Regen
Kapitel 6: Regen
Einige Tage später in der Abenddämmerung hing Kai ein paar Meter weit über dem Erdboden an der Balustrade eines Nebengebäudes von Hydra und hielt den Blick auf ein dunkles Fenster gerichtet, darauf wartend, dass dort der schemenhafte Umriss einer bestimmten Person auftauchte: Brooklyn, sein neues Ziel...
Brooklyn war, wie Ray, auch bei Hydra angestellt und gehörte zur so genannten Elite der Organisation. Sein Ruf war ähnlich dem von Kai in der ganzen Stadt verbreitet. Ein perfekter Killer, dem bis jetzt noch kein Auftrag misslungen war. Einer der Gründe warum einige Leute seinen Tod wollten, aber Kai interessiert das nicht. Hauptsache die Bezahlung stimmte.
Der große Beton-Stahlkomplex Hydras ragte nur wenige hundert Meter neben ihm in den Himmel, die sprichwörtliche Höhle des Löwen für alle freischaffenden Assassinen, und doch schien es ihm nichts auszumachen. Unerschrocken kletterte, als sich nichts rührte, lautlos über das Geländer und blieb geduckt auf dem Balkon sitzen. Abwartend.
Zufälligerweise, kam genau in diesem Augenblick Ray mit ein paar Akten unter dem Arm vor Brooklyns Tür zum stehen und öffnete, nach dem dritten Anklopfen seufzend die Tür. Es kam öfters vor, dass Brooklyn Besucher einfach so ,überhörte'. Ray wollte gar nicht wissen, womit Brooklyn dabei immer so beschäftigt war.
"Brooklyn, bist du da? Ich soll dir die neuen Akten bringen. Brooklyn?"
Er sah sich suchend in Brooklyns Büro um und rief noch einmal nach seinem Vorgesetzten.
Kai schlich, als Ray sich schließlich erfolglos zum Schreibtisch umdrehte und er seinen Schatten wahrnahm, bis zur Tür vor und stieß sie auf. Vom plötzlichen Geräusch überrascht wollte Ray sich danach umdrehen, doch der Russe war schneller und stand schon hinter dem jungen Killer, eine Hand presste sich auf seinen Mund. Nebenbei zog er eine 9mm aus der Tasche und wollte schon abdrücken, als er den langen Haarzopfs seines Opfers bemerkte. Irgendwie kam ihm dieser Zopf sehr bekannt vor. Verblüfft hielt Kai inne.
"Was... du?!"
Ray zuckte erschrocken zusammen, als er in dem Angreifer Black Phoenix erkannte, wehrte sich dennoch weiterhin gegen die Hand, die immer noch auf seinem Mund lag.
Kai hingegen fluchte leise, als er seinen Irrtum bemerkte und Ray nun auch noch die Akten geräuschvoll auf den Boden fallen ließ, so dass wahrscheinlich der halbe Gang sie gehört hatte. Er ließ jedoch nicht locker und drängte Ray an die angelehnte Tür. Mit dem Lauf der Waffe gegen Rays Schläfe gedrückt zischte er der Chinesen zu: "Mach sie zu. Leise."
Widerstreben schloss Ray die Tür und fauchte, als er endlich von der lästigen Hand befreit wurde Kai wütend an.
"Sag mal spinnst du? Weißt du eigentlich wo du hier bist? Im Hydra-Hauptquartier! Falls dich jemand hier erwischt, und das werden sie früher oder später, BIST DU TOT!! Du bist lebensmüde! Hau ab, sonst kriegen sie dich!"
Kai hatte ihn wirklich überrascht. Eine so tollkühne und dämliche Aktion hätte er nie von dem Russen erwartet. Hatte er aus irgendwelchen Gründen vielleicht nicht mitbekommen, wo er sich gerade befand? Würde Ray jetzt, wie es die Vorschrift wollte, Alarm geben, wäre Kai nur noch Schweizer Käse noch bevor er ,Black Phoenix' sagen konnte. Und dazu noch Brooklyns Büro, das war purer Selbstmord!
Kai verdrehte die Augen und steckte die Waffe weg.
"Hör mal Kleiner, ich lass mich nicht von ein paar Anfängern wie eurem Kaffeeclub hier in die Tasche stecken. Wenn hier jemand tot ist, dann der, hinter dem ich her bin... und du auch, wenn du nicht die Klappe hältst."
Er tat es schon wieder, er machte sich über ihn lustig. Ray konnte nicht anders, er drehte sich blitzschnell um und sah Kai aus zu Schlitzen verengten Augen an.
"Kaffeeclub?" Ein gefährliches Fauchen. "Dieser ,Kaffeeclub' hat dich schneller unter die Erde gebracht als du denkst."
In diesem Augenblick nahmen beide draußen vor der Tür ein Geräusch war und bevor Ray sich versah, hielt Kai ihm abermals die Hand vor den Mund während er ihn gegen die Tür drängte. "Shh!"
Kai wartete angespannt bis die Schritte auf dem Flut vorüber waren. Als er dann an Ray hinunter blickte, blieb er unweigerlich an den gelb leuchtenden Katzenaugen des Jüngeren hängen. Von den goldenen Lichtern gefesselt, löste er schließlich seine Hand von Rays Lippen und fuhr langsam mit den Fingerspitzen seine Wange entlang.
Ray beachtete Kais seltsames Verhalten überhaupt nicht, sein Gehirn machte in diesem Moment Überstunden und suchte eine Möglichkeit wie er Kai wieder unbemerkt aus dem Gebäude schleusen konnte, auch wenn ihm das ständige Hin und Hergeschubse langsam aufregte, er konnte Kai doch nicht verraten. Deshalb senkte er auch vorsichtshalber den Lautstärkepegel seiner Stimme.
"Du spinnst wirklich!"
Es war doch zum Verzweifeln, konnte jemand mal eine kleine Analyse seiner Gefühle machen und ihm sagen, was mit ihm los was? Ray seufzte kaum merklich und schloss seine Augen.
Sein Gegenüber zögerte einen Moment, suchte dann aber, als Ray keine Gegenwehr zeigte und trotz der prekären Situation, vorsichtig die Lippen des Kleineren und begann sie zu liebkosen.
Als Ray die Berührung des Anderen spürte, riss er erschrocken die Augen auf und sah Kai erstaunt an. Den Bruchteil einer Sekunde. Dann konnte er nichts mehr gegen die aufkommenden Gefühle machen und erwiderte Kais Kuss.
Nach einer Weile drang Kai mit der Zunge in Rays Mundhöhle ein. Er schien sich nicht wirklich Gedanken darüber zu machen, was er gerade tat. Genauso wie Ray, der sich an Kais Oberteil festklammerte und dabei vergaß, wen er dabei vor sich hatte.
Es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein, als Kai auf dem Flur abermals Schritte hörte und den schnell intensivierten Kuss abrupt beenden musste. Mit einem leisen Fluch auf den Lippen, war er Ray noch einen kurzen Blick zu, bevor er lautlos, aber schnell in Richtung Balkontür verschwand.
Zuerst konnte Ray ihm nur verdattert hinterher sehen, doch schließlich fing er sich wieder und fing lautstark an zu schreien:
"DU IDIOT!!!"
Als sich jedoch die Tür in diesem Moment öffnete und Brooklyn herein kam, schlug er schnell die Hand vor den Mund und wurde rot. Eine Entschuldigung stammelnd drückte er sich an Brooklyn vorbei: "Tut mir leid... ich dachte du wärst da und hättest mich schon wieder mal nicht gehört..."
Der orangehaarige Assassine packte ihn am Arm und hielt ihn fest.
"Was sollte das?"
War ja klar, dass er ihm nicht glauben würde.
"Ich... ich hab dir die neuen Akten gebracht und mich dann erschreckt."
Doch Ray hatte gerade keine große Lust mit seinem Vorgesetzten darüber zu streiten und riss sich mit einem "Sorry!" los, den misstrauischen Blick Brooklyns im Rücken.
Am späten Nachmittag desselben Tages ging eine wahre Sturzflut von Regen auf die Bewohnter Tokyos nieder. Der Himmel hatte alle Schleusen geöffnet und wer konnte rettete sich ins Trockene. Unaufhörlich plätscherten dicke Regentropfen vom Himmel und trommelten auf die Häuserdächer, überfluteten die Straßen und sorgten dafür, dass sich jeder Wagemutiger einem Hindernissparcour aus Pfützen stellen musste. Mitten in einem dieser Parcours stapfte ein scheinbar recht übel gelaunter Auftragskiller ziellos und unfähig, sich zu irgendetwas aufzuraffen durch die Straßen. In Gedanken versunken bemerkte er die Person nicht, die ihn nach einiger Zeit an einer Kreuzung stehen sieht und auf ihn zukommt.
Mingming konnte ihr Glück nicht fassen, dass sie Kai so schnell gefunden hatte grenzte an ein Wunder. Es konnten oftmals Tage vergehen, bevor sie ihn zu sehen bekam. So klopfte sie Kai vorsichtig auf die Schulter und stellte sich vor ihn. Ihr schönstes Lächeln auf den Lippen.
"Guten Abend, Kai! Was ziehst du eigentlich für ein Gesicht? Hast du Ärger?" Sie kam Kai näher. "Soll ich dich aufmuntern? Wie wäre es mit einem heißen Kaffee..." und zwinkerte ihm eindeutig zu. "... zu Beginn."
Kai hatte auf die erste Frage eigentlich mit "Vielleicht aufgrund deiner Anwesenheit" antworten wollen, und hatte außerdem keine Lust auf ihre Gesellschaft.
,Allerdings... ein Kaffee...'
Er verzog das Gesicht noch ein Stück weiter.
"Meinetwegen..."
Mingming verbuchte den Sieg für sich und strahlte ihn überglücklich an. Sofort hakte sie sich bei ihm unter und drängte ihn in Richtung des nächsten Cafés.
"Sag schon, was ist los? Mir kannst du alles erzählen!"
"Es regnet."
Kai fand, dass das Antwort genug war und steuerte auf die Tür zu, um endlich ins Warme zu kommen. Mingming nickte innerlich, das schlechte Wetter ging ihr auch ganz gewaltig auf die Nerven. Sie setzte sich mit Kai an einen freien Tisch.
"Du kannst dich ja ablenken... mit mir."
"Nein danke. Davon hört's auch nicht auf zu regnen."
Kai bestellte sich genervt einen Kaffee bei der wartenden Bedienung, während die junge Killerin ihm gegenüber theatralisch seufzte.
"Kai, dir geht doch nicht nur dieser verdammte Regen auf die Nerven - also, Was. Ist. Los?"
Kai brummte in sich hinein.
"Hab nen Job verbaut."
Erstaunt zog Mingming eine Augenbraue hoch.
"Einen Job verbaut? DU? Du hast noch nie einen Job verbaut! Was ist passiert?"
Der Russe sah sie finster an.
"Das geht dich nichts an. Ich... war eben konfus."
Konfus, das brachte Mingming auf den Grund, warum sie Kai gesucht hatte.
"Oder eher abgelenkt von etwas oder jemanden? Wer? Dein Opfer oder Konkurrenz?"
"Ich sagte doch, das geht dich nichts an!"
Mingming überging, dass Kai langsam sauer wurde und griff nach Kais Hand.
"Ach komm schon Kai!"
Kai verfiel für einen Moment in Gedanken und bemerkte ihre Hand nicht einmal. Stattdessen starrte an die mit Regentropfen besetzte Fensterscheibe.
"Schwäche... ich bin schwach geworden. Wie konnte es nur so weit kommen..."
Mingming drückte tröstend Kais Hand.
"Du bist nicht schwach geworden, Kai! Du bist immer noch einer der besten in unserer Branche!"
Schließlich fand Kai in die Realität zurück und schüttelte ihre Hand ab.
"Halt doch die Klappe! Du weißt GAR NICHTS! Wenn er nicht gewesen wäre -"
Plötzlich brach er ab und starrte sie an. Doch er hatte schon genug gesagt, Mingming hatte schon so eine Ahnung, um wen es hier ging.
"Er? Von wem sprichst du?"
Der Grauhaarige hatte das Gefühl, schon viel zu viel gesagt zu haben und zog eine Grimasse.
"Vom Papst. Ich geh dann besser mal."
"Oh nein, du bleibst!"
Wenn sie Kai schon einmal so weit hatte, wollte sie ihn nicht gehen lassen und hielt ihn beharrlich fest. Sie wollte Antworten!
"Wer ist ,er'? Dieser Typ von Hydra mit dem du dich getroffen hast?"
Eifersucht kam in ihr hoch.
Der andere Assassine starrte auf den Boden und sprach leise, aber überdeutlich:
"Hör zu, du kleine Schlampe. Mein Leben geht dich nen verdammten Scheißdreck an, meine Arbeit noch weniger und meine persönlichen Schwächen verrate ich einer Konkurrentin ganz bestimmt nicht." Mit diesen Worten riss er sich los. "Danke für die Einladung."
"Dann ist er es also?"
Mingmings Hände ballten sich zu Fäusten und sie zischte leise, so dass nur Kai und nicht das ganze Café sie hören konnte: "Vergiss ihn lieber schnell. Dieser Amateur und seine ganzen Kollegen von Hydra sind eine Schande für uns. Es wird Zeit, sie loszuwerden!"
Kai bleckte die Zähne.
"Tu was du nicht lassen kannst. Aber lass mich in Ruhe."
Türknallend verließ er das Café ließ Mingming, die entrüstet die Arme verschränkte einfach zurück. Diese wusste was nun folgen würde.
"Du wirst mir noch mal dafür danken, Kai."
Die Dunkelheit verbarg viele Gefahren, die meisten kamen so geräuschlos und schnell, dass man sich am Ende nur noch dem Wesen mit der Sense gegenüber stehen sah. Der Tod fand einen schneller als man dachte, und auch für den jungen, gelbäugigen Assassinen, der ahnungslos durch eine Seitengasse schlenderte, war die Zeit gekommen. Er war auf dem Nachhauseweg, ein paar Straßen weiter stand der Hydrakomplex, in Gedanken war er schon bei einem heißen Tee zum Aufwärmen, als er plötzlich von drei schwarz vermummten Gestalten umzingelt wurde.
Misstrauisch musterte er die Angreifer, sein Instinkt schlug Alarm. Er konnte sich schon denken, was sie wollten. Die Frage war nur, wer schneller war.
"Was wollt ihr?"
Vorsichtshalber tastete er nach seinen Messer und machte sich für den Kampf bereit.
"Ich habe euch was gefragt!"
Endlich nahm er eine Bewegung in der Reihe der Männer war, gleichzeitig stürzten sie sich auf ihn und noch während er die kratzende Stimme eines der Männer hörte, sah er das Aufblitzen eines Dolches.
"Deine Zeit ist vorbei, du Hydrabastad. Schöne Grüße von Mingming!"
Er konnte nicht schnell genug reagieren, der Dolch steckte schon tief in seiner Schulter. Der Schmerz überrannte ihn. Er fiel leblos zu Boden, zu Füßen seiner Angreifer, die seinem Todeskampf mit hämischem Grinsen folgten.
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ich wusste schon, als wir das gespielt haben, dass das ein seeeeeehr guter Augenblick ist, um das kap zu unterbrechen *lach*
*durch die gegend spring*
*völlig durchdreht*
Ach ja, das nächste kap könnte noch ne ganze weile auf sich warten lassen. Am Donnerstag werden mir alle vier Weisheitszähne entfernt und die Faschingsferien über werde ich wohl ausfallen müssen. Brooklyns Charabeschreibung kommt dann auch noch irgendwen. Und weil es ja sowieso klar ist, das rpg ist noch nicht zuende.... u.u wir haben heute in französisch/deutsch erst einen neuen chara eingeführt, nach dem ich gemerkt habe, dass ich definitv zu viele Monloge schreibe....behaupte ich jedenfalls.
Kritik und Androhung schlimmer Strafen sind immer erwünscht ^______^
Und falls ich es noch nicht erwähnt habe, Daaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanke für die Kommis!!! *freu*
eure (heute irgendwie verrückte) fin