Kapitel 6
Kapitel 6:
Nikodemus saß auf der Fensterbank und betrachtete mit Argwohn das Geschehen um sich herum. Er brauchte kein Mensch zu sein, um zu sehen, dass etwas nicht stimmte. Sein Instinkt belog ihn nie!
Aufmerksam ließ er seine Augen wandern und blieb an Moira hängen, die eine ihrer Modezeitschriften durchblätterte.
Der Kater legte verhalten seine Ohren zurück. Er mochte Moira nicht besonders.
Sie hatte die Angewohnheit sehr, sehr laut zu blättern, wenn sie las. Schlimmer wurde es nur, wenn sie einen -wie sie fand- spannenden Artikel gefunden hatte:
Dann hielt sie allen, die nicht bei drei auf den Bäumen waren, ihre Zeitung unter die Nase und strahlte vor Verzückung. Wenn die geplagten Leute sich dann mit ihrer Begeisterung vornehm zurückhielten, schüttelte sie nur den Kopf. "Die haben einfach keinen Sinn für Mode, tz!"
Nikodemus hasste nichts mehr, als durchgehende Lautstärke.
Seinen empfindlichen Ohren tat das einfach nicht gut.
Er machte einen Satz und landete auf dem Bett neben der Fensterbank.
"Hee, Dummchen!" Leo schob ihn etwas unsanft von einem Papierstapel, der vor ihr auf dem Bett lag. "Ich zeichne grade. Maaann..."
Nikodemus setzte sich gewohnt vornehm neben sie und lugte unter ihrem Arm hindurch.
Leo ließ ihren Bleistift über das Blatt kreisen, hielt ab und zu inne, um die Wirkung zu erfassen. "Das ging auch schon mal besser", seufzte sie und legte ihre Zeichenutensilien auf das Nachtschränkchen. Geschwind sprang sie vom Bett auf und hopste ins Bad.
Nikodemus blickte ihr kurz nach. Hatte sie etwa schlechte Laune?
Aber das knarrende Geräusch, der aufgehenden Zimmertür, lenkte ihn ab.
Moira blickte auf und vergaß ihr Magazin völlig.
Lily, gefolgt von Alice, kamen beide plappernd herein.
"Wo habt ihr denn Olivia gelassen?", fragte Moira.
"Klingt wie eine Feststellung. Braves Kind!" Alice lächelte und wuschelte Moira durchs Haar. Die begann sofort fluchend ihre blonden Locken zu bändigen.
Alice lachte lauthals.
"Eher aber wie eine Unterstellung...", sagte Lily scharf.
Moira ließ sofort von ihrem Haar ab und Alice verstummte.
Nikodemus machte es sich auf dem Bett bequem. Das würde sicher interessant, solang die Lautstärke gesittet blieb!
"Was soll das denn heißen, mhm?" Moiras Stimme klang patzig.
"Leute, hört doch auf..." Alice fuchtelte hilflos mit den Armen.
Lily schnaufte nur ärgerlich und schüttelte den Kopf. "Also, wenn du das nicht weiß!"
Leo kam gerade wieder aus dem Bad, die Zahnbürste im Mundwinkel und munter plaudernd. "Ich dachte mir, Leo, dachte ich, sind schon wieder alle... ... daa..." Ihre Stimme wurde leise vor Argwohn. Die Zahnbürste begann bedrohlich zu schaukeln, bis sie -TOCK!- hinfiel und die nähere Umgebung mit weißen Schaumtröpchen voll spritzte. Doch niemand bemerkte es.
"Streitet ihr etwa?", fragte Leo missmutig.
Lily setzte sich, kopfschüttelnd, auf ihr Bett. Sie schlug die Beine übereinander und tippte mit dem Fuß auf den Boden. "Das musst du mich nicht fragen!"
Leo blickte ihre Freundin ungläubig an. "Ich frage dich aber."
Moira lachte nur hohl. "Lass es Leo. An der beißt du dir nur die Zähne aus. Weißt du, Lily", sie stand vom Bett auf und schob einige widerspenstige Locken hinters Ohr, "ich habe da echt keine Lust drauf. Nur weil du mit Olivia Streit hast, machst du jeden beim kleinsten Muck zur Schnecke. Aber nicht mit mir!" Sie machte auf dem Absatz kehrt, griff im Lauf ihre Zeitung und verschwand durch die Tür.
Alice schloss gequält die Augen und marschierte dann zielstrebig ins Bad. "Also falls ihr mich sucht, bin jetzt duschen!"
Lily hatte den Kopf peinlich berührt weggedreht. "Ich wollte nicht, dass es so weit kommt..."
Sie hörte Leos Seufzen, drehte sich aber nicht um.
Das Mädchen hob nachdenklich ihre Zahnbürste vom Boden auf. "Weißt du, ich weiß wie du dich fühlst..."
Lily drehte sich zu ihrer Freundin um. Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.
Leo setzte sich neben sie. "Aber ich verstehe auch, wie Olivia sich fühlt!"
"Oooh bitte!" Entrüstet stand Lily auf. "Wenn Moira und Alice sich aufregen: OK! Sie und Olivia sind schließlich... na ja... die drei sind jedenfalls IMMER zusammen. Aber du, du bist meine BESTE Freundin, ja? Du... ich dachte das wenigstens DU auf meiner Seite stehst!"
Leo ließ ein klägliches Wimmern hören und stützte ihren Kopf in die Handflächen. "Ich steh auf der Seite von niemandem. Und wenn du meine ehrliche Meinung hören willst, finde ich diesen Streit reichlich sinnlos."
-"Aha, und was soll ich nun tun? MICH etwa bei IHR entschuldigen?!"
"Nobody's perfect, right, Darlin'?" Leo grinste süffisant.
-"Du bist ein Teufel... Nein, du bist DER Teufel."
Leo zog einen Schmollmund und kuschelte sich an die Schulter ihrer Freundin. "Ach komm schon. Komm schooon... Bitteee!"
Lily stöhnte genervt auf. "Du bist echt anstrengend! Also... gut..."
Leo zuckte zurück. "Was hab ich da gehört? Ich hab's nicht verstaaandeeen!" Sie lächelte überlegen.
"Wenn duuu", schwungvoll drehte Lily sich zu Leo um, "NICHT sofort dein vorlautes Mundwerk hälst, werde ich es nicht tun. Klar soweit?" Jetzt war es an ihr siegreich zu lächeln.
"Aye aye, Ma'am!", sagte Leo salutierend.
Lily lachte und die beiden Freundinnen fielen sich in die Arme.
"Also los! Und vergiss Moira nicht, ja?"
-"Ja jaaa, schon gut, Mama!", leierte Lily und ließ sich schwungvoll aus der Tür schieben.
Leo tippte ihrer Freundin an die Schulter. "Weit werden sie ja nicht sein. Es ist immerhin schon nach neun."
Lily nickte und lief den Flur entlang.
Als einziges blieb ein Mädchen zurück, das nachdenklich grinsend ihre Zahnbürste zwischen den Fingern drehte und leise die Tür schloss.
Beschwingt rannte Lily die Treppe zum Gemeinschaftraum hinunter. Ja, ich werde mich entschuldigen. Aber genauso werde ich Olivia sagen, dass sie ja auch Fehler gemacht hat... Und Moira, na ja, das wird sich schon wieder einrenken, wenn mit Olivia wieder alles OK ist!
Sie betrat den vollen Gemeinschaftraum. Die Stimmung war heiter und die Luft erfüllt vom Geplapper und dem Kratzen der Federn auf dem Pergament. Alles war wie immer: Ein Teil machte Hausaufgaben, ein anderer hingegen vertrieb sich die Zeit, indem gezaubert wurde, was das Zeug hält. Und zwei ganz einsame Zweitklässler spielten Zauberschach, machten aber einen reichlich geknickten Eindruck.
Lily ließ ihren Blick wandern, bis sie Olivia entdeckte.
Das Mädchen lag vor dem Kamin und studierte ein paar Pergamentblätter. Ein roter Schimmer lag auf ihrer schwarzen Haut, von den lodernden Flammen in ständiger Bewegung gehalten.
Moira sah Lily zwar nicht, aber sie ahnte, dass diese sich in ein anderes Mädchenzimmer verzogen hatte und den gespannten Zuhörern ihr Leid klagte.
Mutig raffte sie sich auf und lief Richtung Kamin weiter.
Olivia bemerkte Lily nicht, auch als sie direkt hinter ihr stand.
"Können wir reden?"
Überrascht drehte Olivia sich um. Ihr Blick verfinsterte sich kaum merklich, sie setzte sich aber höflich aufrecht hin. "Worüber?"
Lily lächelte unsicher und setzte sich ihr gegenüber. "Über unseren Streit?"
"Ist das jetzt eine Frage?!", erwiderte Olivia trocken.
"Herrje, nein! Ich meine, also, weißt du..." Lily rang nach den passenden Worten.
Olivia zog skeptisch die Augenbrauen hoch. "Sprich dich aus."
Das Mädchen ihr gegenüber seufzte. "Es tut mir Leid..."
-"Es tut... dir Leid?"
Lilys Augen weiteten sich. Sie wusste Olivias Antwort nicht zu deuten. Das war doch bestimmt ein schlechtes Zeichen.
"Äääh ja... schon", sagte sie atemlos.
"Sicher?", fragte Olivia.
Lily schluckte. "Ziemlich, jaaa!"
-"Na gut!"
Das Mädchen schüttelte ungläubig den Kopf und stand geknickt auf. "Verstehe..."
Olivia blickte ihre Freundin nur ausdruckslos an. "Hallo? Ich habe dir verziehen."
Es dauerte ein paar Sekunden, ehe ihre Worte Wirkung fanden.
"Du hast... Oooh Olivia!"
Freudig fiel Lily Olivia um die Arme, als sie von hinten angetippt wurde. Fragend drehte sie sich um.
Moira stand hinter ihr und lächelte.
"Mir tut es auch Leid!" Die beiden Mädchen lachten, als sie denselben Gedanken zu derselben Zeit aussprachen und umarmten sich ebenfalls.
"Leute ihr macht mich krank. Ich heul gleich!", zeterte Olivia, grinste aber und dann gingen sie gemeinsam wieder hoch zu den Mädchenschlafsälen.
Die fragenden Blicke einiger anderer Gryffindors bemerkten die Mädchen nicht.
Und Lily spürte auch nicht den Blick eines bestimmten Jungen in ihren Rücken.
James sah ihr noch einige Zeit nach, auch als sie schon außer Sichtweite war.
Das Frühstück am anderen Morgen war ausgelassen und die Mädchen hatten großen Spaß.
Leo, die es sich nun zur Gewohnheit machte, mit zu frühstücken, verschluckte sich fast an ihrem Tee, als sie Lily und Olivia zuhörte. Die beiden erzählten gerade einen Witz, und der hatte Wirkung auf Leo.
So ausgelassen hatte sie die zwei lange nicht erlebt.
"Wie lange hat euer Streit jetzt gedauert?", unterbrach Alice Leos Gelächter.
Olivia und Lily lachten.
"Öh, ich glaub sooo, mhm, 2 Tage!", sagte Lily, und Olivia lachte.
"Das kann ich überbieten!", rief Moira freudig und sprang von ihrem Platz auf. "Unserer war nur eine halbe Stunde lang.
Die Mädchen lachten und machten sich dann auf zu einer wunderbaren Doppelstunde Geschichte der Zauberei.
"G-Gruppenarbeit, Professor Binns?" Leos Kinnlade fiel langsam herunter.
Glucksend schwebte der Geist auf sie zu. "Aber ja, Ms Henshall!" Freudig klatschte er in seine, fast durchsichtigen, Hände und schwebte wieder zu seinem Pult.
Die Klasse stöhnte genervt auf.
Professor Binns hingegen freute sich wie ein kleines Kind an Weihnachten, und die Schüler waren sich sicher, dass sie ihren Lehrer für Geschichte der Zaubererei noch nie so gut gelaunt gesehen hatten.
"Ich werde gleich... Mr Black seien sie doch aufmerksam..."
Sirius hatte James gerade unter dem Tisch mit seinem Zauberstab attackiert und blickte nun überrascht auf.
Sein bester Freund krümmte sich vor stummen Lachen.
Sirius kuffte ihn in die Rippen, worauf James sich erbärmlich verschluckte.
Professor Binns hingegen schaute sich schon wieder verwirrt um, als ob er etwas suchen würde, und fuhr fort. "Jedenfalls, was ich sagen wollte", er räusperte sich, "ich werde die Gruppen zusammenstellen. Das Thema allerdings, können sie sich selbst aussuchen. Es muss nur eines aus dem neuen Buch sein!"
Allgemeines Stöhnen und Protestrufe kamen als Reaktion.
Professor Binns klapperte mit einer alten Blechdose und lächelte in überschwänglicher Vorfreude. "Jeder von ihnen wird gleich einen Zettel hieraus ziehen", ein eifriges Geschüttel der Dose folgte, "und wird Zahl darauf finden. Die Zahlen entscheiden, aus welchen Schülern die Gruppen bestehen!"
Er schwebte zur ersten Tischreihe und Frank Longbottom zog einen Zettel. "Drei", sagte er und legte das Stück Papier, schulterzuckend, vor sich auf den Tisch.
Professor Binns schwebte weiter.
Die Schüler nutzten die Zeit, um sich lautstark über Professor Binns abstruse Idee auszulassen. Auch Leo.
"Also ich finde das blöd. So was haben wir doch noch nie gemacht."
Lily nickte. "Aber vielleicht kommt dann ein bisschen Leben in den Unterricht."
"Solange ein Toter hier unterrichtet, sicher nicht", antwortete Leo düster.
Lily und Alice lachten.
Professor Binns schwebte gerade an ihnen vorbei, zu der Reihe von James, Sirius, Remus und Peter. Alle vier zogen einen Zettel.
"Fünf. Was hast du, Tatze?", fragte James Sirius.
-"Vier."
"Mist...", fluchte James ärgerlich, sah aber seine anderen beiden Freunde hoffnungsvoll an.
Remus und Peter schüttelten nur den Kopf.
"Drei", sagte Remus.
Peter war in Gruppe eins.
Moira zog einen Zettel. "Oh nein... ich hab auch die eins...", sagte sie leise. "Ich hoffe, das ich nicht nur solche Leute in meiner Gruppe hab."
Lily lächelte mitleidig.
Leo war an der Reihe und schwungvoll griff sie in die Büchse. "Was soll's!" Sie grinste und faltete das Zettelchen auseinander. "Oh, vier. Vier... mhm... WER HAT DIE VI-HIIIER?"
"Ms Henshall, ich darf doch sehr bitten!", tadelte Professor Binns.
"Ich habe dir vier", sagte eine Stimme hinter ihr.
Leo drehte sich um. "Oh Siiirius! Ist ja toll, hör mal... dann bin ich nicht so alleine!" Sie grinste erleichtert und Sirius konnte nicht anders, als ebenfalls zu lächeln.
Lily verdrehte nur die Augen. Sie griff nach einem Zettel und faltete ich auseinander. Fünf!
Professor Binns startete einen halbherzigen Versuch, die Klasse zum Schweigen zu bringen. Aus purer Höflichkeit wurde es still.
"Alle haben nun einen Zettel und ich werde mir jetzt die einzelnen Gruppen notieren. Also, alle die in Gruppe eins sind, zeigen bitte auf!"
Ein paar Hände hoben sich und Professor Binns dirigierte seine Feder alle Namen auf ein Pergament zu schreiben.
"Gruppe zwei."
Die Feder schrieb wieder alle Namen auf. Und so fuhr sie auch fort.
"Und nun noch Gruppe fünf. Das waren nur zwei Zettel. Unsere kleinste Gruppe. Nun, welche beiden haben sich denn da zusammen gefunden?"
Lily schluckte und hob zitternd den Arm. Nur zwei? Sie würde mit nur einer Person eine Gruppenarbeit machen.
Als sie Gekicher hörte und Leo neben ihr, sich langsam umdrehte, ahnte Lily nichts Gutes.
Professor Binns ließ ein "Hach, wie nett!" hören, worauf die anderen lachten.
Langsam drehte Lily den Kopf, ahnte aber genau, wer ihr Partner sein würde.
James' traf ihren Blick und sie wanderte mit den Augen nach oben, an seinem Arm entlang bis zu seinen Fingerspitzen, die hoch in die Luft empor ragten...
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*schon mal in Deckung geh* Verzeiht mir! Ich bin es nicht we-heeert! *auf Knien rumrutsch*. Irgendwann stelle ich einen neuen Rekord auf im >>Welcher Autor braucht am längsten für's neue Kapitel-Wettbewerb<<.
Hach, aber ich danke euch, für eure Treue... *Maddy-San verbeug*
Ich habe alles an einem Tag runter geschrieben und ich hoffe, dass es euch trotzdem gefällt.
Na, war doch ein Cliffhanger, oder?! Ihr wollt uuunbedingt wissen, wie's weitergeht, oder? Ich habe den Ace vergessen, oder? Oder? ODER? OOODEEER?
Nein, natürlich nicht. Es kann zwar immer dauern bei mir, aber vergessen tu ich bestimmt nichts, vor allem nicht meine Leser *schnief* *auf die Tränendrüse drück* *Taschentuch von irgendwoher vorkram*
Sodele, das war's schon wieder, so muss das sein. Ich bedanke mich recht herzlich für die Aufmerksamkeit.
Sayounara
*verbeug*
