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Latte Macchiato

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Latte Macchiato
 

Yamambas. Wohin man schaute Yamambas. Castoro stand neben einem Obdachlosen, der sich zum Schutz vor der Sonne, die erbarmungslos auf den Platz vor dem Bahnhof, den Asphalt der Hachikou-Kreuzung knallte, in ein paar Pappkartons zurückgezogen hatte. Ein ordentliches italienisches Mädchen würde sich niemals so auftakeln, da war Castoro sich sicher. Warscheinlich dachte der Obdachlose das selbe, und am Ende war es garnicht die Sonne, sondern die grellblonden Haare der Yamambas vor denen er Schutz suchte. Castoro beneidete ihn fast, aber anstatt es ihm gleichzutun, bog er nach rechts ab, und quetschte sich an zahlreichen Passanten vorbei. Schliesslich hatte er die Kreuzung überquert, und bald war vor ihm das rote Schild zu sehen. Er hatte seinen persönlichen Pappkarton gefunden.

Für das Segafredo-Café war dieser vergleich natürlich eine Beleidigung, und als wollte es sich dafür rächen, blies ihm ein Großstadtwind die Tür vor der Nase zu. Ein unterdrücktes "Madonna mia..." auf den Lippen zog Castoro die Tür wieder auf, und betrat das kühle café.

"Castoro! Sono qui!"

Er hatte sich kaum an die relative Dunkelheit gewöhnt, als er auch schon eine bekannte stimme

vernahm, die seinen Namen rief. An einem hohen Tisch mit Barhockern saß sein kleiner Bruder, Adolfo, und winkte fröhlich, die kleine Tunte.

Mit seinem Mantel und den ausgeflippten Accesoires sah er beinahe aus wie einer dieser vermaledeiten Cosplayer denen man hier dauernd begegnete.

Grummelnd setzte Castoro sich zu ihm.

"Was machst du hier?"

"Ich denke über den Sinn des lebens nach..." Verträumt sah der Jüngere zur Decke.

Castoro studierte die Karte, und hörte schon nicht mehr zu. Jetzt würde die kleine Ratte wieder anfangen von einem der beiden Konkurrenz-Reisevertreter zu schwärmen, und sich schliesslich in der Frage verlieren, welcher von ihnen jetzt eigentlich welcher war.

Warscheinlich war es nur Einbildung, als Castoro glaubte, aus dem Augenwinkel ein Hawaiihemd zu sehen. Warscheinlich ging ihm Adolfos Geplapper auf die Nerven.

Ohne darauf zu achten, ob sein Bruder immernoch redete, legte er die Karte weg, und ging zum tresen. In stark akzentuiertem Japanisch bestellte er einen Latte Macchiato, und kehrte nach wenigen Augenblicken, um selbigen bereichert, zum Tisch und seinem Bruder zurück.

Besagter Bruder war an der Stelle angekommen, an der ihn das Unverständnis darüber, wer der Hawaii-Attack-Zwillinge sein angebeteter war, regelmäßig in bodenlose Verzweiflung stürzte. Fast konnte er einem Leidtun.

Castoro setzte sich wieder, hörte mit weniger als einem halben Ohr zu, und trank seinen Kaffee.



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