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Sternschnuppen um Mitternacht

Wünsch dir was!
von

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Geschafft ließ sich der Sänger Dir en Greys auf das große Ledersofa in dem Raum fallen, der ihnen Backstage zugeteilt worden war. Er liebte es zu singen, er liebte es, auf der Bühne zu stehen, aber momentan kam es ihm so vor, als wäre jeder Schritt zu viel. Oder jeder Ton.

Als würde seine Seele nicht mehr vollkommen mit dem vereint sein, was er liebte. Sein linker Arm schob sich über seine Augen und verdunkelte ihm die Sicht, sorgte aber gleichzeitig auch dafür, dass er sich wieder etwas entspannte. Paradoxerweise liebte er es, im Rampenlicht zu stehen, während alle Scheinwerfer auf ihn gerichtet waren, während er sich auf der anderen Seite nur dann richtig entspannen konnte, wenn es fast vollkommen dunkel war.

Da er sich noch nicht zuhause befand, musste sein eigener Arm herhalten und ihm ein wenig Linderung verschaffen. Der heutige Auftritt war der letzte ihrer vierwöchigen Tour gewesen und hatte ihm einiges abverlangt. Nicht zuletzt, weil er schon seit ein paar Tagen am Ende seiner Kräfte gewesen war.

Aber dennoch hatte er dich zusammengerissen und jeden Abend auf der Bühne stehen lassen. Er hatte sich nichts anmerken lassen und obwohl er seinen Bandkollegen vertraute, verschwieg er ihnen dennoch seinen wahren Zustand. Zumindest den mentalen. Er war sich zwar durchaus bewusst, dass die anderen ihn nach all den Jahren durchaus schon kannten, aber komplett in ihn hineinsehen konnten sie nie. Einfach, weil er es nicht zuließ. Er verbarg, wie schlecht es ihm in den letzten Wochen ergangen war und hatte stattdessen jeden Abend alleine in seinem abgedunkelten Hotelzimmer gesessen, um wieder Herr über seine Gedanken und Gefühle zu werden. Nicht einmal sein bester Freund Daisuke wusste nichts von all dem, was wirklich in ihm vorging.

“Willst du hier liegen bleiben oder soll ich dich nach Hause fahren?”, erklang im selben Augenblick dessen Stimme, woraufhin er den Arm wieder von seinem Gesicht zog und doch erst blinzelte, als ihn die Helligkeit eiskalt erwischte.

“Nach Hause fahren klingt gut”, antwortete er und erhob sich langsam vom Sofa, auf dem er bis eben noch gelegen hatte. Hätte Daisuke ihn nicht angesprochen, wäre er hier in den nächsten Minuten mit Sicherheit einfach eingeschlafen.

Er schlurfte auf den Größeren zu und blieb für einen Moment lang vor ihm stehen, bevor er sich doch wortlos abwandte und aus dem Raum lief. Nach einer langen Tour fuhr er nie selbst und nahm sich normalerweise ein Taxi, aber diesmal war er froh, dass Daisuke ihm anbot, ihn zu fahren.

Auf dem Weg nach draußen nahm er kaum etwas wahr, nickte nur hin und wieder jemandem zu, wenn ihm jemand entgegen kam. “Die anderen sind schon weg”, hörte er irgendwann Daisukes Stimme in seinem Rücken, was er lediglich mit einem weiteren Nicken zur Kenntnis nahm. Obwohl er sonst kaum etwas wahrnahm, wusste er instinktiv, dass es besser war, die Halle durch den Hinterausgang zu verlassen.

Das Auto Daisukes stand nicht weit entfernt und dazu eh immer an derselben Stelle, sodass Kyo den Weg dorthin automatisch fand.

Manchmal war er überrascht davon, dass die Fans davon noch nichts mitbekommen hatten und das Auto nicht schon längst belagert hatten.

Am Fahrzeug angekommen, lehnte er sich dagegen und vergrub die Hände in den Jackentaschen. Erst als Daisuke neben ihm auftauchte, hob er seinen Blick wieder. Er trat einen Schritt an die Seite und fiepte doch sofort auf, als der Rothaarige seinen Arm ergriff.

“Schnell, wünsch dir was!”, hörte er dessen Stimme und als er seine Blick zu Daisuke hob, konnte er sehen, dass dieser in den Himmel starrte.

Hoch oben konnte er mehrere Sternschnuppen sehen, die am Himmel entlang zogen und blitzschnell wünschte sich Kyo tatsächlich etwas, von dem er hoffte, dass es in Erfüllung gehen würde. Er schloss sogar für einen kurzen Augenblick seine Augen und ließ diesen Moment einfach nur auf sich wirken.

“Und? Hast du dir etwas gewünscht?” Als er Daisukes Stimme ein weiteres Mal hörte, öffnete er seine Augen wieder und sah den Rothaarigen an. “Natürlich habe ich das.”

“Und was?”, hakte Daisuke nach, woraufhin Kyo den Kopf schüttelte. “Wenn man es ausspricht, geht es nicht in Erfüllung”, entgegnete er erst, bevor er auf die Beifahrerseite des Autos lief.

“Können wir jetzt endlich los? Ich bin müde”, schob er hinterher und stieg ein, noch bevor der Größere überhaupt zu einer Antwort ansetzen würde. Er war froh darüber, dass es diesen Brauch gab, denn so musste er nicht mit Daisuke darüber reden, was er sich gewünscht hatte. Zwangsläufig würde er dann nämlich auch preisgeben müssen, was ihn seit Wochen beschäftigte und das wollte er definitiv vermeiden.

Als auch Daisuke endlich eingestiegen war und den Motor gestartet hatte, lehnte Kyo den Kopf gegen die Fensterscheibe und sah aus dem Fenster. Ein paar weitere Sternschnuppen kreuzten sein Blickfeld und er ertappte sich dabei, dass er sich jedes Mal das gleiche wünschte. Vielleicht würde es dann doch eines Tages in Erfüllung gehen, wenn er es sich nur oft genug wünschte.

“Kyo? Du bist Zuhause”, riss ihn Daisukes Stimme aus seinen Gedanken, woraufhin er seinen Kopf wieder hob.

“Danke, Dai”, richtete er lediglich das Wort an den Älteren und schlüpfte anschließend aus dem Auto. Ohne ein weiteres Wort schloss er die Tür hinter sich und lief auf das Haus zu, in dem sich seine Wohnung befand.

Mit der Hoffnung, dass Daisuke verstand, dass er jetzt gerade in diesem Moment einfach nur seine Ruhe brauchte, um sich selbst zu finden.

Er würde sich schon bei ihm melden, wenn er es für richtig hielt oder wenn es ihm besser ging. So war es immer.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Delacroix_
2023-12-20T15:41:17+00:00 20.12.2023 16:41
Klingt als hätte die Tour Kyo wirklich ziemlich geschafft, aber gut, ist ja auch kein Wunder. So viel Singerei in so kurzer Zeit ist natürlich körperlich anstrengend. Und mental braucht man sicher auch irgendwann mal Zeit, um sich wieder zu fangen. Ist schön, wenn man Freunde hat, die sowas wissen und warten können bis es halt wieder geht.^^

Das war schöne Story, gerade auch mit den plötzlich auftauchenden Sternschnuppen.


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