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A Dog's Life

Gesegnet mit vier Pfoten ♥ WheelerxKaiba
von

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Hals über Kopf

20. Kapitel: Hals über Kopf
 

oder auch: „Kaiba, du arroganter Mistkerl, das bekommst du zurück!"
 

Joey Wheeler hatte in seinem Leben schon viele Dinge erlebt. Skurrile Begebenheiten, verrückte Bekanntschaften und unzählige lebensgefährliche Situationen. Er hatte an Yugis Seite gegen psychopathische Größenwahnsinnige gekämpft, hatte mehrmals beinahe seine Seele verloren und sich unzählige Male für seine Freunde ans Messer geliefert. Offen gestanden – letzteres entsprach nicht ganz der Wahrheit, hatte er dies doch lediglich ein einziges Mal gemacht und das auch nur, ohne vorher darüber nachzudenken (ungeachtet der Tatsache, dass Denken ohnehin nicht unbedingt zu seinen Stärken gehörte).

Abgesehen davon hatte er sich in seinem Leben als „Schulraufbold“ unzählige Male mit größeren, stärkeren, jedoch keinesfalls klügeren, Typen angelegt, war in zahllose Prügeleien verwickelt und hatte in Duel Monsters hunderte von Gegnern unangespitzt in den Boden gerammt.
 

Nun gut, nicht unbedingt hunderte. Fünfzig mit Sicherheit.
 

Oder doch eher vierzig.
 

Wenn er genau darüber nachdachte, vielleicht auch zweiunddreißig ...
 

Wie dem auch sei, er hatte Dinge erlebt und gemeistert, bei denen andere vom alleinigen Gedanken daran blass wurden und nach einer Stütze suchten.
 

Aber etwas wie dies hier, war ihm noch nie widerfahren.

Nicht einmal Ansatzweise.

Nicht im Traum.

Nie.
 

Und es gab nur vier Worte, die in der Lage waren, das Chaos, welches in seinem Inneren tobte auf ein verständliches Maß zu komprimieren:
 

/Kaiba, ich kill dich!/
 

oOo
 

Tatsächlich fühlte er sich im ersten Moment, als hätte man ihm frontal ins Gesicht geschlagen. Jedoch war es im selben Augenblick auch das genaue Gegenteil. Es schmerzte nicht, und es schockte ihn auch nicht. Es kam jedoch unerwartet. Sein Herzschlag beschleunigte sich, während Adrenalin durch seinen Körper gepumpt wurde.
 

Kein Schmerz. Kein Schock.
 

Dafür jedoch ein ungeheures Maß an Wut. Eine Wut, die alles in den Schatten stellte, was er in seinem Leben je verspürt hatte. In ihm kochte der starke Wunsch, seine menschlichen Hände um Kaibas Hals zu legen und langsam und voller Genus zuzudrücken.

Was dachte dieser Mistkerl sich eigentlich?! Einfach ‚nein’ zu sagen, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern?! Was sollte das jetzt bedeuten? Dass er es nicht einmal Wert war, dass man mit sich selbst rang? Dass es doch so einfach war, ihn gegen die Kaiba Corporation einzutauschen?

Aber nein, der werte Herr Kaiba sah es ja nicht einmal für nötig nach einem Kompromiss zu suchen, geschweige denn auch nur eine Sekunde über Pegasus’ Worte nachzudenken. Alles was Kaiba dazu zu sagen hatte war ‚nein’ und mehr nicht.

Joey wusste nicht ob er bellen oder jaulen sollte. Ein Teil in ihm war ohnehin eher dafür, zuzubeißen, bevorzugt ein Objekt, das zu Kaiba gehörte - oder wenn nicht sogar Kaiba selbst war.

Er hatte Lust den Brünetten anzuschreien, ihn gleichzeitig zu Tode zu schweigen und mit mörderischen Blicken zu strafen. Alles was er verspürte, war so gegensätzlich, so zwiegespalten, dass es ihn innerlich zerriss.
 

Jetzt spürte er den Schmerz.
 

Doch nicht wegen Kaibas kalter Verneinung, sondern wegen seiner inneren Zerrissenheit. Kaiba würde ihm nie durch irgendwelche Worte Schmerzen zufügen können. Nicht er. Er hatte es ohne nachträgliche Probleme überstanden, von ihm als ‚Köter’ oder ‚Töle’ beschimpft zu werden, da würde ein simples ‚nein’ ihm nichts anhaben. Das einzige was schmerzte war, nicht zu wissen, ob er Kaiba lieber erwürgen oder tot beißen sollte. Man ließ einen Joey Wheeler nicht einfach mit einem kühlen ‚nein’ abblitzen und seinem Schicksal überlassen! Nicht mit ihm. Nicht so. Nicht von Kaiba.
 

„Verstehe ich deine Worte richtig, mein lieber Kaiba?“

Pegasus Stimme riss ihn aus seinen Gedanken, in denen Kaiba mehr als nur einen schmerzhaften Tod starb. Er lauschte, wollte er doch nichts von dem Gespräch verpassen. Der Hass auf Kaiba, der in den letzten Tagen stetig nachgelassen hatte, kehrte mit einem Schlag zu ihm zurück. Er wusste wieder, warum er Kaiba nie gemocht hatte, was er an ihm so verachtet hatte. Das emotionslose ‚nein’ gab ihm die Antwort auf all seine Fragen.

„Du bist nicht bereit, mir deine Firma im Austausch mit deinem vierbeinigen Freund zu überlassen?“

Wieder verging keine Sekunde, bevor die Antwort aus den Lautsprechern erklang: „Nein.“

Der Zorn in Joey nahm noch an Intensität zu. Ihm war, als würden rote Schlieren vor seinen Augen tanzen und er fletschte instinktiv die Zähne. Dieser elende Mistkerl von einem Kaiba!

„Diese Antwort überrascht mich.“

Pegasus Worte klangen tatsächlich aufrichtig. Joey spitzte die Ohren. Alles in ihm schrie danach, aufzuspringen und die Zähne in dem nächst besten Objekt zu versenken, das ihm unter die Augen kam, doch er kämpfte diesen animalischen Drang zurück. Es war sicherlich kein gutes Zeichen, wenn er derartige Wünsche verspürte.

„Ich hatte mit einer gegenteiligen Antwort gerechnet.“

Ein dunkles Lachen erklang. Joeys Fell sträubte sich. Seto Kaiba nahm das Wort an sich: „Da sieht man, wie falsch deine Menschenkenntnis ist, Pegasus. Ich würde meine Firma nie für etwas derart Triviales, wie einen Hund, aufs Spiel setzen.“

Dreckskerl!

„Da zeigt sich, wie herzlos du bist, mein lieber Kaiba.“ Eine deutliche Schärfe schwang in den Worten des Silberhaarigen mit. Ihm schien die Antwort des Brünetten mehr als nur zu missfallen. Sein ganzer Plan war von nun an wertlos, da er nichts mehr in der Hand hatte.Joey war noch immer zu sehr auf seinen Hass dem Brünetten gegenüber fixiert, als dass er Schadenfreude empfinden konnte.

„Nenne es wie du willst, Pegasus, es ist nicht weiter von Belang.“

„Wenn dem so ist“, die Stimme des Duel Monsters Erfinder zitterte leicht wahrscheinlich vor unterdrückter Wut, jedoch nur für wenige Sekunden. Joeys empfindliche Ohren zuckten leicht, als er Schritte hörte, die sich ihm näherte. Er schloss reflexartig die Augen. Der Sessel, auf dem er lag, war so ausgerichtet, dass er den Bildschirm nicht hatte sehen können, da die Armlehne ihm die Sicht versperrt hatte. Die Schritte verklangen und Joey wusste, dass Pegasus neben dem Sessel stand. Ein Ruck ging durch seinen reglosen Körper, als Pegasus den Sessel drehte, damit er von dem Bildschirm an der Wand aus gut einsehbar war. Er wusste, was Pegasus damit bezweckte. Und es störte ihn nicht. Im Gegenteil.

„Wenn dem tatsächlich so ist, Kaiba, dann dürfte es dich sicherlich nicht tiefgehend schockieren, dass dein ehemaliger Freund nicht mehr unter uns weilt.“

Es kam keine Antwort. Joey wagte es nicht, die Augen zu öffnen, wollte er sich schließlich nicht verraten. Dies würde sein sicheres Ende bedeuten.

Erneut erklang ein leises Lachen, dieses Mal jedoch stammte es von Pegasus. Er schien seine Selbstsicherheit wieder gefunden zu haben. Zusammen mit seinem gekränkten Stolz - hatte sein Plan doch nicht wie gewünscht funktioniert -ergab es eine gefährliche Mischung. Er würde Kaiba das angebliche Ableben Joeys mit Genuss präsentieren, als Rache dafür, dass er nicht auf die Forderung eingegangen war.

Noch vor wenigen Minuten hätte Joey ihn dafür sicherlich mit sämtlichen unschönen Flüchen beglückt, doch nun teilte er die Schadenfreude, die Pegasus empfinden musste.

/Genau Kaiba, sieh dir an, wohin deine Worte geführt haben. Das geschieht dir recht! Wie konnte ich nur so blauäugig sein und annehmen, dass es dich kümmert, was aus mir wird?/

„Weißt du Kaiba, im Grunde genommen bin ich doch recht froh darüber, dass du die Forderung abgelehnt hast“, fuhr Pegasus fort und Joey konnte sich das selbstgefällige Lächeln des Silberhaarigen nur allzu gut vorstellen. „Denn dadurch kannst du mir nicht vorwerfen, ich hätte dich um deine Firma betrogen. Das derzeitige Befinden deines vierbeinigen Freundes - oder sollte ich lieber deines ‚ehemaligen’ Freundes sagen? – ist wie du siehst, nicht das allerbeste. Nun ja, es war ein bedauerlicher Zwischenfall, aber da es sich bei dem Tier ja ohnehin nur um einen - neutral betrachtet - simplen Hund handelt, dürfte es für dich mit Sicherheit kaum - wenn nicht sogar überhaupt nicht – von Interesse sein, habe ich nicht Recht?“

Bevor Kaiba zu einer Erwiderung ansetzen konnte hatte Pegasus ihm bereits die Möglichkeit dazu genommen, indem er nach einer minimalen Pause seine Worte ergänzte: „Insofern dürften wir alles geklärt haben. Ich nehme nicht an, dass du noch etwas zu sagen hast?“ Er wartete nicht einmal auf eine mögliche Antwort. „Ich wünsche dir noch einen wunderbaren Tag und eine geruhsame Nacht. Sofern du heute Nacht schlafen kannst. Ich werde deinem treuen Freund eine angemessene Ruhestätte herrichten lassen.“

Pegasus Worte waren schneidend wie ein Messer und ebenso verletzend, doch Joey war dies mehr als nur Recht.

Der Bildschirm verlosch, bevor der Brünette Zeit hatte, auf die Worte zu reagieren. Joey hätte gerne sein Gesicht gesehen, doch war er sich sicher in diesem Fall die ihm vertraute und ebenso verhasste stoische Miene gesehen zu haben. Darauf konnte er genauso gut verzichten, wenn er ehrlich zu sich war.

Eine erdrückende Stille breitete sich in dem Zimmer auf. Das Blut rauschte Joey in den Ohren, sein herz schlug ihm noch immer bis zum Hals. Die Wut hatte nicht nachgelassen, noch immer pulsierte sie wie Gift durch seine Adern. Wiederholt vernahm er Schritte, die sich nun jedoch von ihm entfernten. Die Tür zum, Raum öffnete sich.

„Master Pegasus, die Limousine steht bereit.“

Ein abfälliger Laut erklang. „Ich benötige sie nicht mehr. Der Ausflug in die Stadt isst vorerst abgesagt. Kaiba ist nicht auf meine Forderung eingegangen.“

Der Bodyguard schwieg. Joey verharrte angespannt.

„Steh dort nicht reglos herum“, meinte Pegasus schließlich mit deutlicher Ungeduld in der Stimme. „In diesem Raum befindet sich ein toter Hund. Ich verlange, dass du ihn entsorgst. Unverzüglich.“

„Ähm ... jawohl, Master Pegasus.“

Schwere Schritte, die auf dem Zimmerboden unnatürlich dumpf klangen, kamen näher, steuerten auf den Sessel zu. Joey widerstand dem Drang, sich zu verkrampfen. Er wusste, wenn er jemals lebend diese Villa verlassen wollte, musste er überzeugend sein. Eine Hand packte ihn im Nacken und zog ihn achtlos hoch. Joey biss sich auf die Zunge, denn ihm wäre beinahe ein überraschtes Jaulen entwichen.

Er fühlte sich wie eine junge Katze, die von ihrer Mutter in Nacken von einem Ort zum anderen getragen wurde, doch waren die Katzenmütter sicherlich nicht so groß und bullig wie sein Träger, keinesfalls so grob und unter keinen Umständen hatten sie nicht so einen schmerzhaften Griff.

Wie ein nasser Sack baumelte er hin und her, während er zur Tür getragen wurde. Der Mann verharrte.

Joey schwang nach links und rechts,. Ihm wurde übel.

„Master Pegasus ... wie genau soll ich den Hund entsorgen?“

Er wagte einen zaghaften Blick aus den Augenwinkeln und erspähte Pegasus am anderen Ende des Raumes. Er hatte ihnen den Rücken gekehrt und hielt ein Weinglas in der Hand. Er sah sich nicht einmal um, als er sprach: „Sorge einfach dafür, dass er verschwindet.“

Wenige Sekunden hing Joey bewegungslos in der Luft, dann setzte sich der Mann stumm in Bewegung, drehte sich um und verließ das Zimmer. Die Tür fiel langsam hinter ihnen zu, mit ihr verschwand der Blick auf Pegasus.
 

Das letzte, was Joey von dem Zimmer erblickte, war der dunkle rote Fleck auf dem Boden, der nach und nach größer wurde und inmitten all des Rots die hellen Scherben des Weinglases, aus welchem Pegasus noch vor wenigen Minuten getrunken hatte, dann schloss sich die Tür mit einem Klicken.
 

*~*
 

‚Sieh es positiv, Joey’, hatte Yugi mal zu ihm gesagt, nachdem er ein Duell gegen Kaiba verloren hatte. Es war in den Sommerferien gewesen, in denen er es nicht mehr ausgehalten hatte, faul herumzuliegen und vor sich hin zu schmoren, bei 30 Grad im Schatten. Er hatte endlich Taten sprechen lassen wollen.

In einem Anflug von Überschätzung hatte er Kaiba herausgefordert und nachdem er ihn drei Stunden belagert hatte, hatte der Brünette widerstrebend zugestimmt.
 

Es war kaum erwähnenswert, dass er in dem Duell mit Joey den Boden aufgewischt hatte.
 

Das einzig Gute an der Sache war gewesen, dass außer Yugi – und natürlich Kaiba und ihm selbst – niemand sonst anwesend war. Nachdem der Brünette mit einem hämischen Grinsen auf den Lippen seine Duel Disk abgeschaltet hatte und ihn einfach stehen ließ, hatte Yugi ihn zur Aufmunterung zu einem Eis eingeladen. ‚Sieh es positiv’, hatte er an dem Tag gesagt. ‚Es hätte schlimmer kommen können. Kaiba hätte dich wegen Belästigung verklagen können, anstatt zuzustimmen. Oder es hätte regnen können ...’
 

Er hatte Yugi nur ungläubig angesehen, während das Eis in seiner Waffel langsam aber sicher dahin schmolz, doch dann hatte er begriffen. Er hatte Yugi angegrinst und sein Schokoladeneis aufgeleckt.Yugi hatte Recht. Es hätte tatsächlich schlimmer kommen können. Kein Grund, Trübsal zu blasen.
 

*~*
 

Abwesend starrte er in den Himmel. Er war dunkel vor Wolken, das Grau hatte einen beinahe schon schwarzen Schimmer. Regen entlud sich aus den weiten des Grau und fiel erbarmungslos auf den Boden hinab, weichte ihn zunehmend auf.
 

‚Es hätte schlimmer kommen können, Joey.’
 

Yugis Stimme hallte einem Echo gleich in seinem Kopf nach. Das lächelnde Gesicht seines besten Freundes erschien vor seinem inneren Augen. Das aufmunternde Funkeln in den amethystfarbenen Augen. Die stumme Aufforderung, nicht aufzugeben.
 

‚Es hätte schlimmer kommen können.’
 

So sehr er sich an diese Worte klammerte, er bezweifelte stark, dass sie stimmten. Nichts konnte von nun an schlimmer werden. Absolut gar nichts. Der Wind fegte über ihn hinweg, sein Fell, von dem Regen durchnässt, bot ihm keinen wirklichen Schutz mehr. Er fror erbärmlich.
 

‚Es hätte schlimmer kommen können.’
 

Vielleicht stimmten diese Worte ja doch. Vielleicht hätte es ja wirklich schlimmer kommen können.

Vielleicht hätte man ihn, anstatt ihn achtlos in einen Graben außerhalb der Stadt zu werfen, auch einfach mit dem Restmüll entsorgen können. Vielleicht hätte man ihn achtlos in die Mülltonne packen können. Vielleicht hätte man ihn bei Minusgeraden aus dem Wagen werfen können.

Vielleicht hätte es wirklich schlimmer kommen können, vielleicht konnte es tatsächlich noch schlimmer werden, Tatsache war jedoch, dass er sich momentan mehr als nur hundeelend, mehr als schmutzig, fühlte.
 

Er blinzelte, sein getrübter Blick verschwamm, während er weiterhin in den dunklen Himmel starrte, belanglosen Gedanken nachhing.
 

‚Wenn du nicht aufpasst, Joey, wird dein kopfloses Handeln dich irgendwann mehr als nur den Hals

kosten.’
 

‚Téa, wie soll er noch den Hals verlieren, wenn er sowieso total kopflos ist?’
 

‚Das war eine Redewendung, Tristan. Ich wollte Joey lediglich darauf hinweisen, dass er in Zukunft besser die Folgen seines Handelns berücksichtigen sollte.’
 

‚Hättest du das nicht gleich sagen können?’
 

‚Typisch Jungs ... ich brauche dringend mehr Freundinnen.’
 

Hätte er gekonnt, er hätte gelächelt. Doch da sein Körper noch immer das Dasein in der Gestalt eines Hundes fristen musste, blieb ihm nichts weiter übrig, als ein Rümpfen seiner Nase, während der Regen weiterhin von Himmel fiel, ihn stetig durchnässte. Er hatte das Gefühl, noch nie in seinem Leben nasser gewesen zu sein. Es war widerlich und der Zorn auf Kaiba wuchs von Minute zu Minute mehr, während die Frustration stetig zunahm.

Wie hatte er so dumm sein können? Wie hatten seine Gefühle ihn so verraten können?

Es war eine Schande. Kaiba hatte ihm einen fatalen Schlag verpasst. Das ‚nein’ hatte ein größeres Loch in sein Selbstbewusstsein geschlagen, als er jemals für möglich gehalten hätte. Es war grauenvoll.

/Ich hätte niemals anfangen sollen, diesem Mistkerl zu trauen. Ich bin selbst schuld, wenn ich so blind sein musste. Am liebsten würde ich ihn .../

Er schüttelte den Kopf. Wassertropfen lösten sich aus seinem Fell. Langsam richtete er sich auf. Der Graben füllte sich allmählich mit Wasser von dem stetig zunehmenden Regen, der unaufhörlich auf die Erde niederprasselte. Mit schweren Schritten kämpfte er sich die Böschung hinauf und blieb schließlich schwer atmend stehen, als er die Straße erreichte, von welcher aus man ihn achtlos hinab geworfen hatte. Einzig das weiche Gras hatte ihn vor Verletzungen bewahrt und abgesehen von einem leichten Schleudertrauma hatte er alles wahrscheinlich relativ unbeschadet überstanden.

/Wenn man hämmernde Kopfschmerzen, penetrante Müdigkeit und den Wunsch Kaiba umzubringen als relativ ansehen kann./

Seine Augen wanderten über den vom Regen dunkel verfärbten Asphalt der Straße, sein Kopf hob sich, je weiter er streifte, bis er mit seinem Blick schließlich an den verschwommenen Umrissen der Stadt hängen blieb, die sich in der Ferne kaum merklich von dem grauen Himmel abzeichnete. Durch den Vorhang des Regens schlängelte sich die Straße durch die Landschaft, bis sie schließlich verblasste.

Selbst mit zwei Beinen und einem anderen Körper wäre dies ein weiter Weg und für einen Hund schien das unterfangen schlichtweg unmöglich. Doch er hieße nicht Joey Wheeler, wenn er sich von derartigem Wissen aufhalten ließe. Statistiken oder Wahrscheinlichkeiten interessierten ihn nicht, hinzu kam der unbändige Wunsch nach Rache an Kaiba, welcher der einzige Grund war, warum er noch auf den Beinen stand. Er würde nicht aufgeben, er würde Kaiba nicht die Genugtuung gönnen, sich mit einem zufriedenen Lächeln zurück zu lehnen und zu denken, dass dieser Tag gut gelaufen sei, als er Pegasus eins ausgewischt hatte. Nein, er würde ihn seine Entscheidung noch bereuen lassen, so wahr er Joey Wheeler hieß!

Doch zu allererst musste er seine alte Gestalt wiedererlangen. Und die einzige Person, die momentan dazu in der Lage schien, war Marik. Aller Wahrscheinlichkeit nach musste er also sein altes Ziel wieder aufnehmen.

Er hatte die Entführung Pegasus unbeschadet überstanden, hatte den Erfinder von Duel Monsters nach allen Regeln der Kunst an der Nase herumgeführt und ihn überlistet. Das würde ihm niemand abkaufen ...

Nun musste er dort ansetzen, wo man ihn unterbrochen hatte. Er musste zu Marik.

/Zuerst muss ich überhaupt die Stadt erreichen./

Mit einem beklemmenden Gefühl in der Magengegend blickte er ein letztes Mal dem ihm bevorstehenden Weg entgegen, dann setzte er sich in Bewegung.
 

/Das schaffe ich nie .../
 

Die Geräusche seiner Pfoten auf der nassen Straße wurden von dem Prasseln des Regens übertönt.
 

oOo
 

Seine Lungen schienen sich nicht mehr füllen zu wollen. Egal, wie tief er einatmete, es schien nicht zu reichen. Nach Luft japsend blieb er stehen. Sein Herz schlug ihm schmerzhaft gegen die sich rasch hebende Brust und er befürchtete für wenige Momente, dass er seinen vorläufigen Körper dieses Mal über seine Grenzen hinaus getrieben hatte.

Müde richtete er seinen Blick auf die Stadt, die sich wenige Hundert Meter vor ihm erhob.

/Gleich habe ich es. Wie lange ich durchgerannt bin, weiß ich nicht. Stunden? Tage? Tatsache ist: Gleich bin ich in Domino. Was für ein Glück./

Jegliches Zeitgefühl hatte ihn verlassen und er war nicht mehr imstande, zu bestimmen, ob der Himmel je heller oder dunkler gewesen war. Er wusste nicht einmal sicher, ob derzeit Tag oder Nacht war. Sein Blick war getrübt, sein Geist benebelt. Alles, was ihn noch stehen ließ, waren seine Überlebensinstinkte und zum ersten Mal war er froh, sie zu besitzen.

/Nicht mehr lange .../

Er ignorierte den Protest seines Körpers und lief weiter. Die Hauptstraße war verlassen, kein Mensch war zu sehen. Hieß dies, dass es wohlmöglich Nacht war? Er besaß nicht die nötige Konzentration, um sich darüber Gedanken zu machen.

Seine Beine schlugen von alleine einen Weg ein und führten ihn mehr oder weniger sicher durch die leeren Straßen der Stadt, über Kreuzungen und Abzweigungen.

/Müde ... schlafen .../

Nach unbestimmbarer Zeit blieb er erneut stehen. Er wusste nicht mehr wo er war. Seine Beine trugen ihn nicht mehr. Er war so müde, wie lange nicht mehr. Er vermisste sein Bett, Kaibas Bett, irgendein Bett ...

Er wollte nur noch schlafen.

Er hörte nicht auf die matten Warnungen seines Verstandes und lehnte sich an die nächst beste Wand, die er fand. Dass der Regen noch immer auf ihn niederprasselte bemerkte er kaum noch. Er hatte sich in den letzten Stunden zu sehr an das Gefühl der Nässe gewöhnt. Sein Körper sackte schlaff an der kühlen Wand hinab. Seinen Kopf bettete er automatisch auf die Vorderpfoten, während er sich so klein wie möglich zusammenkauerte.

Sein Geist driftete zunehmend ab und er wäre beinahe, dem beruhigenden Prasseln des Regens lauschen, eingeschlafen, wenn nicht unmittelbar ein Gedanke den Weg in sein Bewusstsein gefunden hätte:
 

‚Ich würde meine Firma nie für etwas derart Triviales wie einen Hund aufs Spiel setzen.’
 

Kaibas Worte.

Schlagartig war er wieder wach und starrte mit aufgerissenen Augen auf den Boden vor sich. Die Geräusche des Regens rückten in den Hintergrund. Seine Schnauze verzog sich und weiße Zähne zeigten sich. Seine Augen zogen sich zusammen.

/Dich werde ich nicht ungeschoren davonkommen lassen. Du wirst schon noch bekommen, was dir zusteht!/

Knurrend sammelte er sich und rappelte sich schließlich mehr oder weniger auf. Sein Blick wanderte durch die verlassene Straße. Er kannte diese Gegend nur zu gut. Dies hier war ganz in der Nähe der Kaiba Corporation.

Ein Blick nach oben bestätigte diese Vermutung, ragte doch durch die Regenschlieren das Gebäude der Kaiba Corporation weit über die anderen Gebäude. Seine Laune verdüsterte sich zunehmend.

/Kaiba .../

Er wandte sich ab. Er musste vergessen, zumindest für die nächste Zeit. Wenn er Rache an Kaiba nehmen wollte, dann musste er zu allererst seinen normalen Körper wiedererlangen. Er versuchte, sich zu konzentrieren, was ihm angesichts der Müdigkeit beklemmend schwer fiel. Der einzige Ort, der ihm in den Sinn kam, war der Spielladen von Yugis Großvater. Marik wohnte am anderen Ende der Stadt, ebenso Bakura. Yugi schien ihm die beste Alternative und so zwang er seinen Körper zu einem letzten Marsch durch die verregneten Straßen Dominos.

Erst als er die vertrauten Umrisse des Ladens vor sich erkannte, verlangsamten sich seine Schritte. Er sah durch den Nebel der Erschöpfung, dass in einem der Zimmer noch Licht brannte, doch war er unlängst nicht mehr in der Lage, zu bestimmen, in welchem. Mühsam schleppte er sich zu der Tür.

/Und jetzt? Klopfen kann ich nicht, genauso wie bellen .../

Er hob die Pfote und kratzte halbherzig über die Tür, in der Hoffnung, jemand würde es hören. Minuten verstrichen, vielleicht waren es auch Stunden, doch nichts rührte sich. Er wiederholte seine Handlung, dieses Mal nachlässiger, während er sich geschlagen, an die Tür des Ladens lehnte.

/Offenbar habe ich mich geirrt. Entweder es ist niemand da, oder sie schlafen./

Unerwartet verschwand der stützende Halt und er kippte zur Seite. Licht flutete seine Augen und er kniff sie zusammen. Blinzelnd blickte er nach oben, erspähte gegen das Lichts aus dem Inneren des Ladens eine schemenhafte Gestalt. Wortfetzen drangen an sein Ohr.
 

„- hab doch gesagt, ich habe was gehört.“

„- kann nicht wahr sein.“

„Joey!“
 

Seine Sicht klärte sich und er erkannte Yugi, der sich zu ihm hinunterbeugte. /Yugi ... Kumpel, was freue ich mich, dich zu sehen .../

„Joey, Himmel sei Dank, dir geht es gut!“
 

/Blendend./
 

„Marik, komm her!“
 

/Marik? Marik ist hier? Was macht er bei Yugi?/
 

Er hörte schnelle Schritte. Dann ein ersticktes Keuchen.
 

„Bei allen Göttern Joey!“
 

/Also so schlimm sehe ich auch wieder nicht aus .../
 

„Du lebst!“
 

/War ich etwa tot?/
 

Ihre Worte ergaben für ihn keinen Sinn. Er wollte nur noch schlafen.
 

„Wir müssen ihn reinbringen.“
 

Er spürte, wie er hochgehoben wurde. Zum erneuten Male innerhalb weniger Tage trug ihn jemand. Wäre er nicht so müde gewesen, hätte er sich gewehrt. Dies schien wie ein Déjà-Vu. Als er zusammengeklappt war, nachdem Yugi ihm verkündet hatte, dass er auf Kaibas Hintern gestarrt hatte, war er auch getragen worden ...

Seine Gedanken verloren sich. Kurzzeitig driftete er wieder ab.
 

„Joey.“
 

Etwas wurde ihm unter die Nase gehalten, Sein äußerst empfindliches Organ registrierte einen stark beißenden Geruch. Augenblicklich war er hellwach. Seine Nase zuckte und er wich angeekelt zurück.
 

/Was zum -?!/
 

Er stockte, als er sich drei Personen gegenübersah. Noch immer schnaubte er, versuchte den grauenvollen Geruch los zu werden. /Was zur Hölle war das?!/

In Yugis Händen erspähte er eine kleine, unbeschriftete Flasche – den Urheber allen Übels. Der Meister in Duel Monsters lächelte ihn entschuldigend an und schloss sie. „Tut mir leid Joey, die gehört Großvater. Das weckt sogar Tote wieder auf.“

/Das merke ich .../

Noch immer leicht benommen von dem plötzlichen Geruchsschock schüttelte Joey den Kopf. Doch in einer Hinsicht musste er Yugi zustimmen: Das Zeug machte tatsächlich mehr als nur wach. Er wollte lieber nicht wissen, was genau in dieser Flasche war. Wenigstens die Müdigkeit war vorerst von ihm abgefallen. Zumindest hatte er nun nicht mehr das Bedürfnis, sich an Ort und Stelle hinzulegen. Man hatte ihn auf Yugis Bett gesetzt und in Handtücher gewickelt. Allmählich wurde ihm wärmer.

Er sah sich im Zimmer um. Drei Paar Augen waren auf ihn gerichtet.

/Yugi hier anzutreffen ist keine Überraschung, immerhin wohnt er hier. Marik und Bakura sind da schon was anderes./

Sein Blick suchte den Ägypter, der sich auf Yugis Schreibtischsstuhl niedergelassen hatte und mehr als nur etwas blass wirkte. Nun verstand Joey gar nichts mehr. Auch Bakuras Gesichtsausdruck warf Fragen auf. Er starrte Joey an, als hätte er einen Geist vor sich. Und angesichts der Tatsache, dass das Reich der Schatten eigentlich sein zweites Zuhause war, erschien es Joey mehr als nur verwunderlich, dass etwas den Grabräuber schockieren konnte. Was war nur während seiner Abwesenheit passiert?
 

„Wir dachten, du seiest tot.“
 

In seinem Leben hatte er schon viele verwirrende Worte gehört. Man hatte ihn einen Idioten, einen Tollpatsch, ein Großmaul, einen Köter und unzählige andere Dinge geschimpft, doch tot hatte man ihn noch nie genannt. Zumindest keiner seiner Freunde.
 

/Tot? Aber ich bin doch hier?/
 

„Bis eben warst du das aber noch nicht“, gab Marik missgestimmt zu verstehen. Er hatte sich auf dem Stuhl zurückgelehnt und blickte Joey finster an.

Joey verengte die Augen. /Was willst du mir damit sagen?/

In einer ruckartigen Bewegung beugte Marik sich vor und starrte ihn mit übertriebenem Spott an.

„Überlegen wir mal. Vor wenigen Stunden meldet sich Kaibas Bruder bei mir – woher er meine Nummer hat ist mir auch schleierhaft – mit tränenerstickten Stimme und erzählt mir, dass du von Pegasus entführt worden wärst und das zeitliche gesegnet hättest.“

Joeys Augen weiteten sich. /Mokuba .../

„Des weiteren“, fuhr Marik fort und seiner Stimme wurde immer lauter und bebte vor Zorn, „steht mit einem Mal der hier“ – er deutete auf Yugi – „oder viel mehr der Pharao vor meiner Tür und verpasst mir kurzerhand einen Kinnharken der sich gewaschen hat.“ Bei diesen Worten hob er die Hand und strich sich mit verächtlich verzogenem Mund über die - wie Joey nun auch registrierte - leicht angeschwollene Wange.

Der Blonde drehte den Kopf und fixierte Yugi, der sich verlegen lächelnd an den Kopf fasste. „Ich habe mich doch schon entschuldigt, Marik. Der Pharao hat überreagiert, er war ziemlich aufgewühlt und da ... er hat sich doch auch schon entschuldigt.“

„Tze“, schnaubte Marik nur, bevor er sich wieder an Joey wandte. Seine Augen funkelten. „Und wenn das alles gewesen wäre, würde ich ja gar nichts sagen, aber das nächste was kam, war er“ – er machte eine wegwerfende Handbewegung in Richtung Bakura – „der auf meiner Matte stand - nachdem der Pharao kurzerhand entschlossen hatte, meine Wohnung zu stürmen – und der es doch glatt für nötig hielt, mir einen Vortrag über ethische Werte und meine Verantwortungslosigkeit halten zu müssen.“

„Das war nicht ich“, knurrte der Weißhaarige mit zusammengebissenen Zähnen. „Das war Ryou. Ich konnte ihn nicht aufhalten.“

„Seit wann lässt sich der große Grabräuber Bakura von seinem Hikari kontrollieren?“, schnappte Marik zurück. Joey folgte dem Geschehen perplex, bis sich der Grabwächter wieder ihm zuwandte:

„Du verstehst also, dass mein Abend nicht unbedingt der Beste war. Es hätte nur noch gefehlt, dass Kaiba mir eine Klage auf den Hals hetzt.“

„Wozu es natürlich nicht gekommen ist“, mischte Yugi sich schnell ein, bevor die Situation wohlmöglich eskalierte.

Joey schluckte. /Ähm ... ich verstehe nur Bahnhof .../

Etwas hatte er jedoch verstanden. Sein Magen verkrampfte sich, als er an Mariks Worte über Mokuba zurückdachte. Der Junge hatte geweint? Er hatte gesagt, er, Joey, sei tot? Ihn hatte er in seinem Zorn auf Kaiba ganz vergessen.

„Was gibt es daran nicht zu verstehen?!“, fuhr Marik ihn aufgebracht an. „Alle Welt hält dich für tot und du stehst hier auf einmal vor der Tür und erschreckst uns beinahe zu Tode! Das ist los!“

Joeys Nackenfell sträubte sich angesichts Mariks Ausbruch. /Wer ist denn bitte daran Schuld, dass ich in diesem Körper bin?! Wer hat es denn nicht für ausreichend gehalten, dass ich nach der Wette einfach das Hundekostüm anziehe? Du wolltest doch aus dem ganzen Mist eine Realityshow machen, wenn ich mich recht erinnere. Und jetzt sieh, wohin das geführt hat: Ich wurde entführt, wurde von dem Mistkerl Kaiba eiskalt abserviert und konnte mich tot stellen und stundenlang im strömenden Regen eine kilometerlange Straße entlanglaufen, nur um hierhin zu kommen und von dir blöd angemacht zu werden!/
 

Sie starrten ihn an.

„Du hast dich tot gestellt?“

„Du bist stundenlang durch den Regen gerannt?“

„Kaiba hat doch abserviert?!“
 

Die letzte Frage stammte von Marik. Aus seinem Mund klang sie so lächerlich und in Joeys Magen brannte es, als er sie hörte. Die Wut machte sich wieder in ihm breit.

/Was geht es dich an, was er macht?! Du bist doch an allem Schuld! Wärst du nicht, gewesen, hätte ich gar nicht erst herausgefunden, dass er auch anders sein kann, ich hätte ihn nicht Lachen sehen müssen, ich hätte ihn nicht kennen lernen müssen! Wenn du nicht gewesen wärst, hätte er gar nicht erst ‚nein’ gesagt!/

Jetzt schwiegen sie. Yugi nahm als erster wieder das Wort an sich. „Was willst du damit sagen, er hat ‚nein’ gesagt?“

/Gar nichts/, knurrte Joey und starrte auf die Decke des Bettes. /Überhaupt nichts. Was ich damit sagen will/ - sein Blick schoss wieder in die Höhe und richtete sich auf Marik - /es ist deine Schuld, dass ich

fast gestorben bin./

Einige Sekunden starrte der Grabwächter ihn sprachlos an, dann verzog sich sein Gesicht vor Zorn. Joeys Worte schienen ihn ernsthaft in Rage gebracht zu haben.

„Jetzt hör mir mal zu Wheeler!“, donnerte er und sprang von dem Schreibtischstuhl auf. „Wenn hier jemand schuld an all dem ist, dann doch wohl du! Ja, ich wollte mir einen kleinen Spaß daraus machen, dich in einen Hundekörper zu stecken, nachdem du die Wette verloren hattest, aber es war ein einfacher Fluch, mehr nicht, und wenn du es wirklich gewollt hättest, wärst du nach drei Tagen wieder ein Mensch geworden! Also erzähl mir nicht, dass ich schuld daran bin, dass du offenbar etwas gefunden hast, das wichtiger ist, als der Wunsch, wieder du selbst zu werden!“
 

Das saß.
 

Joey hatte das Gefühl, als hätte man über seinem Kopf einen Eimer mit kaltem Wasser entleert. Er starrte Marik an und begriff zunächst nicht den Sinn seiner Worte.

/Wie meinst du das ... ich hätte nach drei Tagen wieder ein Mensch werden können?/

„Bei Ra, bist du so schwer von Begriff oder tust du nur so?“ Er verdrehte die Augen. „Es ist, wie ich es eben gesagt habe: Wenn du es wirklich gewollt hättest, wärst du nach drei Tagen wieder zu einem Menschen geworden. An dem Tag, an dem du Kura und mich in der Schule ‚besucht’ hattest, hättest du schon längst wieder du selbst sein können. Aber nein, der Herr muss ja alles unnötig verkomplizieren und einen Narren an Kaiba fressen.“

/Das ist nicht wahr!/, protestierte Joey empört. /Nimm das sofort zurück!/

„Ich nehme gar nichts zurück, damit das klar ist! Es war offenbar deine eigene Entscheidung, also gib mir nicht die Schuld daran, nur weil du von einem Fettnäpfchen ins nächste trittst, dich entführen lässt, was mir noch immer ein Rätsel ist – wie kann man sich einfach entführen lassen? – danach durch die Straßen der Stadt taumelst und schließlich hier hereinspazierst. Was erwartest du von mir? Dass ich mich entschuldige?“

/Zum Beispiel!/, erwiderte Joey und sprang nun ebenfalls auf. Die Handtücher rutschten herunter, er beachtete es nicht. /Wie wäre es, wenn du nur einmal ‚entschuldigung’ oder ‚tut mir leid’ sagst. Wegen dir bin ich in der ganzen Misere und ich glaube dir kein einziges Wort! Gib es doch zu: Du hast einfach vergessen, wie du mich zurückverwandeln sollst und bist jetzt zu feige, um das auch noch zuzugeben!/

„Was fällt dir eigentlich ein?“, brauste der Ägypter auf. „Warum sollte ich bitte lügen? Es gibt nur diesen einen Weg, es gibt nur diese eine Möglichkeit, begreif das doch!“

/Wie soll ich das bitte? Wie soll ich dir das glauben? Ich habe in den letzten Tagen Situationen erlebt, in denen ich mir nichts mehr gewünscht habe, als wieder normal zu werden, aber nichts ist passiert! Wie soll ich dir dann bitte glauben, dass ich mich nur zurückverwandeln kann, wenn ich es mir wünsche?!/

„Dann können diese Situationen nicht schlimm genug gewesen sein, um sich zurück zu verwandeln“, erwidert Marik und eindeutiger trotz liegt in seiner Stimme.

/Ach ja?! Verbringe du mal mehrere Stunden mit einem Maulkorb, dann wünschst du dir aber nichts mehr, als wieder ein Mensch zu werden und demjenigen, der dafür verantwortlich ist, eine zu verpassen!/, schrie er ihn gedanklich an und hoffe, dass der Grabwächter dadurch Kopfschmerzen bekam.

Er erwidert nichts. Joey schwieg. Yugi und Bakura starrten sie an.
 

„Du musstest einen Maulkorb tragen?“
 

Wieder war es Yugi, der das Schweigen als erster brach und seine Worte ließen Joey vor Scham den Blick abwenden. Er hatte doch verhindern wollen, dass jemand davon erfuhr. Was niemand weiß, macht niemanden heiß. Fehlanzeige.

/Ja. Und? Ich konnte nichts dafür. Nur weil ich den Leibwächter von Pegasus gebissen habe ... er war selber Schuld, er hat mich beleidigt. Und ich wollte nur da raus .../

Mit jedem weiteren Gedanken ritt er sich mehr in das Schlamassel. Es war zum verrückt werden.
 

„Du hast den Leibwächter von Pegasus gebissen?“
 

/Was interessiert es euch?/, fragte er und knurrte. /Es kann euch egal sein, ich bin jetzt jedenfalls hier und will verdammt noch mal meine alte Gestalt zurück./

Marik schnaubte. „Ich habe dir doch eben erklärt, dass wir daran nichts ändern können. Du bist der einzige, der entscheiden kann, wann du dich zurückverwandelst.“

/Offenbar nicht/, fauchte Joey zurück. Bitterkeit breitete sich in ihm aus. /Offenbar habe ich nicht einmal die Kraft dazu./

„Jetzt stell dich nicht so an“, entgegnete Marik kalt. „Kaiba hat dich abserviert, na und? Das ist kein Grund, dein weiteres Dasein in diesem Körper fristen zu müssen.“

/Daran liegt es doch gar nicht!/, begehrte Joey auf.

„Ach ja? Und warum ist das erste, was man in deinen Gedanken spürt die ganze Wut auf Kaiba?“

/Das bildest du dir ein./

„Ich spüre es auch“, mischte Yugi sich mit ein. „Und der Pharao ebenfalls.“

/Danke Yugi. Fall mir in den Rücken./

„Dito“, meinte nun Bakura und er knurrte dieses Mal lauter.

/Ihr habt sie doch nicht mehr alle. Natürlich bin ich sauer auf Kaiba. Ich würde ihm am liebsten sämtliche Knochen brechen!/

Marik pfiff leise. „Uh, da hat es aber jemanden ganz schön tief getroffen. Das einzige, was man sonst von dir gehört hat, ist, dass du ihn im Duell fertig machen wolltest. Jetzt bist du schon bei seinen Knochen. Du machst Fortschritte.“

Joey verstand gar nichts mehr.

„Ich schätze“ – Marik warf Yugi einen viel sagenden Blick zu – „um die Lösung der ganzen Sache zu finden, müssen wir wohl oder übel zu Kaiba.“

Joeys Fell sträubte sich erneut. /Vergiss es. Bevor ich nicht wieder ein Mensch bin, gehe ich garantiert nicht zu Kaiba!/

„Du willst es offenbar nicht verstehen“, meinte Marik und sah mich mit stechendem Blick an. „Wenn wir nicht zu Kaiba gehen, wist du erst gar nicht mehr zu einem Menschen. Du hast es doch selbst gesagt:

Du willst nichts lieber, als dich an ihm zu rächen und wenn das die Bedingung ist, damit du wieder ein Mensch wirst, bitte. Dann fahren wir eben zu Kaiba.“

/Auf keinen Fall./

Marik wandte sich an Yugi. „Würdest du ein Taxi bestellen?“

„Taxi?“

„Es ist noch sehr früh“ – er warf einen Blick auf die Uhr – „kaum sechs Uhr morgens, wir sitzen hier jetzt schon seit gestern Nacht in deinem Zimmer, ich habe Hunger und Kopfschmerzen und will diese ganze Geschichte so schnell wie möglich hinter mich bringen. Ich nehme nicht an, dass du schon Auto fährst und ich besitze zurzeit keins. Da ist doch die nahe liegende Möglichkeit ein Taxi, nicht wahr?“

Yugi nickte. „Ja, da hast du Recht.“

/Hey, da habe ich ja wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden./ Er hasste es, wenn über seinen Kopf hinweg Entscheidungen getroffen wurden.

„Nein, hast du nicht“, war die simple Erwiderung seitens Marik.

/Ich werde auf keinen Fall mit zu Kaiba kommen. Nur über meine Leiche!/

Marik warf aus den Augenwinkeln einen Blick zu Bakura. Dieser nickte und ein Grinsen erschien auf seinen Lippen. „Das ließe sich einrichten.“

Zwei Schatten näherten sich ihm, kamen immer näher und wuchsen über ihm in die Höhe, je näher Bakura und Marik ihm kamen. Joey wich zurück, bis er die Wand in seinem Rücken spürte. /Hört auf ... lasst den Scheiß./

„Es wird Zeit für eine kleine Reise, Joey“, meinte Bakura mit einem bösen Lächeln.

„Es ist nur zu deinem Besten“, fügte Marik hinzu. Sein Millenniumsstab glomm auf. Joey wurde schlecht.
 

/Nicht schon wieder/, war sein letzter Gedanke, bevor es schwarz um ihn wurde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (56)
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Von:  Yamis-Lady
2008-06-15T16:16:33+00:00 15.06.2008 18:16
....
armer joey... und diesmal mein ich es wirklich ernst >.<

aber wieder genial!! O.O
Argh, ich muss weiter lesen XD
Von:  Freyaria_Fire
2008-01-27T21:41:05+00:00 27.01.2008 22:41
Bin ja mal gespannt ob Joey Kaiba gleich
auseinander nimmt oder nicht.
So du machst es gerade nochmal richtig spannend!

Bis denne dein Flammengirl0303
Von:  Noa-Willow
2007-08-25T08:30:59+00:00 25.08.2007 10:30
Klasse! Ein Kapitel ist besser als das nächste! Werd gleich mal das nächste Kapitel lesen. Schließlich will ich wissen wie es weitergeht.^^
Von: abgemeldet
2007-08-13T18:59:28+00:00 13.08.2007 20:59
Was kein Nachwort? *drop*

Etwas irritiert vom letzten bin! *ehehehe*

Na gut, egal!

Das 20. Kapitel war echt genial!

Super gemacht, auch die Wut von Joey auf Kaiba, genial! *grins*

Gefällt mir alles super gut!

Echt spannend geschrieben!

by by

Mimi
Von: abgemeldet
2007-06-02T07:58:15+00:00 02.06.2007 09:58
*megadrop*
Fast 600 Kommis???????????????????? Ö.Ö
*gar net neidisch ist*
Findest du da überhaupt noch Zeit zum Lesen????
XDDDDDDDDDD
Naja, Ehre, wem Ehre gebührt...
Zum Kapi: Sehr gut geschrieben. Man kann Joeys Gefühlschaos ja fast greifen! sehr gut gemacht! ^^
Ich bin wirklich gespannt, wie Kaiba auf ihn reagiert... Ich nehm ihm das mit dem "Nein!" nämlich überhaupt nicht ab...
Na mal schauen... ^.ö+
*wink* Pan
Von:  Ananko-chan
2007-05-28T22:52:43+00:00 29.05.2007 00:52
Ich habe heute und gestern diese Story gelesen und ich bin begeistert. Es ist einfach zu geil.
Joey als Hund ist zum Schreien komisch. Ganz große Klasse.
Und Pegasus ist ja sowieso ein Arsch, aber Kaibas Antwort war super, besonders mit der daraus follgenden Reaktion von Joey.
Ich freu mich schon auf Mokis Gesicht, wenn der liede Joey wieder vor der Tür steht.
Und auf Setos Reaktion bin ich auch tierisch gespannt.
Ich freu mich schon ungemein auf´s nächste Pitel
Ach ja, ich hoffe ungemein, dass joey Kaiba in den Arsch beißt!!!!
^-^
Von:  Dragon1
2007-05-23T16:32:24+00:00 23.05.2007 18:32
Betreff: Umfrage^^
Hm, also ich finde beide Storys interessant. Wenn die Wette bei der Ägyptenstory nicht grade darum geht Joey zu erobern, dann würde ich sehr gerne die lesen...ansonsten dann die andere (Zodiac) aber ich finde beide Ideen gut!^^
Von: abgemeldet
2007-05-23T10:45:51+00:00 23.05.2007 12:45
Ach hab ich das vermisst!!!!!

Schreib schnell weiter!!!!

otohime_cherry ;)
Von:  _Aurora_
2007-05-18T08:57:12+00:00 18.05.2007 10:57
büddee kannst du nicht endlch endlich weiterschreiben?
Ich möcht doch so gern wissen wies weitergeht q.q
Von:  Statjana
2007-05-06T15:30:38+00:00 06.05.2007 17:30
Oh das ist toll, und so spannend, schreib schnell weiter, ich würde gern wissen wie Seto reagiert =)
bitte schreib weiter


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