Zum Inhalt der Seite

Throw a penny down the wishing well

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
4 times Kai is quite oblivious. 1 time he finally gets it. Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Once again

~*1*~

 

 

18:57

Kai: Oh Gott. Oh Gott. Ich bin in der Gruppe mit Hitoshi!

 

 

19:35

Yura: Denk dran, dass er einfach nur blöd ist Punkt. Ich würde ihn nicht weiter beachten nach Möglichkeit.

 

Yura: Dieser NARR.

 

 

19:54

Kai: Aber er hat so wunderschöne, lange Finger. So gepflegt! Was, wenn wir morgen aneinander Druckverbände üben müssen?! Fuck.

 

 

20:09

Yura: Mein Herz, dürfte ich dich um etwas bitten? Könntest du vielleicht ein Namensschild auf meinen Platz legen, damit sich da niemand hinsetzt?🙈

 

 

20:15

Kai: Klar. Ich nehm das Namensschild, was du neulich kalligraphiert hast.

 

 

22:36

Yura: Danke! :-*

 

Yura: Fühlst du dich fit für morgen?❤

 

 

22:37

Kai: Nein. Ich will nicht. 😩😖

 

 

22:41

Yura: So schlimm? ☹

 

 

23:23

Kai: Die Ferien waren zu gut, als dass ich morgen wirklich schon wieder an Schule überhaupt denken will!

 

 

23:28

Yura: Das packst du schon😁😁😁😍😍😍

 

 

 

 

Yuriy seufzte. Wie hatte die ganze Misere eigentlich angefangen?

Kai war vor gut einem Jahr an seiner Schule angefangen. Anfangs hatte Yuriy in ihm nur einen neuen, kompetenten Kollegen gesehen. Aber mit der Zeit ...

Mit einem frustrierten Ächzen donnerte er Gesicht voran in sein Kissen. Wenn er jetzt erstickte, musste er sich nicht mehr mit seinen Gefühlen auseinandersetzen...

„Warum quälst du dich eigentlich so? Wäre es nicht an der Zeit, ihm mal zu sagen, wie es um dich steht?“

Yuriy stöhnte erneut und vergrub sein Gesicht nur tiefer in seinem Kissen. Auch wenn sein bester Freund Boris, mit dem er seit dem Studium eine Wohnung teilte, es nur gut meinte: Er konnte sich Kai nicht offenbaren.

Boris tätschelte ihm den Kopf, bevor er sich zu ihm aufs Bett warf und dabei ignorierte, dass er Yuriy unter seinem massigen Muskelberg vergrub.

„Was macht ihn für dich überhaupt so crush-on-able? Das hab ich bis jetzt nicht verstanden.“

Boris kickte seinem Freund mit der Hacke neckend in den Po. Yuriy schreckte auf und schubste ihn weg.

„Hast du ihn mal gesehen? Er spricht immer so eloquent, sein Gang, sein ganzes Gehabe ist super elegant und er ist einfach... sanft!“

„Sanft?! Sicher, dass du Hiwatari meinst?“, ätzte Boris beinahe angewidert.

Yuriy hatte sich aufgesetzt, seine Beine angewinkelt und ließ den Kopf in seinen Händen ruhen. Er war so hinüber!

„Und Kai ist witzig!“

Boris brummte nur. „Ne Lachnummer vielleicht.“

„Ach hör doch auf!“ Yuriy seufzte. Er öffnete seine Chats noch einmal und las die letzten Nachrichten von Kai durch. „Er klingt immer so sanft und liebevoll...“

„Ja, insbesondere wenn von seinem Crush redet, darf ich dich erinnern?“, mahnte Boris und schnappte sich Yuriys Handy. Nach einem Blick auf Yuriys Nachrichten verdrehte er die Augen.

„Du bist viel zu nett zu dem. Kosenamen? Wirklich? Und das hat er noch nicht geschnallt?“

Yuriy zuckte mit den Schultern. „Er ist mein Co in der Klassenleitung. Das hat sich irgendwie eingebürgert.“

„Yura, du bist so am Sack, Alter.“

 

 

 

 

~*2*~

 

 

08:06

Kai: Guten Morgen, Sonnenschein ☀🌻☕

 

 

Yuriy grummelte. Das war noch lange nicht seine Zeit und er ignorierte jegliche Nachricht in den Ferien, die vor zehn Uhr bei ihm eintrudelte. Im Gegensatz zu seinem Partner in der Klassenleitung hatte er sich nicht für den Erste-Hilfe-Kurs angemeldet und er konnte noch einen Tag länger die Sommerferien genießen. Neben ihm regte sich Boris im Laken, denn er war nicht so schlau wie sein Mitbewohner gewesen. Ein kurzer Kuss auf Yuriys Schläfe, gepaart mit einer Abschiedsformel, und Yuriy hatte sein Bett wieder ganz für sich.

 

 

 

10:07

Yura: Guten Morgen, wie läuft‘s?💕😘

 

 

12: 37

Kai: [7 Sekunden Video von ihrem gemeinsamen Klassenzimmer] „Hier ist unsere Klasse! Der Raum ist voll aufgeräumt, sieht gut aus, aber... es STINKT!“, hörte Yuriy Kai flüstern.

 

 

 

Yuriy lachte leise. Er rieb sich das Gesicht. Vor ein paar Monaten hatte er noch gehofft, dass Kai ihm vielleicht zum Valentinstag eine Rose ins Fach legen würde. Schließlich hatte er nicht umsonst mit den Kosenamen und den vielen Smileys in den SMS und Emails angefangen. Aber entweder war Kai wirklich so ahnungslos oder Boris hatte recht und Kai stellte sich einfach dumm, um Yuriy keinen zu harten Korb zu geben.

Tapsenden Schrittes erreichte Yuriy die Dusche. Er schalt sich selbst; sich in einen Kollegen zu verknallen war eine selten dumme Idee. (Deshalb versuchte er ja auch Kai den Schwarm auszureden – nicht nur aus Eigennutz.) Und doch konnte er nichts dafür, dass sein Herz höherschlug, wenn Kai ihn zur Begrüßung kurz umarmte oder wenn er beim ausschweifenden Erzählen über seinen Crush seine Hand auf Yuriys Unterarm legte.

 

 

 

12:56

Kai: Yura, ehrlich, das muss einfach Schicksal sein. Da bin ich sogar mit ihm in einer Gruppe, setze mich extra weg, weil du sagst, ich soll Abstand gewinnen, und innerhalb der Gruppe teilt der Sanitäter uns noch mal auf, und ich bin wieder mit ihm in einer Kleingruppe! Das hat etwas zu bedeuten!

 

 

14:02

Kai: Ich musste ihm bei einer Übung den Helm abnehmen. Meine Finger haben so gezittert! Ich glaube, das konnte ich aber gut überspielen.

 

 

16:12

Kai: Oh Gott! Ich habe gerade sehr dumm versucht, mit ihm ins Kino zu gehen!

 

 

 

16:15

Yura: Und?

 

 

16:23

Kai: Hätte gedacht, dass die Geschichte über Alan Turing ihn interessiert. Aber er meinte, er müsse noch Unterricht vorbereiten.

 

 

16:27

Yura: Kai, das war ein sanfter Korb. 🤷‍♀️

 

 

16:30

Kai: [schreibt]

 

16:46

Kai: [schreibt]

 

17:06

Kai: [schreibt]

 

 

 

 

~*3*~

 

 

 

„Yura!“

Für alle anderen war es nur sein Kosename, aber Yuriy hörte am Klang von Kais Stimme den Disstress heraus. Ein Nicken zeigte Kai, dass Yuriy für ihn ansprechbar war.

„Du musst mir bei dieser Analyse helfen!“

Yuriy biss sich auf die Unterlippe. Er fing den Blick von Boris auf, der die Arme missbilligend verschränkte. Er hatte ihm schon angedroht, sich das Elend nicht mehr lange anzusehen. Yuriy hatte ihn angefleht, nichts zu tun oder zu sagen. Boris dieses Versprechen abzuringen war beinahe ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Beinahe.

„Schau, Hitoshi hat auf am Wochenende auf meinen Status reagiert! Das ist doch gut, oder?“

„Hm.“

„Er schreibt ‚Mega Geschichte. Muss ich dir mal in Ruhe erzählen.‘ Das heißt doch, dass er sich mal mit mir treffen will, zum Quatschen, oder?“

„Hör mal, vielleicht solltest du nicht allzu viel in diese Nachrichten hineininterpretieren. Solange du ihn nicht konkret ansprichst, wird er das nicht raffen.“

Die spöttisch hochgezogene Augenbraue von Boris, der mit Luchsohren ihrer Unterhaltung lauschte, ignorierte Yuriy gekonnt.

„Ich will aber auch nicht zu offensichtlich–“

Da bog Hitoshi Kinomiya, Hassobjekt und gleichzeitiges Subjekt der Begierde, durch die Tür zu seinem Platz. Fast augenblicklich sprang Kai von seinem Platz auf und eilte unter einem fachlichen Vorwand an seinen Tisch.

„Hey Hitoshi! Können wir kurz über die Terminierung der Fachkonferenz Informatik reden?“

Hitoshi schenkte Kai ein strahlendes Gewinnerlächeln.

„Er zeigt seine weißen Zähne wohl besonders gerne“, knurrte Yuriy und kickte eine Papierkugel von seinem Platz.

„Ich hätt‘ n Backstein dagegen“, meinte Boris lässig und lehnte sich auf Yuriys Lehne ab. Sie beobachteten gemeinsam, wie sich die beiden Informatiker gegenseitig anscherzelten, gemeinsam an was auch immer arbeiteten und wie sie sich neckten. In Yuriys Magen bildete sich ein heißer, schwerer Klumpen.

Als Hitoshi und Kai zum zweiten Mal von einer Kollegin gestört wurde, stand Kai bereitwillig auf und machte ihr Platz.

„Ich will dich nicht verscheuchen“, warf Hitoshi ein. Sein Gesicht bildete entschuldigende Reue ab.

„Schon gut. Ich muss eh in den Unterricht“, meinte Kai. Er verabschiedete sich mit Fingerguns von ihm.

Hinter Yuriy prustete Boris los. Yuriy schlug ihn: „Geh Kaffee holen!“

Kai sah Boris verwundert nach, während er sich wieder zu Yuriy setzte. Yuriy fiel die sehr gesunde Gesichtsfarbe seines Kollegen auf. Er wollte ihn aufziehen, doch ihm er kam auf keinen guten Spruch. Kai seufzte: „Ich schwöre, die Störungen sind vom Schicksal extra gemacht. Denn Fortuna will nicht, dass wir zum Paar werden, wir wären zu powerful!“

Yuriy nickte stoisch.

 

 

 

 

~*4*~

 

 

„Unsere Finger haben sich berührt!“

Yuriy lächelte gequält. Verschwörerisch beugte Kai sich zu ihm herüber, als sie eine Horde Schüler umrundeten.

„Und glaubst du’s? Ich habe heute erfahren, dass Hitoshi letzten Mittwoch mit der Kollegiumsgruppe feiern war. Ist das zu fassen?! Das eine Mal nehme ich nicht daran teil, und genau dann überlegt er sich, doch endlich mal wieder mitzukommen. Das gibt es doch nicht!“

Yuriy starrte auf seine Füße. „Das ist homophob.“

Kai stutzte, grinste dann breit. „Aber wirklich!“

Sie liefen eine Weile schweigend nebeneinander her.

„Darf ich dich was fragen?“

„Du darfst mich immer alles fragen.“

„Habt ihr Stress? Also du und Boris?“

„Nee. ... Wieso?“

„Na ja, du bist in letzter Zeit so schwermütig ... Also seid ihr noch zusammen?“

Yuriy stolperte beinahe über seine eigenen Füße.

„Was – Wir – HÄH?!!“

Er fasste hektisch nach Kais Arm und riss ihn herum. „Warte!“

Ein paar Schülerinnen drehten sich verwirrt um und Yuriy ließ den panischen Griff aus dem weichen Stoff von Kais Sweatjacke los. Er senkte seine Stimme: „Wir sind nicht – Wir waren noch nie ein Paar!“

„Ach so?“

Kai schien von dieser Information ehrlich überrascht. Yuriy klopfte sich mit der Faust gegen die Stirn. Wenn Kai davon ausgegangen war, dass Yuriy vergeben war, erklärte das in Ansätzen, dass er nie auf Yuriys Flirtversuche eingestiegen war. Oder?

Yuriy fing an zu lachen. Das irritierte Kai und schien ihn zu verärgern.

Entschuldige bitte, dass ich annahm, ihr zwei wärt ... Ich meine, hast du mal gesehen, wie er dich ansieht? Bestimmt sind da insgeheim Gefühle, die–“

„Stopp, ich kann nicht mehr!“, keuchte Yuriy zwischen zwei Lachanfällen, „Ich kann kaum erwarten, Boris davon zu erzählen, der wird sich nicht mehr einkriegen!“

„WEHE!“, erwiderte Kai vehement. „Das sagst du ihm nicht!“

„Boris ist der größte Schürzenjäger, den ich kenne. Aber er hat seit neuestem nur Augen für die hübsche, neue Bademeisterin. Warum meinst du, war er in den Ferien so oft im Freibad?“

„Was weiß ich, um zu flexen vermutlich.“

„Das auch.“

Sie waren nun endlich im Keller angekommen, wo sie die neuen Schulbücher stempeln und zum Ausleihen vorbereiten wollten. Der Tür zum Bücherraum war nur angelehnt, als Kai sie öffnete. Yuriy wischte sich die letzten Lachtränchen aus den Augenwinkeln. Er wollte etwas sagen, aber stolperte in Kai hinein, der wie angewurzelt stehen geblieben war.

„W–?“

Kai machte auf dem Absatz kehrt, stieß Yuriy beiseite und stiefelte den Korridor zurück, die Treppe hinauf. Yuriy öffnete den Mund, um ihm hinterherzurufen, doch eine Bewegung in seinem lateralen Blickfeld erregte seine Aufmerksamkeit. Er sah ein Aufblitzen von rotblondem Haar hinter der Tür. Neugierig ging er in den Raum hinein.

Er konnte die Gefühle in seinem Innern schwer beschreiben. Einerseits hüpfte sein Herz hoffnungsvoll in seiner Brust beim Anblick von Kinomiya, der vom allgemein verhassten Englischlehrer Masefield regelrecht in das Bücherregal gepresst wurde. Masefield drängte sich gegen Kinomiya, seine Lippen fingen dessen halb schmerzvolles, halb erregtes Stöhnen auf. Kinomiyas Hand zuckte, sein Handrücken stieß gegen Papier. Masefield pinnte seine Hand fest. Sie stießen einen Stapel Bücher rücklings das Regal hinunter.

Andererseits breitete sich Fäulnis in Yuriys Innern aus, je länger er den beiden zusah. Kai hatte das auch gesehen. Kai, der Hals über Kopf in Kinomiya verschossen war. Yuriy ballte die Hände zu Fäusten.

„Hier sind Kinder!“, schnauzte er die beiden schließlich an. Sie stoben hektisch auseinander. Masefield richtete seine Hose, Kinomiya seine Krawatte.

„Ich... Wir wollten nur...“, stammelte Kinomiya halbherzig.

„Ist mir sowas von scheißegal!“ Glühend brannte sich sein Blick in Kinomiya ein. Aber wiederholt fiel ihm kein passender Kommentar ein. Er entschied sich für einen dramatischen schweigsamen Abgang. Das hatte mit Sicherheit mehr Gewicht.

 

 

 

~*+1*~

 

 

„Ich fasse es nicht, dass du mich dazu überredet hast. Mein letzter Kurs ist doch erst zwei Jahre her.“

„Man kann nicht genug üben, wenn du mich fragst. Dann bist du auf jeden Fall für den Ernstfall gerüstet.“

Yuriy stupste Kai mit dem Ellbogen an. Er hatte die Kellerbegegnung erstaunlich gut verkraftet. Dafür war Yuriy sehr dankbar – insbesondere, da er seit geraumer Zeit keine Lobhudelei über Kinomiya hören musste.

Leider war ihnen Fortuna dieses Mal nicht hold: Wie schon beim ersten Erste-Hilfe-Kurs nahm auch Hitoshi teil und war Teil ihrer Gruppe. Kai war froh, diesmal nicht allein zu sein. Er bildete in Partnerübungen regelmäßig mit Yuriy ein Team.

Der Kursleiter, ein Herr Alfons Wagner, seines Zeichens gebürtiger Wiener, kündigte die nächste Übung an: „Wenn’S an Verkehrsunfall sehen, und Gefahr droht, z. B. durch einen Fahrzeugbrand, müssen S’ die möglicherweise bewusstlose Person aus dem Fahrzeug retten.“

Herr Wagner stellte einen Stuhl auf und deutete Kai mit einem Fingerzeig, sich hinzusetzen. „Diese Person ist im Auto gefangen, sie ist ned ansprechbar.“ Der Sanitäter drückte Kais Kopf nach unten; Kai wurde zum Crash-Test-Dummy. „Sprechen S’ die betroffene Person an. Reagiert sie ned, oder ist sie bewegungsunfähig: Fahrzeugtür öffnen, Zündung ausschalten, prüfen, ob die Person eingeklemmt ist. Was mach‘n wa, wenn die Tür ned aufgeht und wir das Fenster einschlagen müssen? Wie mach‘n wa das?“ Er zeigte auf Hitoshi.

„Äh... mit dem Ellbogen?“

„Also des gehd nua in'd Fülme.“

„Mit einem Stein!“, warf Boris ein. „Oder mit einem Nothammer aus dem Bus...“, fügte er halblaut hinzu und zwinkerte Yuriy zu. Der verdrehte die Augen.

„Schalten S’die Zündung aus. Lösen S’ den Sicherheitsgurt. Drehen S’ die Person mit den Beinen in Richtung Mittelkonsole, so dass sie sich dreht.“

Der Kursleiter winkte Yuriy heran. Dieser führte die beschriebenen Schritte durch.

„Halt, ned mit dem Kopf ins Auto, Sie Wappla! Hamsma ned zuaghead? Der Airbag könnt nu gehn!“

Yuriy spürte einen Luftzug gegen seine Babyhärchen im Nacken; Kai versuchte ein Lachen zu ersticken. Vielleicht stieß Yuriy seine Beine deshalb etwas heftiger gegen die imaginäre Mittelkonsole.

„Greifen S’ nun von hinten unter die Achseln durch, legen S’ an Unterarm der betroffenen Person vor ihren Bauch, greifen S’ diesen von oben mit allen Fingern- ja?“

Boris zeigte auf Yuriys Daumen: „Die müssen aber nach vorne zeigen, sonst bricht er sich die noch.“

„Korrekt.“

Vorsichtig führte Yuriy seine Hände durch Kais Arme. Seine langen Finger umschlossen Kais Unterarm mit Leichtigkeit.

Der Kursleiter klopfte – nach erlaubnisheischendem Blick – auf Yuriys Oberschenkel. „Nehmen S' die lebendige Leichn und ziehn S' sie hoid raus. Jo mai, ned von vuan!“

Yuriy fühlte seine Ohren heiß werden, als seine Kollegen über den Wiener Schmäh johlten. Er ignorierte auch Kais unterdrücktes Gekicher, denn er war sich sicher, dass er kräftig genug war, Kai heldenhaft aus dem Autowrack zu retten. Es half nicht, dass Herr Wagner energisch weiter sprach:

„Am besten stützen S’ sie ein wenig mit dem Oberschenkel ab. Passen S’ auf, dass die Füße ned an der Türschwell‘ hängenbleiben. Dann bringen S’ die betroffene Person an einen sicheren Ort.“

Yuriy nickte und verlagerte sein Gewicht. Er fixierte seinen Griff und mit einem kräftigen Ruck hob er Kai aus der sitzenden Position. Der Beschreibung folgend wollte er Kai auf seinem Oberschenkel abstützen, allerdings hatte er so viel Schwung, dass er mit ihm gemeinsam mehrere Schritte zurücktaumelte. Er verlor das Gleichgewicht.

„Hean S' ma soch zua?", wetterte Herr Wagner, aber da war es schon passiert: Unsanft landete Yuriy auf seinem Allerwertesten. Aber Kai hielt er sicher im Griff: Der war zwischen seinen Beinen gelandet, abgeschirmt von Unheil und fest an Yuriys Brust gepresst.

Unter dem jovialen Gelächter ihrer Kollegen, in das Kai mit einfiel, japste Yuriy nach Luft: „Geht es dir gut?!“

Als er Kai lachen sah, beruhigte sich sein galoppierendes Herz langsam.

„Was war das denn?“, fragte Kai keck und drehte seinen Kopf zu ihm. In seinem Blick glitzerte der Schalk.

„Na...“, Yuriy zuckte mit den Schultern, „Ich find dich halt umwerfend.“

„Das trifft sich ja prima, denn ich flieg auf dich.“

Yuriy lachte. Sie halfen einander umständlich auf.

Hinter ihrem Rücken steckte Boris Julia einen Zehner zu und murmelte: „Wurde auch endlich mal Zeit.“



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  WeißeWölfinLarka
2023-08-04T20:39:31+00:00 04.08.2023 22:39
Mir fehlt ein bisschen das Rambling von Yuriy über Kais Oberarme! XD
Antwort von:  Persades
05.08.2023 15:48
Shit, ich wusste, ich hab was vergessen!


Zurück