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Familienbande

"Geliebter Dämon" geht weiter
von

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Die Wahrheit ins uns

Oh man, oh man, oh man, die Zielgerade, meine Lieben, die absolute Zielgerade ist das hier.
 

Ich sage am besten im Vorfeld mal wieder gar nichts dazu, sondern lasse alles unvorbereitet auf euch niederprasseln.
 

Fangen wir also an:
 

Ein Schmerz durchfuhr Rijan unerwartet und heftig. Sie keuchte erschrocken auf und ging gepeinigt und nach Luft ringend in die Knie. Verdammt! Was war das gewesen?

Sie atmete ein paar Mal tief ein und aus. Ihre Augen waren geschlossen um den Schmerz deutlicher zu fühlen. Woher kam er? Als die Schmerzwelle langsam nachließ, berührte sie automatisch ihren rechten Oberarm. Deutlich fühlte sie den Schmerz nun von dort ausströmen. Sie öffnete die Augen und blickte auf ihre blutverschmierte Hand. Alle Farbe wich ihr kurzzeitig aus dem Gesicht. Sie war verletzt. Wie war das möglich? Eben noch hatte sie Sesshoumaru in jungen Jahren beobachtet und im nächsten Moment war sie verwundet. Sie betrachtete die Wunde an ihrem Arm und stellte fest, dass es ein tiefer Schnitt war. Blut quoll unerlässlich daraus hervor.

Entgeistert blickte sie zu ihrem jungen Begleiter, der sie nachdenklich musterte.

„Was soll das?“

Einen Moment schien er darüber nachdenken zu müssen.

„Nun, du bist nur eine geistige Form von dir selbst. Dein Körper liegt nach wie vor in der realen Welt.“

Sie schluckte schwer.

„Sie greift mich an, richtig?“ Er nickte und runzelte leicht die Stirn, während er ihre Wunde betrachtete.

„Scheint so als solltest du dich beeilen, wenn du das hier überleben möchtest.“ Sie warf ihm einen giftigen Blick zu. Das hatte sie auch schon selbst gewusst. Rijan hatte nur angenommen, dass ihr mehr Zeit blieb. Einen Moment lang gestattete sie sich an Chidori und Akiko zu denken. Wenn sie verwundet war, hieß das, die beiden hatten verloren? Panik drohte in ihr aufzukeimen, doch sie erstickte sie sofort. Nein, das war nicht möglich. Hätte Yamiko gewonnen, wäre sie jetzt nicht nur verwundet sondern vermutlich tot. Offenbar beschützten Akiko und seine Mutter sie nach wie vor. Sie war ihnen dankbar dafür und wagte sich nicht einmal vorzustellen, wie übel die beiden zugerichtet waren. Ihre Wunde war dagegen wohl nur eine Kleinigkeit.

Rijan seufzte tief und beschloss, dass es keinen Sinn machte, ihre Wunde zu versorgen. Wie ihr junger Begleiter richtig festgestellt hatte, war sie lediglich eine geistige Form ihrerselbst. Was sie hier tat, wirkte sich nicht auf ihren Körper aus. Es nützte ihr also nichts, diese Wunde zu verbinden.

Ihr Blick kreuzte den ihres Führers und sie bemerkte, dass er sie abwartend anblickte. Richtig, sie hatte eine Mission zu erfüllen und wie es aussah wurde das ein Wettlauf gegen die Zeit. Erschwert dadurch, dass sie nicht einmal wusste, wie viel Zeit man ihr noch zugestand. Sie sollte sich also besser beeilen.

„Lass uns weitergehen.“, sagte sie entschlossen.
 

„Uff!“ Ein schmerzhafter Laut kam über Chidoris Lippen, als sie quer durch den Raum flog und mit lautem Getöse gegen die gegenüberliegende Wand krachte. Sie fühlte das Holz unter ihrem Gewicht borsten. Schmerz bemächtigte sich ihres Körpers und sie verzog geqäult das Gesicht. Das war nicht gut. Das war gar nicht gut. Ihr sollte besser etwas einfallen. Ihr Blick fiel auf die bewusstlose Rijan. Sie war am Arm getroffen worden. Blut floss unablässig ihren Arm hinab. „Chikuso!“, fluchte sie herzhaft und rappelte sich schwerfällig wieder auf. Natürlich hatte sie gewusst, dass sie außer Form war. Sie hatte jahrzehntelang keinen Kampf mehr ausgefochten. Hatte nicht einmal ansatzweise trainiert um auf das hier vorbereitet zu sein. Ein abfälliges Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Was dachte sie da? Nicht einmal ein Training hätte sie auf das hier vorbereiten können. Ihr Blick heftete sich auf Yamiko, die gerade gelangweilt ihre Fingernägel betrachtete.

„Das ist wirklich nicht sehr unterhaltsam.“, murmelte diese gelangweilt und Chidori fühlte eine enorme Wut in ihr erwachen. Das war gut, sehr gut sogar. Sie mochte untrainiert und außer Form sein, aber ihr bester Begleiter war schon immer ihr hitziges Temperament gewesen. Sesshoumaru hatte sie dafür mehr als einmal getadelt, aber schon immer war sich Chidori im klaren gewesen, dass Wut ihr stärkstes Mittel war. Denn allein dadurch konnte sie innerhalb von Sekunden Kraft freisetzen, für die sie anders kein Ventil gefunden hätte. Er würde erstaunt sein, wenn er das sehen könnte. Dessen war sie sich sicher. Mit leichtem Unbehagen blickte sie zu Sesshoumaru hinüber. Sein Anblick trieb ihr immer noch die Farbe aus dem Gesicht. Wie hatte man ihm das antun können? Wie hatte seine Mutter ihm das antun können? Sie verstand es einfach nicht. Wie konnte eine Mutter jemals ihrem eigen Fleisch und Blut so etwas antun. Ihr Blick wanderte weiter zu Akiko, der schwer atmend vor Rijan kniete und versuchte sie zu beschützen. Nein, sie würde nie verstehen, was in Yamiko vor sich ging. Tief atmete sie ein und bündelte die Wut in ihrem inneren um diese als Kraft verwenden zu können.

Sie mussten Rijan Zeit verschaffen. Nicht einmal in ihren Träumen konnte sich Chidori vorstellen, nach was Rijan genau suchen musste, aber sie wusste mit Sicherheit, dass man dafür Zeit brauchte. Sesshoumaru war kompliziert, niemand wusste das besser als sie. Einen Moment lang überkam sie eine leise Traurigkeit, wenn sie an Rijan und ihre Mission dachte. Sie wusste noch nicht wie hoch der Preis war, den sie für Sesshoumarus Rettung zahlen würde. Arme Rijan … Wer sollte ihr dann noch helfen können?

Doch sie verbannte diesen Gedanken sofort wieder. Jetzt war nicht die Zeit sich darüber Sorgen zu machen. Wichtigeres stand auf dem Spiel als die Zukunft einer jungen Frau.

Langsam bewegte sie ihren Kopf erst nach rechts, dann nach links. Es knackte verdächtig bei dieser Bewegung, doch Chidori ignorierte es. Sie blendete alle Emotionen und Gedanken aus. Ganz so wie es Sesshoumaru sie einst gelehrt hatte. Wenn man einen Kampf gegen einen übermächtigen Dämon gewinnen wollte, musste man das Denken ausschalten. Nur das Gefühl allein konnte einem dann noch helfen. Und so befolgte sie seine Lehren. Sie begrub jeden noch so kleinen Gedanken in sich und schaltete ihren Verstand einfach aus. Die Wut in ihrem Bauch pulsierte, wurde mächtiger und mächtiger und sandte Schauer in jeden noch so kleinen Teil ihres Körpers aus. Sie fühlte die Kraft in ihren Adern pulsieren. Ein Hochgefühl durchströmte sie und Chidori war nicht in der Lage ein tiefes sehr zufriedendes Stöhnen zu unterdrücken. Wie lange war es her, dass sie sich so gefühlt hatte? Macht, pure Macht und Energie wallten durch ihren Körper. Überspielten einfach alles. Sie schloss die Augen um es besser fühlen zu können. Jeden Augenblick zu genießen. Sie atmete tief ein und langsam wieder aus.

Akiko wusste nicht wie ihm geschah. Eben noch hatte er sich ganz darauf konzentriert, Rijan zu beschützen. Wenn es sein musste mit seinem eigenen Körper, doch dann hatte er plötzlich etwas gefühlt. Er blickte nach wie vor Yamiko an, die sehr offensichtlich ihre Langeweile zur Schau stellte. Einen Moment lang schüchterte es ihn gewaltig ein, dass diese große Dämonin so wenig aus der Ruhe zu bringen war. Den Schlag, den er hatte einstecken müssen um Rijan zu beschützen, hatte ihn bis aufs Mark erschüttert. Mit einem einzigen Schlag hatte er dutzend Kratzer und Wunden davon getragen. Es hatte ihn in die Knie gezwungen wie mächtig diese Frau war und doch schien das nichts gewesen zu sein, was ihr übermäßig viel Kraft abgenommen hätte. Nein, es war eher ein kleiner Zeitvertreib für sie. Wie sollte er dagegen bestehen können? Wie sollten sie alle dagegen auch nur den Hauch einer Chance haben. Nicht einmal sein Vater hatte eine Möglichkeit gehabt, sich durchzusetzen. Im Grunde war es das, was ihn an meisten erschütterte. Sein Verhältnis zu seinem Vater mochte sein wie es war, aber er hatte nie einen Zweifel daran gehabt, dass Sesshoumaru der mächtigste Dämon war, den er kannte, den er sich vorstellen konnte. Und wenn selbst er nicht gegen Yamiko hatte bestehen können, wie sollte es dann irgendwer anders können? Doch er unterdrückte diesen Gedanken, verbannte ihn aus seinem Verstand, aus seinem Bewusstsein und starrte Yamiko weiterhin an. Und gerade als er sie so intensiv anstarrte, fühlte er etwas. Etwas, das er nie zuvor gefühlt hatte. Kraft, Macht und noch etwas, etwas das sehr viel ursprünglicher war. Die Haare auf seinem Unterarm stellten sich langsam auf. Akiko sah, dass auch Yamiko diese plötzliche Veränderung wahrnahm, denn sie verharrte in der Bewegung und ließ langsam ihre Hand sinken, ehe ihr Blick an ihm vorbei ein Ziel fixierte. Einen Moment lang weigerte sich jede Faser in ihm, ihrem Blick zu folgen, doch irgendwie konnte er auch nicht anders. Also wandte er langsam seinen Kopf und sah direkt in das Gesicht, das ihm vertrauter war als jedes andere auf dieser Erde. Das Gesicht seiner Mutter. Er schluckte schwer. Nicht, dass sich etwas an ihr veränderte hätte, nein, das war keineswegs der Fall. Auch sie hatte Wunden und Abschürfungen davon getragen. Der Schlag gegen sie war sehr heftig und gewaltig gewesen. Doch sie stand dort, aufrecht und stolz. So wie Chidori eben war. Ihre Augen waren geschlossen und ein dämonisches Lächeln zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Es hatte etwas mit Freude zu tun und das verstand Akiko so rein gar nicht. War das der dämonische Instinkt, von dem man ihm erzählt hatte. Die Freude an einem Kampf? Er hatte das selbst noch nie gefühlt, denn kämpfen war ihm zuwider. Bis vor kurzem hatte er sich damit noch nicht einmal beschäftigt gehabt. Eine Aura umgab Chidori. Eine Aura, die man sogar mit bloßem Auge sehen konnte. Es war als würde die Luft um sie herum flimmern. Als würde ein Funke genügen und alles würde explodieren. Er wusste nicht warum, denn immerhin war Chidori seine Mutter, aber dennoch jagte es ihm gerade eine gehörige Portion Angst ein. Sie schien sich zu verändern – vor seinen Augen und ohne dass er es großartig hätte beschreiben können. Doch etwas war anders, SIE war anders. Und dann öffnete sie mit einem Schlag die Augen und Akiko fiel unsanft auf seinen Hintern. Als würde allein diese eine kleine Bewegung eine Welle an Energie aussenden, die den Gegner umwarf. Schwarz wie die Nacht blickten ihre Augen drein und fixierten Yamiko, die sich zu einem herablassenden Lächeln hinreißen ließ.

„Oh wie schön.“, meinte sie und ihr Lächeln vertiefte sich und wirkte dadurch dunkel wie die Nacht. „Willkommen zurück, Chidori.“

Und damit brach die Hölle aus. Chidori stürmte nach vorne, bewegte sich, ohne dass Akiko das wirklich wahrnehmen konnte. Sie fletschte ihre Zähne und knurrte. Doch ihr Knurren war anders als das seines Vaters. Im Gegensatz zu ihm war sie schließlich auch kein Hundedämon. Eigentlich hatte er nicht den Hauch einer Ahnung welche Art Dämon seine Mutter war. Doch das Knurren das sie von sich gab, erschütterte ihn bis ins Mark. Es war so ursprünglich, wild und energiegeladen, dass es ihn buchstäblich in die Knie zwang. Er konnte nicht anders als dort zu sitzen, gerade vor Rijan um sie notfalls zu beschützen und dem Szenario zuzuschauen. Chidori griff Yamiko an – mit einer Kraft und einer Energie, die nicht wirklich sichtbar war. Es war als würde sie ein unsichtbares Geschöpf mit ihren eigenen Bewegungen steuern, das wiederum Yamiko angriff. Und diese schien gefallen an dem Kampf zu finden. Denn das Lächeln auf ihrem Gesicht sprach Bände. Akiko war anwesend, im gleichen Raum mit diesen beiden Frauen, die plötzlich wie entfesselt waren und verstand doch nicht wirklich, was eigentlich geschah. Er sah wie die Dinge um ihn herum zu Bruch gingen. Wie Feuer aufstieg und Dinge in Brand aufgingen. Er sah das Ergebnis, doch er sah nicht wie es dazu kam. Wie gebannt starrte er seine Mutter an, die plötzlich nicht mehr seine Mutter war. Sie sah aus wie Chidori, doch sie verhielt sich nicht mehr wie die Frau, die er sein Leben lang kannte. Er verstand plötzlich, sah plötzlich was es hieß, ein Dämon zu sein. Freude an einem Kampf zu haben. Chidori musste einstecken. Wieder und wieder flog sie gegen eine Wand, gegen einen Pfosten, wurde in die Knie gezwungen oder Yamikos Krallen verletzten sie schwer, doch es schien sie nicht weiter zu kümmern. Sie gab einen ursprünglichen Laut von sich, der so alt zu sein schien wie die Erde selbst und griff einfach wieder von neuem an und so unvorstellbar es auch war, diese entfesselte Dämonin vermochte es Yamiko zu verletzen. Mit einem Mal gab diese einen schmerzhaften Laut von sich und hielt sich den rechten Oberarm. Akiko roch das Blut ehe er es sehen konnte. Wie ein gehetztes Tier blickte sie Chidori an und entblößte beeindruckende Reißzähne. Der Schmerz in ihrem Blick war groß und Akiko wusste wirklich nicht, ob er daher rührte verletzt worden zu sein oder doch eher daher, dass man sie überhaupt verletzt hatte. Chidori grinste bis über beide Ohren und attackierte Yamiko ohne auch nur eine Sekunde innezuhalten. Es schien sie wirklich nicht zu überraschen, dass sie in der Lage war diese mächtige Dämonin zu verwunden. Mit jeder Minute, die seine Mutter kämpfte, schien sie mächtiger zu werden und mehr Spaß an dem zu finden, was sie gerade tat. Akiko konnte sie einfach nur anstarren. Wie konnte das sein? Sie war doch seine Mutter. Sie hatte ihn großgezogen. Wie war es möglich, dass er über diese Frau im Grunde genommen nichts wusste? Hätte er nicht ahnen müssen, dass sie mächtig war? Dass sie kämpfen konnte als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan?

Er schluckte schwer als ihm klar wurde, was genau es bedeutet hatte, dass ihre Kraft versiegelt gewesen ist. Ihm war das nicht so schlimm erschienen, denn er hatte nicht geahnt, dass SOLCH eine Kraft in ihr schlummerte. Sie war so viel mächtiger als es ihm je in den Sinn gekommen war. Ob sein Vater das wusste? Ob er wirklich das Ausmaß ihrer Kraft kannte? Er bezweifelte es irgendwie.
 

Chidoris Augen schienen in Flammen zu stehen, als sie weiter und weiter ihre Angriffe ausführte. Es war egal was Yamiko ihr entgegensetzte, sie konnte sie nicht aufhalten. Jahrzehnte, nein sogar Jahrhunderte lang war ihre Kraft versiegelt gewesen. Gebannt durch einen Fluch, den sie selbst gesprochen hatte. Doch nun, hier an diesem Ort hatte sie diesen Fluch gelöst, hatte sich selbst freigesprochen von allen Dingen, die sie einst verbrochen hatte. Hier und jetzt war sie erwacht und es fühlte sich berauschend an, endlich wieder kämpfen zu können. Es lag in der Natur eines Dämons zu kämpfen. Tat er es nicht, fehlte ihm etwas. Ein Dämon fühlte sich nur wirklich frei, wenn er kämpfen konnte, wenn er herausgefordert wurde. Wenn sein Gegner eine wirkliche Herausforderung war und Yamiko war dies ohne Zweifel. Sie war mächtig, vermutlich sogar mächtiger als Chidori selbst, doch auf Chidoris Seite war die Zeit. Die Zeit in der ihre Kraft geruht hatte. Jede Faser ihres Körpers lechzte nach Blut, nach Energie, nach diesem Kampf. Sie hatte so lange auf diese Freude verzichtet, dass sie nun kaum noch aufhören konnte. Sie wurde getrieben und weiter getrieben von dem Wunsch all ihre Kräfte freizusetzen. Und sie brachen sich bahn. Aus jedem Winkel ihres Körpers, aus jeder Faser, jedem einzelnen Haar strömte ihre Kraft heraus. Sie hatte vergessen wie berauschend das sein konnte. Wie mächtig es sie machte. Sie hatte tatsächlich auch vergessen wie mächtig sie war. Die Kräfte, die in ihr ruhten, waren ursprünglicher als alles andere, was es auf dieser Welt gab. Die Macht ihrer Vorfahren verbündete sich mit ihrer eigenen und ließ sie, sich lebendig fühlen. Sie liebte dieses Gefühl. Als wäre sie aus einem nie enden wollenden Schlaf erwacht. Als er wäre sie praktisch neu geboren. Das Lachen, das die Luft erfüllte war ihr eigenes und es wunderte sie wie fremd es sich in ihren Ohren anhörte. Hatte sie wirklich so lange nicht mehr gelacht? Wie hatte sie ohne diese Freude ohne diese Energie, ohne das Gefühl lebendig zu sein existieren können? War sie verrückt gewesen, dass alles für einen Mann aufzugeben? Offensichtlich schon. Sie griff Yamiko erneut an, erfreute sich daran, ihr eine richtige Verletzung zugefügt zu haben. Die Wut, die sie vorhin noch gefühlt hatte, war vollkommen verschwunden. Pure Freude durchströmte sie. Mit jeder Bewegung merkte sie wie Leben in sie zurückkehrte. Wie es ihr leichter fiel, wie sie sich an jede erlernte Kampftechnik erinnerte. Wie es ihr vollkommen normal erschien, zu kämpfen, als hätte sie nie etwas anderes getan. Adrenalin pumpte durch ihre Adern. Pures Adrenalin und ließ sie vergessen, dass sie vollkommen untrainiert war, dass ihr Körper dieses Tempo wohl nicht lange gehen konnte. Es interessierte sie nicht. Sie lebte, sie fühlte, sie existierte endlich wieder. Was sollte da noch von Bedeutung sein? Sie sprintete los, ließ die Luft um sie herum in Flammen aufgehen und traf Yamiko einmal mehr. Diesmal direkt in den Magen, mit einer Macht, die nur sie allein beherrschte. Chidori setzte zu einem Sprung an, um dann doch in einer einzigen fließenden Bewegung eine Rolle über den Boden zu machen, sich dabei ein Schwert zu greifen, dass ohne Zweifel Sesshoumaru gehörte und lautlos hinter Yamiko zum Stillstand zu kommen. Sie drehte sich ohne viel Aufhebens und rammte die Schwertspitze unbarmherzig in Yamikos Rücken. Die Dämonin heulte gequält auf und es klang wie Musik in Chidoris Ohren.

„Versager, hm?“, wisperte sie dicht an Yamikos Ohr, während sie das Schwert weiter in sie hineintrieb und schließlich dicht hinter ihr stand.

„Was glaubst du wer mir das beigebracht hat?“
 

Rijan hielt einen Moment in der Bewegung inne.

„Was ist?“

„Nichts.“, meinte sie kopfschüttelnd. „Ich dachte einen Moment ich hätte etwas gehört. Ein Lachen oder etwas, das so ähnlich klang.“ Und es hatte ihr Blut gefrieren lassen. Sie schüttelte sich kurz und blickte dann ihren jungen Begleiter wieder an.

„Mir läuft die Zeit davon. Du musst mir helfen, bitte. Es kann doch auch nicht in deinem Interesse sein, dass Yamiko siegt.“ Er schien darüber nachzudenken. Es stimmte, was sie sagte. Der Gedanke war ihr eben erst gekommen. Wenn Sesshoumaru starb, starb auch diese junge Variante von ihm. Sie hoffte, ja spekulierte darauf, dass jeder Teil von Sesshoumaru diesen unbändigen Überlebenswillen hatte. Niemand auf dieser Erde hatte einen so starken Überlebensinstinkt wie Sesshoumaru. Es konnte nicht sein, dass ein Teil von ihm, diesen nicht besaß. Hoffnungsvoll blickte sie ihn an.

„Du bist auf dem richtigen Weg. Mehr kann ich nicht für dich tun.“, meinte er schließlich, schien davon aber nicht so ganz überzeugt zu sein. Rijan schöpfte Hoffnung und blickte ihn möglichst verzweifelt an. Er ließ unsicher seine Schultern kreisen.

Rijan musste sich ein Lächeln verkneifen als vor ihr eine neue Szene offensichtlich wurde.

Sie befanden sich nun auf einem Bankett oder einem Empfang oder etwas ähnlichem. Viele Menschen waren anwesend und es war sehr laut. Sie blickte sich suchend um, konnte Sesshoumaru aber nirgends finden. Statt dessen entdeckte sie einen anderen Dämon, dessen Macht ihn so deutlich umgab, dass er der Einzige in diesem Raum war, der einigermaßen Platz um sich herum hatte. Offenbar verdiente er so viel Respekt, dass niemand ihm zu nahe kam. Er hatte silbernes Haar, zu einem hochgebunden Zopf zusammengefasst. Und seine Statur war mehr als nur beeindruckend. Rijan schluckte schwer als sie diesen Mann betrachtete. Die Aura, die ihn umgab, zog sie mehr als nur an. Sie zweifelte keinen Moment daran, dass er auf jede Frau eine derartige Ausstrahlung hatte. Er drehte sich herum, beinahe so als könnte er fühlen, dass sie ihn anstarrte. Rijan errötete, wohlwissend dass das Unsinn war, denn er konnte sie nicht sehen, sie war nicht wirklich hier, dennoch starrte dieser mächtige Dämon direkt in ihre Richtung. Sie schluckte schwer und versank unvorbereitet in seinen goldenen Augen.

„Sein Vater …“, meinte sie schwach und ihr junger Begleiter nickte, während er ihn ebenfalls anblickte.

„Hai, höchst persönlich.“ Rijan atmete tief durch und versuchte zu verarbeiten, was sie hier sah. Sie hatte geahnt, dass sein Vater sehr imposant und beeindruckend gewesen war. Sie hatte sich sehr oft sogar versucht vorzustellen, wie er wohl gewesen war. Man hatte ihr berichtet von ihm, von seinem Verhältnis zu einer Menschenfrau. Von dem Kind, dass sie gezeugt hatten. Inuyasha, Sesshoumarus einziger Halbbruder, jedenfalls soweit sie selbst davon wusste. Man hatte ihr berichtet, dass er gütig gewesen ist, dass er sich gerne mit Menschen umgeben hatte, doch mit dem hier hatte sie nicht gerechnet. Aufgrund dieser zugegeben wenigen Informationen hatte sie sich ein Bild zurechtgelegt von diesem Mann, der ohne Zweifel Sesshoumarus Vater war. Sie war solche eine Närrin gewesen. Gütig war nicht das Wort, das ihr nun zuerst einfiel. Zu aller erst wurde ihr bewusst wie überaus männlich dieser Dämon war. Keine Frau konnte sich dieser Ausstrahlung wiedersetzen. Dessen war sie sich sehr sicher. Und er wusste das. Anders als Sesshoumaru wusste dieser Mann das sehr genau und ließ das auch deutlich andere wissen. Sie blickte sich im Raum weiter um und bemerkte wirklich, dass jede Frau immer wieder zu ihm blickte. Einige offen andere versteckt, doch jede war sich seiner Nähe bewusst. Rijan bemerkte wie ihr wirklich warm wurde. Das durfte doch nicht wahr sein. Sie ärgerte sich über diese Reaktion. Ihr Begleiter fand das offenbar amüsant, denn er grinste spitzbübisch, was Rijan nur noch wütender werden ließ. Am liebsten hätte sie ihm in seinen Hintern getreten. Das wiederum bemerkte er wohl auch sehr deutlich, denn sein Grinsen wurde noch breiter.

„Stattlich, nicht wahr?“

Sie antwortete darauf nicht, sondern blickte wieder Sesshoumarus Vater an. Das nächste was ihr bewusst wurde, war die Macht, die er ausstrahlte. Jeder Mann in diesem Raum schien das zu bemerken, denn sie blickten ihn alle sehr wachsam an und hielten einen gewissen Abstand zu ihm. Und dann blickte sie erneut in seine Augen, nahm die Gesichtszüge des Dämons wahr, von dem sie sich sicher gewesen war, dass er seinem Sohn sehr ähnlich war. Oder dass besser gesagt sein Sohn ihm ähnelte und wurde sich dann doch bewusst, dass er sehr viel kerniger und männlicher wirkte als sein Nachwuchs. Sie hatte Yamiko gesehen und bereits da gewusst, dass Sesshoumaru seine Gesichtszüge mehr von ihr hatte als von seinem Vater, dennoch erstaunte es sie, dass die Züge seines Vaters so viel härter wirkten. Nein, Güte war dort wirklich keine vorhanden. Er lächelte und war charmant, dass sah sie auch sehr deutlich, doch ihn umgab eine gewisse Härte, die Rijan mehr als nur erstaunte. Und das zeichnete sich auch in seinem Blick ab. Neben all der Freundlichkeit und Wärme, spiegelte sich auch eine Härte darin wieder, die Rijan nie dort erwartet hätte. Sie schluckte erneut schwer, doch diesmal aus einem ganz anderen Grund.

„Wo ist Sess?“ Ihr junger Begleiter wandte sich um und sie folgte seinem Blick. Dort in einer wenig beleuchteten Ecke, so dass man ihn leicht übersehen konnte, stand Sesshoumaru. 16 oder 17 mochte er damals gewesen sein. Jedenfalls in ihrer Zeitrechnung. Er trug ein adliges Gewand, sehr ähnlich dem, das er heute immer trug. Nur die Rüstung fehlte und die Farbe seines Gewandes war dunkelblau mit schwarzen Ornamenten. Es stand ihm sehr gut, wie Rijan sogleich feststellte. Sein Haar war zu einem Zopf zusammengebunden. Sehr ähnlich der Frisur seines Vaters. Und doch sah er ihm eigentlich gerade heute nicht sonderlich ähnlich. Rijan erstaunte das. Denn selbstverständlich kam er auch nach seinem Vater, dennoch war der Unterschied zwischen beiden an diesem Tag so deutlich wie er nur sein konnte. Sie bemerkte seinen Blick. Dunkel und mit wenig Sympathie getränkt. Sie folgte seinem Blick und war nicht weiter verwundert, dass er seinen Vater fixierte. Das erklärte auch den intensiven Ausdruck vorhin. Sesshoumarus Vater hatte nicht sie angesehen, sondern durch sie hindurch seinen Sohn bemerkt. Spannung lag zwischen beiden deutlich in der Luft. Offenbar waren sie nicht unbedingt gut miteinander ausgekommen. Zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht.

Rijan ging näher zu Sesshoumaru und blieb unweit von ihm stehen. Einen Moment begnügte sie sich damit ihn einfach nur anzusehen. Er sah gut aus. Seine Ausstrahlung war bei weitem nicht so intensiv wie die seines Vaters, aber er hatte ohne Zweifel bereits damals eine eigene Art auf Frauen zu wirken. Sie bemerkte nun auch, dass sich junge Damen immer wieder nach ihm umdrehten. Sein finsterer Blick sorgte aber wohl dafür, dass man ihm nicht zu nahe kam. Ein wenig brachte sie das zum Lächeln. Sie mochte das, sie mochte das sogar sehr. Es wäre schwer für sie gewesen, ihn mit anderen Frauen zu sehen.

„Wo ist Kazuki?“, fragte sie dann plötzlich. Richtig, er war sein Beschützer, sollte er dann nicht irgendwo in der Nähe sein? Gerade als sie die Frage gestellt hatte, hörte sie ihn näher kommen und galant eine junge Frau abwimmeln, die ihn wohl darum bat, sie Sesshoumaru vorzustellen. Er seufzte als er vor seinem Freund stehen blieb und milde belustigt den Kopf schüttelte.

„Versteh mich nicht falsch, ich finde es eine äußerst gelungene Taktik unliebsame Gäste abzuwimmeln, aber es wird deinen Vater nicht gerade glücklich stimmen, wenn du ihn weiterhin mit finsteren Blicken attackierst.“

Sesshoumaru ließ leicht die Schultern kreisen, was ein deutliches Zeichen dafür war, dass er wohl sehr angespannt war. Er warf seinem Freund einen der besagten finstern Blicke zu und schüttelte dann seinen Kopf.

„Gelinde gesagt, ist es mir herzlich egal, was meinen Vater glücklich stimmen würde.“

Kazuki seufzte und blickte kurz zu Sesshoumarus Vater hinüber. Ihrer beider Blicke kreuzten sich. Sie schienen kurz zu kommunizieren, denn Kazuki schüttelte entschuldigend den Kopf und wandte dann hastig den Blick ab. Sesshoumarus Laune hob sich dadurch nicht unbedingt. Er reichte seinen Kelch seinem Freund und ließ ihn damit stehen.

„Wo willst du denn hin?“, fragte dieser resigniert.

Sesshoumaru antwortete nicht und ging zielstrebig auf die Tür zu, die sich in diesem Moment gerade öffnete. Was immer er auch vorgehabt hatte, plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen. Rijan konnte erst nicht sehen, was diese Veränderung hervorrief, doch wenig später wurde es ihr klar. Chidori betrat den Raum und was Rijan vorhin an Sesshoumarus Vater bemerkt hatte, strahlte nun auch diese junge Dame aus. Man konnte über Chidori sagen was man wollte, aber Ausstrahlung besaß sie. Mehr als ihr vermutlich lieb sein durfte. Und auf jeden Fall deutlich mehr als Sesshoumaru lieb war. Sein Blick verfinsterte sich noch weiter, als er sie anstarrte. Und er starrte tatsächlich. Rijan hätte das kaum für möglich gehalten, aber es entsprach der Wahrheit. Sie war sich sicher, dass er gern woanders hingesehen hatte, oder einfach gerne gegangen wäre, doch er stand dort, unfähig sich zu bewegen und starrte sie wie eine Erscheinung an. Sie bemerkte seinen Blick und lächelte flüchtig, während sie an ihm vorbeischritt und ihn nicht weiter beachtete. Zielstrebig ging sie zu Kazuki, der hingerissen lächelte.

„Du siehst bezaubernd aus, Chi-chan.“, meinte er aufrichtig und sie lächelte ihn dankbar an. Ein Knurren erfüllte die Luft und Rijan drehte sich erstaunt um. Sesshoumaru hatte die beiden beobachtet und seine Laune war – so fern das überhaupt möglich war – noch schlechter geworden. Chidori ignorierte das und ging zu einer Gruppe junger Frauen um sich angeregt mit ihnen zu unterhalten. Sesshoumaru schien seine Meinung zu ändern und nun doch zu bleiben. Kazuki registrierte das mit einem leichten Lächeln.

Rijan stand eine Weile mitten im Raum und beobachtete fasziniert das Schauspiel. Sesshoumaru schien etwas aufgeschlossener zu werden und sich mit einigen jungen Männern zu unterhalten. Hier und da sprach er auch mit einigen Bekannten seines Vaters sowie deren Töchtern, die sich eindeutig Hoffnungen machten. Rijan fragte sich allerdings ernsthaft, wie man so blind sein konnte. Sie sah zwar, dass die jungen Frauen, an Sesshoumarus Lippen hingen, egal was er auch sagte und jeder seiner Bewegungen folgten, doch sie schienen nicht zu bemerken, dass seine Blicke einzig und allein Chidori folgten. Er bemühte sich zwar sich auf seinen Gesprächspartner zu konzentrieren doch immer wieder glitt sein Blick zu Chidori zurück, die seine Blicke auch stets erwiderte. Man musste blind sein um das nicht zu bemerken. Zwischen den beiden lag eine Spannung, die kurz vorm Explodieren war. Irgendwann verabschiedete sich Sesshoumaru höfflich und verließ recht schnell den Saal. Rijan folgte ihm, nur um festzustellen, dass er draußen stehen blieb und sich gegen die nächstbeste Wand lehnte. Er seufzte tief und schien mit einem mal sehr müde zu sein. Sie hätte ihn gerne in den Arm genommen und seine Schläfen massiert, doch natürlich war dies nicht möglich. Sie mochte diesen jungen Sesshoumaru irgendwie, auch wenn recht offensichtlich war, dass er eine ziemliche Affinität zu Chidori hatte. Doch irgendwie bekümmerte es sie nicht, sich das alles hier anzusehen. Es war Vergangenheit, es spielte keine Rolle mehr, denn Rijan wusste wie es enden würde. Es überraschte sie nur ein wenig, das war alles.

„Sess!“, donnerte es durch den Flur und Kazuki kam um die Ecke geschossen. Sesshoumaru hob den Kopf und blickte seinen Freund an, während dieser schnellen Schrittes näher kam. Er schien sauer zu sein.

„Verdammt, was sollte das werden?“

Sesshoumaru war mindestens genauso verwirrt wie Rijan, nur schien er noch weniger den Nerv zu haben sich Vorhaltungen von seinem Freund anzuhören.

„Was sollte was?“, fragte er daher mit leicht aggressivem Unterton.

Kazuki zeigte in Richtung großer Saal und blickte seinen Freund direkt an.

„Du weißt genau, dass sie für dich tabu ist. Dein Vater hat das doch wohl sehr deutlich gemacht, oder? Was glaubst du wird er von diesem Verhalten nun denken?“

Sesshoumaru verdrehte genervt die Augen.

„Mir ist egal, was dieser alte Mann denkt. Zwischen Chi und mir ist nichts, also was soll der Aufstand?“

Kazuki packte Sesshoumaru unerwartet am Kragen seines Gewandes und stieß ihn heftig gegen die Wand.

„Nichts?“, meinte er wütend.

„Du hast sie seit sie den Raum betreten hat, nicht mehr aus den Augen gelassen. Es ist vollkommen egal, ob zwischen euch etwas läuft oder nicht, wenn du sie anblickst, als würdest du sie verschlingen wollen. JEDER hat das gesehen, Sess, jeder einzelne in diesem Raum.“

Sesshoumaru knurrte bedrohlich, während Kazuki ihn weiterhin festhielt.

„Dein Vater scherzte heute Mittag nicht. Er hat alle Hände voll damit zu tun, seine Verbündeten davon zu überzeugen, dass sein hormongesteuerter Sohn nicht jegliche Regeln außer Acht lassen und sich mit der einen Dämonin paaren wird, die wohl mächtiger werden kann als jede andere vor ihr. Und dein Auftritt von eben wird nicht gerade dazu beitragen, ihm das alles leichter zu machen. Willst du unbedingt einen Krieg heraufbeschwören?“

Sesshoumaru wich Kazukis Blick aus, allerdings wohl eher um seine Wut in den Griff zu bekommen als weil er sich ertappt fühlte. Rijan betrachtete die beiden interessiert. Einen Krieg? War es wirklich so verheerend, wenn die beiden sich anziehend fanden? Hatte es die anderen Dämonen so unsicher gemacht, dass sie damit drohten Bündnisse zu lösen, die den Frieden wahrten? Neue Erkenntnisse, die Rijan wirklich erstaunten und ihr erstmals bewusst machten, dass die Geschichte von Chidori und Sesshoumaru sehr viel bedeutender gewesen ist, als sie bisher angenommen hatte. Ein seltsames Gefühl löste das in ihr aus.

„Lass mich auf der Stelle los.“, meinte Sesshoumaru schließlich so ruhig er konnte und Kazuki schien tatsächlich zu wissen, dass es besser für ihn wäre, wenn er dem nachkäme. Er verzog kurz das Gesicht, ließ Sesshoumaru aber schließlich los.

„Sess, ich bin dein Freund, das weißt du, aber so kann das nicht weitergehen. Die Situation ist ernst und das da drin hat deinen Vater nur noch wütender gemacht. Du musst das mit Chidori in den Griff bekommen.“

Sesshoumaru lachte trocken.

„In den Griff bekommen? Nichts, das mit Chi zu tun hat, lässt sich einfach so in den Griff bekommen. Das weißt du so gut wie ich. Rede besser mit ihr und nicht mit mir.“

Kazuki seufzte tief und blickte seinen Freund schließlich resigniert an.

„Ich kann nicht glauben, dass ich dir so was vorschlage, aber wenn ich mir euch so ansehe, dann glaube ich nicht, dass es eine andere Lösung dafür gibt. Offensichtlich – und glaub mir, jeder hat das gerade gesehen – willst du sie derzeit mehr als alles andere. Also bei allem was uns heilig ist, nimm dir was du willst und gut ist. Eine andere Lösung sehe ich derzeit nicht.“

Sesshoumaru starrte seinen Freund einen Moment lang fassungslos an, ehe sich eine seltsame Veränderung auf seinem Gesicht abzeichnete. Kazuki schien das auch zu bemerken, denn er runzelte die Stirn und versuchte zu erahnen, was in seinem Freund vor sich ging.

Schließlich schien Sesshoumaru zu einer Entscheidung zu kommen, denn er blickte angestrengt zu Boden und meinte schließlich leise: „Mit einem Mal ist nichts wieder gut.“

Kazuki lachte leise: „Naja, du musst das ‚einmal’ ja nicht so wörtlich nehmen.“, feixte er und blickte Sesshoumaru weiterhin an. Dieser hob schließlich den Kopf und blickte seinen Freund mehr als nur gequält an. Kazukis Lächeln verblasste.

„Nein, Kazuki, du verstehst nicht. Was ich möchte, lässt sich damit nicht erfüllen. Wenn es so wäre, kannst du dir sicher sein, dass wir dieses Gespräch nicht mehr führen müssten.“

Jegliche Farbe wich aus Kazukis Gesicht während er begriff was Sesshoumaru ihm da gerade versuchte zu erklären.

„Aber Sess …“, setzte Kazuki an, brach dann aber wieder ab, weil er wohl nicht wusste, was er dazu sagen sollte. Offensichtlich war er nie zuvor auf diesen Gedanken gekommen.

„Richtig, mir ist nicht zu helfen.“ Und in diesen Worten klang das Unglück der ganzen Welt mit, als Sesshoumaru sie aussprach.
 

„Aber …“ Rijan setzte zu einer Aussage an, doch wusste sie eigentlich gar nicht, was sie sagen sollte. Es war ihr nicht mehr neu, dass Sesshoumaru offenbar für Chidori etwas empfunden hatte. Akikos Existenz zeigte auch deutlich, dass es damit nicht getan gewesen ist. Die beiden hatten einen Weg gefunden, doch war ihr nicht so ganz klar, wozu sie das dann hatte sehen sollen. Das alles war nicht des Rätsels Lösung. Nichts, was die beiden betraf, konnte so tief sitzen, dass es Sesshoumaru gebrochen hatte. Dessen war sie sich sicher.

„Ich verstehe das nicht.“, sagte sie daher schließlich und ihr junger Begleiter seufzte tief.

„Ich zeige dir nur den Weg, alles andere musst du selbst herausfinden.“ Sie seufzte schwer und nickte schließlich.

„Dann zeig mir was danach geschah.“
 

„Sesshoumaru!“ Es hallte von allen Wänden wieder und schien ein Echo nach sich zu ziehen, als Inu no Taishou mit großen Schritten durch die Korridore seines Anwesens stürmte und seinen Sohn suchte.

Rijan stand neben Sesshoumaru, der offenbar im Trainingsraum war und gerade versuchte auf andere Gedanken zu kommen. Er verharrte in der Bewegung und ein wenig blasser schien er zu werden. Ein seltsames Verhältnis, das die beiden zueinander hatten. Sie hätte es sich ja denken können, trotzdem überraschte es sie.

Die Tür wurde aufgestoßen und Sesshoumarus Vater stand wie der Rachegott höchstpersönlich im Türrahmen. Wütend funkelte er seinen Sohn an, der trotzig die Arme verschränkte und ganz rebellischer Teenager, der er war, nicht klein beigeben wollte.

„Wenn du nicht mein Sohn wärst, würde ich dich auf der Stelle hinrichten lassen.“

Sesshoumaru zuckte nur mit den Schultern und blickte seinen Vater feindselig an.

„Meinetwegen musst du auf diese lächerliche Blutsbande keine Rücksicht nehmen.“

Das hatte gesessen. Inu no Taishou wurde nur noch wütender und durchquerte mit einer enormen Schnelligkeit den Raum, packte seinen Sohn am Hals und hob ihn leicht an, so dass er nur noch mit den Zehenspitzen den Boden berührte. Doch Sesshoumaru war bereits damals mehr als nur stur gewesen. Er nahm es einfach hin. Zappelte nicht, versuchte nicht sich zu befreien, sondern starrte seinen Vater einfach nur direkt an. Inu no Taishou knurrte bedrohlich, ließ dann aber schließlich von seinem Sohn ab – nicht jedoch ohne diesen in eine Ecke des Zimmers zu schleudern, wo er laut krachend gegen die Wand knallte. Sesshoumaru warf seinem Vater einen finsteren Blick zu und rappelte sich mühsam wieder auf. Der Schlag war wohl sehr heftig gewesen.

Ein Seufzer erfüllte die Luft. Inu no Taishou schien seine Taktik zu ändern. Mit Wut kam man bekanntlich nicht weit. Als gebildeter Mann wusste er das wohl. Er war ein Anführer und wusste, dass man Probleme sachlich angehen musste.

„Meine Verbündeten drohen mir offen mit Krieg, wenn ich das mit dir und Chidori nicht unterbinde.“

Sesshoumaru schien das wenig zu beeindrucken.

„Und wie möchtest du das unterbinden?“

„Indem ich es dir ausdrücklich verbiete.“

Beinahe hätte Rijan gelacht. Das war nun wirklich eine sehr utopische Lösung. Sesshoumaru sah das wohl ähnlich.

„Nun, da ich nichts Verbotenes tue, kannst du mir auch nichts verbieten.“

„Mach dich nicht über mich lustig, Sohn.“

„Das tue ich nicht, Vater.“ Weder die Bezeichnung Sohn noch Vater klangen bei den beiden wie wohlgesonnene Worte. Eher hörte es sich nach einer abgrundtiefen Beleidigung an.

Inu no Taishou atmete tief ein und wieder aus. Offenbar versuchte er sich zu beruhigen. Schließlich setzte er sich auf eine der Trainingsmatten und blickte seinen Sohn abwartend an. Doch Sesshoumaru weigerte sich, dieser wortlosen Aufforderung nachzukommen. Demonstrativ verschränkte er die Arme und blickte seinen Vater an. Rijan schmunzelte bei dieser Geste.

„Fein, dann bleib eben stehen. Sesshoumaru, ich bin dein Vater und ob du es nun glaubst oder nicht, ich möchte nur dein Bestes.“ Sesshoumaru schnaubte abfällig und Rijan sah deutlich wie allein dieser Laut seinen Vater beinahe wieder zur Weißglut trieb. Teenager waren wohl wirklich anstrengend. Ihr war nur nie in den Sinn gekommen, dass Sesshoumaru diese Phase wohl ebenfalls durchlebt hatte.

„Und Chidori ist nicht dein Bestes.“, erklärte er weiterhin. Daraufhin sagte Sesshoumaru nichts, denn offenbar schienen sie sich darin einig zu sein. Rijan wunderte das nicht. Sie fragte sich, ob Inu no Taishou wusste, wie sehr Sesshoumaru darum bemüht war, Chidori auf Abstand zu halten und wie schwer es diese wiederum ihm tatsächlich machte.

„Ich kann verstehen, wie schwer das ist. Wirklich. Chidori ist atemberaubend schön. Ich bin ein Mann, ich kann das wirklich verstehen.“ Sesshoumaru ließ nicht erkennen, was er von dieser Aussage hielt.

„Und ich weiß, dass sie dich vergöttert seit sie geboren wurde. Das schmeichelt einem jungen Mann wie dir. Aber Chidori ist ein besonderes Mädchen. Ihr beide versteht das noch nicht, aber in ihr schlummern Kräfte, die niemand genau kontrollieren kann. Die sie selbst vermutlich nicht einmal kontrollieren kann. Du wirst eines Tages lernen mit deinen Fähigkeiten umzugehen. Dir wird man dabei helfen können. Chidori …“ Er brach ab, weil es ihm offenbar schwer fiel, darüber zu reden. “Nun, Chidori, hat dieses Glück nicht. Sie ist aus einer Verbindung entstanden, die niemals hätte stattfinden dürfen. Deswegen haben wir diese Regeln. Chidori hat das Potenzial in sich, mächtiger zu werden als jeder Dämon auf dieser Welt. Und sie wird daran vermutlich irgendwann zugrunde gehen, weil die Kraft in ihr zu stark ist um sie kontrollieren zu können.“

Sesshoumaru blickte seinen Vater nicht an. Rijan fragte sich, ob er all das wusste oder ob es neu für ihn war. Sie selbst kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Chidori war also der Grund warum es diese Regel überhaupt erst gab. Dass mächtige Dämonen sich nicht mehr paaren durften. Und man verschwieg ihr das. Auch das hatte Rijan deutlich aus dieser Aussage herausgehört. Ob es Sesshoumaru jedoch überraschte konnte sie nicht sagen. Seine Mine war undurchschaubar.

„Chidori selbst ist ein Dämon, den meine Verbündeten fürchten und einzig und allein meine schützende Hand über ihr sorgt dafür, dass sie noch am Leben ist. Ich möchte nicht, dass ihr jemand einen Schaden zufügt. Und ich weiß, du möchtest das auch nicht. Wenn du das mit dir und ihr aber nicht in den Griff bekommst, dann kann ich sie nicht länger schützen.“ Harte, sehr deutliche Worte. Im Grunde erpresste Inu no Taishou gerade seinen Sohn mit Chidoris Leben. Rijan schluckte schwer und blickte zu Sesshoumaru, der seinen Vater emotionslos anstarrte. Sie wusste, dass es in ihm gerade arbeitete und sie hätte gerne gewusst, über was genau er nachdachte. Seinem Vater ging es wohl nicht anders.

„Glaub mir, dieser Schritt fällt mir nicht leicht. Chidori ist wie eine Tochter für mich. Wir kennen sie beide seit sie geboren wurde, aber ich habe ein Reich für das ich Sorgen muss, Sess. Ich kann ihr Wohlergehen nicht über das aller anderen stellen. Es liegt einzig und allein in deiner Hand, wie es weitergehen wird.“

Rijan hätte in diesem Moment Inu no Taishou am liebsten gepackt und geschüttelt. Wie konnte er seinem jungen Sohn solch eine Bürde auferlegen? Sicher, Sesshoumaru hatte eine ausgeprägte Schwäche für Chidori. Vermutlich liebte er sie bereits, aber er tat doch auch alles um sie auf Abstand zu halten. Er war gemein und grausam zu ihr und doch ließ sich Chidori davon nicht abschrecken. Sie wusste was sie wollte und daran konnte nichts auf dieser Erde etwas ändern. Konnte Inu no Taishou das nicht sehen? Was mehr sollte Sesshoumaru noch tun? Wie sollte er Chidori davon abbringen, weiterhin nur ihn zu wollen? Sein Vater hatte ihm eine Bürde auferlegt, die er nicht tragen konnte. Denn Sesshoumaru selbst hatte keinerlei Einfluss darauf, was Chidori wollte.

„Habe ich deine Erlaubnis, für Chidori einen Partner zu finden?“ Sesshoumarus Worte klangen gepresst und tiefer als gewöhnlich. Ein deutliches Zeichen wie sehr ihn die Situation gerade bewegte. Rijan starrte ihn sprachlos an. Hatte sie eben richtig gehört? Er wollte für Chidori einen Mann finden? Wie wollte er das bewerkstelligen? Selbst wenn er einen fand, mit dem er selbst leben konnte – und das wagte Rijan sehr zu bezweifeln – Chidori würde dem nie zustimmen.

Inu no Taishou sah seinen Sohn an. Blickte auf das gesenkte Haupt seines einzigen Kindes und Rijan schluckte schwer als sie den Ausdruck in seinen Augen sah. Was Sesshoumaru selbst nämlich nicht sah, war der Kummer, der sich darin spiegelte. Der Kummer seinem eigen Fleisch und Blut das einzige Glück zu verwähren, das dieser ersehnte. Die Wut, die sie vorher gefühlt hatte, verblich angesichts dieser Erkenntnis. Inu no Taishou wusste darum wie unmöglich es war, was er seinem Sohn hier auferlegt hatte und doch konnte er nicht anders handeln. Sesshoumaru war sein einziger Sohn und natürlich wollte jeder Vater nur das Beste für sein Kind, doch Inu no Taishou war eben auch ein Anführer, er hatte für mehr als nur sein eigen Fleisch und Blut zu sorgen. Letztendlich hatte er auch für Chidori zu sorgen und wie er selbst gesagt hatte, sie war wie eine Tochter für ihn. Auf die einzige Weise die ihm möglich war, versuchte er alle zu schützen, für die er die Verantwortung trug. Die Last, die auf seinen Schultern ruhte, war an manchen Tagen wohl wirklich zu schwer zu tragen.

„Chidori ist noch viel zu jung um sich bereits zu paaren, aber hai, du hast meine Erlaubnis.“ Damit erhob er sich und verharrte dann einen Moment in der Bewegung. Es schien als wollte er seinem Sohn die Hand auf den Kopf legen, denn er streckte seinen Arm leicht, doch offenbar entschied er, dass es besser war ihn nun in Ruhe zu lassen. Also schüttelte er nur stumm seinen Kopf und verließ den Raum. Sesshoumaru wartete bis sein Vater die Tür geschlossen hatte, ehe er mit einem wütenden und sehr verzweifelt klingenden Laut seine Hand in die nahe gelegene Wand rammte.
 

Rijan wandte sich schnell ab. Sie ertrug den Kummer, der ihn plötzlich umgab nicht länger. Sie verstand seinen Vater, aber trotzdem war es nicht richtig, Sesshoumaru so viel Verantwortung zu übertragen. Er konnte ihm doch nicht das Leben eines anderen Wesens anvertrauen. Er war noch so jung. Es zerriss ihr das Herz, das mitansehen zu müssen.

„Hat er jemanden gefunden?“

Ihr Begleiter nickte und blickte sie forschend an.

„Hai, den einzig möglichen Kandidaten.“

Rijans Augen wurden groß.

„Kazuki?“ Er nickte und schien angenehm überrascht, dass sie so schnell verstand.

Sie seufzte tief und schüttelte dann traurig ihren Kopf. „Ich habe nicht geahnt, dass sein Leben so kompliziert gewesen ist.“

Ihr junger Freund lachte trocken und sie sah ihn erstaunt an. „Was hast du erwartet? Er ist der Sohn einer der mächtigsten Dämonen dieser Welt. Von Kindheitstagen an war ihm auferlegt worden, eines Tages dieses Erbe anzutreten.“

Rijan schluckte und ließ die Worte auf sich wirken. Richtig, das hatte sie in der Tat vergessen. Wie mochte es wohl gewesen sein, von klein auf dazu erzogen worden zu sein, eines Tages die Verantwortung für alles und jeden in der eigenen Umgebung zu übernehmen? Bedachte sie diese Bürde wunderte es sie eigentlich nicht, dass Sesshoumaru sich letztendlich für die Einsamkeit entschieden hatte.

„Zeig mir wie es gewesen ist, Verantwortung übernehmen zu müssen.“
 

Sie sah Sesshoumaru unweit vor sich stehen. Er war jung, sehr jung. Vielleicht fünf Jahre, wenn es hochkam. Ihr ging das Herz über, als sie diesen Knirps dort stehen sah. Ohne Zweifel Sesshoumaru und doch so absolut niedlich, dass sie automatisch lächeln musste. Sein Gesicht war blass und er starrte ungläubig auf das kleine Bündel in seinen Armen. Chidori - wie Rijan sofort schlussfolgerte. Sie hatte ihr gesagt, dass sie ihn seit ihrer Geburt kannte. Nun verstand Rijan, was Chidori damit gemeint hatte. Er war wirklich am Tag ihrer Geburt anwesend gewesen. Einen Moment betrachtete sie das rührende Bild. Den kleinen Jungen, der ein Baby im Arm hielt und pure Angst in seinem Blick zeigte. Angst davor, diesem schutzlosen Geschöpf weh zu tun. Es womöglich fallen zu lassen. Sie lächelte weiterhin, als sie ihn dabei beobachtete, wie er unsicher die Kleine festhielt. Ihre roten Augen blickten vertrauensvoll zu ihm auf und als sich ihre Blicke kreuzten, veränderte sich etwas in seinem Wesen. Plötzlich drückte er den Rücken gerader durch und hielt sie sicherer fest. So als hätte er beschlossen, sie zu beschützen.

„So fing es also an.“, murmelte Rijan und wandte sich dann dem Rest des Bildes zu. Und augenblicklich wurde auch sie blass im Gesicht. Unweit auf einem großen Lager mit weisen Decken lag eine Frau. Ohne Zweifel Chidoris Mutter, das feuerrote Haar verriet sie. Doch ihre Augen waren weit aufgerissen und sie blickte ausdruckslos an die Decke. Die Laken waren blutverschmiert und als Rijan näher kam, bemerkte sie, dass man ein Schwert in das Herz der Frau gebohrt hatte. Sie würgte heftig und bekämpfte den Wunsch sich übergeben zu müssen. Hatte man sie ermordet? Inu no Taishou stand nicht unweit neben ihr und Blut bedeckte seine Hände. Sein Kopf war gesenkt und er murmelte etwas. Ein weiterer Mann war anwesend. Er saß neben der toten Frau, weinte bittere Tränen und verfluchte die Welt und jeden, der anwesend war. Rijan blickte zurück zu Sesshoumaru. Verstand nun, was ihn so blass hatte werden lassen. Ein kleines Kind und doch hatte er offenbar gerade grausames mitansehen müssen.

„Warum?“, fragte sie tonlos und ihr junger Begleiter seufzte schwer, als würde er sich daran erinnern, was damals geschehen war.

„Es hat nicht dürfen sein. Um Chidoris Existenz zu sichern, um sie retten, musste ihre Mutter sterben. Niemand durfte wissen, wessen Kind sie war.“

Die Regel, richtig. So langsam verstand sie das Ausmaß dieser ganzen Geschichte.

Rijan sah schweigend zu, wie Inu no Taishou sich vor seinen Sohn kniete und dessen Blick gefangen nahm. Er zwang ihn dazu, ihn anzusehen, in dem er sanft sein Kinn umfasste. Sesshoumarus Augen waren klar und blickten deutlich älter drein, als es hätte der Fall sein dürfen.

„Sie wird von nun an das Wertvollste in deinem Leben sein, mein Sohn.“

Sesshoumaru nickte, seine Schultern zitterten jedoch leicht, als er seinem Vater zuhörte und dabei fest das kleine Wesen in seinen Armen hielt.

„Es wird deine Aufgabe sein, sie zu beschützen.“ Wieder nickte er und Rijan wurde schwer ums Herz.

„Beschütze sie mit deinem Leben wenn es sein muss.“ Das folgende Nicken war kaum noch wahrzunehmen und Rijans Herz brach, als sie es bemerkte. Wie konnte er nur? Einem kleinen Kind solche eine Last aufzuerlegen. Wie sollte dieser kleine Junge in der Lage sein, ein anderes Lebewesen zu beschützen?

Und doch ergab alles andere plötzlich einen Sinn. Es hatte nur so enden können, dass Chidori in ihm ihren Helden fand. Er war für sie da und beschützte sie vor jedem Unheil, das ihr widerfahren wollte. Es war vollkommen natürlich, dass sie ihn anhimmelte. Wie hätte sie anders darauf reagieren sollen? Der Grundstein für diese verfluchte Verbindung war an diesem Tag gelegt worden. Und Rijan war sich sehr sicher, dass das nicht die Absicht von Inu no Taishou gewesen war. Sie verstand langsam, wie Sesshoumaru aufgewachsen war. Ob es nun richtig gewesen war oder nicht. Sie verstand zumindest den Grund für all das. Sesshoumaru hätte einmal Führer eines ganzen Landes werden sollen. Schwäche hatte dabei nichts zu suchen. Und das hatte man ihm offenbar bereits als Kind beigebracht.
 

Rijan drehte sich um und eine andere Szene erschien vor ihren Augen. Wieder sah sie Sesshoumaru – diesmal jedoch deutlich älter. Annähernd seinem heutigen Aussehen entsprechend. Nur sein Blick war noch nicht so verschlossen, noch nicht so kalt wie er es heute war. Sein Haar reichte nur bis zu seinen Hüften. Es wehte lose im Wind. Rijan kniff die Augen zusammen um deutlicher sehen zu können. Es war Nacht, doch vielleicht irrte sie sich auch. Dunkelheit umgab sie. Qualm verhinderte, dass man besonders weit sah. Obwohl es ihr nicht möglich war tatsächlich etwas zu fühlen, war es doch, als würde sie die Hitze des Feuers wahrnehmen. Es brannte um sie herum. Die Flammen drohten alles zu verschlingen. Offenbar waren sie in einem Raum oder was davon noch übrig war. Rijan ging ein paar Schritte zu Sesshoumaru und sah eine unbändige Wut in seinem Blick. Er kniete sich gerade nieder. Inu no Taishou lag am Boden, begraben von Bruchstücken der Decke, die wohl über ihm zusammengebrochen war. Sesshoumaru räumte die Teile unter größter Anstrengung beiseite. Half seinem verwundeten Vater leicht auf, indem er ihn mit seinen eigenen Armen stützte. Er hustete. Der Qualm musste seine Lungen längst verätzt haben. Rijan schluckte schwer. Sie ahnte, welcher Moment das hier war.

„Vater.“, meinte Sesshoumaru gerade, doch seine Stimme ging unter, als erneut ein Teil der Decke einstürzte und unweit von ihnen niederging. Sesshoumaru blickte hektisch in die entsprechende Richtung und danach wieder seinen Vater an. Auch er sah wohl gerade die schweren Verwundungen, die Inu no Taishou davon getragen hatte. Zu schwer um sie zu überleben. Nicht einmal als Dämon. Sie erinnerte sich dunkel daran, dass man ihr davon berichtet hatte. Von dem Tag als dieser mächtige Dämon gestorben war. Er hatte seine Frau und sein Kind gerettet. Doch der Kampf, den er zu fechten hatte, war zu groß gewesen um ihn zu überleben. Sie hatte jedoch nicht gewusst, dass Sesshoumaru damals dabei gewesen war. Sie blickte ihn an. Sah, dass sich in seinem Gesicht, in seinem schönen ihr so vertrauten Gesicht, tausend Emotionen abzeichneten. Sie war es nicht gewohnt, ihn so zu sehen. Er sah beinahe aus wie der Mann, den sie so sehr liebte, aber nie zuvor hatte sie erlebt, dass man ihm so deutlich ansah, was in ihm vorging. Und was sie am deutlichsten sah war Wut, blanke alles verzehrende Wut. Rijan schlang die Arme um sich und starrte ihn schweigend an. Wie viel Wut mochte in diesem Mann tatsächlich schlummern. Nach all den Dingen, die er erlebt hatte? Sie konnte es sich nicht einmal ansatzweise vorstellen.

„… zu spät.“, murmelte sein Vater gerade und Sesshoumaru fletschte ungehalten mit seinen Zähnen. Von jetzt auf nachher wurden seine Augen blutrot und Rijan kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Sie kannte diese heftige Verwandlung. Sie hatte sie bei Akiko gesehen. Eine Verwandlung, die man nicht kontrollieren konnte. Er wäre wohl sehr überrascht, wenn er wüsste, dass auch sein Vater das einmal durch gemacht hatte. Und es war mehr als nur deutlich, dass Sesshoumaru diese Gefühlsregung gerade nicht in den Griff bekam.

„Inuyasha …“, setzte Inu no Taishou an und blickte Sesshoumaru aus blassen Augen an. Das Gold darin war wässrig und kaum noch als solches zu erkennen.

„… dein Bruder.“, flüsterte er weiter und Sesshoumaru schüttelte ungehalten seinen Kopf.

„Ein Halbblut kann niemals mein Bruder sein.“ Zorn, sehr viel Zorn sprach aus ihm. Sie fragte sich, woher dieser kam. Natürlich kannte sie seine Abneigung gegen die menschliche Schwäche und die daraus resultierende Verachtung für seinen Bruder, aber trotzdem erstaunte sie das alles sehr.

„Er IST dein Bruder.“ So schwach sein Vater auch sein mochte, die Worte kamen mit Nachdruck und wurden von einem tiefen Grollen begleitet. Beinahe so als hätte es in der Ferne gedonnert.

„Und er wird nie so stark sein wie du. Er kann niemals so stark werden. Er braucht jemanden, der auf ihn aufpasst. Der ihn beschützt. Diese Welt wird grausam zu ihm sein. Es wird dauern, bis er seinen Platz findet und bis dahin musst …“

Sesshoumaru stand auf, ließ seinen Vater ohne Vorwarnung zurück auf den Boden fallen. Ein schmerzhafter Laut kam von diesem, während Sesshoumaru mit funkelnden Worten über ihm stand.

„Du hast kein Recht, irgendetwas von mir zu verlangen.“, fauchte er ihn an. Keinerlei Rücksicht darauf nehmen, dass sein Vater im Sterben lag.

„Du bist mein Sohn, ich hab jegliches Recht.“

„Nicht mehr.“ Zornerfüllt starrten sich nun beide an, ehe Inu no Taishou sich schmerzerfüllt aufbäumte und seinen Sohn schließlich etwas ruhiger anblickte.

„Versprich mir, dass du auf ihn aufpassen wirst.“

Sesshoumaru verschränkte die Arme und sah seinen Vater störrisch an.

„Ich sterbe, verflucht noch mal. Kannst du nicht dann einmal nachgeben?“

Unruhig bewegte der jüngere Dämon seine Schultern. Rijan kannte dieses Verhalten von ihm. Etwas bewegte ihn und er wollte es nicht zeigen.

„Du hast dir das selbst ausgesucht.“, meinte er schließlich und wandte sich ab.

„Hai, denn ich verstehe plötzlich alles.“

„Wirklich?“ Sesshoumaru klang mäßig interessiert an den letzten Weisheiten seines Vaters.

„Wirklich.“

Er drehte sich wieder zu seinem Vater um und ging neben ihm in die Knie. Sein Blick fixierte den des älteren Dämons und langsam verschwand das pulsierende Rot in seinen Augen. Er schien ruhiger zu werden.

„Vergib einem alten Mann die Fehler, die er bei dir gemacht hat.“ Sesshoumaru senkte den Kopf und weigerte sich seinen Vater noch länger anzusehen.

„Und lass sie nicht an einem unschuldigen Kind aus. Er braucht einen Beschützer. Versprich mir, dass du für ihn sorgst. Dass du ihn vor den Angriffen beschützt, die man auf ihn verüben wird. Beschütze ihn mit allem was du hast.“

„Mit meinem Leben?“ Sesshoumarus Worte klangen müde und Rijan verstand warum. Es war nicht das erste Mal, dass Inu no Taishou dieses Versprechen von ihm haben wollte. Sie schluckte schwer. Sicher, er war nun älter, dennoch war es nicht richtig. Was war mit seinem Leben? War das so wenig Wert, dass er es ständig für einen anderen opfern sollte? Sein Vater lag im Sterben, richtig, aber viel gelernt schien er doch nicht zu haben. Es war nicht richtig, ihm diese Bürde schon wieder aufzulegen.

„Hai, mit deinem Leben, wenn es notwendig ist.“

Und Sesshoumaru schwieg dazu. Verweigerte seinem Vater diesen letzten ausdrücklichen Wunsch. Statt dessen sah er ihn an und was fixierte seinen Blick. Was immer Inu no Taishou auch sah, ließ ihn ruhiger werden. Seine Augenlider flackerten.

„Du hättest gewonnen, mein Sohn. Du hättest verdammt schnell gewonnen.“ Die letzten Worte, die er sprach, danach verdrehten sich seine Augen und das Heben und Senken seiner Brust endete.

Rijan vergaß zu atmen, als sie die beiden betrachtete. Er hatte seinen Vater sterben sehen? Mein Gott nahm das Leid seines Lebens denn gar kein Ende? War es das, was ihn hatte zerbrechen lassen. Das er den letzten Wunsch seines Vaters nicht erfüllt hatte. Dass er ihm dieses Versprechen nicht gegeben hatte? Sie wusste, dass Inuyasha nicht mehr lebte. Sie hatte von seinem Tod gehört. War es das, was ihn nach wie vor so nachhaltig beschäftigte. Dass er seine Pflicht nicht erfüllt hatte?
 

„Nein, das ist es nicht.“ Das Bild verblasste und ihr junger Freund sah sie neugierig an.

„Ich kenne ihn. Das kann ihn nicht so beschäftigen. Ich glaube sein Vater hat etwas damit zu tun, aber es muss etwas anderes sein. Sesshoumaru zerbricht nicht daran, seinem Vater nicht den letzten Wunsch erfüllt zu haben. Das kann unmöglich sein. Es muss etwas wichtigeres sein. Etwas, dass ihn selbst betrifft.“

Eine Antwort erhielt sie nicht, statt dessen erschien ein neues Bild vor ihr.
 

„Sesshoumaru!“ Erneut hallte es von allen Wänden wieder als sein Vater durch die Korridore stürmte und seinen Sohn suchte. Rijan hörte die schweren Schritte, fühlte die Wut, die ihm vorauseilte. Sesshoumaru selbst saß recht entspannt auf einem Stuhl und studierte gerade einige Papiere, die vor ihm ausgebreitet lagen.

Die Tür wurde aufgestoßen und sein Vater stürmte mit blutroten Augen herein. Rijan schwante böses. Sesshoumaru blickte kurz auf, bemerkte seinen Vater und dessen Gemütsverfassung, blieb jedoch selenruhig sitzen.

„Schließe bitte die Tür, diese Papiere sind empfindlich.“ Das war mehr als sein Vater ertragen konnte, mit einer einzigen Handbewegung fegte er die besagten Papiere vom Tisch und packte seinen Sohn unsanft am Hals. Deutlich bohrten sich seine Krallen in die Haut seines Nachwuchses. Blut floss seine Finger entlang und Rijan hatte kurzzeitig wirklich Angst, dass er seinen Sohn umbringen wollte.

„Was soll das heißen?“, fragte er wütend und blickte seinen Sohn direkt an. Sesshoumaru antwortete mit einer Gelassenheit, die Rijan nur zu gut kannte.

„Du wärst nicht so wütend, wenn du es nicht verstanden hättest.“ Das stimmte wohl, denn Inu no Taishou zog seine Krallen zurück und entfernte sich deutlich von seinem Sohn.

„Du wagst es mich zu erpressen?“

Sesshoumaru erhob sich mit einer geschmeidigen Bewegung und wischte sich das lästige Blut von seinem Hals.

„Ich erpresse dich nicht, Vater. Ich sage dir die Tatsachen. Was du damit anfängst, ist allein deine Wahl.“

„Wenn ich dich nicht falsch verstanden habe, erwartest du von mir die Absegnung einer Paarung mit Chidori oder ich muss auf dich als meinen Erben verzichten.“

Sesshoumaru dachte einen Moment darüber nach, ehe er seinen Vater mit einem kalten Lächeln anblickte.

„Wenn du es so sagst, könnte es doch Erpressung sein. Andererseits hattest du die Wahl. Chidori gehört zu mir, das war dein eigener Wille.“

Inu no Taishous Augen begannen sich zurückzufärben. Er schien seine Wut in den Griff zu bekommen. Gerade als er sich einigermaßen unter Kontrolle hatte, stürmte Chidori reichlich aufgelöst in das Zimmer und heizte allein durch ihre Anwesenheit die Stimmung wieder auf. Finster betrachtete er nun die beiden jungen Dämonen.

„Ihr müsst den Verstand verloren haben.“

Chidori verharrte in der Bewegung und wagte es nicht, sich Sesshoumaru noch weiter zu nähern. Rijan betrachtete die beiden gespannt. Sesshoumaru wirkte erstaunlich gelassen dafür, dass er gerade drauf und dran war alles zu verleugnen, was man ihm beigebracht hatte. Er war seit seiner Geburt darauf vorbereitet worden, seinen Vater zu beerben und wollte das alles nun für Chidori aufgeben? So sehr sie sich auch bemühte, das passte einfach nicht zu ihm. Sie hätte nie für möglich gehalten, dass seine Gefühle für Chidori so tief gingen. Dass er alles für sie aufgeben würde. Sie betrachtete Chidori genauer. Sie war wirklich aufgelöst. Ein Schatten ihrer selbst. Etwas musste geschehen sein, dass den Ernst dieser Lage heraufbeschworen hatte. Sie schien sich nach Sesshoumarus Schutz zu sehnen, wollte näher zu ihm, aber schaffte es doch nicht. Zu sehr schüchterte sein Vater sie wohl ein. Dieser betrachtete sie gerade sehr finster.

„Ich dachte wir hätten das endlich geklärt.“, meinte er deutlich verärgert.

„Kazuki wird dein Partner.“

Richtig, wo war eigentlich Kazuki? Hatte sie vorhin nicht erfahren, dass Sess selbst ihn für Chidori auserkoren hatte. Und Kazuki war mit Sicherheit nicht abgeneigt gewesen. Chidori war mächtig, das schmeichelte jedem Dämon und er mochte sie, das hatte sie mehr als einmal gesehen. Dennoch war er bei dieser wichtigen Entscheidung nicht anwesend. Schlimmer noch, Sess schien seine eigene Meinung geändert zu haben. Was war nur geschehen?

„Kazuki …“ Sesshoumarus Stimme brach einen Moment lang, ehe er seinen Vater direkt anblickte. „Kazuki ist tot.“

Rijan blickte erstaunt von einem zu anderen. Tot? Wie war das geschehen? Wann war das geschehen? Hatte man sie angegriffen und er hatte Chidori beschützt? Das würde ihren aufgelösten Zustand erklären und auch dafür sprechen, dass Sess nun doch selbst ihren Schutz übernehmen würde. Hatten die anderen Dämonen beschlossen, sie auszulöschen? Trotz der Bündnisse mit Sesshoumarus Vater? Oder gab es diese Bündnisse nicht mehr.

„Seit du geboren bist, Sesshoumaru, wurdest du dazu erzogen eines Tages mein Nachfolger zu werden. Seit du existierst und denken kannst, bist du einzig und allein von dem Gedanken erfüllte, mich eines Tages besiegen zu wollen. So würdest du mein legitimer, anerkannter Nachfolger werden. Schon immer war es das was du wolltest, Sess. Es ist dein Recht, mich eines Tages herauszufordern und zu besiegen.“

Sesshoumaru stand aufrecht vor seinem Vater. Die Worte prallten an ihm ab, doch Rijan wusste, dass jeder einzelne Satz ihn traf. Richtig, selbst heute noch beschäftigte es ihn, trieb es ihn an, dass er seinen Vater nicht hatte besiegen können, weil es zu dem Kampf nie gekommen war. Ein Verdacht erwachte in Rijan. Sie blickte ihren Begleiter an, doch der betrachtete ebenfalls die Szene vor sich und schien ganz darin versunken zu sein.

„Ich werde niemals gutheißen, dass ihr beide euch über Regeln hinwegsetzt, die ihren Sinn haben. Du bist mein Sohn, Sess, mein Einziger, aber auch für dich gelten diese Regeln. Sie haben einen Sinn, deswegen bestehen sie. Was ihr wollt, darf nicht sein.“

Chidori zitterte leicht und Sess schien das zu bemerken, denn er griff nach ihr, zog sie näher an sich heran. Sie schien ruhiger zu werden, als sie hinter seinem Rücken Schutz fand.

„Du bist mein Sohn.“, meinte Inu no Taishou erneut und diesmal klang er dabei sehr unglücklich. „Ich kann dich nicht aufhalten, wenn du dich mir widersetzen willst. Aber solltest du dich über unsere Regeln hinwegsetzen, verwähre ich dir das Recht, das dir seit deiner Geburt zusteht. Du wirst mich niemals herausfordern können. Alles, was du immer hast haben wollen, wird dir verwährt bleiben. Überleg dir das, überleg es dir sehr gut. Ist es das alles Wert?“

Sesshoumaru blickte seinen Vater ausdruckslos an. Er schwieg einen Moment, aber Rijan glaubte nicht daran, dass er darüber nachdenken musste, was er zu tun hatte. Dieses Gespräch würde er sonst erst gar nicht führen müssen. Inu no Taishou schien das auch zu wissen.

„Ich kann nicht auslöschen, was mein eigen Fleisch und Blut ist. Aber ich kann dich auch nicht länger schützen. Weder dich noch sie. Von nun an seid ihr auf euch gestellt. Und sie werden kommen. Das kann ich dir versichern. Dein Anspruch auf mein Erbe endet hiermit.“ Plötzlich schien es als wäre Inu no Taishou um Jahre gealtert. Wie ein gebrochener Mann verließ er den Raum und ließ die beiden jungen Dämonen allein zurück. Chidori brach in Tränen aus und wollte weglaufen, doch Sesshoumaru hielt sie fest und zog sie in seine Arme. Er sagte kein Wort, Rijan konnte in seinen Augen sehen, wie schwer ihm das alles gefallen war. Denn es stimmte, Zeit seines Lebens war das Wichtigste für ihn gewesen, eines Tages seinen Vater zu besiegen. Das Recht dazu hatte er hiermit aufgegeben. Und Rijan wurde den Verdacht nicht los, dass er im Grunde sich selbst damit aufgegeben hatte.
 

Sie schüttelte sich, um diese Bilder loszuwerden.

„Ich verstehe es.“, erklärte sie schließlich und als sie diese Worte ausgesprochen hatte, befand sie sich plötzlich an einem ganz anderen Ort wieder. Ihr junger Freund war verschwunden. Sie war allein an einem dunklen, finsteren Ort. Kein Lichtstrahl drang hierher durch. Beinahe war es als würde sie in einem feuchten, sehr alten Verließ sitzen. Sie bewegte sich unruhig, fragte sich, was genau sie hier zu suchen hatte. Und dann hörte sie es. Ein Geräusch, ein vertrautes Geräusch. Tief und wild klingend. Ein Knurren, ein Knurren, das ihr Herz fast zum Überlaufen brachte.

Sie hatte ihn gefunden!

Beinahe konnte sie es selbst nicht glauben, doch sie hatte ihn gefunden. Rijan folgte dem Geräusch in der Dunkelheit. Es wunderte sie, dass sie sicheren Schrittes voranging, obwohl sie nichts sehen konnte. Doch sie vertraute auf ihn, wie sie es immer getan hatte. Sie war in seiner Nähe, nichts konnte sie jetzt noch aufhalten.

„Haltet durch.“, flüsterte sie.
 

Ein Lachen hallte durch den Raum. Finster und dunkel wie Akiko es nie zuvor gehört hatte. Er starrte auf die beiden Frauen, die unweit von ihm gekämpft hatten. Unfassbar erschien es ihm, dass seine Mutter Yamiko wirklich getroffen hatte. Und doch bohrte sich ein Schwert deutlich durch ihren Bauch. Blut spritzte hervor und tränkte den Boden zu ihren Füßen dunkelrot. Ungläubig blickte er in Yamikos Gesicht. Doch es bestand kein Zweifel, dort wo eigentlich Schmerz oder Überraschung zu sehen sein sollten, verzogen sich ihre Gesichtsmuskeln zu einem bösartigen Lächeln. Ein Lächeln, das schließlich in ein schallendes, durch und durch böses Lachen überging. Er wechselte einen Blick mit Chidori, die nicht minder überrascht zu sein schien. Ihre Augen funkelten nach wie vor dunkel wie die Nacht, doch die Gelöstheit, die Freude, die er zuvor auf ihrem Gesicht gesehen hatte, war verblasst. Dieses Geräusch, dieser seltsame Laut, schien sie auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu haben. Sie verstand offenbar auch nicht, was gerade geschah. Verlor Yamiko etwa den Verstand? Hatte es sie so überrascht, dass man sie verwunden konnte? Nein, das Lachen hatte eine andere Bedeutung und Akikos Blut schien zu gefrieren, als er ihr lauschte.

„Närrin. Hoffnungslose Närrin. Das bist du schon immer gewesen.“ Akiko war unfähig sich zu bewegen, als er sah wie sie selbst ihr Schwert hob und es mit einem einzigen Ruck tief in sich selbst bohrte, durch ihren Körper hindurchschob und in den Leib seiner Mutter stieß. Dann zog sie es wieder heraus. Blutgetränkt war nun die Klinge. Chidori keuchte erschrocken auf und ließ irritiert ihr eigenes Schwert los. Das reichte Yamiko um auch dieses Schwert aus sich herauszuziehen. Beide schleuderte sie dann achtlos zur Seite und drehte sich zu Chidori herum. Genüsslich schob sie ihre Krallen in die offene Wunde und Akiko roch das Gift mehr als dass er es sehen konnte. Er musste etwas tun, etwas unternehmen. Aber wenn er von hier wegging, würde der nächste Angriff ohne Zweifel gegen Rijan gehen. Unschlüssig saß er auf seinem Platz und wusste nicht, was er tun sollte.

„Du kämpfst wie der Dämon, der du hättest sein sollen.“, meinte Yamiko gerade leise. „Doch du lebst wie die Frau, die du sein wolltest.“ Unbarmherzig hob sie Chidori an und schleuderte sie ohne viel Aufhebens erneut quer durch den Raum. Chidori kam hart auf dem Boden auf und blieb dort bewegungslos liegen. Akiko starrte schockiert zu ihr herüber. Sie konnte nicht so schnell besiegt sein. Eben noch hatte doch alles so ausgesehen, als hätten sie endlich einen kleinen Sieg errungen und dann das. Ohne noch weiter darüber nachzudenken, sprang er auf und griff Yamiko frontal an. Ein hoffnungsloses Unterfangen, denn sie packte ihn lediglich an seinem Hals und schien ihm die Luft abdrücken zu wollen. Er röchelte und versuchte sich zu befreien, doch ihr Griff war so eisern wie er nur sein konnte. Er hatte keine Chance gegen sie. Das wusste er sofort.
 

„Kannst du mich hören?“ Rijan kauerte vor Sesshoumaru. Er lag in Ketten, schweren Eisenketten und schien kaum er selbst zu sein. Er fletschte Furcht einflößend die Zähne, knurrte lautstark und blickte sie hasserfüllt aus blutroten Augen an. Er war nicht ihr Sesshoumaru, doch sie kannte diesen Teil seiner Seele. So wie sie jeden Teil seiner Seele kannte. Also saß sie vor ihm, dicht genug, dass er ihre Anwesenheit fühlen musste. Dicht genug, dass er sie ohne Probleme mit seinen Klauen vernichten konnte. Doch sie vertraute darauf, dass er das nicht tun würde. Das hier also hatte Yamiko ihm angetan. Sie hatte ihn in Ketten gelegt, sein Selbst ausgelöscht und damit seinen Willen gebrochen. Ihm deutlich gemacht, dass unter heutigen Gesichtspunkten, er alles was er einmal gewesen ist für eine Frau aufgegeben hatte, die er nun nur noch hasste. Sesshoumaru hasste es Fehler zu begehen und dieser eine schien zu groß zu sein, als dass er damit leben konnte. Sie wusste nicht, wie genau Yamiko das angestellt hatte, doch sie sah das Ergebnis. Diese Bestie, dieses Wesen ohne Verstand, das vor ihr angekettet war, war nur noch ein Schatten von dem, was Sesshoumaru ausmachte. Es war der Grund warum er nicht aus eigenen Kräften zurückkommen konnte. Dieses Wesen existierte nur. Es konnte nicht denken oder handeln. Es trug nur all die Wut in sich, die Sesshoumaru wohl fühlte. Rijan fragte sich wie sie das beheben sollte. Wie sie jemals in der Lage sein sollte, ihm zu helfen. Doch es musste ihr gelingen. Sie war nicht bis hierher gekommen um dann aufzugeben. Also sprach sie erneut zu ihm. Sagte ihm ihren Namen und hoffte auf eine Reaktion. Doch er knurrte nur und fletschte erneut mit den Zähnen. Es schmerzte sie das mit ansehen zu müssen. Dieser stolze Mann, beherrscht von einem Tier in ihm, das mächtiger zu sein schien als alles andere. So konnte es nicht enden. So durfte es einfach nicht enden.
 

Chidori öffnete langsam die Augen. Schmerz durchzog ihren ganzen Körper. Sie konnte das Gift wirken fühlen. Verdammt, wie hatte das passieren können? Sie war doch auf der Siegerseite gewesen. Wie war es möglich, dass Yamiko das alles nichts ausgemacht hatte. Ein Röcheln drang in ihr Bewusstsein sein und sie erhob sich schwerfällig. Wut erwachte erneut in ihr, als sie ihren Sohn in den Händen dieser grausamen Frau sah. Nein, sie würde nicht zulassen, dass man ihrem Kind etwas antat. Er war ihr Fleisch und Blut und auch wenn Yamiko offenbar andere Empfindungen für ihren Nachwuchs hegte, so konnte sie nicht anders, als ihren Sohn mit allem zu beschützen, was sie hatte. Mühsam rappelte sie sich auf und machte dadurch Yamiko erneut auf sich aufmerksam.

„Du lebst noch, hm?“, meinte diese wenig überrascht. Chidori nickte und sah zu, wie Yamiko von Akiko abließ und diesen wie ein lästiges Insekt in ihre Richtung stieß. Er ging neben ihr in die Knie und Chidori hatte alle Mühe ihn zu stützen.

„Er ist dein Fleisch und Blut. Wie kannst du so etwas tun?“, fragte sie und vermochte es nicht, ihre Stimme nicht zittern zu lassen. Das Gift forderte seinen Tribut. Es war die zweite Ladung, die sie an diesem Tag abbekommen hatte. Zuviel, als das ihr Körper das verkraften konnte. Zumindest nicht in so kurzer Zeit. Sie müsste sich erholen, doch dafür gab es keine Gelegenheit. Es lag an ihr, alle zu beschützen, die hier anwesend waren.

„Warum? Du kennst die Antwort. Mein Sohn hat mächtig werden sollen. Und nicht wegen eines törichten Weibes alles aufgeben.“ Chidori gab einen missmutigen Laut von sich.

„Das ist kein Grund ihn zu töten.“

„Hai, da hast du Recht. Aber nach all den Dingen, die er erlebt hat. Nach all den Opfern, die er hat machen müssen, sank er noch so viel tiefer, in dem er einen Menschen hat wichtig werden lassen.“ Yamiko betrachtete Sesshoumaru und Rijan. „Einen Menschen! Ich weiß nicht, wie er unser Erbe, unser Blut hat so schwach werden lassen können. Er ist doch genau wie sein Vater.“

Sie blickte zurück zu Chidori und deren Blut begann zu gefrieren. Sie konnte eine Macht fühlen, eine Macht, die sie alle bedrohen würde. Die jeden, den sie liebte, den sie einmal geliebt hatte, vernichten konnte. Und sie war zu schwach um das aufzuhalten. Zu schwach um zu beschützen, was ihr wichtig war. Die Erkenntnis erschütterte sie und ließ sie in die Knie gehen.

„Ich dulde nicht länger, dass mein Blut verweichlicht. Dass mein Erbe entehrt wird. Ich werde das heute und hier beenden. Wir sind auserkoren um mächtig zu sein. Um Großes zu vollbringen, nicht um einen unnützen Menschen zu schützen. Doch es hat so enden müssen. Bei dem Vater wundert es mich nicht weiter.“

Ihr Blick haftete nun auf Akiko. „Und er ist genauso. Ich kann es in seinen Augen, in seiner Seele sehen. Ein Mensch bewegt ihn. Ein Mensch, für den er alles tun würde.“

Sie sah zurück zu Chidori.

„Wie kannst du das zulassen? Du bist ein Dämon. Du bist mächtig. Jedenfalls warst du es einmal. Wie kannst du gegen einen Menschen verlieren?“

Chidori schüttelte ihren Kopf und erhob sich schwerfällig. Doch ihre Knie gaben erneut nach. Verdammt!

„Ich verliere nicht gegen einen Menschen. Das habe ich nie getan und das werde ich auch niemals. Ich möchte, dass mein Sohn glücklich ist. Und wenn dazu ein Mensch notwendig ist, dann sei es eben so. Siehst du nicht, was wir geschaffen haben? Schau dir Akiko an. Er ist auch dein Fleisch und Blut. Wie kannst du nicht sehen, welche Macht in ihm ruht?“

Yamiko blickte ihn erneut an, schien mit ihren Augen in seine Seele einzudringen. Chidori hörte ihn nach Luft schnappen.

„Ich sehe seinen schwachen Geist. Ich sehe, dass er diese Macht nie so verwenden wird, wie es seine Vorfahren geplant haben. Er wird der Untergang für uns Dämonen sein. Die Vernichtung der Zeit wie wir sie kennen.“

Sie ging auf Chidori zu. Kniete sich vor sie auf den Boden und blickte ihr direkt in die Augen.

„Man fürchtet uns nicht länger. Man wird es noch weniger tun, wenn sich weitere Dämonen mit Menschen einlassen. Wir werden ausgelöscht werden. Unsere Macht wird vergehen und irgendwann wird sich niemand mehr daran erinnern, dass wir einst hier gewesen sind.“

Beinahe zärtlich umfasste Yamiko Chidoris Kinn.

„Ich werde nicht zulassen, dass wir so einfach in Vergessenheit geraten. Nicht wegen eines Menschen. Und noch weniger wegen eines Dämons, der unseren Untergang einleitet. Diese Familie ist verflucht, Chidori. Sie war es schon immer. Von Beginn der Tage an. Inu no Taishou war der Erste. Sesshoumaru setzt das fort und dein Sohn wird es besiegeln. Andere haben versucht das aufzuhalten, doch sie waren zu schwach. Daher werde ich es eben sein müssen, die das alles beendet. Diejenige, die die alte Werteordnung wieder herstellt. Man wird uns wieder anbeten, wie es seit Anbeginn der Zeit immer gewesen ist.“

Chidori lauschte den Worten dieser Frau und versuchte zu begreifen, was das alles sollte. Auf eine sehr kranke Art und Weise machte es Sinn. Yamiko war ein alter Dämon, zu einer Zeit herangewachsen, als die Dinge anders gewesen sind. Sehr viel anders als heute. Es stimmte. Der Einfluss der Dämonen schwand. Es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis es keine reinrassigen Dämonen mehr gab. Doch das war eine Entwicklung, die man nicht aufhalten konnte. Inu no Taishou war irgendwann in der Lage gewesen sich den neuen Begebenheiten anzupassen. Obwohl er in der gleichen Zeit herangewachsen war wie Yamiko. Doch Yamiko schien zu einer Sorte Dämon zu gehören, die mit den Veränderungen nicht leben konnte. Die an der Art zu leben hing, wie sie es getan hatte. Im Grunde ihres Herzens wollte Chidori sie nicht vernichten. Sie kannte diese Frau seit sie geboren worden war. Sie selbst hatte nie eine Mutter gehabt. Doch Yamiko war ein weiblicher Bezugspunkt für sie gewesen. Sie hing an ihr, selbst jetzt noch, wo sie versuchte sie zu vernichten. Wie sollte sie das einfach alles ignorieren können? Und doch wusste Chidori, das es keinen anderen Weg gab. Yamiko würde nicht ihre Meinung ändern. Sie konnte es nicht, denn sie hatte Recht. Sie war eine aussterbende Rasse. Nichts auf dieser Welt konnte daran etwas ändern. Und so eng die Bindung an Yamiko auch sein mochte, es gab eine Bindung, die nichts auf dieser Welt überstieg. Und das war die Bindung an ihren Sohn. Für ihn hatte sie alles gegeben, was man ihr abverlangt hatte. Niemals würde sie zulassen, dass all ihre Anstrengungen umsonst gewesen sind.

Yamiko zog sich von ihr zurück. Blickte zu Rijan und ihrem Sohn hinüber. Sie näherte sich den beiden, berührte kurz die Wange ihres Sohnes. Trotz allem war er ihr Sohn. Sie hatte andere Pläne für ihn gehabt. Es war mit Sicherheit nicht leicht, wenn nichts davon wahr werden würde. Dann stand sie auf und ging zurück in die Mitte des Raumes. Stellte sich dort aufrecht hin und konzentrierte ihre Kraft in ihrer Mitte. Chidori war in der Lage zu sehen, welches Kraftfeld sie um sich herum aufbaute. Ein Kraftfeld, das sie schützen sollte. Eines, das kein anderer durchdringen konnte. Ihr wurde schwer ums Herz und sie blickte zu ihrem Sohn, der das ebenfalls alles sehen konnte. Sie hatte nie gewollt, dass er solche Dinge erleben musste. Sie wollte, dass er in dieser neuen Welt lebte. In der Dämonen nicht länger die gefürchteten waren. In der nicht jeder ihn jagte, nur weil er eine Gefahr darstellte. Er war ihr Sohn. Sie kannte Akiko seit er existierte. Wie könnte er je eine Gefahr für einen anderen sein? Welch eine absurde Vorstellung. Sie lächelte leicht und brachte ihn damit dazu sie verstört anzublicken.

„Ka-san?“, fragte er verwirrt und war sich nicht sicher, was er von dem Lächeln seiner Mutter halten sollte.

Er war ihr Leben. Für ihn allein hatte alles Sinn gemacht. Egal wie die Dinge heute waren, egal was sie dafür geopfert hatte, was sie aufgegeben hatte. Es spielte keine Rolle, solange es nur einfach ihn gab. Für ihn war sie immer noch bereit alles zu opfern und aufzugeben, was ihr möglich war.

Sie streckte ihren Arm aus und berührte sanft mit der Hand seine Wange. Er blickte sie ein wenig genervt an. Natürlich war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für Sentimentalität. Aber sie konnte gerade nicht anders. Das hier war ein Kampf der einzig und allein um die Familienbande ging. Um Fleisch und Blut und das Erbe selbst. Wie hätte sie sich diesen Gefühlen entziehen sollen?

„Ich liebe dich.“, sagte sie schlicht und Akiko verzog kurz das Gesicht.

„Jetzt ist wirklich nicht der Zeitpunkt für so etwas.“, meinte er und errötete leicht. Es brachte sie noch mehr zum Lächeln. In diesen Momenten war er wirklich noch sehr jung.

„Aber es entspricht der Wahrheit. Du bist das Wichtigste auf der Welt für mich. Und ich möchte, dass du weißt, dass kein Opfer für dich zu groß ist. Ich bereue rein gar nichts, was mit dir zu tun hat. Ich würde alles noch einmal genau so machen wie ich es getan habe.“ Und damit erhob sie sich und verließ ihn. Kraft strömte erneut durch ihren Körper. Sie konnte es fühlen. Eine Kraft von der sie nie zuvor etwas gefühlt hatte. Sie hatte nicht gewusst, dass sie so mächtig werden konnte. Doch hier und jetzt war es notwendig, dass alles was ihr zur Verfügung stand in die Waagschale geworfen wurde. Denn das hier war IHR Kampf. Sie würde beschützen, was ihr am Wichtigsten war. Sie würde Rijan beschützen. Sie würde Sesshoumaru beschützen. Doch am wichtigsten: Sie würde ihren Sohn beschützen. Jetzt endlich würde sich ihr Schicksal erfüllen.
 

Rijan lief eine Träne über die Wange. Was für ein Gefühl war es, das sie plötzlich durchströmte. Als würde etwas Gewaltiges geschehen. Sesshoumarus Knurren wurde leiser, seine Eckzähne bildeten sich zurück. Das Tier in ihm schien langsam schwächer zu werden.

„Was …“ Sie brach ab, als ihr junger Begleiter plötzlich wieder neben ihr stand.

„Es endet hier und jetzt. Alles endet hier und jetzt, Rijan. Es dauert nicht mehr lange und Sesshoumaru wird erwachen. Nutze die letzten Momente hier in seinem Geist und zeige ihm etwas, das ihn zurückholen wird. Erinnere ihn daran, dass seine Opfer alle einen Sinn hatten. Dass es nicht umsonst gewesen ist.“

Sie blickte ihn an, schweigend, darüber nachdenkend, was er ihr gesagt hatte. Dass es einen Sinn hatte? Einen Sinn aufgegeben zu haben, was ihn ausgemacht hatte? Ihre Augen wurden größer. Das stimmte nicht. Er irrte sich. Natürlich! Es war sein Wunsch gewesen, einmal mächtiger als sein Vater zu sein. Aber das war nur der Wunsch eines Sohnes gewesen, die Anerkennung seines Vaters zu erlangen. Irgendwann kam immer der Moment, an dem man sich abnabeln musste. An dem man aufgab, was man für sein Lebensziel gehalten hatte und ab welchem man plötzlich seinen eigenen Weg gefunden hatte. Sesshoumaru hatte das alles zu dem Mann gemacht, den sie heute liebte. Zu dem Mann, der er hatte sein wollen. Er hatte keinen Traum aufgegeben. Nicht sich selbst verloren, wie sie selbst gedacht hatte. Sesshoumaru hatte den Weg gefunden, der für ihn der Richtige war.

Ihr junger Freund lächelte weise und blickte sie fragend an: „Bist du bereit das zu sehen?“ Sie nickte. Es ging hier nicht um sie. Sesshoumaru musste das sehen. Sie war in diesem Moment unwichtig. Es spielte keine Rolle, dass sie es vorgezogen hätte, davon nicht Zeuge zu werden. Jetzt und hier war es allein wichtig, dass er zu sich selbst zurückfand. Und dafür war Rijan bereit alles zu tun.
 

Als Rijan sich umdrehte schoss ihr automatisch das Rot in die Wangen. Sie schlug augenblicklich die Lider nieder und senkte den Kopf nach unten. So sehr sie auch verhindern konnte, das Bild vor ihr zu betrachten so wenig konnte sie die dazugehörigen Geräusche ausblenden.

„Was ist mit dir?“

Ihre Scham wandelte sich in Wut, die über ihrem jungen Begleiter wie ein plötzlich aufziehendes Gewitter hereinbrach.

„Das ist privat.“, fauchte sie ihn ungehalten an.

Einen Moment schien er über ihre Worte nachzudenken, ehe sich seine Mundwinkel nach oben zogen und er sie mit einem belustigten Blick ansah.

„Und was glaubst du sind seine anderen Erinnerungen?“ Rijan wollte etwas erwidern, unterließ es aber doch. Natürlich hatte er Recht. Egal, was sie hier betrachtete oder miterlebte, es waren alles Sesshoumarus Erinnerungen. Nichts davon war ansatzweise dazu gedacht, dass sie es betrachten sollte. Dennoch … Ein intimer Moment war etwas, dass irgendwie doch zu weit ging.

Sie blickte zu ihrem Begleiter zurück und stellte wenig überrascht fest, dass er ohne Scheu hinsah. Automatisch legte sie ihre Hände über seine Augen.

„Das ist nichts für Kinder.“

Ein Lachen drang an ihre Ohren, ehe er die Berührung unterband.

„Ich habe dieses Aussehen lediglich angenommen um dich zu führen. Ich bin bei Leibe kein Kind mehr, Rijan. Außerdem bin ich ein Teil von ihm. Ich kenne all diese Erinnerungen bereits.“

Natürlich hatte er damit Recht, sie vergaß es nur einfach wieder, wenn sie in sein unschuldiges Gesicht blickte. Kopfschüttelnd wandte sie sich ab.

„Das hier ist es also?“, fragte sie leise und versuchte weiterhin krampfhaft nicht zu Chidori und Sesshoumaru zu blicken.

„Ich führe dich, wohin du möchtest. Nichts weiter.“, erklärte er und Rijan erinnerte sich schwach, dass er das schon einmal zu ihr gesagt hatte. Sie blickte ihn erneut an und die verräterische Röte auf ihren Wangen strafte ihren ungehaltenen Blick Lüge.

„Du musst hier nicht beschämt sein, Rijan. Das alles ist bereits geschehen.“

Sie seufzte frustriert und gab es auf mit ihm zu diskutieren. Ihr Blick schweifte zu dem Paar zurück und die Röte in ihren Wangen nahm zu. Dennoch konnte sie nicht wegblicken.

Das hier war er also der Moment, der das Schicksal der beiden für immer besiegelt hatte. Der Moment, der Sesshoumaru hoffentlich daran erinnerte, dass er richtig gehandelt hatte. Oder dass er zumindest alles wieder so machen würde. Er hatte seine Gründe gehabt, sich gegen seinen Vater aufzulehnen. Nun ja, zumindest hatte er exakt einen Grund gehabt. Einen Grund, mit feuerrotem Haar und brennenden Augen.

Chidori war jünger, um einiges jünger als heute. Ihre Haare reichten ihr gerade mal bis kurz über die Schultern. Ihre Haut schimmerte elfenbeinfarben in dem schwachen Licht, dass von draußen durch das Fenster hereindrang. Rijan sah die kleinen Abschürfungen, die sie sich offenbar vor wenigen Minuten zugezogen hatte. Ein dünner Schweißfilm glänzte auf ihrer zarten Haut, ihre Wangen waren gerötet und über ihren ganzen Körper konnte man Zeichen seiner Berührungen sehen. Kratzer, rote Striemen, von seinen Krallen gezeichnet. Manchmal blassrosa glänzend, manchmal tiefrot. Ohne es verhindern zu können, wurde Rijan selbst furchtbar warm. Es war als würde sie hier keine Luft mehr bekommen. Dennoch sah sie nicht weg, als Sesshoumarus Finger in ihr seidig weiches Haar glitten und ihren Kopf nach hinten bogen. Seine Zunge glitt über ihren Hals und Chidori stöhnte leise.

Rijans Blick glitt weiter zu dem Dämon, der ihr ganzes Herz in Beschlag genommen hatte. Auch er war jünger, seine Gesichtszüge waren noch nicht so ausdruckslos wie heute. Er war schön, bildschön um genau zu sein. Die weichen Gesichtszüge, die er seiner Mutter zu verdanken hatte, das Gold seiner Augen, das einen Ton angenommen hatte, den Rijan nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Einzelne Haarsträhnen klebten an seinem Gesicht, die Feuchtigkeit, die von diesen beiden ausströmte, glaubte Rijan auf ihrer eigenen Haut fühlen zu können. Sie sah die halbmondförmigen Male auf seinem Rücken, die ohne Zweifel Chidori mit ihren Krallen dort hinterlassen hatte. Sah die Abdrücke ihrer Zähne an seinem Hals, als er seinen Kopf leicht zur Seite neigte. Sein Haar, umfloss seinen Körper wie eine seidig weiche Masse. Es war als würde sein kühles, wunderschönes Haar seinen erhitzten Körper kühlen.

Er schob sich ein Stück höher, ihre Körper dicht aneinander gepresst und blickte in ihr Gesicht. Ihre Augen waren geschlossen. Sein Haar fiel über sie beide herab und vermischte sich in einem fremdartigen Mix mit ihrem roten Haar. Die Mischung, die später ihr Sohn tragen würde. Es war seltsam, dass hier in diesem Moment zu sehen. Keiner von beiden wusste wohl gerade, dass ihr Sohn genau diese Mischung haben würde. Doch Rijan wusste es. Sie wusste, so sicher wie dass nach einem Regenschauer irgendwann wieder die Sonne auf das feuchte Gras schien, dass genau in dieser Nacht, Akiko gezeugt worden war. Woher sie diese Gewissheit nahm, wusste sie nicht, aber als sie sah wie sich das Haar der beiden mischte, wusste sie es mit Sicherheit.

Sesshoumaru verharrte einen Moment als er Chidoris Gesicht betrachtete.

„Sieh mich an.“, meinte er schließlich und der tiefe Bariton seiner Stimme jagte Rijan Schauer über den Rücken. So hörte er sich also an, wenn er erregt war. Sie hatte bereits darüber nachgedacht, aber bisher war ihr nie in den Sinn gekommen, dass seine Stimme derartig rau und männlich klingen würde. Er hatte immer eine tiefe Stimme, doch nun klang etwas Ursprüngliches, wildes darin mit und Rijan konnte nicht verhindern, dass es ohne Zweifel eine Wirkung auf sie hatte.

„Iie!“ Chidori stieß dieses Wort zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und mit einem Mal sah Rijan was Sesshoumaru offenbar zuvor gesehen hatte. Ihr Körper spannte sich krampfhaft an. Jeder Muskel von Chidoris Körper schien zu verkrampfen und eine so deutliche Ablehnung auszustrahlen, dass es ihren Partner eigentlich von ihr stoßen musste. Doch Sesshoumaru verharrte einfach nur. Wohlwissend, dass Chidori ohne Zweifel seine Gegenwart spürte. Seine Berührungen wahrnahm. Fühlen konnte, wo sich sein Körper an den ihren presste. Rijan fragte sich, ob er wusste, was in Chidori vorging. Sie selbst begriff es nicht. Bis gerade eben schien sie keine Bedenken gehabt zu haben. Waren ihr damals während ihres Liebesspiels Zweifel gekommen? Hatte er Chidori vielleicht Gewalt angetan? Einen Moment lang dachte sie über diese Möglichkeit nach, doch Sesshoumaru war nicht der Typ Mann, der sich einer Frau aufdrängte. Bis vor kurzem wäre sie sogar davon überzeugt gewesen, dass er körperlichen Vereinigungen gar nichts abgewinnen konnte.

Aber trotzdem blieb die Tatsache bestehen, dass je länger Sesshoumaru schweigend verharrte, etwas mit Chidori geschah. Eine Erinnerung vielleicht oder auch nur eine Vision. Irgendetwas, das sie steif wie ein Brett werden ließ. Sie erinnerte Rijan etwas an einen gespannten Bogen. Kurz davor einen Pfeil abzuschießen, der den Gegner tödlich verwundete. Einen Augenblick lang hatte sie Angst um Sesshoumaru. Doch genauso sehr hatte sie Mitleid mit der jungen Frau. Ohne Zweifel peinigte sie etwas. Etwas, dass mit seiner Berührung zu tun hatte. Sah er das nicht? Warum ließ er nicht von ihr ab, wenn es sie schmerzte? Sie erinnerte sich an ihren Kuss. Einen Kuss, der aus seiner Sicht keiner gewesen war. Für sie hatte es sich jedoch so angefühlt. Und während er sie damals geküsst hatte, war etwas mit ihr geschehen. Etwas von ihm hatte von ihr Besitz ergriffen und sie durch eine wahrgewordene Hölle geschickt. Sie hatte sich versucht dem zu entziehen, doch Sesshoumaru hatte es nicht zugelassen. War das hier etwas ähnliches? Wenn ja, konnte sie verstehen, was Chidori plötzlich lähmte.

Chidori begann sich nun doch zu winden. Versuchte die Berührungen mit ihm zu unterbinden, doch je mehr sie sich bewegte, desto mehr stieß sie mit seinem Körper zusammen und das wiederum schien blanke Panik in ihr zu wecken.

Rijan runzelte die Stirn. Was ging hier eigentlich vor?

„Chidori.“, meinte er nun leise, doch sie schien ihn gar nicht zu hören. Rijan war sich nun sicher, dass Chidori mit ihrer Seele gerade ganz woanders war. Erinnerte sie sich vielleicht an etwas?

„Mach deine Augen auf und sieh mich an.“ Seine Stimme klang belegt und Gefühle wallten deutlich darin mit. Er schien sehr genau zu wissen, woran sie dachte.

„Chi!“, meinte er nun energischer und umfasste ihr Kinn mit seinen Händen.

„Ich kann nicht!“, keuchte sie. Ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Gepeinigt von Schmerzen, die längst nicht mehr real zu sein schienen.

„Chi!“, wiederholte er und erinnerte Rijan damit deutlich an sein jetziges Ich. Gebieterisch, keine Widerworte duldend. Doch selbst das schien Chidori nicht zur Besinnung zu bringen. Rijan konnte ihren Schmerz beinahe körperlich fühlen. Sie bäumte sich unter Sesshoumaru auf, der seine liebe Mühe zu haben schien, sie mit seinem eigenen Gewicht unter sich begraben zu können.

Tränen rannen über ihre Wangen, während sie sich weiter und weiter versuchte von seinem Gewicht zu befreien. Sie versuchte ihn zu treten, was beinahe unmöglich war. Ihre Krallen bohrten sich tief in seinen Rücken. Kratzten über seine Oberarme und hinterließen deutliche Wunden. Sesshoumaru unterdrückte einen schmerzhaften Laut. Offenbar schmerzten ihre Krallen mehr als Rijan für möglich gehalten hatte.

„Chikuso!“, fluchte er ungehalten und zog Chidori in eine feste Umklammerung, während er sie beide auf die Knie zog. Sie zitterte. Erst jetzt sah Rijan, dass Chidori am ganzen Leib zitterte, das der Schweiß, der nun ihre Haut befeuchtete, reiner Angstschweiß war.

„Komm schon, sieh mich an.“, meinte er erneut und sein Ton hatte jegliche Gefühlsregung verloren. Vermutlich mit Absicht.

„Ich kann nicht. Ich kann einfach nicht.“ Ihre Worte gingen in den Schluchzern unter, die ihrer Kehle entrannen. Sesshoumaru rückte etwas von ihr ab. Seine Umarmung löste sich und er umfasste stattdessen ihr Gesicht. Zwang es direkt vor seines und wiederholte, was er schon die ganze Zeit von ihr wollte: „Sieh mich an!“

Etwas an seiner Art schien sie einigermaßen ruhiger werden zu lassen. Sie zitterte nach wie vor unkontrolliert und verharrte mit krampfhaft geschlossenen Augen vor ihm. Doch sie wich nicht zurück, sie bewegte sich keinen Millimeter. Kniete einfach vor ihm und schien Angst davor zu haben ihn anzusehen.

„Sag mir, wer ich bin.“

„Sesshoumaru.“, flüsterte sie.

„Richtig. Und jetzt sieh mich an. Ich bin hier. Du weißt das.“

Chidori schüttelte ihren Kopf. „Ich kann nicht.“

„Doch du kannst.“

„Aber wenn ich meine Augen öffne und du es nicht bist …“ Sie konnte den Satz nicht zu Ende bringen.

„Vertrau mir. Ich bin hier, wenn du deine Augen öffnest.“

Und dann, noch bevor Chidori selbst handeln konnte, umfasste er ihr Kinn so abrupt und fest, dass Chidori starr vor Angst die Augen aufriss und ihn aus großen roten Augen ansah. Verängstigt wie ein kleines Kind, dass man einer Horde Wölfe zum Fraß vorgeworfen hatte. Sie wusste wie Chidori sich fühlte. Jede Faser ihres Körpers, verstand die Angst, die von dieser sonst so mächtigen Dämonin ausging. Auch wenn Rijan nicht wusste, was diese Angst in ihr verursachte, so verstand sie sie doch vollkommen. Einmal mehr wurde Rijan bewusst, dass sie beide sich vielleicht doch nicht so unähnlich waren. Damals als Sesshoumaru sie ins Leben zurückgeholt hatte, damals musste ihm das auch bewusst gewesen sein. Wenn man einmal mit so viel Angst angeblickt wurde, vergaß man diesen Blick mit Sicherheit nicht mehr. War das vielleicht der Grund, warum er sie sozusagen bei sich aufgenommen hatte? Weil ihn ihre Angst an Chidori erinnert hatte? An jenen Moment hier…

Und dann, als Chidori erkannte, dass er wirklich hier war und sie sich nicht geirrt hatte, da verschwand die Angst langsam und sie brach in Tränen aufgelöst in seinen Armen zusammen. Schluchzte und weinte wie ein hilfloses Baby, unfähig sich aus seiner Umarmung zu lösen.

Sesshoumaru hielt sie fest. So lange bis die Geister, die sie zuvor heimgesucht hatten, verschwunden schienen. Bis sie wieder frei atmen konnte und sich darüber klar war, wo sie war und mit wem sie hier war. Ihre Tränen trockneten auf ihren Wangen.

„Gomen nasai.“, flüsterte sie und blickte fest in seine Augen. Einen Moment lang verharrten sie in dieser Position, ehe Sesshoumaru tief seufzte und sich dann auf den Rücken fallen ließ. Sein silbern glänzendes Haar breitete sich wie ein Fächer um ihn aus und erinnerte Rijan in dem schwachen Mondlicht an das Wasser eines Flusses, das sich sanft über Steine hinweg seinen Weg suchte.

„Ich hab alles ruiniert, richtig?“ Ihre Stimme hallte in dem stillen Raum wieder. Eine Weile lang sagte er dazu nichts. Chidori zog die Beine an und umklammerte sie mit ihren dünnen Armen. Immer noch sah man auf ihrer Haut die Male, die seine Berührungen hinterlassen hatten. Rijan konnte sehen, dass ihr Blick daran haftete, während sie über etwas nachzudenken schien.

„Alles, was ich jemals gewollt habe, ist diese Nacht. Ich kann nicht glauben, dass ich es vermasselt habe.“

„Hast du nicht.“ Seine Antwort kam leise, sehr leise. Sekundenlang reagierte Chidori darauf nicht, ehe sie zu begreifen schien, was er da eben gesagt hatte. Sie streckte die Beine von sich und drehte sich zu ihm um. Rijan starrte einen Moment lang auf ihren nackten Körper. Es erstaunte sie, wie vollkommen normal es für Chidori zu sein schien, ihm unbekleidet gegenüber zu sitzen. Nicht, dass Chidori Komplexe hätte haben müssen. Sie war einfach perfekt. Von oben bis unten und Rijan musste das leider anerkennen. Sie war eben ein Dämon. So perfekt ihr Körper war, so perfekt war auch seiner. Es war kein Wunder, dass Akiko dabei herausgekommen war. Dennoch … Rijan vermisste das natürliche Schamgefühl, dass jeder Mensch hatte. Dämonen schienen dies wirklich nicht zu haben. Andererseits waren beide drauf und dran gewesen, miteinander intim zu werden, warum sollte man sich dann noch etwas aus einem Schamgefühl machen? Er hatte sowieso schon alles an ihr gesehen.

Rijan sah, wie er sich langsam aufrichtete und seine Hand erst ihre Wange berührte und dann in ihr Haar fuhr. Chidori schloss kurz die Augen und blickte ihn dann wieder an. Der Ausdruck darin hatte sich nun wieder verändert. Von jetzt auf nachher schien die Luft zwischen den beiden wieder zu prickeln. Als müsste man nur noch einen Funken sprühen lassen und alles um sie herum würde explodieren.

Seine Finger glitten tiefer in ihr Haar und zogen ihr Gesicht dicht zu seinem. Ehe seine Lippen sich über ihre legten und er sie küsste. Erst langsam und sanft, dann fordernder und energischer. Rijans Gesicht erhitzte sich automatisch als sie den beiden zusah, wie sie sich küssten. Wie ihre Zähne leicht an seiner Unterlippe kauten und seine Zunge in ihren Mund eindrang. Während der ganzen Zeit berührte er sie nicht weiter. Drückte nur ihren Kopf näher an seinen. Seine andere Hand schien sein Gleichgewicht zu stabilisieren. Chidori tat es ihm gleich, berührte ihn an keiner weiteren Stelle. Ließ nur zu, dass er sie küsste, ihren Mund mit einem Anflug von Gewalt einzunehmen schien. Rijans Kehle wurde zunehmend trockener. Sie konnte förmlich selbst spüren, wie jeder Zentimeter ihrer Körper nacheinander zu lechzen schien und es ihnen ohne Zweifel schwer zu fallen schien, sich nicht weiter zu berühren. Einen Moment lang bewunderte sie die Selbstdisziplin der beiden. Feuchtigkeit zeichnete sich auf beider Haut ab und es schien als würde die Temperatur im Zimmer deutlich steigen. Er bog ihren Kopf leicht zurück und vertiefte den Kuss. Doch eigentlich hatte es kaum noch was mit einem einfachen Kuss zu tun. Er wollte etwas von ihr. Sie entweder bestrafen, für das, was zuvor geschehen war oder ihren kompletten Willen brechen. Er wollte, dass sie sich ihm unterwarf, ihm vollkommen die Kontrolle überließ und sich ganz seiner Macht hingab. All das schwang in seinem Kuss mit. In seiner Eroberung ihres Mundraumes. Sie stöhnte tief und unterdrückt.

Und dann kurz bevor Rijan glaubte, dass er gewinnen würde, dass sie sich ihm ohne Gegenwehr ergeben würde, da schien Chidori wieder zu erwachen und sprang ihn förmlich an. Sie überbrückte mit einer einzigen Bewegung die Entfernung zwischen ihnen und kletterte auf seinen Schoß. Ihr Oberkörper mit jeglicher Kurve die sie hatte, presste sich an seine breite Brust. Nicht einmal ein einfacher Grashalm schien nun noch Platz zwischen ihnen zu haben.

Rijan starrte auf den nackten Rücken von Chidori und erkannte dort ein schwarzes Mal. Eine Linie die über ihre Wirbelsäule gezeichnet war und von dort in dünne schwarze Kringel und Ranken jeweils nach rechts und links abglitt. Seine Arme umschlossen sie und das Zeichen wurde beinahe komplett verdeckt.

„Ich will mit dir eins werden.“, flüsterte sie in sein empfindliches Ohr und bewegte zur besseren Veranschaulichung ihre Hüften auf seinem Schoß.

„Ich dachte du würdest das nun nicht mehr wollen.“, flüsterte sie weiter und presste sich noch ein Stück dichter an ihn.

„Baka!“, entgegnete er und ein tiefes Stöhnen begleitete diese Beleidigung. „Wie kannst du so deutlich dein Ziel verfolgen und dabei eine unleugbare Tatsache übersehen?“

Sie verharrte kurz und blickte fest in seine Augen.

„Und was habe ich übersehen?“

„Ich bin ein Mann, Chidori. Vor allem anderen bin ich ein Mann.“ Und dieses Eingeständnis schien nichts zu sein, was er besonders gerne zugab. Rijan hörte das deutlich in seiner Stimme.

Chidori runzelte verwirrt die Stirn.

„Ähm, DAS ist mir durchaus bewusst. Andernfalls würde das hier alles keinen Sinn machen.“ Sesshoumaru knurrte leicht, brachte sie damit aber nur leise zum Lachen.

„Egal was passiert, Chi, wenn ein Mann mit so etwas erstmal anfängt, gibt es eigentlich so gut wie gar nichts, was ihn davon abhalten würde, es auch zu Ende zu bringen.“

Sekundenlang schwiegen daraufhin beide.

„Oh.“, meinte Chidori dann irgendwann in die Stille hinein, ehe sie ein wesentlich bedeutungsvolleres „Oh!“ folgen ließ. Und dann küsste sie ihn erneut.

„Gut zu wissen.“

Sesshoumaru drückte sie sanft auf ihr weiches Lager nieder, ehe er sich über sie schob und ihr Becken leicht anhob.

Chidori erstarrte erneut und er blickte ihr reichlich ungehalten ins Gesicht.

„Sag mir nicht, ich soll jetzt aufhören.“, mahnte er sie leise, doch sowohl Rijan als auch Chidori wussten, dass er aufhören würde, wenn sie das wollte.

„Nein, nur könnten wir …“ Sie brach ab und eine tiefe Röte überzog ihre helle Haut. Er runzelte die Stirn.

„Könnten wir was?“ Seine Stimme klang misstrauisch.

„Nun ja …“

Rijan schüttelte ihren Kopf. Sie verstand vielleicht nicht viel von solchen Dingen, aber sie wusste ohne Zweifel, wie absolut verheerend sich auf einen erregten Mann eine verlegene und schüchterne Frau auswirkte. Sesshoumaru wusste das ohne Zweifel auch, denn er schloss gequält die Augen, während Chidori so damit beschäftigt war, zu formulieren, was immer sie von ihm wollte, dass sie seine Anspannung gar nicht wahrnahm.

„Was?“, zischte er ungehalten. „Sag endlich, sonst ist das hier schneller vorbei, als dir lieb ist.“

Chidori starrte ihn aus großen Augen an und wirkte dadurch nur noch naiver und unschuldiger.

„Oh Himmel, Chi …“

„Äh ja, ich meine … Nun ja … Könntest du …“ Sie errötete noch tiefer. „.. von hinten?“

Sesshoumaru erstarrte kurzzeitig und sah sie entgeistert an.

„Nani?“

„Du weißt schon …“

Er knurrte ungehalten. „Vergiss es. Das kommt überhaupt nicht in Frage.“

„Warum denn nicht?“, fauchte sie zurück.

„Weil ich verdammt noch mal möchte, dass du mich ansiehst.“

Sie öffnete den Mund um etwas zu entgegnen, schloss ihn dann aber wieder.

„Bitte.“, meinte sie stattdessen dann leise.

Sesshoumaru sah sie eine Weile lang schweigend an und schien darüber nachzudenken.

„Ich weiß, warum du das möchtest. Aber nein, Chi, obwohl ich beinahe alles für dich tun würde, kann ich das nicht. Wenn du mich nicht ansiehst, vergisst du wieder, dass ich es bin und wir beide wissen, was dann passiert.“

Sie schüttelte ihren Kopf, leichte Panik zeichnet sich dabei auf ihrem Gesicht ab.

„Aber so rum … Ich kann das so nicht.“

Rijan blickte betreten zu Boden. Sie war kein Narr. Chidoris Verhalten vorhin und ihre jetzigen Worte, ließen deutlich erkennen, was ihr widerfahren war. Und Sesshoumaru schien das ebenfalls zu wissen.

„Doch, genau so. Ich vertreibe die Geister, die dich heimsuchen. Das verspreche ich dir.“

Chidori schien davon nicht überzeugt zu sein, doch Sesshoumaru schien darüber nicht länger verhandeln zu wollen.

„Vertrau mir, Chi.“

Und ehe Chidori dazu auch nur noch etwas sagen konnte, war es bereits zu spät und Rijan blickte weiterhin zu Boden.

„Oh bitte …“ Sie konnte hören, dass Chidori leise weinte.

„Es ist in Ordnung.“, murmelte er, um sie zu beruhigen und Rijan konnte nicht anders als sein Gesicht anzublicken. Nie zuvor hatte sie sein Gesicht so von Emotionen gebeutelt gesehen. Nein, das hier war keineswegs, was er wollte. Vermutlich wäre es ihm auch lieber gewesen, ihr nicht ins Gesicht blicken zu müssen. Nicht daran erinnert zu werden, dass man ihr wehgetan hatte. Dass man ihrer Seele und wohl auch ihrem Körper einst große Schmerzen zugefügt hatte. Und doch konnte er wohl nicht anders. Denn offenbar war dies der einzige Weg Chidori von ihren Geistern zu erlösen. Und das schien es zu sein, was er wohl vergessen hatte. Dass er nicht einfach nur so alles aufgegeben hatte. Nein, er hatte sich für diesen Weg entschieden, weil für ihn nichts auf dieser Erde wichtiger gewesen war, als Chidori zu helfen. Sie zu beschützen. So wie er es am Tag ihrer Geburt geschworen hatte.

Er umfing sie fest mit seinen Armen und bewegte sich nicht einmal.

„Ich…“ Sie keuchte und schluckte schwer.

„Weine ruhig und lass die Erinnerungen zu.“

Sie schüttelte heftig ihren Kopf.

„Ich will nicht daran denken.“

Doch Sesshoumaru ließ sich nicht beirren.

„Wenn ich einmal anfange, werde ich nie wieder aufhören können zu weinen. Ich finde den Weg vielleicht nicht mehr zurück zu dir.“

Seine Umarmung wurde noch enger.

„Ich trockne deine Tränen, Chi. Und wenn du dich verirrst, führe ich dich nach Hause.“

Und dann fing sie an zu weinen. Weinte erneut in seinen Armen. Doch diesmal noch tiefer noch schmerzerfüllter als zuvor. Irgendwann versiegten ihre Tränen und der Schmerz schien zu verschwinden. Und immer noch hielt er sie in seinen Armen. Sicher und fest, so dass kein Leid dieser Erde ihr etwas antun konnte. Und Chidori ergab sich ihm. Mit jeder Faser ihres Körpers hieß sie ihn willkommen. Akzeptierte, dass er nun ein Teil von ihr war und ängstigte sich nicht länger davor. Sie blickte in seine Augen und sah ihn leicht lächeln.

„Willkommen zurück.“

Und sie überließ sich ihm, ergab sich seiner Führung und ließ geschehen, was er tat. Und dann als ein Zittern ihren Körper erfasste und sie an einen anderen Ort zu spülen schien, die Welt vergessen ließ und sie fühlen konnte, wie die Wunden in ihrem Inneren zu heilen begannen, gerade dann fühlte sie wie er in ihren Armen heftig erzitterte und ein tiefes Stöhnen, die Luft erfüllte. Sie hielt ihn fest und genoss das Glücksgefühl, das sie durchströmte, ehe sie fühlte wie ihre Wangen wieder feucht wurden. Noch mehr Tränen an diesem Tag.

Sesshoumaru hob seinen Kopf und blickte in ihr Gesicht. Seine Miene veränderte sich und Besorgnis machte sich in seinem Blick breit.

„Was hast du?“, fragte er verunsichert.

Chidori schluckte schwer und blickte ihm fest in die Augen.

„Ich dachte, dass hier wäre, was ich immer gewollt habe.“

Sesshoumaru spannte sich deutlich an.

„Doch gerade wird mir klar, dass das nicht stimmt. Ich will nicht nur das hier. Ich will alles von dir.“

Sie küsste ihn sanft auf die Lippen und schmiegte sich an ihn. Sesshoumaru entspannte sich.

„Baka!“, murmelte er, während er sie von seinem Gewicht erlöste und sie anschließend fest in seine Arme zog.

„Alles was ich geben kann, gehört dir doch schon längst.“
 

Akiko versuchte das Gefühl in sich unter Kontrolle zu bekommen. Eben noch war seine Mutter neben ihm gesessen und hatte einen Gefühlsausbruch gehabt, der unpassender nicht hätte sein können und dann war sie plötzlich aufgestanden und in einer Seelenruhe Yamiko entgegengegangen, die ihn einfach nur entsetzt hatte. Sie hatte ihn angelächelt, als sie aufgestanden war. Nein, das stimmte nicht. Sie hatte nicht ihn angelächelt. Sie hatte einfach nur so gelächelt. Und das ängstigte ihn mehr als er sagen konnte. Die Panik, die ihn plötzlich überfiel, war kaum zu ertragen, denn er wusste, woher sie kam. Unmöglich hätte er jemandem sagen können, woher er das alles plötzlich wusste, doch mit absoluter Sicherheit war ihm klar, dass seine Mutter gerade von ihm Abschied genommen hatte. Er sprang auf, wollte ihr nach, doch seine Beine versagten ihm den Dienst. Hilflos fiel er zu Boden und starrte ihr schockiert nach. Die Berührung! Verfluchte sollte sie sein. Sie hatte ihn gelähmt. Er wusste nicht wie sie das geschafft hatte, aber ohne Zweifel war dies ihr Werk. Damit er ihr nicht helfen konnte.

„Verdammt!“, fluchte er verzweifelt und starrte auf den Rücken seiner Mutter. Sie näherte sich dem Kraftfeld, das Yamiko umgab. Diese sah Chidori interessiert an. Offenbar fest davon überzeugt, dass nichts und niemand ihr Kraftfeld durchdringen konnte. Doch sie irrte sich so sehr wie Akiko sich wünschte, dass sie es nicht tun würde. Verdammt! Seine Hilflosigkeit trieb ihm die Tränen in die Augen. Verdammt, verdammt, verdammt. Er bemühte sich erneut aufzustehen, doch der Effekt blieb der Gleiche. Er würde ihr nicht zu Hilfe eilen können. Sie hatte ihn dazu verdammt, ihrem eigenen Ende zuzusehen. Ein Schock griff von ihm Besitz, der ihn nur noch mehr lähmte, der jedes Gefühl in ihm abtötete. Als wäre das alles nicht real, betrachtete er seine Mutter. Sah zu, wie sie das Kraftfeld erreichte. Wie sie die Hände ausstreckte und das Gesicht verzog, weil sie Schmerzen erlitt. Doch sie ließ sich nicht beirren. So war sie schon immer. Nichts und niemand konnte sie aufhalten, wenn sie einmal einen Entschluss gefasst hatte. Also ging sie voran. Drang langsam in das Kraftfeld ein. Er konnte ihre Schmerzen beinahe fühlen. Sie schrie nicht, gab keinen Laut von sich, doch er sah, wie die Kleidung von ihren Armen gefetzt wurde. Wie ihre Haut Wunden davon trug. Wie Adern aufplatzten und Blut spritzte. Er ballte ohnmächtig vor Wut die Hände zu Fäusten und verfluchte sie mit dem gleichen Maß, mit dem er gerade alles getan hätte, um sie zurückzuziehen. Doch Chidori war wild entschlossen. Sie ging voran. Trat immer weiter in das Kraftfeld ein, ihre Verletzungen nahmen zu, schienen sie in die Knie zu zwingen. Yamiko hielt inne, betrachtete Chidori mit einem Ausdruck von Bewunderung und Verblüffung. Sie hatte damit wohl nicht gerechnet. Offenbar hatte noch niemand ihr Schutzschild durchdringen können. Chidori drehte leicht den Kopf und blickte zu ihrem Sohn zurück. Sie lächelte ein letztes Mal, ehe ihre Augen tiefschwarz wurden und sie einen markerschütternden Schrei ausstieß. Kraft strömt von ihr aus und mit einem Mal setzte sie zu einem Sprint an. Durchstieß mit enormer Kraft das Schutzschild und drang ein. Akiko konnte nur zusehen, wie ihr sämtliche Kleidung vom Leib gerissen wurde. Nur einzelne Fetzen blieben zurück. Und was darunter zum Vorschein kam, erstaunte ihn mindestens so sehr wie seine Ahnin. Denn Chis Haut war nicht länger so blass und hell wie sie immer gewesen war. Von ihren Fußgelenken bis hin zu ihren Fingerspitzen zeichneten sich tiefschwarze Ornamente auf ihrem ganzen Körper ab. Er hatte sie zuvor gesehen. Einige wenige auf ihrem Rücken. Das hier war etwas vollkommen anderes. Er verstand es nicht. Wie gebannt starrte er auf ihre verfärbte Haut. Sah trotzdem die zahllosen Wunden, das spritzende Blut je näher sie Yamiko kam. Und schließlich war sie hindurch, im Zentrum angekommen und umarmte Yamiko so fest, dass diese sich kaum noch bewegen konnte.
 

Chidori lächelte zufrieden und erleichtert, als sie endlich Yamiko in die Arme schließen konnte. Sie fühlte keinen Schmerz, fühlte nicht, was ihr widerfuhr. Sie wusste nur, dass sie es geschafft hatte. Und dann nahm sie unerwartet noch etwas anderes wahr. Etwas, dass sie sehr lange nicht mehr gefühlt hatte. Sicherheit. Sie wusste was das bedeutete. Ihr Lächeln vertiefte sich, ehe sie den Kopf wandte und leise meinte: „Willkommen zurück!“ Danach explodierte die Kraft die Yamiko heraufbeschworen hatte und um Chidori herum wurde es schwarz.
 

Yamiko starrte benommen über sich. Konnte die Erscheinung erst nicht zuordnen. Doch dann lächelte sie. Das Lächeln einer Frau, die wusste, dass es vorbei war. Dass sie verloren hatte. Und aus einem sonderbaren Grund erfüllte sie das mit Erleichterung. Das hier war nicht länger ihre Welt. Sie konnte das alles nicht ertragen, sich dem Wandel nicht anpassen. Und nun würde es vorbei sein.

Ihr Lächeln vertiefte sich, als sie zu ihrem Sohn aufblickte. Er stand über ihr. Sein Schwert fest umklammernd und auf sie hinabblickend. Die Augen so golden wie die seines Vaters. Und mächtiger als jemals zuvor. Er kniete sich nieder und blickte sie weiterhin an.

„Sie hat es also geschafft.“, meinte Yamiko wirklich überrascht. Sie hatte das diesem Menschenweib nicht zugetraut. Und doch waren ihre Fesseln durchbrochen worden und sieh hatte ihn zurückgebracht. Beachtliche Kraft und Leistung für ein so schwaches Geschöpf. Sie blickte ihren Sohn an, hob die Hand und berührte seine Wange. Drei Streifen. Der Kampf mit ihr hatte ihn mächtiger werden lassen. Die Höchste aller Stufen hatte er nun erreicht. Ein wenig stimmte sie das glücklich. Dann war doch nicht alles umsonst gewesen.

„Sayonara, Mutter.“, meinte er leise, ehe er die Spitze seines Schwertes in ihr Herz trieb.
 

Fortsetzung folgt ...
 

Wo bitte soll ich dabei anfangen? Ist ziemlich lang geworden, hm? Hatte ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Ich mein, ich wusste, dass das mehr oder weniger noch alles passieren würde, aber ich hatte nicht erwartet, dass es ausformuliert so viele Zeilen ergibt. Nun denn, ihr beschwert euch eh immer, dass es zu wenig ist. Das jedenfalls könnt ihr jetzt nicht mehr sagen. Ich befürchte eher, dass es ein wenig zu viel gewesen ist. Die Hälfte vergesst ihr mir garantiert zu kommentieren. ICh bin dieses Mal noch mehr auf eure GEdanken gespannt als ich das sonst schon immer bin ^^
 

Hm, Anmerkungen der Autorin zum SChluss noch? Lasst mich nachdenken. Es hat Spaß gemacht SEss Vergangenheit aufzurollen. Ich meine sie kommt nur auszugsweise hier vor, aber die wichtigsten Eckpfeiler aus meiner Sicht habe ich einbringen können. Einige wenige ERinnerungen sind auf der Strecke geblieben. Den part mit Yasha hab ich komplett umgekrempelt. Der ein oder andere erinnert sich vielleicht daran, dass ich eine Story mit einem Bild im Kopf beginne. Das Bild sah eigentlich so aus, dass Sess mit ansieht, wie sein VAter furchtbar stolz auf Klein-Yasha ist. Im Grunde hat es also darum gehen sollen, dass er glaubt sein VAter hätte für ihn nie Gefühle empfunden, aber während der Entwicklung der Story funktionierte das plötzlich nicht mehr. Sess ist nicht so auf Gefühle angewiesen, richtig? Es wäre vollkommen ooc mit dem Verlauf gegangen. ERstaunlicherweise fand ich die Lösung für mein Problem dann aber recht schnell. Im Grunde ist das ein Kapitel nach meinem GEschmack. Denn ich habe es nicht fünfzig mal geschrieben. Das hier ist tatsächlich die erste (!) Version, mit wenigen Nachbesserungen, aber ansonsten stand sie von Anfang. Mir scheint gegen Ende bin ich beflügelt und kann endlich wieder so schreiben wie ich das gerne möchte.
 

Ich habe versucht Spannung aufzubauen, indem ich zum SChluss häufige Perspektivenwechsel eingebracht habe. Ich glaube das ist mir auch recht gut gelungen. Lasst mich wissen, ob ihr es spannend fandet oder ob es euch eher genervt hat. Und Sess ERwachen wollt ich eigentlich ausführlicher schreiben, so von wegen mit Augenaufschlag und allem drum und dran. DAs hat aber nicht geklappt und irgendwie gefällt es mir so auch besser. Er ist einfach plötzlich wieder da um diesen Kampf zu beenden. Wie wir Sess doch alle kennen und lieben, richtig?
 

Yamiko fiel mir irgendwie schwer zuzuordnen. Ich mag keine klassischen Bösewichte, finde die Vorstellung besser, dass jeder so etwas in sich trägt. Gut und böse im klassichen Sinne gibt es bei mir nicht. Daher hab ich versucht ihre Sicht mitreinzubringen. Ich meine sie hat einen an der KLatsche, das definitiv, aber vielleicht kanns der ein oder andere ja ein wenig nachvollziehen was sie da redet.
 

Oh und der letzte Rückblick ... Ja nun, fast jeder hat mich gebeten, dass ich etwas ERotik wenn man das so nennen will in die ganze Sache reinbringe. Rin und Sess das geht zu diesem Zeitpunkt einfach noch nicht (mal schaun was ich im nächsten Kap noch rausholen kann *grins*) und daher bin ich auf Chi und Sess ausgewichen. Pflicht erfüllt, ich hoffe dem ein oder anderen gefällt es und man steinigt mich nicht dafür. Aber hey, jeder von euch weiß, dass Akiko irgendwie entstanden sein muss ;) Hach, die zwei sind so dramatisch irgendwie. Und Sess ist einfach nur ... Omg, wie kann man diesen Kerl nicht lieben?
 

Fein, ich bin auf Feedback gespannt und bedanke mich mal wieder in aller Form dafür, dass ihr mir die Treue gehalten habt. Es wird jetzt im übrigen definitiv nur noch ein Kapitel und der Epilog. Macht mich iwie froh, wenn ich mit durch bin, aber andererseits lässt es mich gerade sehr sentimental werden. ICh arbeite an diesem Werk schon so lange *snief*
 

mata ne

Rogi



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Kommentare zu diesem Kapitel (15)
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Von: abgemeldet
2010-09-16T12:54:49+00:00 16.09.2010 14:54
Alle Jahre wieder^^
hab vor über einem Jahr schon mal geschrieben und hoffe das ich dich etwas Motivieren kann:)
Warte nämlich immer noch auf Fortsetzung der Geschichte.
Also BITTE BITTE BITTE lass mich nicht mehr so lange warten^^

lg sunny
Von:  Kerstin-san
2009-11-22T09:14:28+00:00 22.11.2009 10:14
Hey!
Mir ist grade aufgefallen, dass ich deine Story schon ewig auf meiner Favo-Liste hab, aber noch kein einziges Kommi geschrieben hab und dass muss ich jetzt natürlich ändern. =)

Also erstmal riesen Respekt für diese wirklich sehr gut gelungene Fortsetzung. Es ist ja meistens so, dass die Fortsetzungen schlechter sind als der erste Teil, aber dass kann ich von Familienbande jetzt nicht behaupten. Man erfährt mehr über die Vergangenheit von Chi (die ich mit jedem Kappi besser leiden konnte) und Sess (was zweifellos sehr interessant war).

Rijans Gefühlschaos war sehr gut beschrieben und als Leser hab ich natürlich mit ihr mitgelitten. So langsam hab ich mich da auch gefragt, ob sie irgendwann ihre Depressionen überwinden kann, aber das scheint sie ja hingekriegt zu haben.

Hab ich das jetzt richtig verstanden, dass Akiko irgendwann mal stärker als Sess und Chi wird oder hat er nur die Anlagen dafür und muss das nicht zwingend erreichen? Übrigens auch ein sehr interessanter Aspekt, dass er Jamie wiederbelebt hat und jetzt doch ziemlich starke Schuldgefühle bezüglich ihrer Seele hat. Ich stells mir interessant vor, wenn er irgendwann mal die Macht dazu hätte ihr ihre Seele zurückzugeben, ob er das dann machen würde und wie Jamie dann reagieren würde.

Die ganzen Rückblicke in die Vergangenheit von Sess fand ich richtig gut beschrieben, wie er sich abgemüht hat stärker als sein Vater zu werden und dass dann alles für Chi aufgegeben hat. *das sehr romantisch findet* Und sein innerer Kampf, als er versucht hat Chi davon abzuhalten ihn zu wollen, das ging mir echt nah.
Allerdings versteh ich immer noch nicht, warum er das (ungeborene?) zweite Kind von ihm und Chi getötet hat. Wird das noch erklärt?
Und am Ende als Sess wieder zu sich kommt, war ich etwas verwirrt. So wie du das ganze beschrieben hast, hatte ich nicht den Eindruck, dass es ihm gelingen würde sich dann gleich wieder in einen Kampf zu stürzen, aber dass ist auch schon mein einziger Kritiikpunkt^^

Chi ist mir während Familienbande ziemlich ans Herz gewachsen. Zugegebenermaßen konnte ich sie am Anfang kein Stück leiden (was wohl von dir auch so geplant war), aber im Laufe der Zeit war sie eigentlich der interessanteste Charakter in der ganzen ff. Ich finde die Einblicke in ihre Kindheit sehr gut, aber gleichzeitig finde ichs dann ziemlich traurig, was aus ihr und Sess geworden ist. Sie haben so viele Hindernisse überwunden und am Ende haben sie sich nur noch verachtet.
Genaugenommen wäre es vlt. nicht so gekommen, wenn Sess nicht den Auftrag gehabt hätte, sich um sie zu kümmern.

Auf jeden Fall liebe ich so tragische Geschichten, auch wenn ich Happy Ends gegenüber nicht abgeneigt bin, aber du hast schon alles richtig gemacht. Dein Schreibstil ist erste Sahne und deine Beschreibungen sind auch sehr gut gelungen.
Ich würd mich sehr freuen, wenn du die Geschcihte hier noch zu Ende bringst. =)
lg
Kerstin
Von: abgemeldet
2009-07-09T22:22:13+00:00 10.07.2009 00:22
Hey^^
ICh habe deine GEschichte von anfang an verfolgt und hoffe natürlich immer noch zu erfahren, wie es ausgeht!
Hab sie auch zwischenzeitlich noch einmal gelesen.

Nach bald zwei Jahren weiß ich zwar nicht ob es noch weitere kapitel geben wird, aber währe schön zu wissen... dann kann ich nämlich entweder gespannt drauf warten oder mir selbst etwas ausmalen^^

LG
Sunny
Von:  scippu
2009-05-29T12:43:20+00:00 29.05.2009 14:43
Oh weh
Ich hab diese Geschichte wohl damals tatsächlich schwarz gelesen.
Au weia!
Ich entschuldige mich. Das ist unverzeihlich.
Lass dir gesagt sein, dass ich sie damals großartig fand.
Diese hier, genauso wie den Vorgänger.
Es gibt wenig gute Geschichten mit den Charakteren, die du gewählt hast.
Man kann es nicht verübeln, sieht sich der Autor doch vielfältigen Schwierigkeiten und Herausforderungen gegenüber. Da ist schon allein der Charakter Sesshoumarus selbst.
Er ist selbst im Original nicht ganz zu erfassen. Man wird nicht wirklich schlau aus ihm und doch gibt es einige Merkmale, ohne die er einfach nicht authentisch wäre, mit denen umzugehen aber nicht wirklich leicht ist.
Du schaffst das. Und zwar auf großartige Weise!
Fantastisch. Wieder mal reicht mein Wortschatz nicht aus, um meine Begeisterung und das Lob, das ich überbringen möchte, auszudrücken.
Diese Geschichte schwebt irgendwo zwischen in der Top 3 der InuYasha Fanfiction herum, zusammen mit der, deren Fortsetzung diese hier ist.
Das will was heißen.
Daumen hoch!
Großatig. Himmlisch. Göttlich!
Ach, das reicht gar nicht aus...*grummel*
Ich sollte ein Wörterbuch essen!
grüßle
die scippu
Von: abgemeldet
2008-10-16T21:37:22+00:00 16.10.2008 23:37
Hallo ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen!! Eine super Geschichte ! Echt klasse.
War so gefässelt von deiner geschichte das ich sie mir in der letzten Woche komplett durchgelesen habe, sowohl geliebter Dämon als auch Familienbande.
Ich hoffe das du deine Geschichte noch zu Ende schreibst, ich fände es sehr schade wenn nicht.
Ich mag das pairring Sess x Rin sehr gerne, daher würde ich mir ein annäherndes happy end für die beiden wünschen...
also ganz liebe grüße
_Ramira_
Von:  Serenety75
2008-07-03T17:32:06+00:00 03.07.2008 19:32
Das war ein wirklich guter Kapitel. Dann schreibstill ist wirklich schön und angenehm. Dieses Kapitel war wirklich ziemlich lang. Und man merkt wie viele mühe du dir dabei gegeben hast es zu schreiben.
So viele Seiten wow! Ich werde schon bei 3 Seiten K.o xD


Zu der Story:
Allso das muss man echt zu geben, diese Geschichte mit drum und dran ist wirklich seher spannend. Es ist mal was anderes als die anderen Sess Fanfiction in dem es immer nur um das gleiche geht. Ich fand Sess's Vergangenheit seher interiessant vorallem die beziehung von Vater zu Sohn.
Ich hatte nie darüber nach gedacht wieso sich Sesshoumaru's Carakter so entwickelt hat und das alles sich so ergeben hat.
Er musste schon von klein aus eine große Bürde tragen. Aber das hat ihn staerker gemacht auch wen er vielleicht noch Wunden in der Seele hat. Naja es heisst ja Fressen oder gefressen werden, nicht? XD

Ich habe zu erst gedacht das Rijan im mittel Punkt ist, es ging eigendlich um alle und das ist auch ein Grund warum die Geschichte so gut ist. Ich kann die Lage aus der Sich von allen sehen und so macht einigess auch Sinn. Jeder hat irgendwie aus der eigenen Sicht recht. Soger Sess's Mutter, auch wen sie wirklich durschgeknallt ist(Den eigenen Sohn töten hallo?).

Nun der Teil mit Sess und Chidori war (hüstel) auch gut beschrieben. Ist schon lustig wen ich mir Sess in so einer Situation vorstellen! Ich bin mir jetzt sicher das Rijan(rin) keine Schaunz meher bei Sess hat. Sess scheint in wirklichkeit Chidori zu lieben - wenn man es so nennen kann.
Ich denke auch wen er sie hasst empfindet er trozdem etwas für sie. Immerhin ist sie die Mutter seines Sohnes und nicht nur deswegen.

Das Sesshoumaru einfach direkt aufgetaucht ist find ich besser als die detailizierung wie er wieder erwacht! So ist es spannender geworden. Und erst das ende. "Sayonara, Mutter!"
Sess ist einfach cool egal was passiert das aendert sich nimmer! :))


Vielen dank für diesen köstliche Kapitel. Es hat mir wirklich seher spaß gemacht es zu lesen. Ich weiss garnicht wie lange ich schon vor dem Pc rum hocke. Na dann bis zum naechsten Kapitel.

Serenety75, lg



Von: abgemeldet
2008-05-15T18:38:01+00:00 15.05.2008 20:38
Hey!
Ich habe jetzt - und ich habe LANGE gebraucht - deine komplette ff von Geliebter Dämon an hinternanderweg gelesen.
ICh fühle mich zugedröhnt...
Aber du hast dir dann ja wohl auch ein Kommie verdient.
Erstmal: Es ist die beste IY ff, die ich je gelesen habe, wobei Familienbande an einigen Stellen doch etwas verwirrend ist. Vor allem das letzte Kapitel, das hätte ja für 5 gereocht^^
Ich hiffe sehr, du bringst die ff noch zu einem Ende.
Sess Vergangenheit ist sehr aufschlussreich, wenn auch unerwartet menschlich. Keine schlechte Idee.
Ich finde aber auch, man hat genau gemerkt, wann Chi begann eine wichtige Figut von dir zu werden, die du auch selbst magst. Seit ihrem ersten Auftreten hat sie nämlich heftig an Charakter gewonnen.
Bin froh, dass Rin Sess wieder aufwecken konnte, andererseits steht all das einem Happy end ganz schön im Wege, denn seinen Stolz wird Sess wohl nicht in der Vergangenheit zurückgelassen haben.
Bin seht gespannt, wie sich das auflöst, denn er kann ja auch nicht sein, dass Rin für ihren Mut bestraft wird.
Und wie Akiko nun, klar kommt, da Chi offenbar tot ist.
Außerdem muss noch was aus Jamie werden, oder?

Wie auch immer, du un d dein Schreibstil, ihr habt mich hier begeistert, obwohl ich das Paring, sofern es zu erkennen ist, gar nicht wirklich mag^^
Nja, wie schnell sich das doch ändert.
Schreib bitte weiter
Shask
Von: abgemeldet
2007-11-08T19:23:34+00:00 08.11.2007 20:23
Wow, das ist ja ein megalanges Kapitel! Respekt! Es ist unglaublich spannend zu lesen, wie Chidori die alten Kräfte entdeckt, von deren Existenz sie selbst kaum mehr als eine Ahnung hatte. Auch Yamiko ist auf ihre Art eine faszinierende Persönlichkeit. Mal ganz ehrlich, wenn all die anbetungswürdigen Youkai sich nur noch mit Menschen einließen, wen soll man dann in ein, zwei Hundert Jahren noch anbeten, verehren, ja geradezu vergöttern (ja, natürlich denke ich an Sesshoumaru!^^)?! Natürlich ist die Ausrottung der eigenen Stammhalter ein äußerst ineffektives Mittel, um sich dagegen zu wehren, aber gönnen wir der alten Frau (^^) doch diesen Verzweiflungsakt, wir verlangen ja auch nicht von unseren Omas, dass sie sich an die Macken der neuen Mode gewöhnen.^^ (Ich glaube, das war jetzt doch ein bisschen makabar, aber ich verstehe sie schon... auf eine verquere Art und Weise.^^)
Mensch, ich hätte am Anfang der Geschichte nie geglaubt, wie viel Sess und Chi aneinander liegt. Zunächst hatte ich es eher für eine Zweckehe, so à la zum Sichern des Überlebens der Art suche man sich einen möglichst starken Partner. Dass das sogar verboten sein würde hätte ich damals nie erwartet und noch viel weniger, dass letztendlich Gefühle nicht nur eine Rolle darin spielen, sondern DER Grund für alles sind. Besonders auf Sesshoumarus Seite war ich sehr überrascht, aber da die beiden kräftemäßig so schön zusammen passen, und du durch die zahlreichen verschiedenen Erinnerungen auch sehr schön realistisch gezeigt hast, wie sich das entwickeln konnte (und wahrscheinlich sogar musste!) kann ich damit sehr gut leben.^^ Überhaupt mag ich diese Rückblicke sehr gerne, ist er doch in seiner Jugend noch etwas leichter zu durchschauen.^^'
Diesbezüglich bin ich aber auch furchtbar(!) gespannt, wie er sich nun Rijan gegenüber verhalten wird. Ich stelle es mir schrecklich vor, besonders als so verschlossener Mensch, wenn ein anderer meine intimsten Erinnerungen gesehen hat, v.a. wenn man diesem Wesen auch noch nahe steht. Ich glaube, ich selbst würde eine Kehrtwendung machen und verschwinden, so viel Macht über mich selbst in die Hand eines anderen zu legen, so viel preiszugeben... *grusel* Aber sag mal, eigentlich hat sie doch gar nichts gemacht, oder? Sie hat doch nur seine Erinnerungen angeschaut, oder sollte ich im vorhergehenden Kapitel noch einmal nachlesen, was sie eigentlich zu tun hatte?
Doch das wichtigste: Er ist zurück! Und er wird mich im nächsten Kapitel wieder mit seiner ehrenwerten Anwesenheit beglücken, stimmt's? *schon in Glück schwelg* Ich bin schrecklich neugierig, wie er nun mit Rijan auskommt, besonders, weil ja auch noch Chidori weg ist. *seufz* Musste das sein? Ja. Aber wehe, es kümmert sie nicht! ^^'
Also allerliebste Grüße und bis zum nächsten Kapitel! Vielleicht magst du mir ja per ENS Bescheid geben, wenn es so weit ist, damit ich das Kapitel nicht erst drei Monate später finde.^^
T-Fan
Von:  Eowyn
2007-09-09T10:21:11+00:00 09.09.2007 12:21
Sayonara Mutter...gefällt mir, das ist typisch Sess^^
Also ich hab die 12 Seiten gelesen, aber ich muss sie glaub nochmals lesen, unglaublich, dass du so viel geschrieben hast, Wahnsinn - vielen Dank!!! Also ich wollte dir nur sagen, dass ich es gelesen habe und auch supertoll finde. Hab noch ein paar Fragen, aber dazu möchte ich das Kap erst nochmals lesen.
Ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung!!
Cu
Von:  MorgainePendragon
2007-08-31T12:31:00+00:00 31.08.2007 14:31
Mein Rogilein. Ich weiß gerade auch überhaupt nicht wo ich anfangen soll. Ganz wie du schreibst: Es ist echt beinahe zu viel um an ALLES zu denken, was man beim Lesen der einzelnen Episoden empfand. Kaum möglich, dass man da etwas NICHT vergisst. Aber ich wills trotzdem versuchen - und bitte net dröppelig sein, wenn ich doch wat vergessen habe.^^

Der Titel ist toll! Das ist mir schon gleich zuerst mal aufgefallen. Passt wunderbar! Und wo wir gerade bei Titeln sind: Ich glaube hier in diesem Monster-Kapi kommt das Wort "Familienbande" auch das erste Mal wirklich vor, gell?^^ Irgendwie schließt sich der Kreis. In vielerlei Hinsicht. Und vom Lesetempo her, von der Dramatik, könnte das wahrhaftig schon der Schluss gewesen sein - wenn ich net wüsst das noch ein DICKES Ende kommt... *bibber*

Zunächst wollte ich mal fragen: Die Rijan wird doch am Anfang verletzt. Wie das? Ich dachte, sie und der "bewusstlose" Sess befinden sich auch in einer Art von Bannkreis? Oder hatte ich nur vergessen, wann und wie dieser verschwand? Gomen nasai, wenns so ist... Man kann ja net ALLES behalten. Unmöglich, bei all dem was passiert.^^

Der Kampf zwischen Yamiko und Chi ist atemberaubend toll. Also, jetzt nicht lachen, aber ich habe echt den Vergelich mit so Kampfhähnen vor Augen gehabt. Du beschreibst das Urtümliche, das Animalische, ja die Freude am Kampf sehr bildlich und genau das ist es, was beim Hahnenkampf auch ausgenutzt wird, um die armen Tiere wie die Irren aufeinander loszulassen. Die spüren ihre Verletzungen mit Sicherheit auch nicht in dem Moment des Kampfes. Einfach drauf - und Freude daran empfinden. Damit will ich nur auf dieses Animalische hinaus. Dämonisch sind Hähne meines Erachtens ja nicht... Ach lassen wir das. Jedenfalls ist der Kampf toll beschrieben.

Ach ja, und ich bin der Meinung, dass der gute Adonis NICHTS war im Vergleich zu Inu no Taishou..... O.o Omg...... Ich habe ein neues Objekt meiner Begierde gefunden! So wie du den beschreibst, so zeichne ich auch. Immer gern überaus MÄNNLICH und KERNIG. Kantig. Sexy. Stark.... WOW. Ich bin HINGERISSEN gewesen - und das nur vom Lesen! Manchmal wünschte ich, du könntest so zeichnen wie du schreibst, damit du uns auch noch visuell mit sowas verwöhnen könntest^^.
Wo ich gerade bei diesem Bankett bin: Eine Beschreibung Chis vom Aussehen her wär noch toll gewesen. Du sagst zwar, dass sie umwerfend aussschaut und vor allem reichlich Eindruck hinterlässt. Aber ich hätt mich auch gern mal über so eine Beschreibung dessen gefreut, was sie anhatte oder so. Firlefanz, ich weiß, aber da hätt ich mich glaub ich noch weiter ausgetobt^^.

Erschüttert hat mich die Tatsache, dass die Verbindung mit Sess und Chi einen Krieg nach sich ziehen könnte... Hast du vor das in einer der weiteren FFs mal auszubauen? Wäre ja interessant. Auf diese Weise kommt die Politik Inu no Taishous mehr heraus und das Ganze bekommt einen unglaublich theatralischen HG.

Dann das Gespräch mit Kazuki und Sess nach dem Fest. GUT, dass der Sess am Ende die Worte "Ich liebe sie" nicht ausspricht. Ich mein, man weiß schon, dass er das meint. Aber so passt es besser zur Szene und zu Sess im Allgemeinen, wenn man es weglässt. Hier stört mich das im übrigen überhaupt nicht, dass er echt mal Gefühle zeigt. Später dann... Aber dazu wirklich SPÄTER, sonst komm ich durcheinand...^^ Aber echt GUT gelöst, ganz klasse^^.

Die Geburt Chis stand ja auch schon unter keinem guten Stern. Mei, dat arme Wesen, ehrlich mal. Ziemlich traumatisch für beide, eh? Für Sie uns Sess. Der eigene Vater... Das Blut an seinen Händen...
Und dann diese Hiobsbotschaft vom Vater an den Sohn: "Sie wird jetzt das Wichtigste in deinem Leben sein", oder so....Tja, da wurde wahrhaftig der Grundstein für eine sehr tragische Story gelegt. Ich mein, er soll immer bei ihr sein, sie schützen - aber HABEN darf er sie eigentlich ja nicht, weil dass einen Krieg nach sich ziehen würde, schlimmer noch, weil sie beide ja viel zu mächtige Dämonen sind (vor allem ja sie... uhh... Weltenvernichterin, die sie werden könnte....). Das IST der Stoff aus dem gute Storys sind.
Und wie sie dann "Against all odds" dennoch zusammenfinden, zueinander stehen! *seufz*
Ich kann Sess schon verstehen, seine Gefühle. Er hat ALLES für Chi aufgegeben. Aber ich glaube nicht, dass dies stimmt: "wegen einer Frau alles aufgegeben, die er nun nur noch hasste...". DAS kann ich mir nicht vorstellen. Irgendetwas in ihm MUSS sie noch immer lieben. Da bin ich ganz sicher. Ich denke, dass wird man vielleicht noch im letzten Kapi merken, oder? Könnt ich mir jedenfalls vorstellen.^^ *uhuhhuu, wär schlimm wenn nicht...*

Dann der Tod Inu no Taishous... *heul* (Aber wie bitte schön kann Sess mit "funkelnden Worten" über seinem Vater stehen???^O^ *lool*) Tragisch. Aber Vater und Sohn, wie sie nun mal sind: "Ich sterbe, verdammt noch mal! Kannst du nicht einmal nachgeben?", oder so. DAS ist toll^^.

Und mir war klar, das Rijan Sess befreien würde. Natürlich. Eine schöne Lösung: Sess Entscheidungen in seinem Leben haben ihn zu dem gemacht, der er nun mal ist. Es war SEIN Weg - nicht der falsche. Einfach nur ein anderer. Eben SEIN Weg. Gefällt mir.^^ Er wollte immer nur Chi - und er hat sein Ziel verfolgt und erreicht. So oder so. (Aber sein stures Getue vorher ihr gegenüber ist schon echt Teenager-like^^.)

Nun zur Erotik^^. Seeehr gefühlvoll und trotzdem erregend beschrieben. Geht mir echt unter die Haut. War zunächst irritiert von ihrer Ablehnung. Aber dann fiel mir ja wieder ein, was du mir mal über Kazuki und die ganze Vorgeschichte erzählt hattest. Und die Tatsache, dass Kazuki nun tot ist hat damit sicher auch etwas zu tun, oder? DIESE Story gibts dann wohl später mal^^.
Aber, nun... das ist ein Klischee, dass verlegene Frauen Männer rasend machen. Denke, dass kann man net verallgemeinern. Ich denke auch, die Wirklichkeit sieht oftmals anders aus. Sowas kann einen Kerl auch abtörnen... Ai, dass sind die Klischees, die ich auch an solchen Romanen nicht mag. Klar, man liest das ganz gern mal, aber ich finds manchmal so überzogen... Bei dir ist das wunderschön verpackt und außerdem, Hergott nochmal, es ist SESS!!!! O.o Allein dafür könnt ich sabbernd sterben^^. Aber allgemein könnt man meinen, Autorinnen, die in ihren Romanen sowas schreiben leben fern der Realität in wunderschönen Träumen^^. WELCHE Frau tut das nicht? *seufz* VERSTEHEN kann ich es^^.
Man braucht sowas, weil's in der Realität wohl kaum so ist.

"Ich trockne deine Tränen..." Tjaja, ich weiß, was du so schwierig findest an all dem, mein Hasi. Ich werde die gleichen Probleme mit Kyo haben, das seh ich schon kommen >.<. Aber, ehrlich, ich KANN mir nicht vorstellen, dass Sess jemals solche Worte so offen sagt. Das ist so schwer, sich das vorzustellen. Auch wenn es die Vergangenheit ist und das sonst bei mir auch immer gut als Begründung herhalten konnte - hier passte es irgendwie nicht. Oder doch, schon, zur Situation auf jeden Fall. Aber *sich wind*... Zu Sess... Ich weiß aber auch WIRKLICH nicht wie ICH das gemacht hätte. Es wär wahrscheinlich VÖLLIG daneben gewesen. Sauschwer, ich kanns mir denken. Er kann ja solche Dinge DENKEN, aber aussprechen? Das klingt wie in einem... dieser Romane.^^ Ich weiß aber einfach nicht, wie man das anders hätte machen sollen. Dies ist DEIN Weg, die Story zu erzählen - nicht falsch, sondern anders. Eben DEIN Weg. *grins*^^
Aber erotisch-prickelnd ist's allemal. Mir würd genauso warm werden wie der Rijan, wenn ich das sehen könnte^^.
Ich mag die Vorstellung, dass er sie von ihren Leiden, ihren bösen Erinnerugnen erlöst hat, indem er sich mit ihr vereinigt. Das ist schön und das hab ich in ähnlicher Weise ja auch bei der Schlange verwendet. Ich liebe sowas^^.
Chi und Sess sind unleugbar ein tolles Paar. Chi tut mir unendlich Leid, dass ihr auch nie gesagt wurde, WIE mächtig sie wirklich sein könnte. Das ist tragisch. Wahrscheinlich verstand sie deshalb noch viel weniger, warum sie und Sess nicht zusammensein durften.

Das Ende... *heul* Wow, das haut mich aus den Latschen - jetzt schon^^. Chi ist so stark und tapfer. Fantastisch, wie du ihre komplette Verwandlung beschreibst, die Ornamente auf ihrer Haut. Und dass du Yamiko nicht als ultimativen Bösewicht darstellst passt sowohl zu dir als auch zur Story selbst und gefällt mir auch sehr gut. Hast Recht, jeder hat was Gutes und was Böses in sich, oder?

Alles in allem bin ich total begeistert - aber wie hätte es auch anders sein können^^. Bitte nimm mir nicht übel, dass ich eine eigene Meinung zu Sess und seinem offenen Gefühlsleben habe. Das ist nur meine Meinung und außerdem heißt dies hier ja nicht umsonst FanFICTION, wie ich immer so gern betone^^. Ich liebe den Wechsel der Szenen und Sichtweisen dieses Kapis. Das ist echt klasse.^^ Ich werde sehr traurig sein, wenn es vorbei ist. Freue mich aber auf jegliche weitere Storys deinerseits - zu welchem Thema auch immer^^.

Hab dich dolle lieb!
Mado-chan^^x

PS: Mir tun die Augen vom vielen Lesen am PC weh...>.< Anstrengend^^. Wird das nächste auch so lang?^^ Ich mein, versteh mich net falsch, es war kurzweilig während ich las, aber es ist echt heftig anstrengend für die Augen.>.<




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