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ageha no hane

final motion uploaded
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zakuro

So, da wir uns langsam dem Ende nähern, wird natürlich wieder etwas mehr Wert auf die Cliffhanger gelegt... xD Verzeiht mir das.

An dieser Stelle will ich gar nicht zu viel quatschen, ich wünsche euch einfach viel Vergnügen mit Kapitel 20 - zakuro..
 

Chapter 20 – zakuro
 

~~
 

Die hob überrascht die Augenbrauen, als direkt an der Hauswand eine ihm bekannte Gestalt in seinem Blickfeld auftauchte. Er beschleunigte seinen Schritt, kam an der Haustür zum Stillstand.

„Kyo? Wieso warst du nicht in der Schule?“, begrüßte er seinen Freund leicht verwundert, musterte ihn fragend. Wieso der kleine Blonde im frühen Dezember eine Sonnenbrille auf der Nase trug, musste er nicht verstehen, dem war er sich gewiss.

Kyo hob den Blick nur sachte an. „Können wir im Haus darüber reden?“, fragte er zögerlich. „Eh, klar.“ Dies Verwirrung stieg, während er die Tür aufschloss, Kyo in die warme Wohnküche geleitete.

Erst, als sie gemeinsam auf der Eckbank an der Theke saßen, wiederholte Die seine Frage. Er fügte noch grinsend hinzu: „By the way, wir haben Winter – und die Sonne scheint hier in der Küche selbst im Sommer nicht.“ Kyo schien mit sich selbst zu ringen, setzte die Sonnenbrille schließlich jedoch ab und schüttelte leicht den Kopf, um die vor Blicken schützenden Haare aus dem Gesicht zu vertreiben.

Schweigen regierte die folgenden Augenblicke. Der Redhead sah ihn sprachlos an, visierte Kyos linke Gesichtshälfte, die sich am Auge bläulich gefärbt hatte, einen Schimmer von Violett aufwies – nur am Rand zeichnete sich die Verletzung leicht grünlich ab.

„W-Wer... wer zum Teufel war das?“, brachte der Ältere letztendlich hervor. Kyo schwieg eisern weiter. „Doch nicht etwa – Toshiya?“ „Was?! Natürlich nicht.“ Plötzlich schien das Leben in ihn zurückgekehrt zu sein. Kyo verneinte strikt, atmete tief durch, ehe er zu einer Erklärung ansetzte:

„Toshiya würde mir nie einfach so ins Gesicht schlagen. Nein, diesen schönen Lidschattenersatz habe ich meinem Vater zu verdanken.“ „WAS?“ Dies Miene wurde immer ungläubiger. „Aber.. wieso-“ „Er hatte scheinbar verdammt schlechte Laune.“ „Bitte? Deswegen wird er dich wohl kaum geschlagen haben, oder?!“

„Nein.“ Kyo rieb sich vorsichtig die Stirn. „Er hat Streit mit meiner Mutter angefangen. Ich wollte sie schützen, ihr helfen – wie immer. Nun, dieses Mal habe ich definitiv die falsche Karte gezogen.“

Die sah den Jüngeren unsicher an, wusste nicht, was zu sagen oder tun war. „War es das erste Mal?“ Kyo schüttelte wieder den Kopf. „Das erste Mal seit langem, sagen wir es so. Als ich noch klein war, musste ich in der Schule sehr oft lügen, woher die ganzen blauen Flecken und Blutergüsse kamen. Aber eines Tages reichte es meiner Mutter, sie hat sich endlich, nur dieses eine Mal, durchgesetzt und ihm klar gemacht, dass sie ginge, sofern er mich nochmals so zurichtete. Danach ging es lange Zeit gut. Okay, in den letzten Monaten gab es wieder verstärkt hier mal ne Ohrfeige oder da eine rein, aber so... Nun, die Schule musste ich aufgrund sichtbarer Schläge schon ziemlich lange nicht mehr schwänzen.“

Big Red fuhr sich durchs Haar, ächzte kaum hörbar. „Scheiße mann, wieso höre ich das jetzt erst?! Okay, ich wusste, bei dir läuft es nicht so gut, aber-“ Kyos Mundwinkel verzogen sich zu einem freudlosen Lächeln. „Wo wir momentan doch ohnehin schon in der Wahrheitsphase stecken... da wollte ich dir das auch nicht mehr verheimlichen.“

Er trommelte mit den Fingerspitzen auf dem Rand der Küchentheke herum, rastlos. Bis Dies Frage ihn zurück in die Wirklichkeit holte. „Wie ging es dann weiter gestern?“ „Bin davongelaufen. Wie immer, wenn ich nicht mehr weiter weiß.“ „Nun komm, das ist ja wohl mehr als verständlich!“

Es klang so entrüstet, dass Kyos leere Miene doch ein angedeutetes Lächeln schmückte. „Und danach? Du hast doch nicht etwa im Freien gepennt?“

„Nein. Ich bin – ebenfalls wie immer – zu Toshiya gerannt und habe mich ausgeheult. Mehr oder weniger zumindest.“ Die blinzelte, nun vollends verwirrt. „Ernsthaft? Und – er hat dich nicht gleich abserviert?“

„Im Gegenteil. Anfangs dachte ich, er ließe mich hängen, doch Toshiya hat mich tatsächlich bei sich übernachten lassen, sich um mich gekümmert und... ja, ich glaube, er hat mich sogar getröstet.“ Kyo fuhr mit der Zungenspitze sein Lippenpiercing entlang, vollkommen in seine Erinnerungen versunken.

„Ich verstehe den Typen absolut nicht. Wenn es ihm so viel Freude bereitet, auf deinen Gefühlen herumzutrampeln, ist es doch unlogisch, dir nun wieder zu helfen.“ Kyo hob die Augenbrauen, setzte zu einer Erklärung an: „Bis gestern ging es mir ebenso. Aber ich kapiere jetzt, wo der Unterschied liegt. Es geht um das >Wer<. Toshiya ist scheinbar der Ansicht, er könne es sich erlauben, mir weh zu tun, es macht ihm wohl sogar Spaß. Doch das gestern ging nicht von ihm aus. Ich schätze, es macht ihn wirklich wütend, wenn andere Menschen mein Wohl gefährden – sobald es nicht mehr er ist, der mir das Leben schwer macht, bekommt er Mitleid mit mir. Vollkommen verrückt, ich weiß.“

Die grinste gezwungenermaßen. „Bin froh, dass du es jetzt mal selbst gesagt hast.“, merkte er an, streckte zaghaft die Hand nach Kyos Gesicht aus, um vorsichtig über die Verfärbung zu streichen. „Tut’s doll weh?“

Kyo zuckte die Achseln. „Die Schmerztabletten in Toshiyas Medizinschrank sind echt spitze. Möchte nur nicht wissen, wie es mir geht, wenn die nachlassen...“

„Komm her. Du kannst bei uns einziehen, meine Eltern haben bestimmt nichts dagegen-“, setzte Die plötzlich an, doch Kyo widersprach ihm bereits. „Die, ich kann nicht alle paar Tage von A nach B laufen. Ich werde vielleicht heute Nacht noch bei Toshiya bleiben, doch dann geht es zurück nach Hause. Es hat keinen Zweck, abzuhauen und Gras über die Sache wachsen zu lassen – ich muss mich dem Problem stellen.“

„Aber...“ Die unterbrach sich selbst, abgelenkt von dem Schmetterling, der vor ihnen in der Luft auf- und abtanzte. „Mann, du störst.“, machte er genervt. „Hey, das Vieh ist immer da, wenn’s mir dreckig geht, ne.“, lachte Kyo gequält und hob den Handrücken. Wie erwartet ließ der Schwalbenschwanz sich darauf nieder, bewegte die Flügel nur noch sachte auf und ab.

„Der Kleine klebt immer an mir, manchmal ist es echt tröstend, ihn zu sehen.“, meinte Kyo nachdenklich, die Augen weiter auf das zarte Tier gerichtet. „Sicherlich.“, lenkte Die ein. „Worum es mir nur geht: Willst du echt wieder heim? Zu deinem Vater?“

Kyo Lichter flackerten kurz hinüber zu ihm. „Gehe ich jetzt, verlasse ich mein Zuhause, obwohl ich es nicht will. Soll ich mich vertreiben lassen, obwohl nicht ich es bin, der den Streit provoziert? Nein. Ich lasse mich nicht klein kriegen, da kann er noch so harte Geschütze auffahren.“ Die stöhnte unterdrückt. „Dammit, deinen Kampfgeist möchte ich haben. Es ist unglaublich, was du alles unter einen Hut bekommst. Wie zum Himmel machst du das?“

„Ach Die... Sieh nicht immer nur meine Vorzüge. Ich habe oft genug Phasen, in denen ich nicht mehr kann – und ungerecht werde ich auch immer wieder. Mit mir auszukommen kann echt nervenaufreibend sein, aber was erzähle ich dir das..“ Kyo grinste leicht, es war kein echtes Grinsen, doch Die bewunderte ihn schon für die Tatsache, dass er es versuchte.

Mein Kyo.. wenn ich dir nur helfen könnte. Doch es tun sich immer mehr Abgründe auf, die mir alle Mittel nehmen. So ein Mist!
 

~~
 

„Tut’s noch sehr weh?“ Ein mildes Lächeln, unterstrichen von einem Kopfschütteln. „Iie, kaum noch. Man sieht es zwar noch recht gut, doch der Schmerz hält sich in Grenzen.“ Kyo senkte den Blick auf seine Füße, die einige Zentimeter über dem Erdbeben baumelten. Er saß auf der Schulmauer; seit der Unterricht vor wenigen Minuten sein Ende gefunden hatte, verweilten die zwei Jungen gemeinsam an jener Stelle; Kyo, weil er keinen Drang verspürte, sein Heim aufzusuchen, und Die, um Kyo nahe zu sein, ihm mit aller möglichen Kraft zu helfen.

„Und du lebst jetzt allen Ernstes weiter zu Hause?“ „Was sollte ich sonst tun? Ich sagte schon einmal: Ich habe es satt, vor meinem Leben wegzulaufen.“ Kyo entzündete eine Zigarette, die er seinem besten Freund zuvor abgenommen hatte, und inhalierte den beruhigenden Rauch.

Plötzlich jedoch schien seine Aufmerksamkeit sowohl von der Zigarette als auch von Die abzuschweifen, als ein dritter Schatten zu ihnen trat. Mit weiten, fragend geöffneten Augen musterte er Toshiya, der matt lächelte, sich neben ihn lehnte.

„Hey.“ Auch Die traf den Blick des Ältesten, sie nickten einander zu, schweigend, doch ohne Feindseligkeit. „Was machst du hier?“, wunderte Kyo sich und legte den Kopf leicht schief. „Wie geht es dir?“, stellte Toshiya eine Gegenfrage, ohne auf Kyos Worte einzugehen.

„Ganz okay, tut kaum noch-“ Das Lächeln des Dunkelhaarigen unterbrach ihn. „Wie es deinem Gesicht geht, sehe ich, Kyo-chan. Ich wollte in Erfahrung bringen, wie es zu Hause läuft.“

„Lala. Meine Mam ist in Dauersorge, sie tut mir echt leid... und er – na ja, er behandelt mich reserviert, aber vorsichtig. Ich komme mir vor, als würden mich alle nur noch mit Samthandschuhen anfassen...“ „Besser als mit der Mörderfaust neulich.“, kommentierte Toshiya düster. Seinen Zügen war zu entnehmen, wie groß der Groll war, den er gegen das Handeln des Familienvaters hegte.

Die sah ihn nachdenklich an, machte für sich aus, nur dieses eine Mal seine Meinung in Toshiyas Worten wieder zu finden. Ungewöhnlich genug, doch es erleichterte ihn, nicht noch einen weiteren Grund auferlegt zu bekommen, Toshiya zu hassen.

„Da liegt noch ein Buch auf meinem Nachttisch herum, gehört definitiv nicht mir..“ Kyo runzelte die Stirn. „Hast du es mitgebracht?“ „Hol’s dir doch.“ Toshiya grinste schief und stieß sich von der Mauer ab. „Ich bin jedenfalls anwesend heute..“

Verschwunden, so plötzlich, als sei er mit einem Liderzucken von der Bildfläche gerannt. Kyo wechselte einen fragenden Blick mit Die. „Hat er gerade so etwas wie eine indirekte Einladung verlauten lassen?“ Der Redhead nickte langsam. „Scheint so, als wolle er dich unbedingt da haben heute Abend.“

Und schon wird er mir wieder um zig Level unsympathischer. Was hat er jetzt schon wieder vor? Kyo erneut benutzen, um seine Bedürfnisse zu befriedigen?

„Ich weiß genau, was du jetzt denkst.“ Kyos Stimme holte den Rotschopf zurück in die Wirklichkeit. „Hmm?“ „Ich weiß nicht, was Toshiya will. Aber ich schätze, ich sollte es herausfinden...“

Dies Lippen verzogen sich zu einem freudlosen Lächeln. „Du wirst zu ihm gehen und er... er wird dich einmal mehr ausnutzen und mit dir spielen.“ Es klang so bitter, dass Kyo unwillkürlich fröstelte. Der Achtzehnjährige hob die Hand, strich über Dies Wange. „Vertrau mir. Ich passe auf, was ich tue.“

„Das kannst du ja doch nicht, wenn es um ihn geht.“ Kyo seufzte lautlos. „Ich habe auch zwei Nächte bei ihm verbracht, ohne mich in irgendwelche Dummheiten verwickeln zu lassen, ne. Immer schön dran denken.“ „Ich mache mir nur Sorgen.“

„Danke, Die. Ich weiß das echt zu schätzen, doch..“ „Ich weiß, du gehst trotzdem. Habe nichts anderes erwartet oder verlangt.“ „Und dennoch wäre es dir lieber.“ Die setzte ein Grinsen auf, unecht und kaum glaubwürdig. „Mir wären einige Dinge anders lieber.“, verkündete er mit einem witzelnden Ton, den Kyo ihm nicht abnahm.

„Die...“, machte er bittend und knabberte auf seiner Unterlippe herum, unschlüssig. „Jaa~, tut mir leid. Vergiss, was ich sagte.“ „Sicher nicht. Vergiss lieber, wo ich heute hingehe, bevor ich dir den Nachmittag versaue.“

Kyo erhob sich von seiner Sitzgelegenheit, zog seine Jacke zurecht, ehe er sich wieder zu Die umwandte. „Ich muss langsam heim, sie wird sich Sorgen machen.“ Big Red nickte zustimmend. „Okay. Dann bis morgen – und hey: Keine neue Katastrophe mehr diese Woche, wie?“ Kyo zwang sich ein kurzes Lachen heraus, trennte sich von seinem besten Freund und schlug den Weg heim ein.

Ach Die... Was soll das bloß werden...?
 

~~
 

„Wieso nur wusste ich, du würdest auftauchen?“

Kyo lächelte angedeutet und trat ein, drehte sich sofort zu Toshiya um.

„Du wolltest es so.“ Ein leichtes Nicken. „Erkannt.“ „Worum geht es?“ Die Miene des Älteren zeigte Verwirrung. „Na-“ „Ich bitte dich. Kein einziges meiner Bücher liegt noch hier – denkst du, ich hätte dir das abgekauft?“

Toshiya konnte sich ein amüsiertes Grinsen nicht verbieten. „Und dennoch kommst du hierher? In die Höhle des Löwen?“ „Der Löwe hat mich längst gefressen, was soll mir noch passieren?“

Es klang ernst, sodass die Worte ihre spottende Atmosphäre nicht entfalten konnten. „Also, was willst du mir sagen, was Die nicht hätte hören dürfen?“ Kyo vergrub die Hände in den Jackentaschen, ließ Toshiya nicht aus den Augen.

„Ich möchte dir nichts sagen.“, erkannte jener daraufhin, steckte sich eine Zigarette an. „Deine Anwesenheit hat dem Raum hier einfach gefehlt.“

Ein Blinzeln, das Überraschung ausdrückte. „Wie...?“ Toshiyas Lächeln wirkte abwesend; er sank in seinen Sessel und musterte Kyo nun seinerseits, wie er sichtlich verständnislos ein paar wenige Schritte von ihm entfernt stand, unsicher erschien.

„Das Leben eines Wächters ist sehr leer. Keine Freunde, die man einweihen darf, keine Beziehungen, um niemanden zu gefährden. Auch mein Leben war sehr leer, ehe es dich gab. Du hast es zum ersten Mal seit sehr langer Zeit geschafft, es zu füllen – das fehlt jetzt. Ich hatte mich daran gewöhnt.“

Die Sätze, so klar und verständlich gesprochen, verwirrten Kyo eindeutig noch mehr. Er setzte sich nur zögerlich Toshiya gegenüber, wog seine Worte gut ab. „Du weißt, ich fahre damit gern fort.“, erklärte er schließlich leise.

Ein mattes Grinsen. „Das ist unmöglich. Oder glaubst du, zwei Eiswürfel könnten einander auf Dauer wärmen?“ Kyos Blick richtete sich wieder auf ihn. „Du bist kein Eiswürfel.“ „Nein, seit ich dir deine Wärme genommen habe, bin ich das nicht mehr. Doch ich kann dich nicht glücklich machen, das wissen wir im Prinzip beide. Du bräuchtest jemanden, der dich wirklich liebt. Aufrichtig und ernsthaft. Einen Menschen, der alles für dich täte. Ich kann keins dieser Dinge übernehmen.“

Toshiya überschlug die Beine, trank sanft von seiner Zigarette. „Wer ist es dann?“ Kyos Frage brachte den großen Dunkelhaarigen zum Stirnrunzeln. „Wer ist was?“ Kyo richtete den Blick auf seine Hände. „Ich weiß schon lange, du liebst nicht mich. Doch du hast Gefühle in dir, du handelst zu emotional und unbeherrscht, um das abzustreiten.“

Toshiya seufzte kaum hörbar. „Möchtest du mich das ernsthaft fragen?“ „Ja.“

Du kleiner Masochist. Wieso tust du dir selbst so unnötig weh?

„Also gut. Es gibt da jemanden. An diese Person kommt niemand ran, keiner kann ihr das Wasser reichen. Nicht einmal du.“ Kyo spielte mit seinem Silberring, ohne Toshiya dabei außer Acht zu lassen. „Wer ist diese Person? Kenne ich sie?“

„Nein.“ „Was ist so besonders an ihr?“ Toshiya gab seiner Kippe gelassen den Todesstoß, sich Kyos aufmerksamen Augen wohl bewusst. „Er lässt mich nicht an sich heran. Gibt mir das Gefühl, mich prinzipiell nicht zu brauchen – dennoch bin ich seine größte Vertrauensperson. Er ist unglaublich klug, stilvoll und ruhig... Genau genommen behandelt er mich in gewisser Weise nicht anders als ich dich.“

„Toshiya fügt sich einem anderen Menschen?“ Kyo legte den Kopf zurück, sah dann wieder hinüber zu seinem Gesprächspartner. „Also gibt es doch eine Möglichkeit, deine Gefühle einzufangen. Ich habe einfach den falschen Weg gewählt...“

„Nein. Du bist der falsche Mensch.“ Kyo fuhr nachdenklich mit der Zungenspitze über seine Unterlippe. „So, wie du von ihm sprichst, habe ich den Kampf wohl schon lange verloren. Ich hoffe, du verzeihst mir, wenn ich dennoch nicht aufgebe.“

„Du zerstörst dich selbst.“ „Das ist mir gleich. Ich kann nicht behaupten, dass es in ein paar Monaten auch noch so sein wird, doch ich kann dich nicht loslassen. Nicht jetzt. Das liegt vorrangig an der Tatsache, dass ich es nicht will. Du bist der einzige Mensch in diesem verdammten Leben, der mich je wirklich glücklich gemacht hat. Ich bleibe nicht einfach stehen und sehe zu, wie mein Glück wieder in den nächsten Zug steigt und mich im Dunkeln zurück lässt.“

Toshiya suchte den Blick des Jüngeren, hielt ihm mühelos stand. „Das ist verständlich. Doch Gefühle wirst du nie erzwingen können. Sie sind nicht da, so sehr ich dich auch schätze.“ „Das reicht mir.“, antwortete Kyo leise. „Ich will einfach nur in deiner Nähe sein, das ist alles, was ich brauche.“

Toshiya erhob sich von seinem Platz, stützte die Hände links und rechts an den Armlehnen des Sessels ab, in dem Kyo saß. „Nein.“, flüsterte er ihm ins Ohr. „Es reicht dir eben nicht. Wenn du ehrlich bist, hoffst du darauf, ich könnte auf den Einfall kommen, dich wieder einmal in meinem Bett haben zu wollen. Und was ist dann? Dann hattest du deine Nähe für eine Weile – und wirst sie wieder haben wollen. Doch so oft sich dieses Spiel auch wiederholen möge, es wird nie reichen. Du wirst nie genug bekommen, da dir mein Herz nie gehören wird. Soll ich dich also weiter benutzen, wann es mir beliebt? Ich habe damit kein Problem, Kyo-chan. Mir schadet es nicht. Es ist dein Herz, das mit jedem weiteren Moment der Nähe mehr zerbricht. Ich habe dieses Spiel aus Rücksicht beendet, weil du mir viel zu sehr ans Herz gewachsen bist, um dich weiter zu quälen. Willst du es also wirklich erneut beginnen?“

Kyo sah auf in das Gesicht, das dem seinen so nahe war. Der Gesichtsausdruck des Älteren war undeutbar, sagte nichts über sein Inneres aus. „Ich – ich... so viel Nähe brauche ich nicht-“ „So?“ Ein erneutes Flüstern. Toshiya hatte sich zu ihm gesetzt, seine Hand im Nacken des Achtzehnjährigen platziert, ihn mittels jener Hand dichter zu sich gezogen.

„Und jetzt..“, begann er ruhig, „sage mir, du würdest mich von dir stoßen.“ Kyo schluckte innerlich, senkte den Blick. „Okay. Okay, ich kann es nicht. Zufrieden?“ Toshiya zog seine Hand zurück, lächelte mitleidig. „Nein, weniger. Alles, was ich möchte, ist, dass du dir über die Ausmaße im Klaren bist. Du wärst nicht der Erste, der meinetwegen fällt. Wirf mir nicht irgendwann vor, ich hätte dich zerstört – ich habe dir oft genug gezeigt, wer ich bin. Wie ich bin.“

Kyo nickte langsam. „Ich habe schon lange erkannt, wer du bist. Dennoch will ich nicht aufgeben. Ist das Antwort genug?“ Ein flüchtiger Kuss erreichte seine Lippen. „Du bist dumm, Kyo. Schrecklich dumm...“ „Und wenn schon.“, war die gemurmelte Antwort. „Ich war nie glücklich. Momentan bin ich wenigstens zeitweise etwas in der Richtung..“

Eine Weile schwiegen sie einander an, so nah – und doch in Gedanken völlig fern.

„Erlaube mir noch eine Frage.“ Toshiya richtete den Blick wieder zu ihm. „Wie kannst du mit anderen Menschen Beziehungen eingehen, solange du ihn liebst? Das ist nicht als Vorwurf aufzufassen, ich verstehe nur nicht-“ „Jeder geht anders damit um. Du lässt niemanden außer mir an dich ran, weil du nur mich willst. Ich hingegen hole mir das, was ich will, unabhängig von meinen Gefühlen. Genau genommen ist es nichts anderes, als würdest du nebenbei etwas mit Daisuke anfangen.“

Kyo biss sich unwillkürlich auf die Unterlippe. „Ich bin für dich, was Die für mich ist.“, wiederholte er abwesend. „Nicht direkt.“, widersprach Toshiya ernsthaft, strich durch das weiche Blondhaar. „Wäre ich nicht das, was ich nun einmal bin, wäre das zwischen uns nicht so hoffnungslos zum Scheitern verurteilt.“ Er lehnte sein Gesicht behutsam gegen Kyos Haarschopf, hauchte leise gegen die Strähnen: „Doch die Dinge sind, wie sie sind. Dem haben

wir uns alle zu fügen.“

Damit erhob er sich wieder, wanderte weiter zum Fenster. Kyo beobachtete das über alles geliebte Profil lange. „Man könnte dagegen ankämpfen.“ „Ich füge mich lieber. Kämpft man dagegen an, macht man vieles nur noch schlimmer.“

Ein unterdrücktes Stöhnen. Kyo stand ebenfalls auf, sah jedoch hinüber zur Tür. „Es wäre dir lieber, wenn ich ginge, nicht?“ Ein verstecktes Lächeln. „Denkst du das wirklich?“

Zögern. „Bei dir weiß man nie genau. Ganz abhängig davon, inwiefern deine Laune gerade schwankt.“ Toshiya durchquerte den Raum mit wenigen Schritten, verschwand im Schlafzimmer, kehrte wenig später wieder.

„Da.“ Er hielt Kyo ein Buch entgegen. „Wie?“ „Das hätte ich dir in die Hand gedrückt, wenn du nicht von vornherein klargestellt hättest, dass du kein Buch mehr hier hast.“ Toshiya grinste leicht. „Was hältst du davon, wenn wir die Löschtaste drücken, was unser bisheriges Gespräch angeht?“

Er tippte mit der Fingerspitze gegen Kyos Oberkörper, fuhr hinunter bis zur Hüfte, wieder hinauf. „Gibt bessere Dinge, um die Zeit zu nutzen.“, merkte er weiterhin grinsend an, ein belustigtes Blitzen in den Augen.

Kyo verdrehte die Augen. „Erinnere mich daran, dich für deine Stimmungsumschwünge zu verfluchen, sobald ich wieder bei Sinnen bin.“, verlangte er, ehe er sich auf die Zehenspitzen stellte, Toshiya zu sich hinunterzog.

Er wusste noch immer nicht, was wirklich in seinem Wächter vorging. Der Nachmittag hatte nicht die erwünschte Klarheit gebracht, noch war er sich darüber bewusst, was Toshiya mit seinen vielen verschiedenen Handlungsmustern bezweckte. Keines der Puzzleteile wollte sich zusammensetzen, doch wie auch immer das Bild am Ende aussehen mochte – für diesen Moment war alles okay.
 

~~
 

tbc



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von: abgemeldet
2006-10-04T16:20:25+00:00 04.10.2006 18:20
seltsam, doch dieses Kpaitel enthält nicht die sonst vorherschende Melancholie, noch die Hoffnungslosigkeit. Und weißt du was? Mein liebstes Pairing wird angedeutet...hehe.

wunderschön, diese Geschichte wird -sofort nach fertigstellung- bei "recdich" vorgeschlagen.
Von: abgemeldet
2006-10-02T21:36:27+00:00 02.10.2006 23:36
Joah
irgendwie...
Ach, du hörst einfach immer an den doofsten Stellen auf. Das is jetz einfach mal Fakt. ^^
Nya, ich muss zugeben, man wird nich unbedingt schlauer, auch wenn die Beziehung der beiden intressant is und du ja nie immer das selbe in den Kapiteln schreibst, sondern immer wieder einen neuen Aspekt einbringst. Aber... was is denn da nun? Machs doch nich zu spannend, auch wenn ich Spannung mag. Und ich muss zugeben, ich scheine hier ja eine von denen zu sein, die sich am wenigsten denken könnte, was passieren kann. Gut, ich lasse mich in der Hinsicht auch einfach zu gerne überraschen, aber das steht ja grad nich wirklich zur Debatte. Also um das ganze Gelaber mal kurz zu fassen: pass auf, dass dus mit der Spannung nich übertreibst, ne, sonst könnt es schnell passieren, dass die Story langweilig wird und ich denk, das will keiner hier. Dafür is die einfach zu gut. ^~
Ansonsten kann ich deinen Schreibstil an der Stelle einfach nur noch mal loben. Ich finde es ist wichtig, dass man sich in eine Geschichte hineinversetzen kann und das geht bei dir wirklich gut. Wahrscheinlich ist es deswegen immer so doof, wenn dann plötzlich Schluss is. ^^
Nya, nu hab ich dich aber genug zugelöffelt. ^^
Ich hoffe, du kannst bald mal weiter schreiben, dass es nich so lange dauert. ^~
chu *winku*
Von: abgemeldet
2006-10-02T11:21:33+00:00 02.10.2006 13:21
aber Kyo ;o;
und Toshiya is so doof geworden.
Aber wenigstesn weiß man jetzt genau, dass er Kyo nicht liebt....sondern Kao -.-
Aber am Ende hoff ich einfach mal, dass Toshiya sich doch noch für Kyo entscheidet.
...ich weiß im moment nichts mehr zu schreiben.....
aber sei weiter schön fleißig, ja?
Baibai
Von:  Sugi
2006-09-30T23:14:26+00:00 01.10.2006 01:14
Also, edit:
Da ich irgendwie mit dem letzten kapitel überhaupt nicht leben konnte, hab ich es mir alles noch einmal aufmerksam durchgelesen. Das geht nich. Das geht einfach nich!
Also es gibt zwei möglichkeiten: Entweder lügt toshiya, als er sagt, dass er jemand anderen lieb und nie so viel für kyo empfinden wird oder aber du hast dir mitten in der ff die storyline nochmal anders überlegt. Joa, also ich hoffe ja darauf, dass toshiya einfach lügt ^^... ich bin halt gutgläubig. Man schaue sich mal das Kapitel "mushi" an. In der ersten Szene macht toshiya shinya zur sau. Und es ist irgendwie ziemlich klar, warum er das tut und es hat mit eifersucht auf kyo überhaupt nichts zu tun... im gegenteil. wenn toshiya jetzt shinya lieben würde, dann wäre es doch unwahrscheinlich, dass er denkt, shinya würde kyo "ein haar krümmen". Klar, er könnte toshiya verraten, aber wenn toshi ihn liebt, würde er shinya doch wenigstens zu einem gewissen grad vertrauen, oder? ergibt das jetzt sinn? nein?...auch gut. Tut mir leid, wenn ich hier so vor mich hin philosophiere, aber irgendwie lässt mich das nicht mehr los... naya, bleibt nur zu hoffen, dass das nächste kapitel bald kommt v.v
Von: abgemeldet
2006-09-29T15:42:09+00:00 29.09.2006 17:42
Und weider mal eines deiner unglaublichen tollen Kappis ;O;~
Nja.. Toshiya... anfangs mochte ich ihn wirklich, so wie du ihn dargestellt hast hatte das ja schließlich noch keiner [jedenfalls nicht das ich wüsste] aber... er wird mir immer unsympatischer...
Ich verstehe seinen Stimmungsumschwung nicht .___.
Aber das Gespräch an sich hast du so toll geschrieben ;_; Kyo tut mir einerseits Leid, andererseits bewunder ich ihn für seinen Willensstärke..trotz dem er so naiv ist...
Ich frage mich nur wer die Person ist, die Toshiya liebt? oÔ

Schreib bitte schnell weiter~ <3
Deine FFs sind echt die tollsten auf ganz animexx ;o; *ganz ehrlich mein*
Von:  Bou
2006-09-29T15:06:53+00:00 29.09.2006 17:06
Oh und ich kann Toshiya nicht leiden. Ganz und gar nicht! Er ist einfach nur eine Plage.
Von:  Bou
2006-09-29T15:06:22+00:00 29.09.2006 17:06
Ich fühle nach wie vor so unglaublich mit Die mit und hoffe auf ein atemberaubendes Finale bei dem der Gute seinen großen Auftritt bekommt und Kyo mal bemerkt, was für einen wunderbaren Freund er da hat!
Von: abgemeldet
2006-09-29T12:15:56+00:00 29.09.2006 14:15
ein neues kapitel.. das hat mich wirklich gefreut
mir tut die leid..er kann überhaut nichts machen.. kyo ignoriert ihn mehr oder weniger...
und kyo und toshiya.. das ist ja einfach nur unfair...
naja was will man machen..
es hat mir gefallen..
ich freu mich schon auf das nächste..
Von: abgemeldet
2006-09-29T05:15:49+00:00 29.09.2006 07:15
moah~~ endlich nen neues kappi^^
hilfe....irgendwie lichtet es sich...irgendwie auch net Oo
nyu....es ist wie immer super geschrieben und ich graus mich schon vor dem ende *schnüff*
Von:  Sugi
2006-09-28T17:50:04+00:00 28.09.2006 19:50
möh... also versteh das nicht falsch, aber das Kapitel gefällt mir ganz und gar nicht >.<
Dein Schreibstil ist klasse, das steht gar nicht zur Debatte, aber...
Nyarghs, das kann es doch nicht gewesen sein?! Die ganze ff fiebert man mit Toshiya und kyo mit, um am ende zu festzustellen, dass Toshi sowieso die ganze zeit hinter Shinya her war? naaain, tu mir das nicht an! T.T
Das ist schlimmer als würden Kyo und Die zusammenkommen (obwohl ich das Pairing ja eigentlich liebe...^^")
Naya trotzdem, schnell weiter schreiben bitte ^^


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