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Zweiter Betriebsausflug des Enma-Cho 1998

angesiedelt nach Band 8, weil ich weder Zeit noch Geld hatte ihn zu kaufen v.v
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TAG 5, 31. DEZEMBER 1998

TAG 5, 31. DEZEMBER 1998
 

Als Tatsumi das Krankenzimmer betrat, war es bereits fünf Uhr. Das letzte Abendlicht ließ den Himmel dunkelblau erscheinen, wie eine Kuppel aus Lapislazuli, und warf gerade noch einen letzten Schimmer durch die breite Fensterwand. Gegen das Dunkelblau erkannte Tatsumi Wataris Silhouette. Er saß an einem großen Tisch vor dem Fenster und hatte einen Laptop vor sich, dessen künstlicher Schein sein Gesicht in unnatürliche Schatten tauchte. Als Tatsumi die Tür öffnete, wandte er sich kurz in die Richtung, nahm jedoch keine weitere Notiz und starrte wieder auf seinen Bildschirm.

Langsam durchmaß der Sekretär den dunklen Raum und trat hinter Watari. Verschiedene Internetseiten flimmerten über den Monitor, die meisten von Krankenhäusern und Universitäten. Auch das Archiv war offen, ebenso Murakis Akte (eine ziemlich dicke^^, schätze so 8 MB *lol*).

"Was wird das?" fragte Tatsumi.

"Ich ermittle", erwiderte Watari abwesend. Es war ganz vertieft in seine Arbeit. Tatsumi schob seine Brille hoch und beugte sich weiter vor, um besser zu sehen.

"War dein Wireless nicht kaputt?"

Watari klickte und tippte. "Doch. Das ist der von den Gushoshins."

Tatsumi richtete sich wieder auf. Seine Miene verlor etwas von ihrer üblichen Ausdruckslosigkeit (das heißt er lächelt halb^^) und er legte Watari die Hand auf die Schulter.

"Wie geht es dir?"

Seufzend lehnte sich der Chemiker zurück und dehnte seine Schultern. (<- wir können ihn alle verstehen ^^')

"Gut, bis auf die Kreuzschmerzen. Das Fieber ist fast weg." Er ließ sich in den Stuhl sinken, lehnte seinen Kopf gegen Tatsumi und kuckte nach oben. Dabei lächelte er keck.

"Na, Meister der Schatten? Du machst ein Gesicht als wärst du der deutsche Finanzminister!"

Tatsumi sah zur Seite, auf das Fenster und den vielen Schnee draußen. "Ich mache mir Sorgen um dich." Wärme lag in seiner Stimme. Watari horchte auf. Er hob die Augenbrauen. Eigentlich hätte er gleich auf Tatsumis freundliche Worte eingehen können, doch so einfach wollte er es dem Sekretär nicht machen. Noch allem was der sich geleistet hatte! Der sollte ruhig noch ein bisschen zappeln.

Tatsumi starrte indessen weiter auf den Schnee. Dann wurde der Druck seiner Hand auf Wataris Schulter fester und er spannte sich. "Muraki wird bezahlen, das schwöre ich dir!"

"Meeensch!" Watari stöhnte und rollte die Augen, langte nach hinten und gab Tatsumi eins vor die Kniescheibe.

"Au!" machte dieser überrascht.

"Du kannst immer nur an Zahlen denken. Zahlen Zahlen Zahlen!" Watari stand auf und stellte sich vor Tatsumi hin. Im Dunkel sah man es nicht, doch in seinen Augen blinkte noch immer der Schalk. Er verschränkte die Arme.

"Denk doch mal nach! Wenn du Muraki so lang bezahlen lässt, bis deine Bilanz von Recht und Unrecht wieder stimmt, dann müsste doch eigentlich alles in Ordnung sein, nicht?"

"Nun... ja...",

"Falsch!" Watari gestikulierte. "Glaubst du vielleicht, der ist dann nicht sauer?" Einen Augenblick lang starrte sich die beiden an. "Wenn, dann macht Muraki mit seinen Verbrechen höchstens Schulden. Aber das ist Quatsch."

"Er muss bestraft werden für das, was er getan hat."

"Tse! Meinst du, danach geht's mir besser?" Tatsumi öffnete den Mund, doch wusste er nicht, was er sagen sollte. Er war verunsichert.

Watari ging zu ihm hin und legte ihm den Arm um die Schulter. "Wenn du en Loch im Socken hast, schneidest du es dann ab, damit es weg ist, oder stopfst du es?"

"Äh... stopfen natürlich, aber..." Tatsumi war verwirrt.

"Siehst du?"

"Ich weiß doch, was du meinst!" Verärgert wandte er sich ab und sah aus dem Fenster. Watari betrachtete ihn und langte sich in Gedanken selbst an die Stirn (*patsch!*) Wie dämlich von ihm, Tatsumi für so herzlos zu halten! Da erzählte er ihm was von falschen Zahlen und war doch selber dabei, ihm eins auszuwischen! Vermutlich war der ganze Stress daran schuld. Jetzt tat es ihm leid, dass er es auf Streit angelegt hatte. Er hatte sich für etwas besseres gehalten, hatte sich wieder einmal vom gefühllosen Äußeren des Sekretärs täuschen lassen, hinter dem dessen eigentliche Gefühlswelt so schwer zu finden war. Und so was passierte dann, wann man den Glauben an die Gefühle verlor. Sie existierten immer, und wenn sie hinter noch so dicken Schleier verborgen lagen, sie waren da!

Watari trat hinter Tatsumi, schlang die Arme um ihn und legte seinen Kopf auf dessen Schulter.

"Gomen", murmelte er versöhnlich.

Inzwischen war es ganz dunkel geworden. Einzelne Sterne erglommen am Himmel und funkelten mit dem Schnee draußen um die Wette.

Vom vielen Sitzen in dem großen Raum war Watari kalt geworden. Er schloss die Augen, kuschelte sich an Tatsumi und genoss dessen Körperwärme.

Einige Minuten verstrichen, in denen die beiden Gestalten regungslos verharrten - zwei schwarze Silhouetten vor dem samtenen Nachthimmel, die so nah beieinander standen, dass man sie kaum unterscheiden konnte.

Schließlich begann Tatsumi eine leise Unterhaltung:

"Hegst du keinen Zorn gegen Muraki?"

Watari lächelte ein unsichtbares ironisches Lächeln. "Er hat keins meiner Gefühle verdient." In seinem Unterbewusstsein aber regte sich etwas, doch er tat es als störend und belanglos ab.

Tatsumi drehte sich um. "Habe ich denn deine Gefühle verdient?"

Watari gab keine Antwort. Der Abstand zwischen ihren Gesichtern schmolz dahin und dann drückte Tatsumi ihn an sich. Ihre Lippen trafen sich und Watari erwiderte dankbar die gewohnt feste Umarmung und den vertrauten Kuss. Erst jetzt merkte er, wie sehr ihm das gefehlt hatte. Deshalb hatte er sich Tatsumi gegenüber auch so abweisend verhalten: Weil dieser ihn nicht von sich aus getröstet hatte.

Nichts ist jemals einfach... dachte Watari, bevor die Bewegungen des Sekretärs seine gesamte Gedankenwelt in Anspruch nahmen... Wie lange war das jetzt schon her, dass sie sich das letzte mal so nahe gewesen waren? Jahre bestimmt! Lange kalte Jahre, in denen Watari kein einziges Mal so warm gewesen war wie jetzt. Seine Hände strichen Tatsumis Rüchen hinunter und unter dem Anzug wieder nach oben. Seine ganze Existenz hungerte nach den bedächtigen und doch kraftvollen Berührungen des Sekretärs.

"Seiichiro...", stöhnte er, als Tatsumis lächelnder Mund seinen Hals hinunterwanderte, seine Kehle und die Grübchen hinter seinen Schlüsselbeinen liebkoste. Die Stellen, an denen er Watari berührte, pochten heiß und sandten Feuerwellen aus, die die kalte Erinnerung an Muraki verbrannten und die schwelende hilflose Wut über die Demütigung in einen gesunden Brand verwandelten. Die schlimmen Erinnerungen loderten auf, wanden sich schreiend und sanken schließlich als fruchtbare Asche wieder zurück an ihren Platz...

In dieser Nacht schlief Watari tief und traumlos. Als Yoshi um sieben mit dem Abendessen und dem Fieberthermometer hereinschaute, schlummerte sein Patient bereits wie ein Murmeltier. Der Hilfsarzt betrachtete ihn verwundert, und wurde noch verwunderter, als er das ordentlich zusammengelegte Kleiderbündel auf dem Stuhl sah. Er fühlte Stirn und Puls - die Stirn war warm, doch der Puls normal. Der Arzt zuckte mit den Schultern und dachte daran, dass man im Schlaf am besten gesund wird. Leise machte er sich davon und verzehrte das Abendessen selber.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Colle
2005-03-09T16:42:27+00:00 09.03.2005 17:42
Sorry... ich hab' mich lange nicht mehr gemeldet ^^x°
Schmusen ist schö~n.... Das Kapitel ist echt süß. Ich lese sofort das nächste!! XD
Von:  Khay
2005-02-13T14:22:47+00:00 13.02.2005 15:22
Das ging aber schnell!(was mich sehr freut!)
Die 'Schmuserunde' von Tatsumi un' Warari waren besonders schön! Du kannst so toll beschreiben!!*neid, will ich au' können!*
Büdde weitamachen!(<~ mein Lieblingswort?)


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