~Aller Anfang ist schwer~
Schule... es ist schlimm. Jeden Tag das gleiche Spiel: früh aufstehen, sich waschen, anziehen, frühstücken und dann auf den Marsch zur Schule. Diese Prozedur nehmen so viele Schüler tatsächlich tagtäglich auf sich. Teilweise aus Pflicht, aber auch freiwillig.
Nun befinden wir uns jedoch in einer etwas anderen Schule. Hier passieren Sachen, wie sie an jeder Schule passieren. Oder doch etwa nicht? Naja sagen wir, dass es immer Ausnahmen gibt und geben wird.
Draußen auf dem Flur, vor dem Klassenraum, ist lautes Poltern zu hören. Wie etwas, das andauert wogegen geschlagen wird. Die Klassentür... verunstaltet und gezeichnet von den Missetaten der Schüler. Es ähnelt dem Werk eines psychisch kranken Künstlers, der sich vor nichts scheut. Das Türschild selbst ist ebenfalls zu Schaden gekommen. Der kümmerliche Rest des einstmals weißen Papiers weißt die Worte "Klasse V1 - Herr" auf und der Name des Klassenlehrers... schon lange angerissen.
Plötzlich wird das Gehämmer und Gekreische durch eine bisher noch nicht aufgetauchte Stimme unterbrochen.
Die sehr männliche, tiefe Stimme schrie in einer ungewöhnlichen Lautstärke: "KYOOOOO !!!!"
Der kleine, blonde Wuschelkopf sieht von seinem Treiben auf und schaut erschrocken nach vorn. An seinem Blick ist zu erkennen, dass er sich nicht für den Schuldigen hält. Das Gefühl der Unverstandenheit.
"A... Aber... ich wollte... d... doch...", beginnt der Junge und richtet seine Sicherheitsnadel, die unter seinem rechten Augen hängt.
"Da gibt es nichts zu entschuldigen!!!", donnert der Lehrer. "du kannst doch nicht einfach deinen Mitschüler immer wieder mit dem Kopf auf den Tisch hauen!"
Kyo nimmt die Hände von dem Kopf seines Tischnachbarn und setzt sich ganz brav wieder auf seinen Stuhl. Der gefrustete Mitschüler versucht ein wenig seine langen, lockigen Haare zu richten. Schüttelt es ein wenig und streicht es glatt.
Der nun eingeschüchterte Kyo schaut allerdings daraufhin wieder zu ihm. Langsam wird etwas wildes in ihm aktiv und er kann es sich einfach nicht verkneifen. Er hebt die Hand zu Shinyas Kopf und pattet und wuschelt ihn.
"Ach jetzt sei doch nicht so spießig, Shishi! Stell dich doch nicht so an! Sind doch nur deine Haare", sagt er und zerwühlt es und hat sichtlich seinen Spaß daran.
"Waaaargh!!!!! Herr Leeeeeeeeehrer!!!!!", schreit Shinya auf. "Kyo ärgert schon wieder!"
Der Lehrer fasst sich an die Stirn. "KYO!!! Wie oft noch??? Habe ich dich nicht eben erst ermahnt? Jetzt aber raus mit dir! Ab! Vor die Tür und denk darüber nach, was du gemacht hast!"
Kyo steht auf und trottet niedergeschlagen zur Tür. Dabei brabbelt er etwas vor sich her, was beim genaueren Hinhören "Shinya macht halt immer so den Eindruck, dass er geärgert werden will..."
"Und halt die Türklinke von außen zu!", donnert der Lehrer hinterher.
Nach einem kurzen Moment der Stille schnellt er von seinem Stuhl hoch und wedelt wie wild mit zwei Fächern um sich und hüpft triumphierend um das Pult.
"Jawohl!! ICH, Gackt, habe es geschafft! Ich habe einen unbändigen Schüler ruhig gestellt! Das steigert meine Beliebtheit um ein Vielfaches! Ach ich bin ja so gut!!!"
Stille... Alle Schüler schauen etwas verdattert drin.
Habe ich etwa... übertrieben?, dachte Gackt und wird plötzlich knall rot.
"So...eehm... wo waren wir?", er sieht auf und zu einem sich meldenden Schüler, der auf seinem Stuhl hin und herrutscht. "Hmpf. Ja bitte Die?"
"Herr Gackt, Herr Gackt!!! Ich muss maaaaaaaaaaaaaaaaal!!!!", blökt der rothaarige Fratz.
"Na gut! Aber trödel nicht auf dem Flur herum, Die", sagt Gackt mit ruhiger, pädagogischen Stimme.
Als nun schon der zweite Schüler die Klasse verlassen hat, versucht sich der Lehrer auf den Unterricht zu konzentrieren.
"Ich hoffe, jetzt haben wir erstmal Zeit, um uns etwas wichtigerem zuzuwenden, als eueren Blasenschwächen. Also fangen wir mit der Anwesenheit an. Sind alle da?", er schaut durch die Reihen in denen sich ein leises Tuscheln breitmacht.
"Naaaa schön na schön! Machen wir das wie im Kindergarten... Ich lese vor und wenn euer Name genannt wird, sagt ihr "ja". Alles klar? Gut."
"Aber Herr Lehrer", entgegnet ein Junge in der hintersten Reihe, "es fehlt doch nur einer. Warum muss das dann so kompliziert gemacht werden?"
Gackt schaut etwas verwirrt an den Schülern vorbei.
"Also wenn... das so ist. Ich vertraue dir, Toshiya. Du bürgst mir nun dafür, dass nicht noch mehr fehlen."
"Oh Mann...", brummelt Totshi. "Ich bin mir ganz ganz doll sicher!"
"Ja, ist ja gut, das zweifelt doch niemand an", versucht Gackt zu beschwichtigen. "Und um wen handelt es sich?" Gackt holt einen Kugelschreiber hervor und schaut über seine Liste.
Toshiya kratzte sich am Hinterkopf. Es fiel ihm nicht leicht zu sagen, doch brachte er dann hervor: "h... hide fehlt..."
Der Lehrer zog eine Augenbraue hoch, legte den Stift zur Seite und verschränkte die Arme vor dem Körper. "Dir ist schon klar, dass hide... naja... schon länger fehlt?"
Es entsteht ein langes Schweigen. Alle schauen betrübt auf ihre Tische und so manches Seufzen erklingt.
Das Schweigen wurde direkt unterbrochen, als etwas grell leuchtendes an den Schülern vorbei huschte und polternd auf dem noch leeren Sitz platz nahm. Leicht verschwitzt grinste den noch sehr verwunderten Lehrer ein niedliches Gesicht an. Mit pink-schwarz und flauschigen Haaren hob hide die Hand und meldete sich anwesend.
"Du weißt aber schon, dass du zuspät kommst?", donnerte Gackt mit Nachdruck.
"Eeeehm...", stotterte hide, "Es... tut mir leid?"
"Ist dir eigentlich klar, dass du jetzt mehere Wochen gefehlt hast, OHNE dich auch nur krank zu melden?", schrei der Lehrer weiter und merkte erst dann, dass alle ihn anglotzten, da er die Fassung verloren hat. Er strich sie ein paar Strähnen aus dem Gesicht und räusperte sich. Es wurde langsam stiller in der Klasse und dann setzt er mit ruhiger und gelassener Stimme seine Ausführungen fort.
"Gut... hide. Ich denke mal, wenn du die Entschuldigung nachreichst, werde ich in meiner übergroßen Güte so nett sein und Nachsicht wallten lassen", verkündete der Heilige hinter dem Pult.
"Also da wir das nun geklärt haben, denke ich, können wir mit einem wichtigen Thema auffahren", sagte der Lehrer. "Es geht um euere mündlichen Mitarbeitsnoten."
Ein Aufruhr in der Klasse ging um und endete damit, dass Kami aufstand und beide Hände auf seinen Tisch drückte.
"Aber, Her Lehrer!", rief dieser der Panik nahe. "Sie sagten doch, dass sie mehr Wert auf das schriftliche legen und... wissen sie... ich weiß, dass ich mündlich nicht so gut bin."
"Tja, Kami, das hättest du dir doch denken können", erklärte Gackt. "Tut mir leid, aber daran kann ich nichts mehr ändern."
"Aber...", stammelte Kami. "Das ist dann mein sicherer Tod! Wollen sie Schuld daran sein?"
"Aber aber, mein Junge", versuchte Gackt ihn zu beruhigen, da Kami mittlerweile vollkommen außer Atem war. "Red nicht so was. Wer redet denn hier von Tod? Es ist doch nur deine Schulnote. Außerdem, ich denke nicht, dass ich im Ernstfall die Schuld hätte. Eher würde ich mein Amt als Lehrer dieser Klasse niederlegen. Da kannst du mir vertrauen."
Etwas beruhigt, setzt sich der Schüler wieder. Aber es ging weiter.
"Herr Lehrer?", fragte eine Stimme aus der hintersten Reihe.
"Waaaaas denn?", platzt es aus Gackt heraus, der sofort versucht, seine Coolness wieder zu finden. "Ich meine... Ja? Was kann ich für dich tun, Tatsorou?"
"Es geht mich zwar nichts an", brabbelte der kleine Junge mit dem schwarz beschmierten Gesicht, als hätte er an nem schwarzen Lippenstifft rumgenuckelt, "aber ist Die nicht schon ziemlich lange auf dem Klo?", fuhr Tatsorou mit leicht kratziger Stimme fort.
"Oh, da hast du Recht, mein Junge." Gackt schmiss sich in eine beeindruckende Pose, machte einen Rückwärtssalto aufs Pult und machte mit einer Hand ein Victoryzeichen in Tatsorou Richtung. "Bonuspunkt, für dich, weil du so gut aufgepasst hast!"
Sofortige Reaktionen von seinem Tischnachbarn Miyavi, der ihm wuchtig gegen die Schulter schlug. "Ey, du alter Angeber!", knurrte Miyavi ihn danach an und versetzte ihm noch einen. "Hey, das macht Spaß, Alter", lachte er erneut auf und fuhr fort.
Gackts Räuspern unterbrach ihn und Miyavi drehte sich ganz langsam mit dem Kopf Richtung Tafel.
"Was willst du?", spottete der Schüler, doch mit einem Satz stand Gackt vor ihm und drückte seine Nase an die des Schülers.
"So", sagte Gackt, "du willst mich also provozieren, du kleines Würmchen?"
Aus den Mündern der anderen Schüler waren Dinge zu hören wie "Lassen sie ihn doch", "nicht aufregen, Sensei" und dergleichen.
"Ich denke mal, du solltest dich nicht immer zum Affen machen, Miyavi", sagte Gackt schließlich. "Oder willst du mal als Lachnummer enden und von keinem ernstgenommen werden?" Er schritt elegant zurück zum Pult.
Dann schickte er sich an, die Zimmertür zu öffnen, um zu schauen, ob Die wieder aufgetaucht ist und ob Kyo noch immer brav vor der Tür stand. Als er die Klinge runterdrückte, musste er feststellen, dass von der anderen Seite kein Widerstand da war.
"Was zum...", Gackt unterbrach sich, als er aus der Klasse trat und ihm ein befremdlicher Geruch in die Nase ströhmte, der von einem Ganz weiter auf dem Schulflur kam.
Als er dem nachging sah er nicht nur Kyo, sondern auch Die, der bei ihm stand. Sie saßen auf dem Boden und unterhielten sich mit dem Hausmeister, der ihnen selbst gedrehte Joints anbot, an denen sie fleißig rumpafften.
"Aber sagt bloß nicht weiter, dass ihr die von mir habt", tuschelte der Hausmeister schon sichtlich dicht. Er hatte filzige, lange Haare, leicht zugekniffene Augen und Klamotten an, die sehr nach Hippie aussahen.
"ICH GLAUB, MICH TRIFFT DER SCHLAG!", entfuhr es Gackt. "Was denken sie sich dabei, den Schülern Drogen anzudrehen, Patta?"
"Fuck... ehm Herr Gackt.... Welch eine... Überraschung", Patta versuchte mit der Hand den Qualm wegzuwedeln. "Was gibt's denn?", fragte er und tat so, als ob nichts sei.
"Das fragen sie noch?", staunte Gackt mit heruntergeklapptem Mund. "Sie KIFFEN hier mit SCHÜLERN!" Er Zog Die und Kyo an den Ohren zu sich rüber.
"Das wird noch ein Nachspiel haben, verlassen sie sich darauf", drohte er und schleifte die beiden zurück in die Klasse.
