Und endlich Vorhang auf für Shanks *-*
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Shanks stand derweil, an einer anderen Stelle des Ozeans an Deck in der Nähe des Steuerrads seines Schiffes und betrachtete abwechselnd die See und seine Männer, die wie immer mit mäßigem Eifer ihren Tätigkeiten nachgingen. Die letzte Zeit war der Kapitän ungewöhnlich - doch verständlich - schweigsam gewesen. Nach der Abfahrt vor gut einem Jahr hatte sich ihm niemand zu nähern gewagt.. mit der Zeit wurde es etwas besser, trat etwas von Shanks' Frohnatur wieder ans Licht, aber würde man sie fragen, fehlte wohl allen das herzliche Lachen des Rothaarigen, das nun so lange schon nicht mehr aufgeklungen war...
Shanks schien sich in den letzten Wochen so geändert zu haben, wie sich ein Mann nur ändern kann...
Er lachte nicht, lächelte wenig und unter den Männern lief das Gerücht umher, bald würde man an Land ansetzen und die Crew sich endgültig auflösen.
Beckman und Lucky Lou waren die einzigen, die solchen Spekulationen bestimmt gegenüberstanden und zu ihrem Kapitän gehalten hatten. "Man sieht ihn ja kaum noch...", murmelte einer der Männer, "Jo, verkriecht sie wie ne Ratte im Loch", ein anderer.
Tatsächlich verbrachte Shanks einen Grossteil der Zeit in seiner Kajüte und tat etwas, was er vorher so gut wie nie getan hat... entsprechend ungeübt war er darin - schreiben. Oft saß der Rothaarige an seinem hölzernen Pult an der Wand, eine Schreibfeder in der Hand und einen Stapel Pergamente vor sich. Einige davon waren mit seiner ungeübten, krakeligen Handschrift bedeckt und zahlreiche zerknüllte Blätter bedeckten den Boden.
Ab und an hörte man einen Fluch aus dem Raum nach draußen dringen. Als Beckman an der Tür vorbeikam blieb er kurz stehen, lauschte - und schüttelte seufzend den Kopf.
Shanks schaffte es schließlich ein paar lesbar sinnvolle Sätze aneinander zu reihen... sie waren an Sanji andressiert, keine Frage. Gut ein halbes Dutzend bekam er damit zu Stande und stand seufzend von seinem Stuhl auf. Als er die Tür öffnete, musste er aufpassen nicht in Beckman hinein zu laufen, der zwar hastig aber nicht schnell und unauffällig genug von selbiger zurückwich.
Fragend sah Shanks zu ihm hoch, in das offene Gesicht, doch er schien in seiner Trübsinnigkeit gar nicht mitzubekommen was dieser vor seiner Tür gemacht hatte, es interessiert ihn nicht.. hatte es seit gut einem Jahr nicht, bei keinem seiner Männer..
Fast schon träge schleppte der Rothaarige sich an Deck und trat an die Reling, die Zettel und ein paar leergesoffenen Flaschen unter den Arm geklemmt.
Stirnrunzelnd sah Ben seinem Kapitän dabei zu, wie dieser die Blätter zusammenrollte und nach der Reihe in die Flaschen schob.. monoton... träge. Er räusperte sich, konnte aber doch nur untätig zusehen wie Shanks die erste Flasche zustöpselte und mit wenig Schwung über Bord warf. Mit einem Klatsch landete sie im Wasser.... und Beckman schüttelte erneut den Kopf.
Shanks merkte bei dem letzten Brief, dass er keine Flaschen mehr übrig hatte. Trübe angelte er sich eine halbvolle Rumflasche heran, die neben ihm herumstand, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Reling und begann zu trinken.
Wenn man ihn so sah... Verständnis oder nicht, Liebeskummer wirkte bei dem Rothaarigen in einer gewissen Weise so verdammt lächerlich und fehl am Platz... Ben schien das ähnlich zu sehen. Er stand daneben, und die Hand des Vizen ballte sich, mit jeder Flasche die der Andere ins Meer schmiss mehr und mehr zur Faust.. Er setzte ein paar mal an etwas zu sagen, wurde aber von Shanks schlichtweg ignoriert.
Als dieser die Flasche mit einem letzten Schluckt geleert hatte setzte er sie keuchend ab, schüttelte den Kopf.
"Teuf'l...", brummt Shanks, schob den Zettel in das nun leere Ding und warf es auch über Bord, um ihm mit schläfernem Blick zu folgen... Dann wandte der Rothaarige sich wieder zum Deck und zu Beckman um.
"Könnts du.. mich vielleicht hinterher schmeißen, Ben?" Das unglaubwürdige Grinsen, was dabei auf Shanks Zügen trat reichte, dem Vize einen entscheidenden Stich zu versetzen. Schnaubend packte er seinen Kapitän an der Schulter und versetzte ihm, bei allem Respekt, eine gedankenklärende Ohrfeige...
Unter dieser zuckte Shanks leicht zurück, hielt sich mit der Hand an der Reling neben sich fest, die blauen Augen lagen ungläubig auf Beckman. "Hey..." Mehr brachte er im Moment nicht hervor. Ein paar Männer sahen verwundert zu ihnen herüber, blieben stehen.
Ben biss sich auf die Lippen. Nun, er wollte seinen Kapitän nicht so bloßstellen aber dessen Verhalten ging zu weißt - drückte die Moral an Bord auf ein unannehmbares Limit. Es wird Zeit das zu ändern... nach einem vollen Jahr.
"Kapitän", begann der Vize dunkel, "ich denke es wäre gut, mal wieder Festland anzulaufen. Nach der Navigationskarte gibt es hier in der Nähe eine größere Insel.. mit einer Kleinstadt namens Südcap." Er verstummte, verschränkte die Arme vor der Brust. Doch weder wurde Shanks darauf zornig, noch ging er auf ihn los, die einzige Antwort des Rothaarigen war ein Nicken, wobei er seinen Vize nicht ansah. "Kurs dorthin...."
Kurz darauf taumelt Shanks mehr als er ging wieder in Richtung seiner Koje, drehte dann jedoch ab und wankt zum Steuer, um untätig daneben und dem Mann, der es führte stehen zu bleiben. "Wie weit ist es bis dahin?" - "2-3 Tage" - "Hm..."
Shanks seufzte und wandte den Blick ab. Als sie das letzte mal auf einer Insel gelagert hatten, hatten sie gefeiert.. gab es was zu feiern. Falkenauge war gekommen und hat Ruffys Steckbrief präsentiert... wenn es doch diesmal noch einmal käme.. etwas anderes mitbrächte...
Missmutig verscheucht Shanks den Gedanken, lehnte sich gegen das Holz und legte den Kopf in den Nacken um zur Takelage hochzusehen. Dann begann es rau zu singen.. irgendein schwachsinniges Säuferlied das die Mannschaft sonst immer grölte... Und Beckman wäre in diesem Moment am liebsten über Bord gesprungen....
Shanks ahnte in diesem Moment nichts von den Geschehnissen, die sich auf dem anderen Schiff zutrugen... war vielleicht auch besser so. Glaubte er denn wirklich, dass auch nur eine der Flaschen die Lamb... Sanji jemals erreichen würde? Ja? Nein. Eher nicht...
Der Rothaarige hörte auf schief zu singen und sackte ein Stück in sich zusammen..
Ihm war es egal, dass seine Männer ihn unverhohlen anstarrten.. mit ansehen mussten, wie alles weshalb sie ausgerechnet mit _ihm_ als Kapitän segelten, verloren ging... Der Charakter eines Mannes zerbröselte.
Als es zu dämmern begann verzog sich Shanks dann - wie jeden Tag bisher - in seine Koje. Diesmal schrieb er nicht mehr.. warf sich energielos auf sein Lager und versucht die Nacht rumzukriegen. Dabei hatte schon irgendwie gehofft Schlaf zu finden, aber hier.. alleine in seinem Zimmer, auf seinem Bett waren seine Gedanken an Sanji klarer als irgendwo sonst.
Um jetzt Sanjis Wärme.. dessen Geruch bei sich zu haben.. dafür würde er seinen anderen Arm geben... Doch niemand würde ihm seinen Wunsch erfüllen.. nicht jetzt, nicht morgen und wohl auch nicht in absehbarer Zeit...
Gerade war Shanks im Stande einzudämmern, den Kopf voller blondhaariger Gedanken, als die Tür aufgerissen wurde und ein Mann hereinstürmte, leicht peinlich berührt als er seinen Kapitän so vorfand. "K.. Käpt'n. Die Insel... der Navigator hat sich geirrt. Sie liegt jetzt genau vor uns!"
Shanks jedoch, hat keine Lust, in irgendeiner Weise zu reagieren. Er ließ die Augen geschlossen und reagierte völlig gegen seine sonstige Art gereizt. "Hau ab!" murmelte er, zog das Kissen unter seinem Kopf hervor und warf es nach dem Mann, der so perplex über diese Antwort dastand, dass er es voll ins Gesicht bekam. "A-aber Käpt'n.."
Das Kissen schlug dumpf auf dem Boden auf... und endlich richtete sich Shanks auf, sah dem Seemann finster entgegen. "Ich habe gesagt, dass du abhauen sollst..." Das genügte. Fast schon entsetzt verschwand der Mann aus des Rothaarigen Koje.
Dieser setzte sich nach einiger Zeit ganz auf, fuhr sich fahrig durchs Haar und hievte sich vom Bett hoch. Ne Insel... haha.. wie cool... vielleicht konnten sie dort genug Vorräte kaufen, dass er sich die nächsten Wochen anständige besaufen konnte.. einfach alles vergessen. Auch dass er vergessen wollte.
Als Shanks die Koje verließ, waren die Männer schon bei den Anlegevorbereitungen und bevor er etwas dagegen unternehmen konnte, gesellte sich wieder Beckman zu ihm, scheinbar darauf bedacht noch mehr auf seinen Kapitän zu achten als die Zeit früher... "Sind wir da?" fragte der Rothaarige, nur um überhaupt etwas zu sagen.
