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The third Heart

von

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Endgültig

„Mama?“

Ich hebe den Kopf aus der Spiegelung meiner Tasse und sehe ihn aufmerksam an. 

„Muss ich?“, quengelt er. 

„Mhm…“, summe ich und beuge mich zu ihm, „Elmyra kann auf dich aufpassen, solange ich mich um eine Angelegenheit kümmere!“, „Außerdem kannst du dir von Marlene ein wenig Nachhilfe in Mathe geben lassen…“, ich stupse ihn in die Seite. Er zuckt zusammen und brummt ein genervtes, „kein Interesse…“. 

Bei seinen Worten läuft mir eine Gänsehaut über den Rücken. Ich beisse mir auf die Lippe und drehe mich von ihm weg. 

„Mama?“, er hebt die Hand und streicht mir über meinen Rücken, „hab ich etwas falsches gesagt?“ 

Ich schüttle den Kopf und unterdrücke die Tränen, „ganz und gar nicht“, dann ziehe ich ihn in eine Umarmung und drücke ihn an meine Brust. Seinen Duft Atme ich ein, wie eine längst vergessene Erinnerung. 

„Ich liebe dich…“, flüstere ich und und drücke ihm einen flüchtigen Kuss auf seine Schläfe. Fast schon merkwürdig, dass er sich heute nicht dagegen wehrte. Ich wuschle ihm zum Abschluss durch die Haare, was ihn kläglich aufstöhnen lässt. 

„Wie lange wirst du weg sein?“

„Heute Abend bin ich zurück!“, verspreche ich ihm. 

 

Wir laufen durch den Vorgarten zu Elmyras Haus. Es blüht wieder einmal prächtig. Unmengen an gelben Linien schmücken den Rasen. In den Töpfen spriessen Tomaten und anderes Kleingemüse, dass sie eingepflanzt hat. 

 

Sie ist hier. 

Zwischen all den Blüten und den wärmespendenden Sonnenstrahlen. 

Aerith. 

Noch immer spüre ich sie. 

Die Erinnerung an ihre offene und Herzliche Seele ist wie eine Decke die sich an mich schmiegt und mir immer ein lächeln ins Gesicht zaubert.

Doch leider auch gefolgt von Trauer.

Ich vermisste sie. Genauso wie Yuffie und die anderen, die nicht in Midgard lebten. Genauso und doch anders, denn anders wie die anderen konnte ich nicht ihre Nummer wählen um kurz ihre Stimme zu hören. 

 

„Tifa!“, brüllt eine dumpfe Stimme zu mir herüber, während ich die Hand von Clive drücke und in Position verharre. 

„Huh?“, murmle ich und wende mich Barrett zu. 

„Hast du etwa vor Wurzeln zu schlagen?“

„N…nein…“

„Dann kommt endlich rein!“

Clive befreit sich und stürmt am Schützen vorbei, hinein in das Haus. 

„Hör auf zu rennen Junge und zieh gefälligst deine Schuhe aus, hörst du!“, brummt Barett.

Ich höre nur noch wie Clive die Türe zu Marlenes Zimmer hinter sich zu zieht. 

Barrett schüttelt den Kopf, „dieser Giftzwerg, er ist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten!“

„Nun… er ist ja auch sein Vater…“, erwiedere ich. 

„Du wirst es nicht ewig von ihm verheimlichen können.Was erzählst du ihm? Das er das Ergebnis einer flüchtigen Barbekanntschaft ist?“ 

Ich boxe Barrett in die Seite, „ganz sicher nicht!“ 

„Was denn dann!?!“ 

„Nichts…“

„Nichts?“, äfft Barret mir nach. 

„Er fragt nicht danach und ich kann ihm auch keine Antwort geben…“ 

„Kannst du nicht oder willst du nicht?“ 

„Beides… vermutlich…“, flüstere ich. 

„NOAHHHH!“, brüllt er und wirft den Kopf in den Nacken, „UND WEN ER IRGENDWANN HIER AUFTAUCHT UND SEINEN JUNGEN SEHEN WILL!“

Ich lege den Kopf zur Seite, „das wird er nicht…“

„WIE KANNST DU DIR DA SO SICHER SEIN?!“ 

Ich klopfe ihm auf die breite Schulter und ziehe an ihm vorbei, „Ganz einfach, er weiß nichts von uns.“ 

 

Elmyra reicht mir ein Glas Wasser und regelt das Feuer am Herd. Er riecht nach einer kräftigen Hühnerbrühe. „Ich bin heute Abend wieder zurück“, erkläre ich ihr.

Sie nickt, „du musst dich nicht hetzen liebes, wir…“, sie schielt flüchtig zu Barrett hinüber, „…werden gut auf ihn aufpassen.“ 

Der sonst so aufgeblasenen Muskelberg wirkt völlig zahm und verschränkt die Hände vor der Brust, „Jaja… ich werd ihm einfach von den Abenteuern der Avalanche erzählen!“ 

Mein Glas schlägt auf dem Tisch auf, „wenn du dich an unsere Abmachung hältst und ihn aus der Geschichte heraus hältst!“

„IHN?“, Barrett zieht die Brauen nach oben, „Nicht ganz einfach den Namen des Hauptprotagonisten in dieser Heldengeschichte auszulassen!“ 

„Dann verpass ihm einen anderen Namen!“ 

„WAS STELLST DU DIR VOR LOCKHART SOLL ICH IHN ETWA MAX MUSTERMANN NENNEN?“ 

„BARETT DU HAST ES VERSPROCHEN!“, brülle ich. 

Ich hasste es mit ihm zu streiten. Umso mehr, wenn er es nicht dabei belassen konnte. Elmyra greift nach meiner und Hand legt sie zärtlich in ihre. 

„Er wird sich daran halten, dass verspreche ich dir! Einzig allein du entscheidest wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist.“ 

Ich ziehe meine Hand zurück und halte sie mir geballt an die Brust, „es sind schon sieben Jahre…“, hauche ich. 

„Sieben Jahre seit er uns verlassen hat…wer weiß denn ob er überhaupt noch…“ 

Schweigen bricht über uns ein, als plötzlich zwei flinke Füße die Treppe hinunter stürmen. 

Es ist Clive. 

Ich ziehe den Kopf zur Seite, als ich spüre wie mir eine meiner Tränen entweicht. 

„Alles in Ordnung?“, er streckt den Kopf über und sieht sich neugierig im Raum um. 

„Hab Barrett mal wieder brüllen gehört!“

Ich wische mir die Wangen trocken und schmunzle. 

„UNERHÖRT! KLEINER BENGEL!“ 

Als Barett seine Füße in die Hände nimmt und zu ihm herüber stürmt eilt Clive zurück in das Zimmer von Marlene, und wo er erstmal nicht so schnell wieder heraus kommen wird. 

Ich sehe ein letztes mal zu dem Fenster des Kinderzimmers hinauf, während ich um die Ecke biege und das Anwesen von Elmyra verlasse. 

Clive’s und mein Blick begegnet sich, deshalb öffnet er das Fenster und brüllt ein letztes mal, „Bis heute Abend!“ 

Ich nicke und lächle, „bis heute Abend!“ 

 

Etwa drei Stunden später sitze ich im Schatten am Landeplatz von Junon, während ich darauf warte, dass Cid mit einer Ladung aus Gongaga hier eintrifft. Ich habe ein paar Kisten Gonga Pilze bei Cissnei bestellt. Ihrer Einladung auf einen Besuch konnte ich nicht nachkommen. Clive ging inzwischen in die zweite Klasse und mein Geschäft im Siebten Himmel konnte ich für unser Lebenseinkommen nicht einfach so für ein paar Tage lahm legen. Barett und ich teilten uns zwar noch immer die Arbeit, jedoch war die Bar inzwischen so gut besucht, dass auch er allein nicht ewig die Stellung halten konnte. Abgesehen davon war er alles andere als ein guter Barkeeper.

 

Die Umrisse eines Fliegers zeichnen sich am Himmel, als ich den Kopf hebe. Er steuert direkt auf den Landeplatz zu. Die Propeller werden immer lauter. Die Stützräder des Flugzeug werden heraus gefahren und landen nicht ganz so geschmeidig auf der Bahn. Der Pilot bremst hart und kommt einige Meter danach zum stand. Die Bremsen rauchen und qualmen, als im nächsten Moment die Türen auf gerissen werden. 

 

 

„Tifa!“, ruft er zur Begrüßung.

Er stampft die Treppen herunter, „über dem Mittelmeer herrschte ein kleiner Sturm, ein paar der Kisten könnten bei der Turbulenz umgekippt sein!“

Ich nicke, „das ist in Ordnung, solange sie gekühlt wurden, ist ihnen sicher nichts passiert.“ 

„Haha…“, er kratzt sich am Hinterkopf, „was das angeht habe ich einen alten Freund von uns ein paar Eisra Blöcke in den Frachtraum setzen lassen. Die haben dafür gesorgt, dass wir den ganzen Flug über gebibbert haben wie verrückt, aber nachdem ich deine letzte Ladung Whiskey zerspringen lassen habe musste ich sicher sein du bekommst dieses mal deine Ware!“ 

Ich lächle, „danke Cid! Aber diese Umstände wären nicht nötig gewesen!“ 

„Ach… und wie sie das waren! Lass mich kurz die Fracht abladen, dann kannst du sie gleich mitnehmen!“ 

Ich eile ihm die Treppen hinterher, kurz davor stoppt er mich, „bleib wo du bist, Cloud wird mir helfen das Zeug heraus zu tragen!“

Meine Augen weiten sich, „Wer?“, flüstere ich. 

„Cloud! Cloud Strife! Du weißt schon der Junge mit den blonden zottligen Haaren“, er stupst mich verspielt in die Seite, „ach komm schon, es war nicht zu übersehen, dass zwischen euch beide ein paar Funken geflogen sind!“ 

Meine Beine werden ganz weich, während mein Herz wild gegen meine Brust hämmert. Meine Sinne sind gedämmt, während ich aus dem Gleichgewicht gerate und drohe rückwärts von den Stufen zu fallen. In letzter Sekunde greift eine Hand nach mir. Ich würde sie auch in einem dunklen Raum voller Menschen wiederkennen. Der Wind bläst seinen unverkennbaren Duft zu mir. Er öffnet alle Schlösser, die ich so sicher in mir verriegelt hatte. 

„Tifa!“, ruft er. 

Ich schließe die Augen und rede mir selbst ein, dass all das hier nicht echt sein konnte. 

Er war nicht hier. 

Er war eine Illusion. 

Eine wie sie früher von Sephiroth geschaffen wurde. 

Eine die mich in den dunkelsten Nächten heimsuchte und alle Menschen ermordete, die mir so sehr am Herzen lagen. 

„Das kann nicht sein…“, flüstere ich und weine. 

Und dann wird er dunkel vor meinen Augen.

 

Ich komme zu mir, während ich in einem Arm an einer Brust gestützt aufwache. Blonde Umrisse zeichnen sich. Ein paar grüne Augen sehen mich besorgt an. 

„Du bist wach!“

Langsam richte ich mich auf und schiebe den Arm von mir. 

„Wo ist Cid?“, flüstere ich und sehe mich nach dem Flieger um. 

„Hmm…“, stöhnt Cloud, „weg.“

„Die Pilze…“,schließlich entdecke ich die Fracht fein säuberlich gestapelt, seitlich am Landestreifen. 

Die Sonne hängt tief und ein Orangefarbener Himmel zeichnet sich am Horizont. 

„Ich muss zurück.“ 

Cloud greift nach meiner Hand und zieht mich zurück. Ich lande erneut auf seine Brust. Mein Herz schlägt wild, während mein Verstand noch immer glaubt zu träumen. 

„Nach all den Jahren…“, flüstere ich. 

„Tifa…“

„B…bist du es wirklich?“, 

Er nickt, „bist du okay? Du bist plötzlich einfach umgekippt.“

„Naja“, ich nicke, „sollte ich dich das nicht fragen…“ 

„Hmmm…“ 

Ich schiebe ihn erneut von mir und begebe mich zur Fracht. In der nähe der Funkbox habe ich eine Chocobo Kutsche geparkt. Ohne weiteres trage ich die erste der Kisten dorthin. Ein paar Schritte folgen mir eilig und greifen ein und somit die Kiste aus meiner Hand. 

„Lass mich das machen!“ 

Er setzt die Kiste auf den Karren und zieht erneut an mir vorbei um sich eine weitere zu holen. 

Wie paralysiert sehe ich ihm dabei zu. Kiste für Kiste, wie er die gesamte Fracht darauf verlädt. Er sieht noch immer aus wie damals, vielleicht hat sich eine kleine Falte auf seiner Stirn gebildet. Jetzt, da wir beide schon achtundzwanzig sind. Ansonsten ist er unverändert. 

 

Cloud konnte die Gefühle die ich für ihn Empfand niemals erwidern. 

Ich wusste das. 

Ich weiß es heute. 

Das ist der Grund wieso er sich von uns zurück gezogen hat. Zu sehr erinnerten wir einander was wir verloren hatten. Und obwohl das Chaos in ihm auf mich reinrasselte wie ein niemals aufhörender Regen, habe ich mich nicht davon abbringen lassen ihm für eine Nacht meine Gefühle zu offenbaren. 

Wer hätte gedacht, dass sie so schnell Wurzeln schlagen würde. 

Der schönste Fehler den ich machen konnte. 

Jetzt wuchs da etwas in mir heran. Etwas das größer war, als die Sorgen die wir während des Wiederaufbaus hatten. Ich war damals erst dreiundzwanzig, wären Elmyra und Barett nicht gewesen, dann hätte ich es niemals geschafft. 

 

 

„Das wars, alles verladen!“

„Danke…“, erwidere ich und greife nach den Zügeln des Chocobo’s. 

„Warte!“, seine Hände umgreifen meine Hüften und setzten mich sicher in den Sattel des Reittiers. Unsere Blicke begegnen sich. Er zieht den Kopf verlegen zur Seite, so wie ich es von ihm kannte. 

„Du solltest in dem Zustand nicht reiten…“, dann schwingt er sich hinter mich in den Sattel. Der Chocobo fiept und schlägt mit den Flügeln. 

„Das ist ein Gebirgschocobo, die können auch zwei Barret’s transportieren, sollte also kein Problem sein!“ 

„Cloud…“

„Lass es mich später erklären…“, unterbricht er mich, dann zieht er die Zügel stramm und wir reiten in Richtung Midgard. 

 

Es ist bereits Nachts, als wir ankommen. Ich stürme den siebten Himmel. 

„Barrett!“, brülle ich, als die Türen hinter mir zuschlagen. 

„PSCHT!“, erwidert er leise-laut und nippt an einem kalten Bier, „du weckst ihn noch auf! Er schläft bereits.“

„Er?“, hallt es durch die leere Bar, als die Türen sich erneut schließen. Ich spüre Cloud dicht hinter mir. 

„Hmpf….“, brummt Barett, „der verfluchte Mistkerl ist Heim gekehrt…“

Er schlägt das Glas, dass er mit einem Zug geleert auf auf den Bartresen. Das es nicht bricht und in tausend Teile zerspringt ist nur Glück. 

„Wir hatten ein paar Schwierigkeiten…“, erkläre ich ihm um der Konfrontation auszuweichen. Doch die Luft um den Schützen herum ist wie geladen. Ich kann die Funken schlagen hören.  

Doch Barret  lässt sich davon nicht beirren und kickt gegen den Barstuhl ehe er sich aufrichtet. 

„Sagst du es ihm oder soll ich es tun?“

Ich fahre zu ihm herum und zerre an seinem Arm, „du hast es versprochen!“, flehe ich. 

Sanft stosst er mich von sich und richtet seinen Blick auf Cloud, „Sein Name ist Clive…“

Der Schütze stampft zu ihm herüber. Kurz darauf höre ich einen lauten Knall. Er hat ihm eine verpasst. 

„Hah…“, stöhnt Cloud und fasst sich an den Kiefer, „die hab ich dann wohl verdient…“

„Ich hab den kleinen viel lieber als dich, auch wenn er dir wie aus der Fresse geschnitten ist…“, mit diesen letzten Worten kickt er die Türen vom siebten Himmel auf und verlässt die Bar. 

Coud hebt den Kopf und sieht mich an, sein Blick ist leer. Ich möchte zu ihm gehen, doch etwas in mir hält mich davon zurück. Die Distanz die er geschaffen hat, nachdem er mich verlassen hatte. Das Chaos das er zurückgelassen hat und die offenen Fragen. Und obwohl er mir so oft das Herz gebrochen hatte, schlug es noch immer wie verrückt für ihn. Es hat nie damit aufgehört, seit es in Nibelheim vor über zwanzig Jahren damit angefangen hatte. 

„Von wem zur Hölle spricht er?“ 

„Von niemandem“, weiche ich aus. 

„Ist es ein Mann? Hast du jemanden gefunden?“ 

„Das könnte man so sagen…“, erwidere  ich und presse die Lippen zusammen. 

 

„I…ich würde ihn dir gerne vorstellen…“, hauche ich.

„Ich denke nicht das ich mich dafür Interessiere“, erwidert er trocken. Seine Worte versetzten mir einen bitteren Stich. Nichts das ich nicht von ihm gewohnt war, aber das er Clive so ablehnte schmerzte. 

 

Egal. 

Besser mich als ihn. 

 

„In Ordnung, also was ist es das du mir erklären wolltest?“ 

„Richtig…“, murmelt er und kratzt sich im Nacken. 

Ich flüchte hinter die Bar und nutze einen kurzen Moment mit dem Rücken zu ihm, um mich zu fangen. 

„Setz dich…“, fordere ich ihn auf und bin bereits dabei einen Cosmo Canyon für ihn anzuzischen. Ich lasse den Drink über die Bar gleiten. Cloud fängt ihn geschmeidig auf. 

Nachdenklich sieht er in den Drink. 

„Du hast nicht lange vor zu bleiben nicht wahr?“ 

Abrupt hebt er den Kopf und sieht mich fast schon ein wenig verwirrt an. 

„Äh….“, stottert er, „woher…“ 

Ich versuche zu lächeln, „wir kennen uns schon eine ganze Weile vergessen?“ 

„Richtig“, erwidert er und nimmt einen kräftigen Schluck. 

„Nun mach es nicht so spannend“, necke ich ihn und lege den Kopf zur Seite. Es kostet mich eine menge Beherrschung meine Tränen zurückzuhalten, aber dank Clive habe ich gelernt stark zu bleiben. Ich durfte nicht zulassen, dass ich daran zerbrach. 

 

Es ist gut, er ist hier, er ist gesund und er ist am Leben. 

Spreche ich mir selbst in Gedanken zu. 

Dies war der Abschluss den ich brauchte.

Der den ich vor sieben Jahren nicht bekommen hatte, als er einfach so verschwunden war.  

 

„Ich habe einen Lebensstrom gefunden. Nach allen, die ich über die sieben Jahre betreten hatte, habe ich schon selbst nicht mehr daran geglaubt. Aber sie ist es. Und ich kann ihn betreten, denn der Cloud, der darin lebte ist Tod. Die Existenz von zwei zwei gleichen Persönlichkeiten werden mit der Zeit abgestossen, doch dort kann ich bleiben! Nach so vielen Jahren…“, er hebt den Kopf und sieht mich Hoffnungsvoll an, „…habe ich sie endlich wiedergefunden!“ 

 

Der Moment der Stille wird unterbrochen. Cloud und ich schrecken auf, als das Licht im Flur angeht. Zwei müde Augen reiben sich am Ende des Treppengeländers und gähnen. 

„Mama?“, murmelt er müde, „ich hab was völlig verrücktes geträumt…“ 

Ich sehe schnell zu Cloud, dessen Augen neugierig auf ihm verweilen. Ich eile hinter der Bar hervor. „Tut mir leid…“, murmle ich noch schnell im vorbeigehen, „ich muss mich um ihn kümmern, du kannst dein altes Zimmer beziehen falls du heute Abend einen Schlafplatz brauchst.“

„Tifa!“, brüllt er mir hinterher. Seine Rüstung klappert, als er sich aufrichtet. 

„Bitte…“, schluchze ich auf, „ich brauche einen Moment“

 

Clive sitzt auf seinem Bett und spielt mit einer Taschenlampe, indem er Schatten auf die Decke projiziert. Ich setze mich auf die Bettkante zu ihm und ziehe ihn an mich. 

Mein Kopf liegt auf seiner Seiner Schulter, während meine Haare ihn fast völlig bedecken. 

„Weinst du etwa schon wieder?“

„Schon wieder?“

„Ja, das tust du doch ständig. Glaub ja nicht du kannst das vor mir verstecken…“ 

„Du weißt doch das deine Mama die Welt gerettet hat. Nur musste sie dabei sehr viel schlechte Dinge mit ansehen. Manchmal überkommen mich diese Erinnerungen…“

„Hmm…“, stöhnt er stutzig, „Marlene sagt es ist wegen Papa…“ 

Ich erstarre im Augenblicklich, „Marlene?“ 

„Ja, sie hat mir von ihm erzählt“ 

„Was hat sie denn gesagt?“, frage ich, während ich ihn wieder zudecke und über seine Schläfen streiche. 

„Sie sagt nur gutes…“

Flüchtig lächle ich im dunkeln. 

„Komm mir ja nicht auf den Gedanken, dass du ihn lieber mögen könntest als mich!“, necke ich ihn und stupse ihn verspielt in die Seite. 

Clive zeigt keinerlei Reaktion, stattdessen schneiden seine Worte die Atmosphäre wie ein Messer, „ich hasse ihn…“ 

„Clive! Das darfst du so nicht sagen! Dein Vater hat sehr viel für das Schicksal den Menschen gegeben…“

„Aber er hat dich aufgegeben!“, trotzt er. 

„Das ist nicht richtig… vielleicht erzähle ich dir eines Tages meine Version der Geschichte, die fängt nämlich viele Jahre vor der Sprengung des ersten Reaktor Kerns an. Sie erzählt von einem Dorf Namens Nibelheim, einer Katze, einem Aussichtsturm und einem Versprechen. Was meinst du?“ 

Er schnaubt. 

„Gibst du der Geschichte eine Chance?“ 

„Kein Interesse!“, Clive dreht sich halb brummend, halb gähnend zur Seite. Noch ein paar Minuten streichle ich seine zottligen Haare, bis sein Atem gleichmäßig wird. Bevor ich gehe, nehme ich die Taschenlampe aus seiner Hand und lege sie auf das Nachtkästchen, dann ziehe ich die Kinderzimmertüre hinter mir zu. Als ich mich umdrehe stoße ich mit Cloud zusammen. 

Sein Blick geht starr auf die Türe, die ich soeben geschlossen habe. 

„Du hast ihn Clive genannt?“

Ich nicke. 

„Wieso?“ 

„Weil er wie eine Klippe für mich war, ich musste springen um von ihm befreit zu werden… den Erinnerungen, den Schmerzen, einfach alles…“ 

„Er sieht aus wie…“ 

„Du“, vollende ich seinen Satz und ziehe an ihm vorbei. 

„Das ist unmöglich!“, bricht es aus ihm heraus, dann sieht er mich zum ersten mal wieder an. In seinen Augen blitzt Panik auf.  

„W…wie alt ist er?“ 

„Sieben Jahre…“, ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht und schaffe es nicht weiter. Die Worte bleiben mir im Hals stecken. Ich schlucke einmal kräftig, „hast du uns auch in einem der anderen Lebensströme gesehen?“

Clouds grüne Augen verharren auf meinen, „nein…“ 

„Hm…“, erwidere ich heiser, „scheint als bestimmt jeder Strom sein eigenes Schicksal…“ 

Cloud nickt, „vermutlich…“

Ich lächle ihn an,  dann nähere ich mich ihm und berühre seine Wange. Er lächelt zurück, wenn auch nur flüchtig. 

„Geh…“ sage ich und drücke mich ein letztes mal an ihn. 

„Ich werde ihm von dir erzählen…!“, „dem Cloud den ich kannte.“ 

„Kanntest?“

Ich lege den Kopf zur Seite, „Es ist viel passiert.“ 

Seine Hand berührt meine, „Wirst du zurecht kommen?…“ 

„Ist das deine Art mich um Erlaubnis zu bitten?“

Cloud weicht meinem Blick aus, „Nein ich habe mich entschieden.“

„Dann ist es also Endgültig… unser Abschied“ 

Ich drücke ihm einen Kuss auf die Schläfe, ehe ich mich von ihm weg drehe und die Türe zu meinem Schlafzimmer öffne. Ein letztes mal hebe die Hand zum Abschied. 

„Danke, dass du gekommen bist um mir Klarheit zu geben.“ 

Cloud sieht erst zu mir und dann zu Boden.

„I…ich sollte gehen… der Lebensstrom schließt sich“, dann hebt auch er die Hand und nimmt den Weg nach unten um die Bar zu verlassen. 

 

Als die Türen sich schließen spüre ich den Verlust.

Viel stärker als vor sieben Jahren. 

Er reisst an meinem Bewusstsein und hinterlässt eine leere. 

Da ist nichts mehr ausser einem winzigen Funken Hoffnung. 

Er treibt mich dazu mich in Bewegung zu setzen und loszustürmen. 

Mit all meiner Kraft tragen mich meine Füße hinaus auf die Straße, wo ich seine Umrisse erkenne kann, bevor er hinter der nächsten Kreuzung verschwindet. 

Meine Lungen füllen sich mit Sauerstoff. Meine Stimmbänder weiten sich als ich seinen Namen mit der Kraft einer Löwin hervor brülle. 

„Cloud!“ 

Er bleibt direkt unter dem flackernden Licht einer Straßenlaterne stehen. Seine Schultern spannen sich an. Irgendetwas beschäftigte ihn. 

„Clive, er…“ schnaufe ich und renne weiter. Bei ihm angekommen reisse ich meine Arme um ihn und schmiege mich an seinen Rücken. Er entspannt sich Augenblicklich. 

 

„Er hat so viel von dir! Er möchte stark sein und alle beschützen. Er interessiert sich nicht für die banalen Dinge, sondern nur für das große Ganze. Wenn ihn etwas ärgert zieht er sich zurück. Er ist stur und eigensinnig. Manchmal macht es den Eindruck als wäre die Welt zu groß für ihn, dann verliert sich in seinen eigenen Gedanken. Außerdem hat er ein Händchen für Tiere. Er war gerade mal fünf als er darauf bestanden hat einen Cocobo reiten zu dürfen. Er liebt es Karten zu spielen und ist ein kleiner Stratege. In der Schule rauft er sich mit den viel stärkeren Jungs, wenn sie gemein zu den Mädchen waren. Es gibt fast keine Woche in dem ich nicht einen neuen blauen Fleck an ihm aufdecke. Die roten Augen hat er vor mir, aber das ändert nichts daran, dass sie das gleiche wie deine ausstrahlen. Ich habe immer davon geträumt wie es wohl wäre… das erste mal…. wenn ihr euch begegnet. Aber ich musste ihn beschützen vor sich selbst, genauso wie dich. Sich zu vergessen und die vielen wunderbaren Dinge die ihn ausmachen. D…das wollte ich dir sagen! Ich bereue nichts! Nicht eine Sekunde in der ich dich liebte. Ich wusste du kannst er nicht erwidern und trotzdem hat es mich nicht davon abgehalten. Ich würde es wieder tun. In jedem Lebensstrom, in jedem Leben. Ich würde mich immer für dich entscheiden, auch wenn du das nicht kannst. Ich bin sicher, wenn du es bist. Also sag mir! In all den Leben, gab es da wirklich nicht ein einziges indem du dich für für mich entschieden hast? Nur eins das würde mich reichen. Ich brauche nur eins…“

Cloud öffnet meine Hände, die ich um seinen Bauch geschlungen habe. Erst befürchte ich, dass er geht, doch dann wendet er sich mir schließlich doch zu. Ich erstarre als sein Gesicht Tränenüberströmt ist. Lautlos bahnen sie sich einen Weg über seine Wangen und verschmelzen schließlich zu einem großen Tropfen. Eine ganze Weile hält er mich fest. Einige Nachtspaziergänger beobachten uns, als sie an uns vorbei gehen, doch das hält ihn nicht davon ab mich nur noch fester an sich zu ziehen. Er streicht mir behutsam durch das Haar und und legt seinen Kopf auf meiner Schulter ab. 

„Doch…“, flüstert er und ich muss mich konzentrieren ihn nicht überhört zu haben. 

„Aber du wirst enttäuscht sein…“

„Sicher nicht!“, erwidere ich und lächle ihm über die Schulter. 

„Hmm…“, murmelt er. 

„Erzählst du mir jetzt die ganze Geschichte?“, frage ich und drücke ihn von mir. Unsere Blicke begegnen sich. Seine Augen sind noch immer glasig, so wie meine. 

 

„Ich ging, weil ich glaubte in einem der Leben eine glücklichere Version meiner selbst zu finden und ich war fest überzeugt, dass es nur ein Leben sein konnte in dem auch Aerith noch an Leben war. Ich fand sie, doch wann auch immer sie lebte, war da kein Platz für mich. Lebte sie, dann war Zack an ihrer Seite. Ich suchte weiter und weiter… wurde unzählige Male enttäuscht. Ich war selbst zu einem Geist geworden, der zwischen den vielen Strömen umher wanderte. Ich fand die anderen Lebensformen meines selbst genauso gebrochen vor, wie ich es selbst war. Nicht etwa in einem der Ströme, sondern genauso verloren wie ich es war. Zwischendrin. Es fühlte sich an wie eine endloses Spiegelbild meines selbst. Zu realisieren, dass ich es war der sich selbst im Weg stand glücklich zu sein. War ich wirklich dazu bestimmt umher zu wandern? Nicht zu verstehen wohin ich gehörte. Ewig auf der Suche nach etwas das mich erfüllt. Schließlich betrat ich einen Strom, der letzte meiner Reise. Er riss mich nach Nibelheim, als es noch unseres war. Vor dem Wiederaufbau. Ich sah meine Mutter, hörte sie lachen. Ich betrachtete sie Stundenlang, prägte mir jedes Merkmal ihres Gesichts ein, sodass kein Sephiroth, keine Mako Vergiftung, keine Jenova es jemals schaffen würden sie aufzulösen. Ich sah meinem jüngeren ich dabei zu wie es sein Herz an das schönste Mädchen im Dorf verlor. Ich schien ihr unauffällig überallhin zu folgen. Musste sicher sein, dass sie sicher war. Ich saß Stunden auf dem Aussichtsturm und wenn ich kurz ihre Silhouette hinter dem Vorhang des Fenster bevor blitzen sah erfüllte es mich mit so einer wärme das ich selbst vergaß wo ich eigentlich war. Ich verweilte in diesem Strom. Mit jedem Tag verblasste ich mehr und mehr. Wurde von ihm abgestoßen, denn die Existenz zweier gleicher Lebensformen war gegen den Kreislauf. Ich blieb weiter, wollte das Gefühl nicht verlieren, bis zu dem Vorfall an dem Tag an dem das Dorf niederbrannte. Ich folgte Sephiroth, Zack, dem Mädchen und mir selbst der es leider nicht weiter gebracht hatte als zu einem einfachen Infanteristen. Ich sah zu wie sich alles dem gewohnten lauf hingab. Der gewohnte Schmerz überkam mich, nur das ich diesmal die Wahrheit der Geschichte endlich realisierte mit einer Ausnahme, denn wie du erkannt hast bestimmt jeder Strom sein eigene Schicksal. In diesem starb das Mädchen an den folgen ihrer Verletzung. Weder ich noch irgendwer konnten sie retten. Sie konnte ja nicht wissen das ich Feigling bereits dort war. Ihre letzten Worte versetzten mir einen Schlag der mich innerlich aufschreien ließ. >Ich wünschte ich könnte dein Versprechen einlösen und du wärst hier… Cloud< und dann starb sie. Vor meinen Augen. Ich wurde aus dem Strom gerissen. Unmengen von Energien und Strömen brachen auf mich ein. Durchzogen mich. Schleuderten mich hin und her. Ich weiß nicht mehr wann ich aus dem Strom geworfen wurde. Er spuckte mich aus wie eine Krankheit zu der ich geworden war. Alles was ich weiß ist, dass ich an einem Flugplatz erwachte an dem bereits Feuer brannte. Ich weiß nicht wer es gezündet hatte. Der Flieger stand bereits dort und Cid verlud ein paar Kisten mit Pilzen in den Frachtraum. Als wir einander entdeckten flippte er völlig aus. Er bot mir eine Mitfahrgelegenheit, da er von nichts anderem ausging als das ich auf dem Weg nach Midgar sein musste.Und als er mir erzählte für wen seine Warenlieferung sei, wurde es mir klar. Ich war zurück. Ich war genau dort wohin ich gehörte. Der Strom gab mir so viele Gelegenheiten und ich ignorierte sie. Sie waren überall. Panik überkam mich, nachdem ich dich sterben sehen habe. Nichts anderes mehr war wichtig. Nach einigen Turbulenzen belohnte mich das Schicksal schließlich mit deinem Anblick und das eines Jungen. Meinem Jungen.“ 

 

Clouds Finger berühren meine Umrisse. Seine Worte Hallen in mir wieder. Seine Lippen öffnen sich erneut.

„Ich muss dich enttäuschen, denn von all den Leben gibt es nur ein einziges in dem ich mich für dich entschieden habe und das ist dieses hier. Ich kann nicht wieder gut machen was ich dir… euch angetan habe. Aber ich möchte alles geben um es in Zukunft besser zu machen.“

Er nimmt all seinen Mut zusammen, Worte die zuvor gefroren waren brechen nun wie Eiszapfen aus ihm heraus. 

„Darf ich Teil eures Lebens sein?“

Ich greife nach seiner Hand und verschließe sie mit meiner. Wir lächeln beide. 

 

„Das bist du schon immer gewesen.“



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