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Es trifft immer den armen Pizzaboten

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Es ist 2:30 Uhr morgens aber ich habe es ENDLICH fertig! Weil es in diesem Fandom kein Vampir AU gibt, welches aktiv läuft, dachte ich, ich mache einfach mal mein eigenes für Halloween. Auch wenn das schon vor einem Monat, Ooops. XD
Die, die mich schon kennen, wissen Bescheid: Ich nutze nicht die Manga Versionen der Baal und Satan (mit Ausnahme von Lucifer, Mephisto und Amaimon) sondern meine eigenen.
Wie auch immer, ein sehr sehr verspätetes Happy Halloween schätze ich.
(Und ja, ich arbeite nach wie vor an "Ein unverhofftes Familientreffen", ich schwöre. ^^°) Komplett anzeigen

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‚Nimm einen Teilzeitjob an, haben sie gesagt. Das macht Spaß und du kannst dir was dazu verdienen, haben sie gesagt. Dass man mitten in der Nacht in einem beschissenen Wald Pizzen ausliefern muss und möglicherweise dort ermordet wird, hat aber keiner gesagt!’ Wütend vor sich hin schnaubend, trat Rin noch stärker in die Pedale, in der Hoffnung, bald sein Ziel zu erreichen und für seine Mühen zumindest Trinkgeld zu bekommen. Wobei, im Angesicht seiner Situation wäre es für ihn schon ausreichend, wenn er nicht abgestochen werden würde. Sein Tag war schon so mies genug.

 

Erst war ihm am Morgen das Essen angebrannt, was sonst nie passierte. Dann war er mitten im Gottesdienst eingeschlafen, weswegen sein Kopf auf die Bank vor ihm geknallt war, was ihm natürlich sofort die Aufmerksamkeit aller Anwesenden sowie eine Strafpredigt von Shiro eingebracht hatte. Auf dem Weg zur Arbeit war ihm der Reifen geplatzt, also war er schnell zu der Fahrradwerkstatt in der Nähe gehechtet und obwohl sie so schnell wie möglich den Reifen gewechselt hatten, war er dennoch zu spät gekommen und sein Chef, ein Choleriker wie es im Buche stand, hatte ihn beinahe fünfzehn Minuten lang angeschrien.

 

Zumindest waren die heutigen Lieferungen gut zu erledigen gewesen und er wähnte sich bereits Zuhause, doch kurz vor Schichtende kam die Bestellung rein. Warum sie dort hin lieferten, stellte für ihn ein Rätsel dar, immerhin war die Lieferadresse in einem verdammten Wald! Angeblich war es für eine Party, obwohl das dort hundertprozentig nicht erlaubt war. Hinzu kam der Umstand, dass in letzter Zeit immer wieder Menschen in dieser Gegend verschwunden waren. Wenn diese Leute wirklich im Wald zelteten und Party machten, bettelten sie geradezu um Ärger.

 

Etwas an dieser Sache wirkte verdächtig, da waren sich alle einig gewesen. Leider sah ihr Boss die Sache anders und hatte darauf bestanden, dass sie die Bestellung annahmen, und ausgerechnet Rin sie auslieferte. Immerhin musste er die verpasste Zeit abarbeiten, so seine Worte.

 

Einige seiner Kollegen (allesamt über 20 und somit wesentlich älter als er) hatten protestiert, es sei zu gefährlich für einen Jugendlichen mit einem Fahrrad im Dunkeln in den Wald zu fahren, zumal nicht einmal eine richtige Adresse vorlag. Einer hatte sogar angeboten, ihn im Auto mitzunehmen und die Pizzen gemeinsam auszuliefern. Zugegebenermaßen war er davon etwas gerührt gewesen, denn er hatte nie wirklich Freunde gehabt. Mit seinen Arbeitskollegen verstand er sich glücklicherweise sehr gut und es war schön zu wissen, dass sie sich um ihn sorgten.

 

Ihr Chef hatte sich allerdings geweigert. Typisch. Unter normalen Umständen hätte er wohl gekündigt, er hatte jedoch seinen Vater nicht enttäuschen wollen. Bisher hatte er noch nie so lange bei einem Job durchgehalten und Shiro hatte ihn immer unterstützt. Bis er eine Ausbildungsstelle fand, hieß es durchhalten. Natürlich war er dennoch alles andere als begeistert von seiner Situation. Warum feierten sie diese Party ausgerechnet im Wald? Konnten sie nicht Zuhause oder einem Club feiern wie normale Leute?

 

Zumindest konnte er Musik vernehmen, was bedeutete, dass er fast da war und es in der Tat eine Party war und kein Serienkiller, der ihn in den Wald locken wollte. Knappe zwei Minuten später erreichte er endlich die Lichtung. Direkt erkannte er fünf Zelte, in der Mitte knisterte ein Lagerfeuer und der Boden war übersät mit leeren Bierflaschen und anderen alkoholischen Getränken. Was fehlte, waren die Leute. ‚Was zum…? Na, wahrscheinlich sind sie in der Nähe.’

 

„Ähm, Hallo? Pizzalieferdienst! Ich habe zehn Pizzen!“

 

Keine Antwort. Wundervoll. Wahrscheinlich hockten sie irgendwo in den Büschen und übergaben sich. Er stieg vom Fahrrad und griff die Pizzakartons, um diese auf dem großen Campingtisch abzustellen. „Okay, ernsthaft, kommt raus. Bezahlen müsst ihr so oder so, da hilft euch verstecken nicht.”

 

Wieder keine Reaktion. Am liebsten hätte er die Pizzen genommen und wäre wieder zurückgefahren, aber er wusste, dass das ordentlichen Ärger geben würde. Sicherlich konnte es nicht schaden, sich umzusehen. Weit weg sollten sie nicht sein, andernfalls wäre das Lagerfeuer mehr runtergebrannt.

 

Schlussendlich suchte er nicht lange. Er fand Fußabdrücke, welche allesamt tiefer in den Wald führten. ‚Na, super.‘ Seufzend setzte er sich in Bewegung. Ihm wurde für diesen Mist eindeutig nicht genug bezahlt. Zumindest war der Wald nicht besonders dicht und der Mond gab genug Licht ab, um den Weg gut zu erkennen. Er hörte Grillenzirpen und einige Eulenrufe, was seltsam beruhigend wirkte.

 

Als er um die Ecke bog, blieb er vor Überraschung an Ort und Stelle stehen. Das konnte nicht wahr sein. Er musste träumen. Vor ihm stand ein riesiges Anwesen mitten im Wald, mit Zaun und Springbrunnen und allem Drum und Dran. ‚Was zur Hölle?! Wer baut hier denn ein Haus hin?!‘

 

Kopfschüttelnd setzte er sich langsam erneut in Bewegung. Vielleicht lebten die Leute, die die Pizzen bestellt hatten, dort oder kannten die Besitzer und durften deswegen hier feiern? Vorausgesetzt, jemand lebte dort überhaupt, denn es war alles dunkel und um den Vorgarten schien sich schon lange niemand gekümmert zu haben. In diesem Fall schaute sich die Gruppe eventuell nur darin um? ‚Okay, ich gehe kurz rein, rufe und wenn niemand antwortet, bin ich weg.’, entschied er. ‚Und wenn mein Chef was dagegen hat, soll er gefälligst selbst her kommen.’

 

Das rostige Eisentor war bereits angelehnt, dennoch quietschte es sehr laut, als er es weiter aufschob. Mit einem flauen Magengefühl lief er den gepflasterten Weg entlang. Der Vorgarten war mit allerhand Unkraut überwachsen, weswegen er sich etwas wunderte, dass der Weg freigelegt war.

 

Die Eingangstür war ebenfalls offen, trotzdem klopfte er und erhielt wie erwartet keine Antwort, daher trat er ein. ‚Was tu ich hier eigentlich? Ich werde das so bereuen…’

 

„Hallo? Jemand da? Ich bin der Pizzalieferant!”, rief er, während er zögerlich einige Schritt nach vorn trat. Es war stockdunkel, er sah kaum etwas. „Entschuldigung, dass ich hier rein platze, ich will nur mein Geld…”

 

Alles blieb ruhig, man hätte eine fallende Nadel hören können. ‚Scheiß drauf. Ich bin weg.‘ Daraus sollte nichts werden. Ohne Vorwarnung fiel die Tür mit einem lauten Knallen ins Schloss. Schnell griff er nach der Klinke und zog, doch die Tür rührte sich keinen Millimeter. Rin spürte, wie Panik in ihm hochkam, weswegen er sich schnell einredete, dass alles in Ordnung war. Die Tür war alt, wahrscheinlich war sie verzogen und ging deswegen schlecht auf. Er versuchte es noch einige Male, teilweise warf er sich sogar gegen die Tür, Alles bleib erfolglos.

 

‚Okay, was soll‘s. Das ist ein riesiges Gebäude, es gibt bestimmt noch einen zweiten Ausgang.‘ Alles würde gut werden, solange er Ruhe bewahrte. Das größte Problem war momentan die Dunkelheit. Er sah nicht einmal die Hand vor Augen. Vorsichtig tastete er sich an der Wand entlang, dann trat er plötzlich auf etwas und fiel beinahe hin. Fluchend kniete er sich hin und tastete nach dem Übeltäter, wobei er gegen einen Schalter kam. Ein Licht ging an und er realisierte, dass er über eine Taschenlampe gestolpert war. Hatte einer der Party Gäste sie hier liegen lassen? Warum hatte er oder sie die Lampe nicht wieder aufgehoben?

 

Er beschloss, dass es keine Rolle spiele und hob sie schnell auf. Zumindest sah er jetzt, wo er hin lief. Er leuchtete umher, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Das Haus stand wohl schon eine Weile leer, denn überall waren dicke Staubschichten und Spinnenweben. Eine große, aufwendig geschnitzte Treppe führte in das obere Stockwerk, links und rechts davon waren jeweils zwei Türen. In den anderen Richtungen befanden sich ebenfalls Türen, somit hatte er die Wahl zwischen vier Türen und der Treppe. Nach einigen Zögern entschloss er sich für die Tür ganz rechts, allerdings war diese abgeschlossen. Gut, dann links.

 

Glücklicherweise ließ sich diese Tür öffnen und er stand in einem großen Arbeitszimmer. Eventuell lag hier irgendwo ein Schlüssel? Hastig begann er alles zu durchsuchen und fragte sich, weswegen die Vorbesitzer die Bücher zurückgelassen hatten. Manche sahen ziemlich alt und wertvoll aus. Andererseits waren bei einigen Regalen keinerlei Spinnweben oder Staub zu sehen, fast als hätte sie jemand vor kurzem sauber gemacht. Scheinbar hatte das Haus bereits neue Besitzer und sie brachten es wieder in Schuss? Kopfschüttelnd wandte er sich ab. Er hatte momentan andere Sorgen. Nirgends war etwas Nützliches zu finden, die Tür zum nächsten Raum war abgeschlossen, somit blieb ihm nichts anderes übrig, als umzukehren.

 

Er hielt kurz inne, als er meinte, Schritte zu hören, die nicht seine eigenen waren, gefolgt von dem Geräusch einer knarrenden Tür. Er blieb still und sah sich schnell mit der Taschenlampe um. Nichts war zu sehen oder zu hören, daher tat er es als Einbildung ab. Das Haus war alt, natürlich würde hier überall etwas knarren. Mit diesem Gedanken setzte er seine Suche fort.

 

Alle anderen Türen waren verschlossen, somit blieb nur die Treppe ins obere Stockwerk. Soviel zum Thema einen anderen Ausgang finden. Er hatte beim Durchlaufen versucht, mehrere Fenster zu öffnen, leider erfolglos. ‚Na gut, wenn ich danach immer noch keinen Weg finde, rufe ich den Alten an.‘

 

Die Treppenstufen knarrten laut und er betete, dass er nicht einbrechen würde. Glücklicherweise passierte nichts dergleichen. Oben angekommen, wurde er von einem Korridor mit noch mehr Türen begrüßt. Wer brauchte überhaupt so viele Räume? Er rüttelte an einer der Türen und hielt inne, als er ein leises Lachen hörte. Er drehte sich um und leuchtete den Gang entlang. Wieder war nichts zu sehen. ‚Okay, das war keine Einbildung. Ist das irgendein schlechter Streich?!’

 

Ein Schauer lief ihm über den Rücken und er fuhr herum, als er einen Windzug hinter sich spürte. Wieder hörte er jemanden lachen. „Wer immer du bist, zeig dich endlich! Das ist nicht mehr witzig!”, zischte er während er den Flur weiter mit der Taschenlampe absuchte. Niemand antwortete, sehr zu seinem Ärger und er ging weiter.

 

Die Nervosität stieg mit jeder Tür, alle waren verschlossen und mit jeder beschleunigte er seine Schritte bis er rannte. Etwas stimmte hier nicht, er musste hier raus. Seine Instinkte lagen in solchen Situationen selten falsch. Zu allem Überfluss begann seine Taschenlampe zu flackern. „Verdammt, nicht jetzt!”

 

Schnell wurde dies Nebensache, denn mit einem Mal stellten sich seine Nackenhaare auf und ein Schauer durchlief ihn. Alles in ihm schrie danach, wegzurennen. Irgendetwas war hier bei ihm und er wollte nicht herausfinden, was es war. Die Taschenlampe fest umklammert, rannte er los, vorbei an mehreren Türen, hin und wieder probierte er eine aus, allesamt waren verschlossen.

 

Erst am Ende des Ganges sah er endlich eine bereits offen stehende Tür. Ohne nachzudenken, stürmte er hinein und schlug sie hinter sich zu. Schwer atmend, versuchte er zu horchen. Er hörte nichts außer seinem eigenen Herzrasen und seinem Atmen, leider beruhigte ihn das nicht wirklich. Dieser Ort machte ihn noch verrückt! Seine Lampe gab derweil endgültig den Geist auf, jedoch saß er nicht komplett im Dunkeln, denn in einem Kamin, den er zuvor nicht bemerkt hatte, flackerte ein Feuer. Er verstand gar nichts mehr, warum-

 

„Na, schau mal einer an. Was haben wir denn hier?”, ertönte eine tiefe Stimme direkt an seinem Ohr. Erschrocken schrie er auf, fuhr herum und machte dabei einen Satz nach hinten, was die Person vor ihm sehr zu amüsieren schien. „So schreckhaft. Ich dachte eigentlich, wir hätten alle aus eurer kleinen Gruppe erwischt, aber es scheint, wir haben einen übersehen.” Er trat einige Schritte nach vorn, sodass Rin ihn endlich sehen konnte. Der Mann war überraschend jung, wahrscheinlich in seinen späten Zwanzigern oder frühen Dreißigern, wobei es möglich war, dass der Kinnbart ihn älter wirken ließ als er eigentlich war. Giftgrüne, fast schon leuchtende, Augen musterten ihn kritisch und seine Brauen hoben sich. „Du bist jünger als der Rest…sogar wesentlich jünger.”

 

Der Rest? Bezog er sich auf die Gruppe, die er suchte? „Nein! Das ist alles ein großes Missverständnis! Ich bin kein Einbrecher oder sowas, ehrlich!”

 

Der Mund seines Gegenübers verzog sich zu einem spöttischen Grinsen. „Ach, wirklich? Und was hat ein Fremder wie du hier verloren?”

 

„Ich habe meine Kunden gesucht! Sie haben mir Geld geschuldet und mein Chef dreht sonst durch und ich wollte nach Hause, ich habe sie gesucht und-” Er schüttelte den Kopf, das klang zu wirr, nochmal von vorne. „Ich bin Pizzabote. Wir haben eine Bestellung aus diesem Wald für eine Party bekommen. Wir wollten erst ablehnen, aber mein Chef hat darauf bestanden, dass ich die Pizzen ausliefere. Als ich angekommen bin, waren die Kunden nirgendwo zu sehen. Mein Chef macht mir die Hölle heiß, wenn ich mit den Pizzen und ohne Geld zurück komme, also habe ich mich auf die Suche gemacht und bin über dieses Anwesen gestolpert. Die Tür stand offen, ich dachte sie schauen sich hier um. Ich wusste nicht, dass hier jemand lebt, Ehrenwort! Als ich wieder umdrehen wollte, aber die Eingangstür ging nicht mehr auf, darum habe ich einen anderen Ausgang gesucht. Es tut mir wirklich leid, dass ich hier ohne Erlaubnis rein bin, ich habe nichts gestohlen oder so und kann es beweisen! Bitte, bitte, rufen Sie nicht die Polizei! Mein Vater hat schon genug am Hals!” Da, er hatte die Situation erklärt. Hoffentlich würde der Mann nachsichtig sein.

 

„Mmm, ich verstehe. Dann lag wohl tatsächlich ein Missverständnis vor. Ich würde dir dennoch raten, zukünftig nicht einfach in fremde Häuser hereinzuspazieren. Man weiß immerhin nie, was man am Ende vorfindet.” Er grinste kurz, als wäre es ein Witz, den nur er verstand und ging zu einem der Sofas, um sich hinzusetzen, während Rin erleichtert aufatmete. Das klang nicht danach, als würde er die Polizei rufen wollen. Ganz entspannen tat er sich jedoch nicht. Obwohl der Mann bisher freundlich wirkte, riet ihm sein Bauchgefühl vorsichtig zu sein.

 

„Wie ist dein Name?”, fragte der Unbekannte und sah ihn erwartungsvoll an. Bildete er sich das ein oder leuchteten sie irgendwie? Nein, das war lächerlich!

 

„Rin.”, antwortete er automatisch. „Und Sie?”

 

„Warum sollte ich dir den sagen?”

 

„Ich habe meinen Namen verraten.”

 

Der Mann schien etwas überrascht von seiner Antwort und schien kurz nachzudenken, bevor er lachte. „Nun gut, das ist fair, schätze ich. Du kannst mich Mephisto nennen. Freut mich dich kennen zu lernen, Rin.” Aus irgendeinem Grund lief Rin bei der Erwähnung seines Namens ein kalter Rücken über den Schauer. Etwas an der Art und Weise, wie Mephisto diesen sagte, wirkte…falsch. Hinzu kam sein Grinsen, das absolut nichts Gutes verhieß. Was war Mephisto überhaupt für ein seltsamer Name?! Er zuckte zusammen, als er erneut sprach. „Nun, da dies geklärt ist und wir miteinander bekannt sind, warum kommst du nicht her und setzt dich auf meinen Schoß?”

 

Sekunde, was?

 

Es war als wäre ein Schalter in ihm umgelegt worden. Plötzlich schien er nicht länger die Kontrolle über seinen Körper zu haben und seine Beine bewegten sich von selbst. Eh er sich versah, saß er bei diesem vollkommen fremden Mann auf dem Schoß und obwohl er sofort rot wurde, wollte ihm sein Körper nicht gehorchen. Er konnte nicht einmal sprechen und starrte stattdessen ins Leere. Was stimmte nicht mit ihm?!

 

„Oh, nicht doch, Liebling. Ich will dich ansehen. Sei so gut und hebe die Beine hoch.”, säuselte Mephisto. Rin wusste gar nicht, wie ihm der Kopf stand, sein Körper bewegte sich erneut ohne seinen Konsens und erleichterte dem Mann somit, ihn umzudrehen, sodass sie einander ansahen. Eine Hand blieb auf seiner Hüfte und ließ ihn erschaudern. Das war nicht richtig, warum konnte er sich nicht wehren?! Er wollte nicht, dass dieser Fremde ihn anfasste! Mephistos Grinsen sah aus wie das eines Raubtieres, dessen Beute in der Falle saß. „Mm, das war einfach. Nicht, dass ich mich beschwere, wenn sich mein Essen selbst liefert, insbesondere wenn es so niedlich ist.~”

 

Sein Essen?!

 

Er zuckte zusammen, als kalte Finger seinen Hals entlang fuhren. „Ich habe dich bereits im Flur gerochen. So süß wie du riechst, ist es überraschend, dass meine Brüder noch nicht hier sind. Zumal du recht schön anzuschauen bist.~”

 

‚Was, was, was?! Gräbt er mich gerade an?!’ Der Teenager versuchte, den älteren Mann wegzuschieben, seine Hand beiseite zu schlagen oder zumindest zu protestieren, doch es war zwecklos. Es war, als hätte etwas anderes die Kontrolle. Es machte keinen Sinn! Er spürte, wie er zu zittern begann und dem Mann (auch wenn ihm langsam Zweifel kamen, ob man ihn überhaupt als solchen bezeichnen konnte) entging es nicht.

 

„Aww, kein Grund zu zittern, Liebling. Du wirkst wesentlich höflicher als die anderen Menschen, die hier unerlaubt eingedrungen sind. Manche kernen es nie. Und noch dazu bist du viel niedlicher, ich denke, ich werde dich vorerst behalten. Wenn du gut bist, kommst du nicht in den Keller.~”

 

Die Finger strichen ihm nun über die Wange. Erst jetzt fielen ihm die krallenartigen Fingernägel auf. Die Kreatur (er war sich sicher, dass es kein Mensch sein konnte) schwieg für einige Sekunden, bis er schließlich langsam nickte. „Sicherlich werden sie es mir nicht verübeln, wenn ich bereits einen Schluck nehme. Es ist mehr als fair, da ich dich zuerst gefangen habe, nicht wahr?”

 

Natürlich konnte Rin nicht antworten, er schien jedoch keine Antwort zu erwarten und grinste ihn breit an, wodurch er seine langen, spitzen Reißzähne entblößte. Rins Herz setzte mehrere Schläge aus, tatsächlich reichte der Schock, um ihn aus seiner Starre zu reißen, allerdings war er so überrascht, dass er das im ersten Moment gar nicht bemerkte. ‚Er ist ein Vampir?!’ Das erklärte den Kommentar mit dem Essen! Mephisto sagte nichts und grinste während er langsam Rins Kopf zurück zwang, sodass er leichteren Zugang zu seinem Hals und seiner Schulter hatte.

 

Sofort begann es in seinem Hirn zu arbeiten, er musste weg! ‚Sekunde, Vampire hassen Silber, oder? Und religiöse Symbole.’ So war es zumindest in den Filmen. Er hatte aus Gewohnheit einen Rosenkranz aus Silber dabei, Shiro hatte ihm diesen vor einigen Jahren gegeben. Das könnte die Rettung sein! Vorausgesetzt, Silber verletzte sie wirklich, eine keine andere Wahl blieb ihm jedoch nicht.

 

Die Fangzähne nährten sich langsam aber stetig seinem Hals, offenbar kostete Mephisto seine Angst aus und hatte noch nicht bemerkt, dass er die Kontrolle über seinen Körper zurück hatte. Langsam, sodass der Vampir es nicht bemerkte, griff er in seine Hosentasche und zog den Rosenkranz hervor.

 

‚Okay, abwarten!’ Er musste den richtigen Moment abpassen und es tun, wenn der Vampir nicht mehr ausweichen konnte, ansonsten war seine Chance vertan und Mephisto wäre sicherlich alles andere als begeistert von dieser Aktion. Die Sekunden schienen sich ewig zu ziehen, das Herz schlug ihn bis zum Hals, dann witterte er seine Chance. Ohne Zögern presste er den Rosenkranz gegen das Gesicht des Vampires, welcher sofort ein lautes Fauchen ausstieß. Der Geruch von verbranntem Fleisch hing in der Luft, offensichtlich waren Silber und Rosenkränze wirklich wirksam!

 

Rin fackelte nicht lange und nahm das als sein Stichwort, um die Beine in die Hand zu nehmen. Die Tür, durch die er gekommen war, rührte sich zu seinem Entsetzen keinen Millimeter. Verzweifelt rüttelte er daran, aber keine Chance. Warum passierte sowas immer ihm?! Die Tür war gerade noch offen gewesen! „Das war eine äußerst dumme Idee.”, hörte er Mephisto grollen, er ignorierte ihn und sprintete zu der Tür links von ihm. Zwar wusste er nicht, wohin sie führte, aber alles war besser als hier.

 

Weit kam er nicht, er wurde direkt von hinten gegriffen. Instinktiv versuchte er, den Vampir erneut mit dem Rosenkranz zu verbrennen. Dieses Mal rechnete er dummerweise bereits damit und hielt seinen Arm fest. „Nicht schlecht, die wenigstens können sich befreien, wenn ich sie einmal unter Kontrolle habe.”, kommentierte er. „Du scheinst besonders stur zu sein.” Er warf dem Rosenkranz einen abfälligen Blick zu. „Katholisch, mmm? Ich fürchte, dein Gott wird dir leider nicht helfen.”

 

Er griff nach dem Rosenkranz und warf ihn beiseite, den offensichtlichen Schmerz ignorierend. Rin versuchte sich mit letzter Müh zu befreien, doch der Griff war eisern. „Lass los!”, verlangte er mit zitternder Stimme. Er hatte seine Gelegenheit verpasst, jetzt würde er mit Sicherheit mit dem Leben bezahlen.

 

„Warum sollte ich? Insbesondere nachdem du mich grundlos angegriffen hast. Das war ziemlich unhöflich, aber…” Mephisto hielt inne und grinste ihn breit an. „Ich finde dich recht interessant und ich will ja mal nicht so sein. Wie wäre es mit einer kleinen Wette? Ich gebe dir einen Vorsprung, du versuchst, aus diesem Anwesen zu entkommen und wenn du Erfolg hast, lassen wir dich gehen. Wenn ich dich erwische, gehörst du mir.~”

 

Rin starrte ihn an, unsicher, ob er sich verhört hatte oder nicht. „Was meinst du mit “wir”?” Er hatte vorhin schon von anderen Leuten gesprochen, meinte er damit noch mehr Vampire? Das würde zumindest die Geräusche im Flur erklären.

 

„Oh, mein Vater und meine Brüder natürlich. Ich bin sicher, du hast bereits mit einem oder zweien Bekanntschaft gemacht. Oder hast sie zumindest gehört.~”

 

Es gab wirklich noch mehr von ihnen?! Na, ganz großes Kino. „Woher weiß ich, dass du nicht lügst?”

 

Er zuckte zusammen, als das Gesicht des anderen näher kam. „Das weißt du nicht. Ich fürchte, du musst dich allein auf mein Wort verlassen. Nicht, dass du eine andere Wahl hast.” Damit hatte er leider recht. Rin hatte nichts gegen ihn in der Hand, den Rosenkranz würde er wahrscheinlich nicht wieder finden, somit bleib ihm nichts anderes übrig. Entweder er nahm an oder er starb hier und jetzt.

 

„Oh, Liebling. Denkst du wirklich, ich würde so einen niedlichen Menschen einfach töten?”, lachte der Vampir unerwarteterweise und ließ Rin erschaudern. Konnte er Gedanken lesen? „Wie gesagt, ich finde dich interessant, zumindest vorerst. Solltest du das verlieren oder dich nicht benehmen, muss ich dich leider zu den anderen in den Keller stecken und glaube mir, das willst du nicht. In meinem Zimmer ist es wesentlich komfortabler.~”

 

Den anderen?! Sie hatten noch andere Menschen im Keller?! Sein Gesichtsausdruck sprach wohl Bände, denn erneut kicherte der Vampir vergnügt. „Sie waren Eindringlinge wie du, nur wesentlich...ungehobelter, also haben wir sie als Essen hier behalten. Du bist allerdings zu schade dafür und es ist schon so lange her, seit ich ein Schoßtier hatte.~”

 

Rin brauchte einige Sekunden, um die Bedeutung des Satzes zu verstehen, doch bekam keine Gelegenheit zu protestieren, da der Vampir bereits das Wort ergriff. „Wie sieht es aus, nimmst du die Wette an?~”

 

Er wollte am liebsten ablehnen, er sah es nicht ein, die Unterhaltung für einen Vampir zu spielen, aber er wusste, dass dies seine einzige Chance war. Widerwillig nickte er. „In Ordnung. Ich nehme an.”

 

Mephistos Grinsen weitete sich noch mehr. „Wunderbar!” Endlich ließ er ihn los, woraufhin Rin die sich bereits rötenden Stellen rieb. Der Mann hatte wirklich einen starken Griff. „Ich gebe dir eine Minute Vorsprung, von da an bist du Freiwild. Und denke dran, meine Geschwister sind nicht weniger hungriger als ich.~”

 

Rin antwortete nicht, sondern rannte zurück zu der Tür, durch die er ursprünglich gekommen und nun wieder offen war. Er wusste nicht, wohin er gehen sollte und sprintete auf gut Glück los, um so viel Abstand wie möglich zwischen sich und dem Vampir zu bringen. Nach einer Weile lief er in eins der zahllosen Zimmer und versteckte sich hinter dem Sofa, um Luft zu holen. Innerlich schob er allerdings Panik.

 

Er war ein einem Anwesen voller Vampire. Vampire existierten und er wäre beinahe als Abendessen von einem geendet. Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Vampire waren Fabelwesen, nichts weiter als Gruselgestalten mit denen man Kinder erschreckte! Wie konnten sie hier sein?! War das alles ein ausgeklügelter Streich und jemand erlaubte sich einen Scherz mit ihm?! ‚Der Rosenkranz hat sein Fleisch eindeutig verbrannt…das kann man nicht einfach nachstellen. Es muss stimmen…‘ So sehr er diese Aussicht hasste, es bestand leider kaum Zweifel.

 

Er zwang sich, ruhig durchzuatmen. Momentan musste er einen kühlen Kopf bewahren. Die Vordertür war zu und einen weiteren Ausgang hatte er in den zugänglichen Bereichen nicht gefunden. Vielleicht konnte er irgendwo aus dem Fenster klettern. Außerdem musste er irgendwie Hilfe holen, aber was sollten sein Vater oder die Polizei gegen Vampire tun? Sie verhaften? Wohl kaum. Dennoch zog er sein Handy aus der Tasche, in der Hoffnung, dass sein Vater doch auf magische Weise den Tag retten würde. Der Akku war beinahe leer und als wäre das nicht schlimm genug, hatte er keinen Empfang. Genau sein Glück.

 

Lange konnte er sich jedoch nicht darüber ärgern, er musste weiter und tastete sich an der Wand entlang. Früher oder später würde er schon einen Ausgang finden. Die nächsten drei Türen waren allesamt verschlossen, die nächste ließ sich öffnen und er schlüpfte schnell hinein. Er befand sich in einer Bibliothek und zu seiner Überraschung brannten überall mehrere Kerzen. War bereits jemand hier? Er hielt inne und horchte. Nichts war zu hören, daher setzte er sich langsam in Bewegung. Wie schon in dem Arbeitszimmer im Erdgeschoss waren die Regale mit Spinnennetzen und Staub bedeckt, gleichzeitig sahen manche der Regale aus, als hätte man sie vor kurzem von all dem Schmutz befreit. Offenbar nutzte jemand diese Bibliothek und er betete, dass die besagte Person im Moment nicht hier war.

 

Auf der anderen Seite des Raumes angekommen, versuchte er die Fenster zu öffnen, die sich keinen Millimeter rührten. Er suchte weiter, aber alle Türen, die er fand, waren ebenfalls abgeschlossen. Als er bei der Suche nach weiteren Türen um ein Bücherregal bog, entdeckte er dagegen etwas, das ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Auf dem Boden vor ihm lag eine junge Frau, wahrscheinlich in ihren frühen Zwanzigern, deren leere Augen an die Decke starrten. An ihrem Hals waren zwei deutliche Bisswunden zu sehen und Blutspritzer waren in ihrem Gesicht und auf ihrer Kleidung.

 

Sie war tot, kein Zweifel. Er presste schnell eine Hand auf den Mund, teils weil er einen möglichen Schrei unterdrücken wollte, aber auch weil er das Gefühl hatte, sich übergeben zu müssen. Das konnte nicht wahr sein. Die Leiche wirkte frisch, das Blut auf der Kleidung war noch nicht ganz getrocknet. Sie musste eine der Personen sein, die diese Party im Wald veranstaltet hatten. Was sonst würde sie hier tun? Natürlich hatte er irgendwo bereits mit dem Schlimmsten gerechnet, aber dennoch gehofft, falsch zu liegen.

 

„Kein schöner Anblick, wie?“, fragte plötzlich eine Stimme hinter ihm. Sie wirkte desinteressiert, als wäre diese Leiche das normalste der Welt. Rin fuhr herum und erblickte einen Mann, komplett in schwarz gekleidet, welchen er auf Anfang 20 schätze. Er war blass and sein schwarzes Haar verdeckte einen Teil seines Gesichts. Seine Augen waren weiß und ließen ihn gespensterhaft aussehen. Das schlimmste war das Blut in seinem Gesicht, vorwiegend um seinen Mund herum und am Kinn. Es bestand kein Zweifel daran, was er da vor sich hatte.

 

Der Jugendliche wich zurück und stieß mit dem Rücken gegen eins der Regale. Den Vampir schien dies nicht zu kümmern, er beobachte ihn lediglich mit hochgezogenen Brauen. „Du bist zu jung, um zu dieser Gruppe zu gehören.“, stellte er fest und musterte ihn von oben bis unten. „Du musst der Mensch sein, von dem Samael gesprochen hat. Er meinte, du hast dich auf eine Wette mit ihm eingelassen.“

 

Rin sagte nichts und starrte ihn an. Samael? Meinte er Mephisto? Falls ja, war er diesem gerade erst begegnet und hatte die Wette abgeschlossen, wie konnte der Vampir bereits davon wissen?! Er schien zu realisieren, was er dachte, denn er zuckte mit den Schultern. „Neuigkeiten verbreiten sich hier schnell.“ Er kam auf ihn zu und trieb ihn damit in die Ecke wie ein Raubtier seine Beute. „Ich könnte dich für mich selbst nehmen…“

 

Der jüngere zuckte zusammen und Angst machte sich breit. Unerwarteterweise seufzte der Vampir. „Aber ich bin satt und sich um ein Schoßtier zu kümmern, ist anstrengend…Also lass ich dich nochmal davonkommen. Sei gewarnt, meine Brüder werden nicht so nett sein.“

 

Rin starrte ihn an, er konnte seinen Ohren nicht trauen. Dieses…Ding hatte eine Frau umgebracht, zeigte keinerlei Reue und ihn ließ es gehen? Der Mann rollte mit den Augen. „Verstehe mich nicht falsch, das hat nichts mit Gutmütigkeit zu tun. Ich habe einfach keinen Bock mich mit Menschen rumzuärgern. Ich hatte bereits mein Abendessen.“

 

So wirklich wollte er sein Glück nicht fassen, immerhin zog er stets den schwarzen Peter, ganz egal wann und wo. Stattdessen schien der Vampir aufrichtig zu sein. Das oder er spielte mit seinem Essen. „D-Danke…“ Ohne den Vampir aus den Augen zu lassen, huschte er schnell an ihm vorbei und rannte aus der Bibliothek. Der Vampir folgte ihm nicht und wirkte alles in allem eher desinteressiert. Rin sollte dies recht sein.

 

Dummerweise war er jetzt wieder genau dort, wo er angefangen hatte. Wie sollte er jemals einen Weg hier raus finden?! Er atmete tief durch und zwang sich nachzudenken. Fürs erste heiß es, in Bewegung bleiben, er durfte nicht nachgeben. Schnell bemerkte er wie naiv dieser Gedanke gewesen war.

 

Während er ziellos durch die dunklen Gänge irrte, hörte er immer wieder Lachen und Kichern. Gleichzeitig brachte ihn das Haus an sich um den Verstand. Inzwischen war er im dritten Stockwerk angekommen und nichts machte mehr Sinn. Türen waren wahllos verteilt, einige hatten nichts außer einer Wand dahinter, andere waren an der Decke und einige Treppen führten ins Nichts. Einmal war er sogar über eine verdammte Türklinke gestolpert, weil warum auch immer jemand eine Tür im Boden eingebaut hatte. Träumte er? Je länger er hier blieb, desto mehr fühlte sich alles wie ein seltsamer Fiebertraum an. Welches Genie hatte bitte dieses verdammte Haus entworfen?! Und wer hatte das Okay gegeben, es so bauen zu lassen?!

 

Die Räume, die er nach möglichen Fluchtwegen durchsuchte, machten es nicht besser. Er fand zwei weitere Leichen, die bereits älter wirkten, aber er ignorierte sie so gut er konnte und lief weiter. Wie viele Leichen würde er wohl noch finden?

 

Richtig an seinem Verstand zweifelte er, als die Stimmen kamen. Allesamt waren männlich und gehörten offenbar zu verschiedenen Personen. Er hatte keinen Zweifel daran, dass die Besitzer nicht menschlich waren. Scheinbar aus dem Nichts ertönten sie von allen Seiten, mal waren sie weiter weg oder direkt neben seinem Ohr. Sie gaben ihm Ratschläge, wenn man sie denn als solche bezeichnen konnte.

 

„Das ist der falsche Weg.“

 

„Versuche es der rechten Tür!“

 

„Oh, oh, du steckst in Schwierigkeiten…“

 

„Der Ausgang ist gerade drauf zu, keine falsche Scheu.~“

 

„War Spaß, du kommst hier nicht raus!“

 

„Du musst nach links!“

 

„Komm, nicht aufgeben, noch hast du eine Chance.~“

 

Ihm war klar, dass sie logen, natürlich taten sie das. Für sie war das Ganze ein Spiel und sie liebten es offenbar, mit ihrem Essen zu spielen. Mehr als einmal wurde er aus dem Nichts gegriffen und er spürte einen Atem an seinem Hals, nur um mit einem Lachen wieder los gelassen zu werden. Wenn sie wollten, könnten sie es jeden Moment beenden, stattdessen ließen sie ihn zappeln. Hoffentlich würden sie unvorsichtig werden und er konnte so fliehen.

 

Er war wieder an der Treppe angekommen und beschloss, sein Glück im Erdgeschoss zu versuchen. Vielleicht hatte er vorhin etwas übersehen, was ihm helfen könnte. Unten in der Eingangshalle angekommen, tastete er sich erneut durch den Flur und probierte verschiedene Türen. Die Stimmen war fort, dennoch beruhigte ihn das nicht. Wahrscheinlich würden sie irgendwann zurückkommen. Wie er befürchtet hatte, waren die Türen nach wie vor verschlossen, zumindest dachte er dies. Eine ließ sich unerwarteterweise öffnen. Rin war sich sicher, dass sie vorhin zu gewesen war und zögerte. Sollte er es riskieren? Es könnte eine Falle sein. Andererseits hatten sie bereits bewiesen, dass sie ihn jederzeit fangen konnten, er hatte somit wenig zu verlieren. Nach kurzem Zögern öffnete er sie ganz und betrat den Raum.

 

Es war die Küche, welche von Kerzen erhellt wurde und der sich bietende Anblick drehte ihm den Magen um. Von der Decke hingen mehrere Fleischhaken und daran befestigt waren Tierkadaver, welche nicht sehr alt zu sein schienen, denn Blut tropfte an ihnen herunter und wurde von Eimern darunter aufgefangen. Rin dankte allen Göttern, dass keine menschlichen Leichen an den Haken hingen. Überrascht hätte es ihn nicht mehr. Der Geruch war alles andere als angenehm, aber er zwang sich dennoch dazu, sich umzusehen. Wer immer hier gewesen war, hatte sich nicht die Mühe gemacht, aufzuräumen oder das Blut auf den Arbeitsflächen wegzuwischen. Zögerlich betrachtete er die zurückgelassenen Messer. Sie waren scharf und spitz, vielleicht wäre es nicht die schlechteste Idee, eins zur Verteidigung mitzunehmen. Zwar war es fraglich, ob es wirklich helfen würde, aber einen Versuch war es definitiv wert.

 

Mit dem Messer bewaffnet ging er auf die Tür auf der anderen Seite des Raumes zu und öffnete sie. Eine Treppe lag vor ihm und führte nach unten in den Keller. Sofort kamen ihm Mephistos Worte in den Sinn. „Wie gesagt, ich finde dich interessant, zumindest vorerst. Solltest du das verlieren oder dich nicht benehmen, muss ich dich leider zu den anderen in den Keller stecken und glaube mir, das willst du nicht.“

 

Rin zögerte. Wenn in diesem Keller wirklich andere Menschen gefangen waren, wollte er sie nicht zurücklassen. Vielleicht konnten sie ihm sogar helfen und wussten wo ein Ausgang war. Gleichzeitig konnte es eine Falle sein. Der Vampir in der Bibliothek hatte ihn gehen lassen, allerdings selbst eingeräumt, dass der Rest dies nicht tun würde. Derjenige, der die Küchentür geöffnet hatte, lauerte möglicherweise dort unten. Schlussendlich entschied er sich dazu, sein Glück zu versuchen. Bisher hatte er keinerlei Fortschritte gemacht, da konnte er sich genauso gut den Keller näher ansehen und versuchen, die anderen Menschen zu retten.

 

Langsam ging er die Kellertreppe hinunter und versuchte dabei möglichst keine Geräusche zu machen. Zu seiner Überraschung hingen einige Lampen von der Decke sodass er alles sehen konnte. Vor ihm lag ein langer, enger Gang, dem er vorsichtig folgte, bis er sich in mehrere Wege teilte. Offenbar war der Keller größer als ursprünglich gedacht. Aus dem Bauch heraus wählte er den rechten Weg und stand kurz darauf vor einer Metalltür. Mit etwas Anstrengung schaffte er es, sie aufzuschieben. Sie quietschte laut und er hielt erschrocken inne. Niemand kam. Dafür hörte er ein leises Stöhnen und Wimmern aus dem Raum vor ihm, das ihn erstarren ließ. Für einen Moment zögerte er, dann ging er hinein und der Anblick drehte ihm erneut den Magen um.

 

In mehreren Zellen befanden sich Menschen, die allesamt verwahrlost wirkten. Sie waren schmutzig und abgemagert, manchen fehlten ganze Haarbüschel als hätten sie diese herausgerissen. Die meisten waren still und hatten sich irgendwo zusammengerollt oder saßen auf dem Boden, die Beine angezogen und mit ihren Armen umschlungen und das Gesicht in den Knien vergraben. Andere dagegen liefen auf und ab und flüsterten vor sich hin, andere kicherten zu sich selbst und ein Mann saß an der Wand und kratzte daran mit seinen Fingernägeln. Sie reagierten nicht auf seine Anwesenheit, die einzige Ausnahme war eine junge Frau, die zwar ebenfalls zerzaust aber wesentlich weniger verwahrlost wirkte und nicht abgemagert war. Ihre Augen weiteten sich, als sie Rin sah und sie trat schnell an die Gitterstäbe heran.

 

„Oh mein Gott, jemand lebt noch?! Wer bist du?! Was ist mit den anderen?! Hast du Ryu gesehen?!“, fragte sie sofort, ihre Augen weit aufgerissen, ihr Gesichtsausdruck jedoch hoffnungsvoll.

 

„Ich bin Rin, ich bin hergekommen, weil ich Pizzen an eine Party liefern sollte. Sonst bin ich aber keinem begegnet.“, erklärte er hastig, während er sich nach einer Möglichkeit umsah, um die Zellen zu öffnen. Irgendwo musste es einen Schlüssel geben!

 

Die Frau erbleichte, als er den Grund seiner Anwesenheit nannte. „Scheiße, das waren meine Freunde und ich. Die die Pizzen bestellt haben, meine ich. Gott, es tut mir so leid! Mein Name ist Kaori, wir wollten uns dieses Anwesen ansehen, wir dachten es steht leer, dann haben uns diese Dinger angegriffen-!“

 

„Ist okay, ist okay!“, unterbrach Rin sie schnell. „Weißt du, wie ich die Zellen aufbekomme?“

 

„Mit einem Schlüssel, aber der ist nicht hier! Der Typ mit den weißen Haaren hat ihn!“

 

„Typ mit weißen Haaren?“

 

„Ja, ich glaube, er ist der Anführer, diese anderen Dinger haben ihn Vater genannt.“ Sie erschauderte bei dem Gedanken an diesen Mann.

 

‚Super. Wahrscheinlich der Obervampir hier. Ganz toll.‘, stellte er frustriert fest, bevor er erneut sprach. „Ich habe mit einen von ihnen eine Wette laufen. Wenn ich entkomme, müssen sie mich gehen lassen, dann kann ich Hilfe holen!“ Zwar war er noch nicht sicher wie diese Hilfe aussehen würde, aber er war entschlossen, sie irgendwie zu retten.

 

„I-Ich glaube, es gibt einen zweiten Ausgang, der in den Garten führt, aber der ist von einer Mauer umgeben. Du musst drüber klettern.“, erwiderte Kaori unsicher. „Du wirst es niemals dort hin schaffen! Sie sind überall, sie hören, sehen und riechen mehr als wir und wenn sie dich erwischen, war’s das!“

 

„Was anderes bleibt mir nicht übrig. Was ist mit den restlichen Leuten mit denen du hergekommen bist? Und mit…ihnen?“ Er schaute kurz zu den Menschen in den anderen Zellen, die ihm weiterhin keinerlei Beachtung schenkten. Entweder sie interessierten sich nicht für ihn oder sie hatten ihn nicht bemerkt. Je länger er sie ansah, umso unwohler fühlte er sich. Etwas an ihnen erinnerte ihn mehr an Tiere und nicht an Personen.

 

„Der Rest wurde erwischt. Sie sitzen in anderen Zellen oder…sind tot.“, erwiderte sie leise und verzog daas Gesicht. „Und was die dort drüben betrifft, ich habe versucht, mit ihnen zu reden, aber…diese Monster haben irgendwas mit ihnen gemacht, die sind nicht mehr bei Sinnen! Sie wehren sich nicht mal, wenn sie gebissen werden oder versuchen wegzurennen, sie lassen es protestlos mit sich machen!“

 

Rin warf den Menschen einen weiteren Blick zu und stimmte ihr zu. Momentan konnte er ihnen nicht helfen. Er wollte lieber nicht darüber nachdenken, ob man ihnen überhaupt noch helfen konnte. „Ist hier sonst noch etwas, das mir helfen könnte?“

 

Kaori zuckte hilflos mit den Schultern. „Ich weiß nicht, was sonst noch im Keller ist, sie-“

 

Sie wurde von einem Grollen aus der Zelle nebenan unterbrochen. Die Frau darin war dazu übergegangen, sich gegen die Gitter ihrer Zelle zu werfen und daran zu rütteln. Er war nicht sicher, warum sie sich plötzlich so aufführte und instinktiv trat er einen Schritt zur Seite, um einen genaueren Blick zu bekommen. Dies sollte er schnell bereuen. Dadurch erregte er erst recht die Aufmerksamkeit der Frau und ohne Vorwarnung begann sie plötzlich laut zu schreien. Rin versuchte sie zu beruhigen, aber leider war es wie eine Kettenreaktion und die anderen Leute in den Zellen begannen ebenfalls zu schreien.

 

„Geh!“, zischte Kaori panisch. „Die werden gleich hier sein!“

 

Das ließ sich Rin nicht zwei Mal sagen und er rannte ohne darauf zu achten, wohin er lief. Dies sollte er schnell bereuen, denn wie er nach einer Weile bemerkte, war der Keller ebenfalls ein einziges Labyrinth. Schier endlose Gänge und Räume ließen ihn jegliches Orientierungsgefühl verlieren. War er schon einmal hier gewesen? Wo war er her gekommen? Der Gang kam ihm bekannt vor…warum sahen sie alle gleich aus?! Er fluchte leise, als sich der Weg erneut gabelte. Wie konnte ein Keller so verwinkelt sein?!

 

Er wählte den rechten Weg und landete in einem Raum, der mit großen Kisten und allen möglichen Dingen vollgestellt war. Eine weitere Tür war weit und breit nicht zu sehen. Bevor er umdrehen konnte, hörte er Stimmen. Instinktiv versteckte er sich hinter einer der Kisten und versuchte zu verstehen, was gesagt wurde.

 

„Habt ihr ihn?“, fragte eine männliche, raue Stimme.

 

„Nein, ich war im Weinkeller und den Räumen daneben. Entweder er ist schon weg oder er ist gut im Verstecken.“, antwortete eine ebenfalls männliche und zugleich etwas höhere Stimme. „Ernsthaft, verstehe mal einer Samael…er und seine Wetten! Er hätte direkt zubeißen können, aber nein! Und Azazel lässt ihn obendrein gehen!“

 

„Ach, hab dich nicht so, Egyn.“, mischte sich eine dritte Stimme ein. „Es ist schon 'ne Weile her, seit sich ein Mensch mal längere Zeit verstecken konnte. Und was erwartest du bitte von Azazel? Der bewegt sich höchstens, wenn er’s mit 'nem Jäger zu tun hat.“

 

Rins Gedanken rasten, während er ihnen zuhörte. Azazel? Er wusste wohl der Vampir aus der Bibliothek sein.

 

„Was auch immer, finden wir den Menschen und bringen wir’s hinter uns.“, unterbrach die raue Stimme die beiden anderen während sich ihre Schritte näherten. „Weit kann er nicht sein und Beel und Amaimon versperren den Ausgang, er muss sich hier unten noch rumtreiben.“

 

„Komm schon, Asta, warum hast du’s so eilig? Ist ja nicht so, dass wir was Besseres zu tun haben.“

 

„Ich hab keinen Bock, ständig Samaels dämliche Pläne zu unterhalten!“

 

„Pfff, ach komm, du willst genauso 'nen Bissen.“

 

„Klappe, Iblis!“

 

„Oder sonst?“

 

Ihre Zankereien echoten durch die Flure und es war deutlich, dass sie näher und näher kamen bis plötzlich der Vampir namens Iblis die Stimme erhob. „Hey, Kleiner! Komm ruhig raus, egal wo du dich versteckst. Du musst keine Angst vor uns haben, ehrlich! Ich verspreche, es wird ganz schnell vorbei sein!~“, rief er und klang dabei sowohl amüsiert als auch spottend. „Und wer weiß, wenn du dich benimmst, dann endest du mit etwas Glück nicht wie die anderen!“

 

Instinktiv machte sich Rin hinter den Kisten noch kleiner. Ganz sicher nicht! Der verdammte Blutsauger klang wie irgendein Serienkiller aus einem Horrorfilm! Er hörte den Mann namens Astaroth genervt aufstöhnen. „Komm raus, du Göre, wir wissen, dass du hier bist. Je eher du aufgibst desto schneller ist es vorbei. Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.“

 

Rin blieb still und hielt den Atem an, damit sie ihn nicht hören würden. Die Schritte kamen näher und echoten durch die Gänge. „Irgendwo hier muss er sein, ich kann ihn riechen.“, hörte er Egyn plötzlich sagen und sein Herz setzte aus.

 

‚Nein, nein, nein, nein…‘ Er sah sich panisch nach einem weiteren Ausgang um, doch er sah keinen. Er saß in der Falle und es war ausschließlich eine Frage von Minuten bis sie ihn finden würden. Irgendeine höhere Macht schien seine Gebete allerdings erhört zu haben und Sekunden darauf war ein lautes Krachen aus einem der anderen Gängen zu hören.

 

„Was zum-?!“, hörte er Iblis fragen, Egyn unterbrach ihn allerdings.

 

„Er muss sich irgendwie vorbei geschlichen haben. Los!“

 

Ihre Schritte entfernten sich wieder und Rin atmete erleichtert auf. Blöderweise änderte es nichts daran, dass er den Keller nicht verlassen konnte, solange diesen beiden anderen Vampire Wache schoben. Wie sollte er hier wieder raus kommen?! Er verfluchte sich selbst dafür in den Keller gegangen zu sein. Andererseits konnte er sich hier nicht mehr ewig verstecken, er musste in Bewegung bleiben. Er rannte in die entgegengesetzte Richtung in der Hoffnung, möglichst viel Abstand zwischen sich und den Vampiren zu bringen.

 

Seine Gedanken rasten, irgendwie musste er aus diesem Keller raus. Er lief zu der nächstbesten Tür und öffnete sie, sofort schlug ihm ein starker metallischer und verwesender Geruch entgegen. In dem Raum lagen mehrere Leichen, teilweise in verschiedenen Stadien der Verwesung, andere wirkten noch relativ frisch. Allerspätestens jetzt war mehr als deutlich, was mit all den Leuten, die in dieser Gegend in letzter Zeit verschwunden waren, passiert ist. Er wollte nicht mehr Zeit in diesem Raum verbringen als nötig war, daher schloss er schnell wieder die Tür und lief weiter, aber lief direkt Mephisto hinein. Der Vampir schien amüsiert von seiner plötzlichen Schockstarre und lächelte ihn boshaft an. „Hier steckst du also! Du hast dich überraschend gut geschlagen, die anderen Menschen vorhin haben wir wesentlich schneller erwischt. Bist du vernünftig genug aufzugeben oder willst du es dir schwer machen?“

 

Rin antwortete nicht, drehte sich um und rannte. Er hörte Mephisto lachen, aber keine Schritte. Offenbar hielt er es nicht einmal für nötig, ihm zu folgen und das machte ihm mehr Angst, als wenn er gejagt worden wäre. Leider hatte ihn das Glück endgültig verlassen und er traf direkt auf den nächsten Vampir. Er trat einen Schritt zurück, die Augen weit ausgerissen, als er den Unbekannten vor sich anstarrte. Der Mann war groß, ungefähr wie Mephisto, hatte blondes Haar und grüne Augen, die im Halbdunkeln unheilvoll funkelten. Nach allgemeinen Vorstellungen war er wohl ziemlich gut aussehend, in Rins Augen ließ ihn sein Aussehen dagegen noch unnatürlicher wirken.

 

‚Scheiße…‘

 

„…Du bist der Mensch an dem Samael so interessiert ist.“, kommentierte der Fremde mit ruhiger Stimme als wäre diese Situation vollkommen normal. Er musterte ihn von oben nach unten, die Augen verengt als würde er nach etwas spezifischem suchen. „Ich bin nicht sicher, was er in dir sieht, aber ich schätze, ich könnte ein neues Haustier gebrauchen. Das sollte Samael zumindest einen Dämpfer verpassen.“ Seine Worte ließen Rin mehrere Schritte zurück treten, der Vampir folgte ihm direkt. „Du musst keine Angst haben. Ich kümmere mich gut um meinen Besitz solange du dich benimmst und es ist besser als bei Samael zu landen. Wie sieht es aus?“

 

Natürlich dachte der Jüngere nicht einmal daran und rannte davon. Er kam gerade mal einen Gang weiter, bis er erneut auf Mephisto traf. Sofort versuchte er umzudrehen, wurde jedoch von dem blonden Vampir von gerade eben abgeschnitten. Einen weiteren Weg gab es nicht, er saß in der Falle. „Lucifer, du bist ebenfalls hier. Wie schön dich zu sehen.“, grüßte Mephisto den anderen Vampir verbissen. Momentan war Rin allerding zu panisch, um sich darum Gedanken zu machen.

 

Der andere Vampir, Lucifer, neigte den Kopf. „Als mir Azazel von deiner Wette mit dem Menschen erzählt hat, wollte ich ihn selbst sehen. Er ist jünger als die sonstigen Menschen. Interessant.“

 

„Was genau willst du hier implizieren, mein geliebter Bruder?~“ Mephistos klang Stimme höflich, allerdings schwang darin ein Hauch von Genervtheit mit und sein Lächeln wirkte gezwungen.

 

„…Das bleibt abzuwarten.“

 

Für einen Moment verzog sich Mephistos Gesicht, er fing sich allerdings schnell. Rin versuchte derweil ihre momentane Ablenkung zu nutzen, um sich davon zu schleichen, doch Lucifer griff ihn am Arm ohne ihn überhaupt anzusehen. „Nicht so schnell, wir haben dich nicht vergessen.“ Er zog Rin näher zu sich heran und griff ihm mit der anderen Hand in die Haare, um ihn dazu zu zwingen, den Kopf zu neigen und so den Hals zu präsentieren. „Ich frage mich, ob dein Blut so gut schmeckt wie du reichst.“

 

Bevor Lucifer zubeißen konnte, griff Mephisto ebenfalls nach Rins Arm und versuchte ihn zu sich zu ziehen. Der andere Vampir ließ nicht locker und verstärkte seinen Griff. „Nicht so schnell, Lucifer. Der Junge ist meine Beute.“, grollte Mephisto, was Lucifer wenig beeindruckte.

 

„Ich habe ihn zuerst gegriffen.“

 

„Und er ist zuerst in mich rein gerannt!“

 

„Du hast ihn nicht gegriffen, gefangen habe ich ihn.“

 

„Oh, tu nicht so als hättest du wirklich Interesse an ihm!“

 

„Spielt das eine Rolle? Ich habe fair gewonnen und bin hungrig.“

 

Während sie diskutierten, versuchte sich Rin loszureißen, jedoch war der Griff beider Vampire war zu stark. Er hörte ihnen kaum zu und begann langsam panisch zu werden. Es gab keinen Ausweg mehr und diese beiden Monster waren kurz davor, ihn zu ihrem Abendessen zu machen. Sein Puls raste, kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn und ohne es zu merken, begann er schneller zu atmen. Lucifer und Mephisto entging dies nicht und sie wechselten Blicke, letzterer grinste. „Was ist los, Liebling? Wo ist all deine Entschlossenheit von vorhin, Mmm?“, fragte er in einem herablassenden Ton.

Rin konnte nicht einmal antworten, seine Gedanken rasten, doch er wusste beim besten Willen nicht wie er aus dieser Situation herauskommen sollte, dann erinnerte er sich an das Messer, welches er vorhin in die Tasche seine Hoodies gesteckt hatte. Er war eine Verzweiflungstat, doch er griff danach und versuchte den Vampir damit anzugreifen. Mühelos griff dieser nach seinem Handgelenkt und drückte zu. Der plötzliche Schmerz sorgte dafür, dass Rin sofort das Messer fallen ließ.

 

Mephisto grinste ihn an. „Wirklich? Das erste Mal war sicherlich noch unterhaltsam, aber zwei Angriffe? Ich hatte wirklich gedacht, du hättest bessere Manieren!“

 

Rin wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Mephisto wirkte amüsiert, Lucifer seufze dagegen, bevor er dem anderen Vampir zunickte.„Ein Kompromiss: Wir beißen ihn beide. Danach bringen wir ihn zu Vater und er entscheidet, wer ihn bekommt.“

 

Mephisto überlegte für einen Moment, dann nickte er. „Gut, ich schätze, das ist fair.“ Rin konnte so schnell gar nicht begreifen, was das bedeutete, dann führte er einen brennenden Schmerz an seiner rechten und linken Schulter. Sekunden darauf wurde das Brennen von einem Kribbeln und einer seltsamen Taubheit ersetzt. Tatsächlich fühlte es sich sogar gut an und sein Kopf war benebelt sodass er kaum bemerkte wie die beiden Vampire von ihm tranken. Als sie endlich von ihm abließen, brach er beinahe zusammen, zu benommen von dem Blutverlust. „Mmm, beide mit einem Mal war wohl zu viel des Guten.“, hörte er Mephisto lachen bevor er ihm leicht gegen die Wange schlug. „Schön die Augen offen halten, du kannst dich nachher ausruhen.~“

 

Rin wollte protestieren, wurde jedoch mitgezogen. Er war nicht sicher, ob er auf dem Weg zwischendurch das Bewusstsein verloren hatte, denn er konnte sich nicht erinnern, den Keller verlassen zu haben. Von einem Augenblick auf den anderen fand er sich in einem Zimmer wieder, das er zuvor noch nicht gesehen hatte. Einige Tränen liefen ihm die Wange hinunter, konnte man ihm dafür allerdings wirklich Vorwürfe machen?

 

Er war erschöpft und alles was er erlebt hatte, machte ihm mehr zu schaffen, als er eingestehen wollte. Es war dunkel im Raum, einzige Lichtquelle war ein Kaminfeuer wodurch er einige Möbel ausmachen konnte, darunter Bücherregale, Sofas und Sessel. Zudem erkannte er mehrere Gestalten, die knapp außerhalb des Lichtpegels herumlungerten. Ihre in der Dunkelheit glühenden Augen starrten ihn an und er hörte Lachen.

 

„Ihr habt ihm am Ende doch noch erwischt. Er war ziemlich gut darin, uns aus dem Weg zu gehen.“, spottete Iblis Stimme.

 

„Was habt ihr denn mit ihm angestellt? Er sieht schlimmer aus als Astaroth als wir ihn damals in der Gasse aufgegabelt haben.“, hörte Azazels Stimme sagen, gefolgt von einem empörten „Hey!“ seitens Astaroth.

 

„Er ist der Mensch, an dem großer Bruder so interessiert ist? Kann ich mit ihm spielen?“, fragte eine bisher unbekannte Stimme, welche Mephisto seufzen ließ.

 

„Nein, Amaimon, du machst deine Spielzeuge immer direkt kaputt.“

 

„Pfff, sagst gerade du.“, seufzte Egyn.

 

Rin registrierte ihre Unterhaltung nur am Rande, er war vollkommen im Panikmodus und versuchte sich nach einer Fluchtroute umzusehen, konnte allerdings kaum die Augen offen halten, geschweige denn allein stehen. Nach wie vor hoffte, dass sein Vater kommen würde, um ihn zu retten. Egal wie kindisch es klingen mochte.

 

„Awww, er hofft darauf, dass sein Vater ihn rettet? Wie niedlich, ich schätze, er ist wirklich noch ein Kind.~“, hörte er plötzlich Mephisto sagen.

 

Die anderen Vampire lachten, wurden aber von einer neuen, tiefen Stimme unterbrochen, die Rin erschaudern ließ. „Genug. Lucifer und Samael, warum habt ihr ihn hergebracht?“

 

„Der Junge gehört mir, Lucifer sieht die Sache anders.“, erklärte Mephisto knapp.

 

„Ich habe ihn zuerst erwischt.“, hielt Lucifer dagegen woraufhin die anderen Vampire erneut lachten. Rin wurde dagegen nur noch elender zumute.

 

„Er ist schon irgendwo niedlich, fast mehr als Egyn. Ich würde ihn auch behalten wollen.~“, lachte Iblis und erhielt ein genervtes Seufzen von Egyn.

 

„Hörst du endlich damit auf?!“

 

„Zwing mich doch!~“

 

Der ältere Vampir, ihr Vater wie es schien, ignorierte ihr Gezeter und starrte stattdessen Rin an. Seine Augen waren ein intensives Blau, welches wiederum von Rot umgeben war. Sein Blick schien sich in ihn hinein zu bohren und ihm direkt in die Seele zu starren. Trotz seiner Benommenheit entging Rin der Ernst der Lage nicht. Sein Puls raste, als der Vampir nichts sagte, aufstand und näher kam. Im Schein des Feuers konnte er ihn endlich ausmachen. Der Vampir war groß, mindestens an die zwei Meter und hatte langes, weißes Haar.

 

Sogar Rin erkannte, dass er attraktiv war, allerdings lag darin etwas…außerweltliches. Fast als wäre er ein Wesen, das versuchte als Mensch durchzugehen, doch zu viel Mühe darin gesteckt hatte, deren Aussehen nachzuahmen. Das war offenbar der Vampir, den Kaori erwähnt hatte. Er zitterte und versuchte einen Schritt zurückzugehen, doch natürlich erfolglos da Mephisto ihn nach wie vor fest hielt. Bildete er sich das nur ein oder waren die anderen Vampire ebenfalls näher gekommen?

 

Innerhalb von Sekunden stand der weißhaarige Vampir direkt vor ihm und griff ihm beim Kinn. Seine Hand war eiskalt und ließ ihn erschaudern. Er konnte seine Tränen nicht länger zurück halten und der Vampir lächelte grausam. „Wie alt bist du, Kind?“

 

„…15.“, antwortete Rin obwohl er eigentlich still bleiben wollte. Etwas an der Stimme dieses Mannes gab ihm das Gefühl, er müsse unbedingt antworten. Die anderen Vampire flüsterten untereinander in einer anderen Sprache, was seiner Nervosität nicht half.

 

„Und dein Name?“

 

„Rin. Und wer zur Hölle sind Sie?!“, erwiderte er, nun etwas trotzig klingend.

 

Der Vampir starrte ihn weiterhin an, dieses Mal mit einem Stirnrunzeln. „Trotz deiner Situation gibst du nicht nach. Du…erinnerst mich an jemanden, den ich einmal kannte. Sie…“ Rin war nicht sicher, ob sich diese Feststellung positiv oder negativ auswirken würde. Der Vampir unterbrach sich, schüttelte lediglich den Kopf und grinste wieder. „Du kannst mich Satan nennen. Mmm, jetzt wo ich darüber nachdenke…ich glaube, es wäre eine Verschwendung, wenn dich einer von uns als Haustier zu behält.“

 

„Vater…?“, hörte er Lucifer verwundert fragen und die restlichen Vampire verstummten ebenfalls, neugierig wo das hinführen würde. Rin hinterfragte derweil den Namen des Vampires. Satan? Das war doch ein schlechter Scherz sein!

 

Für einige Momente starrte Satan ihn weiterhin an und nickte. „Ja, ich glaube, du bist perfekt…“

 

„Perfekt wofür?! Ich will einfach nach Hause!“ Wahrscheinlich war es nicht die beste Idee, den Vampir so anzufahren, allerdings wirkte dieser eher amüsiert als alles andere. Etwas an der Art und Weise, wie er den vorherigen Satz gesagt hatte, gefiel ihm ganz und gar nicht. Er bezweifelte, dass dies gute Neuigkeiten bedeutete und sein Herz schlug noch schneller.

 

„Oh? Wartet jemand auf dich?“

 

„Mein Vater und Bruder!“

 

„Verstehe…ich nehme an, du bist der ältere?“

 

Langsam nickte Rin, unsicher worauf das hinaus laufen würde. Vielleicht war es ein Fehler zu antworten, wenn sie jedoch wirklich seine Gedanken lesen konnten, spielte es wohl keine große Rolle, ob er freiwillig antwortete oder nicht. „Warum? Und Sie haben meine Frage nicht beantwortet!“

 

Er erhielt ein weiteres Lachen zur Antwort. „Du hast Angst und versuchst es zu verstecken. Ziemlich stur…wir werden unseren Spaß mit dir haben. Ich wollte schon seit einer Weile mal wieder Nachwuchs.“

 

Sofort schrillten bei ihm sämtliche Alarmglocken. Etwas sagte ihm, dass sie ihn nicht zu den anderen Menschen in den Keller stecken würden, sondern etwas viel schlimmeres passieren würde. Bevor er nachfragen konnte, was dies bedeutete, mischte sich bereits Mephisto ein. „Vater, ich hab ihn zuerst erwischt! Du kannst nicht-“

 

„Was kann ich nicht?“, unterbrach Satan ihn scharf. „Willst du wirklich meine Entscheidung hinterfragen?“ Ohne ersichtlichen Grund fühlte sich der Raum trotz des Feuers wesentlich kälter an und eine seltsame Spannung lag in der Luft. Rin spürte wie Mephisto verspannte und nickte.

 

„Natürlich nicht, Vater.“ An der Stimme war herauszuhören, dass er lächelte, es jedoch gezwungen war. Offenbar wagten sie es nicht, sich gegen ihren „Vater“ zu stellen, zumindest nicht direkt.

 

„Nice! Dann bin ich endlich nicht mehr der Jüngste!~“, lachte eine bisher unbekannte Stimme, die wohl Beelzebub gehörte. Allmählich dämmerte Rin, was der ältere Mann vor hatte und ihm wich sämtliches Blut aus dem Gesicht.

 

„Nein.“, war alles, was er heraus brachte. Seine Stimme klang schwach und brach beinahe, Satan hob eine Braue.

 

„Nein?“ Sofort begann er noch weiter zu grinsen, was extrem unnatürlich aussah „Du hast also bereits verstanden, worauf dies hinaus läuft?“

 

Rin erschauderte und schüttelte den Kopf. Mephistos Griff verstärkte sich, aber er bemerkte es kaum. Er versuchte sich zu befreien, doch vergebens. „Du machst mich nicht zu einem dieser Dinger!“

 

„Dinger?! Entschuldige mal?! Unhöflich!“, schnaubte Beelzebub, ohne eine Reaktion zu erhalten.

 

„Lasst mich gehen oder saugt mich aus! Ich werde kein verdammter Vampir!“ Zu seinem Missfallen klang seine Stimme wesentlich höher als sonst, doch die Vampire lachten, offensichtlich nahmen sie ihn nicht ernst. Einzig Mephisto wirkte derweil beleidigt, da er ihn ja eigentlich hatte behalten wollen.

 

„Das sagen sie immer.“, kommentierte Satan. „Zu dumm, dass du keine Wahl hast. Du interessierst mich, darum behalte ich dich.“

 

Wie auf Stichwort begann Rin noch stärker gegen Mephistos Griff anzukämpfen, allerdings hatte dieser wesentlich mehr Kraft. Normalerweise ließ er sich nicht schnell verängstigen, doch im Angesicht der Situation hatte sich jegliches rationale Denken verabschiedet.  Am Rande hörte er wie Satan etwas in einer anderen Sprache sagte, woraufhin er näher zum Sofa geschoben wurde. Eh er sich versah, hatten sie ihn zum Sitzen gezwungen und Sekunden darauf stand der Vampir über ihm und er verspürte den bereits vertrauten brennenden Schmerz an seiner Schulter.

 

Satan trank länger von ihm als es Lucifer und Mephisto getan hatten. Es dauerte einen Moment bis ihm klar wurde, dass er gerade ausgesaugt wurde und im wahrsten Sinne des Wortes das Leben aus ihm sickerte. Zu seiner Verzweiflung konnte er sich weder bewegen noch sprechen. Warum ausgerechnet er? Wie konnte man so viel Pech haben?! Er versuchte ein letztes Mal den Vampir wegzuschieben, doch konnte kaum noch die Arme heben.

 

In diesem Moment schoss ihm lediglich ein Gedanke durch den Kopf: ‚Yukio…Vater…tut mir leid…‘ Wahrscheinlich machten sie sich bereits Sorgen und fragten sich, wo er blieb. Würde man herausfinden, wo er gelandet war? Beinahe hoffte er es nicht, andernfalls würden nur noch mehr Leute diesen Blutsaugern in die Arme laufen, gleichzeitig betete er nach wie vor, dass sein Vater auftauchen und ihn irgendwie retten würde. Es war eine kindische und alberne Hoffnung, niemand würde kommen.

 

Das letzte was er hörte, war Satans Stimme, die fast schon stichelnd klang. „Keine Sorge, wir werden uns sehr gut um dich kümmern.“ Lachen ertönte, dann wurde alles dunkel.

 

 

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Als Rin nicht pünktlich von der Arbeit nach Hause kam, machte sich Shiro zunächst keine Sorgen. Der Junge vergaß gerne mal die Zeit und es wäre nicht das erste Mal, dass er sich mit seinen Kollegen verplapperte. Seit er den Job angenommen hatte, wirkte er wesentlich glücklicher als sonst. Seine Klassenkameraden waren ihm immer aus dem Weg gegangen, auf der Arbeit dagegen fühlte er sich willkommen, auch wenn sein Chef nicht gerade ein angenehmer Zeitgenosse war. Die restlichen Mönche teilten seine Vermutung und Yukio war damit beschäftigt, für seinen Umzug an die Heiligkreuz-Akademie zu packen und hatte sich somit einige Stunden nicht sehen lassen.

 

Gegen 20:00 Uhr begann er endlich unruhig zu werden. Dann kam der Anruf von Rins Arbeitsstelle, der ihm mitteilte, was kein Elternteil jemals hören wollte. Rin war für eine Lieferung raus gefahren und nicht zurückgekommen. An sein Handy ging er nicht und es gab sonst kein Lebezeichen. Sein Chef war wie erwartet stinksauer, seine Kollegen dagegen besorgt und als sie ihm erzählten, dass Rin auf dem Weg in einen Wald gewesen war, schrillten umso mehr die Alarmglocken bei Shiro. Irgendetwas war passiert, darin bestand kein Zweifel.

 

Zeit war essential, er zögerte nicht, zur Polizeistation zu fahren. Zunächst bekam er das typische „Ach, Jugendliche in seinem Alter rennen gern mal von Hause weg. Wahrscheinlich ist er bei einem Freund, morgen ist er sicher wieder da!“ zu hören, aber er blieb hartnäckig. Schlussendlich gaben sie nach, obwohl sie ihn belächelten. Ihr Amüsement sollte bald verschwinden. Sie fuhren zu dem Wald, in dem Rin die Pizzen ausliefern sollte und für einige Stunden hörte Shiro nichts von ihnen.

 

Gegen 23:30 Uhr standen zwei Polizeioffiziere vor der Tür. Er erkannte sie von der Station und im Gegensatz zu einigen Stunden zuvor, schauten sie ernst drein. Rin war nicht bei ihnen. Sofort rechnete er mit dem Schlimmsten und was die Polizisten ihm erzählten, bestätigte seine Angst. Sie hatten mehrere verlassene Zelte vorgefunden, die Pizzen, welche Rin geliefert hatte, standen unberührt auf einem Tisch. Sie fanden zudem ein Fahrrad, welches Rin gehörte, er war folglich noch dort gewesen.

 

Sie hatten ein schlechtes Gefühl gehabt und Verstärkung gerufen mit denen sie das naheliegende Anwesen durchkämmt hatten. Was sie dort in den Räumen und Kellern vorfanden, hatten sie in all ihren Dienstjahren nicht gesehen. Überall fanden sie Tierkadaver, jedoch vor allem Leichen über Leichen, manche der Personen waren bereits seit Wochen oder gar Monaten vermisst. Das Grusligste an dem Fund? Mehrere der Leichen waren relativ frisch gewesen und wahrscheinlich erst wenige Stunden alt. Genaueres stand erst mit der Autopsie fest. Rin war Gott sei Dank nicht unter den Leichen gewesen, man fand ausschließlich sein Handy.

 

Da keine weiteren Informationen vorlagen, wurde er offiziell als vermisst und ein vermutetes Entführungsopfer gelistet. Shiro fühlte sich wie betäubt und Yukio die Neuigkeiten zu überbringen war nicht einfach. Er hatte ein ganz mieses Gefühl und über die nächsten Tage wurde es schlimmer. Langsam kam ein fürchterlicher Verdacht in ihm auf und mit jeder neuen Information verstärkte sich dieser, bis es keinen Zweifel mehr gab.

 

Vampire.

 

Und wenn man die Anzahl der Leichen in Betracht zog, wahrscheinlich sogar ein ganzes Nest. So sehr er es nicht wahr haben wollte, die blutleeren Körper machten es eindeutig. Nie im Leben hätte er erwartet, dass sie sich in die Nähe von Tokyo trauen würden, doch offenbar war das ein Irrtum gewesen. All diese Jahre hatte er sein Bestes gegeben, um die Zwillinge vor dieser Seite seines Lebens zu beschützen, sie in Unwissenheit leben zu lassen. Inzwischen bereute er es, ihnen niemals von der Existenz dieser Blutsauger erzählt zu haben. Fraglich war, ob es etwas geändert hätte. Vielleicht wäre Rin ihnen so oder so in die Falle getappt.

 

Er erschauderte bei dem Gedanken, was diese Bastarde mit seinem Sohn anstellen würden. In der Regel blieben zwei Möglichkeiten, wenn sie einen leben ließen. Entweder man endete als ihr Schoßtier oder wurde einer von ihnen. Beides würde er nicht einmal seinem ärgsten Feind wünschen. Irgendwie würde er Rin retten. Er musste ihn retten. Er weigerte sich, seinen Sohn diesen Biestern zu überlassen. Selbst wenn er kein Mensch mehr sein sollte, notfalls würde er jede Regel brechen, um ihn nach Hause zu holen. Irgendeine Möglichkeit würde er finden. Zuerst musste er jedoch einige Vorbereitungen treffen.

 

Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen tristen Gedanken und Yukio betrat sein Zimmer. „Izumi meinte, du möchtest mit mir reden?“ Seit Rins Verschwinden hatte sich Yukio immer mehr zurückgezogen, gleichzeitig versuchte er so zu tun als wäre alles in Ordnung. Natürlich durchschauten Shiro und die anderen Mönche ihn. Er nickte mit einem Seufzen.

 

„Ja. Setz dich bitte. Wir…haben einiges zu bereden. Es gibt etwas, das ich dir und Rin jahrelang verschwiegen habe...“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ja, der Cliffhanger ist gemein, aber irgendwie ist das bei mir Standard, huh? XD
Ich sitze mit einer Freundin an einem längeren Vampir AU für Blue Exorcist, allerdings hat dieses hier nichts damit zu tun und vielleicht wird es auch irgendwann mal eine ganze Geschichte werden, mal sehen. Übrigens ist auch ein weiterer Vampir OS in Arbeit, inspiriert ist dieser grob von dem Film "Van Hellsing" bzw. einer bestimmten Szene.
Ich wünsche euch eine schöne Woche und hoffe, man liest sich bald wieder ^^ Komplett anzeigen

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