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Familienbande

"Geliebter Dämon" geht weiter
von

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Dämonisches Erbe

So, Ihr Lieben, ihr seht es geht wieder schneller voran und mehr ist es dieses Mal auch geworden. Die Richtung, die meine Geschichte gerade nimmt, habt mehr oder weniger ihr mir gerade eingebrockt ^^, denn aufgrund der großen Aufschreie habe ich mich dazu entschieden, Sess doch erst mal wieder auftreten zu lassen. Geplant war dies eigentlich nicht, aber dadurch ergeben sich interessante neue Aspekte. Schaun wir mal wo mich das noch hinführen wird ...
 

In diesem Sinne, viel Spaß beim Lesen:
 

Ein kalter Wind pfiff durch den dunklen Wald. Regen peitschte ihr ins Gesicht, während Chidori unbeeindruckt ihren Weg fortsetzte. Das Wetter war nun wirklich ihr geringstes Problem. Sie blieb einen Augenblick stehen und verschnaufte. Sie hatte aufgehört darauf zu achten, wie viele Stunden bereits vergangen waren, seit sie ihr Zuhause verlassen hatte. Ein verächtliches Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Ihr Zuhause? Seit wann war dieses verfluchte Haus ihr Zuhause? Es ähnelte mehr ihrem Fluch denn einem Zuhause. Man sollte sich in einem Zuhause wohlfühlen. Sie jedoch hatte schon vor Jahren aufgehört, dort auch nur ein angenehmes Gefühl zu verspüren. Eigentlich glich es mehr einer selbst auferlegten Bestrafung dort wohnen zu bleiben. An jenem Ort, der voll von bitteren Erinnerungen war.

Sie setzte ihren Weg fort und verbannte derartige Gedanken aus ihrem Bewusstsein. Sie wollte sich nicht mit dem Auseinandersetzen, was einst zwischen ihr und Sesshoumaru vorgefallen war. Es war wahrlich kein ruhmreiches Kapitel ihres Lebens. Im Grunde ihres Herzens verstand sie sein Verhalten ihr gegenüber sogar. Sie hätte wohl kaum anders reagiert, wenn der Fall umgekehrt gelegen hätte. Instinktiv hielt sie ihre Hände schützend vor ihren Bauch. Als sie sich dessen bewusst wurde, gab sie einen ärgerlichen Laut von sich. Seine Gegenwart riss zu viele alte Wunden wieder auf.

Ein Geräusch ließ sie innehalten. Unter anderen Umständen wäre sie kaum überrascht gewesen, denn ihr Gehör ermöglichte es so gut wie niemandem sich anzuschleichen. Nun jedoch schien sie zu sehr mit ihren Gedanken beschäftigt gewesen zu sein, um die Gefahr frühzeitig zu bemerken. Es dauerte somit auch nur einen kurzen Moment ehe jemand aus dem Gebüsch sprang und es zu Chidoris eigener Verärgerung schaffte, ihr einen Gegenstand gegen den Rücken zu schlagen. Das brachte sie ins Taumeln und zwang sie schließlich in die Knie. Einen Augenblick zu lange verharrte sie dort und ermöglichte ihrem Angreifer somit, die Kapuze von ihrem Kopf zu ziehen. Er griff in ihr Haar und zwang sie den Kopf zurückzuwerfen. Aus kühlen Augen musterte sie ihren Angreifer.

Sie schätzte ihn auf Mitte 20, seine Augen jedoch wirkten wesentlich älter. Er schien die Gewalt zu lieben, denn deutlich sah sie in seinem Blick wie sehr ihm das hier gefiel. Eine lange Narbe zog sich über seine linke Wange. Sie schien älter zu sein, was Chidori sehr schnell sagte, dass er diesem Weg schon sehr lange folgte. Sie wusste sehr schnell, dass er einfach nur jemandem hatte Schaden zufügen wollen, dass es nun ausgerechnet eine Frau war, steigerte sein Interesse. Der Blick mit dem er sie musterte, sagte ihr das sehr deutlich. Sie hatte das schon viele Male zuvor gesehen. Ihr Mund verzog sich zu einem verächtlichen Lächeln.

"Was gibt es da zu lächeln?", fragte er mit einer Stimme, die sie wirklich zum Lachen brachte. So gefährlich er nämlich aussehen mochte, so wenig passte seine Stimme zu ihm. Sie hätte tief klingen müssen, klang doch aber um einige Oktaven zu hoch.

Ihr Lachen schien ihn in Wut zu versetzen. Offenbar war dies nicht das erste Mal, dass jemand so reagierte.

"Ich glaube du hast dir den falschen Gegner für heute Nacht ausgesucht.", erklärte sie und blickte zu ihm auf. Beinahe bekam sie Mitleid mit ihm, denn er hatte wirklich keine Chance. Doch wie jeder Mann, der zuvor schon versucht hatte, Chidori zu überrumpeln, wusste auch er dies noch nicht. Männer! Eigentlich dienten sie wirklich nur zu ihrer Erheiterung. Ernstnehmen konnte man jemanden, der derart leicht zu beeinflussen war, wirklich nicht.

Sie wusste, dass er begriff, dass sie ihn nicht ernst nahm, als der Ausdruck seiner Augen wild wurde. In der Regel war dies eine Stimmung, in der jeder Gegner unberechenbar wurde. Ohne eine Vorwarnung schlug er Chidori derartig hart ins Gesicht, dass sie ihren Kopf zur Seite drehen musste. Sie schmeckte Blut. Vorsichtig betastete sie ihre Lippe und blickte verstimmt auf das Blut, das ihre Finger daraufhin benetzte. Sie sah ihn aus den Augenwinkeln an.

"Das hättest du besser nicht tun sollen."

"Schweig!", wetterte er erneut und rammte ihr mit aller Wucht ein Messer in den Bauch. Chidori blickte erstaunt zu ihm auf. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Ein Fluch kam über ihre Lippen, doch er verlor sich im Pfeifen des Windes. Langsam zog sie das Messer wieder aus ihrem Körper heraus und warf es angewidert zur Seite. Sie hasste es, wenn man derartige Waffen benutzte. Vielleicht tat sie das aber auch nur, weil Chidori in ihrem ganzen Leben noch nie auf so etwas angewiesen gewesen war.

Die Hand fest auf die Wunde gepresst erhob sie sich etwas schwerfällig und sah ihn kopfschüttelnd an. Sein Blick wirkte gehetzt. So als würde ihm jetzt erst auffallen, dass ihre Haare und ihre Augen eine ungewöhnliche Farbe für einen Menschen hatten. Hätte er sie nicht gerade verwundet, hätte sie vielleicht sogar Mitleid mit ihm gehabt. Armer Mensch, wie hätte er auch ahnen sollen, an einen Dämon geraten zu sein. Doch offenbar war er nicht ganz so dumm wie sie angenommen hatte, denn es machte den Anschein, dass er tatsächlich verstand, mit wem er es hier zu tun hatte. Also ließ er widerstandslos geschehen, dass sie sich in eine aufrechte Position begab.

"Jetzt sieh dir an, was du angerichtet hast.", sagte sie kopfschüttelnd. Der Fremde allerdings schien wild entschlossen, heute nicht seinen Tod zu finden und zog sein Schwert aus der Scheide. Chidori nahm die Hand von ihrer Verletzung und sah ihren Gegenüber resigniert an. Er hatte es ja nicht anders gewollt.

"Du willst doch nicht etwa mit mir kämpfen?", fragte sie mit einschmeichelnder Stimme. Sie ging einen Schritt auf ihn zu und sah schon recht schnell, wie sich sein Blick verklärte. Wie eine Erscheinung sah er sie an, als sie noch näher an ihn herantrat. Sie strich ihm mit ihren Krallen leicht über die Wange mit der Narbe. Sein Blick fixierte sich auf sie. Das war ihr nicht neu. Sie hatte selbst nie begriffen, was genau eigentlich geschah, doch sie kannte ihre Wirkung auf Männer. Sie konnte jeden um den Finger wickeln und ihr zudiensten sein lassen. Ein Mann würde somit wohl nie ihr Ende herbeiführen.

Einen Moment lang sah sie ihn schweigend an. Eigentlich war er ein sehr hübscher Kerl. Er hätte ein besseres Leben wählen können als dieses hier. Doch der Moment verging, als ihr die Wunde an ihrem Bauch in Erinnerung geriet. Das Mitgefühl in ihr erlosch. Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände und er ließ es vollkommen in ihren Anblick versunken zu. Sie lächelte ein letztes Mal, ehe sie mit einem gekonnten Ruck sein Genick brechen ließ. Achtlos ließ sie von ihm ab und hatte ihm schon den Rücken zugewandt als er leblos zu Boden fiel.

"Chikuso. Jetzt sieh nur, was er mit meinem Gewand gemacht hat." Ihr Fluch verhallte unerwidert in der Stille der Nacht. Obwohl der Wind ihr immer noch um die Nase blies und der Regen konsequent weiter auf sie niederprasselte, konnte sie Sesshoumaru doch zu deutlich riechen.

"Du hättest zugesehen wie er mich umbringt, richtig?" Ihr Blick wanderte zu einer dunklen Stelle zwischen den Bäumen. Sie sah ihn dort sehr deutlich stehen. Vermutlich sah sie ihn besser als er sie sah.

Ein bitteres Lachen kam über ihre Lippen. "So sehr hasst du mich also?" Die Antwort enthielt er ihr vor, was Chidori mehr traf als ihr lieb war.

"Fein, es spielt auch keine Rolle. Es hat schließlich noch nie jemanden gegeben, der sich für mich eingesetzt hätte." Sie warf ihm einen giftigen Blick zu und wartete bis er sich ihr näherte. Der Blick aus seinen goldenen Augen verriet ihr nicht, was er dachte.

"Du kannst auf dich selbst aufpassen." Es verwunderte sie beinahe, dass er mit ihr sprach. Sie hatte gedacht er würde einfach weitergehen und sie stehen lassen.

"Hai, das habe ich auch sehr schnell lernen müssen. Trotzdem wäre es manchmal ein sehr angenehmes Gefühl, wenn sich jemand für mich einsetzen würde."

Sie sah ihm dabei zu, wie er die Hand ausstreckte und ihre Wunde berührte. Einen Augenblick lang war sie zu perplex um ihn daran zu hindern. Doch was wie eine beinahe fürsorgliche Geste begann, entpuppte sich recht schnell als etwas anders. Seine Hand bohrte sich in ihr Fleisch und ließ sie entsetzt aufstöhnen. Sie versuchte ihn daran zu hindern, doch mit einem Ruck ließ er sie mit dem Rücken gegen einen harten Baumstamm prallen. Ein schmerzhafter Laut kam über ihre Lippen und sie hätte sich dafür am liebsten noch mehr Schmerzen zugefügt. Wenn es einen Dämon auf dieser Erde gab, der ihre Schmerzen nie mehr hatte sehen sollen, dann war es dieser eine, der es vermutlich als Einziger schaffte, sie ihr regelmäßig zuzufügen. Tapfer blickte sie ihm in die Augen.

"Das hat sich also nicht geändert." Ihre Stimme klang beinahe belustigt. Sie hatte jahrelange Übung darin, sich unter Kontrolle zu halten.

"Du magst es nach wie vor mir Schmerzen zuzufügen." Der Unterton in ihrer Stimme entging ihm keineswegs. Sekundenlang sah er ihr fest in die Augen. Sie bewunderte ihn beinahe dafür, dass er es so konsequent schaffte, sich von ihr abzuschotten. Schließlich zog er seine Hand aus ihrer Wunde zurück und blickte sie finster an. Chidori jedoch war zu tief in ihrer Ehre verletzt um ihm damit davon kommen zu lassen. Kurzerhand ignorierte sie den pochenden Schmerz in ihrem Bauch, der sie zu deutlich an ihre Vergangenheit denken ließ und fasste nach seiner Hand. Entgegen ihrer Annahme, entzog er sie ihr nicht. Sein Blick jedoch ließ deutlich durchblicken, dass sie aufhören sollte, womit auch immer sie gerade begann. Chidori bedachte ihn jedoch mit einem ebenso finsteren Blick, hob seine blutverschmierte Hand an und leckte sehr langsam das Blut von seinen Fingern. Er ließ sie gewähren. Das kleine Hochgefühl, das sich bei Chidori einstellte, wahrte jedoch nicht lange an. Sein eisiger Blick traf ihren.

"Wenn ich mich Recht erinnere, warst grundsätzlich du diejenige, die Schmerzen bevorzugt hat."

Sie musste masochistisch veranlagt sein. Eine andere Erklärung fand sie wirklich nicht. Warum setzte sie sich dem immer wieder aus? Sie hatte doch schon längst erkannt, dass gegen Sesshoumaru kein Kraut gewachsen war. Sie würde immer den Kürzeren gegen diesen kalten Mistkerl ziehen. Etwas zu energisch ließ sie seine Hand los und stieß ihn mit aller Macht von sich. Seine Verachtung ihr gegenüber versetzte ihr beinahe körperliche Schmerzen. Sich selbst nicht mehr trauend, drehte sie ihm ihren Rücken zu und ließ die Maske, die ihr Gesicht sonst bedeckte für einen Moment fallen. Lautlos stieß sie einen Schrei aus. Tränen schossen ihr in die Augen, so sehr peinigte sie ihre Wunde. Sie wusste, dass er Gift in ihre offene Wunde hatte fließen lassen. Verflucht sollte er sein.

Als sie die erste Schmerzwelle überwunden hatte, straffte sie ihre Schultern, hob den Kopf und drehte sich wieder zu Sesshoumaru um. Er stand nicht weit von ihr und betrachte sie.

"Wenn es nicht du wärst, hätte ich vor deinem Stolz beinahe Respekt."

Sie bedachte ihn mit einem kühlen Blick.

"Du solltest besser vorsichtig sein, sonst glaube ich noch, dass du mir gerade ein Kompliment hast machen wollen."

Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als ihr Körper versuchte das Gift zu verdauen. Sie hasste ihn dafür, dass er ihr das antat. Sie konnte noch so willenstark sein, ihren Körper zu kontrollieren, lag außerhalb ihrer Möglichkeiten.

"Du könntest deine Wunde heilen.", schlug er nicht ohne einen sarkastischen Unterton vor. Sie beide wussten, dass er ihr einst das Versprechen abgerungen hatte, nie wieder Magie anzuwenden. Seinetwegen war sie mittlerweile kaum noch mehr als ein gewöhnlicher Dämon. Ein gewöhnlicher Dämon, der eigentlich die Macht besaß, sich alles und jeden Untertan zu machen.

"Es gibt Wichtigeres als unsere Differenzen."

"Wir haben keine Differenzen.", widersprach er. Sie winkte ab. Für solche Kindereien hatte sie nun wirklich keine Zeit. Sie wusste nicht, wie lange es noch dauerte, bis ihr Körper ihr den Dienst verweigerte.

"Wie auch immer, Akikos Macht treibt ihn in den Wahnsinn."

Sesshoumarus Aura wurde noch ablehnender.

"Das war zu erwarten. Ein Dämon ist nicht geschaffen für derartig große Macht."

Chidori nickte, hatte aber nicht vor, sich damit abzufinden.

"Du könntest ihm helfen, das in den Griff zu bekommen."

Vergebene Liebesmüh, das wusste sie schon bevor sie diesen Vorschlag ausgesprochen hatte.

"Er muss das alleine schaffen.", war die knappe Erwiderung.

"Er ist dein Sohn, Sesshoumaru. Du kannst doch nicht zusehen, wie er den Verstand verliert." Sie begann zu schwitzen. Das Gift schien ihren Körper in Flammen zu setzen. Ihre Augen wurden schwarz, ohne dass sie es dieses Mal verhindern konnte. Umso mehr erinnerte sie sich an ihren Sohn. Ihm ging es schließlich nur noch so.

"Es ist nicht seine Schuld, was mit ihm geschieht. Du kannst ihn doch nicht dafür bestrafen, dass wir seine Eltern sind." Ihr Atem ging nur noch stoßweise.

"Ich bestrafe ihn nicht. Wenn er es nicht schafft, mit diesem Erbe umzugehen, dann ist er dafür auch nicht ausersehen." Wenn er das sagte, klang es so einfach.

"Er ist dein Sohn.", wiederholte sie leise. Ihre Stimme gehorchte ihr nicht mehr.

"Hai und ich kann ihm nicht helfen."

Chidori schüttelte ihren Kopf. Die Bewegung ließ die Welt um sie herum anfangen sich zu drehen. Haltsuchend griff sie nach einem nahe gelegenen Baumstamm.

"Du willst nur nicht. Das ist ein Unterschied. Soll Akiko für meine Fehler büßen?"

Sesshoumaru schüttelte seinen Kopf und blickte sie einen Moment schweigend an.

"Ich sagte dir damals, dass das geschehen wird." Daran musste er sie nicht erinnern. Sie wusste selbst, dass sie für Akikos Zustand verantwortlich war.

"Es war nie vorgesehen, dass zwei derartig mächtige Dämonen wie wir es sind Nachwuchs zeugen. Es hat einen Grund dafür gegeben, warum dies ein unausgesprochenes Gesetz war."

Chidori fiel es schwer seinen Worten zu folgen. Ihr Verstand schien wie umnebelt zu sein.

"Ich ..." Sie brach ab. Was hatte sie sagen wollen? Ihr Körper wurde schwächer, ihre Beine wollten sie nicht länger tragen, also setzte sie sich auf den feuchten Boden. Regnete es überhaupt noch? Sie wusste es nicht, konnte kaum noch etwas fühlen.

"Akiko braucht Hilfe.", erklärte sie mit der letzten Kraft, die sie aufbringen konnte. "Kein Sohn sollte fühlen müssen, wie sehr sein Vater seine Mutter hasst." Sie glaubte zu erkennen, dass ihn ihre Worte nachdenklich machten, doch konnte das auch einfach nur das Gift in ihrem Körper sein, das Halluzinationen hervorrief. Einen Moment später, versank die Welt um sie herum und ihr Bewusstsein endete.
 

Rijan hielt einen Moment in der Bewegung inne. Ihr Herz beschleunigte sich einen Augenblick lang, ehe sie resigniert den Kopf schüttelte.

"Er ist nicht hier, Rijan.", flüsterte sie zu sich selbst und starrte auf die riesige Tür, vor der sie sich befand. Sie streckte die Hand aus und berührte das kühle Holz. Einen Moment schloss sie die Augen und überließ sich ihrem Kummer. Die Kälte, die dieses Holz ausstrahlte, ergriff langsam von ihr Besitz. Langsam aber sicher setzte sich die Erkenntnis in ihr, dass er nie wieder bei ihr sein würde. Sie hatte es vermasselt. So einfach war das. Lange hatte sie gebraucht, diese bittere Wahrheit anzuerkennen, doch nun war sie dazu endlich in der Lage. Sie hatte Akiko die Schuld für ihr Dilemma gegeben, sie war wütend auf Sesshoumaru gewesen, weil er sie einfach verlassen hatte. Irgendwie schien sie alles und jeden für ihren Kummer verantwortlich gemacht zu haben. Dass sie selbst es jedoch vermasselt hatte, hatte sie sich nicht eingestehen können. Nun jedoch, im Schutz der Dunkelheit, allein mit ihren Gedanken und getrennt von allem was ihr einmal lieb und teuer gewesen ist, war sie in der Lage der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Sie hatte gedacht, sie könnte diese Wahrheit nicht verkraften, doch irgendwie hatte sie eingesehen, dass der Schmerz, den sie bereits durchlitten hatte, nicht mehr größer werden konnte. Ein wenig verschaffte es ihr wieder innere Ruhe, zu wissen, dass es endgültig vorbei war. Sie öffnete ihre Augen wieder und starrte auf die geschlossene Tür. Ein Symbol hätte man sagen können. Es war mehr als diese Tür, die nur geschlossen war.

Sie zögerte einen Moment, doch dann schob sie die Tür auf und betrat Sesshoumarus Gemächer. Sie weigerte sich Licht zu machen, denn dann würde sie umso deutlicher sehen, dass er nicht mehr hier war. Was hatte bewirkt, dass sie sich damit abfand? Vermutlich war es Chidori gewesen. Ihre Worte hatten Rijan den Boden unter den Füßen weggezogen. Zu Beginn hatte sie nicht wahrhaben wollen, was Chidori gesagt hatte, doch irgendwann war selbst Rijan nicht mehr in der Lage gewesen, zu leugnen, was offensichtlich war. Sie war den Weg des geringsten Widerstandes gegangen. Es war mehr als nur vermessen von ihr gewesen, Sesshoumaru an allem die Schuld zu geben. Sie hasste sich dafür, dass sie es ihm so leicht gemacht. Obwohl sie ihm gegenüber nie erwähnt hatte, was sie dachte, wusste sie nur zu gut, dass er wann immer sie ihm gesagt hatte, sie liebte ihn, genauso gut gesehen hatte, was sie in ihm sah. Für wie edel sie sich selbst gehalten hatte, weil sie trotzdem zu ihm gehalten hatte. Er musste sie insgeheim belächelt haben.

"Ich bin ein Idiot.", meinte sie in die Stille des Raumes und erwartete fast, dass Sesshoumaru vor ihr auftauchen würde um ihr das zu bestätigen. Doch natürlich tat er das nicht. Sie senkte geknickt den Kopf und seufzte tief.

"Mit wem redet Ihr?" Jamies Stimme erfüllte die Stille und wenig später erleuchtete ein schwacher Kerzenschein den großen Raum.

Rijan blickte zu ihr herüber und schüttelte ihren Kopf.

"Das verstehst du nicht."

Jamie nickte, ohne wirklich überzeugend zu wirken. Sie nickte wohl einfach nur, weil Akiko ihr einmal gesagt hatte, so zu reagieren, wenn jemand eine Aussage machte, auf die es keine vernünftige Antwort gab.

"Es geht auch nicht darum, zu verstehen."

Sie stellte die Kerze vorsichtig ab und bewegte unruhig ihre Schultern.

"Um was geht es dann?" Rijan schloss die Augen und atmete tief ein. Sie glaubte seinen Duft riechen zu können, doch vermutlich waren es ihre Erinnerungen, die ihr einen Streich spielten. Traurig blickte sie wieder zu Jamie.

"Es geht darum, zuzuhören. Und zuhören kann ich. Akiko-sama sagt das jedenfalls."

"Warum nennst du ihn so?" Hatte er ihr das gesagt?

"Man erklärte mir, dass würde Respekt ausdrücken."

"Und du respektierst Akiko? Trotz allem was er dir antut?"

Jamie blickte sie ruhig aus ihren großen Augen an.

"Jeder Mensch verdient Respekt."

Rijan lachte trocken.

"Richtig, nur Akiko ist kein Mensch."

"Er ist ein Dämon, ich weiß." Dennoch schien das für Jamie keinen Unterschied zu machen.

"Dir ist egal, was er ist, richtig?"

Jamie strich sich eine Locke aus dem Gesicht. Sie hatte sich aus ihrem Zopf gelöst.

"Ich habe keine Seele, mir ist alles egal." Ihr Blick schweifte zur Tür. "Für ihn jedoch macht es keinen Unterschied was ich bin." So wie Jamie das sagte, nötigte das selbst Rijan Respekt ab. Richtig, einem seelenlosen Wesen war alles und jeder egal. Akiko jedoch behandelte Jamie wie einen vollwertigen Menschen. Sie hatte gesehen wie er seine Mutter einmal zurechtgewiesen hatte, weil sie Jamies Namen nicht richtig ausgesprochen hatte.

"Ich habe ihn geküsst.", platzte es aus Rijan plötzlich heraus. Unsicher sah sie Jamie an. Diese jedoch stand nur schweigend da und blickte weiterhin zu der geöffneten Tür.

"Jamie?" Ihr Schweigen irritierte Rijan, denn es vermittelte ihr einen Moment lang den Eindruck, als würde es Jamie gewaltig stören, das offenbart zu bekommen.

"Stört dich das?", fragte sie deswegen unsicher. Jamie erwachte aus ihrer Erstarrung und blickte Rijan wie immer ausdruckslos an.

"Nein, sehr viele Frauen küssen ihn." Diese Aussage überraschte sie etwas. Das Gefühl in Rijan verstärkte sich.

"Er hat auch mich geküsst." Obwohl es Unsinn war, glaubte Rijan plötzlich Jamie zu einer Reaktion bringen zu können. Doch Jamies Blick veränderte sich nicht.

"Und deswegen seid Ihr ein Idiot?" Rijan seufzte resigniert. Nein, sie hatte sie das wohl wirklich nur eingebildet.

"Vielleicht. Aber ich bin eher ein Idiot, weil ich damit alles zerstört habe."

"Woher wollt Ihr das wissen?"

Rijan seufzte erneut. "Weißt du, Jamie, es gibt einfach Dinge, die weiß man. Ich glaube ich hätte tausend Fehler machen können, die er mir verziehen hätte, aber seinen Sohn zu küssen ... Nun, das war vermutlich die eine Sache, die ich nie hätte tun sollen."

"Warum habt Ihr es dann getan?" Jamie stellte heute erstaunlich viele Fragen.

"Warum? Ich weiß nicht. Er gab mir das Gefühl gebraucht zu werden, als ich dachte ich wäre vollkommen überflüssig. Irgendwie war er mir in diesem Moment sehr ähnlich."

Richtig, im Grunde genommen glich Akiko ihr wirklich sehr. Vermutlich hatte sie deshalb von Anfang diese Vertrautheit zu ihm gespürt.

Sie lächelte schwach um Jamie zu bedeuten, dass alles in Ordnung war und verließ dann den Raum. Es dauerte einen Moment bis ihre Augen sich wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatten, doch zum Glück war sie daran seit sie ein kleines Kind war gewöhnt.

"Ich bin dir nicht ähnlich!" Akikos tiefe Stimme ließ sie zusammenfahren. Es dauerte einen Moment bis sie seine Umrisse in der Dunkelheit erkannte. Er stand an die Wand gelehnt da und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Sein Blick schien auf ihr zu ruhen.

"Warum stehst du hier in der Dunkelheit?"

Einen Moment war es still auf dem Flur. Sie glaubte erkennen zu können, dass ihn ihre Aussage überraschte.

"Das habe ich nicht bemerkt.", offenbarte er dann auch recht schnell. Rijan runzelte die Stirn.

"Dass es dunkel ist?"

"Für mich ist es nicht dunkel." Seine Aussage irritierte sie.

"Wie meinst du das?"

Er stieß sich von der Wand ab und trat vor sie. Obwohl sie es nicht wirklich sehen konnte, wusste sie, dass seine Augen pechschwarz waren. Sie konnte die Kälte fühlen, die von ihr Besitz ergriff, solange er sie ansah.

"Ich glaube ich habe das von meiner Mutter.", gestand er dann leise und wich wieder vor ihr zurück.

"Offensichtlich. Die Augen deines Vaters werden rot."

"Das meine ich nicht.", meinte er ungeduldig. "Wenn unsere Augen schwarz werden, wird auch die Welt dunkel. Ich merke dann nicht, ob es wirklich dunkel ist oder ob das nur an meinen Augen liegt."

"Du kannst also in der Dunkelheit sehen?", fragte Rijan verblüfft.

"Hai, ich kann in diesen Momenten alles sehen." Sein Blick ruhte wieder auf ihr.

"Darüber solltest du dich freuen. Sesshoumaru ist da schlimmer dran als du." Ein Schauer lief ihr über den Rücken als sie daran dachte. Sie konnte sich nur schwer vorstellen, wie es sein musste, wenn alles für einen blutig wirkte. Wenn jemand, der einem wichtig war, aussah als würde er sterben. Nein, Akiko hatte wirklich großes Glück.

"Das ist mir bewusst. Ich könnte nicht ertragen, was er sehen muss."

"Vielleicht ist es für ihn dann wirklich besser, dass er niemanden an sich heranlässt.", sinnierte sie leise.

"Er hat dich näher kommen lassen."

Sie blickte zu Boden. Richtig, das hatte er.

"Hai, selbst ein so mächtiger Dämon irrt sich irgendwann einmal."

Akiko sagte dazu nichts. Sie beide wussten, dass an ihren Worten etwas Wahres war. Das Schweigen, das sich zwischen ihnen ausbreitete, zerrte an ihren Nerven. Sie hatte kein Problem damit, wenn es still war, aber diese besondere Art der Stille ertrug sie nicht.

"Sag, was du zu sagen hast.", forderte sie ihn daher auf.

Sie konnte erkennen, dass er seinen Arm ausstreckte und die Handfläche öffnete. Ein kleines Feuer tanzte darauf und erleuchtete den düsteren Flur. Unheimliche Schatten wurden an die Wand geworfen. Rijan trat unruhig von einem Fuß auf den anderen.

"Ich habe dir nichts zu sagen.", erwiderte er, während er in die kleine Flamme starrte. Das Lodern des Feuers spiegelte sich in seinen nachtschwarzen Augen.

"Soll es so weitergehen? Willst du mir nun immer aus dem Weg gehen?", fragte sie nach und fürchtete sich doch vor der Wahrheit. Er war ihre Familie. Klarer als je zuvor sah sie das nun. Sie hatte Sesshoumaru bereits vertrieben, der Einzige, bei dem sie nun noch bleiben konnte war Akiko.

"Ich gehe dir nicht aus dem Weg. Ich bin ein Dämon, wir gehen niemandem aus dem Weg."

Sie lächelte traurig und ging einen Schritt auf ihn zu. Ihr Blick suchte den seinen und schaffte es schließlich auch diesen festzuhalten.

"Wirklich?", fragte sie leise und musste dabei zusehen, wie er den Blick schließlich abwandte. Er ging einen Schritt zur Seite und drehte ihr den Rücken zu.

"Ich möchte dich nicht auch noch verlieren, Akiko."

Sie wollte die Hand nach ihm ausstrecken, ihn berühren, doch sie tat es nicht. Zu groß war gefühlte Entfernung zwischen ihnen.

"Ich verliere mich selbst, Rijan. Was glaubst du, wer von uns beiden es gerade schwieriger hat?"

"Du kannst mit mir vernünftig reden, während deine Augen schwarz sind. Ist das nicht ein gutes Zeichen?"

Er verharrte in der Bewegung und sah sie über seine Schulter hinweg an.

"Ein gutes Zeichen?", wiederholte er und machte dabei keinen Hehl aus seinem Kummer.

"Ich verwandle mich ohne wütend zu sein. Sag mir was daran gut sein soll?"

Er schüttelte seinen Kopf und das Licht erlosch. Es wurde wieder dunkel um Rijan herum. Sie sah nicht mehr wie er sie verließ, doch fühlte sie es mit jeder Faser ihres Körpers. Sie war zu oft in ihrem Leben allein gelassen worden um dieses Gefühl auch nur ansatzweise ignorieren zu können.

Im Grunde genommen hatte er Recht. Sie hatte verloren was ihr wichtig war, er verlor sich jedoch tatsächlich selbst. Sein Leid war deutlich größer als ihres. Vermutlich sollte sie versuchen ihm zu helfen. Es musste eine Lösung geben. Doch seit sie wusste, was sie verloren hatte, fehlte ihr der Antrieb sich auf die Probleme anderer zu besinnen. Sie hatte genug mit sich selbst zu tun und schaffte es ja nicht einmal sich selbst zu helfen. Wie könnte ausgerechnet sie jemand anderem eine Hilfe sein?

Müde schüttelte sie ihren Kopf. Nein, Akiko musste einen anderen Weg finden. Sie war nicht in der Lage ihm Trost oder auch sonst irgendetwas zu geben.
 

Akiko starrte den Dolch in seiner Hand eine Weile schweigend an. Er wünschte die Gedanken in seinem Kopf würden sich wieder überschlagen, doch stattdessen war er vollkommen ruhig. Tief atmete er ein und rammte sich im nächsten Moment den Dolch in den linken Oberarm. Tränen stiegen ihm sofort in die Augen und er biss tapfer die Zähne zusammen.

"Chikuso.", stieß er mühsam hervor. Er hatte nicht gedacht, dass es so wehtun würde. Er zog den Dolch wieder heraus und ließ ihn achtlos zu Boden fallen. Sein Blick haftete auf der blutenden Wunde, während die erste Schmerzwelle langsam nachließ.

"Das wird dir nicht helfen." Akiko wirbelte herum und starrte in ein ihm sehr ähnliches Gesicht. Verdammt, er war so mit sich beschäftigt gewesen, dass keiner seiner Sinne ihn vorgewarnt hatte. Momentan war er wirklich ein sehr leichtes Opfer.

"Schleich dich doch nicht so an.", fuhr er seinen Vater an, doch an diesem prallten die Worte ab, als hätte Akiko überhaupt nichts gesagt.

"Ich hätte dich töten können.", erläuterte Sesshoumaru stattdessen und führte Akiko seinen Fehler mehr als deutlich vor Augen. Er knurrte verärgert und bedachte seinen Vater mit einem finsteren Blick.

"Das ist mir auch selbst bewusst, aber herzlichen Dank, dass du daran keinen Zweifel lässt." Sesshoumaru schüttelte seinen Kopf und gab Akiko damit noch mehr das Gefühl ein kleines Kind zu sein.

"Was willst du hier?", fragte er schließlich, als ihm das Schweigen begann auf die Nerven zu gehen. Er hatte derzeit andere Sorgen als sich mit seinem Vater zu streiten. Er war ihm schon unter normalen Umständen nicht gewachsen, in seinem jetzigen Zustand könnte das sogar noch verheerende Folgen haben.

"Verstehst du was mit dir geschieht?"

Akiko verdrehte die Augen und hob statt seinem Vater zu antworten den Dolch vom Boden auf. Er wischte den Dreck und das Blut an seiner Hose ab und verstaute ihn dann wieder sicher in einem dunklen Loch seiner Höhle.

Anschließend richtete er sich zu seiner vollen Größe auf und sah seinen Vater direkt an.

"Ich verliere den Verstand, das ist ja wohl offensichtlich." Er wollte seinen Vater reizen, aber natürlich ging dieser darauf nicht ein.

"Und warum geschieht das?"

Was sollten diese Fragen? Wenn er die Antworten kannte, sollte er sie ihm sagen und nicht erst noch um den heißen Brei herumreden. Er ballte die Hände zu Fäusten was dafür sorgte, dass das Blut aus seiner Wunde wieder stärker floss.

"Das dachte ich mir." Sesshoumaru ging einen Schritt nach vorne und schüchterte Akiko allein durch seine Anwesenheit sehr ein.

"Setz dich und heile deine Wunde. Blut lockt unnötig Feinde an." Richtig, daran hatte er nicht gedacht. Momentan war er nicht fähig auch nur einen kleinen Kampf zu bestreiten. Blut schoss ihm ins Gesicht und er errötete sehr zu seinem Missfallen. Wie ein kleiner Junge setzte er sich auf einen großen Felsen und starrte seinen Vater an.

"Ich kann meine Wunde nicht heilen."

Sesshoumaru schien das zum ersten Mal wirklich zu überraschen, denn er sah seinen Sohn einen Augenblick lang wirklich verblüfft an. Beinahe hätte Akiko deswegen lachen müssen.

"Nani?", fragte er auch prompt nach.

Akiko nickte und fragte sich, was genau Sesshoumaru derart verwunderte.

"Meine Wunden heilen schnell, aber ich kann sie nicht bewusst heilen.", erläuterte er.

"Deine Mutter kann es. Ich dachte, sie hätte dir das gezeigt."

Das erstaunte Akiko nun wirklich. "Ich habe nie gesehen, dass sie derartige Macht einsetzen würde."

Sesshoumaru nickte nachdenklich.

"Sie hätte es tun sollen. Solch eine Macht kann dir im Ernstfall eine große Hilfe sein."

Einen Moment betrachtete er das Blut, dass Akikos Arm hinunterlief.

"Hast du gedacht, es würde deine Verwandlung rückgängig machen, wenn du dich verwundest?"

Akiko nickte und runzelte die Stirn. "Letztes Mal hat es geholfen. Jamie hat mich verwundet und mein Verstand funktionierte danach wieder." Noch während er die Worte aussprach, verstand er warum es dieses Mal nicht geklappt hatte. Richtig, sein Verstand funktionierte vollkommen normal. Der Schmerz hatte ihn letztes Mal nur wieder zur Vernunft kommen lassen. Das hatte die Verwandlung rückgängig gemacht.

"So ist das also.", meinte er und sah seinen Vater wieder an.

"Was geschieht mit mir und warum kann ich es nicht kontrollieren?"

"Was weißt du über die Erbfolge von Dämonen?"

Ein frustrierter Seufzer kam zur Antwort.

"Alles, ich weiß, dass wir uns fortpflanzen müssen, um unsere Macht zu bewahren, damit unser Wissen nicht verloren geht."

Sesshoumaru nickte. Wenigstens dieses Mal schien er zufrieden zu sein.

"Und wie glaubst du geschieht das?"

Akiko zog eine Augenbraue hoch und sah seinen Vater spöttisch an.

"Soll ich dir nun erzählen, wie sich Dämonen paaren? Du wirst es nicht glauben, aber ich weiß durchaus wie das geht."

Sesshoumaru bedachte ihn mit einem etwas genervten Blick.

"Wie das Wissen erhalten bleibt."

Akiko öffnete seinen Mund, doch kein Wort kam über seine Lippen. Nein, eigentlich wusste er das nicht, wenn er darüber nachdachte.

"Der Geist unserer Ahnen lebt in uns fort. Lange Zeit bleiben diese Geister gut in uns verschlossen, weil wir nicht mächtig genug sind ihre Erinnerungen zu fühlen, ohne unseren Verstand zu verlieren. Erst wenn wir alt genug sind, öffnet sich dieser Verschluss und wir lernen damit zu leben, dieses Wissen, diese Erinnerungen zu nutzen ohne uns dabei selbst zu verlieren."

Das hatte er nicht gewusst. Einen Moment lang ließ er diese neue Erkenntnis auf sich wirken, ehe er seinen Vater wieder ansah.

"Das bedeutet, du weißt wie ich das beherrschen kann, weil es dir auch so geht." Einen Moment lang fühlte er eine Art Verbundenheit zu seinem Vater, die er nie zuvor gefühlt hatte. Es gab also doch etwas, dass sie beide verband. Doch zu Akikos Kummer schüttelte Sesshoumaru seinen Kopf.

"Ich lebe mit dem Wissen und den Erfahrungen meiner Ahnen, das stimmt, aber es ist anders als bei dir." Er sah wohl, dass sein Sohn ihn nicht verstand, denn er erklärte genauer was er meinte.

"Wir Dämonen unterscheiden uns durch unsere Macht, durch unseren Rang. Obwohl wir eigentlich keine Gesetze haben, gibt es unausgesprochene Regeln, an die man sich auch als Dämon hält."

Akiko runzelte die Stirn. Was für Regeln? Ihm hatte man bisher noch keine Regeln erklärt. Was für Regeln konnte es geben, an die sich ein Wesen ohne Gewissen hielt?

"Ein Dämon meiner Macht paart sich niemals mit einem Dämon, der genauso mächtig ist oder einmal werden könnte."

"Warum nicht?"

"Weil ein einzelner Dämon nicht dazu geschaffen ist, derartig viel Macht in sich zu vereinen. Jedenfalls sagt man das."

Sesshoumarus Blick blieb auf Akiko haften. Es dauerte bis Akiko verstand, warum sein Vater ihm das erzählt hatte. Irgendwann senkte er den Blick und starrte auf den Boden. "Ich nehme an Chidori ist so mächtig wie du es bist."

"Sie könnte es sein.", räumte er ein.

Seine Eltern hatten sich also über Regeln hinweggesetzt und ihn gezeugt, obwohl sie nicht sicher waren, dass er mit dieser Macht würde umgehen können. Und nun da sich herausstellte, dass es wohl wirklich einen Grund für diese verfluchte Regel gegeben hat, waren sie unfähig ihm zu helfen. Schlimmer noch seine Mutter hatte sich nicht einmal getraut ihm die Wahrheit zu sagen.

"Ich werde also sterben?", fragte er ruhig und wunderte sich über diese Leere in ihm.

"Das kann niemand mit Sicherheit sagen."

Akiko seufzte. Vermutlich war es das erste Mal, dass sein Vater ihm eine ausweichende Antwort gab.

"Aber die Wahrscheinlichkeit ist groß." Er würde also wirklich wohl den Verstand verlieren und dadurch ein sehr leichtes Opfer für jeden Gegner werden. Keine sehr tollen Aussichten.

"Ihr habt mich dem also ausgesetzt, nur weil ihr wissen wolltet, ob es möglich ist?" Hoffnungslosigkeit machte sich in Akiko breit.

Sesshoumaru schwieg, was Akikos Leere endlich vertrieb. Unbändiger Zorn erwachte in ihm.

"Das ist nicht fair. Ich muss den Preis für eure Neugier bezahlen.", fuhr er Sesshoumaru an.

"Das entspricht nicht ganz der Wahrheit." Akiko glaubte sich verhört zu haben.

"Nani? Willst du mir jetzt erzählen, dass das mit euch die große Liebe gewesen ist, die sich romantischerweise über Regeln hinweggesetzt hat? Ich bitte dich." Sesshoumaru knurrte leicht, was ein deutliches Zeichen dafür war, dass Akiko solche Äußerungen unterlassen sollte. Ihm war klar, dass es nicht gut war seinen Vater zu reizen. Er hätte ihm das alles nicht erzählen müssen. Es war beinahe schon ein Wunder, dass er sich dazu herabgelassen hatte.

"Der Fehler besteht darin, dass es nichts mit Neugier zu tun hatte."

Akiko machte eine wegwerfende Handbewegung.

"Und wenn schon. Das Ergebnis bleibt das Gleiche."

Doch dann verharrte er doch wieder in der Bewegung. Die Worte seines Vaters drangen in sein Bewusstsein ein und weckten eine Vermutung.

"Was willst du damit sagen?", fragte er misstrauisch.

"Du kennst die Antwort." Und als würden Sesshoumarus Worte die Tür zu einer Erinnerung aufstoßen, konnte Akiko diese Antwort plötzlich klar und deutlich erkennen. Er taumelte leicht, so stark war dieser Eindruck.

"Nein, keine Neugier. Sie hat dich gewollt."

Sesshoumaru wandte den Blick ab. Richtig, Akiko fühlte das mehr als deutlich. Als wären es die Erinnerungen seiner Mutter konnte er fühlen, wie wild entschlossen Chidori damals gewesen war, Sesshoumaru dazu zu bringen, sie auszuerwählen. Es erstaunte ihn wie klar er das fühlen konnte.

"Im Endeffekt hat sie damit auch dich gewollt." Die Worte drangen langsam und leise zu Akiko durch, doch als er sie endlich verstanden hatte, weiteten sich seine Augen.

"Sie würde alles tun, damit du das durchstehst." Zum ersten Mal klang da ein Hauch von Respekt in Sesshoumarus Stimme mit, als er über Chidori sprach. Akiko setzte sich etwas benommen wieder auf den Felsen.

"Zum Beispiel dich darum bitten, mir zu helfen." Nun begann das Sinn zu machen. Hatte er sich doch gedacht, dass sein Vater niemals allein auf diese Idee gekommen wäre. Er blickte auf und sah seinen Vater nicken.

"Und? Kannst du es?" Er schüttelte nicht seinen Kopf, was Akiko ziemlich erstaunte.

"Du kannst es?", fragte er verwundert.

"Du bist der Erste, der jemals so viel Macht besessen hat. Niemand weiß, ob man dir helfen kann."

"Aber du glaubst einen Weg zu kennen, richtig?"

Sesshoumaru nickte.

"Dann zeig ihn mir." Akiko erhob sich wieder und stellte sich vor seinen Vater.

"Hilf mir.", meinte er leise und schämte sich dieses eine mal nicht dafür, darum bitten zu müssen.
 

Ihr wisst was jetzt kommt, richtig? Genau, Fortsetzung folgt ...
 

Okay, ich könnte euch jetzt was von Spannung erhalten erzählen, aber ehrlichgesagt höre ich hier nur auf, weil ich derzeit noch keinen blassen Schimmer habe, wie genau Sess seinem Sohn helfen kann. Hoffen wir mal, dass ich in den nächsten TAgen einen rettenden Einfall habe, aber da ich bisher ja alle dämonischen Probleme gelöst habe,wird mir auch das wohl schätzungsweise gelingen. Ansonsten bin ich ziemlich zufrieden mit diesem Kapitel. Ich mag irgendwie das Dämonische sehr gerne und denke mir da auch reichlich viel aus (angefangen von der Bedeutung von Sess Streifen auf den WAngen bis hin zu einer Rangfolge der Paarungen bei Dämonen ^^) Und ich freue mich, dass ich Chidori endlich anfangen kann komplett zu entfalten. Euch war ja wohl klar, dass sie nicht nur die Zicke ist, die sie zu Beginn darstellte. Wäre ja auch viel zu einfach. Nach Geliebter Dämon sollte euch klar sein, dass es bei mir kein gut und böse gibt. Ich mag viel mehr alles was undefiniert dazwischen liegt.
 

So, aber ich hör mal auf hier zu quatschen und freu mich wie immer über eure Kommentare.
 

Mata ne

Rogi



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Kommentare zu diesem Kapitel (22)
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Von:  MorgainePendragon
2007-01-30T09:35:09+00:00 30.01.2007 10:35
Aaaalso... Du wolltest meine Meinung zu dem... Gespräch mit Sess und Chi haben... Das kannste haben^^.
O.o
Mein erster Gedanke war: WAS zum Teufel hatten die für eine Beziehung? Sex & Crime oder wie??? Ich mein... Sess und ein Sadist...
Bohrt in ihrer Wunde rum und so...
Ganz ehrlich? Das kommt mir wie eine für Sess völlig untypische... Geste vor. Soetwas wie (wenn auch nur grimmige) Befriedigung oder gar Freude zu empfinden... Aufgrund von so etwas... Der gefühlskalte Sess. Aber wer weiß.. Ich mein, ich weiß echt noch zu wenig über seine Vergangenheit um mit Bestimmtheit sagen zu können, dass er nicht WIRKLICH Freude daran gefunden hat jemandem Schmerz zuzufügen. Er ist halt ein Dämon. Und kein Engel...
Ich weiß noch nicht viel über die Vergangenheit von Sess. Aber ich bekomme auch langsam eine dunkle Vorahnung. Und Vorfreude.... *diabolisch grins*
Oh, Gott, das ist pervers. Aber ich stell mir gerade vor, auf welch brutale und leidenschaftliche Art und Weise die beiden Liebe machen.... Da floss Blut. Unter Garantie...^^
Soso.
Chi gab Sess also ihr Versprechen, keine Magie mehr anzuwenden. Unter welchen Umständen wohl? Wenn sie so mächtig ist fiel ihr das sicher alles andere als leicht, dieses Zugeständnis zu machen. Vielleicht auch um ihren Sohn zu schützen... Who knows...^^
Es scheint Sess ja wirklich zu überraschen, dass sie bislang ihr Versprechen eingehalten hat - auch und vor allem gegenüber Akiko, dem sie ja nicht einmal die Heilungs-Magie beigebracht hat. Sie muss wirklich einen Heidenrespakt vor Sess haben. Ich fand das so süß! Sess und verblüfft, dass sein Sohn sich nicht heilen kann!
DIESEN Ausdruck bei Sess... Mir das vorzustellen ringt auch mir ein Grinsen ab^^.
Und... Wahhh, dieses Gespräch zwischen Chi und Sess ging echt unter die Haut. Ich mein, es HÖRT sich so an, als würde Sess Akiko genauso hassen wie Chi. Tut er das wirklich? Der Fortbestand der Familie schien ihm ja bislang sehr wichtig, sodass er Akiko unmöglich so verabscheuen/hassen kann. Und SIEHE DA!
Ich war SEHR beruhigt zu lesen, dass "Father & Son" einträchtig beieinander sitzen und das ausdiskutieren - bzw. der große Sess seine Arroganz und seine Verbitterung herunterschluckt, um seinem Sohn einige Dinge zu erklären.^^
Das ist ja WIRKLICH mal beinahe einträchtig. Schööön!^^
Also, ETWAS scheint ihm sein Sohn ja doch zu bedeuten. Grobian. Dass er immer so ein... ein ungehobeltes, scheinbar gleichgültiges... Verhalten an den Tag legen muss... Menno.
Als wenn man sich nen Zacken aus der Krone bricht, wenn man zu seiner Familie, seinem Kind, steht und Besorgnis zeigt.
Und weißt du, was mir noch sehr gefallen hat an diesem Kapi? Die Szene mit der Flamme, mit dem Feuer, wo Rijan mit Akiko in der Dunkelheit des Hauses spricht... Geisterhafte unheimliche Schatten.... Die Flamme spiegelt sich in seinen schwarzen Augen....
Uhhhh...
DAS ist schön unheimlich und faszinierend zugleich.
Wenn du noch was wissen magst, können wa demnächst ja wieder drüber schnacken.^^
Aber mir gefällts sehr. Zumal die ganzen Andeutungen auf die Vergangenheit von Chi und Sess nun wirklich Appetit auf mehr machen.^^
Von:  Aurinia
2007-01-05T12:16:28+00:00 05.01.2007 13:16
ach ja^^
Wie schon vorher erwähnt, du schreisbt echt toll... da kannst du sagen was du willst. Ich wünschte ich würde mal einiger maßen das zu papier bringen was du hier zauberst.
Wenn ich so mein Zeug anschaue, dann beginne ich echt zu zweifeln...
Mach du jedenfalls weiter so!!!!
*Knuddel dich*
Von:  Aurinia
2007-01-05T12:12:35+00:00 05.01.2007 13:12
aaaahhh Sesshoamru hat sich mal wieder aus seinem "dunkelen Loch" getraut XD
Man er muss Chidori wohl sehr verachten für das was sie getan hat. Aber sie scheint ... nein, sie tut es... bereuen, was sie getan hat, sonst würde sie ihre Magie wieder mehr einsetzten, oder?
Jedenfalls tut sie mir schon leid. T.T
Von:  chaska
2006-11-22T19:13:08+00:00 22.11.2006 20:13
Da ist Chidori ein großes Risiko eingegangen, als sie Sesshomaru um Unterstützung gebeten hat. Er muß sie wirklich verachten, das er so reagiert. Du machst mich immer neugieriger. Was ist zwischen den beiden nur vorgefallen?
Zumindest hat sie erreicht, das er mal seinen Väterlichen Pflichten nachgeht und seinem Sohn hilft.
Liebe Grüße
chaska
Von:  SeiyaDarkside
2005-07-13T00:01:30+00:00 13.07.2005 02:01
Ahja, ich liebe es Deine Geschichte zu lesen und schwing mich gleich zum nächsten Kapitel.

kisu

Seiya (^^)V *wink*
Von: abgemeldet
2005-06-20T20:07:12+00:00 20.06.2005 22:07
WUAAAAAH Ö__Ö~~~~
Das is so geil **~ Anders kann man das gar nich
mehr ausdrücken auch wenn du das sicher 50 000
mal am Tag zu lesen/hören bekommst **~ Man kanns
nich oft genug sagen!!!!
Echt der HAMMA!!!
Jetz zum Inhalt XDD':
Alsooo, Chidori wird langsam echt sympathisch hab
wegen der langen Pause am anfang chidori und Rijan
verwechselt XDDD''' Sry! Aber jetz blick ich die Frau
mehr und mehr, und es is nichmehr diese... naja... Nutte?
XD' Sry! Ummm...Akiko find ich ja goldisch **~ Ja ders sweet!
Der sollte mit Jamie zusammen kommen XD Dies nämlich auch
cutee! Und da is ja irgendwas, ne? XD Da ... glüht was Ö__ö
Rijan is ja leider mehr so an die Seite gerückt obwohl sie ja mal der Main main chara war oder? ^^ Ich fänds schön wenn wieder mehr die beziehung Rijan-Sess in den vordergrund gerückt werden würde, aber lass dich da nich GROOOSS beeinflussen XD Ähm... Sess raf ich nicht. Wieso er Chidori Gift injiziert und wieso er seinem Sohn hilft. Glaub kaum das er Vater gefühle hat oder? XD' Naja ^^
Sonst kann ich nur sagen weiter so **~ Und schneller XD
Da kriegt man nich genug davon ^^ Werd schriftsteller!!
Baiibaii
Michi
Von:  Grinsolt
2005-06-19T16:53:42+00:00 19.06.2005 18:53
Sei Gegrüßt

nur eine Frage.. Wan schreibst du endlich weiter T_T
wir warten seit Wochen! mach schnell!

Hochachtungsvoll
Grinsolt
Von: abgemeldet
2005-06-17T09:37:42+00:00 17.06.2005 11:37
Ich finde die story so supiiiiiiiiiiiiiii!!!
Mach weiter so!^^
Von:  BilboBaggins
2005-06-12T09:07:06+00:00 12.06.2005 11:07
Das kapi war supi!!!! so richtig spannend!!
Und sesshi is vorgekommen!!! *sich freu* ^_^
Schreib schnell weiter!!

Tschau Naru-chan16
Von:  Grinsolt
2005-06-11T12:43:09+00:00 11.06.2005 14:43
Sei Gegrüßt

Boa! geile Geschichte (wie bereits von meinen kolegen/in eingehend erleuter) ^^
die Wendung gefelt mir richtig gut. auserdem wurde Sess endlich mal in einer Ff richtig Kalt beschrieben das ist wirklich klasse^^ . Ich hoffe mir mnicht zuvile Feinde zu machen wenn ich sage... >.>...<.<... das Chidori mir besser gefelt als Rijan... auch wen es unwarscheinlich ist (bis unmöglich) das die nochmal mit Sess zusammenkomt würde es mich freuen ^^'

Wohu 199! 99 ist meine glügszahl! Gratulation zu 199 Kommis!!!!!!!

Hochachtungsfoll
Grinsolt


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