Akai Tsuki
Hey~
da scheinbar noch nicht allzu viele Leute mitbekommen haben, dass das erste Chap on ist, lege ich einfach schon mal das 2. nach ^.~ Und hoffe auf weitere Begeisterung - freut mich, wie viel Anklang bereits das erste Kapitel finden konnte ^.^
Btw: mir ist klar, dass die Art, wie ich Toshiya darstelle, durchaus nicht der bei animexx-Usern bekannten und beliebten Art gehört, doch ich möchte eine völlig neue Figur schaffen ~ die sicherlich nicht Toshiya von Dir en grey entspricht, die ich persönlich aber sehr interessant finde und schätze.. ^^
Okay, nun aber viel Spaß beim Lesen von Chapter 2 - Roter Mond...
Chapter 2 - Akai Tsuki
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"... findest du etwa nicht?"
Kyo nickte nachdenklich, spielte geschickt mit einem Bleistift. Die, bestätigt durch diese kleine Geste, murrte weiter: "Übers Wochenende muss man nun wirklich nicht so endlos viele Aufgaben bekommen, als ob wir nichts besseres zu tun hätten, wer will schon das ganze Wochenende über mit Lernen beschäftigt sein?! Ich kriege meine Mathehausaufgaben nie fertig!"
Ein Heft wurde ihm hingehalten. Die zog fragend die Augenbrauen hoch. "Schreib sie ruhig ab." Der Rotschopf machte große Augen. "WIE, hast du etwa die ganzen Aufgaben schon fertig? KYO, es ist Samstagvormittag. Zuletzt habe ich dich gestern spätnachmittags gesehen. Wann zum Teufel hast du sie gemacht?"
Kyo zuckte mit den Schultern. "Gestern Abend.", meinte er abwesend und starrte auf die Bleistiftmiene. "Hatte nicht mehr allzu viel zu tun." Die stöhnte unterdrückt. "Ich glaub es nicht, hatte nichts besseres zu tun, als Matheaufgaben zu rechnen...", meuterte er fassungslos und blätterte auf die richtige Heftseite. Kami-sama, das sah auch noch so verräterisch richtig aus...
"Kyo?" "Nan da?" "Wie machst du das?", wollte Die wissen, schrieb dabei die ersten Aufgaben hastig in sein Heft. Allzu lang wollte er sich nicht damit aufhalten. "Was?" "Deine Noten. Wie schaffst du das?"
Gleichgültiges Achselzucken. "Ich lerne einfach. Auch, wenn ich absolut keinen Bock habe." Die betrachtete ihn. "Komisch. Das passt überhaupt nicht zu dir. Sonst zickst du doch sofort, wenn dir irgendwas quer kommt."
Ich weiß... Ich will doch nur, dass sie nicht auch noch mit mir Kummer hat..
Minuten später schlug Die das Heft zu, schielte auf Kyos beschriebene Seiten. "Was ist das schon wieder?", wollte er in Erfahrung bringen, verrenkte sich beinahe den Hals bei dem Versuch, die Überschrift zu entziffern.
Beide Jungen saßen in der geräumigen Wohnküche der Familie Andou - noch am Vorabend waren Dies Eltern auf eine Geschäftsreise gegangen, gen China geflogen. Es kam oft vor, dass sie weite Reisen zu bestreiten hatten; in jenen Zeiten lebte Kyo quasi bei Die, ging nur zum Schlafen heim. Daher spielte sich in Kyos Innerem gewöhnlich immer ein kleines Feuerwerk der Freude ab, sobald Die etwas von einer erneuten Geschäftsreise erwähnte.
"Der Aufsatz für Geschichte." "Wie viel sollten wir schreiben?" "Drei Seiten." "HIMMEL, gleich drei? Was sollen wir denn da alles breitquatschen?" Kyo grinste leicht, es war das erste Mal, dass sein bester Freund ihn an diesem Vormittag grinsen sah. "Hättest du dir im Geschichtskurs ein paar Notizen gemacht, wüsstest du das jetzt.", stichelte er. "Deswegen sollte es mir theoretisch egal sein. Da du aber wieder eine ungenügende Hausaufgabe abliefern und mir die Ohren volljammern wirst, wenn ich das so handhabe, kannst du meine Notizen nutzen, sobald ich fertig bin."
Ein Lächeln breitete sich auf Dies Zügen aus. "Womit hab ich deine Freundschaft verdient?", fragte er voller Zuneigung. "Du bringst mich zum Lachen und lenkst mich ab von meiner eigenen Komplexität." Für Kyo schien das Antwort genug zu sein, im gleichen Augenblick schlug er auch sein Heft zu. "Etto...", fing Die zögerlich an. "Glaubst du eigentlich, es fällt nicht auf, wenn wir dieselben Notizen verwenden?"
"Sicher nicht. Dein Aufsatz wird ja doch grausig schlecht.", prophezeite Kyo trocken und bekam dafür Dies Matheheft an den Kopf. "Wichser." Kyo grinste erneut. "Was denn, du etwa nicht?" Eine Sekunde brauchte Die, um dieses Argument zu verstehen, doch dann schlug er dramatisch die Hand vors Gesicht. "Nein, womit hab ich diesen grauenvollen Humor verdient?!" "Weil du ihn liebst."
Die, die Ellenbogen auf der Tischplatte abgestützt, verschränkte seine Finger ineinander und legte sein Kinn darauf. Mit einem langen Blick auf Kyo nickte er leicht. "Stimmt." Er überlegte. "Wie lang warst du gestern Nacht auf?"
Kyo zog die Augenbrauen zusammen. "Wieso?" "Du hast Augenringe." Besorgnis schwang in seiner Stimme mit. "Ach was, ich habe nur schlecht geschlafen. Es ist Vollmond, weißt doch, dass ich da grundsätzlich nicht pennen kann." Kyo winkte ab.
"Stimmt ja." Die grinste. "Du?" "Hm..?", machte Kyo, während er weiter an seinem wieder hervorgezauberten Geschichtsaufsatz formulierte. "Was essen wir...?"
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Die Dunkelheit war bereits hereingebrochen, als Kyo das Hause Andou verlassen hatte. Zu schön war Dies Nähe, das ablenkende, unbekümmerte Wesen des anderen. Natürlich wusste Kyo, dass sein bester Freund nicht immer so war, auch Die hatte seine Launen, Sorgen und Nöte - doch momentan schien das Leben des Älteren so perfekt gerade zu verlaufen, dass es fast schon unheimlich war.
Ebenfalls war es Die gelungen, Kyos anfängliche Abwesenheit zu durchbrechen, ihn mit einem Nachmittag an seiner Playstation 2 völlig von seinen ursprünglichen Gedanken wegzulocken.
Jene hatten sich gedreht um Familie, Geldprobleme und... ja, und um die Bekanntschaft Toshiyas, die er in der Nacht zuvor erfahren hatte.
Stimmen.
Kyo blieb stehen, sah starr nach links und rechts. Er war allein in der Gasse. Vollkommen allein. Fast beruhigt ging er weiter. Es waren lediglich die Stimmen, die immer um ihn herum waren. Nichts weiter. Er hatte gelernt, sie zu akzeptieren, zu dulden.
Doch in das gewohnte Szenario aus Geräuschen mischten sich Schritte, die nicht dort hineingehörten. Kyo erstarrte ein zweites Mal, drehte sich misstrauisch um. Bis jenes Misstrauen den Platz in seinem Gesicht an die Verblüffung abtreten musste.
"Oh. Guten Abend, Kyo." Ein charmantes Lächeln, begleitet von der rauchigen Stimme. Kyo schob die Hände unwillkürlich tiefer in die Hosentaschen, erwiderte den Gruß mit einem Nicken.
Toshiya.
Erneut in Schwarz gekleidet, unverändert blass - und unverändert schön. Die ausdrucksstarken Augen blieben an Kyo hängen, fuhren seinen Körper hinab und wieder hinauf. "Wohin so spät?"
Kyo runzelte die Stirn. Es war noch vor Mitternacht... Wieso spät? "Etto, ich... war noch bei einem Freund.", entgegnete er zögerlich. "Auf dem Weg nach Hause.", stellte Toshiya daraufhin fest. "Hai." Der kleine Blonde nickte.
"Musst du innerhalb der nächsten Minuten zu Hause auftauchen?" Erneutes Stirnrunzeln. "Ich muss nichts mehr. Ich bin achtzehn [1]." "Oh.", lachte Toshiya leise. "Dann wirst du mich doch sicherlich noch ein Stück begleiten."
Kyo zuckte unschlüssig mit den Schultern. "Wohin?", fragte er unsicher. "Ich weiß nicht. Wonach ist dir?", stellte Toshiya amüsiert die Gegenfrage.
Er verwirrte ihn. An jenem Punkt musste Kyo sich dies eingestehen. Toshiya war anders als andere Menschen - er verhielt sich anders, behandelte ihn anders. Er war mysteriös, sicherlich, und doch von einer gewissen Sanftheit geprägt, die aus ihm einen angenehmen Zeitgenossen machte.
"Einfach nur ein kleiner Spaziergang?" Toshiya nickte auf seine Worte hin, setzte sich in Bewegung. Er sprach nicht weiter mit Kyo, ging einfach nur neben ihm her und warf ihm, das spürte der Blonde, hin und wieder lange Blicke zu.
"Du gehst sicher noch zur Schule?" Eine unerwartete Frage. Kyo nickte gezwungenermaßen. Gerne hätte er eine interessantere Antwort gegeben. "Gefällt sie dir?" "Nicht sonderlich." Toshiya hob die Augenbrauen. "Merkwürdig. Menschen mit deiner Art müssten doch eigentlich zu den beliebtesten Schülern gehören."
Kyo räusperte sich vernehmlich. "Eher nicht.", murmelte er, spielte an dem Silberring herum, der seinen linken Daumen zierte. "Erzähl mir davon." Eine simple Aufforderung, doch das Interesse in Toshiyas Stimme machte aus ihr etwas Wundervolles.
Dennoch kämpfte Kyo dagegen an, zu viel von sich preiszugeben. "Das ist ein Naturgesetz. Die Leute, die zu viel denken, sind Freaks.", erklärte er schmerzlos. "Wenn man es so sieht... Stimmt, dann wirst du wohl zu den größten Freaks gehören." Toshiya lächelte ihn sanft an. "Mach dir nichts draus. Ich mag Menschen, die anders sind."
Kyo sah auf zu ihm, traf dabei jedoch nur das Profil des Größeren an. In ihm zog sich etwas zusammen. Er konnte es nicht zuordnen, verwarf den Gedanken daran vorerst wieder.
Inzwischen schlenderten sie gemeinsam eine Brücke entlang, konnten dabei die Lichter der Stadt in eindrucksvollen Farben auf dem Wasser gespiegelt wieder finden.
Toshiya blieb stehen und stützte sich mit den Armen auf das Geländer. "Ein schöner Anblick.", bemerkte er ruhig, steckte sich eine Zigarette an. Kyo kam sie allmählich dumm vor, wie er erneut nichts anders zu tun wusste, als mit einem Kopfnicken zuzustimmen. Er konnte reden wie kein Zweiter, wenn er wollte - doch nun wollte er und es kam nichts. Kein einziges Wort.
"Auch eine?" Kyo nahm dankend eine Zigarette entgegen. Längst hatte er sich in seinem Kippenkonsum zurückschrauben müssen, rauchte lediglich dann, wenn Die ihm eine Zigarette anbot - er selbst musste sein Geld für andere, wichtigere Dinge aufheben.
Es tat gut, den bläulichen Rauch zu inhalieren, um ihn danach wieder an die angenehme Nachtluft freizugeben. Eine Beschäftigung, die die Stille nicht ungerechtfertigt wirken ließ. "Ich möchte dich gern öfter sehen."
Kyo schreckte aus seinen Gedanken hoch. Toshiya, soeben damit beschäftigt, seiner Virginia Slim den Todesstoß zu geben, richtete sich wieder gänzlich auf, sah ihn an, um die Reaktion auf seine Aussage nicht zu verpassen.
"Ano... ich.." Er fand keine Antwort. Die Frage nach dem Warum schien sein Handeln für den Moment so sehr zu verlangsamen, dass nichts vernünftiges dabei herauskäme. Schließlich aber entschied Kyo sich für den kürzesten Weg, indem er schlicht zustimmte. "Okay."
Ein bezauberndes Lächeln. "Schön. Ich möchte zu gerne noch mehr über dich herausfinden. Bis bald, Kyo." Toshiya strich zart mit den Fingerspitzen über Kyos Wange. Erst dann ging er weiter - die Hände wieder in den Manteltaschen vergraben - , ohne sich auch nur ein einziges Mal umzudrehen.
Kyo hob unwillkürlich die Hand an seine Wange, starrte der großen, dunklen Gestalt nach. Diese winzige Berührung war so einzigartig gewesen wie nichts zuvor - so leicht wie der Kuss des Windes, doch so lang anhaltend wie eine Sommernacht.
Und das Wesen, das in der Lage war, dies mit einer einzelnen Berührung zu verursachen - es wollte ihn, gerade ihn wieder sehen...
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Die darauf folgende Schulwoche verging schnell, schneller als erwartet. So oft und lang er konnte, blieb Kyo die Nachmittage bei Die, ergriff damit die Chance, vor seinen eigenen Sorgen zu fliehen. Er kam sich feige vor, weil er vor der Verzweiflung seiner Mutter davon rannte - doch er brauchte seine Kraft. Ebenso zerrten seine Eltern in den Abenden und Nächten immer noch genug an ihm, als dass dieses schlechte Gewissen gerechtfertigt wäre.
Ein weiterer Punkt aber, der seine Gedanken ungewohnt oft auch vom Unterricht ablenkte, war seine Begegnung mit Toshiya. Seit ihrem letzten Zusammentreffen in der Nacht von Samstag auf Sonntag hatte Kyo ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen; der junge Mann war nicht mehr in seiner Nähe aufgetaucht, etwas, das Kyo zum Nachdenken anregte.
Und dies tatsächlich so sehr, dass es selbst Die auffallen musste. Freitags, während ihres gemeinsamen Mathekurses, bekam Kyo einen Zettel von ihm herüber geschoben. Erst realisierte der Blonde diesen gar nicht, starrte nur abwesend geradeaus, doch ein leichter Schlag in die rechte Seite ließ ihn aufschrecken.
Hab gerade beschlossen, wir gehen heut Abend zusammen weg.
Es war unverkennbar Dies fahrige Schrift, die ihn da zu einem Treffen aufforderte. Kyo biss sich unbewusst auf die Unterlippe.
Aber... Heute Nacht - ich wollte doch auf die Lichtung...
Daher antwortete er vage, dass er nicht sicher sei; Die allerdings schien keine Widerrede zuzulassen. Kaum, dass der Gong das Ende der Schulstunde ankündigte, erklärte ihm der Redhead daher: "Du kommst mit. Ich sehe nicht dabei zu, wie du dauernd nur zu Hause hängst." "Was hast du denn vor?", wollte Kyo misstrauisch wissen. "Weiß ich noch nicht, ich lass mir schon was einfallen..."
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Der Einfall war ein Volltreffer - so viel musste Kyo zugeben.
Sein älterer Freund hatte ihn kurz nach Einbruch der Dunkelheit nach Shibuya geführt, dort gäbe es ein sehenswertes Café. Kyo fragte sich zwar ernsthaft, was das für ein Café sein sollte, doch nun, da er Die durch die kleinen, stilvoll angeordneten, runden Tischchen hindurch zu einer freien Sitzecke folgte, staunte er tatsächlich angetan.
Der Raum war nicht wie in gewöhnlichen Cafés hell erleuchtet, sondern in gedämmten, rötlichen Licht gehalten, die leise Musik war extravagant und gut - und jeder einzelne Tisch wurde von einer roten Mondlampe [ganz dem Namen des Cafés "Akai Tsuki" entsprechend] erhellt.
Kyo blinzelte ein wenig, als sie sich setzten. Jenes Blinzeln brachte Die zum Schmunzeln. "Ich dachte es mir auch, als ich hier das erste Mal reingeschaut habe. Die Lampen sehen aus wie die auf deinem Nachttisch, ne." "Das weißt du noch?" Verblüffung. Erst nach seiner Frage wurde Kyo bewusst, sich selbst in eine Zwickmühle gebracht zu haben. Er selbst war es, der nun angemerkt hatte, wie selten er Die zu sich einlud, wie viel Zeit seit ihrem letzten Treffen bei sich zu Hause vergangen war.
"Natürlich. Ich bin vielleicht ein Trottel, aber wenn es um dich geht, ist mein Gedächtnis noch ganz gut." Die grinste, umging das Thema der guten Stimmung wegen. Kyo grinste matt und sah sich weiter um. Die Leute, die in diesem Lokal verkehrten, waren ein teils recht düsteres Publikum, fast ausschließlich Erwachsene, einige Gothics, Visuals.
Kyo wandte sich Die zu. "Wieso kennst ausgerechnet du diesen Ort? Ist doch gar nicht deine Welt." "Ich bin nur mal herein gegangen, weil das rote Licht mich an dich erinnert hat. Das war erst vor kurzem - und ich nahm mir vor, dich eines Tages herzuschleifen."
Kyo schenkte ihm ein kleines Lächeln. "Das ist lieb von dir. Ist wirklich eine coole Atmosphäre." Er warf einen kurzen Blick in die Getränkekarte, hob dann unwillkürlich die Augenbrauen an. Verdammt, die hatten aber auch dementsprechende Preise...
Die bemerkte nicht immer, was in Kyo vorging, doch sein Gesichtsausdruck musste deutlich genug gewesen sein. "Was willst du trinken?", fragte er gekonnt munter. Kyos Augen fuhren auf zu ihm. Das klang schon wieder verdächtig nach einer Einladung. Die erklärte: "Ich hab dich gezwungen, mitzukommen, also bezahle ich auch."
Kyo lächelte und entschied sich für einen Amaretto. Während beide auf ihre Bestellung warteten, überlegte Die, wie er in Erfahrung bringen konnte, was er unbedingt wissen wollte. Schließlich entschied er sich für eine direkte Frage - Kyo durchschaute ihn ja doch sofort.
"Kyo? Was ist los?" "Inwiefern?" Der Gefragte wirkte überrascht. "Du bist so... anders." Ein kleines Grinsen. "Ach? Das fällt dir aber früh auf." "Nein, anders als sonst anders.", versuchte Die, seine Frage zu erklären. "Ist irgendetwas passiert? Etwas, das ich wissen müsste? Es ist mir wirklich wichtig."
Kyo schüttelte sanft den Kopf. "Es ist ehrlich nichts, Die. Momentan fällt's mir schwer, mich zu konzentrieren, der Unterricht ist einfach stinklangweilig. Das war's auch schon." Beruhigt von dieser Aussage musste Die wieder grinsen. "Wusste ich's doch, nicht mal du kannst auf Dauer so ätzend strebsam sein.."
Der Blonde wollte etwas entgegnen, doch im selben Moment, da er die Lippen öffnete, trat eine Gestalt in sein Blickfeld, die seine Aufmerksamkeit gefangen nahm. Er, mit dem Gesicht zum Ausgang sitzend, konnte soeben beobachten, wie Toshiya das Café betrat.
Die zog die Augenbrauen zusammen, wedelte energisch vor Kyos Gesicht herum. "Hey, was wolltest du gerade sagen?" Kyo kam zurück in die Wirklichkeit, ohne dabei die Augen von Toshiya abzuwenden. "Ich bin sofort wieder da, ja?"
Schon hatte er Die am Tisch zurückgelassen und sich an den Tischen vorbei zu Toshiyas Sitzplatz durchgekämpft. Dass sein bester Freund ihm logischerweise neugierig hinterher starrte, war ihm gleich.
"Toshiya." Es klang fast atemlos. Der junge Mann hob den Blick an, lächelte. "Guten Abend. Setz dich doch." Er deutete auf den zweiten Stuhl an seinem Tisch. "Etto... gut, aber - ich muss gleich wieder zurück..", fing Kyo an und deutete über die Schulter zurück in den Raum hinein.
Toshiya folgte seinem Fingerzeig mit den Augen, traf erstmalig mit Dies Blick zusammen, welcher im gleichen Moment hastig wegsah. Kyo hatte sich inzwischen gesetzt, betrachtete ihn eingehend. Es war interessant, Toshiya einmal ohne seinen Mantel zu sehen - der Ältere trug eine dunkle, aufwendige Bluse zu einer schwarzen Hose, um seinen Hals hing eine lange Silberkette, an deren Spitze ein silbrig schimmerndes Kreuz baumelte.
"Nun, wann hast du Zeit für mich?" Die fordernde Frage brachte Kyo zu erneuter Verwirrung. "Also.. ich bin momentan noch mit meinem Freund unterwegs, aber..." "Ich warte später auf der Lichtung." Kyo stimmte zu, zögerte. Sollte er wirklich einfach aufstehen und wieder zu Die gehen? "Nun mach, dass du zu deinem Freund verschwindest. Umso kürzer ist die Zeit des Wartens." Toshiya schenkte ihm erneut sein faszinierendes Lächeln, wandte seine Aufmerksamkeit dann jedoch der Getränkekarte zu.
"Wer ist das?!" Big Red konnte sich nicht beherrschen, kaum, dass Kyo sich langsam zurück auf seinen Platz begeben hatte, platzte die Frage aus ihm hervor. Kyo zuckte mit den Achseln. "Das weiß ich selbst nicht so genau...", rutschte es ihm heraus. Er bemerkte Dies dummes Gesicht, korrigierte daher hastig: "Na ja, das ist ein - ein Bekannter, wir sind neulich einfach mal ins Gespräch gekommen, nicht weiter interessant..."
Die musterte ihn scharf, besah das ungewohnte Schimmern in den braunen Tiefen.
Warum verdammt erzählst du mir nie etwas von dir? Wir sind so lange befreundet - und doch hältst du alles, was mit dir selbst zu tun hat, von mir fern. Was werde ich im Laufe der Zeit alles über dich herausfinden, wenn ich beginne zu suchen, Kyo? Was?
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tbc...
[1] Bitte vergesst einfach die kleine Tatsache, dass man in Japan mit 18 noch nicht volljährig ist ^__^~