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Inu Yasha no yomi

Inu Yasha in der Unterwelt
von

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Tore der Hölle

And if I´m dying on my knee

You would be the one to rescue me

I got you, brother.
 

Kodaline: Brothers
 

Kagome starrte den weinenden Inu Yasha etwas hilflos an. Sie hätte ihn so gern in die Arme genommen, beruhigend gestreichelt, aber das war als Seele für sie unmöglich. So fragte sie nur etwas erschrocken: „Bakusaiga? Ist das etwa hier gelandet?“

Er schüttelte den Kopf und nahm sich zusammen. Sie hatte ja recht wie immer – sie verstand doch so viel. „Sesshōmaru. Der Riesenhundeidiot hat sich von Drachen umbringen lassen und deren Anführer, ein gewisser Ryuuichi, hat nun Bakusaiga in der Klaue. Die Fürstenmutter des Westens ….“ Er musste Atem holen: „Schickte nach mir, in der Hoffnung, dass ich das Teil zurückholen kann und den Fürsten da spiele. Naja, lieber marschiere ich jetzt hier herum und muss mich mit so Prüfungen herumschlagen. Aber, es war doch nie die Rede... von dir oder Mama. Das ist so gemein!“

„Vermutlich,“ erwiderte sie mit einem behutsamen Blick zu den Shinigami. „Aber, du willst Sesshōmaru wieder beleben? Ja, du hast Tenseiga...“

„Das Problem ist, dass diese dämlichen Drachen seinen Körper vernichtet haben, sonst wäre das ja nicht so ein Problem. Ich habe schon mit einer Krötenschamanin und einem Kami aus dem Takamahara reden müssen.“

Manchmal hatte sie gelernt einfach hinzunehmen, dass ihr Gefährte nicht ganz normal war. So hielt sie sich an Logik. „Aber dieser Drachen hat ihn getötet? Ich dachte, das geht praktisch nicht.“

„Der hatte zu seiner Unterstützung noch vier Krieger und fünf Schamanen mit irgendwelcher Elementmagie. Da kommt wohl auch ein Daiyōkai nicht so gegen an.“ Er atmete durch. Wie gut es tat mit ihr zu reden, wenngleich nur so durchscheinend und sie nicht anfassen zu können. Zu dürfen. Liebe, gute Kagome.

„Aber Tenseiga hätte ihn doch weggebracht, oder? So wie damals, als du ihn mit dem kaze no kizu getroffen hattest?“

„Ja, wenn der Herr Hundefürst das nicht im Schloss liegen gelassen hätte. Und keiner weiß warum. - Kagome, ich möchte dich so gern mitnehmen....“

Sie lächelte etwas traurig. „Ja, das weiß ich. Ich würde ja auch gern mit dir gehen. Aber du musst an das denken, was dich herführte. Da hat ein mörderischer und bestimmt gefährlicher Drache Bakusaiga in der Hand. Es wehrt sich noch, aber sicher nicht mehr lange, wenn sein Herr tot ist. Du kannst dir doch vorstellen, was im Westen passiert, wenn der damit loszieht? In der Welt der Menschen und der anderen Fürstentümer? Du bist der Einzige, der das verhindern kann. Und, da hat auch deine Mutter recht – wir sind tot. Und das Leben der Lebenden zählt. Nicht weinen, Inu Yasha. Ich kann immer noch wieder geboren werden, mit ein bisschen Glück. Und das ist etwas, was Yōkai versagt ist. Entweder du rettest nii-san – oder du weißt, was dann mit Bakusaiga passiert.“

Er starrte sie an. Kagome. So großherzig wie immer. „Ich....du meinst, ich bin egoistisch, wenn ich dich wieder bei mir haben möchte?“

„Nicht so sehr. Aber, denke einfach daran, wie auch ich, dass ich schon einmal wieder geboren wurde. Das klappt, sicher. Du musst nur etwas Geduld haben. Und ehrlich gesagt, ich möchte in kein Japan geboren werden, in dem ein Drachenherr mit Bakusaiga herumwedelt.“

Das war natürlich ein Argument – und auch, wenn er sie beschützen wollte, so wäre das doch kein Leben für sie. „Ich habe noch zwei Juwelensplitter. Ach, das habe ich dir nicht gesagt. Nein, nicht vom shikon no tama, sondern von einem Juwelenspeer, der bei der Schöpfung verwendet wurde. Der Kami, mit dem ich redete, hat sie mir besorgt. Aber, die muss ich an jedem Tor abgeben. So als Bestech... äh, Geschenk für die Herrin der Unterwelt.“ Nur ja höflich bleiben.

„Ich habe keine Ahnung, was du da gemacht hast, aber anscheinend machst du es richtig.“ Das klang wie ein Seufzen. „Dann geh mal und rette deinen großen Bruder und nebenbei auch den Westen und ganz Japan. Du bist unmöglich. Vermutlich der Grund, warum ich dich so liebe.“

„Ich liebe dich auch, Kagome. - Lasst uns doch noch etwas Zeit!“ Denn zwei Shinigami waren zu ihnen getreten, darunter Taku.

Der sagte nur: „Du kennst die Bedingungen. Deine Entscheidung?“

Der Hanyō sah zu seiner Miko, diese lächelte und nickte, sichtlich ihrer selbst sicher. So meinte er: „Bring mich zum Tor zur Welt der Yōkai. - Auf Wiedersehen, Kagome.“ Und er hörte selbst, dass seine Stimme schwankte. Wehe, dieser Idiot von Hund bedankte sich nicht ordentlich bei ihm! Das hier konnte der nie wieder gut machen!

„Ich liebe dich,“ hörte er noch, dann war seine Gefährtin verschwunden.

So blickte er zu Taku und atmete tief durch. „Dafür sollte ich euch alle umbringen!“

„Du hast in die Regeln eingewilligt,“ erinnerte der Shinigami, dem leider nur zu bewusst war, was Tenseiga in dieser Welt vermochte. „Und, wir gehen nun zu dem nächsten Tor. Du hast ja noch einen Splitter.“

Ein erneutes tiefes Luftholen des Hanyō. „Zwei, Idiot. Wie viel Zeit ist in der anderen Welt vergangen, seit ich hier ankam?“

„Das weiß ich nicht. Zeit ist etwas, was hier nichts zählt. Einige Tage, denke ich.“

Das bedeutete, mit etwas Pech wäre dieser Halbwolf samt Braut schon bei Stiefmütterchen eingetrudelt und stritt sich womöglich schon mit Kori und diesem Mamoru darum, wer sie heiraten dürfte. Er sollte sich wirklich beeilen. „Dann geh schon, los.“ Ja, da war das Tor, gar nicht so weit weg, wie er noch gedacht hatte. Auch hier stand ein ziemlicher Riese da und blockierte den Weg. Aber da gab es ja wohl die Lösung. So zog er den nächsten Splitter aus dem Ärmel und legte ihn auf den felsigen Grund. „Ich bringe ein Geschenk für die okami no yomi no kuni, Izanami-sama.“ Jawohl, es klappte. Der Splitter verschwand, der Wächter drehte sich beiseite und er machte den Satz durch den steinernen Torbogen.

Nur, um überrascht stehen zu bleiben. War der Eingang in die Welt des Jenseits der Menschen ein doch enges Tal, durch das sich alle hindurch drängten, um vielleicht doch mal eher zufällig die Ebenen draußen zu finden, so war hier eine schlichte, weite Ebene, über die vereinzelte weiße Seelen zogen. Kein Berg. Nun ja, nur, wenn er sich umdrehte. Das machte er, denn er suchte seinen Führer. „Und jetzt, Taku?“

„Sieh dort, links. Erkennst du die Felsen?“

„Diese zwei Türme oder so? Ja, klar.“

„Dort befindet sich dein Bruder im Siegel. Ich vermute, du weißt, was du zu tun hast?“

„Erst mal schon. Und, wenn ich ihn geweckt habe, soll ich wieder zu diesem Tor gehen?“

„Nein. Dann komme zu mir und ich bringe euch beide zu dem dritten. Danach kann und werde ich dir nicht mehr helfen. Das Portal, was danach kommt, ist ehrlich gesagt für jeden riskant, es wurde noch nie so erschaffen, hörte ich.“

„Na schön. Also, erst einmal da rüber. Und du wartest hier?“

„Aber ja.“ Taku hätte nie laut zugegeben, dass er dieses Schauspiel um keinen Preis in allen drei Welten verpassen wollte. Die Erschaffung neuen Lebens aus dem Tod – das konnte eigentlich doch nur schief gehen. Aber natürlich würde er nie an der Herrin zweifeln.
 

Tatsächlich handelte es sich um zwei Felsgebilde, die Inu Yasha an die Wolkenkratzer in Tokio in Kagomes Zeit erinnerten. Hoch, steil und statt mit gelblichen mit rötlichem Licht. Aber das, was ihn stehen bleiben ließ, war etwas Weißes, eine Seele, die vor einem der Türme stand, ihm den Rücken zukehrend. Ein Yōkai mit zurückgebundenen, weißen Haaren, zwei Fellteilen rechts und links über die blau-weiße Kleidung fließend. Ja, die Rüstung fehlte, aber da wusste er nur zu gut wo sie war. Und er hatte diesen Mann, diese Seele, nur einmal gesehen. „Oyaji...“ Das war kaum passend, dachte er, als sich sein Vater zu ihm umdrehte, für einen Daiyōkai sichtlich verblüfft. So korrigierte sich der Sohn: „Otōsan...“ Papa. Verehrter Vater wie Sesshōmaru würde er nie sagen. Dazu wüsste er ja nicht einmal was da zu verehren wäre.

Der ehemalige Taishō verengte die Augen. „Inu Yasha? Du, hier, lebendig?“

Berechtigte Frage eines Erzeugers,  gab der Angesprochene zu. „Äh, ja. Ich suche meinen Bruder.“ Jetzt erst entsann er sich, dass der Kami doch gesagt hatte, Sesshōmaru sei versiegelt worden, weil ihr Vater für ihn gebeten hatte. Sein Blick fiel auf den Felsen. Etwas leuchtete da in grün, sicher ein Bann. Vater hatte tatsächlich für seinen Ältesten gebeten und bewachte diesen. Ob er das für ihn auch tun würde? Sie kannten sich ja nicht. „Ich ... ich meine, ich habe den Auftrag ihn wieder lebendig zu machen.“

„Ich sehe Tenseiga an deiner Taille. Aber, mir wurde gesagt, dass kein Körper mehr existiert. Und, wer gab dir den Auftrag?“

„Äh, ja, das stimmt alles, ich meine, da gibt es keinen Körper mehr, aber so ein Kami aus dem Hohen Himmelreich sagte mir, was ich zu tun hätte. Und, naja, Keibo-sama bat mich....“

Die verehrte Stiefmutter? Der Taishō bekam soeben den Eindruck das einiges in der Welt der Lebenden passiert war, von dem er nicht einmal geträumt hatte. „Ein Kami aus dem Takamahara? Wer?“

„Äh, keine Ahung. Kishijoten stellte mich ihm vor, nachdem so eine Krötenschamanin namens Sorano Kontakt aufgenommen hatte.“

Sorano. Und die Glücksgöttin höchstselbst. Wer auch immer der Kami gewesen war, musste wirklich, wirklich Einfluss besitzen. „Es ist sehr mutig von dir hierher zu kommen, mein Junge. Was musst du tun?“

„Äh, ich soll Tenseiga auf ihn legen, damit er wieder zusammenwächst oder so. Sie sagten, seine Seele sei am Zerfallen. Kann das sein? Alle anderen hier sehen doch auch normal aus.“

Ein Welpe, dachte der Vater. Aber ein sehr tapferer. Und, das Verhältnis seiner Söhne schien deutlich besser zu sein, als er je auch nur erhofft, nach seinem Plan als optimistisch erwartet hatte. Wenn da einer für den anderen buchstäblich durch die Hölle ging. „Ja, das kann passieren. Unter einer Bedingung. Weißt du, wie er … wie er sterben sollte?“

„Keine Ahnung, otōsan, ehrlich. Aber es waren Drachen und die Rede war von Drachenfeuer.“ Mit etwas Besorgnis sah Inu Yasha wie ihr Vater die Augen schloss. „So schlimm?“ Schön, das war keine Frage, die man einem Daiyōkai stellen sollte, vermutlich.

„Ja, so schlimm. - Drachenfeuer ist ...“ Der Taishō atmete tief durch, ehe er versuchte das seinem Jüngsten klar zu machen, seinen Ältesten zu verteidigen. „Es war nicht feige von ihm. Sie wollten ihn wohl … nun ja, demütigen. Und so wählte er den einzigen Weg, der ihm noch offen stand. In den Tod. Er muss sein eigenes Yōketsu zerstört haben, die Quelle seiner Energie. - Aber, wie bist du an Tenseiga gekommen? Ich hätte geglaubt die Drachen nehmen die Waffen.“

„Ja, aber sie haben nur Bakusaiga. Das ist das Schwert, das aus nii-san selbst entstanden ist. Tenseiga ließ er dagegen im Schloss, aber keiner konnte mir erklären warum.“

Um den Mund des Vaters zuckte ein Lächeln. „Dann denke nach, Inu Yasha. Du bist der Lösung nahe. Und heile ihn, damit er wenigstens als Seele hier wandeln kann.“ Und das war eindeutig ein väterlicher Befehl.

Der Hanyō hatte so etwas wirklich noch nie erhalten. Aber er zog das Schwert des Lebens und trat an seinem Vater vorbei zu dem leuchtend grünen Bann, in dem er etwas Weißes, das wie Sesshōmaru aussah, erkennen konnte, zerrissen von schwarzen Bändern, die offenkundig nur das Grüne zusammenhielt. Es sah … ungewohnt aus. Irgendwie tat es weh, den hier so zu sehen. „Oniisan.....“ Er legte behutsam die Klinge auf den Bann, die prompt durchfiel auf den felsigen Grund. „Tenseiga,“ bat er.

Zu  seiner gewissen Überraschung streckte sein Vater die Hand über dem Schwert aus. Auf den fragenden Blick erklärte dieser:

„Mein Fangzahn.“ Und bezeugte somit, dass er auch in dieser Welt über gewisse Macht verfügte.

„Oh, ja....Es wirkt!“ Der jüngere Bruder klang begeistert. Denn die schwarzen Risse wurden schmaler, verkürzten sich, die Seele wurde klarer erkennbar.

Der Vater der wohl berühmtesten zwei Hunde aller drei Welten blieb skeptischer. „Soweit. Ich bin mir nicht sicher, welche Folgen so etwas hat. Diese Form von Selbstmord wählten nur wenige. Und die wurden nicht wiederbelebt.“

Inu Yasha starrte nun doch etwas besorgt den Halbbruder an. Hatte der Nachwirkungen? Vater hatte so ernst geklungen. Aber die Seele wurde doch immer deutlicher und das Grün des Bannkreises schwand? Es musste doch einfach funktionieren.
 

Sesshōmaru hatte das Gefühl aus einem Abgrund aufzutauchen – leider, wie er sich prompt bewusst wurde. Er musste nur ohnmächtig gewesen sein, es nicht geschafft haben sein Yōketsu zu zerstören. Und jetzt würden die Drachen weiter machen. Und ihm fehlte die Energie. Er fühlte sich so fremd, so anders, leicht. Das Yōketsu, das ihn Zeit seines Lebens umgab, war … verschwunden. War er etwa doch tot? Jedenfalls fehlte der Schmerz des Drachenfeuers.

Mühsam öffnete er die Augen und starrte auf die Seele, die über ihm stand. „Chichi-ue!“ Es war schrecklich mühsam zu reden. Dann war er doch in der Unterwelt? Es hatte doch funktioniert? So, wie er es gewollt hatte? Dass nicht diese missratenen Drachen über sein Ende bestimmen würden, sondern allein er selbst?

Verwundert sah er, wie Vater beiseite blickte, auf etwas Rotes. „Er scheint noch ein wenig verwirrt, Inu Yasha.“
 

Inu Yasha? Dann war er doch nicht in der Unterwelt? Aber Vater? Sesshōmaru zwang sich den Kopf etwas zu drehen. Unverkennbar der Hanyō, wie immer in rot, Tessaiga an der Seite und eine Scheide, die er erkannte. Tenseiga. Irgendwie griff der auch gerade durch ihn förmlich hindurch und schob diese Klinge wieder ein. Aber ….der lebte doch? Was war passiert? Hatte es Ryuuichi etwa geschafft und er war vor Schmerz wahnsinnig geworden? Nein. Warum sollte er sich als Ausgeburt seiner Phantasie nicht nur den verehrten Vater als tote Seele vorstellen, sondern ausgerechnet den quicklebendigen … Bruder?

Er schloss erneut die Augen, versuchte sich zu erinnern. Ja, er war bewusst in die Falle gegangen, eigentlich sicher, dass er mit fünf Drachenkriegern zurande kommen würde. Die Schamanen mit ihrer Elementmagie waren die wirkliche Überraschung – und das wirkliche Problem gewesen. Und er war im Endergebnis froh gewesen Tenseiga im Schloss zurückgelassen zu haben, für den Einzigen, der es führen könnte, für den Einzigen, der nie gezögert hatte auf seiner Seite zu stehen. Nur, was machte der denn jetzt lebend hier?

Er setzte sich auf. Ja. Eindeutig war er tot und eine Seele. Nur, was hatte Inu Yasha gerade mit Tenseiga getan und warum grinste der doch so erleichtert, wenn er selbst doch tot war?
 

„Du bist noch etwas verwirrt, Sesshōmaru,“ erklärte der Vater. „Inu Yasha hat es vermocht deine Seele wieder zusammen zu setzen. Ich vermute, du hast dich durch die Zerstörung deiner Energiequelle getötet?“

„Und die Drachenbande,“ fuhr Inu Yasha fort, um auch mal etwas zu sagen: „Hatte nicht Dümmeres vor als deinen Körper zu verbrennen. Das erschwerte die Sache etwas.“

Ja. Der ältere Bruder begriff. Ohne Körper konnte Tenseiga bei allen Fähigkeiten nicht eingesetzt werden. Schön. Also war und blieb er tot, nur, wie kam der ….hilfsbereite Narr in die Unterwelt? Sein Verständnis stieg nicht gerade, als der Hanyō ergänzte:

„Deiner Mutter und mir war klar, dass man dann eben in die Unterwelt musste und dass es schwer werden würde dich wieder zu beleben. Ich traf also eine Schamanin und einige Götter, die mir weiterhalfen. Ein Kami besorgte mir Juwelensplitter vom Speer der Schöpfung, damit ich hier Tore auf bekomme. Und Prüfungen gab es auch so einige. Jetzt müssen wir dann gehen. Nach dem dritten Tor kommt ein Portal, in das wir beide hineinspringen. Wenn alles gut geht, sind wir, jeder in seinem Körper, in der Welt der Lebenden. Geht es schlecht, äh.... bin ich vermutlich tot und du in meinem Körper.“

Sesshōmaru schloss die Augen und legte den Kopf unwillkürlich in den Nacken. War das doch ein Alptraum?

Beider Vater sah das ein wenig anders. „Du warst dir dieser Konsequenz bewusst, als du herkamst, Inu Yasha.“ Mut konnte man dem Jungen, nein, er war zu einem jungen Mann geworden, wahrlich nicht absprechen.

„Ja, klar. Aber man kann ja auch mal Glück haben. Kishijoten erzählte mir, sie habe, als ich noch ein kleiner Junge war, meine Ohren angefasst.“

Wunderbar, dachten beide männlichen Familienangehörigen seltsam einträchtig. Die Glücksgöttin hatte ein Faible für Hanyō? Zumindest für diesen einen?

Das erklärte, aber das dachte nur der große Bruder, so einiges in der Vergangenheit – dieser unglaubliche Glückstreffer, der ihm prompt für Monate den linken Arm gekostet hatte, dieses Talent dauernd neue Fähigkeiten in Tessaiga zu finden, kurz, dieses sagenhafte Glück bei ziellosen Schlägen immer den Nagel auf den Kopf zu treffen.

„Äh, ich will ja nicht hetzen, aber da wartet ein Shinigami auf uns.“ Inu Yasha hatte irgendwie das Gefühl er solle sich gegenüber seiner Familie doch höflich benehmen. So oft sah man seinen toten Vater ja auch nicht. Und noch war nii-san ja auch nicht wieder Herr des Westens.

„Dann gehen wir,“ beschloss der Taishō. „Ein Stück weit werde ich euch begleiten können. Ich habe euch lange nicht gesehen. Und, um ehrlich zu sein, hoffe ich, dass es auch noch eine Zeit dauert, bis wir uns alle Drei wieder sehen.“

„Oh, otōsan....Ich habe drüben...in der Welt der Menschen Mama getroffen.“ Inu Yasha hörte, dass seine Stimme zitterte, aber er sollte das ausrichten. „Sie lässt dich... Euch grüßen,“

„So ist sie noch dort.“ Der ehemalige Taishō klang fast betroffen, wenn man das über einen Daiyōkai je behaupten könnte. „Ich hoffte, sie würde wiedergeboren, diesmal ein ruhiges Leben als Prinzessin führen können.“

„Kagome ist auch noch da,“ antwortete sein Jüngster prompt. „Also, meine menschliche Gefährtin. Ich weiß nicht, wie oft so eine Wiedergeburt vorkommt. Und dabei wurde Kagome schon mal wieder geboren. Sie ist eine Miko, wisst Ihr, aus der Zukunft.“

Miko aus der Zukunft. Der ehemalige Taishō war zu nüchtern um das nicht als Tatsache hinnehmen zu können. Allerdings nahm er sich fest vor, wenn sein Jüngerer hoffentlich viel später wieder hier war, und wenn, dann tot, würde er sich von dem die Geschichte seines Lebens erzählen lassen, in der es vor Bekanntschaften mit Kami, Miko und jedem anderen magischen Wesen offenbar wimmelte. „Dann gehe doch zu dem Shinigami und frage, ob ich mit bis zum letzten Portal darf.“ Denn das Steintor und der dortige Wächter ließen eigentlich keine Yōkaiseelen passieren.

„Der Kerl heißt Taku und spielt hier meinen Führer. Nett, aber ein Idiot.“ Mit ungewohntem Gehorsam machte sich der Hanyō allerdings auf den Weg. Anscheinend wollte Vater doch mit ihnen beiden so weit gehen,wie möglich. Natürlich war der ein wenig erstaunt gewesen, dass er selbst hier war, aber da kam eben auch die typische Nüchternheit durch, die auch nii-san so auszeichnete. Fakt war Fakt.

Als er annehmen konnte, der Kleine wäre außer Hörweite setzte sich der Vater langsam in Bewegung, den Älteren fast an der Seite, den höflichen Schritt zurück. „Du  solltest dich bei ihm bedanken,“ riet der Taishō, ohne beiseite zu blicken.

Sesshōmaru sah geradeaus, zu der weißhaarigen Gestalt, die anscheinend gerade mit einem Shinigami diskutierte. „Ich werde ihm die Wahrheit sagen, verehrter Vater.“

Und der wusste, dass er, tot oder nicht, nicht mehr von seinem schweigsamen Jungen hören würde.

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das nächste Kapitel bietet ein Höllentor mit leicht überfordertem Wächter und ein Portal, das
so noch nie erschaffen wurde, in das sich die Halbbrüder allerdings gemeinsam stürzen- und die kleinen Überraschungen dann auch gemeinsam durchstehen sollten. Kleine Meinungsverschiedenheiten sind vorprogrammiert....
Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie die Herrin der Unterwelt oder im Takamahara -

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  DuchessOfBoredom
2024-03-24T06:01:05+00:00 24.03.2024 07:01
Wie gut, dass Kagome wieder mal die Stimme der Vernunft war, wobei ich schon glaube, dass es Inu Yasha auch so geschafft hätte die richtige Entscheidung zu treffen, aber es wäre wohl noch um einiges schwerer geworden als ohnehin schon. Und schön, dass tatsächlich so ein kleines Familientreffen zustande gekommen ist - ich finde es immer toll, wenn der Inu no Taishou vorkommt und die Gelegenheit bekommt, ein bisschen stolz auf seine beiden Söhne schauen zu können ;)
Und auf Sessoumarus und Inu Yashas bereits angedeutetes und notwendiges Danksagungsgespräch bin ich schon jetzt sehr gespannt! :)
Antwort von:  Hotepneith
24.03.2024 08:34
Dankeschön.
Notwendiges Danksagungsgespräch ....für wen notwendig?
Und, es könnte unangenehm werden. Nachdem der große Bruder schon mal andeutete, die Wahrheit sagen zu wollen.... Könnte das nicht darin bestehen röchelnd zu sagen. Ich bin dein Vater?
Naja, das könnte dann wikrliche Komplikationen bedeuten:) Ich hoffe mal, dass ich davon abgesehen habe.


hotep
Antwort von:  DuchessOfBoredom
24.03.2024 19:11
Ich würde sagen notwendig für beide: also für Sesshoumaru, um Danke zu sagen (oder eben die Wahrheit, was auch immer das genau bedeutet - ich bin sehr gespannt!), denn Inu Yasha ist ja nun mal durch die Hölle gegangen mehr oder weniger für ihn, und für Inu Yasha notwendig, um genau dieses Danke zu hören. Ob das tatsächlich passiert - nun, das bleibt wohl abzuwarten. Aber angebracht wäre es auf jeden Fall ;D
Von:  Sanguisdeci
2024-03-23T12:06:12+00:00 23.03.2024 13:06
Herrlich! Einfach nur herrlich! Danke!
Antwort von:  Hotepneith
23.03.2024 14:38
Danke meinerseits - auch, wenn ein kleiner Hund gerade nicht deiner meinung sein dürfte:)
hotep


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