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Vampire Kiss

Vermouth x Jodie, (Curaçao x Kir)
von

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Sie erwachte, als irgendjemand sie anstupste. Einen Moment brauchte Jodie um sich zu orientieren, dann waren die Erinnerungen an den vorherigen, katastrophalen Tag auch schon wieder zurück.

An ihrer Situation hatte sich nichts geändert. Sie war immer noch gefangen in dem Vampiranwesen und mit einer Kette an der Wand befestigt.

Irgendwie musste sie es, nachdem sie gestern noch lange wach gelegen hatte, trotz allem geschafft haben einzuschlafen. Obwohl ein Mensch in diesem Haus besser nicht unachtsam sein sollte, hatten Müdigkeit und Erschöpfung irgendwann ihren Tribut gefordert.

Wie lange hatte sie geschlafen? Sie wusste es nicht. Ihre Seite fühlte sich kalt an, da sie auf dem kahlen Boden lag und ihr Rücken schmerzte von dem harten Untergrund. Die Tagesdecke, welche gestern noch auf dem Sofa gelegen hatte, hatte sie nicht all zu warm gehalten. Jodie fröstelte.

Sie fühlte sich immer noch vollkommen erschlagen, doch ein wenig Energie hatte sie zurückgewonnen, während sie geschlafen hatte.

Wieder wurde sie angestupst. "Na los, wach schon auf, Kätzchen."

Diese Stimme! Schlagartig war die junge Frau hellwach. Alarmiert öffnete sie die Augen und blickte hoch zu der Person, die sie soeben angesprochen hatte.

Chris stand vor ihr, gekleidet in Bluse und Jeans. Die Schauspielerin musste schon eine Weile auf den Beinen sein, hatte sie doch schon die Zeit gefunden sich für den Tag zurechtzumachen.

Sie war bereits geschminkt. Die langen, platinblonden Haare hatte sie zu einem Zopf in Fischgrätenoptik geflochten.

Ihr Gegenüber hatte bemerkt, dass Jodie wach war und sie ansah. Sogleich legte sich ein typisches Schmunzeln auf die Lippen der Daywalkerin. "Sieh an, Dornröschen ist aufgewacht.", zog sie sie auf.

Jodie schlug die Decke zurück und setzte sich auf. Skeptisch behielt sie dabei die andere Frau im Blick. "Was willst du von mir?", hakte sie wenig freundlich nach. "Und stups mich nicht mit dem Fuß an."

"Ein Morgenmuffel?", neckte Chris sie, ehe sie sich zu der Jüngeren herunterbeugte.

Sofort spannte die Jägerin sich merklich an. Sie hatte die beiden schmerzhaften Bisse gestern nicht vergessen und fürchtete erneut sofort das Schlimmste.

Doch ihr Gegenüber musterte sie nur aus wachen, grünen Augen. "Wir müssen bald los.", erklärte Chris. "Ist meine Ansprache gestern in deinem Goldfischhirn hängen geblieben?"

Los? Was meinte sie damit? Jodie bemühte sich die Beleidigung bestmöglich zu überhören und fragte sich viel mehr, was genau sie heute in diesem elenden Vampirnest erwarten würde.

"Ich werde dein perfektes Gesicht schon nicht wieder verschönern, keine Sorge.", murrte die Jägerin vor sich hin, obwohl sie genau das am liebsten getan hätte.

Aber die Worte der Anderen waren eindeutig gewesen. Nicht nur ihre eigene Gesundheit stand auf dem Spiel, sondern auch Andres Leben. Die Vampire hatten ihn fortgeschafft, sodass sie noch nicht einmal wusste, wo er gefangen gehalten wurde. Doch das sie ihren Kollegen nicht unnötig mit ihrem Verhalten in Gefahr bringen würde, auch wenn sich alles in ihr dagegen sträubte, nach der Pfeife dieser Vampirin zu tanzen, war klar.

"Gut. Ich muss dich hoffentlich nicht daran erinnern, was passiert, solltest du dir doch einfallen lassen, dich noch einmal gegen mich aufzulehnen."

Als Antwort erhielt die Schauspielerin nur ein Murren. Jodie würde diesem arroganten Biest am liebsten augenblicklich die Augen auskratzen, doch sie hatte verstanden.

Als Chris mit der rechten Hand in Richtung ihres Halses griff, zuckte Jodie zusammen, doch die andere Blondine machte sich lediglich an dem Halsring zu schaffen, der die Jägerin gefangen hielt.

"Bist du dir auch ganz sicher, dass das so eine gute Idee ist?", erkundigte sich eine zweite Stimme.

Jodie spähte an der Schauspielerin vorbei und entdeckte Rei, welcher lässig im Türrahmen lehnte und die Szene beobachtete. Der Bodyguard wirkte entspannt, doch Jodie war sich sicher, dass er im Bruchteil einer Sekunde neben ihr stehen würde, würde sie sich einfallen lassen, auch nur falsch zu atmen.

Chris verdrehte die Augen. "Selbst sie sollte verstanden haben, dass ihr Kollege tot ist, sobald sie die Hand gegen mich erhebt."

"Rede nicht von mir als wäre ich dumm.", fauchte Jodie verärgert.

Die Schauspielerin wandte sich nun wieder ihr zu. "Sagt sie, nachdem sie gestern erst noch mehrfach bewiesen hat, wie eingeschränkt ihr Denken funktioniert."

Angesäuert funkelte die Jägerin ihr Gegenüber an, verkniff sich jedoch jeden weiteren Kommentar.

Klickend sprang der Halsring auf. Sie war frei! Überrascht und fragend zugleich musterte sie die Schauspielerin.

"Na was hast du denn erwartet, wie du für mich arbeiten sollst, wenn du an der Wand festhängst?", beantwortete diese ihr die stumme Frage, ehe sie leicht die Nase kräuselte.

"Aber bevor es losgeht, gehst du duschen. Der Tag gestern hat dir eindeutig nicht gut getan."

"Besten Dank für die Blumen.", murrte Jodie vor sich hin. "Wem ich das nur zu verdanken habe."

Chris stellte sich wieder gerade hin und verschränkte locker die Arme vor der Brust.

Auch Jodie stand nun vom Boden auf, wobei sie hektische Bewegungen vermied. Sie wollte ihrem Gegenüber nicht den Eindruck vermitteln einen Angriff zu planen. Zwar hätte sie die Daywalkerin liebend gern angegriffen und wäre dann geflohen, doch sie wusste, dass dies unmöglich war.

Nicht nur das Bourbon die ganze Szene aufmerksam beobachtete und die Schauspielerin beschützen würde, die Chancen aus diesem Anwesen zu fliehen wären verschwindend gering und für Andre wäre es das sichere Todesurteil.

"Das Bad ist dort drüben.", erklärte Chris und nickte kurz in Richtung der Tür unweit des Wohnzimmerschranks.

Schließlich wandte sie sich ihrem Bodyguard zu. "Bleibst du bitte hier im Raum und achtest darauf, dass sie nicht versucht zu flüchten, oder sonst irgendwelche Dummheiten anzustellen? Ich sehe nach Ersatzkleidung."

Für einen Moment musterte Chris die junge Vampirjägerin prüfend. "Du bist schlank und hast keine schlechte Figur, Kätzchen, trotzdem bin ich mir nicht ganz sicher, ob dir meine Kleidung passt."
 

Nachdem sie seit gestern Abend gefangen gehalten worden war, war die junge Frau froh nun das Bad aufsuchen zu können.

Sie hatte den Bodyguard noch einmal ermahnt sich nicht einfallen zu lassen, ihr hinterherzulaufen, ehe sie die Tür hinter sich zugezogen hatte. Der Blonde hatte lediglich gelacht und ihr versichert im Wohnzimmer zu bleiben.

Das Wasser der Dusche, unter der sie kurze Zeit später stand, erfrischte sie und tat unglaublich gut.

Dennoch kam Jodie sich vor wie im falschen Film.

Es war ein gutes Gefühl die Kette endlich los zu sein und sich wieder freier bewegen zu können, gleichzeitig fühlte es sich auch wieder merkwürdig an, sich ausgerechnet als Jägerin ohne Fesseln in dem Vampiranwesen aufzuhalten. Und die Dusche zu benutzen, als wäre nichts an ihrer aktuellen Situation unnormal, war ebenfalls bizarr.

Im Bad hatte sie Shampoo und Duschgel gefunden. Natürlich Markenware, was auch sonst.

Nun, wo sie das Wasser schließlich ausschaltete, stellte sie fest, dass sie wie die blonde Schauspielerin roch, da sie deren Shampoo verwendet hatte. Lediglich ihr Parfum und der leichte Geruch nach Zigarettenrauch fehlten noch.

Jodie trocknete sich ab, hüllte sich in ein großes Badehandtuch und blieb für einen Moment unsicher im Raum stehen. Und nun? Erwartete man von ihr, dass sie nach dem Duschen ins Wohnzimmer zurückkehrte? Nur mit einem Handtuch bekleidet wohl kaum, immerhin wartete dort der Bodyguard der Schauspielerin.

Die junge Frau ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Die gesamte Einrichtung wirkte edel und überteuert. Kein Wunder, immerhin befand sie sich im Bad einer berühmten Schauspielerin. Die Frau hatte Geld wie Heu. Warum sollte sie da also an der Einrichtung sparen.

Etwas, das sich als Waffe umfunktionieren lassen würde, entdeckte Jodie jedoch nicht. Sogleich verwarf sie diesen Gedanken wieder. Sie würde nichts tun, womit sie am Ende noch Andre in Gefahr brachte.

Stattdessen musterte sie sich im Spiegel. Ihr Spiegelbild sah gestresst aus, wie Jodie feststellte, jedoch wirkte sie weniger in Mitleidenschaft gezogen, als sie es befürchtet hatte.

Sie seufzte. Weiterhin saß sie bis zum Hals in der Tinte. Sie war auf den guten Willen dieser Monster angewiesen und hatte noch dazu keine Ahnung, was genau sie heute eigentlich erwarten würde.
 

Ohne Vorwarnung wurde die Badezimmertür geöffnet. Jodie wirbelte herum.

"Hab ich dir nicht gesagt, dass du draußen bleiben sollst?!", blaffte sie, nur um im nächsten Moment zu realisieren, dass nicht Rei im Türrahmen stand sondern Chris.

Die Schauspielerin blinzelte kurz, dann schmunzelte sie amüsiert und betrat das Bad, ehe sie die Tür hinter sich zuzog. "Das ist mein Bad. Ich fürchte, das hast du nicht zu bestimmen."

Sie ließ Jodie keine Zeit zu antworten und legte stattdessen Kleidung auf dem Badezimmerschränkchen ab. "Probier mal, ob das Outfit dir passt.", forderte sie.

Die junge Frau hatte nichts gegen saubere Kleidung einzuwenden und begab sich daher ohne Protest zu dem Schränkchen, auf welchem die Ersatzkleidung abgelegt worden war.

Schließlich warf sie der Schauspielerin einen auffordernden Blick zu, doch Chris lehnte sich in aller Seelenruhe mit dem Rücken an die Wand und machte keine Anstalten den Raum wieder zu verlassen. "Du kannst dich ruhig umziehen. Da ist nichts, was ich nicht auch hätte und ein kleines Menschlein interessiert mich nicht. Ich will lediglich sichergehen, dass die Kleidung passt. Die Personen in meinem Umfeld sollten gut gekleidet sein."

//Arrogantes Sternchen//, dachte die Jägerin sich im Stillen, sparte sich Widerworte jedoch, da sie davon ausging, dass sie bei der Vampirin damit nur das Gegenteil erreichen würde.

Merkwürdig, sich ausgerechnet vor dieser Frau umzuziehen, war es dennoch. Genau so merkwürdig, wie die gesamte Situation anmutete.

Erst hatte man sie entführt und zur privaten Blutbank der anderen Blondine deklariert, nun legte diese Wert darauf, dass sie sich hübsch machte um optisch in ihr Umfeld zu passen. Wie absurd.

Jodie seufzte, gab sich einen Ruck, legte das Badehandtuch bei Seite und begann damit sich umzuziehen. Chris machte währenddessen einen gleichgültigen bis desinteressierten Eindruck, was die Situation zumindest ein klein bisschen weniger unangenehm machte.

Schließlich stand die Jüngere in der geliehenen Kleidung der Schauspielerin da. Das T-Shirt und die dazugehörige Weste passten, die Jeans hingegen fühlte sich etwas zu eng an, auch wenn sie sie zubekommen hatte.

Sollte sie Chris darauf ansprechen? Nein, sicher nicht. Das wäre doch nur wieder ein gefundenes Fressen für dieses arrogante Miststück sich über sie lustig zu machen.

"Zufrieden?", hakte sie daher nur knapp nach und wandte sich der anderen Blondine zu.

Chris musterte sie prüfend. Jodie tat es ihr gleich und maß wiederum ihr Gegenüber mit dem Blick.

Die Ältere war genau so groß wie sie selbst, schlank und hatte eine gute Figur. Im Vergleich zu ihr selbst hatte Chris jedoch einen geringfügig zierlicheren Knochenbau. Während Jodie durch ihren Job zwar schlank aber gleichzeitig auch trainiert war, schien Chris ganz einfach Glück mit ihren Genen gehabt zu haben. Ein weiteres Mal wurde dieser verzogenen Blondine etwas ganz einfach in den Schoß gelegt, so wie sie gefühlt alles in ihrem Leben auf dem Silbertablett serviert zu bekommen schien. Jodie konnte nicht leugnen, dass diese Tatsache sie gewissermaßen schon ein wenig ärgerte.

"Gut, dann setz dich mal auf den Badewannenrand.", forderte Chris sie auf, die allem Anschein nach zufrieden mit den geliehenen Klamotten an Jodie war.

Kurz stutzte sie, dann folgte die junge Frau der Aufforderung und blickte die Daywalkerin fragend und skeptisch zugleich an. Was hatte sie denn nun wieder vor?

Jodie spannte sich unbewusst an, als die Andere durch den Raum auf sie zuschritt, wurde jedoch erneut überrascht, als Chris lediglich ein Köfferchen mit diversen Kosmetikprodukten aus dem Spiegelschrank räumte und es neben ihr auf dem Badewannenrand abstellte.

"Fast perfekt. Halt einfach still."

Was folgte, was irritierend und absurd zugleich. Die Schauspielerin begann damit sie rasch und routiniert zu schminken. Immerhin schadete sie ihr damit nicht, dennoch fühlte Jodie sich wie im falschen Film. Hatte die Andere sie gerade erneut zu einer Art Versuchsobjekt deklariert?! Nein, das wohl nicht, Chris wusste ganz eindeutig ziemlich genau was sie da tat.

Diesem verzogenen Sternchen schien es wohl einfach nur wichtig zu sein, ihr einen Anstrich zu verpassen, der sie optisch in das Bild der gehobenen Gesellschaftsschicht passen ließ. Nicht, das Jodie sich nicht auch selbst hätte schminken können...

Die junge Frau war irritiert und genervt gleichermaßen, zugegeben jedoch auch ein wenig neugierig auf das Ergebnis. Chris schien zumindest gerade ganz in ihrem Element zu sein. Aktuell wirkte die Andere wieder so normal, dass es schwer vorstellbar war, wie gefährlich diese Frau eigentlich war. Doch Jodie wusste besser als jeder andere, wie sehr dieser Eindruck täuschte.

Während die Schauspielerin sie schminkte, fiel der Blick der jungen Frau ganz automatisch auf das Schmuckstück, welches ihren Hals zierte. Diesen Halsreif mit dem darin eingelassenen Rubin hatte Chris auch gestern schon getragen. Wenn sie sich nun schon wieder dafür entschieden hatte, schien sie dieses Schmuckstück wirklich zu mögen.
 

Wenig später betrachtete Jodie sich kurz im Spiegel und stellte fest, dass ihr Make-Up wirklich perfekt war. Nicht, dass es sie verwunderte. Alles, was dieses Sternchen anfasste, schien ihr zu gelingen.

Sie folgte Chris zurück ins Wohnzimmer, wo Bourbon es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte und nun zu den beiden Frauen sah, als diese den Raum betraten.

"Zeigst du ihr die wichtigsten Räume und bringst sie dann in die Halle? Ich will vor der Arbeit noch rasch etwas mit Curaçao besprechen.", wandte die Schauspielerin sich an ihren Bodyguard.

Dieser nickte. "Sicher, kein Problem. Reicht dir eine Viertelstunde?"

"Natürlich. Dann ist es außerdem schon fast an der Zeit aufzubrechen."

Aufzubrechen? Wohin sollte es denn gehen? Jodie wurde hellhörig. Die andere Blondine hatte gestern verfügt, dass sie für sie zu arbeiten hätte und über ein entsprechendes Druckmittel, um ihren Willen auch zu bekommen, verfügte Vermouth ebenfalls. Aber wenn sie für sie arbeiten sollte, bedeutete das dann auch, dass sie sie, wohin auch immer, mitnehmen würde?

Die Schauspielerin ließ Rei und sie im Wohnzimmer zurück, scheinbar um eine gewisse Person namens Curaçao zu suchen, wer auch immer das sein sollte.

Kurz sah Jodie ihr nach, dann verschränkte sie die Arme vor der Brust und blickte Bourbon abwartend an, wobei in ihrem Blick nach wie vor auch eine gute Portion Ablehnung zu lesen war.

"Dann wollen wir mal." Der Bodyguard bedeutete mit einer kurzen Geste ihm zu folgen. Wie gestern schon machte er einen gelassenen, freundlichen Eindruck, doch Vampire waren alles, nur nicht freundlich. Die Jägerin traute dem Frieden folglich nicht.

"Das Anwesen ist wahnsinnig groß, darum beschränken wir uns am besten auf die wichtigsten Räume.", befand der Blonde. Er trat hinaus auf den Flur und Jodie folgte ihm. Aufmerksam sah sie sich um. Der Flur an sich wirkte wie eine alte Filmkulisse. Ein roter Teppich verlief vom Ende des Flures bis zu den Treppen. Der eher altbackene Flur stand im krassen Gegensatz zu dem edel und modern eingerichteten Wohnzimmer, in welchem sie sich seit gestern unfreiwillig aufgehalten hatte.

"Dieser Abschnitt des Anwesens gehört Chris. Hier befinden sich ihre privaten Zimmer, sowie auch mein Zimmer und das von Curaçao", erklärte Rei ihr.

Sie liefen bis zum Anfang des Flures, wo der Blonde die erste Tür öffnete. Der Raum war geschmackvoll eingerichtet, wenn auch nicht ganz so luxuriös wie das Wohnzimmer, welches sie bereits kannte. Ein am Kleiderbügel am Schrank hängender Herrenanzug verriet ihr, dass es sich bei diesem Zimmer wohl um das Zimmer des Bodyguards handeln musste.

"Wer ist diese, oder dieser, Curaçao? Der Name ist jetzt schön öfter gefallen.", hakte Jodie nach.

Eine Hausführung in diesem Vampiranwesen zu bekommen, war erneut mehr als absurd, doch sie gedachte jede Information mitzunehmen, die sie aufschnappen konnte.

"Sie war die Assistentin der vorherigen Nummer Zwei und ist eine enge Freundin von Chris. Nachdem Chris nun Amerikas Nummer Zwei ist, fungiert Curaçao, genau so wie ich, als ihr Bodyguard.", erklärte Bourbon geduldig. "Ihr Zimmer ist gleich dort drüben. Wenn du etwas hast, solltest du allerdings lieber an meine Tür klopfen. Curaçao ist in den meisten Fällen kein besonders großer Menschenfreund."

Diese Information speicherte die Jägerin sich sogleich gut ab. Besagte Curaçao schien also mit Vorsicht zu genießen zu sein? Nicht, dass sie dies bei einer Vampirin wunderte. Diese Monster waren immerhin alle gleich. Auch Rei, der aktuell so freundlich und umgänglich tat, bildete da gewiss keine Ausnahme.

Die Tatsache, dass die Schauspielerin nicht nur einen, sondern gleich zwei Bodyguards hatte, ließ sie hingegen beinahe schmunzeln. Es war schon bitter als Daywalkerin über keinerlei besonderen Kräfte zu verfügen, sodass andere Leute ihren Schutz übernehmen mussten. Dieser Gedanke erfüllte Jodie fast schon mit so etwas wie Schadenfreude. Chris schien in so vielen Punkten absolut perfekt zu sein. Diese Schwäche in all der Perfektion geschah ihr da nur recht.

"Wenn Curaçao die Assistentin der vorherigen Nummer Zwei war, was ist dann mit besagter Nummer Zwei passiert, wenn jetzt Chris dieses Amt bekleidet?", hakte Jodie nach.

"Rum ist tot.", erklärte der Bodyguard nur und klang dabei recht kurz angebunden. Scheinbar kein gutes Thema. "Aber genug davon.", entschied er, lief weiter über den Flur und zog die nächste Tür auf. "Hier hätten wir ihr Büro. Chris ist oft unterwegs, aber wenn du sie suchst, stehen die Chancen, sie hier anzutreffen, gar nicht so schlecht."

Jodie sah sich in dem modern eingerichteten Raum um. Sie entdeckte Ordner, welche in einem Schrank mit gläsernen Türen eingeschlossen waren, einen geräumigen Schreibtisch mit Computer, einen gemütlich aussehenden Bürostuhl und einen Tisch mit Sofa im hinteren Teil des Raums.

Jodie schwieg nachdenklich und dachte über die Wortwahl ihres Begleiters nach. Wenn sie die Schauspielerin suchte, wäre es gut möglich sie hier anzutreffen? Das bedeutete dann schon fast zwangsläufig auch, dass sie sich über kurz oder lang zumindest in diesem Teil des Gebäudes frei bewegen dürfte. In diesem Vampiranwesen und das als Jägerin!

Erneut konnte sie es kaum fassen. Waren diese Vampire wirklich so naiv oder unvorsichtig? Nein, wohl kaum. Sie konnten es sich höchst wahrscheinlich leisten, zumal da auch noch das Druckmittel in Form von Andres Leben war. So einfach konnte sie es sich nicht erlauben hier Blödsinn anzustellen.

Eine weitere Tür wurde geöffnet. Jodie folgte Rei in den Raum, blieb stehen, blinzelte und stutzte merklich.

"Wo sind wir denn hier gelandet? Ein Modeladen mitten in diesem Vampiranwesen?", hakte sie irritiert nach.

"Nicht ganz.", korrigierte Rei sie amüsiert. "Der begehbare Kleiderschrank und gleichzeitig das private Ankleidezimmer. Lass es mich so sagen: sie liebt es shoppen zu gehen und sammelt Mode."

"Na das sehe ich...", stellte Jodie trocken und noch leicht fassungslos fest. Auch sie ging gerne shoppen und besaß daheim gleich zwei Kleiderschränke, doch das hier war noch einmal etwas ganz anderes. So viele Klamotten, wie hier ordentlich aufgereiht hingen, hatte sie in ihrem ganzen Leben noch nicht besessen. Berühmte Personen tickten da scheinbar anders...

Jodie nickte in Richtung einer angrenzenden Tür. "Und wo geht es da hin?", wollte sie wissen.

"Ins Schlafzimmer, aber die Tür bleibt besser zu.", informierte der Bodyguard sie.

Verständlich. Einen Moment lang ruhte ihr Blick auf dem Blonden, ehe Jodie erneut das Wort ergriff.

"Verstehe. Den Raum muss ich auch nicht zwangsläufig sehen. Es reicht schon, wenn du dort ein und ausgehst, richtig?"

Fragend zog der Blonde eine Augenbraue hoch. "Wie kommst du denn darauf?", hakte er nach.

"Du hast Lippenstift auf der Innenseite deines Hemdkragens. Von der Farbe her ist das ihr Lippenstift.", erklärte die Jägerin nur nüchtern.

Rei stutzte und schmunzelte schließlich schief. "Dir entgeht auch nichts, was? Danke zumindest für die Info. Dann sollte ich mich gleich wohl lieber nochmal umziehen."

Aus der Ruhe zu bringen war ihr Gegenüber zumindest nicht. Er stritt es noch nicht einmal ab. Also war er in der Tat mehr als nur der Bodyguard der Daywalkerin? Wie die genaue Beziehung der beiden aussah, versuchte Jodie an dieser Stelle jedoch nicht zu erfragen. Vermutlich hätte sie keine Antwort auf eine so private Frage erhalten.

Sie verließen das Ankleidezimmer wieder, welches Jodie gedanklich als Boutique bezeichnete, und betraten schließlich das letzte Zimmer des Flures.

Sofort fiel der jungen Frau die riesige Spiegelfront auf, welche sich über die komplette linke Wand erstreckte. Auf einem eher unscheinbaren Tisch vor dem Fenster lagen aufgeschlagene Bücher, welche ihr bereits auf den ersten Blick nicht unbedingt nach Romanen aussahen. Viel mehr schien es sich um die Texte von Filmrollen zu handeln.

Mitten im Raum stand ein riesiger weißer Flügel, dessen Wert Jodie sich noch nicht einmal ausmalen wollte. Das Instrument war wunderschön. Höchst wahrscheinlich war es der Flügel gewesen, den sie gestern Abend gehört hatte.

"Lass mich raten, dieses Zimmer dient dazu sich auf Filmrollen vorzubereiten?"

Zustimmend nickte Bourbon. "Genau so ist es."

Nun deutete Jodie auf den Flügel. "Den habe ich gestern definitiv gehört. Wer spielt darauf?"

"Na Chris.", erklärte der Blonde ihr, als wäre dies das Offensichtlichste der Welt. "Die meisten Schauspieler beherrschen irgendein Instrument. In ihrer Freizeit spielt sie gerne darauf, um etwas abzuschalten."

Die Vampirjägerin erinnerte sich daran, wie schön die Melodie gestern geklungen hatte. Schiefe Töne hatte sie keine gehört. Jodie zog ein Gesicht.

Fragend blickte Rei sie an. "Was hast du?", wollte er wissen.

"Weißt du was eine Mary Sue ist?", erkundigte die junge Frau sich nüchtern.

Der Bodyguard stutzte, dann zuckten seine Mundwinkel belustigt, ehe er zu lachen begann.

"Ich weiß was du meinst. Jemandem, der sie nicht kennt, muss es wirklich so vorkommen, aber Chris hat auch ihre Ecken und Kanten, wenn es dich beruhigt."
 

Gemeinsam setzten sie ihren Weg über den Flur fort und näherten sich nun wieder der Treppe.

Im Haupttreppenhaus angekommen, sah Jodie, dass jede Etage über einen runden Korridor verfügte, von dem aus viele weitere Flure in verschiedene Richtungen abzweigten.

Von hier aus hatte man zudem einen guten Blick auf die Bar im Erdgeschoss, welche um diese Uhrzeit jedoch vollkommen ausgestorben wirkte.

Zumindest im ersten Augenblick. An einem Tisch unweit der Treppe entdeckte Jodie Chris, welche dort mit einer silberhaarigen Frau sprach. Die beiden schienen zumindest rein optisch im gleichen Alter zu sein und wirkten im Umgang miteinander sehr entspannt.

Rei folgte ihrem Blick und nickte schließlich in Richtung der Silberhaarigen. "Das ist übrigens Curaçao.", erklärte er ihr.

"Irgendwie habe ich sie mir anders vorgestellt.", kommentierte Jodie. Gruseliger. Aber diese Frau wirkte genau so entspannt und umgänglich wie Bourbon. Natürlich konnte das nicht sein. Nichts als Fassade, da war sie sich ganz sicher. Es gab keine umgänglichen Vampire.

Während die beiden Blonden die Treppen in Richtung Erdgeschoss hinunterschritten, erklärte Rei ihr noch, dass sie den Keller allein nicht betreten durfte und auch den Treppen, welche auf der anderen Seite der Bar hinauf zu einem einzelnen Flur führten, fernzubleiben hatte.

Seine Worte rückten jedoch merklich in den Hintergrund, als sie an der Bar eine weitere Bewegung bemerkte und ein vertrautes Gesicht entdeckte.

Erleichterung durchströmte sie, als Jodie bemerkte, dass sie die Person kannte. Rena wuselte, bewaffnet mit Mopp und Putzlappen, um die Bar. Sie sah blass aus und schien gänzlich in Gedanken zu sein, doch sie lebte und es schien ihr verhältnismäßig gut zu gehen.

Wenn sie an die Panik der Jüngeren am Vortag dachte, fiel ihr nun ein Stein vom Herzen, die Brünette lebend und in einem Stück wiederzusehen.
 

"So, da wären wir.", machte Rei auf sich aufmerksam.

Die beiden Frauen unterbrachen ihr Gespräch und wandten sich ihm zu, wobei keine von ihnen wirklich überrascht wirkte. Höchst wahrscheinlich hatten sowohl Vermouth als auch Curaçao Bourbon und Jodie bereits bemerkt, noch ehe der Blonde das Wort ergriffen hatte.

"Hast du ihr alles gezeigt?", erkundigte die Schauspielerin sich bei ihrem Bodyguard.

Dieser nickte. "Ja, natürlich. Ich denke nicht, dass sie sich so schnell hier verlaufen wird."

"Sie wird kaum unbeobachtet genug sein, um überhaupt die Gelegenheit dazu zu bekommen sich hier zu verlaufen.", ergriff erstmalig die Silberhaarige das Wort und musterte Jodie skeptisch.

Jodie, die Bourbon wohl oder übel bis zum Tisch der beiden anderen Frauen begleitet hatte und schließlich neben ihm stehen geblieben war, da sie nicht wusste wohin mit sich, tat es ihr gleich.

Das war also Curaçao. Wie Rei ihr eben noch erklärt hatte der andere Bodyguard von Amerikas Nummer Zwei. Bis eben hatte die Frau, die rein optisch nicht älter als Ende zwanzig wirkte, einen sehr entspannten, fast freundlichen Eindruck gemacht, als sie mit Chris gesprochen hatte, doch nun, wo sie sich der jungen Vampirjägerin zugewandt hatte, hatte ihre Mimik sich verändert. Schlagartig wirkte sie verschlossen und kühl, um nicht zu sagen unfreundlich.

Jodie war sich ziemlich sicher, dass es der Silberhaarigen nicht gefiel, dass sich überhaupt eine Jägerin in diesem Anwesen befand. Nun, was das betraf waren sie sogar einer Meinung. Sie selbst wäre ebenfalls froh, müsste sie jetzt nicht hier sein.

Die Skepsis über ihre Anwesenheit war der Vampirin deutlich anzusehen. Nun, wo sie vor dem Tisch der beiden Frauen stand, registrierte Jodie überrascht, dass Curaçao verschiedenfarbige Augen hatte, welche ihr etwas Außergewöhnliches verliehen.

"Die Gelegenheit Unfug anzustellen, wird sie schon nicht haben. Dafür wird die Kleine auch viel zu beschäftigt sein.", mischte Chris sich ein.

Einen Moment lang musterte die junge Frau die andere Blondine. Sie konnte sich nicht helfen, doch sie fand, dass die Ältere heute weniger gereizt wirkte als gestern noch. Ihr Ärger über den Zwischenfall gestern Abend musste abgeklungen sein. Doch Jodie traute dem Frieden nicht. Selbst Rei hatte die Schauspielerin als äußerst launisch beschrieben. Ihren wahren Charakter hatte dieses Biest ihr bereits zu genüge gezeigt.

Christ warf einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr. "Wir sollten langsam los.", stellte sie fest und blickte Jodie nun ganz direkt an. In ihren grünen Augen lag wieder der für sie so typische amüsierte und leicht überhebliche Ausdruck. "Richte dich schon mal auf einen harten Tag ein. Du wirst heute genug zu tun haben."

Die Jägerin zog skeptisch eine Augenbraue hoch. Weiterhin gefiel es ihr ganz und gar nicht, dass sie gezwungen war nach der Pfeife dieses verzogenen Sternchens zu tanzen, doch gleichzeitig ließen ihre Worte sie auch aufhorchen.

Jodie wusste nicht was genau sie erwarten würde, doch es schien wirklich zu stimmen, dass Chris sie heute mitnehmen würde. Würden sie dieses Gebäude heute also wirklich verlassen?

Eine einmalige Chance, von der die junge Frau leider bereits jetzt schon wusste, dass sie sie nicht nutzen dürfte. Andres Sicherheit hatte absoluten Vorrang. Eine Flucht war somit leider vollkommen ausgeschlossen.

"Könntest du dich vielleicht etwas klarer ausdrücken, Chris? Wo genau gehen wir überhaupt hin?", wollte sie nun wissen. Wenn sie schon gezwungen war den Anweisungen der Daywalkerin zu folgen, dann wollte sie wenigstens in Erfahrung bringen, was genau sie erwartete.

Während Bourbons Mundwinkel amüsiert zuckten, bohrte sich Curaçaos erst fassungsloser, dann verärgerter Blick in ihre Augen. Rena, die inzwischen den Boden unweit des Tischs putzte, hielt inne und sog erschrocken die Luft ein.

Erst jetzt erinnerte Jodie sich wieder daran, dass es nur zwei Personen gab, die die Schauspielerin allem Anschein nach mit deren Vornamen ansprechen durften, anstatt ihren Codenamen zu verwenden. Sie hoffte, den Bogen damit nicht überspannt zu haben, doch gestern schon hatte Chris nicht wirklich darauf reagiert. Sich über das Gebot, Amerikas Nummer Zwei nur mit Codenamen anzusprechen, hinwegzusetzen, fühlte sich außerdem zumindest nach einer kleinen Rebellion an.

Curaçao hatte schon den Mund geöffnet um etwas zu sagen, als die Schauspielerin ihr eine Hand auf die Schulter legte. Die Blondine wirkte gänzlich unbeeindruckt.

"...Chris...", setzte ihr silberhaariger Bodyguard zögerlich an, doch die Daywalkerin winkte nur ab.

"Wohin wir heute gehen, wirst du gleich schon herausfinden. Lass dich einfach überraschen, Kätzchen.", wandte die Schauspielerin sich an Jodie, den Einwand ihres Bodyguards ignorierend.

Also war Curaçao die zweite Person, die die Blondine mit ihrem Vornamen ansprach, realisierte die Jägerin. Doch das war nebensächlich. Jodie hatte auf Informationen bezüglich des anstehenden Ausflugs gehofft, leider nur tat Chris ihr diesen Gefallen nicht.

Sie warf der Schauspielerin einen genervten Blick zu, was diese mit einem amüsierten Schmunzeln quittierte.

"Soll ich schon mal den Wagen holen?", bot Bourbon an, doch die Blondine schüttelte den Kopf.

"Nein, nicht nötig. Ich werde heute selbst fahren.", verkündete sie. "Kümmere du dich um den Auftrag, den ich dir heute Morgen gegeben habe."

Der Bodyguard sah nicht ganz glücklich aus und zögerte einen Moment, doch dann nickte er.

"Wenn du meinst.", stimmte er schließlich zu.

"Bist du dir sicher? Ich kann dich auch fahren, wenn Bourbon heute verhindert ist.", mischte Curaçao sich ein. In ihrer Stimme schwang leichte Sorge mit.

//Sie ist beunruhigt, weil sie ihre Schwäche kennt und Angst hat, sie mit mir allein zu lassen.//, stellte Jodie in Gedanken und voller Genugtuung fest.

Doch das daraus resultierende Lächeln, welches sich wie von selbst auf ihre Lippen geschlichen hatte, erlosch schlagartig wieder, als die blonde Schauspielerin sich lässig eine verirrte Strähne zurück über die Schulter schnippte und schließlich das Wort ergriff.

"Das brauchst du nicht, Curaçao. Die Kleine hier weiß immerhin was passiert, wenn sie mich verärgert." Chris musterte die Jägerin mit spöttischem Blick. Schlagartig verfinsterte Jodies Miene sich. "Also Kätzchen, nur um sicher zu gehen, dass dein Goldfischhirn es auch wirklich richtig erfasst hat: wiederhole doch noch einmal für alle Anwesenden, was geschieht, wenn du dich mir widersetzt, oder sonstigen Unfug anstellst."

Diese...! Darauf erwartete sie doch jetzt nicht wirklich eine Antwort. Die junge Frau grollte verärgert vor sich hin und funkelte Chris an, welche jedoch gänzlich unbeeindruckt wirkte.

Die Schauspielerin zündete sich eine Zigarette an, nahm einen Zug davon und blies ihr den Zigarettenrauch geradewegs ins Gesicht. "Ich höre, Süße...?", hakte sie noch einmal nach.

Jodie war kurz davor rot zu sehen. Dieses elende Biest! Wie gerne wäre sie jetzt nach vorne gestürzt und hätte der anderen Blondine das verdammte Grinsen aus dem perfekten Gesicht...

Doch das durfte sie nicht, ermahnte sie sich in Gedanken selbst. Ruhig bleiben. Nicht nur, dass beide Bodyguards der Schauspielerin sich in unmittelbarer Nähe befanden, sie würde nur Andres Grab schaufeln, wenn sie jetzt durchdrehte.

Sie atmete einmal tief durch und versuchte ihren Ärger mühsam herunterzuschlucken. Solange die Andere sich an ihr Wort hielt, musste sie die Nerven bewahren und zur Not auch mit Erniedrigungen wie dieser hier leben.

"Du wirst meinen Kollegen leiden lassen und ihn letztlich umbringen.", spie die Vampirjägerin voller Hass. "Und du weißt genau so gut wie ich, dass ich dieses Risiko nicht eingehen werde."

"Gutes Mädchen.", verhöhnte Chris sie und deutete ein kurzes Händeklatschen an.

Weiterhin hatte Jodie arg damit zu kämpfen, ihr Temperament im Zaum zu halten.

Rei warf ihr einen beinahe mitleidigen Blick zu, während Curaçaos Miene weiterhin kühl und unergründlich wirkte.

Rena hatte sich weiter dem Tisch genähert, während sie den Boden wischte. Sie hatte das Gespräch aufmerksam und angespannt zugleich verfolgt. Schließlich setzte sie sich wieder in Bewegung und schenkte ihre Aufmerksamkeit vorerst einem besonders hartnäckigem Fleck auf den alten Holzdielen. Rostrot... hatte hier nicht gestern Abend noch der Kellner einen der Gefangenen angezapft? Jodie meinte zu wissen, das es sich bei dem Flecken, dem Rena nun den Kampf angesagt hatte, um einen Blutfleck handelte. Bei dem Gedanken daran, wie die Vampire die gefangenen Menschen behandelt hatten, wurde ihr schlecht.

Und ihr wäre es beinahe ähnlich ergangen. Das sie diesem Schicksal noch einmal entgangen war, glich einem Wunder, doch war Jodie sich unsicher, ob das Los, welches sie gezogen hatte, wirklich so viel besser war.

Während sie sich erneut fragte, wie ihre Zukunft nun aussehen würde, bemerkte sie, wie ihre japanische Kollegin beim Putzen langsam rückwärts ging, ohne auf ihre Umgebung zu achten.

Anders als Rena, sah Jodie das Unglück schon kommen, stand der Putzeimer inzwischen doch fast genau hinter der Brünetten.

Die Jägerin wandte sich ihr zu und setzte zu einem 'Vorsicht!' an, während die Mundwinkel der Daywalkerin, die die Szene ebenfalls beobachtete, amüsiert zuckten.

Noch bevor Jodie die Warnung hatte aussprechen können, war es jedoch bereits zu spät: Rena stolperte über den Eimer hinter sich. Die Blondine kniff die Augen zusammen und erwartete bereits die Bruchlandung ihrer Kameradin, doch wurde sie überrascht. Schnell wie der Blitz hatte Curaçao sich von ihrem Sitzplatz erhoben und stand im nächsten Sekundenbruchteil bereits hinter der Brünetten. Rasch griff sie nach ihr und verhinderte den Sturz somit.

"Alles gut bei dir?", erkundigte Curaçao sich.

Rena hing im ersten Moment noch ein wenig durch den Wind in ihrem Griff und musste scheinbar erst einmal realisieren, was überhaupt passiert war.

Schließlich musterte sie die Vampirin aus ihren taubenblauen Augen und nickte leicht.

"J-ja...", begann sie stockend. "Es ist nichts passiert. Danke, Curaçao."

Die Silberhaarige nickte ihr zu und lächelte sie an. Als sie sich sicher war, dass Kir wieder sicher auf ihren eigenen Füßen stand, ließ sie sie los.

Der Japanerin schien ihr Missgeschick mehr als nur peinlich zu sein. Jodie konnte beobachten, wie das zuvor eher blasse Gesicht der Anderen schlagartig an Farbe gewann.

Derweil erhob Chris sich von ihrem Sitzplatz, streckte sich kurz und schmunzelte amüsiert.

"Pass auf, dass dieses ungeschickte Mädchen sich nicht am Ende noch das Genick bricht, Curaçao.", kam es belustigt von ihr. "Ich wüsste nicht, wie ich Gin das erklären sollte.", fügte sie scherzend hinzu, ehe sie Jodie zu sich winkte und sich in Bewegung setzte.

"Also dann, wir müssen los. Rei, Curaçao, wir haben den heutigen Tag bereits durchgesprochen, Kätzchen, du kommst mit mir mit."

Während ihre Bodyguards der Schauspielerin noch zunickten, musste Jodie sich zurück ins Hier und Jetzt blinzeln und sich letztlich beeilen, der anderen Blondine zu folgen.

"Gib mir nicht ständig diese seltsamen Spitznamen. Ich heiße Jodie.", erinnerte sie die Ältere noch einmal.

"Kätzchen, sage ich doch.", stellte Chris nur belustigt fest, rauchte in aller Seelenruhe ihre Zigarette und nahm Kurs auf einen Flur, von dem aus eine Treppe nach unten führte.

Jodie grummelte vor sich hin und warf noch einmal einen Blick zurück über die Schulter in Richtung Bar und der Eingangshalle.

Für einen kurzen Moment begegnete sie Reis Blick. Der Blonde sah nicht wirklich glücklich aus, Chris und sie allein ziehen zu lassen, doch letztlich wandte er sich ab und verschwand aus ihrem Blickfeld.

Rena und Curaçao standen noch neben dem Tisch und sprachen miteinander.

Die Vampirjägerin runzelte nachdenklich die Stirn. Rena hatte gestern noch so eine Panik vor dem japanischen Vampirfürsten und diesem Vodka gehabt, doch obwohl sie ein Mitglied Sternenstaubs war, wirkte sie in Curaçaos Gegenwart ganz entspannt, beinahe glücklich.

Und Curaçao? Die Silberhaarige hatte die eigentliche Jägerin gerade im Bruchteil einer Sekunde vor einer Bruchlandung bewahrt und hatte die unterkühlte Mimik, mit der sie Jodie zuvor gemustert hatte, in Renas Gegenwart gegen ein warmes Lächeln ausgetauscht...

Die Blondine beschloss, ihre japanische Kollegin darauf anzusprechen, wenn sich die Gelegenheit dazu ergeben sollte. Nun jedoch folgte sie erst einmal Chris.
 

Der Weg führte die beiden Frauen eine Treppe hinunter, ehe die Schauspielerin eine schwere Eisentür aufschloss und schließlich aufzog. Wenige Schritte später, fanden sie sich in einer großen Tiefgarage wieder.

Jodie ließ den Blick über die hier parkenden Fahrzeuge schweifen. Von Gins Porsche fehlte jede Spur, dafür entdeckte sie jedoch Bourbons weißen Mazda.

Noch ungefähr zwanzig andere Fahrzeuge parkten hier. Neben zwei unscheinbaren Lieferwagen, handelte es sich dabei ausschließlich um Limousinen namhafter Hersteller, teure Sportwagen und drei Oldtimer.

Die Vampire dieses verdammten Clans legten ganz eindeutig Wert auf eine entsprechende Außenwirkung, so viel stand fest. Kurz musste sie an ihren eigenen, silbernen Peugeot denken, der ihr zwar äußerst treue Dienste leistete, im Vergleich mit diesen Autos jedoch beinahe armselig wirkte.

Beinahe wäre sie gegen die blonde Schauspielerin gelaufen, als diese plötzlich stehen blieb und den Blick unschlüssig zwischen einem schwarzen Cabrio mit weißen Sportstreifen darauf und einem gelben Ferrari F8 Spider hin und her schweifen ließ. Schließlich trat sie auf den Ferrari zu und entriegelte diesen mit einem kurzen Druck auf den Schlüssel.

"Steig ein. Die Beifahrerseite.", wies Chris sie an.

Jodie verdrehte die Augen. "Natürlich, es hätte mich auch stark gewundert, wenn du mich hättest fahren lassen, Prinzesschen."

Anstatt verärgert zu reagieren, funkelten die grünen Augen der Schauspielerin lediglich amüsiert, ehe sie die Tür öffnete und hinter dem Steuer Platz nahm.

Jodie ließ noch einmal den Blick über das teure Auto schweifen, dann folgte sie dem Beispiel ihrer Begleiterin und nahm auf dem Beifahrersitz Platz, auch wenn es ein seltsames Gefühl blieb, im Wagen der Daywalkerin zu sitzen und zu tun was sie sagte, anstatt sie zu bekämpfen, wie es eine Jägerin wie sie eigentlich hätte tun sollen.

Während Chris ihre Zigarette in den Aschenbecher des Wagens verfrachtete, musterte Jodie den Innenraum des Ferraris. Ein wirklich schönes Fahrzeug, doch fand sie, dass es für die Großstadt denkbar ungeeignet war. Hier ging es der Schauspielerin wohl einmal mehr nur darum gesehen zu werden und der Außenwelt zu zeigen, wie viel Geld sie eigentlich hatte.

Wo Jodie so darüber nachdachte, ertappte sie sich einmal mehr dabei, dass sie genervt war. Nicht eifersüchtig auf das Bankkonto dieses Sternchens, sondern viel mehr genervt über die ganze Oberflächlichkeit. Sie kannte die andere Blondine nicht wirklich, dennoch sah für sie alles ganz danach aus, als wäre sie es gewohnt, ihr ganzes Leben lang bereits alles auf dem Silbertablett serviert bekommen zu haben.

"Warum hast du Rena eben die Bar putzen lassen? Hast du keine eigenen Leute dafür?", ergriff Jodie das Wort, als sie noch einmal über die letzten Minuten nachdachte.

Chris hatte gerade den Motor starten wollen, hielt nun jedoch noch einmal inne und blickte ihre Beifahrerin fragend und amüsiert zugleich an. "Ich weiß, dass du mir das jetzt gerne in die Schuhe schieben würdest, um mich noch mehr zu verteufeln, aber da muss ich dich leider enttäuschen. Niemand hat ihr diesen Auftrag gegeben, sie hat sich den Wischmopp von ganz allein geschnappt."

Ungläubig blickte Jodie die andere Blondine an. Die Tatsache, dass ihre Kameradin freiwillig damit begonnen hatte eine Vampirbar zu putzen, schien ihr absurd.

"Warum sollte sie so etwas tun?", hakte sie daher sogleich nach.

Chris betrachtete sie einen Moment lang schweigend, ehe ihr Schmunzeln breiter wurde. "Hast du mich das gerade wirklich gefragt? Selbst ein Blinder könnte das Offensichtliche unmöglich übersehen."

Nun war es an Jodie die Worte der Schauspielerin kurz auf sich wirken zu lassen. Warum sollte Rena freiwillig die Bar putzen, wo Vampire doch so etwas wie die Erzfeinde der Jäger waren?

Halt, Moment, ruhig wie es gerade in der Bar gewesen war, war es ein Leichtes Gespräche aufzuschnappen. Und was Amerikas Nummer Zwei mit ihrem Bodyguard zu besprechen hatte, war mit Sicherheit nicht uninteressant. Sich beim Putzen im gleichen Raum aufzuhalten, oder aber sogar wie zufällig näher an den Tisch heranzurücken, war eigentlich gar keine schlechte Strategie um an Informationen zu kommen.

Das war die Lösung, die die Jägerin nur all zu gerne glauben würde, doch ihr Bauchgefühl sagte ihr da noch etwas ganz anderes. Wenn die Brünette gewusst hatte, das Chris gleich aufbrechen würde, war diese Aktion vielleicht nur ein Vorwand gewesen, um allein mit Curaçao im Raum zu verbleiben und etwas Zeit mir ihr verbringen zu können.

Aber hatte Bourbon nicht gesagt, dass die Silberhaarige kein besonders großer Menschenfreund und eher mit Vorsicht zu genießen war? Und für Rena sollte die Vampirin nicht mehr als ein weiterer Feind sein. Dennoch hatten die beiden einen gänzlich anderen Eindruck gemacht, als Curaçao eben noch das Missgeschick der eigentlichen Jägerin verhindert hatte.

Aber interpretierte sie da nicht am Ende noch zu viel hinein? Immerhin war Rena ein Mitglied Sternenstaubs und Vampire und Vampirjäger hassten sich.

Sie schüttelte den Kopf. Nein, sobald sie die Gelegenheit bekam, würde sie die Brünette ganz sicher darauf ansprechen.

Chris hatte sie schmunzelnd beobachtet. "Das Kätzchen nutzt sein Hirn? Wie löblich.", höhnte sie.

Schließlich wollte sie den Schlüssel herumdrehen, um den Motor des Ferraris zu starten, doch erneut hielt Jodie sie davon ab, indem sie ihre Hand kurz auf die der Daywalkerin legte und ihr damit bedeutete innezuhalten.

Was für ein seltsames Gefühl. Diese Frau war der Teufel in Person, da fühlte sich eine Geste wie diese gänzlich falsch an, doch bevor sie - wohin auch immer - aufbrachen, wollte sie unbedingt noch etwas klären.

"Warte.", begann Jodie und fing sich einen fragenden Blick von Chris, klang die Stimme der Jüngeren diesmal nicht abweisend, sondern viel mehr zögerlich. "Bevor wir losfahren, muss ich noch eine Sache wissen."

Die Schauspielerin legte den Kopf leicht schief. "Und die wäre? Wenn du wissen willst, wohin wir fahren, wirst du dich gedulden müssen. Ich habe dir gerade erst noch gesagt, dass du es früh genug sehen wirst."

Jodie schüttelte den Kopf. "Darum geht es nicht. Es geht um meinen Kollegen." Sie suchte Blickkontakt und achtete auf jede Reaktion in den grünen Augen. Ein verräterisches Funkeln, welches ihr verriet, dass die Daywalkerin die ganze Zeit schon ein falsches Spiel mit ihr spielte.

"Du nutzt Andre als Druckmittel, um auch ohne die Kräfte, auf die andere Vampire zurückgreifen können, zu verhindern, dass ich dir eigenhändig den Hals umdrehe. Wenn du mich fragst, ist das absolut feige und widerlich. Aber darum geht es nicht. Ich will wissen, ob dein Wort überhaupt irgendetwas wert ist. Beweis mir, dass es meinem Kameraden gut geht.", forderte sie.

"Du bist weiterhin ganz schön forsch dafür, dass du hier eindeutig am kürzeren Hebel sitzt.", begann Vermouth unbeeindruckt. "Aber deine kratzbürstige Art amüsiert mich, Kleine."

"Nenn mich nicht ständig Kleine. Ich bin mir nicht sicher, wer von uns größer ist, wenn du einmal nicht diese mörderischen High Heels trägst.", knurrte Jodie angesäuert. Die Art dieser Frau strapazierte ihr Nervenkostüm fast bis zum Zerreißen.

Chris ging auf die Beschwerde nicht ein, sondern kam lieber auf das eigentliche Thema zurück.

"Du möchtest also einen Beweis von mir, dass es deinem Kollegen gut geht, ja?", wiederholte sie.

Abwartend und aufmerksam zugleich blickte Jodie sie an.

Die Schauspielerin zog ihr Handy aus ihrer Handtasche, tippte kurz darauf herum und reichte es schließlich an Jodie weiter. Etwas überrumpelt nahm die Jägerin das Smartphone entgegen und blickte auf das Display.

"Eigentlich bin ich dir gegenüber zu gar nichts verpflichtet, aber sieh es als kleinen Ansporn, dich gut zu benehmen und ein braves, kleines Helferlein zu sein."

Normalerweise wäre Jodie über diese Wortwahl gestolpert und hätte erneut nachgehakt, was für eine Aufgabe Chris nun eigentlich genau für sie vorgesehen hatte, doch gerade blickte sie nur wie gebannt auf das Display des Smartphones.

Das Gerät schien mit einer Überwachungskamera verknüpft zu sein, welche einen Raum filmte, der wie ein Wohnzimmer eingerichtet war. Aufgrund der abgedunkelten Fenster, konnte sie nicht darauf schließen, wo genau dieser Raum sich wohl befand, doch was viel wichtiger war: die Aufnahme zeigte ihren Kollegen, der auf einem Schlafsofa saß.

Andre wirkte zerknirscht und gänzlich in Gedanken versunken, was Jodie nur all zu gut verstehen konnte. Doch obwohl er noch ziemlich zerrupft wirkte, hatte sein Zustand sich nicht verschlechtert. Im Gegenteil: irgendjemand musste sich um seine Verletzungen gekümmert haben, was die Verbände und Pflaster verrieten.

Chris, die neben ihr saß, deutete mit einem kurzen Fingerzeig auf eine Wanduhr, die nicht nur die aktuelle Uhrzeit, sondern auch das heutige Datum anzeigte. Rasch glich Jodie die Uhrzeit mit der Uhrzeit, welche die Armbanduhr der Schauspielerin anzeigte ab und stellte fest, dass die Aufnahme auf dem Handy live war.

Ihr fiel ein Stein vom Herzen. Andre lebte also noch und es ging ihm verhältnismäßig gut, auch wenn er irgendwo eingesperrt war und sein Leben davon abhing, wie gut oder auch schlecht sie sich benahm.

"Wie du siehst, habe ich dich nicht angelogen. Was weiter mit ihm geschieht, hängt ganz allein von deinem Benehmen ab, Kätzchen.", ergriff Chris noch einmal das Wort, nahm Jodie schließlich das Handy ab, tippte erneut kurz darauf herum und ließ es schließlich zurück in ihre Handtasche gleiten.

"Andre lebt...", stellte die Jägerin noch einmal an sich selbst gewandt fest und atmete ein klein wenig auf. "Wo genau haltet ihr ihn fest?"

Chris bedachte sie mit einem amüsierten Blick und hob gespielt tadelnd den Zeigefinger.

"Na jetzt übertreibst du es aber, meinst du nicht auch? Ich fürchte das ist ein Geheimnis, das ich dir nicht verraten werde, kleine Jägerin."

Schließlich startete die Schauspielerin den Wagen und fuhr los, hielt jedoch kurz vor dem geschlossenen Tor noch einmal an und reichte Jodie eine Art Schlafmaske.

"Zieh die hier an und nimm sie erst wieder ab, wenn ich es dir erlaube. Du wirst den Sitz ein Stück weit zurückstellen und so tun, als würdest du die Fahrt dazu nutzen, ein wenig zu dösen. Wir wollen ja nicht, dass du dir den Weg am Ende noch merkst."

"Natürlich, was auch sonst...", murrte Jodie vor sich hin, stellte den Sitz zurück und folgte der Anweisung, ihre Augen zu bedecken, widerstrebend.

Das hier wäre die Chance gewesen, herauszufinden wo genau sich dieses Vampiranwesen eigentlich befand, aber natürlich hatte Chris mitgedacht.

Unauffällig versuchte die junge Frau unter der Schlafmaske hindurchzuspähen, doch das Material war zu dicht und der Schnitt der Maske unterschied sich geringfügig von anderen Schlafmasken, sodass ihr die Sicht vollständig genommen war, solange sie sie trug.

Was für ein beunruhigendes Gefühl praktisch blind neben der Vampirin zu sitzen.

Jodie fühlte sich mehr als unwohl. Andererseits... sie zwang sich dazu logisch zu denken. Chris war damit beschäftigt den Wagen zu lenken. Sie würde ihr nun wohl kaum etwas tun. Zumal, wäre der anderen Blondine daran gelegen sie loszuwerden, sie hätte sie schon längst töten (lassen) können.

Höchst wahrscheinlich wollte sie sie wirklich nur von A nach B transportieren. Bloß, was sie am Ankunftsort erwarten würde, darauf konnte Jodie sich noch keinen Reim machen.

Sie schwieg und lauschte stattdessen angestrengt, in der Hoffnung, dass irgendein Geräusch von draußen ihr verriet, wo genau sie sich hier befanden. Leider vergebens.

Erneut musste sie an Andre denken und daran, dass es ihm verhältnismäßig gut ging, auch wenn er irgendwo gefangen gehalten wurde.

Also hatte die Daywalkerin bislang wirklich ihr Wort gehalten. Aber sollte sie ihr deshalb dankbar sein, oder ihr auch nur das kleinste Fünkchen Menschlichkeit zurechnen? Wohl kaum!

Dankbar wäre sie ihr gewesen, hätte sie ihren Kollegen und sie selbst unbehelligt ziehen lassen.

Aber die Blondine hielt ihren Kameraden aus reiner Berechnung gefangen. Um etwas gegen sie in der Hand zu haben und sie nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen.

Chris war es vielleicht nicht gewesen, die es in Auftrag gegeben hatte sie überhaupt erst zu fangen, aber sie hatte sich dazu entschlossen, ein ganz besonders mieses Spiel mit ihr zu spielen. Sie hatte sie verhöhnt, sie bis heute morgen angekettet, sie zwei Mal gebissen und nun erpresste sie sie und zwang sie, für sich zu arbeiten. Dieses elende Biest mit dem perfekten Gesicht!

Ja, die Schauspielerin spielte ganz eindeutig ein Spiel mit ihr, dessen Sinn und Zweck Jodie noch nicht durchschaut hatte. Was hatte die Daywalkerin bloß mit ihr vor?

Wollte sie sich einfach nur noch ein Weilchen über sie lustig machen, bevor sie doch beschloss sie zu töten? Oder wollte sie sie am Ende dauerhaft wie ein Dienstmädchen für sich arbeiten lassen? Oder bezweckte Chris doch etwas gänzlich anderes mit dieser miesen Aktion, was sich ihr nur noch nicht wirklich erschloss?

Während der Fahrt durch die Stadt, hing Jodie ihren Gedanken nach und stellte sich einmal mehr die Frage, was nun mit ihr geschehen würde.



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