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Der Tensaiga-Zwischenfall

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Spaziergang durch den Toten Wald

Hallo!

Vielen lieben Dank für eure unterstützenden Kommentare. Es freut mich, dass es euch gefällt.

Viel Spass!
 

8. Spaziergang durch den Toten Wald
 

Zu Kagomes Beruhigung lag vor ihnen die dunkle Silhouette des Toten Walds, als sie aus diesem Portal auftauchten. Sie blieb neben Inuyasha stehen, suchte die untergehende Sonne.

Der drehte kurz den Kopf, da auch sein Halbbruder ankam: "Hast du etwas herausfinden können?"

"Ja." Der Hundedämon ging einfach weiter.

Kagome biss ein wenig die Zähne zusammen, aber ihr war klar, dass sie und Inuyasha ohne Hilfe immer noch in diesem Kerker gesessen wären. Sesshomaru hatte so gesehen eindeutig etwas gut bei ihr. So folgte sie ihm, zumal, da der Halbdämon das auch tat.

Inuyasha grinste leicht, da er sie lange genug kannte: "Bedauerst du es?" fragte er.

Sie warf ihm einen überraschten Blick zu: "Was?" Und da er an seine Bannkette fasste: "Manchmal..." gab sie zu.

"Das wäre sinnlos."

Davon war sie allerdings auch überzeugt. Kein menschlicher Zauber wäre vermutlich stark genug, gegen die Magie des Hundedämons anzukommen. Irgendwie bedauerte sie plötzlich, den Vater der Brüder nicht kennen lernen zu können. Dieser musste ja noch mächtiger gewesen sein, als Sesshomaru. Allerdings wohl deutlich netter zu Menschen. Obwohl, gab sie sich zu: sie war vermutlich die Letzte, die sich über sein Verhalten ihr gegenüber beschweren durfte. Abgesehen von seiner kühlen Art, die sie wie ein rotes Tuch reizte, hatte er sie immerhin gerade samt Inuyasha aus der Klemme geholt. Kagome war zu fair, um das nicht anzuerkennen.
 

Als sie sich erneut dem Toten Wald näherten, fiel Kagome zum ersten Mal auf, dass er fast wie eine Wand wirkte: schwarz, düster, unheildrohend. An den äußeren Bäumen wuchs Efeu, aber die Kronen waren schwarze, trockene Äste, ohne Blätter. Bereits die zweite Reihe Bäume hatte überhaupt keinen Bewuchs mehr und die dritte versank für Menschenaugen schon in der tristen Dämmerung des Waldes. Dahinter lag dann nur noch Schwärze. Aber bei Nacht würde das kaum einen Unterschied machen, dachte sie.

Sesshomaru schien unbeirrt und so folgten ihm die anderen beiden.

Inuyasha konnte es sich allerdings nicht verkneifen zu fragen: "Du kennst also den Weg nach Calanta?"

Sein Halbbruder gab durch nichts zu erkennen, dass er die Frage gehört hatte, aber seine Begleiter nahmen das als gutes Zeichen. Irgendwie musste doch mal was klappen.
 

Kurz darauf blieb Sesshomaru stehen, musterte den Toten Wald, ehe er weiterging. Jetzt erkannte auch Kagome, dass sich vor ihnen etwas wie ein Portal befand. Zwei uralte, riesige Bäume ragten in den rötlichen Himmel und dazwischen mochte ein Pfad beginnen. Hatte die Landkarte ihres Großvaters doch einen sinnvollen Tipp geliefert? Vielleicht sollte sie ihm einmal besser zuhören, wenn er etwas über die seltsamen Gegenstände in ihrem Lagerhaus erzählte. Ein paar Dinger schienen echt zu sein. In Gedanken bat sie ihrem Opa einige gelangweilte Kommentare ab.

Sie bemerkte, wie Inuyasha hinter sie wich. Anscheinend wollte er von hinten Deckung geben. Sie war fast gerührt: so befand sie sich am sichersten Platz der Gruppe. Nun ja, gab sie sich zu: sie hatte keine Pfeile und war vermutlich auch das Mitglied der Reisegruppe, das sich nicht einmal gegen einen vollkommen unmagischen Angriff hätte verteidigen können. Sie fühlte sich nutzlos, vermutlich genauso unbrauchbar, wie Sesshomaru sie einschätzte, da sie auch keine Chance sah, hier irgendwie an Pfeil und Bogen zu kommen. Zumindest in diesem Schloss hatte es keine Wache gegeben, die mit dieser Waffe ausgestattet gewesen war.

Im Gänsemarsch betraten sie so den Toten Wald. Kagome war nach keinen fünf Metern froh über das silbrige Haar Sesshomarus, konnte sie es im Halbdunkel doch noch erkennen. Aber bald war es für Menschenaugen unmöglich, selbst Weißes in der Schwärze zu unterscheiden. Und der Pfad schwenkte in Windungen hier und dorthin. Als sie falsch abbog, spürte sie sofort Inuyashas Hand auf der Schulter, die sie unmerklich in die richtige Richtung schob. Für den Halbdämon war es einfacher: auf diese kurze Distanz konnte er eine so vertraute Witterung wie die seines Halbbruders wahrnehmen. Er verspürte allerdings keine Lust, diesem unter die Nase zu reiben, dass Kagome hier absolut wehrlos war. Ihre Nase war als Mensch minderbemittelt, ihre Ohren zu schwach...und ihre Augen hier absolut überflüssig. Nicht einmal Inuyasha konnte den Hundedämon noch erkennen.
 

Schon nach kurzer Zeit hatte Kagome ihr Zeitgefühl vollkommen verloren. In der tiefen Schwärze des Toten Waldes fühlte sie sich absolut hilflos. So musste einem Blinden zumute sein. Zu allem Überfluss war hier nichts zu hören: keine Tiere riefen, keine Vögel sangen, sie konnte nicht einmal die Schritte ihrer Begleiter hören, die anscheinend in der Lage waren, lautlos voranzugehen. Das einzige, was sie wahrnehmen konnte, waren ihre eigenen Schritte- und ihr Stolpern, wenn sie wieder einmal an eine Wurzel oder einen Stein stieß.
 

Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie hier schon unterwegs waren, als sie begann, diesen Wald zu hassen. Aber da man keine toten Bäume hassen kann, suchte sich ihr Zorn andere Wege. Warum nur hatte sie hier mit in dieses Zwischenreich gemusst? Warum schleppte man sie hier durch diesen mehr als unheimlichen Wald? An allem war nur Inuyasha Schuld....am liebsten hätte sie ihn Platz machen lassen, aber die Hand, die gerade wieder unauffällig ihre Schulter berührte, brachte sie zur Vernunft. Er tat, was er konnte, um ihr zu helfen und sie musste einfach hier durch. Eine andere Wahl hatte sie nicht, zumal ihr Stolz sich dagegen aufbäumte, diesem... diesem Herrn Hundedämon Recht zu geben, dass Menschenmädchen vollkommen nutzlos waren.

In diesem Moment prallte sie mit Gesicht und Oberkörper gegen etwas Festes, Hartes, Metallenes, umhüllt von einer weichen Oberfläche, die seltsam nach Wind roch. Ihr jähes Begreifen, gegen was- oder besser gegen wen - sie da gelaufen war, führte übergangslos zu einem panischen Aufwallen von Furcht. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Sesshomaru solche Kontaktaufnahme wünschte- und nicht postwendend reagierte.

Im gleichen Sekundenbruchteil spürte sie, wie sich ein Arm um sie legte, sie zurückgerissen wurde. Während Inuyasha sie mit dem linken an sich presste, umfasste er sie mit dem rechten Arm, legte die Hand an Tessaiga. Auch er rechnete damit, dass sein Halbbruder eine unangenehme Maßnahme treffen würde.
 

Aber es geschah nichts, sah man davon ab, dass Tokejin aufflammte. In dem bläulichen Licht der Klinge erkannten die beiden, dass der Hundedämon stehen geblieben war, aber noch immer geradeaus blickte, sein Schwert seitwärts hielt, angriffs- und zugleich verteidigungsbereit. Inuyasha ließ Kagome los und wich einen halben Schritt beiseite, um sehen zu können, was da vor ihnen war. Auch seine Freundin riskierte einen vorsichtigen Blick an Sesshomaru vorbei.

Im bläulichen Licht der Energie des Hundedämons und seines Schwertes erkannten beide, dass sehr viele Augen sie anstarrten. Orangeleuchtende Augen, die wohl keinem Säugetier gehörten, aber eigentlich auch keinen Insekten. Kagome versuchte, etwas Genaueres zu erkennen, zumal Inuyasha auch Tessaiga zog. In dem Licht der zweiten magischen Klinge konnten selbst Menschenaugen erkennen, dass es sich nicht um mehrere Lebewesen sondern um ein einziges handelte, ein großes, kantiges Etwas mit unwahrscheinlich vielen Augen über den ganzen Körper verteilt. Und dieses fremde Lebewesen öffnete gerade ein unverhältnismäßig großes Maul mit fast ebenso vielen Zähnen, wie es Augen besaß. Sesshomaru machte eine Armbewegung, fast, als ob er sein Schwert wieder wegschieben wollte. Aber zugleich raste bläulich eine Energiewelle auf das Unbekannte zu, löste es auf. Erst dann schob er Tokejin wieder in den Gürtel. Inuyasha folgte dem Beispiel, sicher, dass das schon alles gewesen war.

Kagome räusperte sich etwas: "Äh...tut mir leid, dass ich zu spät gemerkt habe, dass du stehen geblieben bist..."

Keine Antwort. Aber er ging weiter, wie sie erleichtert zur Kenntnis nahm. Offenbar wusste er, dass sie es nicht hatte verhindern können- und es sonst nicht getan hätte. Vielleicht hatte sie doch noch etwas gut bei ihm.
 

Der dunkle Weg durch den dunkeln Wald ging selbst Inuyasha auf die Nerven, obwohl er immerhin sich anhand der Witterung seines Halbbruders und Kagomes etwas orientieren konnte. Aber es machte keinen Spaß, nichts zu sehen, praktisch nichts zu hören- und dennoch zu wissen, dass es da im Wald irgendwo Lebewesen gab, die vermutlich nicht besonders gastfreundlich waren.

Er zuckte zusammen, als sich etwas um seine Taille legte und schlug instinktiv mit der Klaue zu, neben sich, zurück. Seine Hand prallte auf etwas, das haarig, aber von der Elastizität von Stahl war. Dieses Etwas umklammerte seine Hüfte. Da er sofort bemerkte, das, was immer das auch war, immun gegen einen direkten Angriff war, riss er mit der Rechten Tessaiga heraus: "Vorsicht, Kagome!" schrie er, überzeugt, Sesshomaru nicht warnen zu müssen.

Diese wich sofort zur Seite, da sie mit erheblichem Ärger rechnete- und aus der Bahn des aktivierten Tessaiga gelangen wollte.

Der Hundedämon hatte sein Schwert ebenfalls gezogen und drehte sich um. Im matten Licht der magischen Klingen erkannten sie etwas, das man mit viel Phantasie als Spinnenartig hätte beschreiben können. Sechs lange Beine, von denen nun schon zwei Inuyasha umklammerten, in der Mitte ein Körper wie eine Kugel, auf der Augen rechts und links jeweils im Dreierpack angebracht waren.

Igitt, dachte Kagome und wich noch weiter zurück ins Dunkel.

Inuyasha starrte empor, versuchte, anhand der leuchtenden Augen zu erkennen, ob dieses Vieh ihn zu sich ziehen wollte- und ob es etwa auch immun gegen die Windnarbe war. Testen wir einfach mal, dachte er und suchte die Witterung des kaze no kizu, denn zu sehen war hier in der Schwärze des Toten Waldes nichts.

Da Kagome bemerkte, dass er die Windenergie suchte, wich sie vorsorglich noch einige Schritte zurück- und spürte plötzlich, wie sich etwas um ihren Körper schlang. Unwillkürlich schrie sie auf, schlug danach.

Inuyasha hörte den Aufschrei und schickte die Windnarbe mit aller verfügbaren Kraft los. Er musste dieses Wesen hier schleunigst von sich losbekommen, um Kagome helfen zu können.

Diese hatte inzwischen bemerkt, dass sie wohl von einem ebensolchen Wesen attackiert worden war, wie der Halbdämon. Ihre Hand schmerzte, aber das war auch die einzige Folge ihres Schlages.
 

"Kagome."
 

Ihre Anrede lies sie überrascht zu dem Hundedämon blicken. Er hatte tatsächlich ihren Namen ausgesprochen? Dann erkannte sie, warum: er hielt sein Schwert angriffsbereit. Und kaum, dass sie hingeguckt hatte, als er auch schon die Energiewelle auf ihren Angreifer- und auf sie, wie sie in Panik dachte- losrasen ließ.

Das spinnenartige Etwas war nicht dumm. Es hatte bemerkt, dass der erste der Angegriffenen sich mit dem Schwert so gut verteidigt hatte, das es seinen Partner drei Beine gekostet hatte Und jetzt griff der andere mit einem Schwert an. So riss es hastig alle Vordergliedmassen in die Höhe- die aufschreiende Kagome leider gleich mit, auch wenn es sie losließ- und tauchte im Wald unter. Sie konnte nicht weiter tun, als hilflos ihren Schrei zu beenden, als sie irgendwo in der völligen Dunkelheit des Toten Waldes zu Boden fiel.

"Kagome!" Inuyasha fuhr herum, kaum dass er seines Angreifers ledig war: "Verdammt! Was hast du Idiot da gemacht?!"

Sein Halbbruder bezog das nicht ganz zu Unrecht auf sich: "Ihr das Leben gerettet, denke ich."

"Kagome!" schrie Inuyasha und wollte in die Schwärze rennen. Ein stahlharter Griff um seinen Oberarm stoppte ihn. Er hob Tessaiga: "Lass mich sofort los! Es ist ja wohl schlimm genug, dass du dafür gesorgt hast, dass sie da irgendwo allein rumliegt. Ich muss sie finden und sie retten."

"Nein."

"Ich werde sie retten und du kannst mir das nicht verbieten!" Er versuchte, sich loszureißen.

"Doch." Das klang so überzeugt, dass der jüngere Halbbruder ihn fassungslos anstarrte:

"Du...du bist wirklich eiskalt, oder? Schön, du hast ja gesagt, dass ich mich dir aufgedrängt habe und ich weiß ja auch, dass es meine Schuld ist, dass sie hier ist, aber deswegen lasse ich sie doch nicht im Stich. Du kannst ja weiter gehen...nach diesem blöden Calanta. Ich suche Kagome. Und jetzt lass mich los, oder ich jage dir ein kaze no kizu auf den Hals."

"Wenn du nicht den Wunsch hast, als ein noch größerer Narr dazustehen, als der, für den ich dich im Moment halte, dann hör mir zu."

Irgendetwas in der Stimme des Hundedämons verriet eine solche Autorität, dass Inuyasha sich entspannte: "Also schön. Ich hör dir zu."

"Wie willst du sie im Wald finden? Unsere Nasen taugen im Zwischenreich, zumal hier in diesem Wald nicht besonders viel, Augen und Ohren erst recht nicht."

"Ich muss sie finden. Du hast ja selbst gesehen, was hier alles rumläuft. Sie steckt schnell in ernsten Schwierigkeiten. Sie ist doch nur ein Menschenmädchen."

"Erstaunlich, dass gerade du das sagst, Inuyasha. Wir sind nahe am Rand des Waldes, Calanta ist nicht weit weg. Und dort ist eine Priesterin, sagte der Krieger. Deine Kagome ist auch eine. Sie werden sich gegenseitig spüren."

Der Halbdämon starrte seinen Bruder fassungslos an: "Seit wann hast du so ein Vertrauen in ihre Fähigkeiten?"

"Das ist eben etwas, das sie kann. - Jetzt komm. Wir werden vermutlich gleichzeitig bei der Priesterin von Calanta sein." Er gab den Jüngeren frei.

"Aber diese Monster....." Doch selbst Inuyasha sah ein, dass seine Chancen in diesem Wald eine Vermisste zu finden eher unter Null lagen. Er hob etwas den Kopf, versuchte, die Gerüche zu sortieren, die der Wald bis zu ihnen ließ: "Kannst du sie wahrnehmen?" erkundigte er sich nur etwas kleinlaut.

"Nein." Der Hundedämon wandte sich zum Gehen, sein Schwert wegschiebend: "Sonst wäre sie schon hier." Er setzte sich in Bewegung.

Inuyasha starrte die Rückseite seines Bruders mit offenem Mund an, ehe er Tessaiga wegschob und ihm folgte. Erst einige Zeit später hatte er sich soweit gefasst, dass er sagte: "Sag mal, wenn du weißt, was sie kann...warum ignorierst du sie dauernd?"

"Ich interessiere mich nicht für Dinge, die anderen gehören."

Der Halbdämon braucht erneut einige Zeit, um die Antwort zu verdauen. Sollte das heißen, Sesshomaru missachtete Kagome nur, weil sie zu ihm, Inuyasha, gehörte? Wollte er Eifersucht aus dem Weg gehen? Das konnte doch wohl nicht so ganz stimmen. Vermutlich war das eher so gemeint gewesen, dass er sich für nichts und niemanden interessierte, das ihn nicht gerade eben persönlich betraf. Und der Halbdämon wusste nur zu gut, dass sein Bruder vermutlich eines der unberechenbarsten Wesen war, die es gab. Warum z.B. hatte er vorher Kagome...nun, versucht, zu retten? Hatte ja wohl nicht ganz geklappt. Und warum hatte er indirekt zugegeben, dass er sie geholt hätte, hätte er sie wittern können? Aber er wusste auch, dass Nachfragen ihm sicher keine Aufklärung gebracht hätte.

Hoffentlich erreichten sie bald Calanta und konnten die Priesterin oder was auch immer dort war, um Hilfe bei der Suche nach Kagome bitten. Und hoffentlich passierte ihr nichts....
 

Die beiden Spinnenwesen hatten mit gewisser Überraschung zugesehen, wie die beiden Fremden sich mit gezogenen Schwertern offensichtlich gestritten hatten. Seltsame Lebewesen waren das, die miteinander durch den gefährlichsten Wald dieser Welt gingen- und doch sich nicht vertrugen...Ungewöhnlich. Und das reizte die Neugier der beiden, die den Brüdern unauffällig folgten, bemüht, nicht die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Drei verlorene Beine waren genug.
 

Kagome richtete sich mühsam etwas auf. Für einen Moment war sie erleichtert, dass das Spinnenwesen nicht mehr einen Arm um sie hatte, ehe sie ihre Lage realisierte. Sie saß hier in der vollkommenen Schwärze des Toten Waldes und wenn sie es sich so recht überlegte, waren die Chancen zwar gut, dass Inuyasha sie suchen würde, aber mies, dass er sie finden würde. Sie wusste von vorher, dass der Wald Witterung und Geräusche schluckte. Rief sie laut nach ihm, würde wohl eher diese Spinne auftauchen. Na, toll, dachte sie. Mein total privater Horrorfilm. Und was jetzt?

Sie stand möglichst leise auf. Keines von den Dingen, denen sie hier im Wald begegnet waren, hatte sehr gastfreundlich gewirkt. Aber ihr war klar, dass sie sich irgendwie allein hier zurechtfinden musste, den Pfad finden musste oder einen anderen Weg aus dem Toten Wald. Kagome war nicht unbedingt begeistert, aber es war nur zu deutlich, dass sie hier wegmusste- schnell und möglichst unauffällig. Und, dass sie absolut keine Hilfe erwarten konnte.

Plötzlich zuckte sie ein wenig zusammen. Sie hatte etwas gespürt, etwas, das sie kannte und ihr Sicherheit versprach... Sie konzentrierte sich. Zu ihrer gewissen Überraschung spürte sie die vertraute Gegenwart eines Splitters des Juwels der Vier Seelen. Wie sollte der denn in diese Welt gekommen sein? Aber nun gut, einer war ja sogar im 20. Jahrhundert aufgetaucht. Erneut fühlte sie nach. Das musste aber ein verhältnismäßig großer Splitter sein...er verriet ziemliche Macht. Aber zu ihrer großen Beruhigung strahlte er nicht schwarze Stärke sondern helle aus, reine. Wer auch immer den Splitter bei sich hatte, konnte kein bösartiges Wesen sein.

Sie hatte nur diese eine Wahl, diese eine Hoffnung: sie musste zu diesem Wesen, zu diesem Splitter. So streckte sie vorsichtig die Hände aus, versuchte, in der vollkommenen Dunkelheit wenigstens die größeren Hindernisse zu ertasten, als sie in die Richtung ging, aus der sie das Juwel spürte.

Toll, dachte sie dabei. Den Ausdruck "Beine in die Hand nehmen" kannte ich ja. Und jetzt erfinde ich gerade einen neuen: "die Augen in die Hand nehmen" Hoffentlich verläuft sich Inuyasha nicht in diesem Wald, wenn er mich suchen will. Aber ich kann hier auch nicht auf ihn warten. Diese Spinnendinger wollen mich vermutlich auch, da sich die anderen beiden ganz gut verteidigen konnten. Ich bin dagegen der leichtere Fall. Ich muss hier weg.

AUA!

Das war ein Baum gewesen. Sie hörte lieber das Denken auf und konzentrierte sich auf die Suche nach einem Durchweg durch diesen scheinbar endlosen Wald.
 

Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie sich schon durch getastet hatte. Sie spürte die Striemen und Schrammen an den Armen, ihre Kleidung hatte Risse abgekommen, aber sie fühlte auch, dass sie dem Juwelensplitter immer näher kam. Das gab ihr den Mut, weiterzugehen, zumal sie nicht die Gegenwart eines anderen Lebewesens spüren konnte. Sie wagte zu hoffen, dass diese Spinnen aufgegeben hatten.

Plötzlich erkannte sie vor sich etwas wie Dämmerung, Helligkeit. Erleichtert stolperte sie darauf zu, erkannte rasch, dass es tatsächlich der Waldrand war. Sie hatte es geschafft, sie war aus dem Toten Wald entkommen. Ein wenig stolz auf sich war sie schon, das gab sie sich zu. Vermutlich war sie der erste Mensch, der da heil hindurchgekommen war. Wobei sie wahrscheinlich überhaupt der erste Mensch in diesem Teil des Zwischenreiches war.
 

Am Waldrand blieb sie überrascht stehen. Vor ihr lag eine Senke von gewiss zwei Kilometern Durchmesser. Grünes Gras war dort, bewachsene Bäume und wenn sie nicht alles täuschte, sogar ein Bach. Nach den Stunden in Toten Wald war das mit Sicherheit der schönste und erholsamste Anblick, den sie je gesehen hatte. In der Mitte der Senke standen die Bäume dichter, aber sie glaubte dort etwas wie ein Haus zu erkennen. Das musste Calanta sein. Sie hatte es gefunden. Sie drehte sich suchend um, konnte aber weder Inuyasha noch seinen Halbbruder entdecken. So beschloss sie, einfach dorthin zu gehen. Diese Priesterin schien ein Stück des Juwels zu besitzen, und wenn sie sich auf ihre Erfahrung verlassen konnte, war diese Priesterin sicher kein böses Wesen.
 

Keine zwanzig Meter vor ihr sprudelte eine Quelle in das helle Gras und lockte sie mehr als an. Dort würde sie sich einen Moment ausruhen, etwas trinken, ehe sie hinunter zu dem Haus ging.

Für einen Moment wunderte sie sich noch, warum das Gras dieser Senke wie mit dem Zirkel gezogen aufhörte, als sie auch schon durch den Bannkreis spazierte, ohne ihn überhaupt zu bemerken.
 

*******************************************
 

Kagome und Bannkreise...

Das nächste Kapitel heisst: "Die Priesterin von Calanta" und Tensaigas Dieb bekommt endlich einen Namen.
 

Wer so lieb ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, bekommt, wie gewohnt, eine ENS von mir, sobald ich sehe, dass es on ist.
 

bye
 

hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (35)
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Von:  Roza007
2013-09-21T15:00:40+00:00 21.09.2013 17:00
Die arme Kagome, erst wird sie ungewollt "umarmt" und dann muss sie auch noch allein durch diesen schrecklichen Wald stapfen.
Suchen wäre sicherlich nicht erfolgreich gewesen, aber ich hätte es nicht über mein Herz gebracht, sie dort so lange alleine liegen zu lassen.

LG
Roza
Von: abgemeldet
2008-12-08T15:24:37+00:00 08.12.2008 16:24
Du kennst meine Meinung zu Sess Verhalten.
Also, bis dann
Von:  astala7
2008-01-13T20:10:26+00:00 13.01.2008 21:10
jaha, das war damals mit Kikyo auch so, nicht? Siekam durch den Bannkreis ohne überhaupt zu bemerken das da einer war.
Kagome hat wirklich ein seeehr großes Temperament, äußerst ungesund in ihrer Lage wenn du mich fragst. Aber sie hält sich gut, versucht immer höflich zu sein.
Sie sollte allerdings nicht vergessen das solche Leute wie Sesshouamru allen Grund haben sie so wegwerfend zu behandeln. Sie sind einfach stärker als sie und Kago ist da wirklich nur unnötiger Ballast.
Ich frag mich wie lange sie noch lebt...
Von:  don-kun
2007-03-05T11:08:59+00:00 05.03.2007 12:08
Schön für Kagome, dass sie aus dem Wald raus ist. Dann habens Sesshy und Inu sicher auch geschafft.
Ich hoffe im nächsten Kapitel auf Erklärungen (zB des Bannkreises) und werde bald gern weiterlesen.
Von:  Teilchenzoo
2006-01-31T21:34:48+00:00 31.01.2006 22:34
*schnurr* eine Quelle *selber furchtbaren Durst hat aber unbedingt zu Ende lesen wollte*. Aber im Bannkreis ... nun ja ... weniger gut, oder?
... Kagome gehört Inu ... keine Eifersucht provozieren ... wirklich??
Aber eine Frage: ein Wald ohne Blätter, in dem es trotzdem stockduster ist?? Wie das?
Aber da rumzuspazieren ... neee >.< zu gruselig .. .und diese wesen ... nix wie raus!!!!
Von:  SeiyaDarkside
2005-10-29T11:03:19+00:00 29.10.2005 13:03
Super Story.

kisu

Seiya (^^)V *wink*
Von: abgemeldet
2005-03-31T07:14:40+00:00 31.03.2005 09:14
Hallo!

Oh Mann, schon wieder so viele vor mir....
Und ich hinke etwas hinterher...^^''
Also heute nur mal ein kurzer Kommi!
Meine absolute Lieblingsstelle in diesem Kapitel:
"AUA!
Das war ein Baum gewesen."
Das war einfach toll. :o))
Ansonsten war das Kapitel wie alle anderen zuvor klasse geschrieben! Deine FFs sind mehr als lesenswert!!
Bye

Pitri
Von:  Bridget
2005-03-29T18:56:00+00:00 29.03.2005 20:56
Drei Fremde im Wald! War ja klar, daß bei der Helligkeit auch irgendetwas im Dunkeln lauert! Ich verstehe auch, daß die beiden Brüder nicht allzu viel warnehmen und selbst ihre Sinne versagen!
Leidet Sesshoumaru unter einem Anfall von Nettigkeit? Erst reagiert er nicht daruaf, daß Kagome in 'aus Versehen' angerempelt hat, dann spricht er sie auch noch mit Namen an! Ich hoffe, Kagome hat ein Fieberthermometer dabei und misst seine Themperatur!
Zu dem Wald kann ich nur weiter sagen, daß sie das nächste Mal ein Nachtsichtgerät mitnehmen sollten!
Leider sind sie nun getrennt und das wäre bestimmt auch passiert, wenn nicht diese Spinne angegriffen hätte. Zum Glück ist weder Inu noch Kagome ins Nest von denen gebracht worden.
Ich nehme mal an, in Calanta (Woher kenne ich nur diesen Namen?? Sich die Haare rauf!) werden sie sich wieder treffen. Und Kagome sollte unter gar keinen Umstädnen von diesem Wasser trinken!!

Bis zum nächsten Kapi
Bridget
Von: abgemeldet
2005-03-26T18:26:09+00:00 26.03.2005 19:26
Dieses Chapter war wirklich klasse, was sag ich, oberklasse, phänomenal
Das mit den Spinnen, war gruselig O.O Ich hassseeee Spinnen *wääähh*
Ich wär total in Panik geraten...
Aber Sesshy wird zunehmender freundlicher und menschlicher, was ein Youkai unter menschlich versteht...
Kagome ist ja lustig, einen Shikon-Splitter spüren, aber genau auf den Baum knallen, das kann auch nur ihr passieren *gg* aber es tat bestimmt sehr weh *autsch*
Gleich mal weiterlesen...
Von: abgemeldet
2005-03-26T14:05:00+00:00 26.03.2005 15:05
Wow... Sess benimmt sich ja fast menschlich. So eine Reaktion hätte ich jetzt wirklich nicht erwartet. Dass er Kagome sogar direkt mit Namen anspricht und dann die Erklärung noch ausgerechtnet Inu so offen gibt. Oder besser, überhaupt jemandem.
Jedenfalls scheint Sess den Weg durch den Wald einigermaßen zu kennen, und die beiden haben auch sicher weniger Schwierigkeiten als Kagome, durchzukommen. Wie kann sie also vor ihnen da sein...? Ist sie doch, oder? Haben die beiden Schwierigkeiten mit den 2 mal 8 minus 3 Beinen hinter sich bekommen?
Jedenfalls ist das echt mal schön, gleich 2 Kapitel hintereinander lesen zu können^^


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