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Der Sohn des Falken

Wer bin ich wirklich?
von

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Gefangenschaft

Wir schreiben das Jahr 1856, nach darkonischer Zeitrechnung 7.30 Uhr.

Die Sonne stieg in ihrer gold-orangenen Farbe über die Wipfel der Bäume und in der Morgendämmerung konnte man somit ein kleines Fachwerkhaus erkennen, das an einem kleinen Bach lag. Im Licht der Sonne glitzerte das Wasser und Libellen schwebten darüber. Hinter dem Haus hörte man das Klappern eines Wasserrads, welches in regelmäßigen Abständen Wasser schöpfte.

Nun trafen die wohlig-warmen Sonnenstrahlen auch auf eines der Fenster des Hauses und schienen einem Jungen, gerade 17 Jahre alt, ins Gesicht. Dieser schlief noch tief und fest. Sein langes, schwarz-braunes Haar lag wie Seide auf dem kleinen Kissen und seine Gesichtszüge waren denen eines Falken gleich. Er ruhte friedlich bis die schwere Holztür seines Zimmers aufgestoßen wurde. Diese knallte mit einem Rumms gegen die Wand und der Junge stand sofort senkrecht im Bett. "Arithon, wie oft willst du eigentlich noch verschlafen?!" In der Tür stand ein, etwa 45-jähriger, Mann mit leichtgewellten, schulterlangen, blonden Haaren und einem Bart im Gesicht. Er war von großer Statur, trug einfach Kleidung und stemmte seine kräftigen Hände in die Hüften.

Arithon blickte ihm ins Gesicht. "Es tut mir Leid Vater...Es wird nicht nochmal passieren." "Kind, das sagst du immer und jedes Mal auf's Neue geschieht es wieder." Der Alte seufzte und schüttelte den Kopf. "Jetzt sieh zu, dass du fertig wirst. Wir haben heute noch viel vor..." Mit diesen Worten verschwand Arithon's Vater wieder genauso plötzlich, wie er gekommen ist.

Schnell stieg der Junge aus dem Bett. Jetzt sah man erst wie groß und schlank er war. Er hatte ein beiges Hemd und eine weite, schwarze Hose an, die am Saum etwas zerrissen war.

Arithon huschte zu einem kleinen Tisch der im Zimmer stand und füllte die hellbraune Tonschale mit Wasser, das sich in einer großen Karaffe befand. Er schöpfte etwas Wasser mit seinen Händen und wusch sich das Gesicht. Kaum hatte er das getan, eilte er aus dem Zimmer zur Haustür und zog sich hastig seine Stiefel an. Arithon wusste, dass sein Vater es hasste lange zu warten.

Deswegen rannte er so schnell es geht über den kleinen Vorhof hinter das Haus. Und ja, sein Vater, Luthien war sein Name, wartete schon ungeduldig mit zwei Schwertern in der Hand. Als Arithon ihn sah, senkte er ein wenig den Kopf. "Hier bin ich. Wir können nun beginnen Vater..." Luthien nickte und warf ihm ein Schwert zu. Der junge Arithon reagierte sofort, hob den Kopf und fing die Waffe geschickt am Griff.

Sein Vater machte es immer so, seit 13 1/2 Jahren schon. Arithon konnte sich noch nie erklären warum er im Schwertkampf oder Bogen schießen unterrichtet wurde, da es für ihn eigentlich nicht nötig war. Der Junge führte ein Leben, frei von Sorgen, an der Grenze Darkonias. Zusammen mit seiner Mutter und seinem Vater. Und dennoch übte er jeden Morgen, so wie an diesem Tag.

Kaum hatte er das Schwert sicher in seiner rechten Hand, ging Arithon in Kampfstellung. So verharrte er einen kurzen Moment und konzentrierte sich auf den Angriff. Dann packte er seine Waffe etwas fester und stürmte auf Luthien zu. Arithon holte weit mit dem Schwert aus und griff mit einem sauber ausgeführtem Schlag seinen Vater an.

Dieser allerdings wehrte den Angriff seines Sohnes ab und die Klingen der beiden Schwerter kreuzten sich. "Arithon, mein Junge...Man kann deine Attacken viel zu leicht voraus sehen! Wenn das so bleibt wirst du mich oder Andere nie besiegen!" Luthien sah ihn ernst an während er das sagte. Dabei vergaß er trotzdem nicht seine Verteidigung und hielt fest gegen Arithon's Schlag an.

"Das sagst du so leicht, Vater! Aber ich habe wirklich keine Ahnung, wie ich das anstellen soll!" Verbissen versuchte er eine Lücke in der Verteidigung seines Vaters zu finden, um diese zu durchbrechen, aber vergebens. "Arithon, ich trainiere dich jetzt schon 13 1/2 Jahre und du weißt es immer noch nicht..." Er seufzte.

"Wenn du es mir beibringen würdest, wäre das Problem gelöst!", fauchte der Junge seinem Alten ins Gesicht. "Ich kann es dir nicht lehren, du musst es selbst herausfinden...Aber um mich zu besiegen solltest du nicht nur deine Kraft, sondern auch mal deinen Verstand einsetzen!"

Arithon knurrte, lies sich aber die Worte seines 'Lehrers' durch den Kopf gehen. Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen und er grinste hämisch in sich hinein. "So, ich soll also meinen Verstand einsetzen...? Gut, das kannst du haben Vater!", dachte er und mit einer katzenähnlichen Wendig-und Schnelligkeit zog er Luthien ein Bein weg, sodass dieser ins Straucheln geriet. Diese Gelegenheit nutzte Arithon aus. Er setzte erneut zum Schlag an und zielte direkt auf die Kehle seines Vaters. Doch noch kurz bevor die Klinge den Hals berührte, hielt der Junge inne. "Gewonnen.", grinste er und sah Luthien an. Der stand mittlerweile wieder fest auf den Beinen und blickte auf die Schwertklinge, die vielleicht nur einige Millimeter vor seiner Kehle gestoppt war. "Du musst besser auf deine Deckung achten, Alterchen..." Arithon senkte sein Schwert und ging an seinem Vater vorbei, immer noch grinsend. Er lehnte seine Waffe an die Hauswand, schlenderte dann aber weiter zum Stall.

"'Alterchen'? Du nimmst dir jetzt ja ganz schön was heraus, nur weil du das erste Mal gegen mich gewonnen hast, in den ganzen Jahren. Und komm sofort wieder her, wir sind noch lange nicht fertig!" Man hörte deutlich, dass Luthien nicht sonderlich begeistert von seiner Niederlage und dem Verhalten von Arithon war.

Inzwischen stieg der Gewinner auf seine braune Stute, Epona. Er hatte seinem Vater nur teils zugehört und ritt, wie immer ohne Sattel und Trense, aus dem Stall.

"Reg dich ab, Vater. Du bist doch sonst nicht so ein schlechter Verlierer." Er konnte nicht anders, Arithon musste ihn einfach schadenfreudig anlächeln. "Und Vater, ich habe keine Lust mehr...Bis heute Abend!" Schnurstracks ritt er an ihm vorbei und preschte mit einem ungeheurem Tempo über das weite Grasland in Richtung Dorf.

Luthien wollte ihm gerade wiedersprechen, aber da war er auch schon weg. "Er hat auch nur noch diese Talith im Kopf; und er vernachlässigt seinen Unterricht.", knurrte er etwas sauer.
 

Im Dorf angekommen, ritt Arithon sofort zum Marktplatz, in dessen Mitte ein Brunnen stand. Der Platz war Montags um die Uhrzeit nie gut besucht. Es liefen nur vereinzelt Leute herum, die erst jetzt von der Arbeit nach Hause kamen, wie zum Beispiel Mienenarbeiter.

Arithon aber sah noch jemand anderes. Ein Mädchen in einem blauen, knielangen Kleid, blonden Haaren und einem wunderschönen Gesicht. Sie war etwa in dem gleichen Alter wie er.

Mit einem Lächeln auf den Lippen stieg Arithon von Epona und ging auf sie zu.

"Da bist du ja endlich! Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr...!" "Entschuldige, mein Vater hat mich aufgehalten. Du kennst ihn doch Talith." Nun stand er vor ihr und sah Talith in ihre grau-blauen Augen. "Hat er dich schon wieder zum Training abkommandiert?", fragte sie und setzte sich auf die Mauer des Brunnens. "Ja, wie jeden Morgen..." Arithon seufzte und setzte sich neben sie. "Warum er das macht würde ich gerne wissen...", fügte er noch hinzu und stützte den Kopf auf seine rechte Hand.

"Hast du ihn schon mal diesbezüglich gefragt?" Talith blickte fragend zu ihrem Freund. Natürlich du Schlaumeier!" Arithon schnippte ihr gegen die Stirn. "Auf die Idee bin ich auch schon gekommen, aber mein Alter will es mir ja einfach nicht sagen. Alles macht er so kompliziert...Und meine Mutter macht's genauso." "Du kannst einem echt Leid tun, bei solchen Eltern." Das blonde Mädchen lehnte ihren Kopf an die Schulter von Arithon. Er errötete etwas. Noch nie war ihm Talith so nahe. "Naja, von der Sache abgesehen, äh, sind sie eigentlich ganz in Ordnung.", stotterte er vor sich hin. Als Talith zu ihm hoch sah, fiel ihr sofort seine Gesichtsfarbe ins Auge. "Arithon, du bist so rot." Sie hielt ihm die Hand auf die Stirn. "Hmm, Fieber hast du aber nicht.", stellte sie fest.

"Talith, ich habe nichts...", versicherte der Junge. "Aber sag mal, hast du vielleicht Lust auf einen Ausritt?", fragte er sie lächelnd und sah kurz zu Epona. "Da fragst du noch? Natürlich!", bekam Arithon sofort als Antwort und Talith sprang voller Freude auf. Nun stand auch er auf und machte sich gemeinsam mit ihr auf den Weg zu seinem Pferd. Arithon strich Epona über den Hals und half dem Blondschopf auf sie zu steigen. "Sitzt du gut?", fragte er lächelnd. "Ja, aber es ist ungewohnt, so ganz ohne Sattel und Zaumzeug.", antwortete Talith und sah hinunter zu Arithon. Dieser schwing sich, kurz danach, mit Leichtigkeit auf seine Stute. Er saß nun hinter dem Mädchen und legte einen Arm um ihre Taille um sie zu halten. Mit der anderen hielt er sich an Epona's Mähne fest. "Wenn man es oft genug macht, ist das kein Problem." Arithon blickte kurz zur Seite und merkte dabei nicht, wie glücklich Talith lächelte.

Sie hatte sich schon oft gewünscht einmal so mit ihm zu reiten, aber nie hätte sie gedacht, dass es einmal wahr wird.

"Also, sollen wir los?", hakte Arithon nach und sah wieder nach vorne. Talith nickte bestätigend. "Worauf wartest du noch?", grinste sie. "Nun gib ihr schon die Sporen!" Das blonde Mädchen konnte es kaum erwarten und lächelte voller Vorfreude.

Wenige Sekunden später drückte Arithon seine Hacken in die Seiten des Pferdes. Dabei stieg Epona und wieherte laut. Talith erschrak und verlor fast den Halt, doch der Junge hinter ihr hielt sie so gut fest, dass ihr nichts passierte.

Als die Vorderhufen des Pferdes wieder sicher auf dem Boden standen, wendete Arithon und galoppierte gen Süden. In Richtung Felder, dessen Weizen gold-gelb in der Sonne strahlte.

Wie sehr Arithon das doch liebte. Diese Momente würde er für nichts in der Welt hergeben. Deswegen hasste er den Unterricht bei seinem Vater, er kam kaum noch dazu den Morgen in Darkonia so zu beginnen.

Als sie so an den Feldern entlangritten, verlangsamte er das Tempo, sodass Epona nur noch trabte. "Wie gefällt es dir Talith?", fragte Arithon dann mit ruhiger Stimme. "Es ist wunderschön..." Talith drehte ihren Kopf zu ihm und strahlte ihn an. "Das freut mich.", sagte Arithon schließlich und erwiderte ihr strahlendes Lächeln. Dann blickte er wieder auf. "Sieh mal...", sagte er knapp und richtete den Blick auf eine riesige Blumenwiese. "Lass uns bitte dahin reiten, ja?" "Okay, wenn du es willst." Arithon hätte ihr so oder so keinen Wunsch abschlagen können, dafür mochte er sie viel zu sehr. Also lenkte er Epona zur Wiese. Als die Stute das frische, grüne Gras sah, legte sie gleich einen Zahn zu.

Als sie ankamen stieg Arithon als erstes vom Pferd und hob Talith sanft herunter. Für ihn war das eine Leichtigkeit, denn er hatte kräftige Arme genau wie sein Vater, und das Mädchen war ein Leichtgewicht. Arithon setzte sie langsam ab und sah ihr in die Augen. "Danke Arithon..." Talith konnte nicht anders und sah ihn ebenfalls an. Als sie merkte, dass sie mit der Zeit rot wurde, drehte sie sich schnell zur Seite und ging langsam in die Mitte des Blumenmeeres. Dort setzte sie sich ins Gras und pflückte sich einige Mohnblumen. Arithon, der es natürlich trotzdem mitbekam, blickte zu ihr und entschloss sich, sie vorerst nicht auf ihr Verhalten anzusprechen. Dennoch wollte er Talith wenigstens etwas nahe sein. Der Junge begab sich kurzerhand zu dem Blondschopf und legte sich neben sie auf den Boden. Er schloss die Augen und genoß die warmen Strahlen der Sonne auf seiner Haut. Mit den Händen strich Arithon über das Gras und auf seinen Lippen breitete sich ein glückliches Lächeln aus. Da lag er nun, in mitten einer Blumenwiese und neben ihm das Mädchen, das er am meisten mochte. Und sie mochte ihn auch, sehr sogar.

Talith sah unterdessen wieder zu Arithon und rückte etwas näher zu ihm.

"Arithon...?", begann sie zu sprechen und beugte sich leicht zu ihm hinunter. Ihre Stimme klang sanft und doch etwas nervös, als wenn sie sich nicht sicher wäre, ob sie das Richtige tat.

Der Angesprochene öffnete wieder seine Augen und er konnte Talith nun genau ins Gesicht sehen. "Hmm? Ist etwas Talith?" "Also nein, ich meine doch...Also,...ich muss dir etwas sagen.", stammelte sie und die rote Farbe kehrte in ihr Gesicht zurück. "Und zwar...", stotterte sie weiter, doch Arithon legte ihr sachte den Zeigefinger auf die Lippen. Dann setzte er sich langsam auf und kam ihrem Gesicht mit dem seinen immer näher. "Dein Verhalten spricht Bände...Du brauchst mir nichts sagen..." Kurz darauf lagen Arithon's Lippen bereits auf denen Talith's und er küsste sie zaghaft-zärtlich. Talith wusste im ersten Moment nicht wie ihr geschah, erwiderte dann aber den Kuss und schloss die Augen. Die rechte Hand des Jungen wanderte schließlich zu ihrer Wange und strich sanft darüber, mit der anderen stützte er sich vom Boden ab.

Als sich Talith wieder von ihm löste, blickten sie sich eine Zeit lang in die Augen, glücklich.

Beide schienen es noch nicht fassen zu können, aber es war für sie der wohl schönste Moment in ihrem ganzem Leben. Und eines sah man deutlich in ihrem Blick: Sie wollten nie mehr von einander getrennt sein.
 

An einem anderen Ort, der Festung Gilgar, im weitesten Norden Tysan's, hörte man Schreie aus den Verließen ertönen. Voller Qualen und Schmerzen.

Durch die Flure der Burg schritt ein recht junger Mann mit schwarzem Umhang, Stiefeln und Handschuhen. Er trug einen feuerroten Harnisch und eine braune Hose, an deren Gürtel ein Langschwert befestigt war.

Seine Haare waren in der Dunkelheit der Korridore fast nicht zu erkennen, aber sie schienen recht kurz.

Hinter ihm liefen zwei weitere Männer, die allerdings lange Kutten trugen und bei weitem einen schwächeren Eindruck machten als ihr Vordermann.

"Wie sieht es aus, haben sie schon was gesagt?", fragte der junge Mann mit knurrender Stimme und verengte seine, so oder so schon, schmalen Augen zu kleinen Schlitzen. "Nein, mein Herr, ich bedaure...Sie schweigen noch immer.", kam es von einem der zwei Lakein. "Um alles muss man sich selber kümmern, nur weil ihr zu wirklich nichts nütze seid!", keifte der Herr die beiden an und ballte die Fäuste. "Ihr wisst ganz genau, dass ich ohne die Aussage der beiden niemals meinen Traum erfüllen kann!" "Verzeiht Herr...Doch wir haben wirklich schon alles versucht. Und dennoch schweigen sie und stecken alle Schmerzen weg, als wären sie nichts." Der Mann im Harnisch blieb kurzerhand stehen und dreht sich zu seinen Bediensteten. Er sah sie mit funkelnden Augen an und begann langsam zu sprechen. "So, ist das wahr...?" Ein gemeines Lächeln legte sich auf seine Lippen. Dann griff er beide am Kragen ihrer Kutten. "Ich habe genug von euren elenden Ausreden!" Während er sie ansah, leuchtete in seinen Augen das Feuer der Verachtung und des Zornes. "A-Aber Herr, wir würden euch niemals anlügen...", stotterten beide und erwiderten ängstlich den Blick ihres Meisters. "Ihr seid ja so jämmerlich.", knurrte er verächtlich und ließ sie grob los. "Geht mir aus den Augen, ich brauche euch nicht mehr..." Der Mann wandte sich wieder um und sein schwarzer Umhang wehte durch den Luftzug in die Gesichter der Lakein. "...Nie mehr!", fügte ihr Herr noch hinzu und verschwand in der Dunkelheit des Flures. Er schritt in einem zügigen Tempo zu den Verließen die im Keller der Festung lagen. Der Weg dorthin war lang und wurde einzig und allein durch Fackeln beleuchtet die an den kalten und nassen Steinwänden hingen.

Vor einer alten Holztür mit rostigem Schloß blieb er schließlich stehen und öffnete sie mit einem kräftigem Ruck. Mit Knarren und Quietschen ging sie auf und der Mann trat ein.

"Graf Darpir, mein Herr.", begrüßte ihn ein weiterer schwarzgekleideter Bediensteter und verneigte sich vor der Herrschaft. Darpir beachtete ihn nur mäßig, denn sein Blick fixierte zwei Männer, einer in etwa 20 und der andere circa 50 Jahre alt, beide an die Verließwände gekettet. Die beiden waren in einem erbärmlichen Zustand, abgemagert und übersät mit Verletzungen. Ihre Köpfe hingen schlapp und kraftlos zu Boden.

"Wie kann man nur so stur sein?" Der Graf schüttelte voller Unverständnis den Kopf. "Das kann ich dir gerne sagen, Darpir. Ich will nicht, dass er dir in die Hände fällt und deshalb werde ich nicht reden." Der Ältere sah weiterhin zu Boden, klang aber dennoch willensstark. "Für dich immer noch Graf Darpir, Lysaer!" Darpir zog sein Schwert und hielt es an die Kehle Lysaer's. "Verstanden?" Der Graf fuhr mit der Klinge über die Haut am Hals und langsam quoll Blut aus der Schnittwunde.

"Und für dich immer noch König Lysaer..."; sprach der Alte und hob den Kopf. "Töte mich nur. Lieber das, als ihn zu verraten." "Ich wäre ein vollkommener Idiot, wenn ich dich töten würde...", ertönte die finstere Stimme Graf Darpir's erneut und er grinste, fies wie immer.

"Das seid ihr auch so schon! Das brauchtet ihr nichtmal so beweisen!" Der Jüngere blickte auf und sah dem Grafen direkt in sein blasses Gesicht. "Hütet eure Zunge, Prinz Falcon...Oder ich reiße sie euch hinaus!" Zornig und mit, vor Wut, leuchtenden Augen funkelte er den jungen Prinzen an, ohne dass er einmal den Blick abwand. "Tut es doch! Dann bleibt es für immer ein Rätsel wo sich Dharkaron aufhält...Der Sohn des Falken und Thronerbe Fedora's! Solange er noch lebt, werdet ihr nie an die Macht kommen, Graf Darpir!" Falcon fauchte geradezu und hielt dem Blick seinem Mann gegenüber stand. Dieser knurrte und ballte seine linke Hand zur Faust, mit der anderen hielt er weiterhin sein Schwert fest.

"Oh, habe ich einen wunden Punkt getroffen?", hakte Falcon hämisch nach und grinste Darpir an. Der Graf steckte sein Langschwert zurück in die Scheide und trat einen Schritt näher an den Prinzen heran. Getrieben von Zorn und Wut schlug er Falcon hart in sein Gesicht. "Wag es nicht nochmal so mit mir zu sprechen!!", brüllte er und er sah den Sohn Lysaer's an. Wenn Blicke töten könnten, wären sie beide sicher schon tot und blass zu Boden gegangen. Abgesehen davon, dass Dapir schon leichenblass war und Falcon an der Wand festhing. Keiner der beiden wollte den Blickkontakt abbrechen und so seine Unterwürfigkeit unter Beweis stellen. Die Stimmung im Kerker war angespannt und man konnte fast schon meinen, dass Blitze zwischen dem Prinzen und dem Grafen zuckten.

Der Einziege der sich formal aus der Sache raushielt war Lysaer. Er blickte zu Boden, hoffnungs-und mutlos. Für ihn schien es bereits aus zu sein, noch bevor es richtig begonnen hatte. Der König konnte seinen Sohn nicht verstehen. Wie konnte er jetzt noch so voller Mut sein und Darpir wiedersprechen, wo die Lage doch ausweglos erschien?

"Der Klügere gibt nach.", schmunzelte schließlich Falcon und wandte seinen Blick ab. "Außerdem kann ich deine ekelhaft blasse Fratze nicht mehr ertragen. Da bekommt man ja was mit den Augen!"

Wieder fing Graf Darpir an zu knurren und er verließ so auch das Verließ. In der Tür blieb er allerdings nochmal kurz stehen. "Überlegt es euch, meine Herrschaften. Ansonsten werde ich zu härteren Mitteln greifen!" Dann ging er die steinernen Treppen hinauf in sein Arbeitszimmer. Dieses lag im obersten Stockwerk der Festung, im Nordturm. Dort angekommen stellte sich die Grafschaft vor das große Fenster, das dem Raum das einziege Licht spendete, und sah hinaus in die Ferne.

Nie hätte er gedacht, dass die beiden so stur bleiben würden. Andere seiner Gefangenen hätten schon seit langem geredet, denn die Foltermethoden waren nicht gerade die sanftesten.

Der schwarze Graf, so wurde Darpir auch genannt, war so langsam mit seinem Latein am ende und er wusste nicht was er noch alles anstellen sollte, damit die beiden Herrschaften im Verließ endlich mit der Sprache herausrückten. Nachdenklich schloss er die Augen, ihm musste eine effektive Methode einfallen die Wahrheit aus Falcon oder aus Lysaer heraus zu kitzeln. Darpir wusste, dass der König keine Hoffnung mehr hatte, das konnte er ihm deutlich ansehen...Aber Falcon! Er wehrte sich heftig und konterte geschickt. Dieser junge Mann würde ihm bestimmt noch Probleme machen, darüber war sich der Graf im Klaren.

Noch immer von der einen Frage gequält lief Darpir, mit verschränkten Armen, von einer Seite des Zimmers zur Anderen. Schon oft musste er Leute foltern um an die Wahrheit zu gelangen, da kannte der schwarze Graf auch keine Skrupel, aber diesmal war es eine schwerere Angelegenheit als sonst. Darpir fiel nichts, aber auch wirklich nichts ein!

Vor seinem Schreibtisch blieb er schließlich stehen und schlug heftig mit der Faust darauf. "Verdammt!!" Dieser Schrei hatte wohl die ganze Festung zusammen geschrien, denn die Wachen im Kerker sahen hellhörig auf, als sie einen dumpfen Fluch hörten.

"Da ist wohl jemand ziemlich gereizt.", meinte Falcon trocken und sah an die Decke des Verließes. Dann lächelte er matt.

"Falcon, du darfst die Angelegenheit nicht so locker sehen." Lysaer sah auf und blickte seinem Sohn ins Gesicht. "Vater, ich nehme die Sache ernst, sehr sogar. Aber wir können Darpir doch nicht einfach gewinnen lassen! Wir müssen ihm die Stirn bieten!" Der Prinz erwiderte den Blick mit ernster Miene. "Verstehst du das denn nicht?"

"Mein Sohn, wir sind geschlagen und können nichts dagegen tun, wir hängen hier fest. Und irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, da es heißt Darpir den Sieg zu überlassen..." Niedergeschlagen senkte der König den Kopf. "Vater, was redest du da?! Hat diese Kerkerluft dir etwa schon den Verstand vernebelt?" Er machte eine kurze Pause in der Falcon seinen Alten enttäuscht ansah. "Willst du nicht mal mehr für deine Ehre und dein Volk kämpfen?!", fragte der Junge leise, denn ihm fehlte die Stimme nachdem was sein Vater gesagt hatte.

"Erzähl mir nichts von Ehre!", brüllte Lysaer und kniff die Augen zusammen. "Du warst es doch, der das Erbe unserer Familie abgelehnt und freiwillig auf den Thron verzichtet hat!" Bei diesen Worten stockte Falcon der Atem. "Hättest du das nicht getan, wäre es nicht soweit gekommen!", fauchte der König und sah seinem Sohn nochmals in die Augen.

"Ach, jetzt bin ich auch noch daran Schuld!? Das wäre auch passiert, selbst wenn ich angenommen hätte! Aber vielleicht wäre ich ein besserer König gewesen als du! Du hältst es ja nicht einmal für notwendig dem Grafen die Stirn zu bieten!", schrie der Prinz und er war noch lange nicht fertig. "Du wusstest dass Darpir etwas plant, was darin hinausläuft Fedora an sich zu reißen und du hättest ihn schon vor Jahren aufhalten können. Aber nein...Du hast gewartet. Gewartet bis er seine bestehende Macht noch weiter ausbauen konnte." Falcon wurde immer leiser und er konnte seinen Vater nicht mehr ansehen, dazu war er zu enttäuscht. Der junge Mann blickte zu Boden und Tränen rannen über seine Wangen und tropften dann mit einem leisen "Pitsch" auf den Kerkerboden. "Und jetzt muss Dharkaron für deine Fehler einstehen und an deiner Stelle ganz Fedora vor dem Unheil, in Gestalt des schwarzen Grafen, behüten."

Das von seinem eigenen Sohn zu hören traf Lysaer schwer, aber er hatte Recht.

"Ich habe versagt...", brachte der König als einziges heiser aus seinem Mund heraus. "Ja, kläglich sogar...Ich hoffe für Fedora und die Völker, dass es mein Bruder schaffen wird das Unglück abzuwenden und es besser macht als du!"

So verging die Zeit und keiner der beiden sagte noch ein Wort. Sie sahen sich nicht einmal an, sondern blickten stur zur Seite. Falcon mochte seinen Vater sowieso nicht gerne, da er ihn dazu zwingen wollte den Posten als König von Fedora anzunehmen. Er weigerte sich trotzdem. Danach haben sie sich lange nicht mehr gesehen, erstens weil Falcon und Lysaer sich gestritten hatten und, weil der eigentliche Kronprinz weggelaufen ist.

Deswegen wurde Dharkaron, Falcons Bruder ohne zu fragen zum König erklärt. Lysaer ahnte, dass der Graf vorhatte die Herrschaft an sich zu reißen und Dharkaron zu töten, unternahm aber nichts dagegen sondern gab Falcons Bruder in andere Hände um ihn zu schützen.

Erst vor zwei Monaten, als sie in die Gefangenschaft von Graf Darpir gerieten, trafen Falcon und Lysaer sich wieder.

"Dharkaron, mein Bruder, du bist der Einziege der diese Welt retten kann...Ich hoffe dir geht es gut und dir passiert nichts. Ich will dich schließlich wiedersehen...", dachte Falcon und schloss die Augen.
 

So, das war's vorerst für euch Animexxler. Für meine Freundin werde ich an diesem Kapitel noch weiterschreiben, da ich die FF für sie zum Geburtstag schreibe. Den Teil den sie mehr bekommt, werdet ihr dann im zweiten Kapitel zum lesen bekommen^^ Nicht sauer sein!



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ainu
2005-02-16T10:49:15+00:00 16.02.2005 11:49
Wow, tolle Geschichte
*daumen hoch*
Hast wirklich einen tollen Schreibstiel!!!
Da liest man gerne ^^
So ich husch dann mal zum 2 Kapitel *gg*
Dat Welpe
Von: abgemeldet
2005-01-28T16:34:16+00:00 28.01.2005 17:34
hi tico geile story,auch wenn ich noch nicht ganz durchbin,aber richtich cool,ich frage mich grade wie viel zeit ich brauchen würde bye graf darpir *g*
Von: abgemeldet
2004-09-02T18:49:33+00:00 02.09.2004 20:49
Respekt! Diese FF steht Eyes of the Dead in nichst nach. Sie gefällt mich auf jeden Fall besser und ich bin sehr gespannt, wie es bei beiden weiter geht...^^

Gruß, Suki
Von: abgemeldet
2004-08-12T08:24:39+00:00 12.08.2004 10:24
Also die Geschichte ist wirklich gut.
und dein Schreibstil, alle Achtung!Du kannst echt stolz auf dich sein.
Mach weiter so!
Yve =^-^=
Von: abgemeldet
2004-07-25T12:56:56+00:00 25.07.2004 14:56
Wahnsinn! Du wirst ja immer besser! Seit deinem ersten Kapitel von Eyes of the Death hat sich dein Schreibstil echt erstaunlich gebessert! Ehrlich, du verstehst was davon, spannend zu schreiben. ^^ Alles ist so toll erklärt und beschrieben, man kann sich richtig in die Geschichte hinein versetzen. So, nun zur Story: Ich find es schon mal schön, dass du wieder etwas Romantik mit hinein genommen hast. Und man merkt jetzt schon, dass Arithon irgendetwas mit dem Prinzen zu tun haben muss. Vermute ich zumindest mal. ^^;; Auf jeden Fall gefällt mir die Geschichte, ich würde mich wirklich freuen, wenn du bald das zweite Kapitel hier bei Animexx hochladen würdest. Jetzt in den Sommerferien hast du ja hoffentlich mehr Zeit. ^^
Na dann, man schreibt sich. Bye,
Neko-chan
Von: abgemeldet
2004-07-16T13:35:50+00:00 16.07.2004 15:35
coole geschichte, wirklich ich mag sie +daumenhoch+


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