doch noch ehe sie auch nur einen Muskel bewegen konnte, saugte die Waffe sowohl magische als auch körperliche Kraft einfach aus ihr heraus. Es zischte laut und ihre Hände schmerzten…

Ein Bild drang sich ihr plötzlich auf, hervorgerufen durch eine schwache, körperlose, durch Thundenstar entstandene Verbindung mit dem Schneephönix… Ein Bild von einem makellos weißen Vogel, der am schwarzroten Himmel schwebte und aus dessen Schnabel viele Lichtblitze schossen… Sie regneten auf die Erde herunter wie helle Sternenschnuppen… Jeder von ihnen traf etwas, ob Mensch, Dämon oder Tier, und nahm ihm augenblicklich das Leben…

Mit einem Aufschrei ließ Zeliarina vom Griff des Schwertes ab und taumelte ein Stück zurück. Als sie sich ihre Hände ansah, waren sie übersät mit Verbrennungen und hässlichen kleinen Blasen, die durch das Übertragen der Donnerkraft von Mensch auf Schwert entstanden waren… Doch was sich noch stärker eingebrannt hatte, war der Anblick des verwüsteten Londons…

„Nutzlos…“, spottete Assessina ohne den Blick von Rishak zu wenden.

Ereos sagte nichts. Dunkan hantierte weiter an Dymeons Verletzungen. „Verbring die letzten Minuten deines Lebens sinnvoller…“, fügte sie nach einer Pause noch hinzu, ohne dass es feindselig klang. Zu Zeliarinas eigenem Erstaunen nickte sie der Dämonin zustimmend zu und trat mit wässrigen Augen wieder zurück. Sie kniete sich neben Dunkan, der Dymeons Kopf im Nacken stützte, damit der hintere Teil nichts berührte.

„Wie geht es ihm…?“

„Die Arameabahnen seiner Augen sind zerstört. Doch er schläft jetzt ruhig. Ich denke nicht, dass er Schmerzen hat“, antwortete ihr Mentor mit belegter Stimme. Zeliarina zwang sich zu einem Lächeln. „Das ist gut…“, murmelte sie. Ein Teil von ihr erschreckte sich noch über die Endgültigkeit und Müdigkeit ihrer Worte, doch dieser Teil saß tief verborgen und schaffte es nicht an ihr Bewusstsein. Ihre Finger strichen Dymeon liebevoll die verklebten Haare aus der Stirn und fuhren die scharfen Züge seiner Wangen nach. „Wir haben viel zusammen durchgemacht. Hoffentlich können wir auch weiterhin zusammen sein, wohin wir auch gehen werden…“ Sie blickte in das blasse, erschöpfte Gesicht ihres Schutzritters.

Diesen friedlichen Ausdruck hat er nur, wenn er schläft…

Ihr Lächeln wurde aufrichtiger, als sie ihrem Mentor den Körper abnahm und den Dämon sanft an sich drückte. „Es tut mir Leid, was ich über dich gesagt habe… Ich weiß doch, du hast nie gefallen am Töten gefunden… Du bist kein Mörder…“, flüsterte sie in Dymeons Ohr. Dann lauschte sie der Stille. Noch nie hatte sie eine solche vollkommene Stille erlebt…

„Niemals…“, zischte Kevin plötzlich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Seit der Dämonenvater tot war, hatte er abseits von allen mit geschlossenen Augen in einer unbeleuchteten Ecke gesessen. Nun stand er wieder auf und marschierte auf das nächstgelegene Götterschwert Excalibur zu. „Niemals!“, grollte er wieder, diesmal lauter. „Ich will noch lange leben und ein Heilmittel für Victoria finden! Ich habe endlich meinen Platz in dieser Welt gefunden! Ich lasse sie nicht kampflos untergehen!“

Kevin griff nach dem legendären Schwert und spürte sofort höllischen Schmerz von seinen Händen aus in seinen Körper strömen. Es zischte, als würde Wasser auf einer heißen Kochplatte verdampfen. „Hör auf, Kevin… Es hat keinen Sinn…“

Doch der Elementare hielt den Griff der heiligen Waffe weiter fest umschlossen und zog mit aller Kraft, obwohl er dabei schrie wie am Spieß. Dünner Rauch quoll zwischen seinen Finger empor. Die Luft füllte sich mit dem süßlichen Gestank brennenden Fleischs… „Kevin! Großer Gott, hör auf!“ Trotz Zeliarinas Worten zog der Elementare wieder und wieder und schrie weiter und weiter. Sein Gesicht verzog sich im Kampf mit den unerbittlichen Qualen, die ihm das Anfassen des Schwerts bereiteten, doch selbst als sich der aufsteigende Rauch schwarz färbte und deutlich zu sehen war, ließ er nicht locker. „Kevin! Deine Hände!“

„Ich brenne sie runter bis auf die Knochen, wenn es sein muss!“, brüllte der Elementare aus voller Lunge. Schweiß brach auf seiner Stirn aus und unter seiner Lancelorkleidung spannten sich die kräftigen Muskeln seiner Arme, als er versuchte die Götterklinge aus dem Sockel zu wuchten. Sie bewegte sich nicht einen Millimeter, schien selbst ein Stück des Steins geworden zu sein.

„Geh schon!“

Der Schmerz wurde unerträglich. Alles in ihm schrie danach loszulassen, sein Geist reduzierte sich auf das Niveau eines Tieres, das nur weg von der Pein wollte und seinen Instinkten folgte. Doch ein einziger Gedanke, der einzige Gedanke den er noch festhalten konnte, befahl ihm nicht loszulassen. Ein roter Nebel zog sich vor seine Augen und blendete die Umgebung völlig aus, ließ ihn ganz allein mit dem Schmerz. Zischend brannte sich Excaliburs Griff unaufhaltsam immer tiefer in seine Handflächen.

„Ich bin ein Beherrscher des Feuers! Ich kann nicht verbrennen!“, schrie Kevin widerspenstig. Als habe das Schwert die Worte des Elementaren vernommen, begann es plötzlich die Flammenkräfte aus Kevin zu saugen, so wie Thundenstar es zuvor bei Zeliarina getan hatte. Feuer, Funken und Flammen brachen gegen Kevins Willen aus seinen Händen hervor, verbrannten sie dabei noch mehr und wurden schließlich von Excalibur verschluckt.

„Lass endlich los!“

Kevin spürte seine Kraft mit jeder Sekunde schwinden, während die Brände an seinen Händen immer stärker wurden und in flackernden Wirbeln aus seinem Körper strömten. Ihm wurde schlecht, sein Kopf fing an zu dröhnen… „Kevin! Lass los! Es hat doch keinen Sinn!“ Eine Stimme rief ihn, doch es tat zu sehr weh um sie noch in seinem Kopf verarbeiten zu können. Wem gehörte sie? Er konnte die Verzweiflung darin hören, doch er wusste sie nicht mehr zuzuordnen.

Dann glaubte er Finger zu fühlen, die sich an seiner Weste festkrallten und ihn wegzerren wollten. „Nicht…“, flehte die Stimme, doch Kevin hielt sich trotzdem an Excalibur fest, als würde er augenblicklich sterben, wenn er den Kontakt zu dem Schwert verlor…

„Ich gebe noch nicht auf! Ich gebe niemals auf!“

Ereos beobachtete das Treiben der Menschen, die er mehrmals zu töten versucht hatte, schweigend. Er konnte nicht nachvollziehen, wieso der Feuerelementare so besessen an Excalibur festhielt, obwohl die Wächterin Thundenstars auf ihn einredete und ihn versuchte von dem Schwert wegzuziehen. Für einen Menschen mussten es grauenvolle Qualen sein, die er durchstand. Ohne dass Ereos es wollte, fing er an den jungen Elementaren und seine Mühen zu respektieren und anzuerkennen. Doch er verstand trotzdem nicht den inneren Antrieb des Jungen, seine Inkaufnahme brennender Schmerzen, die selbst ein Dämon nicht ohne Zucken erleben würde.

Warum machte er weiter, obwohl die Hoffnung längst erloschen war? Neugierig geworden schritt Ereos langsam durch die Halle und stellte sich Kevin gegenüber.

Der Feuerelementare selbst bemerkte kaum, wie der Dämon mit den Purpuraugen vor ihn trat, denn er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und stand am Rande der Bewusstlosigkeit. Doch selbst diesen Schutzmechanismus seines Körpers schaltete Kevin mit seinem ungezügelten Willen ab, während er zunehmend schwächer versuchte Excalibur aus dem Stein zu befreien… Seine Gedanken kreisten um Victoria, immer wieder um Victoria… „Ich will nicht…“ Seine Augen brannten sanft, doch die Tränen verdampften bereits knapp unter den Wangenknochen zu glitzernden Salzrückständen…

„Warum strengst du dich so an?“, brach Ereos’ Stimme durch den Nebel von Schmerz und Verlangen in Kevins Kopf. Der Elementare zwang sich aufzusehen und begegnete dabei den berühmten wunderschön purpurfarbenen Augen, die der Schattenklinge seinen Namen verliehen. Sie spiegelten echte Neugier wieder, vermischt mit einem Unverständnis, das danach verlangte gestillt zu werden.

„Ich will die Welt retten…“, antwortete Kevin leise, ohne dabei den Blickkontakt mit Ereos zu brechen. Der Dämon runzelte nachdenklich die Stirn und betrachtete kurz die Hände des Elementaren, die immer noch ein paar Feuerstöße ausstießen. „Woher weißt du, dass du die Welt rettest, wenn du dieses Schwert entfernst?“

„Das weiß ich nicht!“, zischte Kevin zurück, wieder voll damit beschäftigt sich nicht von der Bewusstlosigkeit überwältigen zu lassen. „Doch selbst wenn es nur eine kleine Chance ist, so will ich an sie glauben! Ich will alles versuchen um diese Welt zu verteidigen!“

„Und wieso willst du diese gottverdammte Welt retten? Wegen eines einzigen Wesens haben sich unsere Arten gegenseitig niedergemetzelt…“, fragte Ereos verbittert. Seine purpurfarbenen Augen verschwammen vor Kevins Blick zu zwei roten Kreisen in einem Wirrwarr aus Farben. Der Elementare spürte das Feuer aus seinem Körper weichen, die Magie, die seinen Körper ständig geheizt hatte, und anschließend noch etwas anderes, etwas noch Wertvolleres. Das Leben selbst wich aus seinem Körper…

„Ich will diese Welt retten…“, keuchte Kevin, der jetzt nicht mehr nur gegen die Bewusstlosigkeit, sondern gegen den endgültigen Tod ankämpfte. „Ich will sie retten, weil jemand in ihr lebt, der mir alles bedeutet… Ich will die Welt für sie retten, damit sie weiterleben kann…“ Er lächelte bei dem Gedanken, obwohl jeder Herzschlag unerträglich schwerfällig in seiner Brust donnerte, obwohl seine Lungen aufgeben wollten, obwohl jeder Zentimeter seines Leibs schmerzte. „Am liebsten… würde ich bei ihr sein und mit ihr leben… Doch es ist auch okay, wenn ich es nicht schaffe… Solange ich ihr so eine Zukunft ermögliche…“

„Für jemand anderen…“, wiederholte Ereos langsam. Er nutzte seine Begabung um Kevin in die Seele zu schauen und sah darin deutlicher als alles andere das Gesicht eines Mädchens mit blasser Haut, eisblauen Augen und schwarzen Haaren. Victoria… Der Name füllte Kevins Seele. Ereos sah, wie Kevin als kleiner Junge ständig unter seinen Kräften gelitten hatte, wie er einmal beinahe seinen Freund umgebracht hatte, wie er dann zum Lancelor-Orden kam und Victoria kennen lernte und sich zum ersten Mal in seinem Leben wirklich Zuhause fühlte. Gedanken und Gefühle strömten in einem endlosen Fluss auf Ereos ein, doch der Dämon wusste mit seiner Fähigkeit umzugehen und blockte sie ab, um gezielt nach weiteren Augenblicken mit dem schwarzhaarigen Mädchen zu forsten. Eigentlich musste er kaum suchen, denn jeder Tag, den Kevin mit ihr verbracht hatte, stach hell leuchtend aus seinem Gedächtnis.

Dann sah Ereos den Moment, in dem der Elementare von dem Parasiten in Victorias Herz erfuhr und zu ihrem Wohl auf sein Glück verzichtete… „Zufrieden?“ Ereos löste seine Verbindung zu Kevins Seele und sah wieder in seine braunen Augen, die seinen purpurfarbenen nicht ausgewichen waren. „Für sie gehst du so weit…“

„Ich… liebe sie…“, presste Kevin zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. „Kannst du das nicht verstehen? Auch wenn du ein Dämon bist, bin ich mir sicher, dass du es verstehen kannst! Hast du niemanden, der dir alles bedeutet, für den du diese Welt erhalten willst? Gibt es niemanden, den du nicht verlieren willst? Den du nicht sterben lassen willst?“ Unweigerlich schaute Ereos zu Assessina, die mit leerem Blick an der Wand saß. Eine lange Zeit lang war es wieder völlig still, bis auf die Schluchzer von Zeliarina, die nur noch halbherzig versuchte Kevin von Excalibur wegzureißen, und dem Zischen verbrennenden Fleischs.

Und dann, in dem Augenblick in dem Kevins Finger vom Griff des Götterschwertes zu rutschen drohten, packte Ereos seine alte Waffe knapp oberhalb der Hände des Elementaren. „Doch… Ich verstehe dich vollkommen…“ Die Haut des Dämons mit den Purpuraugen fing sofort an zu schmoren. Trotzdem hielt er Excalibur genauso entschieden umklammert wie Kevin. Die Blicke von Dämon und Mensch trafen sich in stiller Übereinkunft, ehe sie gleichzeitig an dem Schwert zogen. Es ratschte, Funken sprühten zwischen dem Steinsockel und der silbernen Klinge hervor.

Excalibur war frei.

Augenblicklich fing die weiße Flammensäule, nun nicht mehr gespeist von der Kraft aller sieben Götterschwerter, an ganz allmählich zu schrumpfen. Erst glaubte Zeliarina es wäre nur ihre Einbildung, doch der brennende Turm wurde deutlich kleiner, bis er kaum noch den Durchmesser eines Oberschenkels besaß. Gleichzeitig ertönte draußen ein schriller Vogelschrei, der durch die Welten hallte.

„Verschwinde, Schneephönix! Wir weigern uns zu gehen! Sowohl wir Menschen, als auch die Dämonen!“, brüllte Kevin mit seinen letzten Kraftreserven, ehe er umkippte und Excalibur endlich losließ. Das Sternenschwert fiel klirrend zu Boden, doch der Elementare wurde von Ereos aufgefangen und behutsam abgelegt. „Du hast einen starken Willen…“

„Ich… danke dir…“, erwiderte Kevin mit klappernden Zähnen. „Mir… mir war noch nie so kalt…“

Der letzte Strahl der Flammensäule erlosch, so dass der dunkle Himmel durch das Loch in der Decke zu sehen war. Auch der Schrei des Vogels hörte auf. Doch alle Menschen und Dämonen, die sich in diesem Augenblick lebend in London befanden, glaubten eine geisterhafte Präsenz zu spüren, die direkt in ihre Köpfe sprach und sagte: Ich beende den Krieg…

Dann erstarb auch diese Stimme für immer…
 

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Nächstes (und zugleich letztes) Kapitel:
 

Die einst gekannte Welt liegt in Trümmern...

Drei Dämonen und drei Menschen, verändert von den Geschehnissen unter der Erde, werden versuchen auf diesen Ruinen eine neue Welt aufzubauen...



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Hrafna
2006-04-27T11:40:22+00:00 27.04.2006 13:40
Hi! ^.^
Menno, will nicht, dass das nächste Kap schon das letzte ist... ich kann nur für dich hoffen, dass du bereits an einem neuen Projekt arbeitest oder etwas fertig gestellt hast - wehe dir, es gibt keinen neuen Lesestoff!! *droh*

Das Kap war echt...mir fällt gar kein passendes Wort ein. In den letzten Kapitel, zum Ende hin, hast du dich noch einmal richtig gesteigert, vor allem im Punkto Spannung. Wirklich gut gemacht, großes Lob an dich!
Ich hatte ja befürchtet, jetzt ist alles aus... aber die entscheidende Wende ist echt super gelungen, damit hatte ich nicht gerechnet!
Was soll ich noch viel sagen...
Super, echt, man hättes es wohl kaum besser gestalten können!

Ich freu mich auf das letzt Kapitel!!

Bless,
Hrafna
Von: abgemeldet
2006-04-26T15:20:55+00:00 26.04.2006 17:20
Hallo
Schade dass das nächste Kapitel schon das letzte ist!!
Naja aufjedenfall super kapitel...
im moment fällt mir nicht viel mehr dazu ein... außer, dass ich mich aufs nächste freu!
Lg Kleines
Von:  Rose1
2006-04-26T14:49:24+00:00 26.04.2006 16:49
Sad ist super gelungen. ich nicht gedacht das es so ist. Einfach super. Ich freue mich schon auf´s nächste kapitel.

Tschüss Rose1


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