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Inu Yasha no yomi

Inu Yasha in der Unterwelt
von

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Dämon der Schwerter

Blade of fury ist the flurry

Sometimes soft and sometimes death

Kills the warmth within uns, hurry

Worry is the winters breath

 

Clamavis de Profundis: Hidden Helper

 
 

Dieser Pfad, wie die erste Schleife schien sich über das Tal der Seelen zu spannen, alles sah gleich aus wie zuvor, eine schwarz-rote, eisige Kälte ausströmende Kulisse. Doch als Inu Yasha doch einmal länger hinab blickte, eigentlich sicher, dass er weder Kagome noch seine Mutter so in der Dunkelheit der Tiefe entdecken würde, fiel ihm auf, dass die Menge der Toten dort weniger wurde.

Jetzt sah er sich doch um. Vor ihm lag die Hütte, in der ihn angeblich ein Dämon mit tausend Klingen erwartete, na, mal gucken. Danach lief der Pfad in einem weiteren Bogen zurück und er war sicher, dass Taku ihn dort wieder abholen würde.

Aber etwas anderes hatte sich verändert. Während links unten, wo sich eine Menge an Seelen dicht drängte, dahinter sich eine scheinbar endlose Ebene öffnete, in die die Toten wohl hinausgelangen sollten, stiegen rechts nur mehr die schroffen, steilen, kahlen, schwarzen Berge auf. Soweit er in dem trüben, rötlichen Licht weiter etwas erkennen konnte, wuchsen die förmlich zu, blockierten das Tal in diese Richtung. Menschliche Seelen, die dort emporklimmen wollten, stürzten jedenfalls wieder ab. Hoffentlich waren Kagome oder Mama nicht dabei.

Er sollte sich konzentrieren. Fast hätte er den Pfad verloren und wäre hinab gestürzt.

Das jedenfalls konnte doch nur bedeuten, dass er sich der Gegend des yomi immerhin näherte, die menschliche und Yōkaiseelen voneinander trennte. Naja. Einfach würde es nicht werden, sicher. Und da gab es noch so einige Pfade zu beschreiten, aber das würde schon gelingen. Er hatte doch schon so viel geschafft. Und die Glücksgöttin hatte ihm doch auch noch ihre Kugel in die Hand gedrückt. Was sollte da schon großartig schief gehen?

Immerhin war er ja, zum Erstaunen eines Shinigami, bis hierher gekommen. Noch dieser Dämon mit tausend Klingen und dann noch ein oder zwei Hindernisse und es wäre fast geschafft.

 

Fast, denn er hatte durchaus nicht vergessen, dass, wenn er Sesshōmaru wieder zusammengesetzt hatte und sie miteinander durch das dritte Tor gelangt waren, das eigentliche Problem wartete.

So sehr er doch den großen Bruder inzwischen fast respektierte – mit dem bis zum Lebensende in einem Körper zu stecken wäre wirklich die Hölle. Erstens waren sie alle beide nicht gerade ausgewiesene Partner in Zusammenarbeit, wie Naraku und So´unga bestimmt bestätigen würden, zum Zweiten wäre er selbst dann ja auch trotz allem gezwungen die Rolle des Fürsten zu spielen, jedenfalls irgendwie mit. Was man dann mit der unbekannten Braut oder gar einer wiedergeborenen Kagome anstellen sollte, wäre ihm schleierhaft. Sicher, ein Mann, zumal ein Fürst, konnte mehrere Frauen haben, aber eine Ehe zu viert wäre doch.... etwas sehr speziell, zumal sich nii-san ganz bestimmt weigern würden einen Erben anzuerkennen, den der Körper seines Halbbruders gezeugt hatte.

Naja. Darüber sollte er sich erst den Kopf zerbrechen, wenn er wieder in den, wie hieß das, Gefilden des Schilffelds, also, der Welt der Lebenden, war.

 

Sein klitzekleines nächstes Hindernis wartete da vorne in der Hütte und war angeblich ein Kerl mit tausend Klingen, was der Hanyō doch ein wenig zu bezweifeln gedachte. Das würde kaum in diese Hütte passen. Außerdem entsann er sich eines Kampfes gegen einen Yōkai, der immerhin mit drei Klingen herumschwenkte und der hatte schon einige Probleme gehabt die zu koordinieren. Schön, gegen den hatte er ja auch Tessaiga einsetzen dürfen.

Hm. Ohne Schwerter und den nicht verletzen? Kagome war auch nicht dabei, die hatte doch immer gute Ideen gehabt im Laufe ihres Lebens. Und natürlich ihre Magie samt Pfeilen. Da hatte er es nun gar nicht so mit.

Es half nichts. Nicht gerade Augen zu und durch, aber erst einmal nicht zu viel nachgrübeln. Womöglich fiel ihm etwas ein, so wie mit den direkten drei Sprüngen über den Käfer. Und, das war das Positive an der ganzen Aktion gewesen, der hatte ihn nicht verfolgt. Anscheinend galt auf diesem Weg: durch ist durch.

 

„Nun, Taku?“

Der Shinigami wandte den Kopf. „Hauptmann. Er ist in der zweiten Prüfung.“

„So hat er die erste bestanden. Recht schnell.“

„Ich hatte nicht den Eindruck als ob er über den gokiburi erschrecken würde.“

„Kaum, er sollte ein Krieger sein, wenn er zwei Klingen der Weltherrschaft trägt. Aber er scheint auch nicht lange gegrübelt zu haben, denn, wie du wissen solltest, liegt die Falle auf diesen Pfaden bereits vor den Hindernissen.“

„Er blieb kurz stehen, schien in Gedanken, ehe er weiterlief. Oh, und er unterhielt sich mit dem Koch, nahm jedoch nichts zu sich. - Dieser zweite Weg wird sicher schwieriger.“ Für einen einfachen Todesgott waren Gefühle schwer nachzuvollziehen.

„Der erste verlangt, dass man mit Trauer klar kommt, dieser hier Mut. Anderen, als ein Krieger. - Der dritte Weg zu dem, der auf Blut tanzt, Geschick. Dann kommt allerdings eine vierte Prüfung. Ich hörte, da wird sich der junge Freund hier hart tun. Entscheidung. Ah, er bleibt wieder stehen, sucht in der Masse. Sicher nach Seelen, die er einst kannte oder gar liebte.“

„Ich verstand es so, dass er seinen Bruder hier herausholen will?“

„Oh, Menschen, oder sogar Yōkai, können mehrere Leute gern haben, hörte ich. Natürlich ist das für uns nicht nachvollziehbar. Aber er geht weiter, lässt sich nicht ablenken, auch, wenn er sichtlich in Gedanken ist. Nun, wir werden gleich sehen, was dann geschieht. - Gut, dann gehe ich Bericht erstatten. Wir müssen wohl ein oder zwei Seelen für die vierte Prüfung finden.“

Taku fand sich allein.

 

Inu Yasha gelangte vor die Hütte, die ihm eigentlich winzig erschien – vorausgesetzt, da wartete wirklich jemand mit gleich tausend Klingen. Nun ja, er würde aufrecht durchkommen, aber das wäre ja kaum das Hindernis.

Schön, er nahm alles zurück und behauptete das Gegenteil. Da vor ihm stand ein ungefähr gleichgroßes Exemplar eines Höllendämons mit unwahrscheinlich vielen Armen. In jeder Hand ein Schwert. Vielleicht waren das nicht tausend, aber hundert kämen wohl schon hin. Und der breitete schon einmal einen Teil seiner Arme aus. Ganz sicher nicht zu einem herzlichen Willkommen.

Instinktiv und aus langjähriger Gewohnheit legte der Hanyō die Klaue an Tessaiga. Schön, er sollte es nicht aus der Scheide ziehen, aber irgendwie musste er sich doch verteidigen? Vielleicht mit der Scheide, wenn er die Klinge selbst drin ließ? Das hatte früher doch öfter geklappt?

Er spürte ein vertrautes, fast hektisches, Vibrieren. Tessaiga? Auf was wollte es ihn denn aufmerksam machen? Und jetzt stimmte auch noch Tenseiga ein, klopfte auf seine Hüfte.

Na schön, wenn die Zwillingsschwerter einer Meinung waren, sollte er wohl auf sie hören. Nur, wie? Und, was?

Probehalber ließ er die Finger von seinem eigenen Schwert, das unverzüglich ruhig wurde, während das Schwert des Lebens weiter pulsierte.

Was wollte Tenseiga denn nur? Es sollte doch nicht die hölzerne Scheide verlassen? Hm.

Vielleicht teilweise, so als Drohung? Nur ein bisschen? Er wusste, dass die Klinge blau leuchtete, wenn sie sich im Jenseits befand und damit auch die Wesen dieser Welt erschrecken oder gar töten konnte. Das Schwert des Lebens, das den Tod tötete, hatte Tōtōsai doch behauptet, und auch, wenn Inu Yasha annahm, dass der Schmiedeopa wieder einmal etwas vergessen hatte, so nahm er doch schwer an, dass der sich nicht ausgerechnet bei seinen beiden Meisterstücken vertat.

War das die Lösung?

Nein, die Leute hier im yomi no kuni wussten doch, was er mit sich trug. Da würde es kaum so einfach sein. Nur wenig in seinem Leben war je einfach gewesen und so suchte er unwillkürlich den Haken an der Sache.

Vermutlich wusste doch dieser Klingentyp ganz genau, dass eines der beiden Schwerter an seiner Hüfte Tenseiga war – und, dass er es kaum so verwenden konnte, dass der in Gefahr kam.

Nachdenken, also? Nicht so unbedingt seine Sache.

 

„Tatsächlich, ein lebendiger Krieger, der zu mir kommt.“ Der Klingendämon schwenkte einige seiner Hände und damit Schwerter. „Das nenne ich mal eine Überraschung. Gewöhnlich ist keiner so ein Idiot freiwillig hierher zu kommen, einmal in das dunkle Land im Allgemeinen und zu mir im Besonderen.“

„Keh, Quatschkopf. Die Tatsache, dass du mir im Weg stehst, heißt nur, dass ich keines meiner Schwerter benutzen kann, sonst wärst du nämlich schon tot, oder wie auch immer ein Unterweltdämon das nennt, wenn er weg ist. Das eine Schwert würde dich im Land der Lebenden umlegen, das andere hier. Du kannst auch beiseite gehen, ich gehe durch und wir scheiden als... naja, Fast-Freunde.“

„Große Klappe. Das nennt man wohl tapfer unter Lebenden?“

„Das nennt man: wenn es hier einen Idioten gibt, dann dich.“

Ah, der junge Krieger wurde verärgert. Sehr gut. Denn der Auftrag des Klingendämons hatte schlicht gelautet, dafür zu sorgen, dass der ein Schwert zog – oder aber sich blind vor Wut in seine Schwerter stürzte. Also, weiter. „Ich soll dich ja nicht anlügen. Also, du kannst da stehen bleiben, aber mir wurde gesagt, du hast es eilig, oder du ziehst.“

„Würde ich gern, aber das wäre gegen die Regel. Das wiederum wurde mir gesagt.“

„Du kannst ja auch versuchen gegen meinen Schwertwirbel anzukommen. Wie du siehst bin ich großzügig.“

Der Hanyō zog die Brauen zusammen, weniger, weil er verärgert war, als weil er gleichzeitig versuchte zu reden und nachzudenken. Das war anstrengend. „Du hast ebenso wenig Ahnung von Großzügigkeit wie von Tapferkeit. Ehrlich, da verstehen ja meine Schwerter mehr von der Sache.“ Zumindest schwieg nun Tessaiga und Tenseiga schlug nicht mehr so gegen seinen Oberschenkel, bewegte sich allerdings immer noch. Es fühlte sich an, als liefen regelmäßige Wellen darüber. Aber er wagte nicht hinab zu gucken, den Kerl vor sich aus den Augen zu lassen. Sicher, der Käfer hatte sich nicht aus der Hütte bewegt, aber es gab schließlich keine Zusage, dass dieser Schwertdämon das nicht doch konnte. Er musste sich wirklich etwas einfallen lassen, denn die Zeit drängte schließlich. Wer wusste schon, wie lange diese Echsenmagier, äh, Drachenschamanen, brauchen würden um Bakusaiga gefügig zu machen? Immerhin hatten die es geschafft Sesshōmaru umzulegen – und er wusste wohl mit am Besten was das für ein Haufen Aufwand war. Nun ja, ein Schamane und drei Krieger hatte das ja auch wohl das Leben gekostet. Klar, nii-san erschien nicht ohne Gefolge in der Unterwelt. Aber zurück zum Thema. „Haust du jetzt ab? Ich habe es wirklich eilig.“ Und nicht nur, weil es das Problem mit Bakusaiga gab. Er begann tatsächlich zu frieren, zumindest an den Füßen, wie er es nicht einmal im Schnee je getan hatte.

„Und ich habe alle Zeit dieser und jeder anderen Welt.“

 

Was leider stimmte. Es musste doch eine Lösung geben... Irgendetwas musste ihm einfallen. Sollte er sich vielleicht wirklich einfach auf den Typen stürzen, in der Hoffnung, den irgendwie nieder zu schlagen, ehe dessen Schwerter zuschlagen konnten?

Bisschen riskant die Sache. Noch vor hundert Jahren hätte er es getan, ja, aber fünfzig Jahre Bekanntschaft mit Kagome waren doch nicht spurlos an ihm vorbei gegangen. Ach, er vermisste sie so. Und zu wissen, dass sie womöglich da unten im Getümmel steckte, ihn und alles vergessen hatte, tat weh. „Du willst es wirklich wissen, hm?“ Und wenn er Tenseiga wirklich nur ein bisschen... Vermutlich würde das „bisschen“ eben zu wenig sein. Man sollte die Unterwelt nicht unterschätzen, bedachte er dann, zugegeben zum ersten Mal, seit er sich entschlossen hatte den Herrn Hundefürsten wieder auf dessen Platz zu setzen. Mach Platz mal anders. Unwillkürlich dachte er wieder an Kagome. Es war fast, als würde er ihre warmen Finger an seinem linken Handgelenk spüren.

 

„Ich brauche nichts zu wissen,“ erklärte der Klingendämon und es klang hochmütig. „Du darfst nicht ziehen, oder du stirbst. Du kannst nicht gegen mich kämpfen, oder du stirbst. Immerhin scheinst du am Leben bleiben zu wollen. Das allerdings bedeutet, dass du dein Ziel nicht erreichen wirst, was auch immer das ist. Ich sehe dahinten einen Shinigami auf dich warten. Ich kann dir verraten, dass er dich nicht zu deinem Ziel begleiten wird, wenn du hier scheiterst.“ Er machte eine Pause. „Du willst gar nicht wissen wohin dann? Solch ein Narr wie du ist mir in Jahrtausenden noch nicht untergekommen.“

 

„Gleichfalls.“ Der Hanyō sah nicht den mindesten Grund klein bei zu geben, auch, wenn die Sache sich nicht so einfach anließ wie mit dem Käfer. Und dieser Idiot ließ seine Schwerter auch schön strategisch verteilt, einige Arme ausgebreitet, einige Kopf und Körper deckend. Er wusste nur, dass der eine Rüstung trug, vom Gesicht hatte er noch nichts gesehen.

Tenseiga! Er war doch ein Idiot. Das Schwert machte irgendetwas – das verstieß gegen keine der Regeln, die ihm auferlegt worden waren, da es brav in der Scheide steckte. Und, was es machte, wurde ihm langsam bewusst. Es war natürlich nicht Kagomes Hand, die sich da so warm anfühlte, sondern die beiden Splitter aus diesem Juwelenspeer. Tenseiga hatte sie irgendwie so unter Kontrolle, dass sie nicht mehr so brannten wie zuvor, selbst durch sein Gewand aus Feuerratten, sondern sich eher warm anfühlten.

War das etwa eine Lösung? Aber, wieso sollte ein Schwerterdämon davon auch nur wissen, geschweige denn vor ein paar Splittern erschrecken? Naja, wenn er bedachte, was schon die Splitter des shikon no tama einst ausgelöst hatten... Und die hier waren doch sicher viel mächtiger. So verschränkte er die Arme und schob die Hände in die Ärmel, bemüht, nicht gleich zu erkennen zu geben, was er vor hatte. Da halfen doch so einige Kämpfe aus der Vergangenheit. Der Gegner sollte überrascht werden. „Zum letzten Mal. Geh aus dem Weg!“

 

„Du kämpfst nur mit Worten, ach so tapferer Krieger.“

„Nicht nur, Vollpfosten.“ Seine Finger hatten die Schnur der Ärmeltasche aufgezogen und umklammerten jetzt die beiden Splitter. Er wollte sich nicht vorstellen, was mit ihm passierte, würde er einen davon verlieren oder der da unten in die Menge der Seelen stürzen. „Dein Problem ist, dass du nie richtig kämpfen musstest, oder? Hast alle Leute zu Tode gequatscht oder sie waren ja sowieso schon tot.“

„Komm nur in meine Arme, Dummkopf. Meine Klingen erwarten dich.“

„Du wiederholst dich.“ Hatte er die Splitter fest genug?

„Zieh!“

„Mit Vergnügen.“ Inu Yasha zog die Rechte aus dem Ärmel. Zu seiner gelinden Überraschung leuchteten die Splitter klar auf – so hell, dass er für einen Moment die Augen schließen musste ehe er die Hand lieber so hielt, dass er drüber gucken konnte. Sie strahlten in einem unglaublich hellen Licht in der Dunkelheit dieser Welt, fast gleißend.

 

Der Schwerterdämon riss alle Hände und Klingen empor – schützend vor das Gesicht. „Licht der Sterne! Tu das weg!“

Das war mal eine zufriedenstellende Wirkung. „Ich denke nicht daran.“ Wieso Sternenlicht? Ach ja, es hatte ja geheißen, dass Izanagi und Izanami vom Himmel gekommen waren, als sie die drei Welten erschufen. Das musste es sein. „Aus dem Weg, Trottel!“

Der Klingendämon wich beiseite, an die Wand der Hütte, noch immer alles vor das Gesicht haltend.

 

Ohne ihn aus den Augen zu lassen, die Splitter noch immer fest umklammernd war Inu Yasha mit drei Sprüngen auf der anderen Seite. Dann drehte er sich um und schob die Bruchstücke behutsam in die Ärmeltasche und zog sie fest zu, bemüht jetzt nicht noch eines da nach unten fallen zu lassen, wo sich die Menge der Seelen unter dem geschwungenen Pfad langsam aber sicher verdichtete. Das Gemurmel wurde fast zu einem Aufjaulen, hätte er es genannt, so wie damals bei dem Kampf gegen So´unga. Reagierten die Seelen immer so, wenn sie Licht zu sehen bekamen? Gleich, er sollte sich beeilen und zu Taku zurück, der da hinten offensichtlich auf ihn wartete, wenn er den roten Schimmer in der rötlichen Schwärze richtig deutete. Seine Augen waren noch von dem hellen Licht der Juwelensplitter geblendet. Oh. Er sollte wohl besser aufpassen, wohin er seine Füße setzte. Noch besser.

 

Der Shinigami wandte den Kopf, als sein Hauptmann federleicht neben ihm landete. „Er hat Nerven! Er hat die Splitter des Speeres der Schöpfung eingesetzt, die doch der Großen Göttin der Unterwelt zustehen.“

„Nerven? Nun, nennen wir es Intelligenz die Chance zu sehen und Mut sie zu ergreifen. Sage ihm, wenn er auch den, der auf dem Blut tanzt, überstanden hat, wartet noch die vierte und letzte Prüfung, ehe du ihn zum zweiten Tor bringst.“

„Wie lautet diese Prüfung?“

„Er wird versagen.“ Der Hauptmann nickte ein wenig. „Bestanden hat er nur, wenn er sich nicht von seinem Ziel abbringen lässt. Aber das sagst du ihm natürlich nicht. Das muss er selbst entscheiden.“

„Wenn er dort auch besteht, und natürlich zuerst noch den, der auf Blut tanzt, bringe ich ihn in das Gebiet der Yōkai. Und, falls er versagt....?“

„Der Befehl lautet ihn in diesem Fall zur Herrin zu bringen. Ihr gehören diese Splitter.“

Die Blicke trafen sich.

 

Inu Yasha tapste noch einmal vorsichtiger den schmalen Pfad entlang. Er wurde immer unsicherer, das spürte er. Seine Füße schienen fast anzufrieren. Er musste sich wirklich beeilen. Hinzu kam, dass er noch immer buchstäblich Sternchen in der Dunkelheit sah, nicht unbedingt, wohin er den nächsten Schritt machte.

Nur so konnte es passieren, dass er fast gegen einen in Brusthöhe schwebenden Korb stieß, der angefüllt mit allerlei Früchten war.

Was sollte das denn? Eine originelle Idee ihn hinunter in das Wirrwarr der Seelen zu befördern, deren Heulen an- und abschwoll? Ein Blick hinab zeigte ihm, dass viele die, naja, Hände, nach oben ausstreckten, in seine Richtung.

Auch nicht so toll.

Und der Korb war eindeutig im Weg.

Ohne viel nachzudenken kippte der Hanyō den schlicht aus und die Früchte hinunter, ehe er daran vorbei sprang, bemüht kurz, um auf dem Pfad zu bleiben.

Das Heulen wurde wieder zu einem Murmeln. Da er doch irritiert hinabblickte, stellte er fest, dass sich einige der Seelen die Früchte gepackt hatten, hinein bissen, ja, andere sich darum zu streiten schienen. Hatten die etwa Hunger? Bekamen die hier nichts zu essen? Sogar der Kami hatte doch etwas von Früchten in der Unterwelt erzählt?

In gewissem gerechten Zorn machte er sich auf den weiteren Weg zu dem wartenden Shinigami.

„He, Taku, sag mal, lasst ihr hier etwa die arme Seelen verhungern?“ Er stemmte die Arme in die Seiten.

 

Besagter Todesgott blinzelte. Ein Mal, zwei Mal, ehe er überhaupt begriff, was der Kandidat damit sagen wollte und langsam meinte: „Ich weiß nicht, Seele, Inu Yasha, ob du weißt, wo du dich befindest. Wer im yomi no kuni ist, ist in aller Regel nicht mehr am Leben. Sondern tot. Ganz altmodisch tot. Und braucht damit kein Essen mehr.“

„Und was war dieser Obstkorb?“

„Der war eigentlich für dich gedacht.“

„Keh. Ich habe doch gesehen, wie sie sich sogar darum gestritten haben, ehe sie hinein gebissen haben! Und abgesehen davon, ich habe gehört, es gibt Früchte in der Unterwelt, die man besser nicht essen sollte.“

Schön, erkannte Taku, der hatte wirklich Nerven! Aber er sollte besser antworten, immerhin trug dieser Kerl Tenseiga spazieren und es würde ihm selbst nichts helfen, wäre der zwar in der Unterwelt, er selbst jedoch im Nichts. „Die Seelen wurden vom Licht des Speers der Schöpfung angelockt. Ebenso wie Tenseiga hoffen sie instinktiv auf Erlösung. Darum aßen sie auch das Obst der Welt der Lebenden. - Die Früchte dieser Welt, die du meinst, erhalten Neuankömmlinge angeboten. Die, die sie essen, sind für immer an diese Welt gebunden, vergessen alles, was sie an die Welt der Lebenden band. Andere, die sie nicht aßen, erinnern sich an ihr Leben. Ich weiß nicht, was gut oder schlecht ist,“ ergänzte er hastig. „Nur, alle sind eben tot. Und sie benötigen sicher ebenso wenig Nahrung wie ich.“

„Keh.“ Aber Inu Yasha war beruhigt. „Dann: wie geht es weiter?“

„Ich bringe dich nun zu dem Pfad, wo du den Dämon treffen wirst, der auf Blut tanzt.“

„Die haben alle irgendwie komische Namen. Und, danach?“

„Danach gibt es nur noch eine Prüfung, von der ich nicht genau weiß, wie sie aussieht, aber du wirst dich entscheiden müssen. Solltest du auch da bestehen, geleite ich dich zum nächsten Tor. Also lauten der Totengöttin Befehle.“

Und da würde er wohl dann auch den zweiten Splitter der Herrin der Unterwelt überlassen müssen. Nun gut. „Dann gehen wir, Taku. Ich habe es wie schon erwähnt, eilig.“

In dieser Welt war er damit wohl der Einzige. Aber, ja, der hatte wirklich Nerven!

 

 
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  DuchessOfBoredom
2024-03-11T05:31:06+00:00 11.03.2024 06:31
Sehr souverän gelöst von Inu Yasha! Ich habe da so eine Ahnung, wie die letzte Prüfung aussehen könnte, und wenn die eintrifft, dann wird es wirklich schwer für ihn. Aber erstmal kommt der Dämon, der auf Blut tanzt. Geschickt kann Inu Yasha ja durchaus sein, also mal schauen, was passiert ;)
Antwort von:  Hotepneith
11.03.2024 14:13
Solange er Schwerter, äh, Leute dabei hat, die ihm sagen, was er lieber machensollte, könnte es klappen. Falls er seinen eigenen Kopf durchzieht ....sollte man hoffen, dass er eine gute Halftpflichtversicherung hat.


hotep


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