Zum Inhalt der Seite

Escaflowne-Rise of the Goddess

~Fate of Gaia~
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

~~Dragon's Lair~~

Hallo Leute!

Wow,da hab ich doch tatsächlich Kommentare bekommen!*alleknuddl*

Und dann auch noch so positive,hey das muss ich jetzt erst mal verarbeiten *lol*

Dankeschön!!!!
 

Oh,eins muss ich noch sagen:

Das ist jetzt der Beginn des ersten Kapitels,aber keine Panik es hat viel mehr Seiten als die,die ich jetzt gepostet hab^^Ich werde die neuen Teile immer in dieses Kapitel reinkopieren,bis das zweite eben anfängt *logisch?*
 

Okay,jetzt aber los!

*nochmalalleLeserdrückt* *Isa/Killingangel-ich seh euch!* *lol*
 

********

Ho Ho,der zweite Teil des ersten Kapitels ist on *freu*

Ich hoffe ihr verzeiht mir dass ich so lange gebraucht hab^^

Ein fettes DANKE an euch,die ihr mir alle so liebe Kommentare geschrieben habt!*euchknuddlt*
 

*******

24.02.04

Soo und endlich meld ich mich mal wieder..*sorrysagt*Bitte net böse sein!

Ich muss mich erst einmal erholen von den ganzen super netten Kommis *euchalleknuddlt*

Mich hat das echt umgehauen.DANKE LEUTE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

*hel*

Hoffentlich enttäusche ich euch nicht und ihr bleibt weiterhin treue Leser *freu*
 

Viel Spass!

eure shakti
 

19.08.2005

Bitte net wundern, ich lad in den nächsten Tagen die überarbeiteten Teile hoch, mir waren einfach zuviel Rechtschreibfehler etc. drinnen^^
 

**********************
 

~*~

I still remember the world

From the eyes of a child

Slowly those feelings

Were clouded by what I know now
 

Where has my heart gone

An uneven trade for the real world

I want to go back to

Believing in everything and knowing nothing at all
 

I still remember the sun

Always warm on my back

Somehow it seems colder now
 

Where has my heart gone

Trapped in the eyes of a stranger

I want to go back to

Believing in everything
 

Where has my heart gone

An uneven trade for the real world

I want to go back to

Believing in everything

Away
 

Where has my heart gone

Trapped in the eyes of a stranger

I want to go back to

Believing in everything...

~*~


 


 


 


 

Aufgewacht war sie dann in dieser schäbigen Hütte. Wo genau sie sich befand wusste sie nicht mehr, es war irgendwo in Asturia. Und jetzt befand sie sich hier und wartete darauf, vollkommen in das Leben jener Menschen einzutreten die sie doch so sehr hasste. Sie wollte das nicht. Keine hier von ihnen wollte das.

"Verkauft...sie haben mich verkauft..."dachte sie immer wieder, doch irgendwann konnte sie keine Tränen mehr vergießen.

Das einzige was sie spürte war diese Leere, diese gähnende Leere die ihr sagte, dass nun alles egal war..
 


 

Schweißgebadet wachte er auf. Noch etwas geschafft von seinem lebhaften Traum setzte er sich auf, fasste sich an die Stirn und schloss die Augen. Van fragte sich, weshalb ihn dieser Mistkerl auch noch in seinen Träumen heimsuchen musste. Er hasste ihn schon im wahren Leben genug, da könnte er ihm doch wenigstens seinen Schlaf lassen. Er versuchte, sich an seinen Traum zu erinnern. Da war ein dunkler Raum, eine Art...Wohnraum.

Das einzige an das er sich erinnern konnte war er. Er und.. ein Mädchen...nein, eine Frau, korrigierte er sich. Van hatte keine Ahnung in welchem Zusammenhang er und die unbekannte Frau standen, aber im Moment war es ihm auch ziemlich egal.

Plötzlich kam es ihm vor, als ob das ohnehin kleine Zelt, dass er sein Zuhause nannte ihn immer mehr einengen würde. Kurz sah er sich um und entschied sich, einen kleinen Spaziergang zu machen..

Van schlug die Decke beiseite und streifte sich sein Hemd über, ehe er das Zelt so leise wie möglich verließ und ihm die klare, aber doch etwas kalte Nachtluft entgegenschlug. Er versuchte, bestenfalls niemandem zu begegnen.
 

Er war froh, festzustellen dass niemand im ganzen Lager mehr wach war. Selbst die Nachtwachen waren auf ihren Sitzen eingeschlafen.

"Wie zuverlässig.." dachte er sich und ging weiter in Richtung Wald. Van bemerkte nicht, dass ihm jemand mit leisen Schritten folgte..
 


 

"Was macht er denn jetzt schon wieder?"

Aufgeregt peitschte ihr Schwanz in der Luft als sie sah, wie ihr König mitten in der Nacht aus seinem Zelt schlich.

"Er unterschätzt wohl mein ausgezeichnetes Gehör..."dachte sie etwas beleidigt und huschte schnell hinter einen Busch. Merle hatte selbst nicht besonders gut geschlafen und war durch das Geräusch von Schritten aufgewacht. Als sie von ihrem Platz auf dem Boden, der mit Heu ausgelegt war auf das Bett sah wusste sie, dass er weg war. Also beschloss sie, ihm zu folgen..
 

Van war an der Stelle angekommen, die er schon des öfteren aufgesucht hatte. Es war eine kleine Lichtung im Inneren des Waldes, geschützt durch die vielen Bäume doch eine kleine Fläche in der Mitte war frei von ihnen. Er schaute in den Himmel, die Sterne schienen fahl auf Gaia herab. Seine Hand ging an den Griff seines Schwertes, und er zog das Katana aus der Scheide. Mit feinen Bewegungen hob er das Schwert und hielt es konzentriert im Anschlag.. Sekunden später öffneten sich seine vorher noch ruhig geschlossenen Augen und mit einem Zischen hob das Schwert direkt in Richtung Boden. Doch wenige Millimeter vor dem harten Waldboden kam es zum Stillstand, und Van konnte sich ein befriedigendes Grinsen nicht verkneifen.
 

Schon seit Jahren trainierte er, doch jedes Mal erschien es ihm als ob er immer noch nicht gut genug wäre um ihm gegenüber zu treten.

Sein ganzes Leben widmete er der Jagd auf diesen einen Mann. Er hatte ihm alles genommen, und dafür würde er früher oder später bezahlen.

Van hoffte, dass dieser Moment besser früher als später kommen würde denn langsam aber sicher verlor er die Geduld.

Der nächste Schlag traf einen Baum, und Van übertrug all seine Empfindungen, die von Hass bis Trauer gingen, in diesen einen Schlag...

Aus den Augenwinkeln heraus erkannte er, wie sich etwas im Busch neben ihm bewegte. Doch bevor er auch nur ansatzweise in Angriffsstellung gehen konnte hüpfte ein katzenartiges Wesen aus dem Dickicht und lief auf ihn zu...
 

"Merle.." sagte er leise und schloss erleichtert die Augen.

"Van, wieso bist du denn noch mitten in der Nacht hier draußen?" fragte sie und setzte sich auf den Boden.

Lange antwortete er nicht, doch Merle kannte ihn nun schon beinahe ihr ganzes Leben und sie wusste, dass er nicht gerade der gesprächigste Mensch auf Gaia war. Darum wartete sie und verzichtete darauf, nachzubohren...
 

"Ich konnte nur nicht schlafen..."antwortete er schließlich, doch ein lautes Schnauben der jungen Katzendame ließ verlauten, dass sie mit seiner Antwort ganz und gar nicht zufrieden war.

"Das sagtest du gestern auch schon, und die Tage davor auch.....Was ist es wirklich?"

"Es ist nichts, wirklich..."
 

Merle war zwar ganz und gar nicht zufrieden, doch sie beschloss es erst einmal dabei zu belassen und sich stattdessen glücklich zu schätzen, dass Van überhaupt mit ihr sprach. Es gab viele die er nicht einmal eines Blickes würdigte und Merle war froh, dass sie sich trotz aller Umstände zu seiner Gefährtin zählen durfte. Wenn sie länger überlegte wurde ihr klar, dass sie seine einzige Gefährtin war. Doch dieser Gedanke machte sie irgendwie glücklich. Es gab nie jemanden der sich zwischen sie stellte. Van war im besten heiratsfähigen Alter, das wusste sie. Immerhin war er erst 20 Winter alt. Doch noch nie hatte Merle eine andere Frau an seiner Seite befürchten müssen. Und solche, die sich für gewisse Dienste bezahlen ließen konnte man ja nun wirklich nicht dazu zählen. So verspürte sie auch keine Eifersucht, wenn sie manchmal nachts bei Gardess übernachtete da Van "Besuch" hatte, wie Gardess es grinsend ausdrückte. Merle wusste, dass ihm keine dieser Frauen, oder besser gesagt Huren, etwas bedeuteten und damit konnte sie leben. Erleichtert über ihre eigene Erkenntnis stand sie auf und sah Van fragend an.
 

"Wie lange willst du denn noch hier draußen in der Kälte stehen? Brr, also mir wird es zu kalt..."

"Geh ruhig Merle, ich bleibe noch etwas hier.."

Sie sah ihn wieder an, doch dieses mal mit Skepsis. Schließlich schüttelte sie denn Kopf und meinte:

"Wenn du hier draußen bleibst dann tu ich es eben auch.."

"Nein Merle, ich...ich möchte etwas alleine sein. Bitte..."

Enttäuscht sah sie ihn an, und nach mehreren Überredungsversuchen sah sie es schließlich ein und nickte. Ohne weitere Worte verschwand sie im Dickicht und machte sich auf den kurzen Weg zurück in das Lager...
 

Van legte derweil sein Schwert beiseite und ließ sich in das weiche Gras fallen. Er blickte zum Himmel und tat das, was er wohl am besten konnte. Schweigen und Nachdenken. Die alten Zeiten waren zu schmerzvoll um darüber nachzudenken und zu philosophieren, deshalb beschloss er seine Gedanken zurück zu seinem Traum zu leiten..

Schon seit mehreren Nächten träumte er diese seltsamen Dinge, und jedes Mal war er dabei. Doch heute Nacht war es das erste Mal, dass er ein anderes Gesicht ausmachen konnte.

"Wer bist du? "fragte er sich, doch an das Gesicht konnte er sich nur noch vage erinnern. Eine goldene Kette mit einem Anhänger, das war es was er noch genau sehen konnte. Irgendwo hatte er diesen Stein schon einmal gesehen....
 

"Es ist alles nur deine Schuld.. alles nur deine Schuld.." dachte er verbittert und ballte die Fäuste, als seine Gedanken an ihn wieder hochkamen.

Wenn ihn jemand fragen würde wen er am meisten hasste, die Antwort wäre so schnell parat dass man es gar nicht glauben konnte.
 


 

"General?"

Einer der Soldaten kam mit einem Pergament in der Hand in die Dunkle Halle und verneigte sich vor dem Mann in Schwarz.

"Eine Botschaft für euch..."

Wortlos nahm er das Pergament aus der Hand des Soldaten und deutete ihm an, zu gehen. Sekunden später war er auch schon verschwunden.

Er öffnete das Siegel und las die mit hektischer Schrift geschriebenen Worte. Als er fertig war, hielt er die Nachricht an die Flamme einer Fackel, die an der Wand hing. Sofort ging das Papier in Flammen auf und wenige Momente später war es nur noch Asche.. Er drehte sich um und ging auf die riesige, gläserne Wand zu die den Blick auf Gaia, das viele Meilen unter ihm lag, frei gab.
 

"Komm raus Dilandau, ich weiß dass du hier bist.." sagte er mit emotionsloser Stimme und kurz darauf war ein hämisches Lachen zu hören.

"Ach Folken du bist wirklich ein Langweiler...."

"Was willst du......"

Mit lauten Schritten kam der Mann mit den silbrigen Haaren auf ihn zu und baute sich herrisch vor ihm auf. Seine rote Uniform stach zwar heraus, doch das schrecklichste an ihm waren seine blutroten Augen. Augen, die bewiesen dass es Menschen gab, die aus Spaß töteten.

"Es ist ziemlich öde hier, findest du nicht? Keine Angriffe, keine Kriege, keine Abaharakis...und keine Königreiche mehr, die man niederbrennen kann.."

Bei seinen letzten Worten musste er grinsen und wartete gespannt Folkens Reaktion ab. Doch dieser ließ sich nicht eine einzige Emotion anmerken, und wenn er gerade etwas fühlte dann konnte er es wirklich gut verstecken.
 

"Deine Anspielungen sind mehr als einfallslos, Dilandau..."

"Oh bitte verdirb mir doch nicht den einzigen Spaß den ich habe.." erwiderte Dilandau gespielt entsetzt.

Dann erweckte das kleine Häufchen Asche seine Aufmerksamkeit. Kurz betrachtete er es, doch dann fiel sein Blick wieder auf Folken, der ungerührt an der gläsernen Wand stand und auf die Stadt unter sich starrte..

"Was stand in dem Brief?"

"Ich wüsste nicht was dich das angeht, Kommandant.." betonte er scharf...

Dilandau verzog das Gesicht und wurde wütend. Wenn er eines nicht leiden konnte dann war es wenn man ihm Informationen vorenthielt.

"Nun gut. Wie du willst. Aber eines sage ich dir: Ich warte nicht mehr lange. Der nächste Angriff steht unter meiner Leitung, mach dich auf etwas gefasst .Und dieses mal bin ich nicht so zuckersüß zu deinem heiß geliebten Bruder!"

Wütend stapfte Dilandau davon und ließ Folken alleine zurück.. Doch der hatte den wütenden Kommandanten schon längst vergessen.. Seine Gedanken kreisten um diese eine Nacht. Die eine Nacht, in der er sie das erste Mal sah.
 

So viele, ja beinahe die ganze Gemeinschaft, hatten ihn vor ihr gewarnt..

"Sie ist gefährlich!" predigten sie. Und er war vorbereitet. Auf jede Bewegung, die sie machte hatte er geachtet doch als er sie dann zum ersten Mal sah erkannte er nichts von dieser angeblichen Gefahr.

Er schloss die Augen. Ihre verzweifelten Blicke ließen ihn nicht mehr los, doch er was gezwungen es zu tun. Folken wusste, was man von ihm verlangte und er tat es ohne Fragen zu stellen. Trotz allem hatte sie ihn auf irgendeine Weise berührt.

Er schüttelte den Kopf. Es war einfach zu absurd. Wie konnte er auch nur daran denken, dass gerade er solche Gefühle wie Mitleid empfinden konnte?

Folken konnte nicht glauben, was die Menschen alles für etwas Geld taten.
 

"Wir bieten ihnen 600 Goldstücke, sie werden nicht widerstehen können..."

Die Worte seines Herrn hallten in seinen Gedanken wieder. Folken fragte sich, weshalb ein gesamtes Reich vor einer noch so jungen Frau Angst hatte dass es solche Summen für sie zahlt. Immerhin redeten sie hier von 600 Goldstücken, das war mehr als ein Vermögen..
 

"Sie spielen mit der Armut der Menschen.." dachte er. Doch es brachte nichts ,sich darüber Gedanken zu machen. Er selbst hatte sich für diesen Weg entschieden, deshalb gab es kein zurück. Er hatte sich längst damit abgefunden. Das einzigste was er nun noch tun konnte war zu hoffen, dass sie niemals von ihm gefunden wird.. Der Ort, der von nun an ihr Zuhause ist wird ihren Geist brechen, das hatte er den Hexern versichert.
 

"Sie wird unrein sein und unreine Geschöpfe haben keine Macht...geschweige den göttliche Gaben...."
 

Aber Folken wusste, dass man Gaben die einem Menschen gegeben wurden nicht einfach auslöschen konnte...
 


 

"Ihr werdet die Männer bedienen, ihnen Wein und Sake einschenken und sie so unterhalten wie sie es wollen, habt ihr das verstanden?"

"Quilla, sei nicht so grob du verschreckst die armen Dinger doch bloß.."

Die Frau mit dem bunten Gewand beschwichtigte Quilla und forderte sie mit einer losen Handbewegung auf, still zu sein.

"Folgt mir..." sagte die Frau nun und die Mädchen sahen sich fragend an. Hitomi war die erste, die die Treppen hinter der Frau mit den Perlen hinaufstieg. Sie folgten ihr in den Flur. Im oberen Stockwerk befanden sich mehr als 20 Zimmer. Das Haus schien trotz der stickigen Luft nicht ganz so schäbig wie sie es eigentlich erwartet hatte.. Die Frau erhielt von Quilla einen Zettel, auf dem alle Namen der Mädchen verzeichnet waren. Sie las jeden Namen einzeln vor und führte die Mädchen in ihre Zimmer...Hitomi glaubte immer noch dass dies alles nur ein schlechter Traum sein musste.. Doch als sie hörte, wie man ihren Namen aufrief wurde sie wieder hart in die Realität zurückgeholt.

"Hitomi? Kleines, was ist mit dir?"

Sie erschrak etwas, als sie plötzlich die Stimme der Frau so nah an ihrem Ohr hörte. Als sie sich umsah bemerkte sie, dass sie die letzte war die noch im Flur stand...

"Hitomi, das ist doch dein Name oder?"

Sie nickte und wartete, unschlüssig was nun zu tun sei. Die Frau mit dem buntem Gewand sah sie seltsam lächelnd an und deutete auf eine Tür am Ende des Flurs.

"Dort hinten ist dein Zimmer. Du wirst es dir mit einem anderen Mädchen teilen. Du bist für sie verantwortlich, denn sie ist jünger als du. Hast du das verstanden?"

Wieder nickte sie und folgte der Frau den Gang entlang. Die Tatsache, dass man ihr jetzt auch noch ein anderes Mädchen aufdrückte tat ihrem ohnehin schon angeschlagenen Gemüt nichts Gutes. Als sie die Tür zu ihrem Zimmer öffnete, kam ihr bereits der Geruch von starkem Parfüm entgegen.

Und dann wurde es ihr schlagartig klar: Sie war alleine.

Alleine in einer Welt, in der sie so niemals überleben konnte. Niemand war mehr hier, um ihr zu sagen dass es in Ordnung war.

Das sie nicht alleine war. Wie sollte sie ohne diese Worte überleben?

Hitomi sah das junge Mädchen an, das scheu am Fenster stand und hinab auf den Hof blickte..

"Ich kann das nicht.. ich komme selber damit nicht klar.. Wie soll ich dann ihr helfen?" dachte sie bitter. Die Frau in den bunten Gewändern sagt noch irgendetwas zu ihr, aber Hitomi konnte es nicht mehr verstehen. Sie spürte nur, wie langsam aber sicher Tränen in ihre Augen schossen.

"Ich will nicht alleine sein...Ich will nicht...Was hab ich denn nur getan..."dachte sie verzweifelt. Ihr gesamtes Leben war dahin, und sie wusste es. All ihre Träume, all ihre Hoffnungen lösten sich vor ihr auf wie Staub...Und ehe sie sich versah sank sie zu Boden und weinte.. Nach all der Zurückhaltung flossen die Tränen, und Hitomi hasste sie.
 

Das junge Mädchen am Fenster drehte sich zu ihr um und sah sie mitfühlend an. Sie war gerade mal 15 Winter alt und hatte noch gar nicht wirklich verstanden, wo sie wirklich war.. Ihre blonden, schulterlangen Haare vielen ihr strähnig ins Gesicht, doch im Grunde hatte sie ein hübsches Gesicht. Ihre Kleidung war genauso ärmlich wie die von Hitomi, aber ihre blauen Augen hatten so einen starken Ausdruck das Hitomi kurz stockte. Das Mädchen ging auf sie zu und kniete sich zu ihr.

"Weine nicht.. bitte...Das macht auch mich traurig..."

Hitomi sah auf. Da saß sie nun, auf dem kalten Fußboden und ließ sich so gehen, während ein so junges Mädchen versuchte sie zu trösten. Aus Scham wischte sie sich die Tränen weg und sah das Mädchen entschuldigend an.

"Entschuldige......Ich bin Hitomi. Wie.. wie ist dein Name?" fragte sie, und versuchte vergeblich den Kloß in ihrem Hals runterzuschlucken.

"Hitomi...ein sehr ungewöhnlicher Name...."

Sie lächelte Hitomi an.

"Ich bin Aina..."
 

"Hier, zieh das hier an. Deine Kleidung ist ja wahrlich eine Beleidigung für jeden Mann...."Narna schmiss ihr unsanft das schlichte, weiße Kleid hin und spielte gelangweilt mit ihren schwarzen Locken.

"Beeil dich, die Lady Thaleia wartet unten auf dich...Ich weiß wirklich nicht was sie an dir findet, du siehst aus wie die Unschuld vom Lande. Hm, nun das wirst du mit Sicherheit nicht mehr lange sein.." fügte sie schnippisch hinzu und zog mit wippenden Hüften und einem hämischen Lächeln an Hitomi vorbei.

Diese hielt das Kleid in ihren Händen und schien Narnas Worte nicht wahrgenommen zu haben. Sie konnte noch so viel Gift versprühen, für Hitomi würde sie immer das verbitterte Mädchen bleiben, dass durch ihr Verhalten ihre Angst und Unsicherheit überspielen wollte. Sie wusste nicht wieso, doch Hitomi war sich sicher dass selbst Narna tief in ihrem Inneren genauso verlassen und alleine war wie sie....
 

"Ich hoffe das dies eine gute Idee von dir war....Solltest du versagt haben wird das nicht gerade gut für dich sein..."

Respektvoll kniete er vor seinem Herrn und hielt den Blick gesenkt.. Die Drohung seines Herrn war jedoch nicht so kraftvoll, wie dieser es sich gewünscht hatte. Folken fürchtete ihn nicht, und das wusste er.
 

"Keine Sorgen, der Drache wird sie nicht finden...niemals. Dafür habe ich gesorgt..."

"Das hoffe ich für dich.....Dilandau ist auf dem Weg nach Asturia, du solltest ihn begleiten, Folken. Er hat den Auftrag das Lager der Abaharakis zu finden, doch ich glaube er wird eher wieder ein Massaker anrichten."

Folken nickte nur und erhob sich.

"Dilandau wird schon wissen, was er tut..."

"Wir haben ihnen einen Gefallen getan. Sie wollten sie sowieso loshaben, den sie ist ein verfluchter Dämon. Alle in ihrem Dorf haben es gewusst, glaub mir niemandem wird ihr verschwinden verdächtig erscheinen. Sie werden uns danken. Du brauchst also kein schlechtes Gewissen zu haben.."

Folken wandte sich zum Gehen..

"Das habe ich nicht.. wieso sollte ich? Ich habe schon so viele Leben zerstört, wieso sollte ich um dieses eine trauern?"

Die Mundwinkel seines Herrn verzogen sich zu einem leichten Grinsen, ehe er antwortete.

"Weil du in ihre Augen gesehen hast...Du hast gelitten, weil du genau wusstest wie sehr sie leiden wird. Doch glaube mir, es ist so vorherbestimmt. In deinen Augen mag sie nur ein unschuldiges kleines Ding sein, doch sie bringt den Tod. Sobald die Macht in ihr erwacht ist, wird sie Gaia zerstören. Und somit uns. Willst du das?"

"Ich will gar nichts...Nur Frieden...Für immer."

"Dein Bruder wird sterben. Das weißt du, Folken. Also versuch es nicht zu verhindern."

"Das werde ich nicht....."

Mit diesen Worten öffnete sich die schwere Stahltür und Folken trat aus dem dunklen Raum heraus in die Gänge der eisernen Festung...Einige Soldaten kamen ihm entgegen, und ohne sie anzusehen fragte er:

"Wo ist Dilandau?"

"Kommandant Dilandau ist im Guymilef-Hangar....General Folken." antwortete einer von ihnen und hoffte, schnell von dem General wegzukommen. Sie alle fürchteten ihn..

"Danke.."

Festen Schrittes ging er weiter und machte sich auf den Weg in Richtung Hangar...
 

"Hübsch. Du bist wirklich ein hübsches Ding..."

Hitomi senkte beschämt den Kopf und schwieg. Lady Thaleia, so hieß also die Frau die hier das Oberhaupt war. Sie sah aus wie eine der Geishas die Hitomi aus den alten Sagen kannte. Ihr Gesicht war immer noch blass geschminkt und ihre Lippen rot wie Blut.

"Ich will dir nichts böses, Kind. Aber du solltest wissen dass du ab heute nach meinen Regeln und Prinzipen lebst. Missachtest du diese, wirst du schon bald auf der Strasse verhungern."

Harte Worte, die Wirkung hatten. Hitomi schwieg und blickte zu Boden.

Lady Thaleia sah von ihren Schriften auf, die sie im Moment bearbeitete.

"Du musst Quilla vergeben, sie ist eine sehr grobe Frau und nimmt ihre Aufgabe wohl etwas zu ernst. Aber wir brauchen sie, denn sie hat eine Auge für Schönheiten.."

Sie sah sie durchringend an und Hitomi glaubte, sie für eine Sekunde lächeln zu sehen.

"Du wirst es weit bringen, selbst die edelsten Männer werden dich haben wollen.."

"Ich will nach Hause.." brachte sie zittrig hervor. Lady Thaleia sah sie verständnislos an.

"Du willst wirklich wieder zurück zu den Menschen, die dich für ein paar Goldmünzen verkauft haben?"

Es tat weh, aber Hitomi wusste das sie recht hatte.

"Das hier ist nun dein Zuhause, dir wird es an nichts fehlen. Dafür werde ich persönlich sorgen. Halte dich an die Regeln, und dir wird nichts geschehen."

"Regeln?" fragte Hitomi verwirrt, doch Lady Thaleia tunkte seelenruhig die Feder in das Tintenfass und begann, seltsame Schriftzeichen auf ein Stück Papier zu zeichnen.

"Sieh einem Mann niemals ins Gesicht wenn er bei dir ist. Sie wollen nicht dein Gesicht sehen, denn es interessiert sie nicht. Du brauchst keine Angst vor ihnen haben, sollten sie dir etwas antun dann werden wir dafür sorgen dass sie es bereuen. Morgens helft ihr in der Küche und im Garten, abends werdet ihr in der Schenke arbeiten und wenn euch jemand will, dann geht ihr hinauf in den ersten Stock. Narna wird dir zeigen wo die Zimmer sind. Hast du noch Fragen?"

"Was schreibt ihr da?"

Lady Thaleia war überrascht. Mit dieser Frage hätte sie nicht gerechnet, doch sie antwortete trotzdem.

"Das sind heilige Schriftzeichen.. Sie sollen unser Haus vor den bösen Geistern schützen.. Kannst du etwa nicht schreiben?"

Hitomi schüttelte den Kopf.

"Nein, in meinem Dorf gab es kaum ein Mädchen das schreiben konnte.. Man sagte mir es wäre für eine Frau nicht nötig, schreiben zu können..."

"Welch ein Unsinn. Nun ja, vielleicht werde ich es dir ja beibringen....Doch jetzt geh, ich bin sicher Quilla hat Arbeit für dich."

Hitomi verneigte sich, so wie man es sie gelehrt hatte, und verließ das Zimmer der Lady.

"Hitomi.....welche schöner Name...Ich frage mich, weshalb du hier bist....."dachte Lady Thaleia verwundert und wandte sich wieder ihren Schriften zu...
 

Als sie in den Garten trat, der hinter dem großen Haus angelegt war, staunte sie. Er war voller Blumen, Beete und Bäumen und das Gras war so grün wie auf den Weiden in den Wäldern Fanelias. Hitomi war nur einmal dort gewesen, vor etwa zehn Jahren. Sie hatte ihre Großmutter besucht, die dort schon seit mehreren Jahren lebte. Hitomi erinnerte sich, wie sie sehnsüchtig auf das prächtige Schloss auf dem Hügel gestarrt hatte. Sie glaubte, sich wie eine Prinzessin zu fühlen sobald sie auch nur einen Schritt in die sogenannten "Tallas Galathon", die Hallen des Drachen, setzen würde. Ihre Großmutter hatte ihr von diesem Ort erzählt. Man sagt die Hallen seien aus purem Silber aus der alten Zeit, und das auch hier der legendäre Guymielf der Ispanos ruhen würde...Hitomi hatte seinen Namen jedoch vergessen.

"Der König hat zwei Söhne...vielleicht wird dich ja einer davon heiraten." hatte ihre Großmutter lächelnd gesagt. Doch die Worte ihres Vaters hallten in ihrem Gedächtnis wieder...

"Ein Prinz würde sie nicht einmal ansehen. Hitomi kann froh sein wenn sie überhaupt einer heiraten will..."

Dies geschah alles in dieser Nacht. In der Nacht, in der Hitomi sechs Jahre alt wurde. Sie wusste nicht einmal, dass sie Geburtstag hatte denn niemand wusste mehr an welchem Tag sie geboren wurde. Es war der Tag, an dem es zum ersten Mal geschehen war. Hitomi sah sich selbst die Treppen zu dem Zimmer ihrer Großmutter hinabrennen......
 

"Mutter! Vater! Ich habe etwas schreckliches geträumt!" schrie sie ängstlich und klopfte energisch gegen die Tür.

"Was ist denn los, es ist mitten in der Nacht!!" rief ihr Vater verärgert.

"Es war schrecklich! Ich habe solche Angst!"

"Geh wieder hoch in dein Bett! Sofort!"

"Aber....alles war verbrannt. So viele waren tot....Und der Himmel war blutrot...Das Schloss...es brannte...Ich habe sie schreien gehört.." sagte sie schluchzend, doch keiner ihrer Eltern schenkten ihr Beachtung.

"Ich sagte doch, geh wieder schlafen! Bei allen Göttern Hitomi du bist kein kleines Kind mehr! "rief ihre Mutter und schlug sich die Decke über den Kopf.

"Du hast gehört was deine Mutter gesagt hat..."

Hitomi nickte nur und verließ den Raum. Als sie die Tür schloss stand ihre Großmutter mit geweiteten Augen vor ihr und flüsterte leise Worte vor sich hin..

"Bitte ihr Göttern ,nein...Lasst es nicht geschehen. .Sie ist doch noch ein Kind...Gebt ihr nicht diese Bürde...diesen Fluch...Ich flehe euch an.."

"Großmutter was..." flüsterte sie, doch sie kam nicht weit den ihre Großmutter nahm sie in ihre Arme und drückte sie fest. .Dabei flüsterte sie ihr leise Worte ins Ohr, die Hitomi niemals vergessen würde...

"Jetzt hat es begonnen, doch du darfst nicht weinen. Er, Fanel, wird dich suchen und du musst ihn finden...Die Dunkelheit ist gekommen.."
 

Das war das letzte Mal, das sie ihre Großmutter lebend sah. Denn in dieser Nacht ,in der Hitomi ihre erste Vision hatte, starb die alte Frau.. Wenige Wochen später wurde Fanelia attackiert und fast alles Leben in der Stadt des Drachen ausgelöscht. Und aus Hitomi war die verfluchte Seherin geworden....
 

"Hey du...wie war noch mal dein Name...Hitomi!Hier her!"

Eine leise Stimme riss sie aus ihren Erinnerungen und Aina winkte ihr zu.Hitomi sah sie an und begab sich auf den Weg zu dem jungen Mädchen.
 

"Es ist seltsam ruhig geworden....Seit langem haben sie sich nicht mehr blicken lassen..."

Der Mann mit den blonden Haaren schloss zweifelnd die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Er und einige seiner Männer saßen hier in dem großen Zelt und machten sich zwar lachend, aber auch bedrückt über das Essen her.

"Vielleicht sind sie ja gen Westen gezogen und ziehen ihre Truppen zurück?"

"Red keinen Unsinn Reeden, wir alle wissen das der Black Dragon Clan niemals kampflos aufgibt." meinte Gardess und goss sich noch etwas Sake ein.

"Wir haben Escaflowne immer noch nicht gefunden..."

"Allen, was gedenkst du zu tun?"

Alle wurden schlagartig still als die Frage an das Oberhaupt der Abaharakis gerichtet wurde. Der Mann mit den blonden Haaren öffnete die Augen und sah mit emotionsloser Miene in die Runde. Sein Schweigen verunsicherte die Männer noch mehr, wenn er nicht wusste was zu tun war, wer dann?

"Warten wir ab, sie werden sich schon bald zeigen..."

"Warten wird noch eines Tages unser Tod sein...."

Eine tiefe Stimme war zu hören, und die Männer drehten sich zum Eingang des Zeltes um. Der Vorhang wurde geöffnet und für einen kurzen Moment zog eine frische Brise in das Zelt. Die Nacht war klar und kalt...

"Du solltest nicht alles so negativ sehen....Van.."

Seine schwarzen Haare fielen ihm ins Gesicht, und manche wären froh gewesen seinen Blick nicht auf ihrem Gesicht brennen zu fühlen..
 

Seit Jahren schon kämpften und lebten sie hier zusammen, doch noch immer konnten sich viele nicht an den jungen König gewöhnen. Sie respektierten ihn, aber ihr Respekt war auch mit Furcht verbunden. Die Männer wussten genau, dass Van jeden töten würde der sich ihm in den Weg stellt. Ob Freund oder Feind.....
 

Schweigend setzte sich Van auf eine der spärlichen Matten aus Bambus, sein Schwert ruhte stets in Reichweite. Allen sah ihn durchdringend an, und als sich nach wenigen Momenten die Männer wieder ihren Gesprächen zuwandten, ging er zu ihm.

"Du solltest nicht noch trübere Stimmung verbreiten...Sie befindet sich sowieso schon auf dem Tiefpunkt..."

"Gib mir keine Befehle.. Du würdest es bereuen." antwortete Van ohne aufzusehen.

"Wovor fürchtest du dich?"

Wütend blickte Van Allen in die Augen und ballte die Hand zur Faust.

"Ich fürchte gar nichts!"

Allen schüttelte nur den Kopf und wechselte das Thema..

"Der Drache ist immer noch nicht aufgetaucht. Wenn das so weitergeht werden wir Escaflowne niemals finden. Wir haben nicht mehr viel Zeit..."

Van's Wut war so schnell nicht verflogen, doch er bemühte sich Allen normal zu antworten.

"Ich weiß, dass er irgendwo in der Nähe ist...Ich kann es spüren..."
 

Eine Weile herrschte Stille, und die beiden Männer tranken ihren Wein. Allen wusste es war gefährlich, doch trotz allem beschloss er es zu riskieren.
 

"Du kannst noch nicht mit ihm umgehen.. Escaflowne ist eine zu große Gefahr für dich...Jetzt...."

"Ich werde ihn beherrschen wenn ich ihn beherrschen muss."

Vans Antwort ließ Allen erstaunt aufsehen, er hätte mit einem weiteren Ausraster gerechnet.

"Vargas hat dir wirklich viel beigebracht...."flüsterte er in respektvoller Erinnerung an den alten Schwertmeister.

"Ich werde morgen nach Tavion aufbrechen...und mich dort etwas umsehen..."

Allen nickte..

"Wir werden zusammen dorthin gehen.. Asturia ist zu gefährlich für einen alleine.. Überall sind die Truppen des Black Dragon Clans...Ich habe es selbst gesehen. Vor wenigen Tagen, als ich in Pallas war um unseren...Informanten zu besuchen wäre ich beinahe erwischt worden. Es ist gefährlicher als ich angenommen hatte.. "

Widerwillig nickte Van, er brauchte kein Anhängsel doch er wusste dass Allen das Sagen hatte und bestimmte, was zu tun sei..

Van aß seinen Reis auf und erhob sich. Er ging in Richtung Ausgang und wollte gerade den Stoff beiseite schieben als ihm fröhlich lächelnd eine Frau entgegenkam.

"Da war ich wohl schneller wie du.." entgegnete sie, doch Van sah sie nur an und ging dann an ihr vorbei, hinaus in die Nacht. Seine Gedanken kreisten ein weiteres Mal um die Frau, die er neulich in seinem Traum gesehen hatte.. Van wusste nicht wieso, doch irgendetwas tief in ihm schien ihm zu sagen er müsse sie suchen....und sie beschützen.

Es war seltsam, denn diese Gefühle hatte er noch nie.. Nicht einmal bei Merle......
 

Etwas verwirrt sah Milerna ihm hinterher und strich sich einige ihrer braunen Strähnen aus dem Gesicht. Mit leichten Schritten ging sie auf Allen zu und setzte sich dann neben ihn..

"Hm, unser kleiner König scheint ja heute wieder einmal besonders schlechte Laune zu haben."

Allen konnte nur leicht lächeln und hielt ihr dann eine Schale Reis hin, die sie dankend annahm.

"Du kennst ihn nun schon so lange. Und da wundert dich das noch?"

"Ich sage dir Allen, er braucht dringend eine Frau. Und zwar nicht so eine die ihn umgerechnet drei Silbermünzen kostet.."

Ihre Stimme klang zwar amüsiert, doch Allen bemerkte dass sie auch einen Funken Ernst enthielten.

"Morgen wird ein harter Tag. Du wirst hier bleiben und zusammen mit den anderen Frauen auf das Lager achten."

"Allen, wieso kann ich nicht mit? Ich kann kämpfen, und das weißt du."

"Ich möchte nicht.....dass dir etwas passiert..."

Allens Stimme wurde plötzlich sanft, und Milerna stieg die Hitze ins Gesicht.. Um ihre Gedanken in eine andere Richtung zu lenken stellte sie ihm eine Frage..

"Was ist mit Escaflowne? Was sagt die Seherin?"

"Sie ist alt und ihr Blick ist getrübt....Sie weiß nicht wo sich der Drache befindet..."

Das Grölen und Lachen der Männer wurde lauter, und Milerna hatte Mühe seine Worte zu verstehen.. Skeptisch sah sie ihn an und kniff die Augen zusammen.

"Was hat sie wirklich gesagt?"

Allen war durchschaut. Er fragte sich immer wieder wie es diese Frau schaffte seinen kleinen Lügen auf die Schliche zu kommen...Er sah sich kurz um und beugte sich dann zu ihr..

"Nun, wie mir scheint kann ich nichts vor dir verbergen. Doch ich muss sagen, ich werde aus den Worten der alten Seherin nicht schlau..."

Gespannt wartete Milerna auf die nächsten Worte ihres Kommandanten..

"Sie sagte seltsame Worte, deren Zusammenhang ich nicht verstehe..."

"Allen nun sag mir schon..."

Doch sie wurde durch Allens scharfe Worte unterbrochen..
 

"Sie wird schon bald kommen, und wenn sie niemand aufhält und auf den richtigen Weg bringt wird sie alles Leben vernichten. Sag ihm, dass er sie lieben soll....Denn er wird es versuchen zu leugnen...Das ist der Fluch der alten Zeit...."
 

Mit geweiteten Augen sah Milerna Allen an.. Auch sie konnte diese Worte nicht einordnen, ihre Bedeutung schien im dichten Nebel zu verschwinden...

"Das ist wahrlich.....sehr seltsam..."

Allen beugte sich zurück und antwortete nicht. Die alte Seherin war eine weise Frau, ergraut aber weise. Schon seit Jahrzehnten beschützte und half sie den Abaharakis. Ihr kleines Zelt befand sich am Rand des Lagers, und keiner durfte es ohne Erlaubnis betreten. Keiner weiß woher sie stammt, noch weshalb sie hier ist. Doch in den letzten Jahren hatte ihre Macht an Kraft verloren, und ihr Blick in die Zukunft wurde immer verschleierter. Doch nicht ihre schwindende Kraft machte Allen Sorgen, sondern die seltsamen und verworrenen Vorraussagen die sie machte...

"Sie redet ständig von einer Prophezeiung...Und ihre Worte sind dunkel......Niemand weiß davon, und ich möchte auch nicht dass es hier die Runde macht. Unsere Männer sind schon beunruhigt genug..."

Milerna strich sich nachdenklich durchs Haar...
 


 

"Ich sehe aus wie eine Hure...."

Emotionslos blickte Hitomi in den Spiegel. Sie konnte nicht glauben dass das, was sie da anstarrte wirklich sie sein sollte. Ihre langen, honigblonden Haare fielen in leichten Locken hinab, während die meisten Haarpartien mit festen Klammern an ihrem Kopf befestigt wurden. Es zog schrecklich, doch sie ließ sich nichts anmerken. Ihre Lippen waren in einem dezenten, jedoch feurigen Rot geschminkt. Doch was sie am meisten irritierte, war ihr Kleid. Der Ausschnitt kam ihr viel zu groß vor, und unter dem Korsette wurde ihr alles zusammengeschnürt. Verzweifelt versuchte Hitomi, ihren Ausschnitt zu verkleinern..

"Hör doch auf Liebes, die Männer wollen doch sehen was du zu bieten hast!" entgegnete die Frau, die ständig an Hitomis Haaren rumfuchtelte, und sah sie lächelnd an.

"Aber wenn ich mich nach vorne beuge fallen sie mir ja heraus...." murmelte sie geistesabwesend und sah sich weiter im Spiegel an.

"Keine Angst das wird bestimmt nicht passieren.." lachte die Frau und begab sich zur Tür.

"Ich lasse dich ein wenig alleine, du hast noch etwas Zeit bevor die Schenke öffnet..."

Die Tür schloss sich, aber Hitomi sah nicht auf. Alles erschien ihr so.. unreal. Wie in einem schlechten Traum..
 

Schlagartig wurde ihr klar, dass sie zwar nicht hier sein wollte aber auch nicht wieder zurück nach Hause wollte. Wenn ihr jemand klar gemacht hatte dass sie nicht zu ihnen gehörte dann war es ihre Familie. Sie konnte nichts dafür dass sie diese Dinge sah...oder ahnte.
 

"Ich hätte niemals jemandem etwas davon erzählen sollen....."

Hitomi wollte keine Tränen vergießen, doch sie kamen so schnell dass sie gar nicht bemerkte wie sie in salzigen Bächen ihre Wangen hinabflossen.

Die Welt um sie herum schein zu beben, und das Bild vor ihren Augen verschwamm...

Worum sie noch weinen sollte, wusste sie nicht. Zu oft, zulange schon hatte sie es heimlich getan.

Nachts, wenn es niemand hörte und es auch niemanden kümmerte. Hitomi erinnerte sich gut an die Nächte, in denen sie wach lag und sich nach jemandem sehnte der ihr sagen würde, dass alles in Ordnung war. Egal wer, einfach nur ein Wort oder eine Berührung die ihr sagte dass sie noch am Leben war.

Liebe kannte sie nicht, und sie wollte sie auch nicht kennen. Hitomi fürchtete sich zu sehr vor diesem Gefühl. Es war gut so wie es ist, redete sie sich immer wieder ein.

Sich damit abzufinden war leicht, es jedoch zu vergessen war schwer. Sie hatte diese Gabe...Diese Gabe, die sie von den anderen isolierte.

Ihre Mutter versteckte sie in ihrem kleinen Haus vor der Welt und bat die Götter jeden Abend um Erlösung...

Hitomi sollte sterben damit die Ehre der Familie nicht beschmutzt wurde. Ob arm oder reich, eine verfluchte Seherin wollte niemand in seiner Nähe haben....
 

"Ich frage mich, wie es ist....wie es sein könnte....Kann man mir erklären, wie sich etwas anfühlt dass ich selbst niemals erfahren werde?"
 

"Erwecken....Zerstören.....Hass ,der sich tief in deine Seele frisst.... Vergeltung...

Rache....alles was du dir wünschst..."
 

Schlagartig öffnete sie die Augen.

"Ist da jemand?" fragte sie leise, doch eine Antwort sollte sie nicht bekommen.
 

"Es war wohl nur Einbildung..." dachte sie. Als Hitomi zurück in den Spiegel blickte waren ihre Augen schwarz umrandet und ihre Wangen zierten ebenfalls schwarze Striche. Der Kohlkajal war verlaufen.. Schnell nahm sie das Handtuch vom Tisch und wischte sich ihr dreckiges Gesicht sauber..
 

"Es ist eine Schande, Hitomi! Hör auf damit! Hör auf zu weinen !Dämonen weinen nicht.. sie bringen nur Böses. Genauso wie du......."
 

Die Worte ihres Vaters hallten in ihrem Kopf wieder und sie ließ das Tuch sinken. Sie erschrak fast zu Tode als sich plötzlich zwei Arme um sie schlangen und sie jemand von hinten umarmte.

"Wieso weinst du....Ich werde traurig, wenn du das tust..."

Als Hitomi erkannte, wer zu ihr sprach schloss sie erleichtert die Augen.

"Vergib mir, Aina.....Es ist nichts....."

"Du lügst.. Ich kann es sehen...In deinen Augen. Ich will wissen, weshalb du so leidest. Ich weiß, du kennst mich kaum und ich dich ebenso aber...ich glaube nicht dass das Schicksal für dich diesen Ort hier zum Sterben auserkoren hat..."

"Ich sehnte mich lange nach dem Tod..." flüsterte Hitomi gepresst. Sie fragte sich kurz, wie es Aina geschafft hatte unbemerkt in das Zimmer einzutreten, doch dann schob sie diesen Gedanken beiseite. Plötzlich spürte sie wie eine Hand an ihre Kette wanderte, die sie verborgen unter dem Kleid trug.

"Wer hat dir dieses Schmuckstück geschenkt?" fragte Aina, immer noch hinter Hitomi stehend mit ihren Armen um den Oberkörper der Frau.

"Meine Großmutter.....Sie war der einzige Mensch der mich wirklich geliebt hat....."

Ihre Stimme war nur noch ein leises Flüstern, und die Stimmen des Abends wurden stärker.

Im unteren Stockwerk wurden Stimmen laut, die Schenke wurde geöffnet. Und noch bevor Aina antworten konnte wurde die Tür aufgestoßen und Narna trat energisch ein.

"Beeilt euch ihr Waschweiber, die Kundschaft kommt!"

Sie wollte sich schon umdrehen, doch als sie sich umdrehte Hitomis tränenüberströmtes Gesicht erblickte entschwand ihr ein leichtes Grinsen.

"Und wisch dir dieses lächerliche Wasser aus dem Gesicht, du siehst ja schrecklich aus!"
 

Das Bordell Tavions öffnete seine Türen, und schon bald sollten sich hier zwei Welten, Schmerz und Wut, begegnen...
 


 


 

Es roch widerlich. Rauch, Schweiß und Alkohol, all diese Gerüche mischten sich in der kleinen Schenke zusammen. Hitomi drehte es beinahe den Magen um, als sie auf zittrigen Knien die Treppen zusammen mit Aina hinabschritt.. Einige Köpfe schnellten zu ihnen und sahen sie grinsend an. Aina klammerte sich verzweifelt an Hitomis Arm, doch die versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben. Die Stimmen in dem Raum schienen schrecklich verzerrt, und man musste sich anstrengen um sein eigenes Wort zu verstehen..

Die Schenke bestand aus mehreren Sitzbänken, Stühlen und Tischen die alle ordentlich angereiht aufgestellt waren.. Kein Platz war mehr frei, und viele der Anwesenden standen entweder am Ausschank oder in einer Ecke und tranken Sake und Wein...
 

Sie waren die Treppe hinab gestiegen und versuchten sich nun den Weg durch die Massen zu drängen....Nach langem Drücken und Drängeln schafften sie es schließlich vor an die Theke, an der Quilla schon auf die beiden wartete..

"Da seid ihr ja endlich. Das hat ja ewig gedauert.." rief sie, doch Hitomi konnte sie kaum verstehen. Lange blickte Quilla die beiden an, dann deutete sie Aina an hinter die Theke zu kommen.

"Du wirst heute Ausschenken. Ich werde dir erklären, wie man die Fässer mit dem Sake richtig öffnet und sie in die Schalen füllt. Normalerweise ist das Narnas Aufgabe, aber wie ihr seht ist sie gerade beschäftigt..."

Quilla drehte den Kopf in Richtung Sitzecke, und dort saß Narna, auf dem Schoss eines Mannes und kreischte vor Lachen. Angewidert drehte Hitomi den Kopf weg und sah zu Boden...

"Du brauchst gar nicht so tun, bald wird es dir genauso ergehen...Und auch du wirst gefallen daran finden.." meinte Quilla kalt und sah Hitomi scharf an.

"Eher sterbe ich.." antwortete sie gepresst.

"Das würde ich mir noch mal überlegen.. Auf der Strasse wärst du schon längst tot...Und jetzt komm, wir haben zu arbeiten."

Aina sah Hitomi hilfesuchend an als sie hinter die Theke schritt und Quilla folgte. Sie nickte ihr zuversichtlich zu und ehe sie sich umdrehen konnte stand eine ihr unbekannte Frau neben ihr.

"Du bist sicher Hitomi. Man sagt du seihst unser neuer, funkelnder Diamant.."

Beschämt blickte Hitomi weg und überlegte sich eine passende Antwort.

Doch die Frau fing leise an zu kichern.

"Du brauchst dich nicht vor mir zu schämen.. Wir sind beide vom gleichen Schlag. Ich habe gehört du kommst aus Asturia?"

Hitomi nickte.

"Ich...ich habe in einem kleinen Dorf am Stadtrand von Pallas gewohnt....Bis..."

"Du brauchst nicht weitersprechen, ich kann mir denken was dann passiert ist.."

In ihrer Stimme klang seltsam viel Mitgefühl. Lange herrschte Stille zwischen den beiden, und erst der Aufprall eines Glases auf dem Boden holte sie in die Realität zurück..

"Komm, ich zeige dir wie du die Männer bedienst, es ist wirklich nicht schwer.....!"

Sie zog Hitomi an der Hand in Richtung Treppe, doch lieb kurz vorher stehen und deutete auf den Tisch der dort in der Nische stand.

"Dort stellen wir die Speisen und die Getränke hin, und du bringst sie dann an die Tische.."

Sie zeigte Hitomi in wenigen Schritten, was genau sie zu tun hatte und als sie fragte ob alles verstanden wäre nickte Hitomi wieder..

"So, dann mach dich mal an die Arbeit.." sagte sie mit einem Lächeln.

"Wie...wie ist dein Name?

Verwundert sah die Frau auf.

"Habe ich dir das nicht gesagt? Oh ich Dummerchen, da vergesse ich doch glatt mich vorzustellen!" Ihre blauen Augen strahlten, während sie lachte und Hitomi fragte sich wie so eine fröhliche Frau in solch einer Hölle gelandet war.

"Ich bin Ethiél....aber nenn mich ruhig Eth....das tun die meisten hier."

Sie strich sich einige ihrer blonden Strähnen aus dem Gesicht und lächelte Hitomi zuversichtlich an.

"So, hier hast du dein Tablett...Lass bloß nichts herunterfallen sonst fängt Quilla an auszurasten...." meinte sie schmunzelnd und drückte Hitomi ein Holztablett in die Hand.

"Falls du etwas auf dem Herzen hast, komm zu mir..."

Plötzlich glitt ihr Blick in Richtung Tür, und als sich diese öffnete schienen ihre Gedanken nicht länger bei Hitomi zu sein...

Eine Gestalt in einem schwarzen Umhang trat in die Schenke ein und keine Sekunde später machte sich Ethiél auf dem Weg zu dem Fremden.

Hitomi wusste nicht wieso aber sie überkam plötzlich ein seltsames Gefühl. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, wie nach einem schnellen Sprint....Ihre Hände zitterten leicht, und als die Tür hinter dem Fremden zufiel und er sich in der Schenken umsah sah sie schnell weg...

"Los Mädchen beeil dich die Männer sind durstig!"

Sie erschrak aus ihrer plötzlichen Trance und blickte einer wütenden Quilla ins Gesicht.

"Jawohl..." antwortete sie und schritt mit dem Tablett voller Sake auf die Tische zu..
 

Ethiél ging auf den Fremden zu und winkte ihn zu sich. Er kam langsam auf sie zu und sah sich forschend um...Seine Kapuze verdeckte beinahe sein ganzes Gesicht....

"Wieso bist du schon wieder hier ?Es ist gefährlich!" zischte sie leise.

"Ich komme wann ich will..."

Sie verdrehte die Augen und zog ihn an einen Tisch..

"Gibt es etwas neues?"

"Was soll in drei Tagen denn bitte passiert sein....."

"Antworte mir..."

"Du brauchst nicht aggressiv zu werden!" sagte sie mit Nachdruck. Obligatorisch nahm er ihre Hand und kam mit seinem Gesicht nahe an das ihre..

"Wir sind besorgt.. schon lange ist nichts mehr geschehen.. Es braut sich etwas zusammen.."

Ethiél seufzte als er sie berührte und schloss die Augen...

"Du solltest nicht hier sein...."

"Wir sehen uns in der Stadt um.. und außerdem...suche ich etwas....." sagte er leise.

"Und was?"

Er antwortete nicht und sie fragte auch nicht mehr nach. Suchend blickte er sich in der Schenke um. Er hatte so ein Gefühl...etwas war hier....Irgendetwas...

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen als Ethiél ihm eine Hand auf die Brust legte und ihn verführerisch ansah...

"Du denkst zuviel nach....Sonst bist du auch nicht so....zurückhaltend, Van..."

Es war seltsam, doch zum ersten Mal machte sich Van nichts aus ihrer Gesellschaft und ließ seinen Blick durch die Schenke gleiten...

Der Mond der Illusionen hing hoch am Horizont, doch für Van war es eine weitere Nacht in der er keine Ruhe fand. Merle hatte missmutig beobachtet wie er sich im Schlaf hin und her wältzte.. Sie machte sich langsam aber sicher Sorgen...

Als er schließlich erwachte war seine Stimmung wieder auf dem Tiefpunkt, und als Antwort auf ihr fröhliches "Wie fühlst du dich?" bekam sie nur ein mürrisches Brummen.. Merle seufzte. Sie kannte Van nun schon seit sie klein war und konnte mit seinen Launen umgehen, aber in gewisser Weise verletzte sie es auch...

Manchmal kam sie sich nur wie eine Last für Van vor. Er war auf einer Art Rachefeldzug, und sie fühlte sich nicht als Teil seines Plans...
 

"Er geht den Weg des Kriegers...Lass ihn ziehen..."
 

Das waren die Worte des großen Schwertmeisters Vargas ,und Merle trug sie stets in ihrem Herzen. Doch sie fragte sich immer wieder was der wahre Weg eines Kriegers wirklich bedeutete.
 

Mit diesen Gedanken schlief sie ein, und wunderte sich am nächsten Morgen nicht wirklich dass Van bereits verschwunden war. Sie stand auf und streckte sich ausgiebig. Dann entdeckte sie den Zettel, der auf dem Bett lag. Sie hob ihn auf und las ihn leise murmelnd....

Als sie die letzte Zeile fertig gelesen hatte kroch für einen kurzen Moment die Wut in ihr hoch.

"Das ist wieder mal typisch, immer muss er sich alleine auf den Weg machen!"

Wütend stapfte sie aus dem Zelt und suchte Allen auf....Nach einer Weile fand sie ihn auch, er war zusammen mit Gardess an einem der selbst erbauten Wachtürme und unterhielt sich mit den Männern..

"Allen!"

Der Mann mit den blonden Haaren drehte sich erstaunt um, und als er Merle erblickte entschwand seinem sonst so ernsten Gesicht ein Lächeln.

"Merle, du bist schon so früh wach?"

Erst jetzt wurde ihr klar, dass das Gras noch von Tau bedeckt war und es noch nach frischer Luft des Waldes roch.. Der Tag hatte erst vor wenigen Stunden begonnen..

Sie kam ihm entgegen und hielt ihm das kleine Stück Papier unter die Nase...

"Van ist bereits weg...."

Allen kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. Wieso musste sich dieser junge Kerl immer seinen Anweisungen widersetzen?

"Er sagt, wir sollen heute Mittag nachkommen.. Manchmal frage ich mich wer hier der Kommandant ist..." flüsterte Allen, doch Merle konnte es gut verstehen.

"Vergesst nicht, Ritter, Van ist immerhin noch ein König. Er steht hoch über dir..."

Allen nickte nur und wandte sich dann an Gardess..

"Mach die Pferde bereit, wir werden schon bald nach Tavion aufbrechen....Lassen wir seine Hoheit nicht zu lange warten.."
 


 

Es war wie auf dem Markt. Der potenzielle Käufer begutachtete das Vieh und beurteilte es dann.. Hitomi fühlte sich wie ein Stück Fleisch, das zum Verkauf angeboten wurde...

Sie spürte die stechenden Blicke auf sich, wenn sie die Reihen und Gänge entlang ging. Sie balancierte das Tablett in den Händen und schritt auf einen Tisch, an dem vier Männer saßen, zu. Sie hatten seltsame Uniformen an, die Hitomi noch nie in ihrem Leben gesehen hatte. Als sie wortlos die Schalen mit Sake abstellte, packte sie einer der Männer am Arm und sah sie grinsend an.

"Was haben wir denn da?" fragte er und seine Kumpanen fingen hämisch an zu lachen.

Panik ergriff sie und sie versuchte sich aus dem Griff zu befreien..

"Lasst...mich bitte los..."

"Setz dich zu uns und hab doch ein bisschen Spaß..." säuselte ein anderer...Hitomi konnte den Alkohol in seinem Atem riechen, und der Griff um ihr Handgelenk verstärkte sich nur noch. Als dann plötzlich eine Hand auf ihrem Hintern landete entglitt ihr ein leiser Schrei.

"Lasst mich los!" sagte sie nun lauter, aber der Mann wollte einfach nicht von ihr ablassen. Hilfesuchend sah sie sich um, doch es war niemand in der Nähe der ihr hätte helfen können. So viele Menschen waren in diesem Raum, doch Hitomi fühlte sich so alleine und hilflos wie noch nie...

"Du bist mir aber ein knackiges Stück Fleisch, das muss ich schon sagen.." grölte der Soldat, der ihr Handgelenk festhielt.

"Wie viel kostet mich denn der Spaß mit dir?"

Hitomi sah keinen anderen Ausweg mehr.. Sie packte das hölzerne Tablett und schleuderte es ihrem Angreifer an den Kopf. Sein Griff lockerte sich, und mit einem letzten Ruck befreite sie sich und viel zu Boden. Mehrere Gäste sahen auf...

Schmerzvoll hielt sich der Soldat den Kopf, seine Kameraden lachten ihn nur aus...

"Du Idiot, lässt dich von einer billigen Hure niederstrecken!"

Wütend stand der Gepeinigte auf und beugte sich über Hitomi...

"Ich werde dir beibringen wie man einem Mann Respekt zeigt!"
 

Durch einen leisen Aufschrei hielt er in seinem Tun inne. Es war ,als ob er überhaupt nichts gehört hatte und doch....schien es ihm als ob jemand nach ihm rufen würde...

Ethiél bemerkte seinen plötzlichen Stimmungsumbruch und stoppte, ihn zu küssen.

"Van, was ist los? Du bist schon die ganze Zeit so...seltsam.."

Doch er hörte sie kaum, er starrte geradeaus in die Menge. Er erblickte etwas, was sein Blut zum Kochen brachte...

"Helft mir doch....wieso tut den niemand was...Ich habe nichts getan......Bitte lasst mich in Frieden......"
 

Immer wieder hörte er diese Worte in seinem Kopf. Als Van sah, wie die junge Frau dem Mann voller Angst das Tablett über den Kopf zog erkannte er in ihr die Kellnerin, die ihm vor wenigen Minuten eine frische Schale Sake gebracht hatte...Van hatte sie kaum beachtet, er war zu beschäftigt mit der Frau neben sich gewesen. Aber jetzt, wo er sich erinnerte, fragte er sich wieso er nicht schon vorher in diese Augen gesehen hatte..

Sie waren so....traurig. Und er wusste nicht, warum...
 

"Du bist verflucht ,hinfort mit dir !Bleib in deinem dreckigen Haus und verschone uns mit deinen Flüchen!"
 

Van fasste sich an die Stirn..

"Wo kommen diese verdammten Stimmen her? Was soll das?" fragte er sich.
 

Sie fiel zu Boden, und Van zuckte leicht zusammen. Er erkannte, wie sich immer mehr zum Ort des Geschehens umdrehten und die Szene beobachteten.. Der Mann, nein der Soldat, beugte sich über die junge Frau und holte zum Schlag aus. Van erkannte diese Rüstung sofort...

"Folken....deine Soldaten...." flüsterte er hasserfüllt.. Ehe er seinen Gedanken zuende bringen konnte, ging ein dumpfes Geräusch durch die Schenke, dass aber von den meisten ignoriert wurde. Solche Szenen war man hier gewöhnt. Aus unerklärlichen Gründen wollte Van aufspringen und dem Soldaten auf der Stelle den Kopf abreißen, doch Ethiél hielt ihn zurück.
 

Als die Hand ihre Wange berührte, wurde Hitomi von der Wucht des Aufpralls auf den Rücken geworfen. Es tat weh, doch sie schloss die Augen und hoffte insgeheim, dieser brutale Kerl würde sie auf der Stelle töten....

"Tu es....dann ist es vorbei...Tu es....."
 

Doch ihr Flehen wurde nicht erhört, den sie spürte wie sie plötzlich jemand an den Schultern packte und wieder auf die Beine zog. Langsam öffnete sie die Augen und sah in das von Wut verzerrte Gesicht von Quilla, die sie nun anschrie.

"Du unnutzes Weibstück! Sieh was du anrichtest!! Willst du etwa Schande über dieses Haus bringen, genauso wie du Schande über das Haus deiner Eltern gebracht hast?"

Nach einer Weile hörte Hitomi nicht mehr zu.. Alles schein verschwommen, und sie nahm ihre Umgebung nur noch schattenhaft war....Sie konnte Aina ausmachen, die geschockt am Tresen stand und sich nicht bewegte...Sie wusste nicht wer es war, doch irgendjemand schien den Soldaten etwas besänftigt zu haben und er setzte sich zurück auf seinen Stuhl.

"Dreckiges Hurenweib..." flüsterte er und sah Hitomi hasserfüllt an.

Quillas Geschrei und Gezeter holte Hitomi langsam aber sicher wieder in die Realität zurück.. Die Worte die sie sprach prallten an ihr ab, sie hatte sie schon sooft gehört....

"Du bist zu nichts nütze! Wie kannst du unserem Haus nur so etwas antun! Hinauf mit dir, verfluchtes Mädchen! Mach dich auf eine Strafe gefasst die sich gewaschen hat!" schrie sie und schubste Hitomi in Richtung Treppe, hindurch durch die vielen Menschen..

"Soll der Tod dich holen dann bin ich deine Dummheit los! Ich hätte dich niemals mitnehmen sollen, du bringst uns nur Unglück!"

"Ich weiß.....ich weiß...."

Ohne das sie es wollte liefen ihr die Tränen hinab, und als sie die Treppen zu ihrem Zimmer im oberen Stock hinaufschritt blickte sie hinunter auf die Menge von Menschen, atmete den Rauch ein und versuchte, nicht umzukippen..

Sie sah einen jungen Mann bei Ethiél sitzen, er hatte seine Arme fest um sie gelegt und schien sie um nichts in der Welt loszulassen...

Die gähnende Leere war wieder da, und mit gesenktem Kopf verließ sie die Schenke....
 

"Ich wünsche mir doch gar nichts.....außer vielleicht...Aber nur vielleicht....." Und dann schüttelte sie den Kopf und schloss für einen kurzen Moment die Augen..

"Es ist lächerlich...Hör auf damit...Hör auf zu träumen......zu wünschen...."

Nach all den Jahren dachte Hitomi sie habe es unter Kontrolle. Doch sie konnte nicht leugnen, was sich ihr Herz am meisten wünschte.....
 

"Eines Tages........wird auch dich jemand beschützen....."
 

"Dieser Tag kommt zu spät, Großmutter...Er kommt Jahre zu spät........Ich glaube nicht mehr daran..."
 

Van sah, wie sie vom Boden gezerrt wurde und dann Richtung Treppe zum oberen Geschoss gebracht wurde. Die ältere Frau schrie sie schrecklich laut an, man konnte es wohl bis Pallas hören..

"Oh nein, Hitomi...." flüsterte Ethiél...

Van wusste, dass er diese junge Frau schon irgendwo einmal gesehen hatte...Nur konnte er es nicht einordnen. Sie schien neu hier zu sein, dass war ihm auf den ersten Blick klar. Doch er war fasziniert von ihr.. Weshalb, wusste er nicht...Er kannte sie ja nicht einmal, und trotzdem spürte er ein seltsames Verlangen nach ihr. Er schüttelte diesen Gedanken sofort ab und belehrte sich eines besseren: Er hatte keine Zeit für kurze Nächte, und schon gar nicht mit Frauen die anscheinend nur Probleme machten. Auch wenn sie noch so hübsch waren...

"Wahrscheinlich ist sie nur wählerisch was ihre Freier angeht.." dachte er und wollte sie wieder Ethiél zuwenden...Doch diese grünen Augen sollten ihn noch in seinen Träumen verfolgen, denn Van machte den entschiedensten Fehler seines Lebens..

Er blickte ein letztes Mal in das plötzlich mit Tränen überströmte Gesicht der Unbekannten....und sie war somit ab diesem Moment in seinem Gedächtnis festgebrannt...

Doch schon einen Augenblick später war sie verschwunden.....
 

"Ich glaube nicht mehr daran......."
 

Van konnte sie hören.......
 

Lautes Gelächter und Gegröle erfüllte die Schenke, und die Nacht neigte sich ihrem Mittelpunkt zu. Der Soldat, der die Frau geschlagen hatte, saß sturzbetrunken auf seinem Stuhl und erzählte einer Kellnerin irgendeine langweilige Geschichte einer vergangenen Schlacht. Er erwachte aus seiner Trance, als Ethiél an den Fäden seines Hemdes spielte..

"Willst du.. nach oben gehen?" fragte sie lächelnd und wartete auf das Nicken. Doch es kam nicht.

"Nein.." antwortete er knapp. Sie war überrascht, es war das erste Mal dass er ihre Dienste ablehnte. Doch nach kurzer Überlegung und einem Blick in sein Gesicht wusste sie, woran es liegen musste. Etwas eifersüchtig lehnte sie sich zurück und sah ihn vorwurfsvoll an.

"Wieso machst du dir Gedanken über jemanden, den du gar nicht kennst?"

Genervt schloss Van die Augen und griff nach der Schale Sake. Er schluckte den Reiswein in einem Zug hinunter und schwieg. Ethiél hegte keinen Hass gegen Hitomi, im Gegenteil. Aber es gefiel ihr ganz und gar nicht dass Van solch...seltsames Interesse an ihr zeigte.

"Dieser Soldat...ich kenne ihn...Es ist einer von.." flüsterte er leise und sie sah ihn verwundert an. Er beendete seinen Satz nicht und Ethiél fragte auch nicht weiter nach.

"Ich sollte aufbrechen.. Ich bin schon viel zu lange hier.."

Mit diesen Worten stand er auf und legte eine Silbermünze neben die Schale.

"Wo ist er?" fragte er leise. Sie beugte sich zu ihm nach vorne, und Van sah für einen kurzen Moment auf ihre Brüste, die unter der engen Bluse hervorquellten.

"Im Gasthaus am Ende der Strasse...Das alte Gebäude mit der blauen Tür..." sagte sie etwas enttäuscht über sein rasches Verschwinden..

Doch bevor er gehen konnte, hielt sie ihn am Arm fest und flüsterte ihm etwas ins Ohr..

"Willst du ihren Namen wissen?"

Van widerstand nur knapp der Versuchung zu nicken, doch dann schüttelte er resigniert den Kopf.

"Nein....."

Er schritt davon, und Ethiél sah ihm verwundert hinterher...
 

Van trat in die kalte Nachtluft hinaus und fluchte leise, als er bemerkte dass er seinen Mantel in der Schenke vergessen hatte. Aber zurückgehen wollte er nicht mehr, es wäre zu auffällig. Also machte er sich so auf den Weg zu seinem Ziel ,immer die Strasse entlang. Mehrere Mädchen und Frauen lehnten an den Hauswänden und sahen ihn verführerisch an, doch er würdigte sie keines Blickes. Die Gassen waren voll von Bettlern, Armen und Huren.. Er fragte sich, wie man hier sein Dasein fristen konnte. Lieber würde er im Kampf sterben als hier zu enden...Schließlich erreichte er das Gasthaus mit der blauen Tür und klopfte an.

Nach wenigen Sekunden öffnete ein großgewachsener, bulliger Kerl die Tür und sah ihn mürrisch an.

"Ich will zu deinem Herrn. Lass mich hinein.." sagte er emotionslos.

"Wessen Namen soll ich ihm nennen?" fragte der Mann und sah Van gefährlich an.

Der antwortete nicht und seine Augen blitzen amüsiert auf.

"Antworte oder ich schlag dich in der Mitte durch, du.."

Doch weiter kam er nicht, denn ein etwas kleinerer Mann mit Brille und Pferdeschwanz erschien plötzlich an der Tür..

"Gorak, mach hier nicht so ein Theater...."

Seine Stimme schien ruhig, dennoch herrisch.. Er sah Van mit einem Lächeln im Gesicht an und winkte ihn zu sich. Gorak sah verwundert auf seinen Herrn und schwieg.

"Willkommen zurück in meinem Haus.....Drache..."

Van entschwand ein leises Lachen als er diesen Ausdruck hörte und ging an Gorak vorbei.

Zusammen schritten die beiden Männern durch das Gasthaus. Es war nicht weniger voll wie die Schenke in der er bis eben noch gewesen war, nur mit dem Unterschied dass sich hier keine Huren tummelten. Mehrere Männer, vorwiegend Kaufleute und Handelsmänner, saßen an den Tischen und speisten, tranken und unterhielten sich angeregt.

Der Holzboden knarrte unter ihren Füssen und während sie die Treppen hinauf stiegen und den Lärm hinter sich ließen, bemerkte Van wie er sich nach und nach entspannte. Es war anstrengend, ständig auf der Hut zu sein..

Der Mann mit der Brille führte ihn in ein kleines Zimmer am Ende des Ganges, in das sie auch rasch eintraten. Kurz vergewisserten sie sich, ob sie auch alleine waren. Dann zündete der Mann eine Lampe an und setzte sich in einen der Sessel. Der Raum war zwar klein, doch seine Einrichtung schien nicht gerade Armut auszustrahlen. Van wusste, dass der Mann mit dem er hier des öfteren saß, ein wohlhabender Mann war..

"Setz dich....Allen war bereits vor einigen Tagen hier, doch ich habe ihm nicht alles erzählt..."

Er nahm ebenfalls platz und beobachtete, wie sich sein Gegenüber ein Glas Wein einschenkte. Mit einem fragenden Blick sah er Van an, doch der schüttelte den Kopf.

Nachdem er nur mit den Schultern zuckte und einen kräftigen Schluck nahm, setzte er das Glas ab und sah Van ernst an.

"Ich habe schlechte Nachrichten...."

Interessiert hörte Van sich seine Worte an..

"Man munkelt, die Festung zieht gen Süden.. direkt auf euer Lager zu. Ich bin mir nicht sicher ob die Informationen genau der Wahrheit entsprechen aber so wie es aussieht, formieren sie sich neu.. Und ihr neues Ziel scheint wohl Pallas zu sein.."

Aufgebracht sprang Van von seinem Stuhl auf und sah ihn wütend an.

"Und das sagst du mir erst jetzt?"

"Du brauchst nicht wütend zu werden, wie ich bereits sagte ich bin mir nicht sicher, denn meine Quellen sind es auch nicht..." antwortete er ruhig.

Van setzte sich wieder, war aber immer noch etwas wütend über die neue Information.

"Ich habe mir sagen lassen, dass sie auch auf der Suche nach ihr waren.."

"Nach ihr? Dryden, ich weiß nicht was du meinst..."

Dryden rückte seine Brille zurrecht und lachte leise.

"Es überrascht mich dass gerade du das nicht weißt...."

Vans typischer Blick versetze ihn in einen weiteren leisen Lachanfall, doch nach wenigen Sekunden sah er ihn ernst an.

"Hör mir gut zu.. Seit Jahren schon sind sie auf der Suche nach ihr. Doch eines verstehe ich nicht. Man hat mir berichtet sie hätten sie gefunden...und dann sofort an einen geheimen Ort gebracht und sie dort sozusagen...verstaut.....Es ist eine Schande..."

"Wovon redest du..." fragte Van leise.

"Das weißt du ganz genau, versuch nicht mich für dumm zu verkaufen. Erzähl mir nicht deine Mutter hätte dir nichts von ihr erzählt.."

Als Dryden seine Mutter erwähnte verfinsterte sich Vans Miene und er schwieg. Nach wenigen Augenblicken nickte er und sah Dryden abwartend an.

"Auch nach so vielen Jahren vertraust du mir immer noch nicht. Nun gut, wie du willst, ich kann dich ja nicht zwingen. Aber du weißt, was das bedeutet.. Es ist mehr als seltsam. Sie hatten sie ,und doch haben sie sie versteckt...Wieso?"

Lange herrschte Stille, und die beiden Männer schienen in Gedanken versunken zu sein..

"Wenn der Black Dragon Clan sie bereits ausfindig gemacht hat, dann muss ich wissen wer sie ist. Ich brauche sie. Sie gehört mir." sagte Van gepresst und ballte die Hand zur Faust.

"Du kannst kein Lebewesen besitzen, Van..."

"Für mich ist sie kein Lebewesen, sie ist nur ein Ding...ein Schlüssel, den ich brauche..."

"Du hast ihn noch nicht einmal gefunden.."

"Aber du wirst mir sicher sagen, wo er ist.." konterte Van geschickt. Dryden lächelte abermals und nickte.

"Ich kann dir zwar sagen wo er sich wahrscheinlich aufhält, aber bekommen wirst du ihn nicht so leicht...."

"Das lass ruhig meine Sorge sein..."

Van lehnte sich zurück und wartete auf Drydens Auskunft.

"Ich lasse dir einen Brief zukommen, indem steht alles was ich bisher herausgefunden habe...Gedulde dich noch einige Tage. Wenn sie das Gesicht der Cerridwen gesehen haben, werde ich wissen wie sie aussieht....Und du kannst sie haben.."

Van erhob sich und wollte Dryden bereits den Rücken zudrehen, als dieser weitersprach..

"Aber nur unter einer Bedingung..."

Van wartete auf das Ende des Satzes, aber Dryden ließ sich Zeit..

"Behandle sie nicht wie eine deiner Untergebenen...oder noch schlimmer...wie eine deiner Huren.. Sonst muss ich mir überlegen ob ich dir wirklich sage, wer sie ist..."

"Keine Angst...Ich weiß, wie man mit einer sogenannten Göttin umgeht.. Trotzdem gehört sie mir.. Sie steht mir zu..."

Dryden seufzte auf und winkte Van zum Abschied zu..

"Viel Glück und bis bald...Drache.."
 

Nachdenklich ging er die Treppen hinab und verließ, unter den strengen Blicken von Gorak, das Gasthaus. Die Strassen waren noch genauso dunkel wie vorher, und die Huren standen immer noch an ihren Plätzen. Nachdem er einige Schritte gelaufen war, überkam ihm plötzlich ein seltsames Gefühl.. Jemand beobachtete oder folgte ihm, das wusste er sicher. Seine Hand glitt langsam an den Griff des Schwertes und er sah sich aufmerksam um. Immer weiter ging er die Gasse entlang, bis er in eine kleine Seitenstrasse einbog. Niemand war weit und breit zu sehen, es herrschte nur die Stille. Und doch....etwas war hier, Van konnte es spüren..

Er kam langsam an ein kleines Stück Wald, das das kleine Dorf von der Strasse abgrenzte. Dort hatte er sein Pferd angebunden und nun wollte er in die Hütte, die den Abaharakis im Wald von Tavion als Versteck diente. Van beschloss, den Weg zu Fuß zu gehen und sein Pferd etwas zu schonen. Er nahm die Zügel, die um einen Ast gebunden waren und führte sein Pferd neben sich in den Wald. Nach einigen Minuten konnte er in der Ferne schon leicht die Umrisse der alten Hütte ausmachen, und zielstrebig ging er auf das kleine Gebäude zu. Bis er es wieder hörte. Es war ein leises Rascheln, gerade so laut dass man es leicht hören konnte. Sein Pferd spitze die Ohren und schritt unruhig weiter..

Van ließ sich nichts anmerken und band sein Pferd schließlich seelenruhig an einem Baum an und ließ ihm gerade soviel Freiraum, dass es sich zwar frei bewegen aber nicht weglaufen konnte.

Da war es wieder, dieses leise Rascheln und das Knacken der Äste.

"Komm nur her, ich warte..."dachte Van.

Und ehe er sich versah rannte er auf einen der Büsche zu, griff hinein, zog sein Schwert und riss grob am Arm einer Person..

Als er den Arm der Gestalt berührte, wurde er etwas stutzig. Es war keinerlei Rüstung, noch Hemd vorhanden. Nur ein kaltes Stück Fleisch, dass sich nicht wirklich kräftig anfühlte.. Keine Muskeln, keine rauen Haare...

Nichtsdestotrotz hielt er den Eindringling fest, schleuderte ihn unsanft auf den harten Waldboden und hielt ihm die Klinge seines Schwertes an das Kinn..
 

"Wer bist du und was willst du hier?" sagte er mit lauter Stimme und beobachtete, wie sein vermeintlicher Angreifer leicht zusammenzuckte.

Etwas verwirrt war er, er hätte mindestens mit einem Konterangriff gerechnet.. Der Mond schien hell am Himmel, doch er wurde von einer dicken Wolkenwand verdeckt. Van konnte weder das Gesicht, noch die Statur seines Angreifers ausmachen. Erst als die Gestalt auf dem Boden vor ihm leise zu Schluchzen begann, war er vollkommen verdutzt..

"Ich habe noch nie einen Mann vor mir weinen sehen.." dachte er und drehte die Klinge seines Schwertes..

"Antworte mir gefälligst bevor ich dich töte!" rief er erneut, aber die Gestalt kauerte immer noch regungslos auf dem Boden...

Langsam aber sicher wurde Van ungeduldig. Als er auch nach weitern Minuten immer noch keine Antwort erhielt verließ ihn vollkommen die Geduld und er packte die Person unsanft am Hals und zog sie somit auf die Beine.. Wütend sah er der Person ins Gesicht, und er wollte schon anfangen ihn so lange zu würgen bis er seine Identität preisgab, doch dann verschwand die Wolkenwand und der nicht sehr dichte Wald wurde durch das Licht des Mondes erhellt.

Geschockt sah er in zwei strahlend grüne Augen, die so voller Angst waren dass er selbst nicht mehr wusste ob er träumte oder wach war. Van erkannte, dass sein "Feind" eine junge Frau war, die zitternd ihre Hand um seinen starken Griff gelegt hatte und ihn flehend ansah.

"Bitte.........tut mir nichts........" brachte sie angestrengt hervor. Van konnte nicht aufhören in ihre Augen zu sehen. Wieso, war ihm ein Rätsel. Dann erkannte er sie wieder....Sie war die Frau aus der Schenke, diejenige die einem Soldaten ein Holztablett auf den Kopf geworfen hatte. Ihr flossen Tränen die Wangen hinab, und Van lockerte seinen Griff um ihren Hals.

Sie drohte zu Boden zu fallen während sie nach Luft schnappte, aber Van griff nach vorne und hielt sie fest. Sie hustete einige Male und atmete tief durch. Er konnte spüren, wie sehr sie zitterte..

Und als er ein weiteres Mal ihre Stimme hörte war er sich sicher, dass sie nicht aus Zufall hier war...

"Bitte....verratet mich nicht.. Ich will...nur weg von hier.....Ich flehe euch an....."

Weiter kam sie nicht, denn sie verlor das Bewusstsein und kippte nach vorne, genau in seine Arme..

Van wusste nicht, was er davon halten sollte.. Einerseits war er geschockt, solch ein junges Ding um diese Zeit alleine im Wald vorzufinden...andererseits war er sich nicht sicher, ob er sie wirklich jetzt gebrauchen konnte. Sie würde ihm nur eine Last sein, das wusste er.

Van sah in ihr Gesicht und erkannte eine kleine, rote Stelle an ihrem Mundwinkel. Er berührte sie kurz mit einem Finger..

"Blut.." sagte er leise...

Er hob sie in seine Arme und ging mit dem fremden Mädchen auf die Hütte zu...Grob stieß er die Tür auf und trat in das alte Gemäuer ein. In ihm befand sich ein großer Raum mit einem Bett, einer Sitzecke und einer kleinen Küche .Nebenan war ein kleiner Waschraum, den man gerade noch als Bad bezeichnen konnte. Behutsam legte Van das Mädchen auf dem Bett ab und sah sie lange an....

Hätte er gewusst, was ihn in naher Zukunft erwartet hätte er sie niemals mit in diese Hütte genommen. Hätte Van gewusst, was ihm dieses Mädchen eines Tages noch bedeuten würde hätte er sie wohl auf der Stelle getötet......Doch das hatte er nicht, und somit nahm das Schicksal seinen Lauf........
 

"Ich träumte, die gesamte Welt würde untergehen.....Und es war meine Entscheidung..."
 

Es war nichts übrig geblieben ,nur Ruinen. Kein Leben, keine Stimmen...Nur Tod...und Stille.

Als sie ohne Ziel durch die zerstörte Stadt wanderte und ihr Blick emotionslos umher glitt, konnte man fern ein leises Klagelied vernehmen. Es sprach vom Ende Gaias, das nun gekommen war...
 

Ein stählerner Riese, so hoch wie die Bäume, erhob sich....Schwarz und doch...lebendig.
 

Weiße Flügel, die mit Blut getränkt waren.. Die Dunkelheit würde ab jetzt ewig bestehen.
 

"Sie sind alle tot....Alle...."
 

Gaia war erlöst. Nie mehr würden Kriege und Schlachten die Heilige Erde peinigen.. Alles war ausgelöscht. .Feuer brannte, und doch war es kalt...
 

So viele Tote.. Und unter ihnen einer, der es vielleicht wert war für ihn zu leben..

Hitomi sah mit stillen Tränen wie sich die Flügel auflösten...

Erst jetzt wurde ihr klar, was geschehen war......Und dann schrie sie.. Doch wer sollte sie hören? Die Toten können es nicht.......
 

Skeptisch betrachtete er das Mädchen, wie es in dem Bett schlief und leise ein und ausatmete. Zum ersten Mal hatte er die Gelegenheit, sie genauer zu betrachten..

Sie war schön, dass musste er zugeben.. Ihr schulterlanges, blondes Haar war hinter ihrem Kopf ausgebreitet, und obwohl ihr Zopf ziemlich zerzaust war fand Van dass sie dieses kleine Detail nur noch mehr anziehend machte. Die dünne Leinendecke, die er über ihren Körper gelegt hatte ließ jedoch ihre frauliche Form nicht versteckt...Sein Blick blieb an ihren langen Beinen kleben, die sich unter der Decke abzeichneten..

Van schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf das Feuer, dass vor ihm in dem kleinen Kamin prasselte. Es war kalt geworden und er hoffte, er würde die Nacht ohne Erfrierungen überstehen...

Doch mit der Zeit wurde die kleine Hütte erfüllt von der Wärme des Feuers, und Van ließ sich erschöpft in den kleinen Sessel zurückfallen..

Er fragte sich, wieso sie weggelaufen war...Andererseits, wieso sollte er sich um die Probleme eines Fremden kümmern? Es war nicht seine Aufgabe und Van beschloss sie, sobald sie aufwachte, vor die Tür zu setzen und fortzuschicken.

Morgen früh wollte er zurück im Lager sein, da konnte er wohl kaum eine Fußfessel gebrauchen.

Nach und nach spürte Van, wie auch ihn die Müdigkeit überkam und nach kurzer Zeit fiel auch er in einen tiefen Schlaf. Er sollte jedoch nicht so unruhig sein wie der seiner unfreiwilligen Gefährtin...
 

Es war mitten in der Nacht, als er von einem leisen Wimmern geweckt wurde. Kurz verfluchte er sein gutes Gehör, bei jedem noch so leisen Geräusch wachte er auf....Verschlafen blickte er sich um, das Feuer war immer noch heftigst am Prasseln. Dann fiel sein Blick auf das Mädchen auf dem Bett und Van erkannte, dass sie der Grund für die Störung war. Sie wälzte sich unruhig umher und schien leise Worte vor sich hinzumurmeln.

Genervt stand Van auf und beschloss, dem ein Ende zu machen...Er würde bestimmt nicht auf seinen Schlaf verzichten..

Mit festen Schritten ging er auf das Bett zu und beugte sich über sie. Dann hielt er inne..

Ihr Gesicht kam wieder so seltsam bekannt vor und er sah genauer hin. An ihrem Mundwinkel klebte noch etwas Blut und Van fragte sich, ob sie entweder geschlagen wurde oder gestürzt ist. Seine Aufmerksamkeit zog sich auf ein kleines, goldenes Etwas dass ihr um den Hals hing. Es sah aus wie eine Kette, doch er konnte weder einen Anhänger noch sonst etwas ausmachen da die Kette unter ihrer Bluse versteckt war...

Van schluckte, als seine Augen an ihrem Hals hinab Richtung Brust wanderten und dort schließlich verweilten. Nun konnte er sicher sein dass dieses junge Ding vor ihm bestimmt kein kleines Mädchen mehr war...

Ihr Brustkorb hob und senkte sich, und durch die offenherzige Bluse hatte er mehr Blick als er eigentlich ertragen konnte..

"Das ist wohl mehr als ein schlechter Zeitpunkt.." ermahnte er sich und riss sich aus seiner Gedankenwelt. Kurz überlegte er, doch er musste es riskieren..

Langsam hob er die Hand und bewegte sie in Richtung Hals...

Er wollte die Kette etwas anheben und sie unter der Bluse hervorholen, vielleicht konnte er sie ja teuer auf dem Markt verkaufen und sich von dem Geld einen neuen Mantel kaufen..

Doch als seine Finger ihre Haut berührten, ließ sie einen leisen Schrei von sich und öffnete abrupt die Augen.

Wieder starrte Van in zwei grüne Augen, die verwirrt hin und her wanderten und als sie erkannte, in welcher Situation sie sich befand wollte sie am liebsten laut aufschreien. Doch ehe sie sich versah spürte sie eine Hand auf ihrem Mund und verstummte vor Schock.

Hitomi hatte wohl noch nie solche Angst gehabt, denn sie fürchtete zum ersten Mal wirklich um ihr Leben. Der Mann, der so nah neben ihr saß und dessen Gesicht nur Zentimeter von dem ihren entfernt war sah sie ausdrucksvoll an. Sein Blick versetzte sie in einen seltsamen Zustand und Hitomi konnte erahnen, dass dieser Mann seine Worte todernst meinte..
 

"Wenn du schreist, bist du tot....."
 

Sie hielt die Luft an und starrte geradeaus. Hitomi wusste weder wo sie war noch wer ihr vermeintlicher Entführer eigentlich war. Lange Zeit saßen sie in dieser Position, und Hitomi sah voller Furcht in das Gesicht des Mannes. Seine braunen Augen strahlten Kälte aus und Hitomi wusste, dass er sie mit nur einer Handbewegung töten könnte. Seine schwarzen Haare hingen ihm wild ins Gesicht und verdeckten beinahe seine Augen, aber Hitomi konnte sie trotz des fahlen Scheins des Feuers gut erkennen. Sie zuckte etwas zusammen, als der Mann plötzlich zu sprechen begann..

"Ich werde dich jetzt loslassen und du wirst nicht schreien, sonst gnaden dir die Götter. Verstanden?" fragte er emotionslos.

Sie konnte nur nicken. Langsam verließ die Hand, die sich hart auf ihren Mund gepresst hatte diese Stelle und der Fremde lehnte sich langsam zurück.

Hitomi wusste nicht wohin mit ihren Gedanken. Was sollte sie tun? Was sollte sie sagen? Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor in der sie so dasaßen und sich gegenseitig anstarrten..

Ein Augenpaar voller Furcht begegnete einem anderen voller Härte...

Nur das Prasseln des Feuers war zu vernehmen. Hitomi erinnerte sich an den seltsamen Traum, den sie gerade eben gehabt hatte...
 

"Was willst du hier?"

Seine tiefe Stimme holte sie in die Realität zurück und ließ sie ein weiteres Mal zusammenzucken. Verwirrt sah sie ihn an, sie wusste keine Antwort auf seine Frage..

"Ich....ich..."

"Antworte gefälligst wenn ich mit dir rede!"

Sein harter Ton fuhr ihr durch den gesamten Körper und sie versuchte angestrengt, einen zusammenhängenden Satz zustande zu bringen. Doch stattdessen kam gar nichts aus ihrem Mund...

Plötzlich spürte sie, wie der Träger ihrer Bluse ihre Schulter hinabglitt. Der Fremde begutachtete diese leichte Veränderung mit hochgezogenen Augenbrauen, und Hitomi kam ein vielleicht rettender Gedanke. Sie beobachtete wie der Mann leicht schluckte und dann wusste sie, wie sie hier wieder lebend herauskommen würde.
 

"Bleib ruhig, du kannst es..."sprach sie sich zu, und ihre Hand wanderte langsam zu dem anderen Träger. Mit einer leichten Handbewegung schob sie sich das Stück Stoff entgültig von den Schultern und verursachte somit den Fall der Bluse von ihrem Oberkörper. Ihre Lippen zitterten und abwartend legte sie die Hände in den Schoss, während sie mit nacktem Oberkörper vor ihrem Entführer saß und die Augen schloss..
 

Geschockt sah Van sie an. Das war das Letzte mit dem er gerechnet hatte. Als ihre Hand zu dem Träger glitt und die Bluse leicht wie Seide sich von ihrem Oberkörper löste, schluckte er und musste sich schwer beherrschen. Was hatte dieses Weib nur für Nerven, sich hier einfach vor ihm auszuziehen? Er blickte sie an und konnte nur schwer dem widerstehen, wonach sein Körper plötzlich verlangte. Van sah, wie ihre Lippen zitterten und sie die Augen schloss.

Da wurde es ihm klar..

Sie hatte furchtbare Angst. Deshalb tat sie das...Sie glaubte, durch diese Tat würde sie mit dem Leben davonkommen.

Er riss sich zusammen und griff nach vorne. Van nahm die Decke in seine Hand und zog sie der Fremden um die Brust. Sie schlug die Augen auf und sah ihn verwirrt an..

"Lass das....du brauchst das nicht zu tun..."
 

Beinahe wie in Trance hielt sie die Decke fest und konnte gar nicht glauen, was gerade eben passiert war. Hatte sie sich wirklich diesem Mann angeboten? Und hatte er wirklich abgelehnt?

Hitomi wusste nicht wie lange sie über dies Fragen nachdachte, doch nach geraumer Zeit überkam sie ein seltsames Gefühl. Sie fühlte sich warm, beinahe heiß...

Ihr Atem begann, schneller zu werden und ihr Blick wurde immer mehr getrübt. Für einen Moment schloss sie die Augen und hoffte, dies alles sei nur ein böser Traum und sie würde bald in ihrem Bett, in ihrem Zuhause, aufwachen..

Doch sie erwachte nicht, und Hitomi wurde bewusst dass dies kein Traum war sondern die Realität..
 

Van sah argwöhnisch, wie die junge Frau vor ihm begann zu schwitzen.

"Seltsam, es ist doch überhaupt nicht..." dachte er, doch er konnte seine Gedanken nicht zuende bringen denn sie kippte leicht nach vorne und er konnte sie nur mit Mühe abfangen. Van hob seine Hand und legte sie ihr kurz auf die Stirn. Seine Augen weiteten sich für einen kurzen Moment und innerlich begann er erneut zu fluchen..

"Verdammt....Sie hat Fieber..."

Er fragte heimlich die Götter, weshalb sie ihm das antaten..

"Mir ist warm...." hörte er sie flüstern.

Sein Blick fiel auf ihre nackten Schultern, und dort erkannte er einen leichten Kratzer. Ohne weiter auf sie zu achten sah er sich die verwundete Stelle genauer an und konnte ein kleines Korn darin erkennen. Vorsichtig löste er es aus der kleinen Wunde und roch für einen kurzen Moment daran...

"Larispflanze...Ich habe es geahnt..." dachte er verärgert und legte sie vorsichtig wieder hin. Es war seltsam, sie von einem Moment auf den nächsten so schwach zu sehen. Van wusste, dass sie müde war doch er musste sie um jeden Preis wach halten...

Als er sah, dass sie ihre Augen schließen wollte begann er, kräftig an ihr zu schütteln..

"Sag mir, wie heißt du..." fragte er monoton. Sie sah ihn schläfrig an und ihre Wangen waren von einem leichten Rot gekennzeichnet..

"Hi....Hitomi...." sagte sie leise..

Van wusste selbst nicht was ihn dazu trieb sich plötzlich um sie zu kümmern, es hätte ihm ja egal sein können ob sie hier draußen an Fieber starb oder nicht..

"Hitomi....woher kommst du?"

Sie seufzte leise, wollte aber auf seine Frage antworten...

"Asturia...."

"Asturia ist groß... Genauer.." ordnete er an, und während er das tat kramte er in dem Beutel der an seiner Hüfte hing und holte nach wenigen Sekunden einige Blätter heraus.

"Ein...kleines Dorf...an der....Stadtgrenze zu...Pallas..."

Ihre Stimme wurde immer leiser und er fürchtete, sie würde ihm entschwinden..

Er zeriss die Blätter in seinen Händen und presste sie zu einem kleinen Ball zusammen. Dann hob er ihren Kopf an und deutete ihr an, den Mund zu öffnen. Sie tat es schließlich, doch ihre Sinne schwanden...Der Raum begann, sich zu drehen und das Gesicht des Mannes war nun verschwommen.

Sie blickte in die Ferne und dort.....war etwas.

Etwas, dass ihr zuwinkte und sie wach hielt.

Alles um sie herum war dunkel, nur die Ferne Gestalt und ihre leise Stimme drang an ihr Ohr..

Die Worte, die gesprochen wurden verstand Hitomi nicht. Zu alt waren sie, vergessen ihre Sprache. Doch sie schienen sie wach zu halten..

Sie spürte es kaum, als ihr der Mann den Ball aus Blättern in den Mund schob und sie langsam begann, ihn zu kauen. Der Saft der Blätter schmeckte bitter..

"Kau es..." ordnete er an. Jede Bewegung schmerzte sie, doch sie zwang sich weiterzukauen. Der Saft glitt ihr die Kehle hinab und sie musste einige Mal husten. Langsam konnte sie das Gesicht des Mannes wieder erkennen. Ihre Augen schienen glasig, und sie betrachtete sein Gesicht. Die dunklere Haut, die braunen Augen...und die Haarsträhnen, die seinen Blick von der Welt abschirmten..

"Du hast dich an einer Larispflanze verletzt...Ihr Gift kann dich töten, doch ich habe dir ein Mittel dagegen gegeben. Bald sollte dir es besser gehen..." brachte er so ruhig wie möglich hervor und versuchte, seine Wut zu verstecken. Ihre roten Wangen waren heiß, das konnte er sehen ohne sie zu berühren.

Sie sah ihn müde an und schluckte die restlichen Blätter.

Hitomi war es egal, ob das in ihrem Mund nun ein Gegenmittel oder ein weiteres Gift war..

Doch dann überkam es sie. Eine eiskalte Hand schien nach ihrem Herzen zu greifen und sie packte die blanke Angst.

Ihre Augen weiteten sich und Van sah sie verwundert an.

"Was...."

Doch weiter kam sie nicht, denn sie packte ihn am Arm und blickte ihm mit Augen voller Furcht an..

"Sie kommen!!! !Schnell, flieh! Sie kommen!"
 

Hitomi konnte hören, wie die Erde unter ihren Füssen bebte. Und sie waren auf dem Weg hierher...Van wusste nicht, wie ihm geschah und ehe er sich versah wurde die Tür zur Hütte unsanft aufgestoßen und mehrere Gestalten in schwarzen Rüstungen standen urplötzlich in dem kleinen Raum...

Hitomi schrie auf, und Van sah die Eindringlinge voller Hass an...

"Ihr kommt zu einem wirklich schlechten Zeitpunkt.." zischte er und seine Hand glitt an den Griff seines Schwertes.

"Wenn ihr euch mir in den Weg stellen wollt dann seid bereit zu sterben........"

Hitomi wusste, dass er seine Worte mehr als todernst meinte....
 

Die Soldaten in den schwarzen Rüstungen schwiegen und sahen das seltsame Paar auf dem Bett gefährlich an. Es waren fünf an der Zahl und jeder schien gleichzeitig sein Schwert zu ziehen. Van wusste von diesem Moment an dass entweder er oder diese Männer heute Nacht sterben würden...

Und er war sich sicher dass nicht er derjenige war der dann am Boden lag...

"Verschwindet und ich werde euch verschonen..." sagte er..

Dann fiel sein Blick auf Hitomi, die starr vor Schreck neben ihm saß und die Soldaten voller Angst ansah.

"Sie sehen aus....wie Dämonen...." flüsterte sie. Van überhörte ihre Worte und konzentrierte sich auf die Eindringlinge.

"Wir haben nur einen Auftrag und der lautet vernichtet den Schlüssel.. Also sag uns wo er ist, räudiger Hund!"

Hitomi zuckte zusammen, als Van vor Wut aufsprang und ebenfalls sein Katana zog..

"Wagt es nicht mich als Hund zu bezeichnen. Ich habe keine Ahnung von einem Schlüssel.."

Seine Augen blitzen gefährlich auf und er deutete Hitomi an, sich in Sicherheit zu bringen. Doch sie fühlte sich zu schwach um aufzustehen geschweige denn wegzulaufen. Aber bevor sie auch nur reagieren konnte ließ einer der Soldaten einen schrecklichen Schrei los und stürzte sich auf Van. Der jedoch konterte seinen Angriff und rammte ihm mit einer Handbewegung sein Schwert in den ungeschützten Hals. Das Blut floss in Strömen...

Hitomi sah entsetzt wie er zu Boden ging, und als die anderen Soldaten erkannten dass einer ihrer Kameraden tot war stürzten sie sich auf Van.

Hitomi versuchte verzweifelt aus dem Bett zu steigen und als sie es schließlich geschafft hatte, rannte sie auf wackeligen Beinen in den angrenzenden Waschraum. Sie schlug die Tür zu und verkroch sich in die hinterste Ecke des dunklen Raumes.

Als sie das Kampfgebrüll der Männer und das Klirren der Schwerter hörte presste sie ihre Hände auf die Ohren und versuchte krampfhaft diesen Lauten zu entgehen..

"Was, wenn sie ihn töten? Was soll ich dann nur tun? Dann werden sie auch mich töten..." dachte sie immer wieder. Hitomi verstand von all dem, was in den letzten Tagen passiert ist nicht viel aber sie wusste, dass etwas kommen sollte..

Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor die sie hier auf dem kalten Holzboden des kleinen Waschraums verbrachte, doch irgendwann verstummten die Schreie und das einzigste was man hörte waren die Schritte einer einzelnen Person..

Sie wartete und starrte auf die Tür, die sich bald öffnen sollte. Sie hoffte nur dass es der Mann war der den Raum betreten würde und nicht einer der Soldaten. Mit lautem Knarren ging die Tür auf und Hitomi wagte es nicht, hinzusehen.

Wenn sie in dieser Nacht sterben sollte dann wollte sie das Gesicht ihres Mörders nicht sehen. Eine Hand packte sie an der Schulter und zwang sie somit, aufzustehen. Als sie die mittlerweile bekannte, raue Stimme hörte seufzte sie innerlich erleichtert auf...
 

"Beeil dich wir müssen hier weg!" befahl Van und zog sie unsanft aus dem Waschraum. Er kümmerte sich nicht weiter um die Leichen auf dem Boden und schritt in Richtung Ausgang. Hitomi blieb geschockt stehen..

Auf dem gesamten Holzboden war Blut, und die aufgerissenen Augen der getöteten Soldaten sollten sie noch lange verfolgen. Es war ein schreckliches Bild, doch die Tatsache dass es Van anscheinend nicht besonders interessierte was hier eben geschehen war schockte sie noch mehr...
 

"Wieso bist du so.....kalt..." dachte sie und konnte sich die Tränen nicht verkneifen. Sie war immer noch schwach und das Gegenmittel hatte noch nicht alles Gift aus ihrem Körper vertrieben. Sie wagte es nicht einen Schritt weiterzugehen und erst als Van sich umdrehte und sie ohne Emotionen ansah erwachte sie aus ihrem Zustand.

"Komm endlich!" zischte er und achtete nicht weiter auf ihren verängstigten Gesichtsausdruck. Hitomi bemerkte die Blutflecken auf seinem Hemd und auf den Oberarmen. Sein Schwert, das er immer noch in Händen hielt, war ebenfalls mit Blut getränkt. Sie zwang sich, die Schritte bis zur Tür zu gehen und blickte starr geradeaus.

Van wartete bereits bei seinem Pferd und band es eilig los. Sie stützte sich an einem Baum ab und atmete schwer ein und aus.
 

"Es waren nicht viele aber ich bin mir sicher dass sie hier mehrere Posten verteilt haben. Wir müssen weg und wenn du nicht sterben willst kommst du mit und gibst keinen Ton von dir."
 

Hitomi konnte nur nicken, ihr war alles egal sie wollte nur weg von hier. Sie wankte zu dem großen, schwarzen Ross und spürte es kaum als Van sie hochhob und auf dem Sattel niederließ. Er bemerkte die Röte auf ihren Wangen und musste zugeben dass er nun doch etwas besorgt war was ihren Zustand anging...

"Vernichtet den Schlüssel...Was bedeutet das?" fragte er sich immer wieder, konnte aber keine plausible Antwort finden. Ohne weiter darüber nachzudenken schwang er sich auf das Pferd und griff nach den Zügeln. Hitomi saß vor ihm und konnte nur noch schwer die Augen aufhalten. Ehe sie sich versah preschten sie durch die Nacht und ließen die Hütte, in der die Toten lagen, hinter sich..

Wie lange sie in der Dunkelheit des Waldes umherritten wusste sie nicht mehr. Die Bäume und Sträucher zogen wie verschwommene Bilder an ihr vorüber, und ihre Augen drohten jeden Moment zuzufallen..

Van schien im Gegensatz zu ihr hellwach, er trieb seinen Hengst nur so voran....Die Dämmerung brach bereits herein und er wollte so schnell wie möglich zurück im Lager sein. Mit oder ohne seinem Anhängsel..

Die Soldaten waren zwar tot, doch es würde nicht lange dauern und man würde sie finden. Er hatte alle Spuren beseitigt und hoffte, man würde sie nicht unnötig auf ihrem Weg aufhalten.

Als der Wald langsam wieder an Dichte verlor, lenkte er seinen Hengst auf die wenig benutzte Strasse und sah sich forschend um..

"Niemand zu sehen.." murmelte er. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als die Gestalt vor ihm anfing leise Worte vor sich hinzumurmeln.

Van ahnte nicht, das alte, schmerzvolle Erinnerungen sie quälten.. Sie war in einen schlafähnlichen Zustand gefallen, hatte jedoch ihre Augen noch leicht geöffnet. Die Sonne ging auf und erhellte Gaia...
 

"Fanel.......Nein...."
 

Van erschrak. Zuerst glaubte er sich verhört zu haben, doch diese Illusion wurde ihm genommen als sie diese Worte immer wieder wiederholte.. Woher sie diesen Namen kannte, war ihm ein Rätsel. Er dachte so lange voller Schock darüber nach, dass er kaum bemerkte wie er plötzlich an der Lichtung des Lagers ankam. Sein Hengst schien den Weg von alleine gefunden zu haben..
 

"Kommandant wartet!"

Gardess rannte aufgeregt zu seinem Kommandanten, der sich gerade bereit machte auf sein Pferd zu steigen und Richtung Westen mit ein paar anderen Männern zu reiten.

Verwundert sah er Gardess an, der schwer atmend inne hielt und aufgeregt mit den Händen herumfuchtelte.

"Was ist los? Wir wollten gerade aufbrechen, es wird Zeit..."

"Ja ich weiß Kommandant aber....da kommt jemand auf uns zu...und ich glaube es ist unser...kleiner König.." fügte er schmunzelnd hinzu.

Die Bezeichnung "kleiner König" hatte im Lager der Abaharakis schon längst die Runde gemacht, und würde Van davon erfahren würde er wohl allen die Köpfe abschlagen..

"Was sagst du? Bist du dir sicher?"

Gardess nickte nur und Allen deutete den anderen Männern an, hier auf ihn zu warten..

"Na dann lasst ihn nur herein..."
 

Der Hengst preschte auf dem Walboden entlang, und als die Bäume nicht mehr so dicht aneinander gereiht waren konnte er schon die ersten Zelte ausfindig machen. Doch seine Wut war an einem Punkt angelangt, den selbst Allen nicht erleben wollte. Van war sich sicher, wen er da vor sich sitzen hatte. Er hatte es schon viel früher bemerken sollen..

Er kam dem "Eingang" des Lagers immer näher, und als er kurz davor seinen Hengst zum Gehen brachte konnte er schon die Wache erkennen.

"Kio aus dem Weg!" rief er.

"Na na, nicht in diesem Ton..." grinste der Mann mit dem roten Tuch um den Kopf und versperrte obligatorisch den kleinen Eingang, der eigentlich nur aus zwei Bäumen bestand, ab. Er hatte eine Lanze, die an ihrem oberen Ende mit einem spitzen Metal versehen war.

Neugierig starrte Kio auf die Frau, die vor Van auf dem Hengst saß. Sie schien nicht besonders gesund auszusehen.

"Wenn hast du denn da mitgebracht? Gibt's da etwa Sonderrabatt für uns?" grinste er. Van sah ihn wütend an, und Kio ließ lachend die Lanze zurück in ihre alte Position fallen.

"Ach Junge, stell dich doch nicht so an, ich hab doch nur Spaß gemacht. Die Zeiten sind düster genug.."

"Verschone mich mit deinem Gefasel.."

Mit diesen Worten ritt Van an Kio vorbei und trat in das Lager ein. Er erkannte Allen, der nahe des ersten Zeltes auf ihn wartete und leicht wütend ansah.

"Wo warst du!" rief er ihm zu, doch Van dachte nicht daran ihm eine Antwort zu geben. Stattdessen wandte er sich Hitomi zu, deren Augen sich langsam wieder öffneten. Sie sah sich panisch um. Es waren so viele Leute anwesend, Menschen die sie noch nie vorher gesehen hatte.

"Was.....wo bin ich?" fragte sie leise, doch dann wurde sie unsanft von hinten gepackt und ehe sie sich versah prallte sie auf dem harten Waldboden auf..

Die Anwesenden, unter ihnen auch Allen, Merle und Milerna, sahen geschockt auf Van.

Der ließ sich jedoch nicht aus dem Konzept bringen und sprang schnell von seinem Hengst.

Milerna war die erste, die ihre Fassung wiederfand.

"Was soll das, Van hör sofort auf damit!"
 

Hitomi krümmte sich mit schmerverzogenem Gesicht auf dem Boden und versuchte verzweifelt sich aufzusetzen. Es fühlte sich an, als ob jeder einzelne ihrer Knochen gebrochen war. Ihr Kopf schmerzte und sie glaubte jeden Moment in Ohnmacht zu fallen. Sie hörte, wie jemand an sie herantrat doch sie wagte nicht aufzusehen. Die Klinge eines Schwertes schnellte aus der Scheide und Hitomi wusste ohne aufzusehen, dass sie auf sie gerichtet war.

Van baute sich vor ihr auf und hielt sein Katana in beiden Händen, bereit zum Schlag. Seine laute Stimme holte sie in die Realität zurück...

"Du dachtest wohl du könntest mich zum Narren halten! Aber da hast du dich getäuscht!"

Milerna wollte schon auf ihn zurennen, doch Allen hielt sie bestimmt zurück. Van war gefährlich, und jetzt war er das besonders.

Merle sah ihn mit großen Augen an und dachte panisch nach. Noch nie hatte sie ihn so wütend erlebt.. Nicht seit dem was damals in Fanelia geschehen war..
 

"Sag mir, wie lautet dein Auftrag!" rief er.

Hitomi hob den Kopf und sah ihn voller Furcht an. Sie versuchte zu sprechen, doch ihre Stimme war nur ein leises Flüstern in der morgendlichen Dämmerung..

"Ich weiß nicht.....von was.... Ihr redet......."antwortete sie und schluckte.

Ihre Antwort machte Van nur noch wütender und erführte sein Katana gefährlich nahe an ihren Hals.

"Wage es nicht mich anzulügen, dreckiges Hurenweib! Wie lange schnüffelst du mir schon hinterher!"

Endlich hatte Hitomi es geschafft sich auf ihre Knie zu setzen. Ihr Kleid war zerrissen und dreckig, doch das störte sie kaum. Sie verstand nicht, was der Mann mit den schwarzen Haaren von ihr wollte. Ihre Beine taten weh und ihr Rücken fühlte sich an als ob sie tausend Nadelstiche erdulden musste.

"Sie hätten dich töten sollen! Ich hätte es mir denken können dass du sie zu mir geführt hast. Aber so schnell lasse ich mich nicht töten.."

Dann hob er den Kopf, als ob er in den Himmel schreien würde...

"Hast du gehört, Folken! So schnell lasse ich mich nicht von deinen widerwärtigen Spionen zur Strecke bringen!"
 

Allen sah ungläubig auf die junge Frau, die auf dem Boden kauerte und die Augen schloss.

"Was? Ein Spion des Black Dragon Clans? Eine Verbündete Zaibachs?" dachte er verwirrt.

"Das kann nicht sein..."flüsterte Milerna.
 

Hitomi sah Van verwirrt an. Sie verstand kein Wort von dem, was er sagte..

"Spion? Black Dragon Clan? Ich....ich verstehe nicht...." stammelte sie, doch Van dachte nicht daran sich von seinem Standpunkt abzubringen. Für ihn war sie eine Spionin, eine Verbündete seines ärgsten Feindes. Und dass er alle seine Feinde ohne mit der Wimper zu zucken eliminierte war allgemein bekannt. Er kannte keine Gnade, egal wer sein Feind auch sein mochte.

"Bevor du stirbst, beantworte mir eine Frage..." sagte er nun etwas ruhiger, doch der Hass und die Wut waren immer noch präsent.

"Wo habt ihr ihn versteckt.. Wo!"

Hitomi wusste nicht mehr, wie ihr geschah. Sie war viel zu verängstigt um eine Antwort zu geben. Was sollte sie auch sagen, sie hatte doch keine Ahnung von was der Mann mit dem Schwert sprach. Also schwieg sie und wartete auf ihr Todesurteil.

"Antworte!" schrie Van.

Hitomi hielt sich die aufgeschürften Hände an die Ohren und schüttelte den Kopf..

Van musste sich damit abfinden, dass sie auf seine Frage wohl niemals antworten würde. Also beschloss er, es schnell zuende zu bringen.

"Nun gut...Dann stirb, Miststück!"

Er holte zum Schlag aus.. Hitomi klammerte sich an das einzige das sie besaß. Sie erkannte nicht dass der kleine rosa Stein leicht zu leuchten begann.
 

Töte sie....bitte töte sie....denn sie will sterben...Es ist kein Leben mehr in ihr...alles ist schon längst tot...alles....Befreie sie von dieser Last..."
 

Van wich erschrocken zurück und ehe er sich fragen konnte wer ihm diese seltsamen Worte zugeflüstert hatte spürte er, wie sich zwei kleine Arme um seinen geschlungen hatten..

"Nein!"
 

Die Anwesenden sahen geschockt auf das Szenario, das sich vor ihnen abspielte. Das kleine Katzenmädchen hielt den Arm ihres Königs verkrampft fest und musste gegen die Tränen ankämpfen. Van verharrte in seiner Position und sah Merle verwundert an..

"Merle...was..."

"Bitte tu ihr nichts....Bitte.. Ich weiß es klingt verrückt aber...sie ist bestimmt keiner von Folkens Untergebenen......." flüsterte sie und nur wenige konnten es verstehen. Van antwortete nicht. Er blickte auf die junge Frau die vor ihm auf dem Boden kniete und den Kopf gesenkt hatte. Er fragte sich, wieso sie nicht wie alle anderen im Angesicht ihres Todes weinte...

"Bitte.. verschone sie...."

Van ließ langsam seine Hände sinken und Merle ließ von ihm ab. Schließlich trat Allen zu ihm und sah ihn ohne Emotionen an.

"Du hast es wieder einmal zu weit getrieben....."

Allen schritt zu der jungen Frau und stupste sie leicht an der Schulter..

"Junges Fräulein....aufwachen.."

Sie öffnete ihre Augen und sah einem Mann mit langen, blonden Haaren und klaren blauen Augen ins Gesicht. Hinter ihm stand der junge Mann und neben ihm ein Katzenmädchen. Anscheinend hatte sie ihn davon abgebracht, seinem Streben nachzukommen.

Hitomi wusste nicht ob sie ihr dafür danken oder sie hassen sollte..

"Steh auf, du bist ja völlig verdreckt.." meinte nun der blondhaarige.

Als sie versuchte sich aufzuraffen durchfuhr sie ein höllischer Schmerz in ihrem linken Bein. Sie versuchte, einen leisen Schmerzesschrei zu unterdrücken doch dem Mann der ihr hoch half schien es aufzufallen.

"Was hast du?" fragte er etwas genervt. Allen mochte es nicht besonders wenn Fremde in sein Lager eindrangen, egal unter welchen Umständen..

Hitomi schüttelte nur den Kopf und versuchte so normal wie möglich zu Gehen. Doch es sollte ihr nicht gelingen, ihr Knöchel wollte nicht so wie sie..
 

"Allen du Grobian, lass sie doch in Ruhe!"

Milerna rannte auf die beiden zu und sah Allen wütend an.

"Siehst du nicht dass ihr Knöchel wahrscheinlich verstaucht ist?" Sie schubste ihn leicht von Hitomi weg und half ihr so gut es ging zu stehen. Dann wandte sie sich an Van.

"Und du...für dich fällt mir im Moment wirklich nichts ein!" sagte sie.
 

"Wer ist das?" fragte plötzlich Reeden, einer der Krieger, an Gardess gewandt.

"Ich habe nicht die leiseste Ahnung.. Aber ich glaube wir werden es bald herausfinden. Und ihr, zurück auf eure Posten!"

Die Anwesenden Wachen und Krieger machten sich schnellstens auf den Weg, doch insgeheim wussten alles dass nun eine große Veränderung im Lager der Abaharakis folgen würde.

Van stand mit Merle immer noch an derselben Stelle. Schließlich sah sie zu ihm auf und sprach leise mit ihm..

"Wer....wer ist sie?"

Gedankenverloren steckte er sein Schwert zurück und sah in Richtung Wald.

"Ich weiß es nicht...."

"Wieso wolltest du....sie..."

"Weil sie eine Spionin meines...Feindes ist..." antwortete er gepresst.

"Woher willst du das wissen..."

"Weil...weil sie meinen Namen kennt.."

In diesem Moment wurde ihm klar, wie unüberlegt und dumm seine Handlung war. Trotzdem hielt er sie immer noch für eine Gefahr, und von diesem Gedanken konnte ihn selbst Merle nicht abbringen. Wortlos schritt er davon und Merle sah ihm resigniert hinterher. Nachdem er einige Schritte gegangen war ging sie ihm hinterer....Die Sonne war nun vollkommen aufgegangen und ein neuer Tag brach heran.
 


 

"Sie sind tot, Lord Folken.. Wir haben sie wie die Tiere abgeschlachtet in einer kleinen Hütte im Wald nahe Tavion gefunden."

Chesta verneigte sich vor seinem General und hoffte er würde nicht das Opfer seines Zornes sein. Doch er hatte Folken falsch eingeschätzt..

"Wie wurden sie getötet..."

"Alle wurden durch einen gekonnten Stich in den Hals getötet. Sie sind qualvoll verblutet.." antwortete Chesta etwas verwundert.

Folken nickte nur und wies ihn mit einer leichten Handbewegung an, den Raum zu verlassen.

"Das war ohne Zweifel dein Werk, Van...Du hast nicht vergessen was ich dir damals beigebracht habe.."

Er schritt auf die gläserne Wand zu und betätigte einen kleinen, kaum sichtbaren Hebel .Es öffnete sich eine Art Schublade, die man in der gläsernen Wand dort niemals vermutet hätte. Folken griff hinein und holte sachte einen kleinen Gegenstand heraus..

Hätte ihn hier einer seiner Soldaten gesehen wären sie wohl vor Staunen umgefallen. Der sonst so harte General Folken Lacour de Fanel begutachtete mit sanften Augen ein Stück Stoff, dass er wie einen Schatz in seinen Händen hielt...Es war ein altes, zerfetztes rotes Stück Stoff doch für Folken hingen so viele Erinnerungen daran..

Schmerzhafte Erinnerungen, die er über die Jahre vergessen hatte. Er wusste er hatte schon viele schreckliche Dinge in seinem Leben getan und er hoffte, die Götter würden es ihm verzeihen.

Viele wünschten ihm den Tod, und die höheren Mächte mögen wissen dass er es verdient hatte zu sterben. Doch Folken wusste dass er nicht sterben konnte. Nicht ehe er ihm seine Taten verziehen hatte..
 

Milerna führte sie durch die Reihen der Lagerbewohner und kam schließlich an einem großen Zelt an. Sie hielt Hitomi so gut es ging fest doch man sah es ihr an dass sie jeder Schritt schmerzte. Innerlich ließ sich Milerna die schlimmsten Flüche für Van einfallen, doch sie konnte ihm nicht wirklich böse sein. Er war schon immer so gewesen, sie würde ihn auch nicht ändern können...

"Dieser unsensible Bock von einem Mann..." flüsterte sie.

Hitomi schwieg, als sie in das Zelt eintraten und Milerna eine der Lampen anzündete. Sie sah sich um. Es war ein typisches, von einem Mann bewohntes Zelt. Überall lagen Pläne und Papierfetzen herum, aber im Großen und Ganzen war es ein gemütlicher Fleck zum wohnen. Zusammen mit Milerna humpelte sie zu dem Bett und ließ sich erschöpft fallen. Sie setzte sich auf die ungewöhnlich weiche Matratze und sah zu Boden...

Milerna ging unruhig einige Schritte auf und ab, sie wusste nicht so recht wie sie sich verhalten sollte. Schließlich beugte sie sich zu ihr und nahm sachte ihren linken Fuß in ihre Hände. Sie spürte, wie die junge Frau unter der leichten Berührung zusammenzuckte..
 

"Tut es sehr weh?"

Hitomi schloss die Augen und biss sich auf die Unterlippe...Milerna erkannte es und schüttelte den Kopf..

"Du kannst ruhig mit mir sprechen, ich werde dir nichts tun. Keiner hier wird dir etwas tun. Denn ich glaube nicht, dass du ein Spitzel des Feindes bist...Dafür hast du viel zu viel Angst..."

Hitomi versuchte so gut es ging Milernas Blicken auszuweichen, doch es wollte ihr einfach nicht gelingen. Sie begutachtete immer wieder ihren Knöchel und es schien, als ob er immer mehr anschwellen würde. Als Milerna auf eine Stelle drückte, ließ Hitomi einen leisen Schrei von sich..

"Du hast also doch eine Stimme.. Tut dir das weh?" sagte sie lächelnd. Hitomi nickte und wartete ab, was die Frau vor ihr als nächstes tun würde. Sie stand auf und kramte in einem kleinen Lederbeutel. Hitomi erinnerte sich, dass auch der junge Mann mit den schwarzen Haaren solch einen Beutel bei sich hatte..

"Oh gut, ich habe noch etwas übrig.." murmelte Milerna und strich sich eine cremige Substanz auf die Finger. Dann schritt sie zurück zu Hitomi und bestrich sanft ihren geschwollenen Knöchel..

"Damit sollte die Schwellung schnell abklingen...."

Eine ganze Weile herrschte Stille zwischen den beiden Frauen, bis es Milerna nicht mehr aushielt. Sie musste einfach wissen, wer da vor ihr saß...

"Sie macht einen so traurigen Eindruck...Ich möchte ihr zu gerne helfen..."
 

Als sie Hitomis Knöchel fertig verarztet hatte legte sie noch ein paar Leinentücher um ihn und lächelte sie zufrieden an.

"So, das war's..."

Ein leises Danke kam über ihre Lippen, und Milerna sah sie entschuldigend an..

"Du musst es ihm verzeihen.. Er kann ein ganz schöner Grobklotz sein...Ich bin mir sicher, er wollte dir nicht wehtun..."
 

Hitomi schloss resigniert die Augen und dachte an alte Zeiten zurück. Jedes Mal, wenn ihr Vater sie wegen Belanglosigkeiten schlug sagte man ihr, es wäre nicht so gemeint. Es wäre nur zu ihrem Besten, nur so würde sie lernen die Männer zu respektieren..

"Sie sagen alle, sie wollen dir nicht wehtun.. Aber das ist eine Lüge..." murmelte sie, doch Milerna konnte nur einige Worte verstehen...Schließlich setzte sie sich neben die junge Frau und sah sie fragend an..

"Woher kommst du?"

Hitomi wusste nicht, was sie darauf antworten sollte...Sie konnte dieser Frau doch nicht erklären dass ihr eigener Vater sie an ein Bordell verkauft hatte und sie dann von dort ausgerissen war. Nein, das war absolut unmöglich.

Doch Milerna unterbrach sie in ihrem Gedankenfluss...

"Van nannte dich Hure.....Sag, bist du eine?"

Milerna erkannte es an ihrer sehr offenherzigen Kleidung...Es war selten, dass eine normale bürgerliche Frau solche Kleider trug. Es schockte sie, denn diese Frau, die eigentlich noch ein Mädchen war, war gerade mal höchstens 18 Sommer alt....

"Ja....Nein....Ich...ich weiß es nicht...." antwortete Hitomi verwirrt.

"Du musst doch wissen, was du bist?"

Sie schüttelte den Kopf und sah wieder zu Boden. Das Leinentuch war fest um ihren linken Knöchel gebunden. Hitomi hoffte, es würde bald heilen...

"Ich...ich denke nicht, dass ich eine bin. Aber...sie wollten mich zu einer machen.."

Sie sprach so leise dass Milerna sie kaum verstehen konnte. Sie erkannte, wie sie begann zu zittern und da suchte sie ein der vielen Decken aus dem Schrank und warf sie ihr über..

"Hier...du zitterst ja...Ist dir kalt?"

Hitomi nickte und nahm die Decke dankend an..

"Wie ist dein Name, hübsches Ding...?"

Sie beschloss, der Frau mit den gütigen braunen Augen einfach zu vertrauen..

"Hitomi....."

"Hitomi.....ein schöner Name. Ich höre ihn zum ersten Mal....Ich bin Milerna.."

Sie hielt ihr die Hand hin und Hitomi nahm sie zitternd an. Als sie sich für einen kurzen Moment die Hände schüttelten, erkannte Milerna einen leichten roten Streifen um Hitomis Handgelenk. Ohne weiter auf Hitomi zu achten schob sie den Ärmel ihrer Bluse hoch und sah sich die gerötete Stelle an...

Hitomi versuchte, sich aus ihrem Griff zu befreien aber es war vergebens. Milerna schien stärker zu sein als es den Anschein hatte...

"Was ist das?" fragte sie etwas drängelnd und ihr Blick wanderte hoch zu ihren Oberarmen. Was sie sah, versetzte Milerna in einen leichten Schock..

Überall zierten blaue Flecken und Narben die zierlichen Oberarme der jungen Frau. Milerna beobachtete, wie sie beschämt wegsah und keinen Ton von sich gab...

"Woher hast du diese Narben?" fragte Milerna nochmals, doch Hitomi antwortete ihr nicht. Sie konnte nicht glauben, dass man sie nach so vielen Jahren noch erkennen konnte. Milerna beschloss, dieses Thema für den jetzigen Moment ruhen zu lassen...Sie ließ den Ärmel wieder hinab sinken und stand seufzend auf..

"Weißt du überhaupt, wo du hier bist?"

Hitomi sah Milerna zweifelnd in die Augen und schüttelte den Kopf.

"Hab ich mir doch gedacht...Nun, du bist im Lager der Abaharakis..."

"Abaharakis? Die.....die Rebellen?"

Viel Angst schwang in ihrer Stimme und Milerna fragte sich, was für Geschichten man sich wohl in den Dörfern über die Rebellen erzählte..

"Du brauchst keine Angst haben, wir sind nicht die blutrünstigen Monster so wie in den ganzen Geschichten die man über uns hört..." antwortete Milerna amüsiert.

Doch in ihrem Inneren fragte sie sich, was dem jungen Ding vor ihr wohl widerfahren sein muss..

"Sie sieht so....traurig aus.. Alleine...und doch.. Irgendetwas starkes ist an ihr.. Ich kann es fühlen.." dachte sie.

Sie füllte eines der Gläser, das auf dem kleinen Tisch in der Ecke stand mit Wasser und reichte es Hitomi. Dankend nahm sie es an und trank es aus. Ihre Kehle fühlte sich schrecklich ausgetrocknet an..

"Sag mir....wie bist du auf Van gestoßen?"

Hitomi verschluckte sich beinahe an dem Wasser als sie an den jungen Mann erinnert wurde. Sie hustete etwas und stellte das Glas schnell wieder ab...

"Ich......ich war im Wald.......und dann...war er da und...die Soldaten kamen und ich.. ich weiß nicht mehr wer sie waren aber...sie waren alle tot...."

Hitomi hielt sich die Hände vor ihr Gesicht und kämpfte gegen die Tränen an, die in ihr aufsteigen wollten. Sie wusste nicht, wo sie hier war. Sie kannte niemanden und wurde vor wenigen Moment beinahe getötet...

"Ich habe doch gar nichts getan.. Ich habe ihm gar nichts getan aber er....Und Aina...ich habe sie alleine gelassen....."

Milerna beugte sich zu ihr und legte vorsichtig einen Arm um ihre Schulter..

"Beruhige dich....Ganz ruhig.. Dir wird nichts passieren, das verspreche ich.."

Ein leises Geräusch ließ sie aufschrecken, und sie sah Allen etwas böse an als er mit geknickter Miene das Zelt betrat. Als sie hinter ihn blickte, erkannte sie eine weitere Person. Ohne näher hinzusehen wusste sie, dass es Van war...

"Allen..." sagte sie leise und der junge Mann schritt auf sie zu. Er sah auf die Frau in Milernas Armen und für einen kurzen Moment glaubte er, einen leichten Stich in seiner Brust zu fühlen.

Milerna wandte sich wieder Hitomi zu und sah sie aufmunternd an.

"Leg dich etwas hin und schlaf, morgen sieht die Welt schon besser aus...."

Etwas verwirrt sah Hitomi sie an, doch als Milerna sie leicht auf die Matratze drückte und sie zum ersten Mal seit langem wieder einen weichen Untergrund spürte, war die Versuchung doch zu groß. Sie schloss die Augen und versuchte, in einen traumlosen Schlaf zu fallen..

Allen fiel die Kette auf, die sie um den Hals trug..
 

Van beobachtete, wie die junge Frau in Milernas Armen geweint hatte. Normalerweise würde ihn das nicht sonderlich interessieren, aber dieses mal war es anders..

Er konnte es kaum glauben aber aus irgendeinem Grund fühlte er sich....schuldig...

Sofort schüttelte er diesen Gedanken wieder ab und sah Allen ausdruckslos an, der sich zu ihm umgedreht hatte..

"Du wirst weich, Fanel..." sagte er sich und ohrfeigte sich innerlich für seinen plötzlichen Gefühlsausbruch. Sie lehnte sich auf das Bett und nach wenigen Minuten war ihre Atmung abgeflacht und Van konnte an den regelmäßigen Atemzügen ihrer Brust erkennen, dass sie eingeschlafen war. Milerna stand leise auf und kam auf die beiden Männer zu...

Sie deutete Allen an, aus dem Zelt zu kommen und als sie zu dritt davor standen zischte sie Van wütend an..

"Nun, ich hoffe du siehst was du angerichtet hast! Das arme Ding ist vollkommen verstört! Du solltest dich schämen Van!"

Allen schwieg und wartete Vans Reaktion ab, doch seine sonstige Schlagfertigkeit ließ plötzlich auf sich warten..

"Lass mich in Ruhe, Milerna. Es ist meine Sache wie ich mit meinen Gefangenen umgehe.."

"Sie ist nicht deine Gefangene!" rief Milerna empört, verfiel aber dann wieder in normale Lautstärke..

"Du hast ihr ernsthaft wehgetan, falls du es noch nicht bemerkt hast! Ich könnte dich..."

Sie sah ihn gefährlich an, doch Van ließ sich durch ihre provozierenden Blicke nicht einlullen.

"Sie hat die Feinde auf meine Spur gebracht, sie kann froh sein dass ich sie nicht auf der Stelle getötet habe!" zischte er zurück.

Milerna sah ihn schmerzvoll an.

"Du hast nicht gesehen, wie viel Angst sie hat...Du hast nicht gesehen, was für Qualen sie schon erleiden musste...Irgendjemand hat ihr schreckliches angetan, und du weißt genauso gut wie ich dass sie kein Spitzel ist.. Also mach es nicht noch schlimmer indem du sie auch noch quälst..."

"Morgen werden wir über alles weitere entscheiden. Ein neuer Tag bricht heran, wir sollten mit unserer Arbeit beginnen..."meinte Allen. Er hatte Milernas Worten interessiert zugehört...

Van sah die beiden gleichgültig an und wandte sich zum Gehen..

"Macht doch was ihr wollt..."murmelte er..

"Komm ihr nicht zu nahe, ich warne dich..."

Allen war über Milernas plötzliche Härte und Abneigung gegen Van erstaunt. Er erklärte es sich so, dass Milerna wohl plötzlich ihren Mutterinstinkt entdeckt hatte..

"Willst du mir etwa drohen, Prinzessin.." betonte er zynisch.

"Sprich mich nie wieder so an....Und ja, ich drohe dir zum ersten Mal. Sie ist nicht eine deiner billigen Huren die du behandeln kannst wie Dreck..."

"Ich würde sie nicht einmal anfassen wenn sie das letzte Wesen Gaias wäre..."entgegnete er gelangweilt und ging ohne weiteres davon..

"Manchmal hasse ich ihn......"flüsterte Milerna verzweifelt...

Allen schwieg und sah zum Zelt. Er wusste, dass er sich mit dieser jungen Frau viel Ärger eingehandelt hatte. Er hatte keine Ahnung wer sie war, aber er war sich sicher dass sie nicht einfach nur eine dahergelaufene Hure war, die von Van zufällig des Verrats beschuldigt wurde.. Nein, Allen konnte fühlen dass es etwas ganz anderes war, dass dieses Mädchen hier her geführt hatte...Und das sie nicht aus Zufall Van Fanel getroffen hatte....
 

Merle beobachtete kritisch wie er sich abwesend auf seinem Bett niederließ und ins Leere starrte.. Der Tag ging so schnell vorbei, es kam ihr beinahe seltsam vor.. Allen und seine Männer sind ein weiteres mal nach Tavion geritten, anscheinend um ihren Informanten zu treffen doch Merle war sich sicher dass Allen in Wahrheit Nachforschungen über etwas ganz anderes machte.. Milerna hatte sie den ganzen Tag kaum gesehen, sie war viel zu beschäftigt mit ihrem neuen Schützling, wie alle sie nannten.. Es breitete sich schneller aus als ein Feuer und Merle befürchtete, bald würde nicht nur das Lager über die seltsame Frau bescheid wissen.

"Van verhält sich den ganzen Tag schon so komisch.. ich frage mich was mit ihm los ist?" dachte sie und streckte sich müde auf ihrer Matratze aus..

Die Nacht war schon lange hereingebrochen und man konnte immer noch das Grölen der Männer hören..

"Kein Wunder dass die Soldaten aus Zaibach uns immer finden.. bei diesem Geschrei.."

Sie schreckte etwas hoch als sie das klirrende Geräusch eines zersprungenen Glases hörte. Sie sah zu Van, doch der saß immer noch in alter Position und rührte sich nicht..

Das Glas zu seinen Füßen war in hundert Teile zersprungen...

"Majestät.....was hast du?"

Sie stand auf und ging vorsichtig auf ihn zu..

"Wo ist er...wo haben sie ihn versteckt..."murmelte er gerade so laut dass Merle es verstehen konnte...

Sie schüttelte den Kopf und blickte traurig zu Boden...

"Seit Jahren bist du auf der Suche nach ihm...vielleicht existiert er ja gar nicht.. und der Energist.. ist einfach nur eine Fälschung.."

Etwas wütend fuhr Van herum.

"Natürlich existiert er!" sagte er mit Nachdruck, beruhigte sich jedoch sofort wieder..

"Entschuldige Merle....."

Das Katzenmädchen ging die letzten Schritte auf ihn zu und hängte sich an seinen rechten Arm..

"Mach dir doch nicht so viele Sorgen...Ich bin mir sicher, dass dieses ganze Elend schon bald vorbei ist."

Van antwortete nicht, er wollte Merles naive Illusion vom Frieden nicht zerstören...Er dachte nach.. Über die seltsame Frau, die ihm im Wald begegnet war...Er hätte sie beinahe getötet.. und er wusste nicht, wieso...

"Sie kennt meinen Namen...aber woher?" dachte er immer und immer wieder doch er fand keine plausible Erklärung dafür..

Das einzige was ihm einfiel war, dass sie Folkens Untergebene war.. Aber diese Möglichkeit war genauso absurd wie alle anderen..

Er wusste, woher sie kam.. Er hatte sie im Haus von Lady Thaleia gesehen.. Er war schon oft dort gewesen, aber sie sah er dort zum ersten Mal. Van war sich von Anfang an sicher dass sie nicht in dieses Haus gehörte.. Sie schien einfach nicht in dieses Bild zu passen...

Er schüttelte verwundert den Kopf. Seit wann machte er sich Gedanken um andere Menschen? Van beschloss, noch einmal hinaus in die Nacht zu gehen und sich von den ganzen nervenden Gedanken zu lösen. Merle ließ ihn nur ungern los, aber sie wusste dass sie ihn nicht zum Bleiben zwingen konnte.. Er stand auf und verließ mit festen Schritten das Zelt. Doch ehe er in der Dunkelheit verschwand, drehte er sich kurz zu Merle um.

"Versuch, etwas zu schlafen...."

"Van......" sagte sie leise, doch er war schon verschwunden..

Die alte Seherin beugte sich unruhig über ihre Steine. Mit getrübtem, dennoch scharfen Blick sah sie auf die alten Zeugen der Zeit und flüsterte leise Worte vor sich hin...
 

"Nein, es ist noch nicht soweit.....noch nicht...Die Zeit vergeht zu schnell und der Hass ist zu groß...."

Mit hektischen Bewegungen sammelte sie die Steine wieder ein und schloss die Augen.. Mit leisem Klackern fielen sie wieder zu Boden und als sie die Augen öffnete, breitete sich die blanke Angst auf ihrem Gesicht aus..

"Nein.. nein, das ist nicht wahr.. Gibt es denn keine Hoffnung mehr? Ist unser aller Schicksal schon entschieden? Das Herz ist ein Ozean voller Geheimnisse...doch wie weit müssen wir gehen, um zu verstehen? Van Fanel, tritt ein!"
 

Er war keineswegs verwundert, entdeckt worden zu sein...Geduldig hatte er vor dem Zelt der alten Frau, das weit abseits des eigentlichen Lagerplatzes stand, gewartet.. Er brauchte Antworten und er wollte sie jetzt...

Van trat in das mit rotem und gelben Stoff verzierte Zelt ein und entdeckte, wie immer, jede Menge Kuriositäten...Seltsame Ornamente hingen an den Wänden, überall roch es nach Räucherstäbchen und viele alte Bücher lagen verstreut auf dem Boden...Die Luft erschien ihm stickig und das Atmen fiel ihm seltsam schwer. Die alte Frau saß auf den Knien in der Mitte des Zeltes, auf einem bunten Teppich der an ein altes Mosaik erinnerte..

Ihre grauen Haare waren zu einem strengen Dutt gebunden und die vom Alter gezeichnete Haut hatte im Schein der Kerzen einen seltsamen Schimmer..

Van schritt auf sie zu und setzte sich ebenfalls auf den Teppich...Doch ehe er seine Fragen stellen konnte deutete sie ihm mit einer Handbewegung an, zu schweigen...

"Sag mir, wieso begehrst du sie?"

Verdutzt sah Van die alte Frau an.. Von was redete sie bitte?

"Was soll diese Frage?" entgegnete er etwas gereizt. Sie sah ihn mit wissenden Augen an.

"Deine Wut und dein Zorn bringen dich ab jetzt nicht mehr weiter...Lege sie ab, und du wirst mehr Erfolg haben. Es bringt nichts, in der Vergangenheit zu leben egal wie schmerzvoll sie ist.. Das muss auch sie verstehen..."

"Sprich nicht in Rätseln, ich hasse das...."

"Es gibt viele Dinge, die du hasst. Wenn nicht alles, was in dieser Welt existiert..."

Ohne auf ihre Worte weiter einzugehen fuhr Van fort.

"Ich bin hier, weil ich wissen muss wo er ist..."

Sein Ton klang eher herrisch als bittend...

"Wie oft hast du mir diese Frage schon gestellt....Ich glaube ich weiß, wen du noch danach gefragt hast..."

"Beantworte meine Frage, Seherin.. Dafür bis du doch da, oder? Du weißt genau dass Seherinnen, Hexen wie du, in den Städten schon längst hingerichtet worden wären also tu lieber, was man dir befiehlt..."

"Was hat sie geantwortet? Was hast du gesehen, als du in ihre grünen Augen gesehen hast? War es Schmerz? War es Leid? Oder war es sogar Hass, getarnt als Wut?"

Van wurde mit jedem Wort, dass die Seherin von sich gab verwirrter. Ihre Sätze und Antworten gaben selten Sinn, doch mit der Zeit lernte man sie zu verstehen..

"Ich verliere langsam die Geduld, jetzt sag mir endlich wo er ist! Ich bitte dich nicht umsonst seit Jahren darum!"

"Du bittest nicht, du befiehlst....Sag mir, wie weit würdest du gehen um deine Ehre zu verteidigen?"

"Was redest du da für einen Unsinn..."

Wütend stand Van auf, schon so oft hatte er versucht aus der alten Frau den momentanen Aufenthaltsort seines Zielobjektes ausfindig zu machen aber jedes Mal entgegnete sie ihm mit neuen Rätseln..

"Wie weit würdest du gehen, um deine Pflicht zu erfüllen?"

Allmählich reichte es Van. Er wollte nur eine einfache Antwort und alles was er bekam waren lästige Gegenfragen..

"Du redest wirres Zeug..."murmelte er.

"Wie weit würdest du gehen, um sie zu beschützen? Würdest du auch für sie sterben? Für die Frau die dich hier gefangen hält?" Sie legte die Hand auf ihre Brust und sah ihn forschend an..

"Es hat keinen Sinn mit dir zu sprechen, Seherin...Verschone mich mit deinem Gerede!" zischte er und verließ das Zelt...Die Steine lagen ausgebreitet auf dem Brett vor der alten Frau und sie beäugte sie mit sanften Augen..

"Oh ja, du hast schon längst damit begonnen...Du weißt es nur noch nicht...Ich bete, dass unser Untergang abgewendet wird...Ayil irié yamar..."
 

"Die Zukunft liegt in deinen Händen..."
 

"Hitomi....wo bist du nur hin? Was ist nur mit dir geschehen..."

Aina beugte sie mit Tränen in den Augen über das Fensterbrett und blickte in die Nacht. Die Lichter der kleinen Stadt Tavion flackerten und nur noch wenige Menschen waren auf den Strassen....Lady Thaleia war wütend gewesen als sie von Hitomis Verschwinden erfahren hatte. .Und Quilla hatte so sehr getobt dass man glaubte sie würde sich nie wieder beruhigen. Sie suchten das gesamte Haus ab, sogar die Gärten durchkämmten sie mehrere Male. Doch Aina wusste, dass Hitomi längst über alle Berge war. Wie sie es geschafft hatte, aus dem Zimmer im zweiten Stock heil hinaus zu kommen war Aina ein Rätsel.

Sie erschrak, als die Zimmertür aufgestoßen wurde...
 

"Wieso sitzt du hier rum? Los, beweg dich und hilf den anderen das Lokal sauber zu bekommen!"

Narna sah sie wütend an und deutete ihr an, sich zu beeilen. Aina raffte sich auf und stürmte so schnell es ging an ihr vorbei. Doch Narna packte sie am Arm und sah sie forschend an.

"Komm bloß nicht auch noch auf die Idee, abzuhauen. Dir ist doch klar das man dieses billige Miststück töten wird sobald sie hier wieder auftaucht. Sie verstößt gegen den Codex und hat Schande über unser Haus gebracht...Also lass deine Gedanken in deinem Kopf und denke nicht einmal daran, es ihr gleich zu tun.."

Aina, trotz ihres jungen Alters, sah Narna plötzlich mit Augen voller Wut an..

"Hitomi hatte recht...du bist ein verbittertes, kleines Mädchen...Du wirst hier drinnen sterben und solange eine Hure bleiben bis du alt und grau bist. Aber glaube mir, ich werde nicht dasselbe Schicksal teilen wie du..."

Narna sah sie geschockt an und Aina riss sich von ihr los..

"Wie kannst du es wagen..."flüsterte sie, doch Ainas Stimme unterbrach sie.

"Nein.. wie kannst du es wagen so über Hitomi zu sprechen. Du bist nur neidisch auf sie, weil sie es geschafft hat hier raus zu kommen.."

Mit festen Schritten ging sie die Treppe hinab und ließ Narna verblüfft stehen..

Aina wusste, dass auch sie eines Tages von hier weg kommen würde. Und sie würde dafür kämpfen...Irgendwann würde sie dann auch vielleicht Hitomi wiedersehen. Sie hatte ihr soviel zu verdanken...

"Hitomi.. du hast mir gezeigt, dass man nicht aufgeben soll...Ich bete dass die Götter dich zu jemandem führen, der dich beschützt...."
 


 

"Mutter....wo ist Hitomi? Sie ist schon so lange weg..."

Der Junge blickte seine Mutter mit großen Augen an, doch die Antwort die er bekam war immer dieselbe. Die Frau stellte den schweren Topf ab und wusch sich den Schweiß von der Stirn.

"Sie hat uns verlassen, Liebes.. Es ist besser so...."

"Wieso?" fragte er.

Faron war ein schmächtiger, kleiner Junge von gerade einmal sieben Jahren doch das Verschwinden seiner einziger Schwester und die Geschehnisse in der Nacht vor wenigen Woche ließen ihn nicht mehr los.. Laria, die Frau Belors, war eine zurückhaltende Frau die gerne im Schatten ihres Mannes stand. Ihr war das aufmüpfige und ihrer Meinung nach respektlose Verhalten ihrer Tochter schon immer ein Dorn im Auge. Der Ruf der Familie war schon immer angeknackst, und vor allem seit die "dämonischen" Fähigkeiten ihrer Tochter bekannt wurden waren die Menschen in Pallas nicht mehr gut auf die Handwerkerfamilie zu sprechen..

Das Gerücht, die Tochter Belors würde Dinge aus der Zukunft sehen können, breitete sich wie ein Lauffeuer aus und als es dann zu dem Zwischenfall während der Zeremonie zur 300 Jährigen Herrschaft der Aston Familie kam, war eines sicher.

Hitomi Kanzaki war ein verfluchtes Kind, ein Dämon und ein Machtwerk der Götter der Unterwelt die durch sie zu den Menschen auf Gaia sprachen..

Sie prophezeite im zarten Alter von vier Jahren den Tod des Königs von Fanelia.. und somit den Anfang vom Ende...

Als wenige Tage nach dieser anfangs naiven Behauptung, die durch einen Alptraum zustande kam, eintraf wussten alle dass Hitomi Kräfte besaß, die entweder göttlich oder böse waren...

Immer mehr schreckliche Dinge geschahen, und man machte sie für alles verantwortlich.

Der Aufstieg des Zaibacher Imperiums vergrößerte die Angst nur noch, man habe einen Dämon unter sich.

Grava Efud Aston überbrachte dem erschütternden Volk von Asturia die Nachricht, dass das Königreich Fanelia von den Streitkräften einer unbekannten Armee angegriffen und dem Erdboden gleich gemacht wurde.. Die gesamte königliche Familie wurde ausgelöscht und es gab mehr Tote als Überlebende...
 

Der Junge zerrte am Rock seiner Mutter..

"Wer war der man mit dem schwarzen Umhang?"

Schnell legte Laria ihrem kleinen Sohn die Hand über den Mund...

"Schscht, schweig und spreche nie wieder über ihn..."

"Aber er sah sehr traurig aus.." nuschelte er hinter der Hand seiner Mutter.

"Vergiss, dass er jemals hier war hörst du Faron? Vergiss deine Schwester! Sie hat niemals existier! Hörst du?"

Er konnte nur nicken und sah seine Mutter traurig an..

"Hitomi wird also niemals wieder kommen?"

Sie schüttelte energisch mit dem Kopf...

"Deine Schwester ist tot, finde dich damit ab Junge.."

Belor Kanzaki trat mit schweren Schritten in die Küche ein und sah seinen Sohn kalt an.

"Ich will ihren Namen nie wieder in meinem Haus hören!" rief er..

Schnell rannte Faron aus der Küche, hinaus in den Garten.. Vorbei an den buntesten Blumen und Gewürzen, durch das Beet in dem bald wieder das Gemüse wachsen sollte...

Ein riesiger Baum stand in dem kleinen Garten und der Junge kletterte geschickt auf einen der hohen Äste. Die Sonne schien hell über Pallas, der Sommer rückte immer näher...

Faron blickte zum Himmel.. Man hatte ihm gesagt, seine Schwester sei tot. Doch das konnte er irgendwie nicht glauben..

Er spürte, dass sie noch am Leben war.. Irgendwo da draußen war sie..

"Ich schwöre dir wenn ich erst einmal ein Mann bin dann werde ich dich suchen und zurückbringen, Schwester! Und niemand wird mehr gemein zu dir sein und dich zum weinen bringen...."
 

"Schwester wieso weinst du?"

"Ich weine nicht....Schlaf weiter ,Faron..."

"Nein du weinst ,ich weiß es doch.. "antwortete er trotzig.

"Ich habe nur geträumt ,nichts weiter...."

"Von was? Von wem?"

"Ich kann mich nicht mehr erinnern..."

"Doch sonst würdest du nicht weinen....Hör doch nicht auf das was alle sagen .Du bist meine große Hitomi, und kein Dämon.. Sonst hätte ich doch Angst vor dir ,oder?"

Er krabbelte aus seinem Bett zu seiner Schwester hinüber und schmiegte sich in ihre Arme.

"Hast du ihn wieder gesehen?"

"Wen?" fragte sie mit leiser Stimme.

"Den Jungen mit den dunklen Augen..."

Hitomi schüttelte den Kopf und strich ihrem kleinen Bruder über das dichte, braune Haar.

"Nein.....ich frage mich, wer er wohl ist..."

"Ich will ihn kennen lernen, vielleicht spielt er ja mit mir!"

"Da bin ich mir sicher..."

Hitomi hörte die lauten Schreie, die unten aus dem Wohnraum ertönten.. Sie hielt ihre Hände über die Ohren ihres Bruders und hoffte ,dass sie bald verstummen würden...
 

"Hier, ich habe dir ein paar von meinen Sachen zum Anziehen hingelegt. Ich hoffe sie passen dir..."

Milerna sah Hitomi mit einem Lächeln an und wartete geduldig, bis diese vollkommen wach war. Hitomi sah sich im ersten Moment panisch um, sie konnte sich kurz nicht erinnern wo sie eigentlich war. Doch als sie Milerna und die Kleider in ihrer Hand erkannte wusste sie, dass sie hier vorerst in Sicherheit war. Doch wie es nach dem Verlassen des Zeltes aussehen würde wusste sie nicht...Noch etwas geschwächt vom letzten Tag schlug sie die Decke beiseite und schwang sich auf die Beine. Der Schmerz in ihrem Fuß meldete sich wieder, doch es war nicht so schlimm wie gestern und somit zwang sie sich einige Schritte zu gehen.

Milerna sah sie forschend an..

"Bist du dir sicher, dass du schon gehen kannst?"

Hitomi nickte und versuchte, ihr störrisches Haar ein wenig zurecht zu machen. Milerna nahm einen Kamm aus der Kommode und deutete Hitomi an, sich wieder auf das Bett zu setzen.

Sie tat, wie man es ihr sagte und Sekunden später begann Milerna Hitomis Haare wieder glatt zu bürsten..

Milernas Miene wurde plötzlich sehr ernst, doch Hitomi konnte es nicht sehen..

"Du hast sehr lange geschlafen.. beinahe einen ganzen Tag lang. Ich hab mir schon Sorgen gemacht du würdest nie wieder aufwachen."

"Tut mir leid dass ich euch solche Unannehmlichkeiten bereite..."

"Hör auf dich zu entschuldigen...Ich bin es die sich bei dir für das Verhalten unserer.. Männer entschuldigen muss.."

Milerna bürstete ihr Haar immer weiter und schließlich band sie es zu einem einfachen Zopf zusammen.

"Ich weiß du willst mir nicht erzählen was genau mit dir geschehen ist und ich respektiere das...Aber du solltest wissen dass Allen nicht ganz so denkt wie ich...Sie wollen dich später zu einer Art Sitzung rufen lassen..."

Hitomi fuhr erschrocken zurück und sah Milerna ängstlich an.

"Keine Angst, es wird nichts schlimmes geschehen. Sie wollen nur wissen woher du kommst, was du tust und so weiter. Sie sind alle sehr misstrauisch.. schon immer. Du verstehst doch das wir das sein müssen, immerhin zahlen die Zaibacher viel Geld für unsere Köpfe..."

Hitomi nickte und nahm eines der Kleider, das auf dem Bett lag in die Hände...Es war ein weicher, hellblauer Stoff mit einem einfachen Schnitt.

"Du solltest es anziehen. Wenn du so aus dem Zelt hinaus spazierst werden dich die Männer mit Haut und Haaren auffressen." fügte sie lächelnd hinzu.

Hitomi sah etwas beschämt weg und konzentrierte sich auf das Stück Stoff, das sie in ihren Händen hielt.

Milerna begab sich zu einer kleinen Kommode, die im hinteren Eck des Zeltes stand und kramte etwas darin. Währendessen zog sich Hitomi um. Sie war gottfroh, aus diesen Kleidern zu kommen. Doch an den engen Verschlüssen ihres Korsette scheiterte sie. Verlegen drehte sie sich zu Milerna um..

"Könntest du mir...vielleicht hiermit helfen?" fragte sie. Milerna nickte und kam auf sie zu. Sie drehte sie um und öffnete mit geschickten Fingern die Schnüre..

Kopfschüttelnd löste sie den letzten Knoten..

"Meine Güte wer hat dich denn in dieses Foltergerät gesteckt?"

Hitomi atmete tief und erleichtert ein. Eine unendliche Last schien von ihrem Körper genommen zu sein und schnell zog sie sich Milernas Kleid über..

Immer noch verdutzt schmiss Milerna das Korsette in die Ecke..

"So, das brauchen wir nicht mehr.." murmelte sie. Als sie wieder aufsah, stand Hitomi fertig gekleidet vor ihr. Milerna musste zugeben, dass sie wahrlich eine Schönheit war und ihr fraulicher Stolz wurde etwas von Neid angekratzt. Doch so schnell er gekommen war verflog er auch wieder.

"Wunderschön, jetzt bist du bereit für die Welt da draußen.."

Sie nahm Hitomi an der Hand und beobachtete mit Vorsicht, dass sie sich bloß nicht noch mehr am Fuß verletzte. Zusammen schritten die beiden aus dem Zelt und die Mittagssonne prallte ihnen förmlich entgegen..

Hitomi blickte sich noch etwas ängstlich umher, doch je mehr Sekunden vergangen waren desto neugieriger wurde sie. Es waren so viele Menschen hier, und alle schienen ihrer eigenen Arbeit nachzugehen. Es kam ihr fast vor wie in einem kleinen Dorf...

Einige Frauen standen um einen riesigen Bottich aus Holz und wuschen darin Wäsche...Die Männer arbeiteten an den Waffen, stellten Schwerter her oder schleppten riesige Säcke voller Reis an..

Sie erkannte zwei Wachen, die in unmittelbarer Nähe standen und die Umgebung kontrollierten. Milerna zupfte sie leicht am Ärmel..

"Es überrascht mich, dass du absolut keinen Hunger zu haben scheinst..."

"Oh doch...Also ich meine, ich habe schon etwas Hunger aber..."

"Ja das habe ich auch, sag ruhig wenn du etwas brauchst. Wir wollen ja nicht dass du uns hier verhungerst!"

Milerna grinste etwas und zog Hitomi weiter durch die Reihen.. Viele sahen sie verwundert, neugierig und manche sogar fast schon...kalt und verängstigt an..

"Van wird sicher bald zurück sein, er müsste eigentlich etwas gefangen haben.." sagte Milerna.

"Er mag ein unsensibler Bulle sein aber eines muss man ihm lasse: Jagen kann er.." meinte sie eher zu sich selbst als zu Hitomi, die immer noch etwas hinkend neben ihr her ging.
 


 

Er legte an und zielte. Nicht einmal sein Atmen konnte man hören, es schien als ob er gar nicht da war. Der Hirsch war so gut wie tot...Er spannte den Bogen und zielte erneut auf den Hals des Tieres, das seelenruhig auf der Waldlichtung graste und nicht bemerkte, dass sein Mörder in einem Busch nur wenige Meter von ihm versteckt war...

Als der Pfeil von der Sehne schnellte war es, als ob ein leiser Donner losgehen würde der mit dem Aufprall im Fleisch des Hirsches endete.

Der Hirsch viel getroffen zu Boden und bewegte sich nur noch wenige Male, ehe das Leben vollkommen aus ihm wich...

Van lächelte zufrieden. Er stieg aus dem Busch und ging auf sein Opfer zu. Es war ein großes Tier und das Lager würde bestimmt zwei oder drei Abende von dem Fleisch satt werden..

Van band dem toten Tier die Beine zusammen und zog den Pfeil heraus. Die blutige Spitze brach er ab und schmiss sie in die Büsche. Dann nahm er das Seil in die Hände und begann, den toten Hirsch in Richtung Lager zu ziehen..

Jeder normale Mann hätte es niemals alleine geschafft solch ein Tier alleine zu ziehen, doch Van schaffte es trotz vieler Anstrengung. Wieso er die Kraft dazu hatte, wusste keiner genau. Nicht einmal er selbst..

Nach einem kurzen, anstrengenden Fußmarsch kam er im Lager an und wartete darauf, dass man ihm den Hirsch abnehmen würde..

Als die Männer ihn erblickten, rannten sie zu ihm und gratulierten ihm zu seiner Beute während sie gemeinsam das riesige Tier in Richtung Feuerstelle brachten..

"Wie hast du denn den erlegt? Das ist ja ein Riesenvieh!" meinte Reeden und Gardess sah Van grinsend an.

"Du hast mehr drauf als ich dachte, Kleiner...Wobei ich von deinen Beweggründen gestern ja nicht so begeistert war.."

Die Männer verstummten und sahen Gardess verdutzt an. Es kam selten vor dass man Van kritisierte, und wenn es dann doch jemand wagte sich gegen seine Methoden auszusprechen dann bereuten es diese in verschiedenster Weise.

Schnell legten sie den Hirsch neben der Feuerstelle ab und riefen einigen Frauen zu, sie sollen sich darum kümmern..

Van ging wortlos davon.......
 

Kaum eine Stunde später traf sich das gesamte Lager der Abaharakis an der Feuerstelle, um gemeinsam zu essen. Die wenigen Frauen im Lager gaben den Hungrigen die gutriechenden Mahlzeiten bestehend aus Fleisch und Reis aus. Auch Milerna und Hitomi erhielten ihre Portion und setzen sich gemeinsam auf einen der vielen Baumstämme. Milerna bemerkte, dass sich Hitomi sichtlich unwohl vorkam. Scheu blickte sie umher und kaute nervös auf dem Fleisch herum.

"Köstlich..."entgegnete Milerna und versuchte so, Hitomi zum Reden zu bringen. Doch diese schwieg und sah sich weiter um. Bis sie ihn erblickte. Sie glaubte in diesem Moment vor Panik zu zergehen, doch sie zwang sich selbst sich zu beherrschen.. Hitomi wusste nicht wieso aber sie fürchtete diesen Mann. Nicht nur, weil er sie verletzt hatte. Irgendetwas anderes an ihm jagte ihr eine seltsame Angst ein. Umso erstaunter war sie, als sie ein junges Katzenmädchen neben ihn setzte und munter auf ihn einredete. Er antwortete kaum, meistens nickte er nur oder brachte ein zwei Wörter über die Lippen...

"Das ist Merle...Sie kennen sich seit sie kleine Kinder waren......" klärte Milerna die Situation auf. Hitomi fühlte sich ertappt, woher wusste Milerna dass sie sich Gedanken über das Katzenmädchen machte?

"Ich habe ihm immer noch nicht verziehen wie er dich behandelt hat.." meinte Milerna mit hochgehobenen Kopf.

Hitomi antwortete nicht und wandte ihren Blick wieder dem jungen Mann und dem Katzenmädchen zu. Und dann geschah es..

Er sah auf und ihre Blicke trafen sich. Hitomi glaubte, sie würde ersticken.. Er sah sie, trotz der weiten Entfernung, so intensiv an dass es ihr alles zuschnürte.
 

Van bemerkte, dass er von irgendjemandem beobachtet wurde. Doch als er aufsah hätte er nicht damit gerechnet, sie zu sehen. Und als er ihren Blick sah wusste er eines sicher:

Sie fürchtete sich vor ihm.

Und das war auch gut so. Je mehr Angst sie vor ihm hatte, desto weniger Probleme würde sie ihm machen. Doch Van konnte sich nicht helfen, schon als er diese Augen das erste Mal gesehen hatte war er fasziniert von ihnen gewesen. Er konnte sich nur nicht erklären warum. Das knielange, blaue Kleid war das genaue Gegenteil von dem was sie getragen hatte als er sie im Wald aufgefunden hatte. Er ertappt sich bei einem Gedanken, dessen Ausmaße er lieber nicht weiter ergründen wollte.

"Wärst du bloß von deinen eigenen Soldaten getötet worden.." dachte er hasserfüllt, als er wieder an die Nacht in der Waldhütte dachte...
 

"Wir haben nur einen Auftrag und der lautet vernichtet den Schlüssel. .Also sag uns wo er ist, räudiger Hund!"
 

Die Worte des Soldaten ergaben für Van absolut keinen Sinn. Er könnte sich verfluchen dass er diese Frau mit hierher gebracht hatte.. Nun, bald würde er wissen wer sie genau war und was ihr Auftrag war. Das Verhör sollte abends, nach der Dämmerung stattfinden und Van freute sich darauf ihre wahre Identität zu erfahren.. Vielleicht war er ja dann seinem Ziel, die Armee der Zaibacher zu zerschlagen ein kleines Stückchen näher gekommen..

Er warf ihr einen letzten, kalten Blick zu und wandte sich dann wieder an Merle.

Van ahnte nicht, wie sehr ihn die heutige Nacht noch verfolgen würde...
 

Hitomi wusste nicht einmal mehr seinen Namen, doch nun war sie sich einer Sache sicher:

Er hasste sie. Er hasste sie abgrundtief. Die Art wie er sie ansah hatte es verraten.

So kalt....so....abwertend.. Die Worte ihres Vaters waren also doch war..

Sie war ein unnutzes, störendes Wesen das einfach nicht akzeptiert werden konnte..
 

"Du bist eine verfluchte Seherin und wirst auch wie eine sterben!"
 

In diesem Moment fragte sie sich, warum Milerna so freundlich zu ihr war. Doch sie wurde aus ihren Gedanken gerissen als einige der Männer begannen, in die Hände zu klatschen als plötzlich Sake serviert wurde..

Hitomi sah ein letztes Mal zu dem jungen Mann, doch er hatte den Blick abgewendet und schien sich wieder voll und ganz auf sein Essen zu konzentrieren während das Katzenmädchen weiter mit ihm sprach..

"Schmeckt dir dein Essen nicht mehr?" fragte schließlich Milerna.

Hitomi schüttelte den Kopf und begann langsam, weiterzuessen...

"Du bist sehr dünn, du solltest etwas mehr essen..." entgegnete sie besorgt.

"Ich komme aus der untersten Schicht, da ist es normal das man nicht besonders viel zu Essen hat..." entgegnete sie leise. Milerna konnte es kaum verstehen, verzichtete aber darauf Fragen zu stellen. Sie wusste, das Verhör rückte immer näher und dort würde Hitomi einiges ertragen müssen..
 

Zusammen schritten die beiden Männer durch das Lager. Das Feuer war schon längst aus, nur noch die Glut flackerte rötlich vor sich hin..

"Du handelst unüberlegt.. Ich will dir nichts Böses, das weißt du. Aber du solltest in Zukunft besser über dein Handeln nachdenken.."

"Hör auf so zu reden, du bist nicht mein Vater.." antwortete Van sichtlich gereizt.

Gardess sah ihn traurig an.

"Ja das bin ich nicht. Doch hätte er gesehen, was du mit dieser Frau gestern gemacht hast dann wäre er sicher sehr wütend gewesen.."

"Hör gefälligst auf und lass die Toten ruhen..." presste er hervor.

Gardess schwieg eine Weile und sah Van abwesend an.

"Auch ich habe nicht vergessen was damals passiert ist.. Aber das ist schon Jahre her..."

"Nicht für mich.."

"Hör auf deinen Hass an anderen auszulassen, du verletzt so nur..."

"Was verlangst du von mir, soll ich dieses Weib jetzt etwa als Entschuldigung heiraten?" rief er wütend. Gardess blickte ihn beschwichtigen an..

"Ich verlange doch gar nicht viel, nur dass du dich entschuldigst..."

"Wieso sollte ich.."

Ohne weiteres ging er an Gardess vorbei und lief in Richtung des größten Zeltes, dass es im Lager gab. Resigniert ging Gardess ihm hinterher. Allen wartete bereits auf sie...
 

"Ich bin gespannt, was uns erwartet..."

Allen lehnte sich gelassen an einem der Holzpfeiler ab und blickte in die Runde. Nur die Ranghöchsten und Ältesten waren in dem Zelt versammelt. Zusammen waren es gerade mal sieben Männer, die alle verteilt um einen Tisch saßen und sich umblickten.

"Allen, wie lange..."

Reeden wurde in seinen Worte unterbrochen, als der Vorhang des Zeltes aufging und Van und Gardess gemeinsam eintraten.

"Seine Majestät beehrt uns mit seiner Anwesenheit.." meinte Lanos, einer der Krieger schmunzelnd. Er war ein gut gebauter, junger Mann in Vans Alter und hatte schon sein ganzes Leben lang für die Abaharakis gekämpft. Sein Vater, Phytos, saß neben ihm und sah Allen abwartend an. Er sprach kaum, besonders seit dem Tod seiner über alles geliebten Frau. Viele wurden bei dem Überfall auf das Lager vor wenigen Jahren getötet, und unter ihnen war auch Phytos Frau.. Er schwor ihren Mördern Rache. Die letzten im Bunde waren Osan und Argoun, beides ehemalige Soldaten in der Armee des Königs von Asturia. Sie hatten sich von ihrem König abgewandt als sie von der Verbindung zwischen Asturia und Zaibach erfuhren. Für sie war es eine Art Verletzung ihrer eigenen Ehre, sie wollten niemandem dienen der sich mit seinen ärgsten Feinden verbündete...Beide waren sie schon etwas ältere, dennoch sehr starke Kämpfer denen kaum jemand gewachsen war. Sie zählten zu den besten Schwertkämpfern Gaias..
 

"Da seid ihr ja..."

Allen deutete den beiden an, sich zu setzen doch während Gardess sich auf einem Stuhl niederließ blieb Van demonstrativ stehen und lehnte sich ebenfalls an einen der Holzpfosten.

"Ich habe Milerna gesagt, sie solle sie herbringen. Es dürfte nicht mehr lange dauern..

Wenige Minuten später ging der Vorhang erneut auf und Milerna trat ein. Allen war verwundert, sie alleine vorzufinden.

"Wo ist sie?" fragte er etwas wütend doch Milerna hob beschwichtigend die Hand.

"Keine Sorge, sie steht draußen. Ich bin nur alleine gekommen um euch alle um etwas zu bitten.."

Durchdringend blickte sie in die Runde und sah jeden prüfend an.

Dann stemmte sie die Hände in die Hüften und begann zu sprechen.

"Ihr werdet sie gefälligst nicht wie einen Zaibacher Soldaten behandeln und werdet nicht grob mit ihr umspringen, verstanden?"

Etwas erstaunt über Milernas herrisches Auftreten ging ein leises Murmeln durch die Reihen.

"Sie hat furchtbare Angst, also macht es nicht noch schlimmer. Es hat mich viel Zeit gekostet sie davon zu überzeugen dass wir ihr nichts Böses wollen also macht meine Anstrengungen nicht zunichte. Das ist alles worum ich euch bitte.."

Bei diesen Worten schweifte ihr Blick zu Van, doch er dachte nicht daran ihr zu verstehen zu geben dass er ihre Worte ernst nahm. Allen nickte und deutete zum Vorhang.

Seufzend begab sie sich dorthin und öffnete ihn..

"Hitomi, komm...Es ist alles in Ordnung. Sie werden dir nichts tun, das verspreche ich dir..."

Hitomi sah sie zweifelnd an und bewegte sich keinen Schritt vorwärts. Sie fürchtete sich zu sehr vor dem, was geschehen konnte. Doch schließlich nahm Milerna sie an der Hand und zog sie unter leisem Protest in das Innere des Zeltes.
 

Sie spürte, wie alle Blicke auf sie gerichtet wurden. Sie konnte gar nichts anderes tun als sich jedes Gesicht genau einzuprägen. Durch das schwummrige Licht erschien ihr die Atmosphäre beinahe düster und beängstigend. Hitomi erkannte den Mann mit den blonden Haaren, Milerna hatte ihn neulich mit Allen angesprochen. Aber alle anderen Gesichter waren ihr unbekannt...Bis auf eines..

Als sie spürte, wie er sie ansah senkte sie sofort den Blick und griff hilfesuchend nach Milernas Hand. Diese führte sie an das Kopfende des hölzernen Tisches und deutete ihr an sich zu setzen. Hitomi fragte sich, weshalb gerade der Mann mit den schwarzen Haaren ihr gegenüberstehen musste. Er schien ziemlich desinteressiert zu sein..

Hitomi erschrak, als Allen plötzlich auf sie zutrat und sich Milerna neben sie setzte..

"Zuallererst möchte ich mich vorstellen. Meine Name ist Allen Shezar, Kommandant des Abaharaki-Clans...Das hier sind Argoun, Lanos, Phytos, Osan, Reeden, Gardess und...ich nehme an Van kennst du wohl bereits...Wir wollen nichts Böses von dir, wir wollen nur wissen mit wem wir es hier zu tun haben. Ich denke du verstehst das..."

Sie nickte nur und starrte auf die Tischplatte.

"Weshalb du hier bist, weißt du sicher...Man munkelt, du bist ein Spion des Black Dragon Clans.."

"Das ist nicht wahr!" rief Hitomi plötzlich, verstummte aber sofort wieder. Allen sah sie verwundert an.

"Das habe ich mir gedacht. Doch Van meint, du wärst einer. Als Grund nannte er mir, du wüsstest seinen Namen. Wie erklärst du mir das?"

Hitomi dachte angestrengt nach. Wie sollte sie diesen Männern erklären, dass sie keine Ahnung hatte von was sie da redeten. Sie sah abwechselnd in die Gesichter der Männer und sie alle warteten auf eine Antwort.

"Ich....ich weiß wirklich nicht, was ihr meint....Wirklich..."

"Du musst doch einsehen, dass dir das hier keiner glauben kann, Hitomi...."

Verzweifelt schüttelte sie den Kopf.

"Nein, ich schwöre es bei allem was mir heilig ist! Ich weiß nichts von irgendeinem Namen geschweige denn von einem....Clan!" rief sie den Tränen nahe. Milerna sah sie beruhigend an, doch es half nicht viel..

"Woher kommst du?" fragte nun Osan.

Etwas erstaunt über den plötzlichen Themenwechsel wandte sie sich ihm zu..

"Aus einem Dorf.....nahe Pallas...ziemlich im Süden..."

"Chatal?"

Hitomi nickte wieder.

"Wie alt bist du und wie viele Jahre hast du dort gelebt?"

"Ungefähr 19 Sommer...schon mein ganzes Leben war ich in Chatal....nie woanders..."
 

Van erkannte die plötzlich Trauer in ihrer Stimme. Er fragte sich ein weiteres Mal, was dort vor wenigen Wochen wohl passiert war. Von Chatal bis nach Tavion war es ein guter Tagesritt, er konnte sich nicht erklären wie ein junges Ding solch eine Reise alleine unternehmen konnte und vor allem... Aus welchem Grund? Tavion war berühmt für sein ausgeprägtest Nachtleben..

"Was hat dich hierher geführt?" fragte Lanos mit ruhiger Stimme und sah sie forschend an. Milerna biss die Zähne zusammen. An seinen Blicken konnte sie erkennen, was für Gedanken in Lanos Kopf noch herumschwirrten. Sie schien ihm zu gefallen, und genau das machte Milerna Angst. Hitomi verkrampfte sich etwas, und Milerna spürte dass mit ihren nächsten Worten schwer zu kämpfen hatte..

Sie musste die Wahrheit sagen, würde sie hier lügen wäre das ihr Todesurteil.

"Man hat mich....an eines der Bordelle in Tavion verkauft..." presste sie hervor und hielt nur mit Mühe die Tränen zurück.

Ein kurzes Raunen ging durch die Runde, und als Allen seine nächste Frage stellte wurde Milerna wütend.

"Wer hat dich verkauft?" fragte er emotionslos.

"Allen es reicht! Musst du das denn unbedingt wissen?!" entgegnete Milerna giftig.

"Es war mein Vater...." brachte Hitomi leise hervor.

"Und wo willst du jetzt hin? Du hast kein Zuhause, nicht wahr? Irgendeinen Ort, an den du gehen kannst?"

"Nein...Meine Großmutter ist vor vielen Jahren gestorben, sie war die einzige die von meinen....Vorahnungen wusste..."

Schnell hielt sie inne und hob sich die Hand vor den Mund.

Van wurde bei dem Wort Vorahnungen hellhörig. Er erinnerte sich an die Nacht in der Hütte, in der sie ihn plötzlich mit glasigen Augen angesehen hatte.....

"Vorahnungen? Was meinst du damit?"

Osan sah sie interessiert an.

Hitomi schüttelte den Kopf.

"Nichts, ich....das war nur...nichts weiter..."

Milerna kniff die Augen zusammen. Sie log, das konnte jeder sehen. Allen beschloss, diesen Punkt zu überspringen. Im Moment interessierte ihn nur die Herkunft und das Vorhaben der jungen Frau. Kurz herrschte Stille, doch Van ließ sich von der tragischen Geschichte der Frau vor ihm nicht beirren.

"Was hast du nachts im Wald gemacht und weshalb hast du mir nachspioniert?"

Seine Stimme klang ruhig. Gefährlich ruhig. Milerna kannte diesen Ton. Hitomi sah verwirrt auf, mied es jedoch ihm in die Augen zu blicken.

"Ich...ich bin...weggelaufen.."

"Wovor? Vor den Soldaten in der Stadt? Vor den Soldaten, die dich geschickt haben?"

"Nein das...das ist nicht wahr ich...ich wollte dort nicht mehr bleiben.. Nicht einen Tag länger wollte ich eine von ihnen sein..."

Van stieß verächtlich die Luft aus und sah sie gefährlich an.

"Ich hasse es, belogen zu werden.."

Die anderen sahen stumm zu, als er sich auf die junge Frau zu bewegte und vor ihr stehen blieb.

"Du weißt ganz genau, was du tun wolltest, Hurenweib. Du hast versucht mich mit deinen billigen Tricks zu ködern um mich abzulenken!" rief er. Seine Faust knallte laut auf den Tisch und Hitomi glaubte, er würde unter der Kraft des Aufpralls zusammenbrechen...

"Nein ich...ich wollte das nicht! Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte und dann...."

Doch weiter kam sie nicht den Vans laute Stimme unterbrach sie.

"Du wagst es, mich so schamlos anzulügen? Ich bin ein Mann und du schuldest mir wenigsten so viel Respekt, die Wahrheit zu sagen!"
 

In Hitomi kroch seit langem wieder die Wut hoch. Schon so oft hatte sie diese Worte gehört, immer wieder wurde ihr klar gemacht dass sie ganz weit unter den Männern stand. Als Frau hatte man Demütigungen und Wut zu ertragen, man nahm sie hin und fragte sich nicht nach dem warum. So brachte ihr es ihre Mutter bei, so wurde sie es gelehrt. Doch Hitomi hatte schon längst den Glauben an die alten Grundsätze verloren. Jahrelang musste sie sich von ihrem Vater anhören, sie sei nur soviel wert wie man es ihr gerade sagen würde. Und jetzt, obwohl sie Meilen von ihrem ehemaligen Zuhause weg war, sollte es gerade so weitergehen?

Was bildete sich dieser Mann eigentlich ein? Sie war kein Wesen, das man einfach so benutzen konnte wann man es wollte.. Ohne weiteres stand sie auf. Sie spürte Milernas Hand auf ihrem Arm, sie wollte sie zurückhalten. Doch eine ihr unbekannte Kraft zwang sie, weiterzumachen.

Van selbst war wenig erstaunt über ihre Handlung. Er hatte sie wütend gemacht und genau das wollte er erreichen. So bekam er vielleicht mehr aus ihr heraus und konnte besser Informationen sammeln. Doch mit ihrer nächsten Handlung hatte er nicht gerechnet...

"Ich schulde dir Respekt? Und was ist mit mir? Wäre ich nicht gewesen wärst du jetzt tot! Erzähl mir nichts von Würde! Du bist nichts weiter als einer von ihnen!!!!!!"
 

Mit diesen Worten hob sie ihre Hand und traf Vans Wange mit solch einer Wucht, dass sich sein Kopf leicht zur Seite neigte. Milerna hob erschrocken die Hände vor den Mund und die anderen Männer, allesamt Allen, sahen sich sprachlos an.

Hitomi konnte nicht glauben, was sie gerade getan hatte.. Ihre Lippen zitterten und sie sah mit geweiteten Augen auf ihre Hand, die durch den Schlag etwas weh tat.

Ihr erster Gedanke war zu rennen. Doch wohin? Es gab keinen Ausweg, und das wusste Hitomi.
 

Sie schlug härter zu als er angenommen hatte. Van musste zugeben, dass es ihm sogar etwas weh tat. Als er nach wenigen Momenten wieder alle Sinne beisammen hatte, sah er sie an. Sie zitterte am ganzen Leib, es schien als ob sie ihre Tat mehr als bereute.

"Du kannst den Göttern danken dass du eine Frau bist, sonst wärst du jetzt tot..."

Van lehnte sich zu ihr und sah ihr hasserfüllt in die Augen.

"Tu das nie wieder....oder ich vergesse meine Ehre...."

Milerna sah ihn geschockt an, sie wusste nicht wie sie darauf reagieren sollte. Bisher hatte es niemand gewagt Van zu schlagen. Hitomi schien mehr als verängstigt, doch Milerna fragte sich woher sie den Mut dazu nahm solch eine Tat zu vollbringen. Nicht einmal einer verheirateten Frau war es gestattet, ihren Ehemann zu schlagen.. Dieser Akt viel unter den höchsten der Respektlosigkeit und wurde von keinem Mann auf Gaia geduldet..
 

"Was für eine Respektlosigkeit...Diesem Weib sollte mal jemand Manieren beibringen.." flüsterte Argoun mit dunkler Miene. Allen deutete Van an, sich von der Frau zu entfernen. Dieser ging nach einem kurzen Blick zu Milerna in Richtung Ausgang und wollte hinaus...

"Wo gehst du hin?" rief Allen.

"Ich habe genug gehört...Von mir aus macht was ihr wollte aber lasst mich mit diesem Weib in Frieden..."war seine Antwort.

"Hör auf so zu reden, du bist selber schuld!" meinte Milerna.

"Milerna bitte, jetzt fang auch nicht du noch an..."

Wütend fuhr sie herum und sah Allen mit blitzenden Augen auf.

"Nein, er hat es verdient! Wieso gehst du mit jedem Menschen um als ob er dir Untertan ist?" rief sie Van zu. Doch der drehte sich nur um und schwieg..

"Es reicht. Das führt doch zu nichts!" warf Allen ein.

"Wir wissen nun woher sie kommt, was sie getan hat und wer sie ist...Was gedenkst du nun zu tun, Allen?" fragte Phytos.

Bevor er antwortete, sah er ein weiteres Mal auf Hitomi, die mit gesenktem Kopf auf dem Stuhl saß und Milernas Hand dankend hielt. Dann glitt sein Blick hinüber zu Van, der sichtlich genervt am Ausgang des Zeltes stand und darauf wartete, endlich gehen zu können.
 

"Ich stelle sie unter deinen Schutz. Du wirst sie beschützen, verstanden?"

Alle Anwesenden sahen Allen ungläubig an.. Milerna konnte nicht fassen, was er gerade eben gesagt hatte. Van war geschockt, das war das Letzte das er erwartet hatte. Er ballte die Hände zur Faust und sah Allen wütend an.

"Was? Bist du noch ganz bei Trost?" rief er doch Allen ließ sich nicht beirren.

"Du hast gerade eben perfekt bewiesen dass du dich anscheinend doch kontrollieren kannst. Außerdem hast du sie mit hierher gebracht, also mache ich dich für all ihre Taten verantwortlich. Du wirst sie beschützen und ihr helfen, wieder nach Hause zu kommen...Das ist mein letztes Wort.." Damit wandte sich Allen ab und ging auf Milerna zu..

"Das ist nicht dein Ernst!" meinte sie kopfschüttelnd.

"Willst du, dass er sie umbringt? Keine Sekunde werde ich sie alleine mit ihm lassen!"

"Meine Entscheidung ist gefallen..."antwortete Allen.

"Deine Entscheidung? Allen ich bitte dich! Entweder er tötet sie oder sie wird schwanger!!! Beide Möglichkeiten sind schrecklich!"

Während Milerna Allen anschrie, bemerkte sie dass Hitomi langsam begann zu schluchzen. Sie hielt inne und wandte sich der jungen Frau zu..

"Hitomi.. Sei unbesorgt, ich werde das verhindern. Ich lasse nicht zu dass er so mit dir umspringt..""

"Es tut mir leid, dass ich euch nur Probleme mache...." presste sie leise und unter Tränen hervor. Van sah sie ein weiteres Mal weinen, und obwohl er es nicht zugeben wollte gefiel es ihm gar nicht sie so zu sehen. Seine Wut schien plötzlich etwas verflogen zu sein und er wandte sich so ruhig wie möglich an Allen.

"Ich bin keine Amme, die auf kleine Kinder aufpasst. Du solltest deinen Entschluss lieber noch einmal überdenken, Kommandant."

"Das glaube ich auch..."mischte sich Lanos ein. Er stand auf und sah Van seltsam kalt an.

"Ich finde, du solltest solch ein hübsches Geschöpf nicht in die Obhut eines wilden Drachen geben."

"Du mieser..." brachte Van hervor und musste sich schwer beherrschen.

"Kontrolliere dein Temperament, Fanel. Langsam bin ich deine Wutausbrüche wirklich leid."

Hitomi sah die beiden Männer verwundert an. Sie wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht und blickte immer wieder zwischen Lanos und Van hin und her. Ein unerklärlicher Konkurrenzkampf lag in der Luft und Allen trat zwischen die beiden.

"Beruhigt euch. .Lanos ich weiß dass du meine Entscheidung nicht gerne akzeptierst aber du wirst dich damit abfinden müssen.."

"Wieso sollte ich? Ihr alle wisst so gut wie ich was er mit ihr anstellen wird! Milerna hat vollkommen recht!"

Phytos stand ebenfalls auf und sah seinen Sohn beruhigend an. Doch der dachte nicht daran sich geschlagen zu geben.
 

"Und das von einem Mann, der es nicht einmal fertig bringt seine eigene Familie zu beschützen.." sagte Van mit hoch erhobenem Kopf.

"Schweig oder du wirst es bereuen.." zischte Lanos mit dunkler Miene.

"Ich zittere vor Angst.. Aber wenn du sie gerne haben willst sollst du sie dir ruhig nehmen, ich werde dich nicht daran hindern..."

Er ging erneut auf den Ausgang zu, doch Milerna hielt ihn zurück.

"Hast du denn überhaupt kein Herz?"

"Dieser Hund hat nur eines im Kopf.. Diesen verdammten Drachen zu finden! Wie viele Jahre hast du schon verschwendet, Fanel? Sieben, Acht? Finde dich damit ab du wirst Escaflowne niemals finden. Genauso wenig wie die Cerridwen.. Dir wird es niemals gelingen, sie ausfindig zu machen.." sagte Lanos mit einem hämischen Lächeln.

"Escaflowne? Cerridwen?" flüsterte Hitomi. Sie hatte keine Ahnung, über was hier gesprochen wurde..

"Schweigt!" rief Allen und alle verstummten.

"Seit wann bekämpfen wir uns untereinander? Wir sind eine Einheit, hier ist kein Platz für sinnlose Streitereien! Lanos, du findest dich damit ab und hörst auf zu keifen, Milerna du hast gehört was ich gesagt habe also zweifle nicht an meinen Worten! Und du Van...du wirst genau das tun was ich dir aufgetragen habe. Ich bin der Kommandant und meinen Worten wird Folge geleistet! Haben wir uns alle verstanden?"

Sie nickten widerwillig...

"Gut..."

Allen wandte sich erneut an Milerna.

"Zeig Hitomi, wo Vans Zelt ist und bring ihre Sachen dorthin. Ich werde das Gefühl nicht los das irgendjemand hinter ihr her ist, deshalb halte ich es für das beste wenn sie bei Van bleibt. Er wird wissen was zu tun ist falls uns jemand angreifen sollte.

Hitomi wusste nicht wohin mit ihren Gedanken. Sie konnte sich schlecht gegen das Urteil des Kommandanten auflehnen, aber sie wollte unter gar keinen Umständen bei diesem Mann bleiben.. Milerna stand auf und zog sie mit sich..

"Wie du befiehlst...Kommandant.."

Mit diesen Worten zog sie mit Hitomi an Van vorbei und führte sie hinaus. Allen schritt auf Van zu und sah ihn durchdringend an.

"Du rührst sie nicht an, verstanden? Wir haben hier keinen Platz für eine Horde deiner Abkömmlinge, wenn du verstehst..."

Van verdrehte die Augen und sah Allen gleichgültig an.

"Ist ja schon gut.. Als ob sie mich interessieren würde." murmelte er und verließ daraufhin das Zelt. Die Männer sahen sich eine ganze Weile unschlüssig an. Sie konnten Allens Entscheidung nicht ganz verstehen..

Dennoch respektierten sie sie, die Zukunft würde schon zeigen was geschehen wird....
 


 

"Keine Angst, er wird dir nichts tun .Er mag vielleicht wie ein Mörder aussehen, aber seine Ehre verbietet ihm dir etwas zu tun.."

Milerna versuchte vergeblich, Hitomi etwas aufzuheitern. Sie saß mit gesenktem Kopf und verweinten Augen auf dem Bett und spielte nervös mit ihren Händen.

"Außerdem ist ja auch noch Merle da, das kleine Katzenmädchen. Du wirst dich sicher mit ihr verstehen.."

Milerna wusste, dass das eine Lüge war. Merle hasste jegliches weibliche Wesen, dass ihrem Van zu nahe kam. Sie hoffte nur das würde nicht in einem Desaster enden..

"Er.. nannte dich vorhin Prinzessin.. Wieso?"

Milerna sah verwundert auf und legte ein paar Tücher in die kleine Stofftasche, die sie für Hitomi zusammenpackte.

"Nun...ich war vor langer Zeit eine..."

"Wirklich?"

Milernas Gesichtsausdruck wurde traurig und Hitomi fragte sich, was wohl vorgefallen war.

"Mein Vater.. ist der König von Asturia.."

Hitomi sah erschrocken auf. Natürlich, wieso hatte sie nicht früher daran gedacht. Sie wusste, dass sie den Namen Milerna schon einmal irgendwo gehört hatte.

"Dann bist du...die verstoßene Prinzessin?"

Traurig nickte sie. Hitomi stand auf und ging auf sie zu.

"Das tut mir leid....wirklich...Ich wollte dich nicht traurig machen..."

"Nein ist schon in Ordnung. Es ist Jahre her und ich bin längst darüber hinweg..."

Hitomi wusste, dass sie log doch sie beschloss zu schweigen. Es war seltsam, Milerna erschien ihr immer so stark. In der kurzen Zeit die sie sich nun kannten hatte sie vieles von ihr gelernt. Sie war eine starke Frau. Hitomi wünschte sich, wenigstens ein bisschen so wie sie zu sein. Milerna verschloss die Stofftasche und gab sie Hitomi.

"Hier, ich hab dir ein paar Sachen zusammen gepackt.. Ich denke das ist das nötigste was du brauchen kannst.."

Dankend nahm Hitomi die Tasche an. Sie war es nicht gewohnt, dass sich jemand so um sie sorgte. Es war ein seltsames Gefühl.

"Ich danke dir.."

"Nichts zu danken. Weißt du, es tut gut endlich mal auch eine Frau unter all den Männern zu kennen. Wir sind nicht besonders viele, und die meisten haben selber ihre Familien. Manchmal kommt man sich richtig einsam vor.."

Hitomi sah sie wissend an und nickte.

"Ich weiß, wie man sich dabei fühlt..."flüsterte sie.

"Was ist das für eine Kette? Sie ist sehr schön..." Milerna deutete auf den rosa Stein um ihren Hals.

"Die habe ich von meiner Großmutter bekommen....Ich glaube es ist das einzig wertvolle, das ich besitze.."

"Es ist wunderschön.. Sie wäre sicher stolz auf dich.."

Milerna beschloss, nicht nach den "Vorahnungen" zu fragen die Hitomi vorhin versehentlich erwähnt hatte. Obwohl sie es brennend interessierte..

Zusammen gingen sie hinaus. Hitomi wusste nicht, was sie erwartete. Die Furcht kroch wieder in ihr hoch aber sie beruhigte sich mit dem Gedanken dass sie nicht ganz alleine mit Van sein musste. Sie fragte sich, wie diese Merle wohl war...

Nach einem kurzen Fußmarsch waren sie an dem Zelt angekommen. Milerna schlug sichtlich genervt den Vorhang auf.

"Van komm raus, und sei bloß guter Laune!"

Hitomi stand einige Meter abseits und wartete darauf, dass der Mann mit den schwarzen Haaren aus dem Zelt trat. Doch es kam jemand anders heraus.

"Milerna was machst du hier für ein Gebrüll...."

Merle steckte ihren Kopf aus dem Zelt und sah Milerna verschlafen an. Sie blickte zu Hitomi und dann wieder zu Milerna. Dann sah sie den Beutel in Hitomis Hand.

"Was geht denn hier bitte vor?" fragte sie verwirrt. Milerna sah sie bittend an.

"Merle, das ist Hitomi...."

Sie winkte Hitomi her und wartete Merles Reaktion ab. Das junge Katzenmädchen sah Hitomi kritisch an. Sie hatte Van zwar neulich davon abgehalten ihr etwas anzutun, aber trotzdem.. Irgendetwas an ihr gefiel ihr nicht.

"Und?" antwortete sie.

Milerna atmete tief ein und überlegte sich ihre nächsten Worte sehr gut.

"Sie steht ab heute unter Vans Schutz..."

"Was!" rief Merle empört. Sie sah Milerna ungläubig an.

"Du machst Witze!"

Doch Milerna schüttelte nur den Kopf und machte ihr somit deutlich, dass sie es todernst meinte. Merles Schwanz peitschte hin und her. Sie konnte nicht verstehen wieso Van sich dazu bereit erklärte, den Beschützer dieser Frau zu spielen...

"Allen hat es so beschlossen und wir können nichts daran ändern.." sagte Milerna und schob Merle beiseite. Sie zog Hitomi an der Hand in das Zelt. Merle giftete etwas vor sich hin, versuchte jedoch sich zu beruhigen.

"Van ist nicht hier.."

Milerna atmete genervt aus.

"Wo ist er denn jetzt schon wieder?"

Merle stapfte zu ihrer Matratze und ließ sich nieder.

"Vor wenigen Momenten kam Reeden vorbei und meinte, er hätte einen Brief für Van.. Keine Ahnung von wem, jedenfalls ist er dann sofort weg..."

Hitomi seufzte. Sie war müde, langsam wurde ihr alles zuviel. Sie ließ die Stofftasche sinken und sah sich in dem kleinen Zelt um. Es war ziemlich spärlich eingerichtet, nur das nötigste lag auf der einzelnen Kommode. Ein kleiner Tisch befand sich in der hinteren Ecke, darauf waren einige Papiere und Pergamente verteilt. Dann fiel ihr Blick auf das Bett. Und in dem Moment fragte sie sich, wo sie eigentlich schlafen sollte. Es war kein Platz für eine weitere Matratze, geschweige denn für ein Bett. Plötzliche Panik ergriff sie und sie sah Milerna erschrocken an.

"Milerna wo...wo soll ich..."

"Keine Angst, dafür haben wir uns schon etwas überlegt, nicht wahr Merle?" Sie warf ihr einen wissenden Blick zu. Merle wusste sofort was sie meinte und sah wütend auf.

"Was? Niemals! Du kannst mich doch nicht aus meinem eigenen Zelt werfen!" rief sie.

"Ich tue das nicht, aber Allen. Du hast seine Entscheidung gehört, also nimm es an.. Du wirst dich bei mir sicher wohlfühlen."

Hitomi sah entsetzt auf.

"Milerna nein! Du kannst mich doch nicht alleine....alleine mit ihm..."

Sie legte ihr eine Hand auf die Schulter und sah sie zuversichtlich an.

"Ich habe dir doch schon einmal gesagt, dass dir nichts passieren wird. Dafür werde ich sorgen. Van wird dir nichts tun, das verspreche ich dir."

"Aber..."

"Kein aber. Ich halte meine Versprechen.. Immer..."

Hitomi nickte und senkte den Kopf .Merle sah die beiden Frauen immer noch wütend an. Was bildete sich Milerna ein, sie einfach hier heraus zu schmeißen? Und dann sollte sie auch noch Platz für eine andere Frau machen?

Merle fühlte sich schlicht in ihrem Stolz verletzt. Genervt stampfte sie zu ihrer Matratze und packte ihre Habseligkeiten zusammen. Mit peitschendem Schwanz und zurückgelegten Ohren ging sie an Milerna vorbei und würdigte Hitomi keines Blickes.

"Sie scheint wütend zu sein....Sehr sogar..." meinte Hitomi betrübt. Aber Milerna winkte ab.

"Nimm dir das nicht so zu Herzen, sie ist ständig so. Merle giftet jeden an der ihrem Van zu nahe kommt.."

Hitomi sah sich suchend um.

"Was suchst du?" fragte Milerna, die ihre Blicke richtig gedeutet hatte.

"Ich bräuchte einen...Bottich...Ich sollte mich sauber machen und mir dir Haare waschen.."

"Aber natürlich, wieso habe ich nicht daran gedacht!"

Milerna schlug sich leicht die Hand auf die Stirn und verschwand.. Hitomi wusste nicht, ob sie hinterher gehen oder warten sollte. Doch letzten Endes beschloss sie, sich ihre neue Behausung näher anzusehen...Doch ehe sie sich versah trat Milerna erneut ein. Sie hatte einen kleinen Bottich gefüllt mit Wasser in den Händen und in ihrer Tasche hatte sie ein Stück Seife. Schnell stellte sie den sichtlich schweren Bottich ab und warf Hitomi das Stück Seife zu.

"Hier, die hab ich noch bei mir gefunden. Du kannst dich in aller Ruhe waschen, ich werde dann schlafen gehen. Immerhin ist es mitten in der Nacht." fügte sie lächelnd hinzu.

"Ich kann dich doch alleine lassen, oder?"

Hitomi nickte und sah Milerna dankend an.

"Ich bin...dir wirklich sehr dankbar für deine Hilfe.."

"Das tue ich doch gerne. So aber jetzt muss ich los, falls irgendetwas ist oder du es nicht mehr mit unserem König aushältst ruf nach mir. Ich werde inzwischen versuchen Merle zu beruhigen."

Mit einem letzten Lächeln verschwand Milerna nun vollkommen aus dem Zelt und ließ Hitomi alleine zurück. Kurz überlegte sie, was Milerna wohl mit König meinte...

Sie sah auf den Bottich, der randvoll war mit Wasser.

Hitomi kniete sich davor und seufzte. Es blieb ihr wohl nichts anderes übrig als ihre momentane Situation zu akzeptieren, auch wenn sie ihr nicht gefiel.

Ohne weiter darüber nachzudenken öffnete sie die Knöpfe des Kleides und zog es aus. Behutsam legte sie es beiseite und tauchte dann ihre Hände in das angenehm kalte Wasser. Hitomi griff nach der Seife und begann, sich zu waschen..........
 


 

"Hier.. Man sagte mir, der Brief wäre nur für dich bestimmt deshalb hab ich ihn nicht aus der Hand gegeben.."

Van nickte dem Boten dankend zu und nahm den versiegelten Brief an sich. Als er das Siegel mit dem einzelnen Auge darauf erkannte, wusste er dass Dryden sein Wort gehalten hatte.

Der Bote preschte davon und Van ließ den Brief durch seine Hände gleiten. Kurz überlegte er, ob er ihn sofort hier öffnen sollte doch er beschloss diese Möglichkeit nicht zu nutzen. In seinem Zelt wartete Merle, sie würde keine Ruhe geben bis er sie wissen ließ was in dem Brief stand. Doch dieses Risiko wollte er nicht eingehen.

Er ging in Richtung Wald und ließ sich dort an einem der Baumstämme nieder. Sein Schwert ruhte immer in Reichweite. Kurz sah er sich um und vergewisserte sich, dass auch wirklich niemand in seiner Nähe war.

Van riss das Siegel auf und faltete das Stück Papier auseinander. Obwohl Drydens Handschrift nicht gerade die sauberste war konnte er die niedergeschriebenen Worte gut lesen...
 

An Van Fanel,
 

Mein junger Freund du wirst dich wundern doch nach deiner Abreise ist hier etwas seltsames geschehen. Man munkelt ,eine der Huren von Lady Thaleia ist ausgebrochen.. Es würde mich nicht überraschen wenn du etwas damit zu tun hast. .Aber nun, das ist ja nicht von Belang. Was ich dir sagen will ist folgendes:

Ich habe aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass sich Escaflowne im Besitz der Zaibacher befindet. Doch er ist nicht, wie wir alle vermutet hatten ,in ihrer Festung .Nein ,er befindet sich in einem ihrer Luftschiffe, und zwar in genau dem dass sich im Moment in Freid aufhält. Man hat mir gesagt sie würden den Energisten suchen, mit dem man Escaflowne erweckt und sie glauben dass er sich in Freid finden lässt. Welch törichte Idioten. Da zweifelt man doch wirklich an General Adelphos' Intelligenz...Ich hoffe ,du hast ihn gut verwahrt...

Sie wussten, dass sie Escaflowne nicht ohne die Cerridwen erwecken können, aber ich verstehe nicht wieso sie sie dann angeblich versteckt haben. Anscheinend haben sie einen anderen Weg gefunden, den Drachen zum Leben zu bringen. Was aber eigentlich unmöglich ist .Leider weiß ich nicht, wer die Cerridwen ist noch wo sie sich aufhält. Diese Information ist so gut wie nicht zu bekommen, aber ich versuche mein Bestes....

Eines ist sicher: Sie haben ihn, und um ihn zu bekommen haben sie schon viele Menschen getötet. Also sei vorsichtig! Laut meinen Informanten wird sich das Luftschiff bald in Richtung Asturia begeben, sie scheinen sich dort zu sammeln. Es ist seltsam, irgendetwas planen sie...Immer mehr Soldaten des Black Dragon Clans marschieren hier herum, es ist wie ein Nest .Nun, ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen, junger Freund.

Handle nicht unüberlegt, sonst verlieren wir dich noch...
 

Auf bald,

Dryden Fassa
 

Van biss die Zähne zusammen. Also wusste er jetzt, wo sich der Drache aufhielt. Und er würde ihn sich holen. Er faltete den Brief zusammen und stand auf.. Im Lager war es inzwischen ruhig geworden, nur noch wenige waren wach. Lediglich die Wachen waren auf ihren Posten und hielten Ausschau. Er dachte über Allens Entschluss nach. Es gefiel ihm gar nicht, doch es brachte nichts sich gegen Allen aufzulehnen. Schon oft hatte er es versucht und nie hatte er etwas erreicht. Van wusste das Allen ihn respektierte doch trotzdem traute er ihm zu das alles nur aus reinem Trotz veranstaltet zu haben..

Jetzt hatte er ein verängstigtes junges Ding am Hals, das im besten Fall auch noch ein Spitzel der Feinde war. Mit festen Schritten ging er in Richtung Zelt...Als er den Vorhang beiseite zog und eintrat, glaubte er nicht richtig zu sehen.

Dort vor ihm kniete eine junge Frau auf dem Boden und hatte den Rücken zu ihm gewand. Die Tatsache dass sie bis auf den kurzen Unterrock nackt war machte ihm mehr zu schaffen als die Frage, was sie hier eigentlich tat.

Sie schien ihn nicht bemerkt zu haben, denn sie fuhr ohne Unterbrechung fort sich mit einem Tuch zu waschen.. Van sah, wie sie sich nach vorne beugte und ihre Haare in den Wasserbottich tunkte...

"Bei allen Göttern was...."dachte er verwirrt.

Hitomi wusch ihre Haare und ahnte nicht, dass bereits jemand hinter ihr stand..

Doch als sie schließlich ein lautes Räuspern hörte, riss sie erschrocken die Augen auf und fuhr panisch um...

Das Wasser spritze für einen kurzen Moment umher und sie sah Van geschockt an. Der stand ebenfalls stocksteif da und wusste nicht, wie er sich verhalten sollte.

Hitomi bemerkte nach einiger Zeit des Ansehens, dass sie kaum etwas anhatte. Ihr schoss die Röte ins Gesicht und schnell suchte sie nach ihrem Kleid, dass sich aber zu ihrem Leidwesen auf dem Bett befand. Also griff sie nach dem nächstbesten das sie zur Hand hatte:

Einem handtuchähnlichen Laken, dass eigentlich für ihre Haare gedacht war. Während sie das Stück Stoff schnell um ihren Körper wickelte entschuldigte sie sich murmelnd bei dem jungen Mann, der sie immer noch ungläubig anstarrte.

"Oh Gott, es tut mir leid....bitte ich....ich habe nicht gedacht dass Ihr....Bitte verzeiht..."

Van erwachte aus seiner Trance und sah sie plötzlich wütend an. Das war schon das zweite Mal dass sie seine Begierde erweckte und es gefiel ihm ganz und gar nicht. Wenn er nicht aufpasste würde er noch nachgeben, und das wäre nicht nur für sie ein Desaster.

Er versuchte, seine Gedanken zu kontrollieren aber die Erinnerung an ihren Porzellan ähnlichen Rücken ließ sich nicht vertreiben.. Er fragte sich, woher sie die wenigen Narben hatte die sich leicht auf ihm abzeichneten...Ihre Haare klebten an ihren Schultern und Van versuchte verzweifelt nicht auf die Stellen zu sehen, die sich so wohlgeformt unter dem Handtuch abzeichneten...Als er sich schließlich gesammelt hatte schritt er wortlos an ihr vorbei und begab sich zu dem Tisch, der in der hinteren Ecke stand..

"Was machst du hier?"

Hitomi zuckte leicht zusammen, als sie ein weiteres Mal seine tiefe Stimme vernahm.

Sie drehte sich nicht um, als sie antwortete..

"Milerna....hat mich her gebracht..."

"Wo ist Merle...."fragte er.

"Sie...ist bei ihr...."

Van antwortete nicht, er konnte sich denken was das zu bedeuten hatte. Jetzt hatte er noch ein Problem, um das er sich kümmern musste. Er war verpflichtet, diese Frau zu beschützen und würde er Allens Anweisung nicht nachkommen wäre das sein Untergang.

"Verdammt!" dachte er und warf den Brief auf den Tisch.
 

Hitomi beobachtete, wie er ein kleines Stück Papier von sich warf. Sie begann zu frieren, und die Tatsache dass ihre Haare nass waren machten die Situation nicht gerade besser. Sie stand auf und begab sich zum Bett. Dann griff sie nach ihrem Kleid und sah sich nach einer Abschirmung oder etwas ähnlichem um. Doch sie fand nichts.

"Keine Angst, ich werde schon nicht hinsehen.."

Vans Stimme klang genervt, doch in Wahrheit musste er sich sehr beherrschen sie nicht ständig anzustarren. Er wusste nicht wieso aber diese Frau löste etwas in ihm aus, das er nicht definieren konnte. Er hatte schon viele von ihnen bei sich gehabt, doch keine hatte ihn auf diese erschreckende Weise fasziniert.

Hitomi drehte sich etwas erleichtert um und beeilte sich, eines der Nachthemde anzuziehen dass Milerna ihr gegeben hatte. Dann wickelte sie ihre Haare in das Leinentuch und band sich eine Art Turban...

Van saß mit geschlossenen Augen auf dem Stuhl und überlegte sich, was ihm gerade mehr Kopfschmerzen machte. Das Wissen dass sich der weiße Drache in Freid, von seinen Feinden bewacht, befand oder die Tatsache dass eine halbnackte Frau ab heute in seinem Zelt wohnen würde, für die er auch noch so etwas wie Begierde empfand.
 

Als sie sich vergewissert hatte, dass sie ihr Nachthemd so gut es ging zugeknöpft hatte bemerkte sie, dass sie beobachtet wurde. Hitomi drehte sich um, doch er saß mit Blick auf ein Stück Papier auf dem Stuhl und bewegte sich kaum. Sie fragte sich, worüber er wohl gerade nachdachte..

Sie hatte seinen Namen vergessen.. Es ging alles zu schnell und das Geschehene spielte sich wie ein zu schnelles Lied vor ihrem Inneren Auge ab. Milerna sagte, es würde ihr hier nichts geschehen. Doch sie wusste nicht, ob sie darauf vertrauen konnte.. Niedergeschlagen ließ sie sich auf der schon etwas durchgelegenen Matratze nieder. Hitomi konnte nichts anderes tun als zu warten. Sie hatte keine andere Wahl.. Die Nacht war schon längst hereingebrochen und jetzt überkam auch sie die Müdigkeit. Kurz blickte sie zu dem jungen Mann hinüber. Er schien nicht im Traum daran zu denken sich schlafen zu legen...

"Ich...ich habe Euren Namen vergessen..." sagte sie leise und hoffte auf eine ruhige Antwort.

"Wieso interessiert dich das?" fragte er sichtlich genervt. Hitomi seufzte...Sie wollte sich für ihr Veralten während des "Verhörs" entschuldigen, aber er schien es ihr schwerer zu machen als sie es sich erhofft hatte.

"Ich...wollte mich bei Euch entschuldigen...wegen...der Ohrfeige.."

Van setzte sich aufrecht auf seinen Stuhl und nahm das Schwert von seiner Hüfte. Hitomi befürchtete, er würde jeden Moment damit auf sie losgehen doch er hatte etwas ganz anderes vor.. Nachdem er sich ein Tuch aus einer der Schubladen geholt hatte begann er, die silberne Klinge zu polieren wie es nur ein Krieger, dem sein Schwert alles bedeutete, tun konnte. Lange Zeit herrschte Stille..

"Glaubst du etwa dieser schwächliche Schlag hätte mir in irgendeiner Weise weh getan? Du bist mehr als naiv...."

Hitomi war sichtlich verletzt über diese Worte, doch sie ließ es sich nicht anmerken..

"Ich könnte mich besser entschuldigen wenn ich Euren Namen kennen würde...."

Van ließ das Schwert auf den Tisch sinken und nahm sich nun den Griff vor...

"Hör zu, deine Entschuldigung interessiert mich nicht im geringsten. Sei still und geh mir mit deinem Gerede nicht auf die Nerven, wenn es nach mir gehen würde wärst du schon lange im Wald ausgesetzt worden..."

Hitomi senkte den Kopf und schloss die Augen. Noch ein Ort, an dem man sie nicht haben wollte. Vans Worte waren mehr als deutlich, er wollte sie unter keinen Umständen bei sich haben...

"So langsam sollte ich mich daran gewöhnt haben...Was ist schon dabei....Es kann nicht jeder einen festen Platz in der Welt haben..." dachte sie als sie die Decke zurückschlug und auf ihr neues Bett starrte. Hitomi vermisste ihren Bruder. Er war, mit ihrer Großmutter, der Einzige, der sie als normalen Menschen gesehen hatte.. Keine Verfluchte, kein Dämon..

Die Menschen in ihrem Dorf hassten sie für das, was sie war.. Doch Hitomi wollte dieses Etwas gar nicht sein.
 

"Es.. tut mir leid..." flüsterte sie und legte sich auf die Matratze. Für was sich noch entschuldigen? Es gab so viele Dinge die sie nicht wollte, aber sie waren nun einmal so geschehen. Das Leben erscheint einem plötzlich sehr monoton und still....Hitomi fürchtete sich längst nicht mehr vor dem allein sein. Sie fürchtete sich, zu vergessen. Freude, Glück...Liebe. Konnte ein Mensch überhaupt ohne diese Dinge leben?

Anscheinend ja...
 

Van war sich sicher, dass seine groben Worte sie schwer trafen. Doch es sollte ihn nicht kümmern, was interessierten ihn schon die Gefühle einer Frau?

Das er log, war ihm in diesem Moment bewusst. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete er, wie sie den Kopf senkte und sich auf das Bett legte.. Ihm fiel auf, dass sie das oft tat.. Dieses beschämte zu Boden sehen. Als ob sie für all das Leid und all das Schlimme in dieser Welt verantwortlich wäre.. Er hörte sie eine leise Entschuldigung flüstern, achtete aber nicht weiter darauf und konzentrierte sich nun voll auf sein Schwert. Van betrachtete das Wappen, das darauf prangte..

Der Hass auf ihn drohte wieder in ihm aufzusteigen, doch Van versuchte sich zu beherrschen.

Er sah ein weiteres Mal kurz zu ihr und erkannte, dass sie sich bereits hingelegt hatte. Er konnte sich kaum vorstellen, dass sie alte Matratze besonders bequem war.. Selbst Merle klagt manchmal über sie...

Er schüttelte den Kopf....Immerhin war es nicht seine Aufgabe, sich um ihr Wohlbefinden zu kümmern...Und doch.. Van hatte gesehen, was für Blicke Lanos ihr zugeworfen hatte. Er sah sie seltsam lächelnd an. Und seine Reaktion auf Allens Entschluss war auch merkwürdig. Gereizt dachte er an Milerna.

"Nicht ich bin eine "Gefahr" für sie sondern Lanos! Dieser miese Hund will sie in seinem Bett haben, dass sieht doch ein Blinder..." rief er ihr mental ins Gesicht.

Nach einigen Minuten war sein Schwert poliert und er steckte es zurück in die Scheide.

Verwundert stellte Van fest, dass sie anscheinend bereits eingeschlafen war.

Er stand auf und trat mit leisen Schritten an sein Bett. Daneben, auf der Matratze auf dem Boden, lag sie und atmete gleichmäßig ein und aus.

"Gut, wenigstens ist sie still.." dachte er und zog sich sein Hemd über den Kopf und legte seine Schützer, die seine Hände umrandeten, ab....Die Lampe, die das Zelt in ein fahles Licht tauchte, thronte über dem Bett und Van wollte sie bereits ausmachen als er einen letzten Blick auf Hitomi warf.. Etwas ungläubig beugte er sich über die Kante seines Bettes und sah ihr verwundert ins Gesicht. Sie hatte ein unglaublich sanftes Gesicht, doch eine Tatsache störte ihn plötzlich...

Ein paar einzelne Tränen bahnten sich den Weg nach außen. Niemand sollte sie sehen, doch Van war wohl der Erste der sie zu Gesicht bekam. Für einen kurzen Moment dachte er über den Grund ihrer Tränen nach...Doch sein rationaler Verstand siegte und Van beschloss, nicht mehr darüber nachzudenken.. Es war nicht seine Sache und es kümmerte ihn auch nicht weiter..

Er löschte das Licht, ließ sich in sein Bett fallen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf...

Hitomi weinte stille Tränen, weshalb wusste sie nicht einmal mehr. Es passierte einfach, meistens Nachts. Van bemerkte nicht dass sie genauso lange wach lag wie er. Kein Laut drang aus ihrem Mund nach außen und als sie sogar zu müde zum Weinen war fiel sie in einen unruhigen Schlaf....

Sie hörte nicht mehr dass Van sich nach etlichen langen Minuten erneut aufrichtete und die Augen schloss, ehe er leise Worte in ihre Richtung flüsterte....
 

"Mein Name.....ist Van......"
 

Verwirrt starrte Allen auf das Blatt Papier, dass er in seiner Hand hielt. Er sah Phytos fragend an.

"Und du bist dir ganz sicher?"

Phytos nickte und kratzte sich an seinem Bart..

"Wieso sollten unsere Außenposten Scherze machen?"

Allen wusste, dass er recht hatte doch es gefiel ihm gar nicht.

"Also doch...Pallas ist ihr nächstes Angriffsziel. Wir müssen sie warnen.."

"Und wie? Willst du einfach in den Palast spazieren und uns ankündigen?"

Lanos musste grinsen und für sich durch sein schulterlanges, braunes Haar..

"Es ist schön zu hören, dass wenigstens einer von uns noch den Nerv hat Witze zu reißen." bemerkte Allen spitz.

Die Männer saßen zusammen unter einem kleinen Unterstand in der Nähe der

Feuerstelle. Der Baldachin schützte sie vor der heißen Mittagssonne, die hell vom Himmel schien und den Frauen das Arbeiten sichtlich erschwerte..

Vor wenigen Minuten kam ein Schreiben von einem der Außenposten in Pallas und überbrachte Allen die niederschmetternde Nachricht. Es war sicher, die Zaibacher würden noch in den nächsten Tagen Pallas angreifen..

"Wieso tun sie das? Asturia zählte zu ihren Verbündeten.." dachte Lanos laut.

"Welch törichte Frage. Ein Zaibacher kennt nicht die Bedeutung von Ehre und Tugend, also frage nicht solch dummes Zeugs.." entgegnete Phytos gelassen. Allen sah die Männer abwechselnd an.

"Und, was gedenkst du zu tun?" fragte Lanos.

"Ich denke, du weißt das. Unser Standort hier ist nicht länger sicher. Sobald

sie Pallas eingenommen haben werden sie auch uns finden. Wir müssen hier weg

oder es geschieht ein Unglück..."

Insgeheim musste Allen an Milerna denken, doch so schnell es ging schob er

diesen Gedanken beiseite. Er stand auf und blickte sich kurz in seinem Lager

um..

Als er die vielen Menschen betrachtete musste er leicht seufzen. Es war eine

Schande, sie ein weiteres Mal solch einer Gefahr auszusetzen. Doch Allen

hatte keine andere Wahl. Sie mussten hier weg, so schnell es nur ging...

"Sagt den anderen so schnell wie möglich bescheid. Noch heute Nacht werden

wir aufbrechen.. Mögen die Götter uns beschützen..."

"Es gibt keine Götter....." flüsterte Lanos bitter.

Allen wandte sich schon zum gehen, als Phytos ihn zurückhielt.

"Und wo sollen wir hin? Wir sind nicht gerade eine Kleinfamilie, wie du weißt.."

"Das lass meine Sorge sein...."

Mit dieser Antwort ließ Allen die Männer stehen und begab sich auf den Weg zu Milerna...

Lanos nickte Phtyos ebenfalls kurz zu und verließ daraufhin den Baldachin. Die Sonne blendete ihn und er kniff die Augen zusammen. Doch als ihm jemand

entgegen kam versuchte er angestrengt zu erkennen, wer es war.... Als Lanos sicher war, wer sich ihm näherte verzogen sich seine Mundwinkel zu einem Grinsen.

"Es tut mir leid, dass du immer wieder alle wichtigen Besprechungen verpasst, Fanel.."

"Ich bin nur da, wo ich sein will..."antwortete Van gelassen und schritt ohne weitere Worte an Lanos vorbei. Der dachte aber nicht daran sich mit diesen Worten zufrieden zu geben und rief ihm hinterher..

"Und? Wie war die Nacht mit unserem kleinen Neuzugang?"´

In seiner Stimme war viel Sarkasmus zu hören. Lanos wusste genau, wie man Van

reizen konnte. Er blieb stehen und drehte sich zu Lanos um.

"Sieh es ein Lanos, du wirst immer unter Allen stehen..."

Er verengte seinen Blick und sah Van wütend an.

"Wie mir scheint hat sie sich nicht von dir besteigen lassen, kein Wunder dass du solches Gift versprühst. Sieh deine Niederlage ein, Fanel.."

Wütend blickte Van ihn an und ballte die Hände zur Faust. Doch er beschloss, zu schweigen..

Lanos triumphierte innerlich und schritt auf Van zu.

"Wir werden das Lager heute Nacht verlassen, denn Pallas wird angegriffen. Also pack deinen Mist zusammen und nimm das hübsche Ding unversehrt mit. Allen hat den Befehl gegeben, also widersetze dich nicht schon wieder es sei denn du willst Ärger." meinte Lanos ernster. Van jedoch hatte nur ein herablassendes Lächeln für ihn übrig.

"Du solltest lernen wie man seinen Trieb versteckt.."

"Es spricht der Meister.." antwortete Lanos.

Van wurde langsam aber sicher wütend. Er hasste Lanos, aber er wollte sich nicht mit ihm anlegen.. Er hatte schon genug Ärger am Hals. Und einer davon befand sich gerade eben in seinem Zelt und schlief wahrscheinlich noch. Und da wurde ihm bewusst, über was sie sich eigentlich gerade zankten: Über die junge Frau...

Doch ehe er weiter darüber nachdenken konnte wurde er von Lanos in die Realität zurückgeholt.

"Ich warne dich, fass sie ja nicht an Fanel.."

Seine Stimme klang gefährlich ernst und Van fragte sich, weshalb sich Lanos so aufführte.

"Wage es nicht ,mir zu drohen..."

"Ich drohe dir nicht. Ich gebe dir lediglich einen Befehl."

Ohne Worte schritt Van an ihm vorbei und beachtete ihn nicht mehr.

"Das ist mein voller ernst. Ich habe nicht vor mir noch ein gebrochenes Herz deinetwegen anzusehen.." Lanos war wütend.. Er dachte an das Geschehnis von vor zwei Jahren zurück...Wäre er nicht gewesen dann...

Er schüttelte den Kopf und konzentrierte sich auf sein Gegenüber.

"Es war nicht meine Schuld, also halt deinen Mund..." antwortete Van resigniert und ging weiter.

"Das ist mein voller Ernst. Ich schwöre es, bei meiner Ehre du wirst bezahlen wenn du ihr etwas antust..."

Gelangweilt drehte sich Van um und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Keine Sorge, Lanos. Nimm sie, so oft du willst. Dieses dürre Ding gehört dir, und wenn du sie schwängerst, mir ist es gleich. Sie geht mir genauso auf die Nerven, wie du, vielleicht kannst du sie ja zum schweigen bringen. Aber verschone mich mit deinem Gerede."

Mit diesen Worten drehte er sich erneut um und wollte seines Weges gehen. Kurz fragte er sich, weshalb Lanos so entsetzt zu ihm geblickt hatte. Doch er sollte es einen Moment später erfahren....

Vollbepackt mit weißen Laken und anderen Kleidungsstücken trat Hitomi aus dem Zelt und sah sich etwas scheu um.. Sie hoffte, jemand könne ihr sagen wo sie die dreckige Wäsche waschen konnte. Nachdem sie sich endlich zutraute, eine der arbeitenden Frauen nach einem Waschbottich zu fragen und diese ihr antwortete, sie solle sich zur Feuerstelle begeben, setzte sie sich in Bewegung. Sie konnte kaum richtig sehen denn der schmutzige Berg Wäsche verdeckte ihr die Sicht, doch irgendwie schaffte es Hitomi sich vor zubewegen.. Vor wenigen Momenten hatte sie beschlossen, die Laken zu waschen. In erster Linie, um sich von den ganzen Geschehnissen abzulenken. Sie hatte Milerna den ganzen Morgen nicht gesehen und wollte ihr auch nicht weiter zur Last fallen..

Das Treffen mit dem Katzenmädchen machte ihr jedoch schwer zu schaffen.. Sie versuchte, sich auf andere Gedanken zu bringen indem sie zum Himmel blickte. Die Sonne stand hoch am Himmel, und es war ein eigentlich schöner Tag. Doch etwas lag in der Luft, sie konnte es spüren...

Als sie der Feuerstelle immer näher kam, hörte sie plötzlich Stimmen...Und eine kam ihr urplötzlich bekannt vor... Als Hitomi ihre Worte hörte, verkrampfte sich ihr Brustkorb und ihr war, als ob ihr Puls immer schneller werden würde...
 

"Das ist mein voller Ernst. Ich schwöre es, bei meiner Ehre du wirst bezahlen

wenn du ihr etwas antust..."
 

"Keine Sorge ,Lanos. Nimm sie, so oft du willst .Dieses dürre Ding gehört

dir ,und wenn du sie schwängerst ,mir ist es gleich. Sie geht mir genauso auf die

Nerven wie du, vielleicht kannst du sie ja zum schweigen bringen. Aber verschone

mich mit deinem Gerede."
 

Sie wusste nicht wieso genau es ihr weh tat, sie kannte diese Männer doch kaum...Sie kam in die Realität zurück als sie bemerkte, wie der Stapel Wäsche beinahe in Zeitlupe auf den Boden fiel und sie plötzlich ein braunes Augenpaar, verdeckt von einigen schwarzen Strähnen, verwundert anblickte...
 

Van beobachtete, wie sie die Arme sinken ließ und der Stapel auf den dreckigen Waldboden fiel. Er erkannte einige seiner Hemden unter dem Berg voll Wäsche...

Dann wanderten seine Blicke wieder in ihr Gesicht, und er wusste schon längst was ihn da erwartete.

Sie sah ihn ausdruckslos an...

Es schien, als ob sie zur Salzsäule erstarrt sei. Keinerlei Regung war zu vernehmen, nicht einmal ein blinzeln. Van versuchte, ein so gleichgültig wie mögliches Gesicht zu machen..

"Was machst du da mit meinen Sachen?" fuhr er sie an und sie schien aus ihrer Trance zu erwachen. Hitomi sah zu Boden und bemerkte erst jetzt, dass sie die Wäsche hatte fallen lassen. Beschämt bückte sie sich und sammelte die nun mit Dreck und Staub bedeckten Sachen auf...
 

Lanos sah dem Schauspiel stumm zu. Er wusste nicht was er sagen sollte, noch wie er ihr seine Reaktion erklären sollte. Also beschloss er, das Feld zu räumen...Er wusste, es war feige doch er sah keinen anderen Ausweg. Schnellen Schrittes ging er davon, ohne sich ein weiteres Mal umzusehen....

Van hatte keine Ahnung, was im Moment in ihrem Kopf vorging. Sie sah aus, als wäre sie mit ihren Gedanken ganz weit weg. Doch in Wahrheit wiederholten sich seine und Lanos Worte immer wieder in ihrem Kopf. Immer und immer wieder..... Schließlich ging er ein paar Schritte auf sie zu, den er erkannte dass ihre Schultern plötzlich begannen sich hektisch auf und ab zu bewegen...
 

"Weine nicht Schwester..."

"Ich kann nicht anders...Faron bitte verzeih mir...."

Mit Mühe hielt sie die brennenden Tränen in ihren Augen zurück. Hitomi wollte nicht mehr, sie wollte die Worte nicht mehr hören. Ihr war von Anfang an klar, dass sie hier nicht willkommen war und das man sie nur als Ballast ansah, doch sie wollte das doch alles nicht. Es schien als ob, egal wohin sie auch gehen wollte, alles immer seinen gleichen Lauf nahm.

"Ich bin kein Werkzeug das man einfach herumreicht...." dachte sie während sie die Wäsche mit zittrigen Händen erneut stapelte..
 

"Du machst dich selbst zu einem...."
 

Hitomi hielt inne, als sie eine leise Stimme hörte. Schnell schloss sie die Augen und schüttelte den Kopf, um ihrem Klang zu entgehen. Sie bemerkte, wie der junge Mann einige Schritte auf sie zuging. Mit Eile hievte sie die Wäsche in ihre Arme und atmete tief ein...

Leise flüsterte sich ermutigende Worte zu, doch Hitomi wusste dass sie nicht an das glaubte was sie sich selbst versprach...

"Bleib ruhig...Nimm dir das nicht so zu Herzen...Es ist doch auch egal...Was macht es schon für einen Unterschied...Verachtung bleibt Verachtung, egal wie man sie ausdrückt...."

Sie versuchte, ihr Gesicht hinter dem Wäscheberg zu verbergen. Van trat auf sie zu und sah sie prüfend an. Er dachte nicht im Traum daran, sich zu entschuldigen aber ihr Gesicht kam ihm plötzlich unheimlich bekannt vor...Er wusste, er hatte genau diesen Ausdruck schon einmal irgendwo gesehen..

Diese Verzweiflung und stumme Trauer hatten ihn seit langem verfolgt...

Doch sein rationeller Verstand hielt ihn ein weiteres Mal davon ab, sich in die Lage der jungen Frau zu versetzen. Er kalkulierte kalt die verschiedenen Antworten, die er ihr nun geben würde. Und genau das Gegenteil von dem, was er eigentlich sagen wollte fand den Weg nach außen...
 

"Fass nie wieder meine Sachen an, verstanden?"
 

Hitomi schloss die Augen und nickte, als er seine Anweisung vortrug. Befehle zu erhalten und sie auszuführen war das, was man sie gelehrt hatte. Doch sie beschloss, obwohl sich ihre Stimme zittrig anhörte, eine Erklärung abzugeben..

"Ich....ich wollte sie nur sauber machen.....Sie sind schmutzig und....ich dachte...."

"Deine Aufgabe ist es hier zu sitzen und gar nichts zu tun! Hör auf dich in meine Angelegenheiten einzumischen.." warf er gereizt ein.

Wieder konnte sie nur stumm nicken. Es war dumm, es ihm erklären zu wollen...

"Es tut mir leid...Verzeiht....."flüsterte sie und hoffte sich dadurch noch zu retten. Doch Van beachtete ihre leise Aussage nicht und schritt ohne weiteres an ihr vorbei..

"Hör auf mich zu nerven. Ich habe besseres zu tun als mich um ein herumschnüffelndes Weib zu kümmern..."

Er verschwand...

Noch lange blieb Hitomi an derselben Stelle stehen und wagte es nicht, sich

zu bewegen. Sie fürchtete, wenn sie sich vom Fleck rührte würde sie ein weiteres Unheil ereilen. Sie ahnte nicht, dass Van im selben Moment verzweifelt versuchte sich einzureden, er hätte ihre hinnehmenden Blicke nicht bemerkt....

Festen Schrittes ging er durch das Lager. Er wusste noch nicht genau

wohin, aber Van befürchtete würde er stehen bleiben wäre das ein weiterer Grund um sich

noch mehr Gedanken über das eben Geschehene zu machen..

"Folken!!"

Die wohltuende Stille des dunklen Saals wurde jäh unterbrochen, als sich eine

laute Stimme über das Kommunikationssystem meldete.

"Folken ich weiß dass du da bist also melde dich gefälligst!!"

Ohne jegliche Regung saß Folken in seinem Sessel und schloss die Augen...

"Was willst du...Dilandau..."

"Aha, der Herr kann also doch sprechen. Lass mich gefälligst nicht warten, ich

hasse das!"

Folken seufzte auf und beschloss, nicht weiter auf Dilandaus Sticheleien

einzugehen.

"Was willst du..." wiederholte er.

"Verfällst du wieder in deine Depression, Stratege?"

Dilandau musste laut Lachen und ließ seiner Schadensfreude freien lauf...

"Hör auf dich wie ein Kind zu benehmen und erstatte mir Bericht..." antwortete Folken ruhig.

"Wie gesagt, du bist ein Langweiler..."

Dilandau ließ sich sichtlich Zeit mit seiner Antwort.

"Nun, hier in Pallas ist alles wie immer. Vollkommene Idioten laufen

herum, Aston denkt er sei der Herr Gaias und weit und breit keine Spur von diesen

verdammten Abaharakis!"

"Das war zu erwarten..." murmelte Folken doch Dilandau warf sofort seine nächste Frage in die Runde.

"Was ist mit meinen Guymilefs?"

"Was soll damit sein...."

Ein leises Zischen huschte durch den Lautsprecher. Dilandau konnte sich einige vulgäre Flüche nicht verkneifen.

"Wie lange soll ich denn noch mit dieser Schrottmühle kämpfen? Das ist eine Zumutung! So kann ich doch nicht vor diesem Hurensohn Fanel auftreten, der lacht mich ja aus!" rief er wütend doch Folken bewahrte, wie immer, Ruhe...

"Dein neuer Guymilef ist einsatzbereit.. Keine Sorge ich werde jemanden schicken der ihn dir bringt. Doch zuerst möchte ich, dass du zu General Adelphos gehst und dir Escaflowne aushändigen lässt..."

"Escaflowne? Ich setze mich bestimmt nicht in dieses verfluchte Teil! Hältst du mich für wahnsinnig?"

Seine Frage war dermaßen lächerlich dass Folken ein zufriedenes Lächeln über die Lippen huschte.

"Du kannst ihn auch gar nicht steuern...Dazu fehlen dir einige Dinge..." flüsterte Folken gedankenverloren. Erst jetzt wurde Dilandau klar, was Folken mit seinem Befehl bezwecken wollte..

"Kann es sein, dass du mich extra aus Pallas zurückziehen willst weil du fürchtest ich könnte dein hilfloses, kleines Brüderchen in Stücke reißen?"

"Das ist ein Befehl..."

Die Verbindung brach ab und Folken hörte nicht mehr, wie Dilandau ein weiteres Mal rasend vor Wut tobte. Er dachte an den Brief zurück, den er vor längerer Zeit von General Adelphos erhalten hatte...
 

"Wir haben Escaflowne gefunden...Er ist prächtiger als alles andere auf Gaia....Wir können ihn nicht öffnen...Der Energist fehlt..."
 

Er konnte sich nur an Bruchstücke erinnern, doch Folken war sich sicher das die Apokalypse bald folgen sollte.. Er wusste genau, dass sein Bruder kommen würde um ihn sich zu holen. Und dann würde ihn niemand mehr aufhalten können...Folken hatte versucht, dieses Schicksal abzuwenden aber es war unabdingbar. Das Verschwinden der jungen Frau war ein Akt der Verzweiflung. Er konnte nur hoffen dass er sie niemals finden würde...Doch sein Gefühl verriet ihm, dass es wahrscheinlich schon längst geschehen war. Langsam stand er auf und schritt aus dem Raum, die dunklen Gänge entlang.

Pallas wird schon bald zerstört sein.....

Folken schloss die Augen und bat die höheren Mächte um Vergebung..

Um Vergebung für die Leben, die er mit seinem Befehl auslöschen würde. Sein Herr und Meister wartete geduldig im Dunkeln. Folken betrat den sogenannten Kriegssaal. Als sich die Tür hinter ihm schloss blickte er in die riesige Halle. Einige Männer in schweren Rüstungen drehten sich zu ihrem General um und verbeugten sich.

"General Folken...Die Guymilefs sind einsatzbereit und positioniert.."

Lange Zeit herrschte Stille und die Soldaten wurden immer unruhiger. Folken blickte auf das Podest, dass sie einige Meter über den Boden erhob. Und dort standen sie.

Helio Eides, Zodia Quu und Gedin Gus.

Oberbefehlshaber der drei Zaibacher Armeen, unter direktem Befehl ihres Kaisers. Sie waren bekannt für ihre brutale Vorgehensweise, deshalb wurden sie insgeheim auch die Todesfürsten genannt...

General Helio trat hervor und blickte Folken mit kalten Augen an.

"General Folken....wir erwarten Euren Befehl.."

"Pallas wird vollständig zerstört....Die Asturianer ahnen nichts von unserem Verrat.." warf General Gedin ein.

Folken nickte emotionslos und wartete...Sein Verstand befahl ihm, den Befehl zum Angriff zu geben aber sein Herz empfand nach all den Jahren zum ersten Mal wieder Schmerz..

Abwartend sahen sie ihn an und er hörte General Zodia leise flüstern...

"Lyamar....riesta...hilith.."

Als er diese Worte hörte, schloss Folken die Augen und atmete tief durch. Und ehe er sich versah verließen die Worte seinen Mund, die das Todesurteil für Tausende von Menschen bedeutet..

"Angriff....."
 


 

"Allen, warte!"

Milerna lief schwer atmend auf Allen zu und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Als sich ihr Atem wieder regulierte sah sie ihn vorwurfsvoll an.

"Wieso willst du dass wir schon wieder unser Lager wechseln?"

Allen hörte ihren Vorwurf und wusste nicht, was er antworte sollte. Wie sollte er ihr erklären, dass ihre Heimatstadt schon bald angegriffen werden sollte?

"Milerna ich habe meine Gründe...bitte vertrau mir.. nur dieses eine Mal.."

Sie sah ihn leicht verletzt an..

"Wie kannst du mir unterstellen, ich würde dir nicht vertrauen.."

"Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt. Ich bitte dich, tu was ich sage. Pack deine Sachen und nimm das Mädchen mit. Wir werden in einer Stunde aufbrechen.."

Er legte behutsam eine Hand an ihre Wange, als ob er sich vor ihrer Reaktion fürchtete.

Milerna war mehr geschockt als überrascht von seiner untypischen Geste.

"Ich könnte es mir niemals verzeihen wenn dir etwas passiert........"

Sie konnte nicht antworten. Milernas Herz setzte einen Schlag aus und sie glaubte, zu träumen. Doch ehe sie ein weiteres Mal blinzeln konnte drehte Allen ihr den Rücken zu und ging festen Schrittes davon. Milerna beschloss, seinem Wunsch nachzugehen.. Sie begab sich auf den Weg zu Vans Zelt. Sie hoffte, Hitomi dort anzutreffen.

Es herrschte ein hektisches Durcheinander, alle liefen umher und taten alles so schnell sie nur konnten. Rasch ging sie an den vielen Menschen vorbei und als sie das Zelt endlich erreichte trat sie ein..

"Hitomi? Hitomi bist du..."

Milerna erblickte sie wie sie gerade einige Hemden auf das Bett legte und zusammenfaltete. Sie drehte sich nicht um, sondern fuhr mit ihrer Arbeit fort..

"Hitomi wir....wir müssen von hier weg..."

"Wieso?" fragte sie leise und Milerna trat an ihre Seite. Als sie in ihr Gesicht blickte bemerkte sie ihre geröteten Wangen. Milerna hielt ihre Hände fest und Hitomi stoppte..

"Warum hast du geweint?"

"Ich habe nicht geweint..."

"Du bist eine schlechte Lügnerin.."

Doch ehe sie weiterfragen konnte ging der Vorhang des Zeltes auf und eine mürrische Merle stapfte herein.

"Majestät bist du hier?" rief sie und sah sich hektisch um. Als sie Hitomi und Milerna erblickte, stieß sie enttäuscht die Luft aus.

"Was macht ihr denn hier?"

"Wir packen.. und das solltest du auch tun.." erklärte Milerna und holte eine Ledertasche unter dem Bett hervor. Sie schmiss ein paar Kleidungsstücke und andere Dinge hinein und übergab sie an Hitomi.

"Hier, das dürfte reichen.."

Dann wandte sie sich an Merle.

"Wo ist Van?"

Sie verdrehte die Augen.

"Was glaubst du warum ich hier bin?" antwortete sie giftig.

Doch die Frauen hatten keine Gelegenheit mehr sich weiterzustreiten, denn in genau diesem Moment ließ Hitomi das Glas, das sie soeben noch in der Hand hatte um etwas Wasser zu trinken, fallen...

Verwundert sahen die beiden Frauen sie an und Merles Schwanz peitschte wild umher.

"Was soll das denn?"

Milerna erkannte ihren glasigen Blick und ging auf sie zu..

"Hitomi was...was ist mit dir?"

"Wen interessiert schon was dieses Weib hat, sag mir endlich wo ich Van finden kann!"

"Merle schweig!" rief Milerna und das Katzenmädchen wich darauf beleidigt einen Schritt zurück. Bevor Milerna reagieren konnte zuckte Hitomi kurz zusammen und blickte umher.

Milerna drehte sie sanft zu sich und sah sie beruhigend an.

"Was....ist eben passiert?"

Hitomi schien aus ihrem Dämmerzustand zu erwachen, doch ihre Worte verließen nur flüsternd ihren Mund.

"Er ist hier...."
 

Das gesamte Lager der Abaharakis schien stillzustehen, als sie ein leises Poltern vernahmen. Es hörte sich an wie ein Riese, der mit schweren Schritten voran ging. Aber es erschien ihnen weit weg.. Doch trotz allem bebte die Erde. Die schreckliche Stille, die sich ausbreitete trieb den Menschen einen kalten Schauer über den Rücken..

Ein kleines Mädchen ließ die Hand seiner Mutter los und blickte in den Himmel gen Westen. Dort zeichnete sich eine dichte Rauchwolke, umrandet von Flammen, ab. Mit neugierigen Augen betrachtete das Mädchen den Himmel und ließ sich kaum von dem Anblick losreißen. Nach und nach wurden immer mehr der Lagerbewohner auf die lauten Schritte und auf den Rauch aufmerksam...Langsam aber sicher drohte Panik auszubrechen.

"Mama...liegt in dieser Richtung nicht Pallas?" fragte das Mädchen unschuldig. Die Frau starrte entsetzt gen Westen und nickte, ehe sie die Hand ihrer Tochter nahm und sie weiter in Richtung Wald zerrte.

"Mögen uns die Götter beistehen....."flüsterte sie.
 

Allen konnte die Menge nur mit viel Mühe zusammenhalten. Die meisten waren schon am Rand des Lagers angekommen und warteten unruhig auf die Restlichen. Gardess half den älteren, das schwere Gepäck auf einen Karren zu hieven..

Hektisch sah er sich um, und als Allen Milerna nirgendwo entdecken konnte wurde er unruhig. Er winkte Lanos zu sich, der ebenfalls damit beschäftigt war die vielen Menschen ruhig zu halten. Seine Stimme wurde von den lauten Rufen beinahe übertönt..

"Lanos!"

Er hob den Kopf und sah wie Allen mit den Armen fuchtelte. Schnellen Schrittes kam er auf ihn zu, drehte sich aber immer wieder um, um den Himmel zu betrachten..

"Es ist alles zu schnell! Wir hätten das ahnen müssen!" rief er Allen zu, doch der hatte schon längst bemerkt was geschehen würde..

"Wo sind Milerna und die anderen?"

"Woher soll ich das wissen?"

"Dann such sie! Sie sollte schon längst hier sein! Wir müssen sofort von hier verschwinden!"

Lanos nickte und wollte sich schon auf den Weg machen, als ihn ein Arm packte und einige Schritte zur Seite schubste.

"Du bleibst hier, ich werde sie holen.."

Wütend sah Lanos ihn an...

"Was bildest du dir eigentlich ein!" rief er.

Allen schüttelte den Kopf und deutete Lanos an, sich um die alte Seherin zu kümmern die sichtlich erschöpft auf einem kleinen Felsen saß und schwer ein und aus atmete. Dann wandte er sich an Van...

"Geh, aber beeil dich!"

Wenige Momente später war Van verschwunden. Allen sah ihm stirnrunzelnd hinterher. Gardess stand nun neben ihm und sah ihn fragend an.

"Was ist nur los mit ihm...."

Allens Antwort viel anders aus als er es erwartet hatte, doch er sollte keine Gelegenheit mehr bekommen nachzuhacken.

"Er will sie beschützen....."
 

Es verging vielleicht nur ein Augenblinzeln, doch das Geräusch von brechenden Stämmen und brennenden Bäumen war so laut das sich viele die Ohren zuhalten mussten..

Wie Dämonen tauchten sie auf und bahnten sich unbarmherzig ihren Weg durch den einst so ruhigen Wald. Menschen schrieen verzweifelt auf und ehe Allen reagieren konnte standen vier wuchtige Riesen aus Stahl genau dort, wo sich einmal der Eingang des Lagers befand..

"Was in aller Welt..." dachte er, doch ein lauter Schrei ließ ihn erwachen..

"Angriff!! Vernichtet sie!"
 

Van rannte so schnell er konnte. Er wusste es schon bevor sie überhaupt aufgetaucht waren.. Die schwarzen Guymilefs würden alles zerstören was ihnen in die Finger kam. Er fluchte leise dass er nicht ebenfalls in Besitz eines Guymilefs war. Ein lauter Knall ließ ihn aufschrecken.

"Flüssigmetallwaffen...Ich hätte es mir denken können...."

Um ihn herum hetzten die Menschen an ihm vorbei, er konnte ihre von Furcht und Schmerz verzerrten Gesichter erkennen. Qualvolle Erinnerungen drohten in ihm aufzusteigen. Van rannte, um ihnen zu entgehen.

Die Guymilefs schritten schwerfällig voran, doch er setzte alles daran ihnen so gut wie möglich zu entkommen. Obwohl er ein Krieger, immer bereit zum Kampf, war wusste Van dass er gegen die Black Dragon Guymilefs nichts ausrichten konnte. Er riss den Vorhang des Zeltes ab und kam schwer atmend zum Stehen. Er erblickte Merle in einer Ecke kauern. Und Milerna, die sich verzweifelt über die junge Frau beugte und sie immer wieder anschrie...

"Hitomi!! Hitomi, antworte! Was ist los mit dir? Hitomi!"

Van ging auf sie zu und packte sie unsanft am Arm, doch Milerna schien ihn gar nicht zu bemerken. Erst als Merle erleichtert aufschrie wurde sie sich seiner Anwesenheit bewusst.

"Majestät!! Da bist du ja! Ich habe mir solche Sorgen gemacht!!" sie fiel ihm um den Hals, doch Van schob sie achtlos zurück...

"Was ist hier los? Beweg dich Milerna, wir müssen hier weg!"

"Glaubst du etwa ich habe die Guymilefs nicht gehört??!!!" schrie sie.

Wieder wandte sie sich Hitomi zu und Van erkannte, weshalb sie sich so sorgte...Sie lag mit geweiteten Augen auf dem Bett und schien sich nicht mehr zu rühren. Eine weitere Erschütterung ließ sie zusammenzucken und Merle schrie leise auf.

"Was ist mit ihr?" fragte er gereizt. Sie hatten keine Zeit um sich noch länger hier aufzuhalten.

Merle hielt sich verzweifelt die Hände an die Ohren um den Schreien der Menschen zu entgehen. Sie spürte, wie es immer heißer wurde..

"Feuer....Feuer brennt..."flüstere sie.

Milerna war am Rande der Verzweiflung, sie wusste nicht was sie tun sollte. Alles passierte so schnell dass sie es gar nicht realisieren konnte. Doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass soeben, in diesem Moment, viele ihrer Freunde dort draußen ihr Leben verloren..
 

Van beugte sich über Hitomi und sah mit entsetzen in ihre weit aufgerissenen Augen. Dieser Anblick sollte ihn noch lange verfolgen, aber in diesem Moment zählte nur eines: So schnell wie möglich zu verschwinden..

"Sie ist.. auf einmal umgefallen und dann...dann war sie so.. Ich weiß nicht was ich tun soll..." stammelte Milerna, doch Van versuchte Ruhe zu bewahren. Er sah Merle bestimmend an und deutete ihr an, sich aufzuraffen. Dann griff er so gut er es konnte in Hitomis Nacken und um ihre Beine. Merle beobachtete mit Entsetzen, wie er sie in seine Arme hob und aufstand.

"Lasst uns verschwinden.." presste er wütend hervor. Nichts hätte er lieber getan als diese verdammten Zaibacher in die Hölle zu schicken, doch er war machtlos. Und genau diese Erkenntnis machte ihn rasend vor Wut...Milerna sah ihm verwundert hinterher, ehe sie sich ebenfalls aufraffte und ihm hinterher rannte.

Als sie zusammen mit Merle das Zelt verließ, bot sich ihr ein grausames Bild. Das gesamte Lager stand in Flammen..

Tote Körper lagen auf dem Boden und die minimale Verteidigung war schon längst besiegt...Das Poltern wurde immer lauter und man konnte die Todesschreie der Menschen hören...

"Schnell, hier lang!" rief Van, der sich bemühte nicht zu Boden zu stürzen während er Hitomi in seinen Armen trug. Doch als er plötzlich eine ihm wohlbekannte Stimme hörte, hielt er inne...

"Da bist du ja, Freundchen!"
 

Merle erschauderte. Sie kannte diese Stimme genau...Sie glaubte sie hätte ihren grausamen Klang vergessen, doch dem war nicht so.
 

"Du kannst nicht weglaufen ich finde dich überall!!" rief die Stimme und ein psychotisches Lachen folgte..

Van sah den roten Guymilef hasserfüllt an...

"Ich dachte ich hätte dich getötet...Dilandau..."

"Na na, wer wird denn hier aufmüpfig?"

Das Rauschen des Lautsprechers, über den die Stimme ertönte, wurde immer lauter. Der Guymilef holte zum Schlag aus, doch er traf nur eines der aus Holz gebauten größeren Hütten die klirrend in tausend Teile brach..

Milerna rannte immer weiter. Ihre Beine schmerzten, doch in einigen Metern Entfernung konnte sie Allen ausmachen, der verzweifelt versuchte die panischen Menschen in den Wald zu ordern..

Merle rannte auf allen vieren neben ihr her und rief immer wieder nach Van, der sich inzwischen auch wieder in Bewegung gesetzt hatte..
 


 


 


 

Dilandau genoss es. Mehr noch, er ließ sich das Vergnügen dieses Massakers wahrlich auf der Zunge zergehen. Die Schreie der Sterbenden spornten ihn nur noch mehr an und je mehr Leben er auslöschte desto besser fühlte er sich. Dennoch war das eigentlich Objekt seines Hasses wehrlos, und ohne einen richtigen Kampf wollte er ihn nun wirklich nicht zur Strecke bringen.

Man konnte sagen was man wollte, doch Dilandau hatte trotz all seiner Grausamkeit noch ein gewisses Maß an Ehre. Deshalb beschloss er, seinem Vergnügen ein anderes Mal nachzugeben und sich stattdessen mit anderen Aktivitäten zu begnügen.

"Zu schade dass du nur ein hilfloser kleiner Wurm bist, Fanel. Aber ich lasse mir bestimmt nicht nachsagen ich hätte dich in einem unfairen Kampf besiegt.. Ich werde mir einen wunderbaren Tod für dich ausdenken, aber bis dahin hoffe ich..."

Er hielt inne und spähte angestrengt durch das Visier seines Guymilefs.

"Was haben wir denn da...."

Genüsslich leckte er sich über die Lippen als er die zierliche Gestalt in Vans Armen entdeckte und seinen Guymilef näher an ihn heransteuerte.

"Merle, renn!" rief Van und machte sich ebenfalls auf den Weg in Richtung Wald.

Immer mehr wurde zerstört, und langsam aber sicher verstummten die schrecklichen Todesschreie...

Dilandau blickte Van interessiert hinterher. Er war so in Gedanken versunken dass er gar nicht bemerkte, wie sich ein anderer Guymilef neben ihm aufbäumte...

"Was war denn das für ein Weibsstück? Sollte er am Ende etwa...Nein, unmöglich.. Und wenn doch?"

Schließlich kombinierte er seine Gedanken und kam zu einem zufriedenen Ergebnis. Ein lautes Kichern ging um und Dilandau konnte sich nur schwer beherrschen..

"Und da haben wir ihn ja schon. Jetzt bist du dran Fanel.. Ich habe deinen Schwachpunkt entdeckt!"

Während er weitere Rachepläne schmiedete, räusperte sich der Kämpfer im Guymilef neben ihm..

"Kommandant Dilandau....das Ziel wurde vollständig eliminiert .Das Lager ist zerstört, es sind kaum mehr Menschen am Leben. General Folken hat angeordnet sich zum Stützpunkt in Freid zu begeben..."

Dilandau ließ einen Schrei los und schlug wild auf eines der noch stehenden Zelte ein..

"Folken, dieser Idiot!"

Miguel wartete geduldig, bis sich der Wutausbruch seines Kommandanten gelegt hatte. Nach wenigen Momenten hielt Dilandau inne und raffte sich erneut auf...

"Nun gut...wenn er mich in Freid haben will...Dann auf nach Freid!"

Die anderen Guymilefs stampften ihm hinterher, auf den Trümmern des ehemaligen Lagers der Abaharakis...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (38)
[1] [2] [3] [4]
/ 4

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2004-03-28T00:13:10+00:00 28.03.2004 01:13
Der Teil war mal wie immer genial!!^^ Naja wie die ganze FF eben!! hehe Ich bin echt froh dich zu kennen!!! Bist einfach ne echt gute Schreiberin, oder wie man das immer auch nennt! lol
Schreib weiter so!!! hehe
Von: abgemeldet
2004-03-26T13:42:00+00:00 26.03.2004 14:42
Hey, mit diesem Teil wäre dann ja Part1 geschafft...gratuliere....freu mich schon auf viiiele weitere^^...
Hmm...wird Van etwa langsam zutraulich^^*g*....er hat sich doch net etwa Sorgen um die süsse Hitomi gemacht o.O *ungläubigschau*...nya, schaden würds im ja net, wenn er auch mal an andere denken würde -.-''...
Bis zum nächsten Kappi...bye *knuffl*
Von: abgemeldet
2004-03-22T15:08:44+00:00 22.03.2004 16:08
Die Geschichte ist eimpfach klasse. Hoffe das du bald wieder schreibst.

Tschüss!!
Von: abgemeldet
2004-03-21T14:31:28+00:00 21.03.2004 15:31
Tja, was gibts da noch zu sagen, war mal wieder ein hammer geiler Teil^^
Einsichtigkeit scheint nicht gerade zu Vans Stärken zu zählen^^*g*...ne,ne...er hät sich ja echt entschuldigen können, nya so is er halt....stur bis zu geht nicht mehr!!
Also, weiter sooo....
Von: abgemeldet
2004-03-20T19:40:30+00:00 20.03.2004 20:40
Der neue Abschnitt ist mal wieder genial. (Männer können manchmal solche Idioten sein :)
Nur schnell weiter schreiben
Von: abgemeldet
2004-03-20T10:37:50+00:00 20.03.2004 11:37
Hi
Gott deine FF ist wirklich der Hammer (liebe sie)
schreib ganz ganz ganz schnell weiter
HDL Sabi
Von: abgemeldet
2004-03-19T21:40:18+00:00 19.03.2004 22:40
Oh man Van hats mal diesmal ganz schön versaut was??
Ich hoffe du schreibst bald wieder weiter!!!^^
Natürlich ist der Teil wie immer GENIAL!!!!!!!!!!!
*knuddl*
Von: abgemeldet
2004-03-11T21:11:20+00:00 11.03.2004 22:11
Hi Shakti^^
Nur soviel Van ist voll der eingebildete Sack das musste ich los werden.Wie er die arme Hitomi behandeln der sollte sich schämen.

Wollte nur sagen der letzte Teil war wie immer genial^^ weiterso! Bin gespannt wie es weitergeht^^
Von: abgemeldet
2004-03-08T20:18:35+00:00 08.03.2004 21:18
Hey Leute!
Jetzt muss ich aber mal was loswerden:

VIELEN VIELEN DANK FÜR EURE TOTAL GEILEN KOMMIS ICH BIN ECHT FAST VOM STUHL GEFALLEN ALS ICH DIE ALLE GELESEN HAB *snüff*
Oh man ich bin sooooooooooooooooooo froh dass euch die Story gefällt,ich wüsste nicht wie arg es für mich wäre wenn mir jemand sagt "Äh deine FF is scheisse.."
*heul*
Weiss net,bin da dann voll.."verletzt" *lol*

Also wie gesagt ein ganz fettes KNUDDL an euch alle!
Danke!Ihr ermutigt mich immer wieder aufs neue^^*ggg*

*alledrücktundschnellwiederrauswuselt*
EURE SHAKTI


PS:Killi,ich seh dich immer noch^^Und ISA wo bist du?
Von:  nokia3210
2004-03-08T19:52:55+00:00 08.03.2004 20:52
NICHT AUFHÖREN!!! *schluchz*
Um ehrlich zu sein musste ich heulen! T_T Ich fand das so traurig! Des is ja wirklich ein Gefühlsbrocken!
Eins interessiert mich aber! Wie konnte Hitomi bei dem Namen Fanel so ruhig bleiben? Die hätte doch vor schock umkippen müssen! *nick nick*
Ok dann mal schön weiter das Gehirn anstrengen!
Schönen Abend noch deine nokia


Zurück