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Es lebe das Reich

von

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Für den Kaiser

Tiberius wischte sich den Schweiß von der Stirn. Kalten Schweiß. Obwohl es erst früh im Herbst war, fror er. Seine Hand glitt immer wieder über den Griff seiner Klinge. Er hatte Angst. Aber diese Überfälle mussten aufhören. Langsam gefährdeten diese Banditen ernsthaft die Versorgung der Reichshauptstadt mit Nahrung. Mehrere Dutzend Konvois von Bauern waren schon überfallen worden und immer hatten nur wenige überlebt. Aber diese Karawane würden sie nicht in die Finger kriegen. Tiberius warf Gaius einen ängstlichen Blick zu. > Die schaffen wir schon, Tiberius. <, ermutigte Gaius ihn, als hätte er Gedanken lesen können.> Aber wir wissen doch gar nicht, wie viele es sein werden. <, flüsterte Tiberius. > Vielleicht versuchen sie es diesmal gar nicht. <, antwortete Gaius.

> Seid still, ich glaube ich hör was! <, zischte Darius, der Hauptmann ihrer Brigade, ihnen zu. Er, Gaius, Tiberius und zehn andere Soldaten saßen zusammengepfercht in einem Planwagen, an ihrer Stelle hätten eigentlich Weizen- Säcke und Kisten mit Proviant stehen sollen, aber die Ernten waren in diesem Jahr sehr mickrig ausgefallen. Lange Trockenperioden, wenig Regen im ganzen Jahr und dann auch noch diese Überfalle. Sie fanden so regelmäßig wie die Nahrungs- Transporte selbst statt, dass einige Mitglieder des Rates der Magier schon daran glaubten, dass jemand oder etwas Größeres dahinter steckte und das ganze plante und koordinierte. Das Volk wurde damit abgespeist, das für die Überfälle nur gewöhnliche Briganten verantwortlich waren.

Aber auch der letzte große Zug war trotz Bewachung durch Kaiserliche Legionäre überfallen worden.

Die einzigen Überlebenden waren eine Hand voll Männer, darunter Darius und Gaius.

Das monotone Ruckeln des Wagens hörte plötzlich auf. Draußen Wieherten die Pferde Ängstlich und scharten unruhig mit den Hufen. Darius hob vorsichtig die Plane ein Stück hoch und sah die Reiter, die den Wagen flankierten, mit ihren scheuenden Pferden kämpfen. > Haltet euch bereit. <, hauchte Darius den Männern zu. Alle ergriffen ihre Lanzen und schlossen ihre Hände enger um die Innengriffe ihrer Panzerschilde. Langsam und vorsichtig, um den noch unsichtbaren Angreifern ihre Anwesenheit nicht durch ein unbedachtes Geräusch zu verraten.

Ein Pfeifen, dann mehrere hintereinander. Der erste Reiter ging mit einem Pfeil im Kopf zu Boden, ein anderer wurde halb von seinem Reittier gerissen, blieb aber mit einem Fuß im Steigbügel hängen und wurde vom vor Panik weglaufenden Pferd mitgeschleift. Der dritte Berittene, den Darius sehen konnte, drehte sein Pferd, riss seine Lanze herunter, doch es flogen noch weitere Bogengeschosse, die ihn von seinem Reittier holten. Er fiel mit einem Kreischen rücklings aus dem Sattel. Dann konnte Darius einige von ihnen erkennen.

Sie trugen wie beim letzten Überfall lediglich Lederpanzerungen und Kleidung aus Fellen, ihre Gesichter waren mit Kapuzen vermummt. Wieder funkelten in ihren Händen Breitschwerter und Äxte. Viele trugen Rundschilde aus Holz. Auf einmal erschütterte etwas den Wagen, ein glitschiges Schlitzen war zu hören und plötzlich färbte sich die weiße Plane rot.

Für den Bruchteil einer Sekunde starrten alle auf den riesigen Blutfleck an der Vorderseite des Planwagens, bevor der Soldat daneben reagierte und die Klinge seiner Lanze etwas oberhalb des Flecks durch den Stoff bohrte. Ein Gurgeln war zu hören und er zog seine Waffe blutig wieder zurück. Darius umklammerte die Griffe seines Schildes fester, sprang auf und schlug die Plane hoch. Einer der Briganten war von einem Baum aus auf die Sitzbank gesprungen und hatte den wehrlosen Kutscher getötet. > Los, Männer, holen wir sie uns! < Über die Leiche des Mannes mit der aufgeschlitzten Kehle und den toten Körper des Verbrechers hinweg stieg er direkt auf den Rücken des Zugpferdes und löste die Befestigung. Er drückte dem Gaul seine Stiefel in die Seiten, zog sein Schwert aus der Scheide und ritt dem ersten Angreifer entgegen. Seine Lanze hatte er im Planwagen liegen gelassen, denn er kämpfte vorzugsweise mit dem Schwert. Darius hatte schon viele Kriegsverletzungen davongetragen und es waren viele Narben zurückgeblieben. Seine Dunkelblonden Haare hatten überall schon Ansätze von grau und eine besonders große Narbe zog sich über seine linke Wange. Mit dem Kampfgeschrei seiner Männer im Rücken erledigte er den ersten fremden Krieger mit einem kräftigen Hieb in die Seite, während er an ihm vorbei galoppierte. Ein lautes Geschrei ertönte, Tausende braune Blätter wirbelten auf und von allen Seiten kamen Gestalten aus dem Blättermeer und zwischen den grauen, kahlen Bäumen auf die Karawane zugestürmt. > Verteidigungslinie bilden! <, schrie Darius, während seine Männer sich mit Lanze und Schild im Halbkreis um den Wagen stellten. > Gaius, du hast hier das Kommando! <, brüllte Darius durch das Geschrei des Feindes. Dann gab er seinem Pferd die Sporen und preschte weiter zur Spitze des Konvois. Hinter sich hörte er wie die Anstürmende Horde in die ausgestreckten Lanzen der Seinen rannte. Er ritt an mehreren Planwagen vorbei, aus denen seine Soldaten heraussprangen und Kampfformationen bildeten. Er sah, dass die Angreifer den Zug gleichmäßig angriffen, nicht auf ein Ende fixiert wie bei ihrem letzten Überfall, weswegen der letzte Konvoi auch vollständig in Feindeshand geraten war. Ihre angreifenden Soldaten hatten sie diesmal auf den ganzen, langen Konvoi verteilt. Darius schätzte ihre Angriffsstärke auf bis zu Tausend Mann. Der Hauptmann winkte alle Reiter zu sich, die zwischen den wütenden Scharmützeln kleinerer Gruppen umher trampelten, während er in Richtung Spitze ritt und bald hatte sich eine Traube von Berittenen um ihn gebildet. An der Spitze angekommen sah er auch schon Gellius, den anderen Hauptmann, der mit seiner Brigade wie Darius zum Beschützen der Konvois aufgestellt worden war. Darius hatte beim Verlust des letzten Konvois keine Schuld bekommen, trotzdem fühlte er sich schuldig, weil alle außer ihm und einigen wenigen gestorben waren und er war froh dass er diesmal Verstärkung bekommen hatte. > Für den Kaiser, alter Kamerad! Wie sieht es bei dir aus, Gellius? <, fragte er ihn. > Wir halten noch durch! <, antwortete er. Gellius' Männer hatten bereits einen Verteidigungsring um ihren Hauptmann und ihren Planwagen gebildet und metzelten die anrückenden Banditen nieder.

> Ich werde mit den Reitern ihren Anführer ausfindig machen und versuchen Informationen aus diesem zu quetschen! <, gab Darius ihm zu verstehen.

> Verstanden! <, schrie Gellius und nickte, während er einem Angreifer das Haupt vom Rumpf trennte, ebenfalls mit dem Schwert. > Mir nach, Männer! < Darius preschte in einem Bogen vom Kampfgetümmel weg durch den Wald, gefolgt von einundzwanzig Reitern. Das Laub wirbelte unter den donnernden Hufen auf, bis Darius ein Handzeichen zum anhalten gab. Sie hatten das Kampfgetümmel längst hinter sich gelassen und es war fast unheimlich still im Wald. Darius hatte eine kleine, mit Laub bedeckte Feuerstelle entdeckt. Sie sollte damit wohl getarnt sein, aber Irgendjemand war anscheinend schnell und unerwartet aufgebrochen, denn normalerweise hätte jeder gewöhnliche Tagedieb seine Spuren besser verwischt. Darius führte sein Pferd an den Zügeln und brauchte nicht lange, um noch vier weitere Feuerstellen zu finden. Die Legionäre folgten ihm in Respektvollem Abstand im Schritttempo auf ihren Pferden. Die letzte Lagerstelle lag direkt an einem breiten, langen Felsen. Zwischen den Feuerstellen konnte selbst ein unerfahrener Soldat viele Fußspuren von verschiedenen Stiefeln entdecken, die davon zeugten, dass hier die, wie man fast schon sagen konnte, Banditen- "Armee" gelagert hatte. Als sie einem Trampelpfad entlang des großen Steines folgten, stießen sie irgendwann auf eine Spalte im Fels. Sie war gerade hoch und breit genug, als dass ein Mann sie im aufrechten Gang durchqueren konnte.

> Legionär, hochklettern und kundschaften! <, befahl Darius und wies auf einen der Männer. Der Mann stieg vom Pferd und lehnte seinen Bronzenen Reiterschild gegen die Moosbewachsene Steinwand. Er nahm seinen Helm ab und wollte gerade sein Schwert ebenfalls an die Felswand lehnen, als Darius den Kopf schüttelte. > Das Schwert behältst du gefälligst oder willst du da oben von möglichen Feinden direkt erstochen werden!? < > Nein, Herr, natürlich nicht ! <, gab er eingeschüchtert zurück. Einer Infanterie- Brigade waren immer eine Hand voll Leichtgepanzerte Reiter als Kundschafter zugeteilt, eine größere Reiterschar gab es nicht. Um in Notfällen mit einer schlagkräftigen Armee schnell an den Grenzen des Reiches zu sein, erließ der Kaiser ein Gesetz, das jeder bäuerlichen Familie vorschrieb, mindestens ein Pferd, eine Rüstung und eine Lanze zu besitzen. Im Falle eines Krieges musste jede Familie einen Mann stellen, der sich mit Pferd und Ausrüstung der Armee anschließen konnte. Männer, die keinen festen Verdienst oder Wohnsitz wie einen Hof und ein Stück Land besaßen und der Armee als Berufssoldat beitraten, wurden nämlich nach ihrem Besitz an Goldmünzen bewaffnet. Waren sie arm und wollten der Armee beitreten, um etwas Geld zu verdienen, so wie es sehr viele taten, dann wurden sie dem Fußherr zugeteilt und bekamen nur eine Lanze und einen Helm in die Hand gedrückt. Für Dinge wie einen Schild und eine Rüstung mussten sie selbst aufkommen, wollten sie der Reiterei beitreten, die in Friedenszeiten noch kleiner als das Fußheer gehalten wurden, mussten sie auch das Pferd bezahlen, von Zaumzeug und Schwert einmal abgesehen. Auch der Sold war gering, doch man bekam zweimal am Tag eine volle Ration von der man satt wurde und alleine das lockte ausreichend viele Männer in die Armee des Kaisers.
 

Der Felsrücken war ungefähr zwanzig Fuß hoch und auf der Außenseite mit Pflanzen bewachsen. Der Soldat hatte nach einiger Zeit den Felsen erklommen und ließ seinen Blick schweifen. Nach einer Weile machte er sich vorsichtig wieder an den Abstieg. Mit einem Seufzen landete er auf dem weichen Waldboden. Als er wieder aufrecht stand, begann er von dem zu berichten, was er gesehen hatte.



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