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Amnesia

Gib mir mein Gedächtnis zurück... Kap13 wartet nun auf Freischaltung ^^
von

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Verlorene Vergangenheit

Verlorene Vergangenheit
 

Das ständige Flüstern der Bäume begleitete die Melancholie des Regens, der in einem nicht zu enden wollenden Trott auf die Erde niederging. Begierig zog der ausgetrocknete Boden das Wasser auf und verströmte dabei den Geruch von nasser Erde. Ein fernes Donnergrollen kündigte ein schweres Gewitter an und der anschwellende Wind brachte die erste Kälte des baldigen Herbstes mit sich.
 

Ein Blitz zuckte auf und erhellte kurz die sonst düstere Gegend. Die schaurige Silhouette eines knochigen Baumes wurde auf eine dunkle schwarz angezogene Gestalt geworfen, die regungslos unter dem Baum stand. Sobald das Wetterleuchten erlosch, konnte man nichts mehr, als den Baum und ein weiter entfernt stehendes Haus erkennen.
 

Erneut leuchtete ein Blitz am schwarzen Himmel auf, der von einem lauten Donnergrollen begleitet wurde. Der grelle Blitz spiegelte sich in den Augen der Gestalt wider, die grün aufleuchtete und denen einer wachsamen Katze glichen.
 

Plötzlich regte sich die Gestalt. Mit sehr langsamen und bedachten Schritten lief sie vorwärts. Der nun stärker gewordene Wind zersauste deren schulterlanges schwarzes Haar, der Regen peitschte ihr erbarmungslos ins Gesicht, doch es schien demjenigen nichts aus zu machen. Sie lief weiter langsam auf das Haus vor ihr zu, beschleunigte ihre Schritte aber auch nicht.
 

Die schlaksige Gestalt, die sich nicht von den Naturgewalten beeindrucken ließ, glich einem mittelgroßen jungen Mann, der in einem dicken schwarzen Umhang gehüllt war. Der nun vom Regen aufgeweichte Boden schmatzte unter seinen Füßen, der Wind heulte inzwischen wie ein tollwütiger Wolf und Blitz und Donner schienen ein Duett am Himmel aufzuführen. Doch der junge Mann ließ sich nicht beeindrucken und lief langsam weiter.
 

Wahrscheinlich schon vollkommen durchgeweicht und -gefroren kam er endlich vor dem finsteren Haus an, in dem man nun ein schwaches Licht erkennen konnte.
 

Langsam hob er die rechte Hand, während seine andere nur schlaff und in einer merkwürdigen Haltung herabhing, und zog an der silbernen Glocke, die neben der Eichentür hing. Er wartete ruhig ab, machte keine überflüssige Bewegung, bis endlich Schritte und das Geräusch von aneinanderklirrenden Metalls an sein Ohr klangen.
 

Die Tür öffnete sich mit einem unheilverkündenden knarrenden Geräusch. Warme Luft strömte den jungen Mann entgegen, doch sonst konnte er nichts erkennen.
 

Hatte etwas unsichtbares die Tür geöffnet?
 

Ein erneuter Blitz belehrte ihm eines Besseren. Er erhellte im flackernden gelben Licht das gruselige Gesicht des Öffners. Die Falten und Furchen im Gesicht des alten Mannes erschienen durch das grelle Licht noch tiefer und das silberne Augenpaar funkelte kurz auf.
 

Mehr konnte man nicht erkennen, denn der Blitz erlosch mit Donnergrollen sofort wieder.
 

"Was wollen Sie?", fragte der Alte unhöflich und mit einer brummigen Stimme. "Mein Herr empfängt heute keine Besucher!" Doch der junge Mann antwortete nicht. Bevor der Alte überhaupt realisieren konnte, was geschah, wankte der Junge, verlor das Gleichgewicht und fiel vorneweg in die Eingangshalle. Ein erneuter Blitz ließ eine Blitznarbe auf der Stirn des jungen Mannes aufleuchten, der in eine tiefe Ohnmacht gefallen war
 

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"Ich verstehe nicht..." Hermine Grangers Lippen zitterten. Sie hielt den Kopf gesenkt, so dass ihre langen buschigen brauen Haare ihr Gesicht verdeckten. "Er kann doch nicht einfach verschwunden sein." Sie vergrub ihre Hände ein ihrem Umhang der Hogwartsuniform und zitterte leicht. Ihr Freund Ronald Weasley, ein groß gewachsener Junge mit flammend roten Haar und sommersprossigen Gesicht, legte ihr als beruhigende Geste seine Hand auf die Schulter. Doch auch er rang mit sich selbst.
 

"So Leid es mir auch tut Ihnen das mitteilen zu müssen", drang eine beruhigende Stimme auf das junge Paar ein. "Harry ist wirklich verschwunden. Er ist nicht mit dem Hogwartsexpress gekommen und bei seinen Verwandten nicht vorzufinden."
 

Ron sah auf, während Hermine sich nicht mehr dazu in der Lage fühlte.
 

"Warum", flüsterte er. "Warum ist er weg?" Seine Stimme wurde lauter.
 

Albus Dumbledore, der an seinem Schreibtisch saß, sah alle Anwesenden, unter denen sich außer Ron und Hermine auch Ginny Weasley und der nun zum Trio dazugehörende Neville Longbottom befanden, mit seinen durchdringenden blauen Augen an.
 

Er war ja selbst überrascht gewesen, als er den Jungen der lebt nicht unter den Siebtklässlern auffinden konnte. Dabei hatte er sich noch bis zu dem letzten Ferientag bei seinen Verwandten, den Dursleys, aufgehalten. Und dann... war er einfach verschwunden. Kein Todesser hatte etwas Aufsehenserregendes veranstaltet, Voldemort selbst blieb ruhig, die Muggel schienen niemanden wie diesen Jungen gesehen zu haben und selbst die Dursleys blieben fest bei der These, das sie ihn beim Bahnhof abgeliefert hätten. Doch er war nie dort angekommen...
 

Die Auroren suchten fieberhaft das ganze Land nach ihm ab, drehten jeden Stein um, erkundeten gar ganze Todessernester, redeten mit Todesserspionen - doch der Junge, der lebte, blieb verschwunden. Denn nicht einmal Voldemort wusste, so berichtete Snape, der Todesserspion und Zaubertranklehrer, wo sich der Junge befand und schien äußerst verärgert darüber zu sein. Wenigstens gab es dem Direktor die Sicherheit, dass Harry sich nicht in den Fängen der Todesser befand.
 

Aber wo dann?
 

Dumbledore schaute noch einmal jeden der Anwesenden tief in die Augen, sofern dies möglich war, denn Ginny und Hermine hielten ihre Gesichter verborgen.
 

"Wir werden alles in unser Macht stehende tun, um ihn wieder zu finden. Wir wissen aus zuverlässigen Quellen, dass er sich nicht bei den Todessern befindet!"
 

Seine Augen funkelten kurz auf, da Ron etwas entgegensetzen wollte, doch durch den Blick gleich wieder den Mund schloss.
 

"Und ihr könnt nichts weiter tun, als warten", fuhr er fort. "Noch ist die Hoffnung, dass er noch lebt, nicht verloren. Harry ist ein mutiger Junge. Er hat schon vieles geschafft, dass selbst ich für unmöglich hielt."
 

Damit entließ er die traurigen Gryffindors, die mit hängenden Schultern hinausgingen. Dumbledore blickte ihnen nach, bis ihre Schritte verklangen. Dann seufzte er.
 

"Wo bist du nur, Harry James Potter..." Die Frage hörte nur Fawkes der Phönix und er gab eine wohlklingende, doch traurige Melodie von sich.
 

"Was meinten sie?" Eine dunkle kalte Stimme drang durch den Raum.
 

"Gedächtnisschwund. Er weiß nicht mal seinen Namen." Eine brummige antwortete. Sie klang beherrscht, wie, als wollte der Sprecher seine eigene Emotionen unterdrücken.
 

"Was sonst?" Es war eine eher rhetorische Frage, in der keine Sorgen mitschwangen.
 

"Unterernährung, innere und äußere Verletzungen durch Flüche, ein gebrochener Arm. Doch sein Zustand ist stabil. Er wird sich erholen." Auch die Antwort klang wie die eines Wissenschaftlers, der emotionslos seine Studie über sein Objekt vorlas.
 

"Dann sehen Sie zu, dass er es tut! In meinem Haus hat sich jeder nützlich zumachen!" Nun schwang Hohn und eine negative Vorfreude in der Stimme mit.
 

"Jawohl, Baron." Man konnte deutlich Resignation heraushören.
 

"Und... Anton? Sobald er wieder bei Kräften ist - bestelle ihn zu mir!"
 

"Jawohl, Baron."
 

Mit erleichterten Gesichtsausdruck schloss Anton, der Butler, die Tür zu dem Büro seines Herren. Er suchte es nicht sehr gerne auf. Der Tyrann bestand stetig darauf mit seinen vererbten Titel angesprochen zu werden. Der alte Zauberer lebte abgeschnitten von der Außenwelt, verabscheute die Menschen und hegte eine Allergie gegen magische Wesen aller Art.
 

Deswegen war auch sein Haus von armen geplagten menschlichen Dienern übervölkert, die nun in Sklaverei lebten. Bei diesen handelte es sich meist um die verschiedensten Leute, bis hin zu ehemals Machthabenden adligen Zauberern Englands, die dem Baron ganz und gar missfielen.
 

Mit seiner einflussreichen Macht, die er seinem entfernten Verwandten verdankte, stürzte er diese in den Ruin. Er war ein bösartiger Mann, doch strebte er niemals die Position an, die er eigentlich haben konnte. Er lebte so versteckt, das kaum einer noch wusste, dass er überhaupt existierte. Wenn er auftauchte, sorgte er für Wirbel, doch merkwürdigerweise vergaßen ihn die Menschen so schnell, wie er gekommen war.
 

Denn Baron Grindelwald war ein gerissener, leicht verrückter Mann, dem es Spaß machte Leute zu quälen.
 

Anton war der einzige richtig angestellte Butler - er genoss durchaus Respekt, wurde aber auch nicht gerade human behandelt.
 

Human... dieses Wort existierte gar nicht in dem Hause des letzte Nachfahren Grindelwalds. Warum mussten die müden Füße des Jungen ihn gerade hier tragen? Zu einem Tyrannen, dem das nur zu willkommen war und der ihn nie wieder freilassen würde, denn bis jetzt hatte es noch keiner seiner Sklaven geschafft...
 

Mit bedächtigen, für einen alten Mann üblichen Schritten, lief Anton voraus durch die dunklen mit Holz beschlagenen Gänge, die nur von stinkenden Petroleumlampen beleuchtet wurden. Beleuchtet wurden. Fenster gab es keine in dem weiten verzweigten Gängen des großen Anwesens, welche die erdrückende Düsternis nur um so mehr bekräftigte.
 

Die Schritte des alten Anton wurden von einem dicken grünen staubigen Teppich gedämpft. So konnte auch Grindelwald unbemerkt voraneilen, um seine Sklaven bei unerlaubten Pausen zu erwischen. Die Strafen waren hart, wenn einer erwischt wurde.
 

Mit resignierenden Seufzen blieb Anton vor der letzten Tür des Ganges stehen und öffnete.
 

Licht strömte in den Flur und blendete den Silberäugigen kurz. Als er sich an das grelle Licht gewöhnte, erkannte er, dass der Junge noch so dalag, wie er ihn zurückgelassen hatte. Mit traurigen grünen Augen starrte er die Decke an, sein Arm war bandagiert und an den freien Stellen seines Körpers klafften tiefe Wunden und blaue Flecke.
 

Anton räusperte sich kurz und die eindrucksvollen Augen hinter der Brille trafen ihn.
 

"Können Sie mir jetzt endlich sagen, wer ich bin, wie ich hierher komme und vor allem woher ich komme?", fragte er in einem leicht gereizten Tonfall, denn schon bevor Anton den Baron aufsuchen musste, hatte er diese Fragen gestellt, aber keine Antwort bekommen.
 

Anton schüttelte bedauernd den Kopf.
 

"Nein, tut mir Leid, Junge." Seine Augen wanderten über die Blitznarbe auf der Stirn, die etwas warnendes an sein Gedächtnis sandte. Doch Anton wusste nicht, wo er sie einordnen sollte. "In diese Gegend hier verirrt sich kaum ein Mensch. Sie sind der erste, der sich überhaupt freiwillig hier her gewagt hat."
 

Die Augen des Jungen funkelten zornig auf.
 

"Das ist mir im Moment egal!", brauste er auf. "Ich will nur wissen, wer ich bin!!" Er richtete sich ein wenig auf, ließ sich aber gleich wieder mit schmerzverzerrten Gesicht fallen. "Und was mit mir passiert ist...", fügte er leiser hinzu. Anton antwortete nicht. Er ging auf das Fenster zu, um es weit zu öffnen und die nach Regen riechende Luft einzulassen.
 

"Ich kann Ihnen leider nicht mehr sagen, als ich Ihnen schon erzählte. Sie haben bei uns geläutet, ich öffnete die Türe und sie fielen in Ohnmacht. Aber an nicht einmal das erinnern Sie sich!"
 

"Wie sollte ich auch?", kam es energisch zurück. "Ich habe mein Gedächtnis verloren!"
 

Stille.
 

Ein kühler Wind brachte die grauen Gardinen in Bewegung und leichter Nieselregen rieselte in Antons Nacken. Ihn störte das nicht. Schon lange störte ihn überhaupt nichts mehr. Er sah nur mitleidig auf den Jungen herab.
 

Der Wind pfiff wild auf und die Gardinen flatterten an ihm vorbei.
 

Anton seufzte, als die vorwurfsvollen Augen ihn durchbohrten.
 

"Junge, es tut mir ehrlich Leid. Ich weiß nicht wie es ist, wenn man sein Gedächtnis verliert, doch es muss schrecklich sein... hör zu..."
 

"Ich höre die ganze Zeit zu", kam der ironische Zwischenkommentar, doch Anton überhörte ihn.
 

"Baron Grindelwald, mein Herr, wird dich genau wie die anderen als Sklave in die Geiststeinmiene schicken", sagte er hastig. Der junge Mann hob eine Braue.
 

"Was ist Geiststein?", fragte er. Der Name Grindelwald schien ihm nichts zu sagen. Wie auch? Er hatte ja sogar geschockt reagiert, als Anton ihn mit dem Zauberstab behandelt hatte.
 

"Das ist ein sehr schwarzmagisches Material", erklärte Anton. "Zauberer können es an dem leichten glimmen erkennen, Muggel jedoch sehen sie als normale Steine an. Dieses Zeug ist verboten, Junge, und das hat auch seinen Grund. Es entzieht den Menschen die Lebenskraft, angefangen bei der Hautfarbe - es verwandelt dich langsam aber sicher in eine leblose Gestalt."
 

Der Junge schluckte leicht.
 

"Schon wenn ich es anfasse?"
 

"Schon wenn du es anfasst", antwortete Anton ruhig, doch er musste an die zahlreichen Sklaven denken, die sich einfach in Luft aufgelöst hatten. Grindelwald verdiente mit dem Geiststein eine Menge Geld. Schwarzmagier rissen sich darum und mit anderen Steinen wurde die Ausstrahlung der Geiststeine neutralisiert. Doch dazu musste man sie erst einmal abbauen und das ging nur per Hand.
 

"Wieso lässt dieser Grindelwald das zu?" In den Augen des Jungen tauchte kurz ein panischer Glanz auf.
 

"Weil er die Menschen hasst", antwortete Anton ruhig. "Keine Sorge - es braucht Jahre, um dich aufzulösen, doch wird es Spuren an dir hinterlassen..."
 

,Er wird ihn eh nicht gehen lassen', dachte er verbittert. Der Junge schien nicht beruhigt zu sein.
 

"Ich will zuerst herausfinden, wer ich bin", sagte er mit verzagender Stimme. Anton schüttelte bedauernd mit dem Kopf.
 

"Das wird er nicht zulassen." Langsam ging er zur Tür, immer noch den Jungen im Augen behaltend. "Er interessiert sich nicht für das Schicksal der Menschen... wenn du dich ordentlich benimmst, wird er dich vielleicht zu einem Diener machen", fügte er noch hinzu.
 

Damit verschwand er einfach - und ließ einen verzweifelten Jungen zurück.
 

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Tage zogen ins Land, aber er wusste noch immer nicht seinen Namen. Wenn er versuchte sich zu erinnern, sah er nur verschwommenes undeutliches. Er hatte sich schon zig mal seine Sachen angesehen, hatte Anton um einen Spiegel gebeten, doch das Gedächtnis blieb schwarz.
 

Schwarz...
 

Er schüttelte mit dem Kopf, war von Trauer und Verzweiflung überwältig. Er wusste nicht, wie er sich nennen sollte. Er war... ein Niemand! Es war... zum Verzweifeln.
 

Das einzige, an was er sich komischerweise erinnerte, waren Zaubersprüche. Zaubersprüche! Nachdem Anton ihn mit dem Zauberstab ,bearbeitet' hatte, waren ihm alle Zaubersprüche wieder eingefallen. Aber was wollte er mit denen, wenn er keinen Zauberstab mehr hatte? Schließlich musste Anton ihm den Zauberstab abnehmen...
 

Anton... er war der einzige Mensch, mit dem er in diesem Haus redete, obwohl hier noch viel mehr unterwegs zu sein schienen. Inzwischen konnte er wieder aufstehen und laufen. Aus dem Zimmer ließ ihn Anton aus Angst vor seinem Herrn nicht heraus. Deswegen schaute er oft aus dem Fenster. Er sah viele Menschen, die vorbeiliefen. Blasse, kränklich aussehende Menschen. Wahrscheinlich waren das diejenigen, die in der Geiststeinmiene arbeiteten. Er empfand Mitleid für diese Menschen, denn sie schwiegen und lachten nicht. Immer, wenn er sie sah, fühlte er sich an einen Trauerzug erinnert. Wie viele Menschen mochten wohl schon ,verschwunden' sein?
 

Er seufzte und sah wieder zu dem knochigen Baum. Ein merkwürdiges unangenehmes Kribbeln schoss jedes Mal durch seinen Körper, wenn er den Baum ansah, und er wandte gleich wieder den Blick ab.
 

Wie oft hatte er Anton darum gebeten dort hin gehen zu können, doch der alte Butler weigerte sich, ihn rauszulassen. Wo er doch dort vielleicht seine Erinnerungen wieder finden könnte.
 

Ein leises Knarren ließ ihn herumschrecken. Anton stand in der Tür, doch er hielt nicht wie üblich ein Tablett mit seinen täglichen Malzeiten und seiner Medizin in der Hand. Sein faltiges Gesicht war ihm ernst zugewandt und verkniffen.
 

"Der Herr möchte dich sehen", sagte er tonlos.
 

Der namenlose Junge erschrak innerlich. Jetzt würde sich entscheiden, ob er dazu verdammt war in den Mienen zu arbeiten und zu sterben oder einen auf Butler zu machen.
 

Welch grausames Schicksal...
 

Trotzdem nickte er tapfer.
 

Anton wandte sich wortlos um und bedeutete ihm mit einer Handbewegung zu folgen.
 

Der Schwarzhaarige tat es schweigend. Noch immer machten sich die Knochen bei ihm bemerkbar - Anton meinte, dass er wahrscheinlich einen Crucio-Fluch abbekommen hatte, doch er wusste damit wiederum nichts anzufangen.
 

Auf dem Weg zu dem Büro des Barons sah er sich interessiert um, doch nichts interessantes war zu entdecken. Nur Düsternis... erdrückende Düsternis. Keine Bilder, nichts...
 

Deswegen war er auch relativ froh, als sie vor dem Büro ankamen und Anton anklopfte.
 

Die Tür sprang auf, ohne, dass ein möglicher Insasse überhaupt etwas gesagt hatte, und gab den Blick für sie frei.
 

Eine beißende Hitze schlug dem Schwarzhaarigen entgegen und instinktiv wich er ein wenig zurück. Zwei Kamine, in denen das Feuer grün und blau prasselte, erhellten den Raum. Und von ihnen ging trotz der kalten Farbe eine unangenehme Wärme aus.
 

Das schien den Mann, der hinter dem Schreibtisch saß, aber nicht zu stören.
 

Und dieser Mann sah gar nicht "warm" aus.
 

Wirre, lange, rote und ungekämmte fettige Haare hingen ihm spärlich über die Schultern, kalte graue Augen fixierten ihn mit einem begierigen Leuchten, und ein kantiges faltiges Gesicht verlieh Grindelwald eine gruselige Ausstrahlung. Die Augenhöhlen saßen sehr tief, doch die Augen waren gut zu sehen und funkelten bösartig.
 

Grindelwald trug eine schwarze Robe, und zwei schmale Hände verhaarten ruhig auf einem Blatt Pergament.
 

"Du bist also der Namenlose?", stellte er mit einer kalten Stimme fest.
 

Der Schwarzhaarige schluckte und nickte kurz.
 

"Anton! Schließ die Tür! Und du Bursche! Setz dich!" Das ließ sich der Schwarzhaarige nicht zweimal sagen. Kaum hatte er es getan, wünschte er sich wieder in sein Zimmer zurück, denn Grindelwald stand auf und schritt prüfend um seinen Stuhl herum.
 

Anton hatte sich in eine dunkle Ecke verzogen und blieb dort regungslos stehen.
 

"Sehr dünn", stellte der Schwarzmagier fest. "Aber ein gutes Aussehen." Der Junge wurde rot. Das hätte er nicht erwartet. Grindelwald musterte ihn wie ein Tier!
 

Dieser bleib nun vor ihn stehen, erfasste ungefragt sein Kinn und hob es leicht an. Der Junge wollte sich währen, doch da packte der Magier mit der anderen Hand grob seinen Arm und so ließ er es lieber bleiben.
 

Die unangenehmen Augen Grindelwalds wanderte über sein Gesicht, sahen ihm prüfend in die Augen, ohne das der Junge blinzelte - obwohl ihm immer schlechter wurde - und wanderten dann weiter zu der Stirnnarbe, von der nicht einmal der Schwarzhaarige wusste, warum sie sich dort befand.
 

Grindelwald runzelte die Stirn.
 

"Was ist das, Junge?", fragte er ihn loslassend. Er drückten einen seiner schmalen Finger stark auf die Narbe - so sehr, dass es weh tat. Der Junge beschwerte sich nicht.
 

"Ich weiß es nicht, Baron", antwortete er mechanisch und so, wie es ihm Anton beigebracht hatte. Trotzdem musste er seine Wut unterdrücken.
 

Abermals runzelte der Baron die Stirn.
 

"Du scheinst wohl ein hoffnungsloser Fall zu sein", stellte er fest. Der Junge unterdrückte ein Schnauben. Er hatte ja nicht sein Gedächtnis verloren.
 

Grindelwald sagte nichts weiter zu der Narbe und setzte sich hinter den Schreibtisch. Er schob ein Schubfach auf und kramte darin.
 

"Ich brauche wieder Diener", sagte er gedämpft, da er sich gerade über das Schubfach beugte. Das Herz des Jungen machte einen Hüpfer. Er brauchte nicht in die Miene! "Da ich diese auch an andere wohlhabende Häuser verleihe, müssen sie dementsprechend aussehen." Er musterte ihn kurz und kramte dann weiter. "Ab sofort...", mit einem lauten Knall landete eine Mappe auf dem Tisch, "heißt du Neo für die anderen! Nicht mehr und nicht weniger! Die Vergangenheit der Diener interessiert die Mieter sowieso nicht." Er sprach schon wieder über die Diener, als wären sie Vieh. "Diese Küchenschabe Lento und Anton werden dich ausbilden! Hast du verstanden?" Er nickte mechanisch.
 

"Gut." Ein süffisantes Grinsen bildete sich auf dem Gesicht des grausamen Mannes. "Anton! Führ ihn auf sein neues Zimmer!" Nach dem Gesicht des Barons zu urteilen würde das bestimmt nicht ein komfortables Hotelzimmer sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  _StrawHat_Luffy_
2011-07-17T19:01:25+00:00 17.07.2011 21:01
hui! :)

hab den titel gelesen und musste einfach zu lesen beginnen :D jap, hab sie erst jetzt entdeckt, aber das freut mich umso mehr :) dann hab ich schließlich noch ein paar kapitel vor mir ;)

also bis jetzt gefällt mir deine ff wahnsinnig gut!! dein schreibstil ist klasse und harrys aufbrausende art hast du auch gut hinbekommen :D
vor allem finde ich die idee mit der geiststeinmiene genial! wie kommt man den auf sowas?? echt tolle idee! :)

aber harry tut mir jetzt schon leid...der arme! muss sich immer in gefahr bringen, auch wenn ers gar nicht absichtlich macht, aber ja...dass is wohl sein schicksal :p

freu mich schon aufs weiterlesen :D

mach weiter so!
glg
Von:  Gaea
2004-10-18T15:35:51+00:00 18.10.2004 17:35
hi!!!!

+wink+ +gg+ hab mir gedacht ich schreib mal ein kommi!!!! hoffe die ff wird bald fortgesetzt!!!!!!

l.g. sekhmet
Von: abgemeldet
2004-10-18T10:59:19+00:00 18.10.2004 12:59
ich find die ff echt super und hoffe dass chap 2 bald freigeschaltet is
Von:  Allonsy-Alonso
2004-10-13T19:11:39+00:00 13.10.2004 21:11
Wirklich merkwürdig! Aber ich denke dass kommt noch im Laufe der Geschichte raus, oder?
Schreib auf jeden fall weiter!
Deine SD
Von: abgemeldet
2004-10-13T14:59:30+00:00 13.10.2004 16:59
hi!
die ff ist zwar ungewöhnlich, aber sowohl vom inhalt als auch vom sprachlichen ist sie einsame spitze!!!
ich freu mich schon auf das nächste kiapi!!!!

bye, gica!


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