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ageha no hane

final motion uploaded
von

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warai

HEY LEUTE!
 

Ja, ich weiß, ich habe den Lesefluss mal wieder viel zu lange unterbrochen, wofür ich allerdings verschiedene GRünde hatte - bevor ich mich jetzt aber in große Entschuldigungen verstricke, wünsche ich euch lieber viel Spaß beim Lesen und hoffe, dass euch das Kapitel gut gefällt; es hat, wie ich denke, ein paar wichtige Schlüsselszenen in sich und sollte demnach genauestens gelesen werden ^.~

Viel Vergnügen mit Chap 12 - Gelächter ...
 

Tisara
 

Chapter 12 - warai
 

~~
 

"Hey Mama."

Kyo lächelte liebevoll und stellte seine Umhängetasche an der Garderobe ab, ehe er sich zu seiner Mutter ins Wohnzimmer gesellte. "Wie geht's?" Nishimura-san nickte, entgegnete, es ginge ihr gut, mehr jedoch kam nicht über ihre Lippen.

Mit einem leicht unbehaglichen Stirnrunzeln setzte der Junge sich zu ihr, fragte vorsichtig nach: "Ist irgendetwas? Hattest du Streit mit-" "Schieb nicht immer alles auf deinen Vater. Es ist nichts."

Zu alarmierend, zu abweisend klangen ihre Worte. Kyo spielte eine Weile schweigend mit seinem Piercing, ehe er erneut ansetzte: "Du hast doch was. Wieso bist du so... so..." Ihr Blick flackerte auf zu ihm. "Wie bin ich?" Durch diese gereizte Frage zögerte Kyo wieder. "Na ja.. so - kühl. Ich weiß nicht..."

Ein freudloses Lachen. "Ich bin kühl. Natürlich. Hast du dir nur einmal überlegt, wie du in letzter Zeit warst, Tooru?" Es war, als verlangsamte sich sein Herz.

Sie hat mich Tooru genannt.

"Aber - wovon redest du überhaupt?" Er konnte eine unangenehme Stimmung, die sich in ihm hochkämpfte, nicht unterdrücken. Die Worte seiner Mutter beunruhigten ihn. "Es interessiert dich ja doch nicht. Nicht annähernd. Wie oft hast du mich in letzter Zeit schon gefragt, wie es mir geht? Ja, natürlich, gefragt hast du immer, aber sei ehrlich, inwiefern hat es dich überhaupt interessiert?! Seit du immerzu mit deinen Freunden unterwegs bist, ist dein Interesse für mich und deine Familie ohnehin bis ins Minimale gesunken..."

Die Vorwürfe trafen hart. Kyo spürte sein Herz schmerzhaft gegen seine Rippen schlagen, sein Atmen schien kürzer zu werden. "Wie bitte? Du - du weißt genau, wie wenig das der Wahrheit entspricht!", verteidigte er sich eindringlich. "Ich... natürlich war ich oft weg, bin bei Die oder Toshiya gewesen, aber das hat doch mit uns beiden nichts zu tun!"

Nishimura-san wandte den Blick ab. "Doch, das hat es. Du hast dich so verändert, Tooru. Früher konnte ich mit dir über alles reden. Inzwischen ist das nicht mehr möglich. Unsere Beziehung ist wirklich nicht mehr dasselbe."

Das ist nicht wahr. Im Gegenteil, das ist verdammt ungerecht. Ich bin immer für dich da, zerreiße mich für dein Seelenheil - und nun ist das alles nichts mehr wert, weil ich in letzter Zeit daneben war?! Hör auf, mich zu erdrücken, weil du in meinem Herzen nicht an erster Stelle stehst...

Kyo senkte die Augenlider. "... Es ist schade, wenn du das wirklich denkst.", murmelte er leise und erhob sich vom Sofa. "Du willst jetzt nicht wirklich gehen?! Tooru, ich rede mit dir!" "Nein, tust du nicht! Du schüttest mich mit Vorwürfen zu, ohne meine Aspekte zu beachten. Mag sein, dass wir zum ersten Mal in meinem Leben nicht einer Meinung sind, aber deswegen kannst du meine Sicht der Dinge nicht völlig außer Acht lassen.", versuchte der kleine Blonde weiter, seiner Mutter die Problematik klar zu machen.

"Was ist hier los?" Im Eifer des Gefechts war weder Kyo noch seiner Mutter aufgefallen, wie das dritte Mitglied ihrer Familie von der Arbeit nach Hause gekommen war. Kyo knabberte auf seiner Unterlippe herum, warf seiner Mutter einen Blick zu.

"Nichts.", brachte diese hervor, lächelte gezwungen. "Es ist alles in Ordnung." Kyo stieß ein bitteres Lachen aus.

Perfekte, kleine Scheinwelt.

"Sag ihm doch, was du denkst. Los, tu dir keinen Zwang an und beschwer dich über mich und mein Desinteresse!" Es klang zynisch, Kyo war sich darüber bewusst, wie albern es von ihm war, diesen Krieg vor seinem Vater auszutragen - er schoss sich ein Eigentor, doch seine Nerven waren zu nah am Ende, als dass er schweigend das Zimmer hätte verlassen können.

"Wie redest du mit deiner Mutter?!" "So, wie ich wohl bin. Kleiner Egoist." "Tooru, bitte! Ich... vielleicht habe ich überreagiert, lass uns in Ruhe darüber reden..." Er wollte gehen, die Tür hinter sich zuschlagen, wütend sein, weil seine über alles geliebte Mutter, der Mensch, der ihm doch so nahe stand, weil ausgerechnet diese Frau ihm genau diesen Vorwurf machte - das Gegenteil von dem, was er immer zu tun versucht hatte.

Doch er blieb.

Mit einem tiefen inneren Seufzen sank er zurück ins Sofa. "Könnte mir jemand erklären, was hier vorgeht? Machst du wieder Ärger?" "Halte dich bitte raus, Liebling. Tooru und ich haben nur eine kleine Auseinandersetzung." "Raushalten. Du verziehst den Jungen immer weiter, kein Wunder, dass er so egoistisch ist. Er hat es von dir nicht anders gelernt, immer stellst du dich schützend vor ihn."

Es war ein bitterer Vorwurf, unberechtigt noch dazu, doch Kyos Mutter schwieg. Kyo selbst hingegen sah seinen Vater lange an. "Lass sie ihn Ruhe.", murmelte er tonlos und versuchte, den Vulkan, der in ihm zu toben begann, zu ignorieren.

"Wenn ich mit meiner Frau rede, hältst du dich raus." "Es geht um mich, oder? Also lass mich gefälligst mitreden!" "Siehst du?", wandte Kyos Vater sich wieder an seine Frau. "Höflichkeit ist ebenfalls ein Fremdwort."

"Nun hör endlich auf, die ganze Zeit sie verantwortlich zu machen, weil ich dir nicht passe!!" Der Lautstärkepegel stieg. "Ich habe dir schon einmal gesagt, du sollst dich aus meiner Ehe raushalten!" Kyo hielt sich die Hände an die Schläfen, der Druck, der auf seinen Kopf ausgeübt wurde, schien wieder einmal unerträglich.

Ein leises Knallen, keine Sekunde später saßen die drei Nishimuras im Dunkeln. "Was ist denn jetzt los?" Mit einem Murren schaltete Kyos Vater ein paar Mal den Lichtschalter aus und an. "Alle drei Birnen auf einmal durchgebrannt? Das kann doch gar nicht angehen..."

Eine kalte Welle durchfuhr ihn. Kyo, noch blasser als gewöhnlich, stand vom Sofa auf und wollte das Zimmer hastig verlassen - er wurde nicht mehr gebraucht, über das "mysteriöse" Durchbrennen jeglicher Glühbirnen im Raum war der Streit fürs Erste vergessen - , da klingelte das schnurlose Telefon auf der Ladestation im Flur.

"Ich geh schon.", murmelte der Junge und hob den Hörer wenig später ab. "Hm?", fragte er lustlos. "Mal wieder ein bisschen Stromkraftwerk gespielt?", meldete sich Toshiyas belustigte Stimme.

Kyo schloss schnell seine Zimmertür hinter sich. "Woher weißt du das schon wieder?", wollte er wissen und sank auf sein Bett. "Alles...", war die gelachte Antwort. "Ich habe es gespürt, was sonst?" Mit einem Mal wirkte Toshiya ernster. "Was war los bei euch?"

"Ach... ich hatte Streit mit ihr." "Mit deiner Mutter?" Verblüffung. "Hai..." Kyo ließ sich rücklings in die Kissen fallen und berichtete Toshiya mit leiser Stimme die vorangehenden Ereignisse des Abends.

Ein Seufzen. "Das ist typisch.", meinte der Ältere mit einer merkwürdigen Sanftheit in der Stimme. "Hm?" Kyo glaubte, das Lächeln des anderen förmlich hören zu können. "Typisch für Mütter, die eine so enge Bindung zu ihrem Kind haben wie in eurem Falle. Sie merkt, wie du dich von ihr löst, wie dein Herz sich an einen anderen Menschen wendet. Das tut mit Sicherheit weh. Kein Wunder, sie hat achtzehn Jahre lang die erste Geige für dich gespielt. Da ist es wohl wirklich schwer, loszulassen. Ich schätze, es ist normal, wenn sie damit nicht gut klarkommt und das - leider - auch bedingt an dir auslässt. Aber glaub mir, sie meint das nicht ernst."

Kyo drehte sich auf die Seite, spürte seine Emotionen langsam abkühlen. "Denkst du das wirklich?" "Ich weiß es. Es ist immer so, Kyo. Denk doch nur, sie hat vermutlich das Gefühl, dich an dein eigenes Leben zu verlieren. Aber daran wird sie sich gewöhnen müssen, sie kann dir trotzdem nicht diese Vorwürfe machen. Das wird sie schon noch einsehen, keine Sorge."

Ein Lächeln. "Was täte ich nur ohne dich?" "Ein sorgenfreies Leben leben?" Toshiya lachte leise. "Es gäbe mich für dich schließlich nicht, wenn du nicht so ein süßes Flügelchen wärst und somit die Scheiße einer gesamten Generation der Magie an den Hacken hättest."

Eine zweite Stimme fiel in sein leichtes Gelächter ein. "Allein durch diesen Begleitumstand, dich zu haben, nehme ich das gerne auf mich." Toshiya betrachtete nachdenklich den Telefonhörer. "Sag nichts, was du eines Tages anders sehen könntest.", riet er bestimmt und lehnte sich in seinem Sofa zurück.

"Vielleicht klingt das zu sehr nach Teenager-Kitschroman, aber.. Ich kann mir wirklich nicht mehr vorstellen, wie ein Leben ohne dich aussehen sollte." "Ich möchte dich nicht enttäuschen, aber derlei Aussagen wirst du von mir nie hören. Ich blicke nicht mehr in die Zukunft, sondern nur noch in die Gegenwart."

Kyo nickte langsam - völlig unnötiger Weise - und strich mit den Fingerspitzen über das Kopfkissen. "Es hätte mich ohnehin erstaunt, wenn du solch ein Statement abgäbst." Wieder leises Lachen. "Och, bin ich so ein unromantischer Klotz?"

Nein, aber du liebst mich nicht. Das habe ich inzwischen verstanden...

"Nun ja... Du hast tolle Einfälle. Iie, unromantisch ist sicher nicht das richtige Wort.", entgegnete der Blonde trotz düsterster Gedanken ebenso heiter wie sein Gesprächspartner. "Gut, ich vermute, deine Laune ist wieder so weit angestiegen, dass wir mit keinen weiteren Katastrophen rechnen müssen heute Nacht, was?"

Kyo spürte Ernst aufkommen. "Toshiya?" "Ja?" "Was genau hat es mit den Mächten auf sich? Bisher hat es mich nicht interessiert, weil ich es nicht wollte, doch... Was kann ich? Und... inwiefern ist es gefährlich?"

Langes Schweigen. "Es tut mir leid, Kyo-chan. Ich darf dir keine Auskunft geben. Abgesehen davon, wie wenig ich selbst weiß.." Kyo runzelte die Stirn. "Warum nicht?" "Du musst es selbst erlernen. Ich bin kein Lehrer für dich, lediglich ein Aufpasser. Ich achte darauf, dass du nichts zerstörst, doch das war es bereits. Ich bin dafür verantwortlich, dass Tokyo nach wenigen Sekunden wieder Strom hatte - und deine Eltern nicht mehr im Dunkeln sitzen - , doch mehr vermag ich nicht zu tun."

"Also darfst du mir überhaupt nichts sagen? Nicht, was es mit diesen Stimmen auf sich hat, gar nichts?!" "Genauso." "Wie soll ich denn dann lernen, damit umzugehen? Woher soll ich wissen, wie man irgendwelche alten Kräfte anders nutzt, als nur den Stromkreislauf durcheinander zu bringen?"

Toshiya lächelte nachsichtig. "Ich weiß, wie mies das ist. Sei mir nicht böse, ich kann dir da nicht weiterhelfen..." "Schon klar." "Schlaf gut, Kyo-chan." "Hm... du auch." Kyo trennte die Verbindung und drehte sich wieder auf den Rücken.

Wie soll ich verhindern, dass meinetwegen dauernd etwas zu Bruch geht, wenn mir keiner einen Hinweis auf das Wie gibt??
 

~~
 

"Hast du ihn eingeweiht?"

"Ja."

"Und er glaubt dir?"

Ein Lächeln flammte auf.

"Jedes einzelne Wort. Ich habe ihn so überzeugend in meine Wahrheit eingeführt, dass der dumme Junge es tatsächlich glaubt. Alles..."

"Nicht zu fassen."

"Nun, nicht nur dieser lästige Parasit kann reden - auch ich weiß, wie ich meine Spielzeuge dazu bringe, für mich zu tanzen..."
 

~~
 

Kyo warf einen Blick auf die Uhr, keine paar Minuten später einen weiteren. Die Zeiger schlichen nicht wie üblich dahin, im Gegenteil, sie schienen zu rasen.

Nun wartete er schon fünfzehn Minuten vergeblich. Niemand ließ sich blicken, hier, auf jener Lichtung, die ihn zu seiner Bekanntschaft mit Toshiya gebracht hatte.

Tolles Treffen, Toshiya.

Der blonde Junge stöhnte unterdrückt. Es war eisig kalt, tiefe Freitagnacht - und er saß in einem Waldstück herum und wartete auf einen Menschen, der einfach nicht auftauchen wollte. Mit einem Grummeln machte er sich einmal mehr bewusst, wie praktisch es wäre, ein keitai zu besitzen, Toshiya anrufen zu können. Immerhin musste es einen Grund geben, warum der Ältere ihn versetzte.

Weitere zwanzig Minuten strichen dahin. Kyo, inzwischen unwillig, weiter zu warten, kramte in seiner Hosentasche nach ein paar Münzen, um an der nächstbesten Telefonzelle Halt zu machen.

Vorerst jedoch stand der Weg zurück durch den Wald an. In einer derartig dunklen, sternenlosen Nacht wie dieser konnte es einem Angst und Bange werden, doch Kyo war es gewöhnt, nachts im Wald herumzuspazieren; zu oft war er diese Wege gegangen, um sich unwohl zu fühlen. Außerdem war dort noch immer sein kleiner, geflügelter Begleiter, den er langsam aber sicher zu akzeptieren und schätzen begann.

Mit einem Mal erstarrte die zierliche Gestalt jedoch; sah sich misstrauisch um. Der Nebel, in solch kühlen Nächten oft präsent, erschien ihm verdächtig dicht, ebenso machte ihn die Totenstille um ihn herum wachsam. Weder die Stimmen in seiner Nähe noch die gewöhnlichen Nachtlaute eines Waldes ließen sich vernehmen. Auch der Schwalbenschwanz schien wie verschluckt von der Dunkelheit.

Diese Stille ist eigenartig. Warum höre ich keine Blätter, die im Wind rascheln? Eulen oder andere nachaktive Tiere? Das gibt es doch gar nicht...

Keine Sekunde später wünschte er sich hingegen, die Stille möge wieder eintreten. Wie ein Blitzgewitter brach ein schrilles, hohes Lachen auf ihn ein, schien von jedem Ort zu kommen; tiefere Stimmen fielen in das schallende Gelächter mit ein, ließen den Pegel ansteigen, ummantelten den Jungen wie eine eng anliegende Korsage.

Kyo drehte sich einmal um die eigene Achse, ließ seine Augen suchend umherschweifen, doch der schwebende Nebel machte es unmöglich, etwas anderes wahrzunehmen als Dunkelheit.

Trotzdem das Lachen überdreht, fast wahnsinnig wirkte, hinterließ es ein Gefühl von Beklemmungen, so unecht und erdrückend erreichte es seine Ohren. Gänsehaut kroch in Kyo hoch, breitete sich aus. Er konnte den Weg hinaus aus dem Horrorszenario nicht mehr entdecken - wohin er auch blickte, seine Augen spielten ihm Streiche, zeigten ihm Dinge, die sich nicht in seiner Nähe befinden konnten.

Es begann zu pochen. In seinem Kopf drehte sich alles. Zu laut, zu schrill, der spottende Klang schien ihn selbst wahnsinnig machen zu wollen.

Eine Baumwurzel war im Weg, brachte Kyo dazu, das Gleichgewicht zu verlieren, schmerzhaft Kontakt mit dem Boden zu bekommen. Mit einem mühsam unterdrückten Geräusch drehte er sich wieder auf den Rücken, wollte sich soeben aufrappeln, da...

Ruhe.

Kein einziger Ton mehr drang an seine Ohren, nichts, abgesehen von natürlichen Geräuschen, Blätterrascheln, in der Ferne ein Igel, der seinen Weg durch das Unterholz suchte. Kyo versuchte, Atem und Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen, bemerkte, wie auch der Nebel sich zu lichten schien.

"Kyo?"

Er sah auf. Dort stand eine recht große, sehr schmale Person, blickte erstaunt auf ihn herab und streckte ihm schließlich die Hand entgegen. Ohne zu zögern griff Kyo nach ihr und ließ sich von Shinya auf die Beine ziehen.

"Was ist passiert?", fragte Shinya wie nebenbei, klopfte Kyo sanft ein wenig Erde von der Jacke. "Ich... ehm, der Nebel. Ich konnte kaum noch etwas sehen, und dann war da diese Baumwurzel, die nicht so wollte wie ich...", erklärte Kyo hastig und hoffte, Shinya möge ihm diese Geschichte angesichts des nun eher geringen Nebels überhaupt abkaufen.

Doch der Ältere schenkte ihm ohne weiteres seinen Glauben, lächelte leicht. "Du solltest so spät nicht durch diesen Wald streunen, Kyo.", riet er voll ernst gemeinter Sorge und hob die Hand, um Kyo ein kleines Blatt aus den Haaren zu fischen. Jene fließende Bewegung endete an seiner Wange, die Shinya nun sanft streichelte. "Wir wollen schließlich nicht, dass dir etwas zustößt, nicht wahr?"

Kyo wusste nichts auf diese merkwürdige Formulierung zu erwidern; Shinyas Blick wollte ihm etwas sagen, er spürte die Dringlichkeit in seinen Augen - doch zu deuten wusste der Achtzehnjährige sie leider nicht.

"Nimm deine Finger von ihm, es sei denn, du wünschst, dass ich sie dir breche."

Ein mit dunklem Stoff bedeckter Arm tauchte in ihrem Blickfeld auf, schlanke Finger umfassten Shinyas Handgelenk und zogen seine Hand mit einer ruckartigen Bewegung weg, brachten Shinya im Ganzen dazu, einen Schritt Abstand von Kyo zu nehmen.

Kyo konnte beobachten, wie der hellblonde Mann die Augen verdrehte, sich gänzlich zu Toshiya umdrehte. "Lass mich los." Toshiyas Miene wirkte versteinert, fixierte Shinya wie ein unliebsames Insekt.

"Ich habe dich", begann er mit leisem, gefährlichem Unterton, "schon einmal gewarnt. Deine Nähe ist bei Kyo nicht erwünscht . Also komm nie wieder auf die Idee, um ihn herumzuschleichen, klar?"

Shinya lächelte unbeeindruckt. "Bis bald, Kyo.", sagte er ruhig zu dem Jüngsten, verließ die beiden dann gelassenen Schrittes.

Wir werden uns wieder sehen.

Kyo zuckte unwillkürlich zusammen, als die Worte in seinem Kopf ertönten. Er sah Shinya unsicher hinterher. Hatte er sich die Stimme des Älteren bloß eingebildet - oder war sie wirklich erklungen...?

"Was hat das alles zu bedeuten?", wollte Kyo schließlich von Toshiya wissen. Dieser lächelte ihn nun, da Shinya verschwunden war, an und zog den kleineren Körper in seine Arme. "Entschuldige, dass ich dich warten ließ. Ich konnte nichts dafür. Bereits auf dem Weg hierher kam der Rat plötzlich auf die Idee, ein Treffen einzuberufen - eine halbe Stunde später ist ihnen dann eingefallen, dass aus dieser Versammlung doch nichts würde."

Kyo hob die Augenbrauen an. "Wow, geballte Kompetenz auf einem Haufen.", machte er und folgte Toshiya, der ihn leicht mit sich zog, zurück zur Lichtung. "Was wollten die denn von dir?" "Gute Frage, so wichtig kann's ja kaum gewesen sein...", meuterte Toshiya weiter und strich sanft über Kyos Schulter. "Hast du dir was getan? Du siehst so... erdig aus."

Kyo schnitt eine Grimasse, als sie wieder die Lichtung betraten, der Mond somit alles um sie herum erhellte. "Haha. Ich hab mich mit dem Waldboden vertraut gemacht, als.." Er verstummte. Warum auch immer, es widerstrebte ihm, Toshiya von dem Gelächter zu berichten.

"Als was?" Toshiyas Blick wurde wachsamer. Der große Dunkelhaarige wirkte nun wieder so freundlich besorgt, dass Kyo seinen Widerwillen beiseite schob. Er setzte sich auf einen der großen, flachen Steine am Wegrand und erklärte mehr zögerlich, in welch beängstigender Szenerie er sich zuvor wieder gefunden hatte.

Toshiya nagte an seiner Unterlippe. "Hm.", machte er nachdenklich. "Das ist... ungewöhnlich. Sie - die Stimmen sollten dich nicht auslachen. Das beunruhigt mich ehrlich gesagt..." "Ach, ich... wer weiß, vielleicht habe ich mir das alles bloß eingebildet, ich bin ziemlich - übermüdet momentan.", versuchte Kyo, sein eigenes unwohliges Gefühl herunterzureden.

"Nein. Das kommt mir spanisch vor. Zumal auch noch... Dieses Miststück!" Welcher Art die Erleuchtung, die Toshiya soeben scheinbar erfasst hatte, auch immer war - Kyo konnte ihm in jenem Augenblick nicht folgen.

"Kannst du mich endlich mal aufklären? Was geht hier ab, Toshiya?" Mit einem Seufzen entgegnete der Gefragte: "Kyo... bitte. Du weißt, ich kann dir nichts sagen. Sobald du mehr erfährst als vorhergesehen, kriege ich verdammten Ärger. Aber versprich mir eins. Halte dich von Shinya fern. Bitte."

Ein Stirnrunzeln. "Ich kann diese Bitte ehrlich nicht nachvollziehen, solange du mir keine konkreten Gründe nennst." "Verdammt, nun mach es mir nicht so schwer. Das hat nichts mit Eifersucht zu tun, ich will dir deinen Hals retten, ist das deutlich genug?!"

Es war so gereizt und unerwartet heftig auf ihn zugekommen, dass Kyo Toshiya verwirrt anstarrte. "O-Okay...", entgegnete er gezwungen und begann, die Kugel seines Piercings mit den Fingerspitzen hin- und herzudrehen.

Ich bin es leid, aus allem herausgehalten zu werden. Himmel, es geht hier immer noch um mich! Wie können sie ausgerechnet mir jegliche Art an Informationen vorenthalten?! Wenn Shinya gefährlich ist, habe ich doch wohl ein Recht, es zu erfahren!!

"Komm, ich bringe dich nach Hause."

"...Was?" Kyo schielte unwillkürlich auf seine Uhr. Was für eine Verabredung... "Ich sollte zum Rat gehen. Diese Geschichte gefällt mir nicht - ich möchte ein paar Dinge in Erfahrung bringen..." Toshiya hielt Kyo die Hand hin, um ihn hochzuziehen, und zog ihn dann sanft, aber bestimmt dicht neben sich durch die Waldwege.

Es war ein schweigsamer, langer Weg, den die beiden beschritten - Toshiya, so tief in Gedanken, dass man ihn allein bei seinem Anblick nicht stören wollte, und Kyo, ebenfalls in den Tiefen seiner Gehirnwindungen versunken, jedoch auf andere Art und Weise.

Es wird wirklich Zeit, dass ich lerne. Was immer ich genau anstellen kann - ich muss es beherrschen können.

Der Achtzehnjährige warf einer Straßenlaterne in der Nähe einen langen Blick zu. Ein kurzer Moment der Konzentration - und plötzlich...

Die Lampe war verloschen.

Mit einem zufriedenen Grinsen steckte Kyo die Hände in die Hosentaschen, wurde sich dann aber des schiefen Seitenblicks bewusst. "Was?" "Spielst du jetzt Stromversorger?", wollte Toshiya belustigt wissen, keine Sekunde später flammte die Laterne wieder auf.

Kyo hielt inne. "Warst du das?" "Nicht nötig. Glaubst du, dein Können reicht bereits aus, um die Atmosphäre langzeitig zu beeinflussen?" Ein wenig Spott schwang mit in der Stimme des Älteren, als er weiter sprach: "Noch kannst du nicht sonderlich viel, Lichter flackern lassen ist kein Kunststück, wenn man Kräfte in sich schlummern hat. Wirkliche Ausmaße deines Naturells sind erst ein, zwei Mal aufgetaucht - damals, als du den Stromkreis ganz Tokyos unterbrochen hast und wenig später bei Die. Selbst die Uhren rückwärts laufen zu lassen... damit hast du mich wirklich beeindruckt. Allerdings wird es Zeit, dass du es bist, der das Auftreten der Kräfte kontrolliert, nicht die Stimmen in deinem Kopf."

"Kann ich auch interessantere Dinge? Ich meine... toll, Kraftwerkspielereien..." "Frag nicht so viel." Toshiya lächelte nachsichtig. "Du hast die Legende doch gelesen, Kyo-chan. Gefühle der Lebewesen um dich herum verstärkt wahrnehmen, die Menschheit manipulieren und die Atmosphäre verändern. Hast du denn noch nie etwas davon unbewusst getan?"

Kyo runzelte die Stirn, dachte angestrengt nach. "Na ja, ein wenig vielleicht. Ich - ich hatte schon immer das Gefühl, zu wissen, was in den Menschen vorgeht. Inzwischen sind mir auch Menschen begegnet, bei denen ich dies nicht vermag, aber das ist selten."

Toshiya nickte. "Siehst du. Und sonst? Nie jemanden dazu gebracht, das zu tun, was du wolltest?"

Nein. Wäre ich dazu in der Lage, hätte ich meine eigene Familiensituation längst gerettet...

"Nicht, dass ich wüsste.." Kyo spielte mit der Zunge an seinem Lippenpiercing herum. "Nicht einmal Die?" Es klang fast herausfordernd. Der Jüngere sah wieder auf in Toshiyas Gesicht. "Wieso sollte ich meinen besten Kumpel manipulieren wollen?"

"Nicht wollen. Denk doch einmal nach. Hast du wirklich nie versucht, ihn dazu zu bringen, das zu tun, was du wolltest? Unbewusst ausgenutzt, dass Die eine Person ist, die sich von ihr wichtigen Menschen leicht beeinflussen lässt? Er ist nahezu geschaffen für deine Kräfte." Toshiya zog sanft ein letztes Mal an seiner Kippe, ehe er sie auf den Asphalt fallen ließ.

"Oh nein, vergiss es. Egal, ob er nun geeignet dafür ist oder nicht - ich werde ihn nicht als Versuchskaninchen für meine Zwecke benutzen.", protestierte Kyo sofort. Ihm war der ursprüngliche Zweck dieser Aussage nicht entgangen. "Versuchskaninchen, wie sich das anhört...", verteidigte Toshiya seine Worte. "Du sollst doch lediglich testen, wie es funktioniert."

"Nicht auf Dies Kosten.", entschied Kyo stur und verschränkte die Arme vor dem Körper. "Dickschädel." "Ich habe nun einmal Respekt vor dem Eigenentscheidungsrecht eines jeden Menschen.", wiederholte der kleine Blonde erneut.

"Gut. Aber such dir nicht die falschen Menschen aus, um auszuprobieren. Nur ein gut gemeinter Rat - ich oder eine sehr von sich überzeugte Person wie dein Vater wären höchst ungeeignet..."

Kyo traf seinen Blick, nickte gehorsam. "Ja...", machte er nachgiebig und verfiel für den Rest des Weges in erneutes Schweigen.

Erst am unteren Hauseingang kamen sie wieder ins Gespräch, unterhielten sich noch kurz, ehe Kyo nach einer langen Verabschiedung das Treppenhaus betrat, Toshiya kehrt machte und seine Wege suchte.

Wo auch immer jene liegen mochten...
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von: abgemeldet
2005-09-30T16:43:33+00:00 30.09.2005 18:43
Booh toll *-*
*jetzt noch das 13. Kapitel lesen muss*
Ich kanns garnicht aushalten ... du machst es immer so spannend *-*
Fantastisch ...
*zum nächsten Kapitel aufmach*
*davonfliiiieg*
Von: abgemeldet
2005-09-23T15:55:10+00:00 23.09.2005 17:55
Hui,
das hat sich alles in ne Richtung entwickelt an welche ich am Anfang NIE gedacht hätte.
Man, da sind soo viele Fragen offen..z.B.
Tut Toshiya nur so nett oder ist er's wirklich?
Was hat Shinya mit der Sahe zu tun?
Wer sind diese Stimmen, die zwischendurch immer wieder reden.....und is was is mit Die?
Die Geschichte is echt super spannend, schreib schnell weiter, das is ja nich zum aushalten ^^
*knuddel*
Von:  RosalynRedgrave
2005-09-22T18:53:56+00:00 22.09.2005 20:53
wai, wie spannend!
schnell weiter, ne, nich wieder so trödeln xD

also, den Streit fand ich...naja, doch ganz gut, vorallem wegen dem plötzlichen Stromausfall^^
aber der Teil im Wald is einfach hamma, wie in so nem gruselfilm xD aba gut gremacht^^

nur, wo is denn Daidai?<.<
Von: abgemeldet
2005-09-19T19:36:47+00:00 19.09.2005 21:36
oho OÔ
na sowas, es wird tatsächlich weitergeschrieben OÔ
nya, allen vorgeschobenen erklärungen zum totz hat es diesmal >definitiv< lange gedauert! <<
nya, zum text:
der erste abschnitt des kapitels gefällt mir nicht << ich finde, die dialoge klingen ziemlich aufgesetzt [kommt denke ich dadurch zustande, dass sich familie niimura dinge um die ohren knallt, die menschen in der regel nonverbal durchblicken lassen <<], außerdem bleibt teilweise zweideutig, wessen aussage von welchem familienmitglied stammt << [finde ich zumindest <<]
der zweite teil [ich teile dein kapitel jetzt einfach mal wild irgendwie ein, und hoffe dass du in etwa weißt, wasich meine OÔ] gefällt mir schon viel besser, und liefert im großen und ganzen das, wasich mir zu anfang von der geschichte versprochen hatte OÔ
die spannung steigt tatsächlich OÔ die stelle, in der kyo den stimmen im wald begegnet gefällt mir besonders, schließlich istes nich leicht grade diese lache so zu umschreiben, dasses nicht irgendwie von alten drittklassigen horrorstreifen abgeklatscht klingt *nod*
alles in allem:
der kern der story gefällt mir weiterhin sehr gut, allerdings könnten die gestochenen dialoge ruhig gekürzt, bzw die entsprechenden aussagen etwas eleganter in der story untergebracht werden OÔ
lass dir nicht wieder so viel zeit bis zum nächsten kapitel, sonst wird der nächste kommentar extra kritisch ^.~
nichts desto trotz freue ich mich natürlich auf das nächste kapitel, und bin gespannt wie es weitergeht ^-^
*keks dalass*
nup
Von: abgemeldet
2005-09-19T00:21:41+00:00 19.09.2005 02:21
anoo.... SUGOIIIIIIIIIIIII


wie immer, ne?

die spannung steigt ins unermessliche, gut!
Von: abgemeldet
2005-09-19T00:21:24+00:00 19.09.2005 02:21
anoo.... SUGOIIIIIIIIIIIII


wie immer, ne?

die spannung steigt ins unermessliche, gut!
Von: abgemeldet
2005-09-18T16:27:40+00:00 18.09.2005 18:27
wieder einmal FANTASTISCH!!!!!

aber...viel zu kurz. ^^

am besten gefällt mir die kurz eingeworfene sequenz von den zwei unbekannten...hmmm, hatte shinya nicht die abgegriffen im letzten kappi? ^^

bin gespannt wie der berühmte flitzebogen, bitte,bitte,bitte...mach diesmal nicht so eine endlos pause, jaaa?

waaah, kyo als kleiner kamui...*seufz*

nein, nein, du hast so einen wunderbaren erzähl-stil, den bewundere ich ja schon seit kyodai...

ok, weiter!!!!!!

lieb lieb dat doll
Von: abgemeldet
2005-09-18T12:36:02+00:00 18.09.2005 14:36
Das Kapitel ist echt gut ^^v
Es wird immer spannender *-*
Weiter sooo xD
Von:  Bou
2005-09-18T09:43:29+00:00 18.09.2005 11:43
Wow.


Ich hoffe das nächste Kapitel lässt nicht so lange auf sich warten wie das letzte. Es ist nämlich so spannend.


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