Zum Inhalt der Seite

Schutzengel wider Willen

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Blut und Federn

"Oh!", stöhnte Draco. "Mein Kopf. Verdammt tut das weh!" Dieses Erwachen war definitiv schmerzhafter als sein letztes. Er musste also wieder zurück sein.
 

Ach Quatsch...zurück...den Kopf angestoßen hatte er sich und damit war der Spuk auch schon vorbei. Dämliche Alpträume von komischen Frauen und sprechenden Drachen waren wohl noch eine ziemlich geringe Auswirkung seines Sturzes.
 

Fluchend versuchte er den Kopf zu heben, doch sein Rücken war merkwürdig steif. "Oh nein!", durchfuhr es ihn. "Sag bitte jemand, dass ich nicht gelähmt bin. Ich bringe Potter um." Hastig versuchte er es noch einmal, dann spürte er ein heftiges Reißen im Rücken, das Bett wurde unter ihm weggezogen und er flog im hohen Bogen davon herunter. Er biss sich auf die Lippe und schmeckte Blut in seinem Mund.
 

Auf dem Bauch liegend knurrte er unverständliche Verwünschungen gegen die Welt und einen gewissen Mitschüler, spuckte aus und versuchte dann aufzustehen. Sein Rücken fühlte sich immer noch komisch an und der Schlafanzug, den er trug, war viel zu eng, dafür aber ziemlich flauschig. Verärgert richtete er sich auf und knöpfte das Oberteil auf. Besser aber noch nicht gut. Es spannte über dem Rücken. Jemand schien etwas darunter gestopft zu haben. Vielleicht um seine Lage zu stabilisieren.
 

Mürrisch versuchte er das störrische Teil loszuwerden, doch irgendwie hakte es und das Ziepen und Zerren in seinen Schulterblättern war wieder da. Endlich riss er das Oberteil ab und streckte sich. Dann wischte er sich den Mund mit dem Stoff ab. Widerlich!
 

Doch irgendwie hatte er das eigenartige Gefühl, das jemand hinter ihm stand, doch als er einen Blick über die Schulter warf, fiel sein Blick auf weiße Federn. Was zu Hölle war das? Er streckte die Hand aus und griff danach.
 

Dann erkannte er, was es war.
 

Nein.
 

Das konnte doch nicht...
 

"NEIN!"
 

Die Tür des Krankenzimmers öffnete sich mit einem Knall und er fuhr herum. Dort stand Madame Pomfrey, die Krankenschwester, mit gezücktem Zauberstab. Hektisch sah sie sich um, bis ihr Blick auf Draco fiel. Sie eilte zu ihm.

"Mister Malfoy, geht es ihnen gut?", fragte sie erschreckt. "Sie dürfen noch nicht aufstehen. Sie sind ja ganz bleich. Was haben Sie mit ihrer Lippe gemacht? Setzen Sie sich!", ihrem rigorosen Befehl folgend, setzte er sich vorsichtig und spähte noch einmal über seine Schulter.
 

Sie waren weg.
 

Merlin sei Dank.
 

Noch gerade eben waren da...
 

Ach was für ein ausgemachter Blödsinn. Er hatte Halluzinationen, das war alles. Immer noch etwas wackelig auf den Beinen ließ er Madame Pomfreys Untersuchung über sich ergehen. Sie ließ ihn keinen Moment aus den Augen.
 

"Geht es Ihnen gut? Haben Sie Schwindel-Gefühle. Tut Ihr Hals weh?", ratterten die Fragen nur so an ihm vorbei. Doch er verneinte alle. Es ging ihm körperlich blendend und er würde ihr bestimmt nicht erzählen, dass er unter vorübergehender, geistiger Insuffizienz litt. Soweit kam es noch. Er war schließlich nicht verrückt und würde sich hier lächerlich machen, indem er ihr von seltsamen Frauen und fliegenden Männern mit Zylindern, die sich in Drachen verwandelten, erzählte.
 

Sie stand schließlich auf und sagte zu ihm: "Warten Sie hier, Mister Malfoy. Ich werde den Direktor verständigen. Er wünschte sofortige Nachricht, wenn Sie wieder bei Bewusstsein sind." Dann verließ sie eilig den Raum.

Plötzlich fühlte er ein eigenartiges Kribbeln und sie waren wieder da. Er sprang auf, blieb an dem Bett hängen und fiel schon wieder auf die Knie. Stöhnend erhob er sich langsam und vorsichtig und versuchte einen Blick auf die Dinger auf seinem Rücken zu werfen, was dazu führte, dass er sich zweimal im Kreis drehte und dann stehen blieb.
 

Das waren doch wohl nicht wirklich... oder doch?
 

Zögernd probierte er, ob er sie bewegen konnte. Raschelnd schoben sich Federn aneinander vorbei und er hatte nun einen viel besseren Blick auf seine...
 

"Flügel!", keuchte er erschreckt. "Ich hab beschissene Flügel auf meinem Rücken. Bei Merlin... Das darf doch nicht wahr sein"

Doch während er den Blick noch darauf richtete und sie probeweise ein paar Mal schwang, verblassten sie auf einmal und verschwanden dann völlig. Verwirrt sah er sich um und erblickte Madame Pomfrey, die mit Professor Dumbledore so eben durch die Tür kam.
 

"Mister Malfoy", rief der Schulleiter. "Sie sind wieder wach, das freut mich. Wir haben uns schon Sorgen um Sie gemacht. Wir geht es Ihnen?"
 

Hatten die den keine anderen Sorgen? "Gut.", raunzte der blonde Junge gereizt. "Mir geht es gut. Ausgezeichnet. Blendend! PHANTASTISCH!" Die letzten Worte hatte er geschrieen.
 

Erschreckt sah die Krankenschwester den weißbärtigen Mann an. Der wiegte seinen Kopf hin und her. "Erinnern sie sich noch, wie Sie hier her kamen?"

"Ich war mit Potter draußen auf dem Quidditch-Feld.", gab der Angesprochene düster zur Antwort. "Ich habe einen Klatscher abbekommen und bin gestürzt. Vor einer halben Stunde, bin ich dann hier aufgewacht. Ende des Märchens." Er würde nicht so dumm sein und zugeben, dass er selbst den Klatscher verhext hatte, der ihn zum Absturz gebrachte hatte.
 

Sorgenvoll musterte ihn der alte Mann . "Ich denke, Mister Malfoy sollte noch einen Tag hier bleiben, Poppy, zur weiteren Beobachtung. Ich werde seinen Hauslehrer informieren.", sagte er dann.
 

Draco verdrehte die Augen. Sie sollten gehen. Jetzt. Er wollte allein sein. Als hätte er diesen Wunsch laut ausgesprochen, meinte der Schulleiter: "Sie gehen wohl lieber wieder ins Bett, Mister Malfoy. Sie werden noch Erholung brauchen."

Madame Pomfrey bot ihm noch einen Schlaftrunk an, aber er lehnte ab. Er brauchte jetzt alle seine Sinne um das Geheimnis dieser merkwürdigen Flügel zu ergründen.
 

Kaum war die Tür hinter den beiden zugefallen, waren sie auch schon wieder da. Er ging zum Fenster und besah sich sein Spiegelbild. Tatsächlich, zwei große, weiße Flügel, die zwischen seinen Schulterblättern entsprangen. So Lang, dass sie mit den Spitzen in etwa bis zu seinen Waden reichten. Wenn er sie ausstreckte, hatte er eine Spannweite von etwas drei Metern. Prüfend zog er an blitzschnell an einer Feder.
 

"Au!", quietschte er dann. Verflixt tat das weh. Schimpfend massierte er die Stelle, an der er die Feder herausgerissen hatte. Etwas Blut klebte daran. Sie waren also tatsächlich echt und wie es aussah...festgewachsen.
 

Was sollte das alles?
 

Wo kamen sie her und warum konnte nur er sie sehen War er tatsächlich verrückt?
 

Oder sollte tatsächlich diese Frau.
 

Wütend blickte er an die Deck und knirschte. "Das hast du doch mit Absicht gemacht, du hinterhältige Schlange. Die sind von dir. Wie hast du die drangehext. Mach sie wieder ab!" Doch er bekam keine Antwort.

Er wurde lauter. "Hey, ich rede mit dir. Was soll das? Warum die Flügel? Bin ich etwa ein Engel oder was?"
 

Dann klappte er den Mund wieder zu und blinzelte ein paar Mal verblüfft. Was hatte er gerade gesagt? Ein Engel? Aber das konnte doch nicht wahr sein. Es gab keine Engel, da war sich Draco ziemlich sicher. Trotzdem sah er diesen Erfindungen der Muggel ziemlich ähnlich. So langsam dämmerte es ihm.
 

"Das ist doch nicht dein Ernst.", schrie er jetzt, den Blick vorwurfsvoll zur Decke gerichtet. "Ich bin kein beschissener Engel, ist das klar. Ich weigere mich. Ich will eine andere Aufgabe. Hörst du mich? ICH MACHE DAS NICHT MIT!"
 

Doch dann öffnete sich die Tür wieder und Madame Pomfrey steckte ihren Kopf herein. Er drehte den nun flügelfreien Oberkörper und knurrte: "WAS?"

Sie klang sehr verärgert. "Mäßigen sie ihre Lautstärke, Mister Malfoy. Sie sind nicht alleine in diesem Schloss. Auch wenn sie krank sind, sollte Ihnen eines klar sein. Wenn sie nicht augenblicklich den Schnabel halten, verabreiche ich Ihnen einen Schlaftrunk, der sie bis Weihnachten außer Gefecht setzt. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?"
 

"Ja, Madame Pomfrey. Ich werde es mir merken.", gab Draco mühsam beherrscht zurück.
 

Als sie wieder draußen war, besah er sich noch einmal sein Spiegelbild. Das konnte ja heiter werden. Er sah aus, als wäre sein Vater eine riesige Weihnachtsgans gewesen.
 

Ob er damit auch fliegen konnte?
 

Ach was für eine hirnrissige Idee. Er wollte die Dinger so schnell wie möglich loswerden. So konnte er sich ja nicht unter die Leute trauen. Andererseits, konnte offensichtlich nur er die Flügel sehen. Vielleicht gab es eine Möglichkeit herauszufinden, warum, ohne es jemandem erzählen zu müssen. Denn dann hätte er auch den Rest der Geschichte erzählen müssen und dann hätte er das Wort "Quidditch" wahrscheinlich nicht einmal mehr zu Ende aussprechen können, bis er sich in der geschlossenen Abteilung in St.Mungos wieder fand. Ätzend.
 

Erstmal setzen. Doch das war schwieriger als gedacht, denn die Flügel waren dauernd im Weg. "Ja, vielen Dank auch.", murrte er. Jetzt gaben ihre Worte einen Sinn. Die Dinger konnte er ja gar nicht übersehen. Wie sollte er dann wohl seine Aufgabe vergessen.
 

Schließlich drehte er den Stuhl um und ließ sich dann auf ihm nieder.

Verdrießlich stütze Draco die Arme auf die Lehne und legte den Kopf darauf. Was war seine Aufgabe? Zu sehen, wie es sich als Riesenvogel lebte? Herausfinden, ob man auch mit Flügeln auf dem Rücken schwimmen gehen konnte?
 

Wohl kaum.
 

Er lachte leise. Das hatten sie wirklich gut eingefädelt. Kein Sterbenswörtchen sagen, ihn bei seinem Ehrgeiz packen und dann hier hängen lassen. Für einen Gott oder was immer sie war, ganz schön gerissen. Doch wenn er jetzt hier saß, musste das heißen, er würde seinen Teil der Abmachung zu erfüllen haben, sonst wäre es in einem Jahr vorbei mit ihm.

Leider hatte er keine Ahnung, was das sein sollte. Der Slytherin unterdrückte ein Gähnen. Das war alles ziemlich anstrengend. Er würde morgen weiter überlegen. Doch wie schlafen?
 

Irgendwann schmiss er sich einfach bäuchlings auf das Bett und zog die Decke bis zu den Flügelansätzen hoch. Morgen würde er in die Bibliothek gehen und dort nach einer Lösung suchen Über Engel gab es da doch bestimmt etwas.
 

Seufzend schlief er ein.
 

Gut behütet, von einem großen Paar schneeweißer Flügel.
 

Morgen...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2005-04-26T13:28:28+00:00 26.04.2005 15:28
Chmchm.
Das nenn ich mal nen Knoten in Dras taschentuch. Ein Monsterknoten!!!
Fliegen wär schon super... Nur, wenn ihn dann einer sieht, dann gab es einmal einen Draco Malfoy.
Irgendwie hab ich das Gefühl, dass Draco noch mehr als nur ein Hemd zu betrauern haben wird.
Mag, die Idee ist genial!
Von: abgemeldet
2004-11-13T18:58:31+00:00 13.11.2004 19:58
Hehehe, Draco als Schnatzcosplayer...LOL
Ich hätte gern mal eine Fanart gesehen, die den süßen Flattermann auf dem umgedrehten Stuhl zeigt.
Gefällt mir gut, wie er mit seinem fedrigen Schicksal hadert, und schade, dass andere ihn nicht damit sehen können... die Gesichtsausdrücke hätten mir gefallen.
Ich werde später weiterlesen!
Von: abgemeldet
2004-11-03T17:04:29+00:00 03.11.2004 18:04
klasse! klasse! klasse!
dAS KAPI WAR ECHT GUT:::
draco mit 3 meter flügeln! *muss ich mir noch mal vorstellen*

*gg*
Von: abgemeldet
2004-10-14T22:19:01+00:00 15.10.2004 00:19
Malfoy ein Engel mit schneeweißen Flügeln ... das ist ja irgendwie himmlisch oder?!
Hm, nur das ist doch total beknackt, dass sich die Teile nicht an seine Kleidung anpassen.... Rennt er dann immer mit schlitzen in der Kleidung rum, oder muss er sich ständig neue Klamotten kaufen. Das wird ein verbrauch! ^^
*fg*


Zurück