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Erwärme mein Herz

von

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Geister aus einer anderen Welt

Helau!
 

Ja, die Faschingszeit (Karneval, für die Norddeutschen von euch...) ist schon angegangen und obwohl ich eigentlich der totale Faschingsmuffel bin, hab ich schon die erste Fete besucht! Bin als Geisha gegangen... *hihi*

Aber was red ich denn da!

Das hat ja gar nichts mit dem neuen Kapitel zu tun! ^____^
 

Also, erst mal kurz zum letzten. Ich glaube, das gab es eigentlich keine allzugroßen Beschwerden, oder?

Das ist gut, weil ich das Kapitel sehr mag.
 

Aber jetzt lest erst mal das neue und im Nachwort quatsche ich noch ein bissl weiter! Kapitel 21 ist ein bissl anders, es wird viel geredet, ja das ist eigentlich was hauptsächlich passiert. Es könnte sein, dass man ein bissl durcheinander kommt, bei all dem Gelabere, also genau lesen! *zwinker*
 

Bis zum Nachwort!
 

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Kapitel 21: Geister aus einer anderen Welt
 

Sie sah aus dem hohen Glasfenster, das sie ein wenig an den gotischen Baustil erinnerte, aufs Meer hinaus. Das Wasser war genauso blau wie auf der Erde und kleine, weiße Tupfer - Segelboote - bewegten sich darauf wie ein Sputnik im All.

Sie konnte den Hafen gut von hier aus sehen, ein betriebsamer Ort, dessen Stege sich weit in Palmenbesetzte Buchten hineinwanden.

Es war ein seltsam tröstender Anblick und vermutlich könnte man Stunden damit zubringen, einfach nur aus diesem Fenster zu blicken.
 

"Und sonst tut dir nichts wehr?", hörte sie Millerna im fachmännischen Ton fragen und zwang sich, ihre Augen von der See abzuwenden.

Van's Antwort war ein tiefes Knurren und Hitomi schmunzelte breit.
 

Sie befanden sich in Millernas Sprechzimmer, ein hoher Raum mit einer Gewölbedecke und all jenen Dingen, die man sich in solch einem Zimmer ausmalte:

Mannshohe Schränke, vollgestopft mit Fläschchen und Döschen, gefüllt mit allen erdenklichen Kräutern und Flüssigkeiten; ein robuster, abgekratzter Operations-Tisch, Stühle und ein kleiner Ofen mit einem Kessel darauf, zum abkochen von Wasser und Kräutertees.

Hitomi konnte auch einen kleinen bei-Tisch sehen, wo Skalpelle, Messer und andere gruselige Werkzeuge auslagen.

Die Bücher, die sauber aufgereiht auf einer Holzleiste standen, mussten wohl eine gutgemeinte Geste von Dryden gewesen sein, dem wohl belesensten Menschen den sie kannte.

Millerna schien die dicken Nachschlagewerke nur selten zu benutzen, da sich bereits eine dünne Staubschicht darauf gesammelt hatte...
 

Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Ärztin selbst, die immer noch über Van gebeugt da stand und einen kritischen Blick auf seine Augenbrauennarbe warf, als erwartete sie, sie könnte urplötzlich erneut zu bluten anfangen.

Da dies aber nicht passierte, fasste sie Van an die Stirn und gab ein gespielt überraschtes Geräusch von sich.

"Oh, ich glaube, du brauchst dringend Bettruhe!", scherzte sie und Van stieß ihre Hand grummelnd von sich.

Er murmelte etwas vor sich hin und Hitomi hätte schwören können, dass es "Dann müsste ich wenigstens nicht Dornfels gegenübertreten..." war.

Hitomi rollte die Augen gen Deckengewölbe und seufzte.
 

Van war aufgestanden und schien nun wieder ganz ausgeglichen zu sein.

"Können wir gehen?", fragte er und hielt Hitomi die Hand hin.

Sie war versucht, seinen großen, sonnengebräunten Wink entgegen zu nehmen, ihr Blick driftete jedoch erneut in jene Zimmerecke ab, wo Kagami auf dem Krankenbett lag.

Ihr kleines Mädchen schlummerte friedlich in Miguels alter Wiege dahin.

Bis jetzt hatte sie keinerlei Antwort auf die tausend Fragen erhalten, die ihre durch den Kopf schossen...

Nachdem Kagami aus dem Wald gestolpert war und von Hitomi Notiz genommen hatte, war sie sogleich - ob aus Erschöpfung oder Schock - in Ohnmacht gefallen und war gerade noch von Van daran gehindert worden, ihr Baby unter sich zu zerquetschen.

Sie hatten die Frau, die seltsam zerbrechlich und mager wirkte, in eine der Kutschen gebracht, das Baby in Kobe's Obhut gegeben und sich mit Tempo nach Astoria aufgemacht.

Hitomi hatte Van währenddessen kurz erklärt, wer die ohnmächtige Frau war, was er mit großem Interesse aufgenommen hatte.

Sie schienen regelrecht zum Palast geflogen zu sein!

Dort waren sie zwar freudig empfangen worden und niemand hatte ein Wort über Kagami verloren, aber Blicke gab es immer.

Millerna hatte sich sofort um Mutter und Kind gekümmert, sie gewaschen und ins Bett verfrachtet, dennoch saß Hitomi wie auf brennenden Kohlen.
 

Sie sah Van in die ernsten, braunen Augen und schüttelte den Kopf. Nein, sie musste hier bleiben!

Sowohl um auf Kagami's Erwachen zu warten, als auch mit Millerna zu reden, was sie sehr vermisst hatte.

"Geh du nur... Ich komme dann später...", meinte sie beschwichtigend.

"Ja, sieh mal nach, was die beiden Satansbraten so treiben...", bat Millerna ihn zusätzlich noch.

Mit den "Satansbraten" meinte sie Tomu und Miguel, die sich nach ihrer glücklichen Wiedervereinigung sofort daran gemacht haben, das gängige Palastleben auf den Kopf zu stellen.

Bis sie mit der Handelsflotte nach Zaibach aufbrechen würden, waren noch ein paar Stunden Zeit...
 

Van nickte mit zuckenden Mundwinkeln - er gönnte Tomu die Freude sichtlich - und verließ das Zimmer, jedoch nicht ohne Hitomi noch flüchtig zu küssen.
 


 


 

"Und wie geht es dir so?", fragte Hitomi dann ihre Freundin, die zwar wie üblich vor Schönheit strahlte, jedoch fehlte ihrem Anblick etwas: Der Bauch.

Millerna, die jetzt geschäftig ihre Pinzetten und Tupfer Abwusch, hatte vor knapp zwei Wochen entbunden.

Es war eine Spätgeburt, wie sie in Allens letztem Brief gelesen hatte, der erst knapp vor sieben Tagen in Farnelia eingetroffen war.

Der Grund dafür war jedoch simpel: Sie hatte nicht ein Kind geboren, sondern zwei, und anscheinend hatte sich die beiden nicht einigen können, wann sie nun das Licht der Welt erblicken sollten...
 

Hitomi hatte die Zwillings-Mädchen noch nicht zu Gesicht bekommen, aber Millerna bei ihrer Ankunft ausführlich dafür beglückwünscht.

"Ach, mir geht es bestens... die beiden kleinen Mäuse nehmen mich zwar ganz schön in Anspruch, aber das war ja irgendwie vorherzusehen...", sagte Millerna und polierte liebevoll eine große, silberne Zange, mit welcher man vermutlich vorzüglich faule Zähne ziehen konnte.

"Und Dryden? Er ist bestimmt glücklich..."

Jetzt lächelte sie und ihre dunklen, violetten Augen strahlten gutmütig.

"Oh ja... Er und Miguel sind ganz aus dem Häuschen über den Nachwuchs...", meinte sie.

"Wir sind beide sehr glücklich...", fügte sie überflüssigerweise hinzu und spülte eine kleine Glasflasche in der Waschschüssel aus.
 

Sie strich sich eine gewellte, blonde Haarsträhne mit dem Handrücken aus dem Gesicht und wandte sich mit fragender Mine an Hitomi.

"Hast du übrigens schon gehört? Der Anteil des astorianischen Königshauses hat sich erheblich minimiert, was die Reise nach Zaibach betrifft...", sagte sie seufzend.

Sie schien mit ihrer Arbeit fertig zu sein und nachdem sie ihrer immer noch schlafenden Patientin prüfend eine Hand auf die Stirn gelegt hatte, setzte sie sich zu Hitomi an den Tisch.

"Ach ja?"

Das interessierte Hitomi dann doch, weil sie sich schon ein wenig auf eine Art großen Familienausflug gefreut hatte.

Nichts anderes war es nämlich für sie, die Anwesenheit all ihrer Freunde.

"Mein Vater kann schon mal nicht mitkommen, was ich sowieso von Anfang an bezweifelt habe. Es geht ihm schon seit einiger Zeit sehr schlecht... Er kann kaum noch gehen, die Gicht hat all seine Gelenke verdickt und als er letzte Woche noch einen Herzanfall hatte... Naja, du kannst es dir ja denken..."

Sie machte eine ausschweifende Geste mit ihrer Hand und fuhr in einem fort: "Die nächstfolgende Begleitung wäre meine Schwester Eries und ihr Mann, wie du weißt. Doch das können sie auch vergessen..."
 

Hitomi runzelte die Stirn und fragte sich, was Eries wohl an der Reise hinderte.

"Sie ist erneut schwanger...", erklärte ihr Millerna.

"Aber es kam zu einigen Komplikationen. Ich vermute, das es an Eries' Alter liegt und ihrem Körper, der sich wiederum verändert. Sie ist erst im fünften Monat, wird aber von ständigen Krämpfen heimgesucht, die schnell in Wehen übergehen können und dann eine problemlose Frühgeburt zu vollziehen, fast unmöglich..."

Sie klang dabei so furchtbar nach Ärztin, dass Hitomi sie sich unmittelbar in einem weißen Kittel mit Schutzmaske vorstellen musste.
 

Millerna schien selbst zu merken, wie sie abdriftete und räusperte sich. "Jedenfalls ist Eries außer Gefecht und somit auch ihr Mann, der sie und die Kinder natürlich nicht allein lassen kann...", schloss sie resigniert.

Hitomi hoffte innerlich, dass das schon alles war, aber Millerna machte keine Anstalten aufzuhören.

"Und natürlich bleibe ich dann auch hier. Ich muss mich um Vater und Eries kümmern und natürlich um Jo und Yen, die mich auch brauchen..."

Jo und Yen waren Abkürzungen für "Joanne" und "Yenna", wie Dryden seine Töchter romantischerweise nach Romanfiguren benannt hatte.
 

Millerna löste ihren Zopf, sodass ihr ihre dichte, blonde Haarpracht über die Schultern hingen, nur um sie dann erneut zusammenzufassen.

"So bleiben also nur noch Dryden, Allen und der übliche Rest der Handelsflotte...", sagte sie fast entschuldigend und Hitomi spürte, wie sie Millernas Abwesenheit schon jetzt bedauerte.
 

Jedoch war da noch ein anderes Gefühl, das sich zusehends in ihr breit machte...

Eries, Millerna, Kagami...

Irgendwie schien es um sie herum nur noch so von Schwangeren oder frischgebackenen Müttern zu wimmeln! War das Zufall?

Nein, auch Millerna schien dies aufgefallen zu sein, weil sie jetzt beklommen mit ihren Fingernägeln in der Tischplatte kratzte.

Hitomi warf einen klaren Blick zu Kagami und ihrem Kind hinüber, dessen schwarzer Haarschopf aus der Wiege lugte.
 

Was war das nur für ein Phänomen?

Wenn man von Schwangeren oder kleinen Babys umringt war, dass man sich ebenso sehr wünschte, ein Teil dieses uralten Zyklus zu werden.

Zeugen - austragen - gebären.

Und dann zusehen, wie ein neues Leben heranwächst, ein Zeugnis der Liebe zweier Menschen, zumindest in den meisten Fällen.

Sie spürte ein leises Ziehen in ihrem Unterleib, jenem Ort, wo das Wunder geschah.

Was, wenn es schon so weit war?

Vielleicht war sie schon längst schwanger, ohne es zu merken?
 

Klar, es gab gewisse Anzeichen, natürliche Anzeichen, die darauf schließen ließen: Allmorgendliche Übelkeit, die Veränderung von Geruchs- und Geschmackssinn und nicht zuletzt das Ausbleiben der monatlichen Periode.

Hitomi legte eine Hand krampfhaft an ihren Bauch.
 

Falls es dazu kommen sollte - und wenn sie eine gesunde Frau war würde es in dieser Welt ohne jeglicher Verhütungsmittel irgendwann dazu kommen - was würde Van sagen?

Wie würde er reagieren?

Sie hatten das Thema Nachwuchs noch nicht einmal ansatzweise angeschnitten und wenn Hitomi darüber nachdachte, hatte sie das auch nicht für nötig befunden.

Es war ihr nicht in den Sinn gekommen... Ihr Glück mit Van hatte sie überrannt, aber jetzt, umgeben von den nackten Tatsachen...
 

Sie horchte in sich hinein, erforschte ihre Gefühle.

Er war eindeutig da, dieser Funken von Sehnsucht, der der Höhepunkt in ihrer Liebe zu Van sein könnte.

Sie war zwar schon so glücklich und doch wünschte sie sich einen Teil von dem Glück, das Millerna, Eries und auch Kagami schon erlebt hatten: Mutterglück.
 

Sie konnte es spüren, wie das bewusste Vorhandensein ihrer Gebärmutter oder beim Anblick von Millernas vollen, milchspendenden Brüsten, die wie reife Früchte in ihrem Mieder hingen.

Hitomi wünschte sich dieses Glück, es bereitete ihr fast körperliche Schmerzen!
 

Millerna, die sichtlich verstand was in ihr vorging, legte ihr eine Hand auf den Arm. "Ich habe von dir und Van gehört...", sagte sie und ein breites Lächeln huschte über ihre zarten Lippen. "Gehört oder gesehen?", hackte Hitomi nach und hob erwartungsvoll eine Augenbraue.

"Hm, eigentlich gehört, von Allen... Aber auch gesehen...", sagte sie und zwinkerte Hitomi zu.

Ja, wenn man nicht blind war, konnte jeder die Veränderung bei Van sehen und wie er mit Hitomi umging.

Hitomi hatte Allen tatsächlich in einem Brief davon geschrieben und er solle nicht so geschockt sein, wenn sie sich das nächste mal sahen.

"Du hat es geschafft, Hitomi...", lobte Millerna sie.

"Was?"

"Du hast Van's Herz erwärmt...", sagte sie und fixierte sie mit einem sehr violetten Blick.

Hitomi wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte, obwohl sie sich noch sehr gut an die Diskussion im Thronsaal des farnelschen Palastes erinnern konnte, bei der sie nach ihrer unmittelbaren Ankunft mit Allen, Millerna und Kobe "beschlossen" hatte, Van wieder zum Alten zu machen.

"Ich liebe ihn... Und ich war nie glücklicher...", gab sie offen zu und Millerna nickte beflissen.

"Ganz Gaia dankt dir dafür...", bemerkte sie ironisch und stand dann auf, um sich an ihrem Kräuterschrank zu schaffen zu machen.
 

"Willst du einen Tee?"

Sie wies auf den kleinen Wasserkessel. "Ja, gerne..."

Hitomi streckte ihre Glieder, die vom Reiten noch ein wenig eingerostet waren und fragte Millerna dann etwas, was sie schon länger wissen wollte.

"Wo du gerade Allen erwähnt hast... Wo ist er eigentlich?"
 

Allen hatte nicht zu ihrem Empfangskomitee gehört und sie fragte sich, wo er wohl steckte.

Millerna aber wusste bestens bescheid: "Er war die letzten Tage in Fraid... bei Cheat..."

Sie hatte den Namen des jungen Herrschers extra betont - und Hitomi wusste genau warum.

Sie und Millerna waren zwei der wenigen Menschen, die von Allens Geheimnis wussten, auch wenn es einem guten Beobachter nicht entgehen dürfte...

Cheat war Allens Sohn, nachdem dieser eine kurze Liason mit Millernas verstorbener Schwester Marlena hatte.

"Er hat es ihm doch nicht etwa gesagt?!", platzte Hitomi heraus, der dieser Gedanke schon öfter gekommen war.
 

Millerna schüttelte den Kopf.

"Nein, dies bezweifle ich..." Die Öffentlichkeit hatte keine Ahnung, dass in Wirklichkeit Allen Cheats Erzeuger war...

Wenn das herauskommen würde!

Ein Skandal!

Dabei fragte sich Hitomi erneut, ob es nicht schon längst jeder wusste. Schließlich war Cheat Allen wie aus dem Gesicht geschnitten! Die selbe edle und hochgewachsene Gestalt, das gleiche strohblonde Haar, die völlig identische lange, gerade Nase und diese Augen...

Augen so tief und so blau wie der Ozean draußen vor dem Fenster...
 

Hitomi hoffte inständig, dass nichts kritisches passiert war.

"Ist er freiwillig zu Cheat gegangen?", fragte Hitomi und beobachtete Millerna dabei, wie sie Wasser aufsetzte und grüne Teeblätter in die Tassen streute.

Sie drehte sich um und runzelte die Stirn: "So weit ich weiß, nein... Er wurde wegen irgendwelcher Schwertkampf-Dinge hinbeordert. Freiwillig würde sich doch niemals in Cheats Nähe begeben!"

Hitomi verstand.

Allen war ein großer Meister der Schwertkampfkunst, vielleicht sogar noch mehr als Van es war.

"Er war nachdenklich in letzter Zeit... War nur selten hier und hat sich irgendwo rumgetrieben. Ich habe aber nichts aus ihm herausbekommen...", erzählte Millerna weiter und räumte die Teedose wieder ordentlich in den Schrank.

Hitomi dagegen konnte sich schon denken worum es ging...

Um diese mysteriöse Frau...
 

Er tat ihr sehr leid, wenn sie daran dachte.

Der Schmerz und die tiefe Sehnsucht in seinen Augen, als er ihr davon erzählt hatte... Das konnte sie nicht vergessen.

Hitomi fragte sich immer noch, wer diese geheimnisvolle Unbekannte wohl gewesen sein mag und verfluchte Allen gleichzeitig dafür, dass er weder ihren Namen noch ihre Herkunft herausbekommen hatte.

So was war doch wichtig!

Vielleicht sogar die wichtigsten Fragen, wenn man jemanden kennen lernte...
 

Sie blickte geistesabwesend zu Kagami und ihrem Baby hinüber, als Millerna auch schon ein "Oh Nein!" ausrief und ihren Wasserkessel stehen lies.

Das Neugeborene, das laut Millerna gerade mal ein paar Wochen auf der Welt war, war mit glucksen und prusten aufgewacht und begann kläglich zu schreiben.

"Ist schon gut, Schätzchen...", sagte Millerna sanft und nahm das kleine Wesen aus der Wiege.

"Es muss furchtbar Hunger haben...", bemerkte Hitomi, die aufgestanden war, um Millerna im Notfall zur Hand zu gehen.

"Geht es ihr gut?", wollte sie wissen und betrachtete das kleine, süße Ding liebevoll.

"Ja, sie ist kerngesund...", bestätigte Millerna und wiegte das Baby sanft auf ihrer Schulter auf und ab.

Es stieß immer noch ein paar Klagelaute aus, schien sich allerdings langsam zu beruhigen.

"Wir müssen Kagami aufwecken...", folgerte Hitomi logischerweise und sah auf die zierliche Japanerin hinunter, die sich in ihrem Erholungsschlaf scheinbar nicht stören lassen wollte.

Millerna nickte und drückte Hitomi die Kleine abrupt in die Arme. "Ich will sie nur noch mal durchchecken..."
 

Hitomi war doch ein wenig überrumpelt und versuchte das kleine Gewicht richtig zu platzieren.

Sie hatte noch nie einen Säugling in den Armen gehalten...
 

Das Baby hatte jetzt aufgehört zu schreiben und nuckelte schmatzend an Hitomis Zeigefinger, welchen sie ihm aus einem Reflex heraus hingehalten hatte.

Sie hatte zum ersten Mal Gelegenheit das kleine Ding näher zu betrachten:

Es hatte zwar noch die typische, runzlige Gestalt eines Babys, die Pausbacken und die Stupsnase, aber es war eindeutig schwarzes, japanisches Haar, was da auf ihrem Kopf spross.

Hitomi war neugierige auf die Augen des Kindes, die es just in diesem Moment öffnete.

Sie waren so tief und so blau wie der Ozean...
 


 


 

Van ging den Marmorgefliesten Kreuzgang entlang, von wo aus man durch die schmalen Säulen hindurch einen herrlichen Blick auf den Palastgarten und das schimmernde, endlos weite Meer im Hintergrund hatte.

Anders als in Farnelia befand sich der Garten hier noch innerhalb des Schlosskomplexes. Die quadratische Rasenfläche war umgeben von hohen Mauern und er konnte auf perfekt zugeschnittene Palmen und Pappeln hinabblicken.

Da gefiel ihm das wilde Gewucher vor seiner Haustüre schon fast besser.
 

Nichtsdestotrotz wurde Van's Aufmerksamkeit aus den Springbrunnen gezogen, welcher mitten im Hofgarten stand. Dort tollten sich nämlich Tomu und Miguel mit großem Gekreische herum und versuchten sich gegenseitig ins kühle Nass zu schubsen.

Vielleicht sollte ich ein wenig hinzu helfen, dachte sich Van schmunzelnd und hielt schon Ausschau nach der nächsten Treppe, die ihn nach unten führen würde.
 

Doch sein Plan wurde ich vereitelt...

Der Ritter des Himmels kam gerade von der anderen Seite des antiken Kreuzganges und beim Anblick von Van hellte sich sein Gesicht merklich auf. "Allen! Na endlich!", begrüßte Van ihn gespielt tadelnd.

"Schön dich zu sehen Van...", erwiderte der gutaussehende blonde Mann.

Van konnte sich noch SEHR gut entsinnen, dass sie die letzten Jahre immer auf Distanz gegangen waren; jetzt aber war ihm das Schnuppe.

Zu Allens Verwunderung umarmte er ihn brüderlich und klopfte ihm fest auf den Rücken.

"Hitomi hat in ihrem Brief schon erwähnt, dass du dich verändert hast...", bemerkte Allen und räusperte sich.

Van ließ von ihm ab.

"Hat sie das?"

Er wusste, dass Hitomi mit Allen Kontakt hatte und hoffte, sie würde diskret mit ihren Berichten umgehen.

"Hm...", sagte Allen und lächelte.

"Ich hab's ja immer gewusst! Ihr zwei gehört zusammen und ihr würdet euch irgendwann zusammenraufen...", meinte Allen lauthals, als wüsste er tatsächlich über jedes Detail bescheid.
 

Van spürte, wie ihm eine trügerische Röte auf die Wangen kroch und er tat so, als würde er die Muster im Marmor betrachten.

"Wenn ich nicht so ein Idiot gewesen wäre, wäre es schon viel früher dazu gekommen...", sagte er matt.

Allen lachte und warf den Kopf zurück. "Das ist wohl war!"

Ihm hingen ein paar verwegene Strähnen aus seinem Zopf heraus, die seiner makellosen Erscheinung aber nichts anhaben konnten.
 

Van überging diese spöttische Bemerkung und stützte sich zum Ausgleich auf die steinerne Balustrade.

Sogleich begann er mit einem Themawechsel.

"Wo kommst du eigentlich her?"

Allen sah ihn an, als wunderte er sich, warum er es nicht wusste, ließ dann aber ein knappes "Aus Fraid" verlauten.

"Aha!", erwiderte Van und sein Instinkt befahl ihm, dass es besser war nicht näher darauf einzugehen.

"Wo ist eigentlich deine Herzensdame?", fragte Allen wiederum und warf Van einen Seitenblick zu, als erwartete er Hitomi als Klette an ihm vorzufinden.
 

Vom Brunnen her erklang jetzt ein lautes Platschen und ein schriller Schrei, der von Tomu stammen musste. Dann Miguels Rufe und Gelächter.

"Sie ist bei Millerna im Sprechzimmer, ich komme gerade von dort...", sagte er und wies auf den Gang hinter sich.

"Wie könnten gleich gemeinsam zurück gehen...", meinte Van an Allen gewandt. "Aber vorher mischen wir die beiden Jungs dort unten ein wenig auf!"
 


 


 

Hitomi musste sich sehr zusammenreißen, Kagami nicht nieder zu starren.

Sie hatten sie mühselig aufgeweckt und Millerna hatte ihr ihre kleine Tochter wortlos an die Brust gelegt.

Kagami stillte die Kleine jetzt unter dem wachen Auge von Millerna.

Hitomi schnaufte und schaltete innerlich einen Gang zurück.

Du wirst es schon noch erfahren, sagte sie sich und kniff ihre Augen zusammen.

Dennoch konnte sie nicht aufhören ihre Ex-Sekretärin zu beobachten.

Ihre Haut war jetzt nicht mehr ganz so kränklich grau und doch machte sie den Eindruck, als könnte sie augenblicklich wieder umkippen.
 

Als Hitomi sie das letzte mal gesehen hatte, war sie schüchtern wie immer vor ihrem Schreibtisch gestanden und hatte ihr mit roten Bäckchen ihre Kündigung unterbreitet.

Der Grund war zum einen ihre Schwangerschaft gewesen und zum anderen die Versetzung ihres Mannes nach Nagoya.

O.K, das war ja alles schön und gut, aber was zum Teufel machte sie dann hier auf Gaia?

Und warum hatte ihr Kind dieselben Augen wie Allen Shezar?

Diese Tatsache brannte sich in ihrem Gehirn fest und wurde zeitgleich von zahlreichen anderen Fragen umschwemmt. Es gab einen Zusammenhang und Hitomi hätte schwören können, die Antwort mit ein wenig Beihilfe zu erhalten.

Auch Millerna schien zu registrieren, dass irgendetwas nicht stimmte, obwohl sie die Augen des Kindes nicht gesehen hatte.

Sie warf Hitomi ständig warnende Blicke zu, da ihr wahrscheinlich ihre Unruhe anzusehen war.

Kagami hielt ihr Kind fest an sich geklammert und hatte den Kopf gesenkt.
 

"Geht es ihnen gut, äh... Fräulein?", fragte Millerna dann unsicher, als das Baby Anstalten machte, sich zu verschlucken.

Doch Kagami reagierte schon und legte sich die Kleine für ein Bäuerchen über die Schulter, wo es seufzend vor sich hin schmatzte.

Hitomi vergas für einen Moment all ihre brennenden Fragen und musste zugeben, dass die Kleine einfach nur süß war!

Obwohl noch so winzig und schwächlich, schien sie mit ihrer Anwesenheit den ganzen Raum zu erwärmen.
 

Kagami machte einen zufriedenen und erleichterten Eindruck, was Hitomi sehr gut nachvollziehen konnte.

Die Dimensionsreise mit einem Neugeborenen zu machten, musste sehr Kräftezehrend sein...

"Wie heißt die Kleine eigentlich?", fragte Millerna jetzt vorsichtig.

Es kam Hitomi komisch vor, dass ausgerechnet dies die erste Frage an Kagami war, die auch ihr weit hinten im Kopf herumgespuckt war, und doch schien es richtig zu sein.

"Alana...", war Kagami's Antwort und sie sagte es nur zu Millerna, ja, zwang sich, nicht zu Hitomi hinüber zu sehen.

Doch bei Hitomi war der Groschen gefallen...
 

Natürlich!

Jetzt passte alles zusammen!

Sie hatte jedoch keine Möglichkeit, dies auch den anderen mitzuteilen, da es jetzt den typischen Austausch an Fragen und Antworten zwischen Arzt und Patient gab.

Erst als Millerna es für vernünftig befand, dass auch Kagami eine Tasse Tee vertragen konnte und sich daher wieder ihrem Kessel zuwandte trat Hitomi aus dem sicheren Hintergrund, stellte sich direkt vor Kagami's Bett und zwang sie, sie anzusehen.

Sie brauchte Bestätigung!
 

"Wer ist der Vater des Kindes?", fragte sie laut, ohne auch nur irgendein grüßendes Wort an Kagami zu richten.

Diese sah jetzt verwirrt aus und nahm Alana - die zufrieden gerülpst hatte - von ihrer Schulter.

Kagami musterte Hitomi jetzt genau und begriff sofort, dass Hitomi wohl nicht ihren angetrauten Ehemann meinen konnte, der vermutlich auf der Erde war und von alledem nichts ahnte.

"Ein Mann namens Allen...", sagte sie genauso klar und laut.
 

Hinter ihnen zerschlug irgendein Gegenstand mit lautem Klirren auf dem Boden, vermutlich eine von Millernas Teetassen.

"WAS?!", rief diese ungläubig und kam mit wehendem Haar ans Bett gestürzt.

Kagami sah beide an, jetzt vollkommen ratlos.

"Ihr kennt ihn doch nicht etwa?"

"Und ob wir ihn kennen!", schrie Millerna schrill und wischte sich die Hände an ihrer Arztschürze ab, da sie sie offenbar mit heißem Wasser übergossen hatte.

"Er ist ein guter Freund von uns...", fügte Hitomi der Logik halber hinzu und wandte sich wieder an Kagami, obwohl sie ebenfalls ein unwohles Gefühl im Bauch verspürte, jetzt wo sie die unmittelbare Wahrheit kannte.

"Aber... aber wie? Wie ist es passiert? Woher kennt ihr Allen?", fragte Millerna weiter auf Kagami ein.

Die Arme stotterte nun etwas herum, bis Hitomi für sie antwortete.

"Er hat es mir erzählt, dass er sich in eine mysteriöse, schwarzhaarige Frau verliebt hatte. Ich konnte ja nicht ahnen, dass er dich damit meinte...", sagte sie und klang dabei viel zu sehr nach Chefin.

So wie früher...
 

Sie erklärte Millerna und der ebenfalls lauschenden Kagami im Groben, was Allen ihr vor rund 5 Monaten im Schlossgarten anvertraut hatte.

"Und jetzt möchte ich bitte deine Version der Geschichte hören...", verlangte Hitomi. "Sonst platze ich!"
 

Kagami nickte abwesend, verlagerte Alana in eine bequemere Position, schien aber nicht gewillt, etwas zu sagen. Stattdessen fragte sie abrupt: "Ist er hier? Allen?"

Ihre dunklen Augen bekamen einen sehnsüchtigen Ausdruck und Hitomi nickte knapp. "Ja, eigentlich müsste er hier sein..."

Kagami lächelte unmittelbar, ein kleiner Hoffnungsschimmer auf ihrem erschöpften Gesicht. Dann räusperte sie sich und begann langsam und stockend zu erzählen.

"Als ich das erste mal... ähm,... gereist bin... Das war vor sieben Monaten...", sagte sie und wurde sogleich von Hitomi mit einem eiligen Handwink unterbrochen.

"Vor sieben Monaten? Wie soll das gehen?" Sie deutete vielsagend auf das kleine Wesen in Kagamis Armen, von dem alle wussten, dass es normalerweise neun Monate im Bauch der Mutter verbrachte.

Wenn Hitomi also nachrechnete...

Ja, dann war es etwas anderes... Wenn Alana nach "Erdzeit" geboren war, die ja scheinbar langsamer verlief als auf Gaia, musste das Kind...

"Eine Frühgeburt...", ergänzte Millerna, die sofort kombiniert hatte, ihre Gedankengänge.

Kagami nickte knapp und schaute bedrückt auf Alana nieder. Dann ergab es natürlich Sinn...
 

Eine Frühgeburt also...

Deshalb war das Mädchen also so klein und schwächlich.

"Wie lange ist sie schon auf der Welt?", fragte Millerna, ganz sachlich. "Knapp 4 Wochen...", erwiderte Kagami schwach.

"Dafür ist sie aber sehr gesund...", sagte Millerna und lächelte.

Das schien Kagami ein wenig zu beruhigen und sie atmete tief durch. "Danke. Ich hatte so furchtbare Angst um sie!"
 

Sie nahm die kleinen, zerbrechlichen Finger ihrer Tochter in die Hand und diese packte sogleich kräftige zu.

"Erzähl bitte weiter...", drängte Hitomi dann und zog sich einen der Stühle heran. "Wie ist es passiert?"

Sie sah Kagami intensiv an und sie schien zu verstehen.

"Ich war mit meinem Mann im Urlaub, 3 Wochen auf Hokkaido. Zum Ski-fahren... Wir haben in einem kleinen Hotel gewohnt und als mein Mann nach einer Woche alleine ins Tal fahren wollte, um ein paar Besorgungen zu machen, bin ich spazieren gegangen... Ähm, es... es war bitterkalt und nach ein paar Minuten hat es schon wieder zu schneien angefangen... Aber ich wollte natürlich nicht gleich umkehren. So bin ich weitergegangen. Irgendwann wurde das Schneetreiben zu einem Schneesturm..."

Sie stockte und wischte sich geistesabwesend den imaginären Schweiß von der Stirn.

Anscheinend kam jetzt der interessante Teil, dachte Hitomi trocken.

Kagami redete weiter: "Ich wusste nicht mehr wo ich war! Mich fror fürchterlich, ich hatte keine besonders tollen Schuhe an und... ich wünschte mir nur, von dort wegzukommen..."
 

Hitomi hätte die auslösende Szene für die Reise etwas intensiver beschrieben und doch verstand sie, dass Kagami wohl noch etwas unter Schock stand.

"Und dann?"

"Ich war... plötzlich nicht mehr im Schneesturm. Ich kann mich noch an Licht, VIEL... Licht erinnern und dann war ich in einem grünen, dichten Wald und um mich herum haben Vögel gezwitschert und Insekten gesummt... Ich erinnere mich, dass es mir plötzlich viel zu warm war in meinem Wintermantel...", sagte sie betrübt. "Dann wurde alles schwarz um mich herum..."

Anscheinend neigte Kagami zu sofortigen Ohnmachtsanfällen...

"Und als du wieder aufgewacht bist, warst du umgeben von Katzenmenschen, nicht wahr?", fragte Hitomi und Kagami nickte nur. Sie schien sich schon nicht mehr zu wundern, warum Hitomi das wusste.

"Sie haben sich um mich gekümmert... Aber ich - ich war verschreckt, auch weil ich sie nicht verstanden habe... Nicht einmal Allen, als er am nächsten Tag im Dorf auftauchte...", sagte sie.
 

Jetzt war es an Hitomi, die Stirn zu runzeln.

"Du hast sie nicht verstanden? Wie meinst du das?" Sie wechselte einen ratlosen Blick mit Millerna und Kagami schüttelte den Kopf.

"Nein, aber das war nicht so schlimm...Wir haben uns auch so verständigt. Ich dachte zuerst, ich muss träumen, als ich diese fremde Welt sah - zeitweise dachte ich sogar, dass ich in dem Schneesturm gestorben war... Aber ich habe schnell gemerkt, dass dies doch die Realität war", meinte Kagami nur.

Hitomi dachte grummelnd an Allen, der "ich konnte sie nicht verstehen" etwas anders formuliert hatte. Sicherlich war die Sprachbarriere auch der Grund, warum er Kagami's Namen und Herkunft nicht erfahren hatte.

"Na gut, erzähl erst mal weiter, dann machen wir uns Gedanken darüber, warum du die gaianische Sprache nicht verstanden hast...", forderte Hitomi sie auf.
 

"Naja, Allen war zwei Wochen im Dorf... Wir haben viel Zeit miteinander verbracht und es ist einfach passiert! Wir haben uns ineinander verliebt... Ich weiß nicht, was ich mir gedacht habe... Ich meine, ich habe völlig vergessen, dass ich eigentlich ein anderes Leben habe! Es war..., - Ich habe so etwas noch nie gefühlt, und na ja...", sagte sie und machte eine ausschweifende Handbewegung, die vermutlich all jene intime Momente beschrieb, in welchen Alana gezeugt worden war...

Kagamis Wangen waren jetzt leicht gerötet.

"Und warum bis du wieder weg aus Gaia?", hackte Hitomi nach, die sich nicht vorstellen konnte, warum man seine große Liebe nach zwei Wochen schon wieder verließ...

Ha, große Liebe!

Allen und Kagami... Wer hätte das vermutet.
 

"Eines Abends hat mir Allen eine Ring geschenkt, mit einem purpurnen Stein..."

Hitomi ahnte schon, was kam...

"Allen musste am nächsten Tag wieder gehen und als er weg war, musste ich unwillkürlich an meinen Mann denken, den ich schon vergessen hatte. Ich glaubte, ihn verraten zu haben und schon im nächsten Moment war da wieder dieses Licht und ich war wieder in den Bergen von Hokkaido, vor unserem Hotel...", sagte sie betrübt und Abstoßung war in ihrer Stimme zu hören.
 

Hitomi versuchte, sich dies auszumalen...

Sie selbst hatte es damals spannend gefunden, dass es möglich war, zwischen Gaia und der Erde hin und her zu "reisen", obwohl sie von Anfang an gerne wieder nach Hause wollte.

Es war ihr wie ein Wunder vorgekommen!

Aber sie verstand durchaus, dass andere Menschen dies nicht so empfanden...

"Hast du verstanden, dass es der Stein war, mit dem du reisen konntest?", fragte Hitomi neugierig.

"Nein, aber ich habe es geahnt...", meinte Kagami.

Dann fuhr sie mit ihrer Geschichte fort: "Kurz bevor ich bei ihnen gekündigt habe, Kanzaki-san, habe ich gemerkt, dass ich schwanger war. Ich vermutete schon, ähm... das Allen der Vater war und bei der Geburt bekam ich Bestätigung dafür..."

Sie wies auf die nun geschlossenen Augen des Babys und blickte trübselig drein.

"Mein Mann hat mich verstoßen... Er wusste sofort, dass etwas passierte sein musste an jenem Tag, wo ich verschwand. Er dachte erst an Vergewaltigung...", sie quetschte das Wort mühsam hervor, "Aber ich erklärte ich, dass ich einen anderen Mann liebte, Allen... Und ich bin zurückgekehrt..."

Sie kämpfte jetzt mit den Tränen und biss sich auf die Unterlippe.

"Wie hätte ich es ihm beibringen sollen? Er hätte mir doch nie geglaubt, dass ich einer Welt gewesen bin, von wo aus man die Erde am Himmel sehen konnte! Ich hätte es nicht tun sollen! Was wenn Alana etwas passiert wäre?!", krächzte sie und wiegte ihr Kind krampfhaft in ihren Armen.
 

Hitomi bemerkte erst jetzt den Ring, den sie an ihrem linken Ringfinger trug.

Sie versuchte Kagami in die Augen zu sehen, doch diese hielt den Kopf gesenkt. "Und jetzt bin ich hier und kann alle verstehen...", fügte sie überflüssigerweise hinzu.

Hitomi hatte die gaianische Sprache sofort verstanden. Sie vermutete, dass es einen nahtlosen Übergang gab, zwischen der Sprache der Erde und jener auf Gaia. Obwohl...

Wenn sie ganz genau war, hatte Van die ersten Worte, die er ihr zugerufen hatte, in einer ihr unbekannten Sprache gesprochen... Bis der Drache in der Lichtsäule erschien... Dann hatte sie ihn verstanden....

Es war schon ein seltsames Phänomen!

Würde sie jemals eine Erklärung dafür finden?
 

Kagami schluchzte jetzt und Millerna warf Hitomi einen beklommenen Blick zu.

Hitomi nickte und setzte sich zu ihrer ehemaligen Sekretärin ans Bett, während Millerna endlich den Tee bereitete.

Hitomi legte Kagami zögerlich einen Arm um die Schulter.

Sie hatte sie noch nie so vertraut berührt. "Es ist schon gut... Du bist jetzt hier und dein Baby ist ein Sicherheit. Gaia ist zwar eine andere Welt, aber in vieler Hinsicht so viel schöner als unsere, jetzt wo Frieden herrscht... Es wird alles gut...", meinte sie tröstend, wobei sie sich nicht sicher war, ob Worte überhaupt helfen konnten...

Sie kamen ihr so überflüssig vor...

Kagami versuchte unter ihren Tränen zu lächeln und nahm den Trost dankend an.

Alana schmatzte im Schlaf, was ihnen beiden ein Lächeln aufs Gesicht zauberte.
 

"Vielen Dank, Kanzaki-san...", murmelte Kagami dann.

"Ach was...", sagte Hitomi und klopfte ihr auf die Schulter. "Erstens bin ich nicht mehr deine Chefin und zweitens..., nenn mich Hitomi..."

Kagami nickte, sosehr auf japanische Art, dass Hitomi noch mehr lächeln musste.

Dann stellte Kagami eine Frage, die IHR wahrscheinlich schon seit dem Morgen auf der Zunge lag: "Was machen sie eigentlich hier? Ich meine, ich war nach ein paar mal in der Firma, um meine Sachen zu holen und sie haben als Vermisst gegolten... Und woher kenne sie, äh... ich meine, woher kennst DU Allen?"

Hitomi pustete schnaufend ihren Atem aus.

"Oh, das ist eine verdammt lange Geschichte...", meinte sie und Millerna lachte von der anderen Seite des Zimmers.
 

Dann brach plötzlich Tumult im Zimmer aus.

Die Tür wurde aufgerissen (Was Hitomi erschrocken hochfahren ließ), wo sogleich Miguel und Tomu wie eine ganze Herde Elfefanten herein trampelten.

Sie kreischten und lachten wie die Irren und flüchteten sich jeweils hinter Hitomis und Millernas Rücken.

Der Grund für ihre Aufregung waren Allen und Van, die brüllend und Grimassen-schneidend hinter ihnen hergerannt waren.

Sie kamen ins Zimmer gestürzt und Allen blieb so abrupt stehen, dass Van gegen ihn knallte und wie ein Schiff auf Grund lief.

Allen hatte Kagami erspäht, die im Bett erstarrt war.

"Allen...", flüsterte sie und alle Geräusche im Raum, das keuchen der Jungen, Vans Flüche und Millernas Teegeklapper schienen augenblicklich zu verstummen.
 

Da war nur noch Allen und das strahlende Lächeln in seinem schönen Gesicht.

"Ich habe es immer gewusst...", flüsterte er zurück und seine Augen schwammen in einem Ozean aus Tränen, als er Kagami und seine Tochter in die Arme nahm.
 

----------------------------------------------------
 


 

Nachwort:
 

Puh, ich bin erleichtert, dieses Kapitel geschafft zu haben!

Nachdem mir klar war, dass Kagami wieder irgendwann im Plot erscheinen musste, brauchte das ganze ja ein bisschen Spektakularität (ihr Auftauchen am Ende von Kapitel 20) und einiges an Aufklärung.

Hätte das jemand von euch vermute? Dass SIE die Herzdame von Allen ist? *gg*

Wahrscheinlich nicht...

Dabei hätte ich gedacht, irgenjemand kommt drauf... *seufz*
 

Wie auch immer.

Kagamis Auftauchen, die Tatsache das sie ein Baby hat etc. erfordert einiges an Aufklärung, weshalb die vielen Gespräche in in diesem Kapitel praktisch unerlässlich sind. Ich hoffe, ich habe es einigermaßen überzeugend hingebracht, mit diesen ganzen Schwangerschaftzeiträumen, der Zeitverschiebung zwischen Gaia und der Erde (welche in dieser Geschichte ja vorhanden ist) etc.

ich hab fast selber den Faden verlohren, als ich das Teil AUF PAPIER, PER HAND geschrieben habe! Aber laut meiner Beta-Leserin versteht man alles...

(hoffentlich war diese Aussage mal nicht zu blauäugig...)
 

ok. wo war ich stehen geblieben?

Hm, Hitomi macht sich auch viele Gedanken, über die Mutterschaftssache, ihren Körper etc. Das ist auch unumgänglich... Stellt euch mal vor, IHR wärt in ihrer Verfassung, hä?

Ich wollte das so autentisch wie möglich machen und eigentlich hätte sie ja schon viel früher über solche Sachen nachdenken müssen, aber irgendwie hat es jetzt erst gepasst... *gg*
 

Wie war es denn für euch? Spannend?

War es überraschend, dass Kagami Allens Auserwählte ist und dass Alana seine Tochter ist? Würde mich interessieren...
 

Als ich das Kapitel überarbeitet habe, hatte ich den Eindruck, dass Hitomi es viel zu "cool" hinnimmt, dass Kagami auf einmal hier ist, dass da viel mehr Fragen auftauchen müssten usw. Ich habe es auch ein wenig verbessert aber ich denke, dass Hitomi einfach zu geschockt war, um auf die Arme Kagami näher einzugehen.

sie wollte nur wissen, was SAche ist!
 

Oh ja, ehe ichs vergesse!

Die Sache mit der Sprache! Ich musste mir einen vernünftigen Grund ausdenken, warum Allen weder Kagamis Namen noch ihre Herkunft erfahren hatte, denn egal wie verliebt man ist, das spielt doch irgendwo ne Rolle oder?

Also ist mir die Sache mit der Sprache eingefallen. Ich habe dafür auch eine einigermaßen logische Erklärung, also warum Hitomi die Sprache (fast) von anfang an verstanden hatte, warum sie Tomu sofort verstanden hatte und warum Kagami das eben nicht hatte, bei ihrer ersten "Reise".

Allerdings willich das hier noch nicht verraten...

die Aufklärung erfahrt ihr in Kapitel 24 oder 25 mal sehen...
 

ok. das wars erst mal.

Ich hoffe, ihr kommentiert dieses Kap ein bisschen!
 

Bis zum nächsten Mal!
 

eure, Chiyo-san
 


 

Wichtige Mitteilung zum Schluss:

Nachdem ich die "Karte von Gaia" erst als Fanart hochladen wollte, die dann aber nicht von Animexx "genehmigt" wurde, ist sie jetzt in meinem Weblog!

Wenn ihr also in meinen Steckbrief geht, den Weblog besucht, müsstet ihr das Bild finden!

Ich hoffe es doch! Wer es gesehen hat, bitte gebt mir euren Senf dazu!

Danke schon im Vorraus! ^_____^



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Zuckerknopf
2006-02-03T18:41:42+00:00 03.02.2006 19:41
Karte? Wo? Ich finde die nicht... Wo kann man die anschauen?

Die Überraschung mit Kagami ist dir gelungen. Also ich hab das echt nicht vermutet. Das mit der Zeitverschiebung hab ich aber noch immer nicht so ganz raus... Wo läuft die Zeit jetzt nochmal schneller? Und wie war das mit dem Katzendorf? Ich hab das wohl schon vergessen ^.^°
Bin schon gespannt wie es weiter geht. Vor allem wenn es wieder darum geht, das sie nach Zaibach reisen. Irgendwie bin ich neugierig wie und was mit dem Dornfels ist. Der ist echt komisch , der Typ.
Und das mit der Sprache verstehe ich nicht. Hat das was damit zu tun, das wenn man da länger bleibt man alles versteht? Oder wenn man wichtig ist? Oder muss man da mit einem Dachenstein reisen?

Ich finds süß das Milerna 2 Mädels hat. Zwillinge sind immer so knuffig. Hoffentlich kann man bald mehr über die beiden lesen ^.^

Okay. Zum Schluss noch mal danke fürs Bescheid geben. Das ist echt super von dir! Ich freu mich schon auf den nächsten Teil.

Gruss
Mai
Von:  _Feena_
2006-02-01T20:08:27+00:00 01.02.2006 21:08
Oi....
wieso kriegb ich erst jetzt bescheid das ein neues kappi dan ist????
ich korrigiere: DREI neue kappis *.*
die waren ja soooooooooo genial!
ich fand sie (wie immer) sau gut geschrieben!
und du hast echt tolle ideen!
hat echt spaß gemacht es zu lesen!
ich hoffe du schreibst schnell wieter!
HDGDL
Feena90
Von: abgemeldet
2006-02-01T19:25:16+00:00 01.02.2006 20:25
also dass nenne ich mal ein langes nachwort. respekt (gillt sowohl fürs nachwort als auch fürs kapitel) was kagami angeht denke ich dass ich schon ne ganz ganz ganz ganz ganz kleine auhnung hatte die war aber dann so winzig dass ich sie fast nicht wahrgenommen habe *g* schreib auf jedenfall schnell wieder weiter und ich würd mich freuen wenn du mir ne ens schreibst wenns wieder weiter geht biss denne
dat nabukulein
Von:  Lorelei89
2006-02-01T16:08:57+00:00 01.02.2006 17:08
hey das war ein klasse kapi und mach dir keine sorgen man hat alles verstandten also ich zumindestens ^^ die anderen bestimmt auch^^ ich hoffe du super schnell weiter schreiben tust ich möchte nämlich unbedingt wissen wie es weiter gehen tut^^

bye bye

deine lorelei89


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