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Vampire Kiss

Vermouth x Jodie, (Curaçao x Kir)
von

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Viele Stimmen, die sie nicht zuordnen konnte, unterhielten sich und lachten. Manche davon waren ganz in ihrer Nähe, einige hingegen klangen weiter entfernt. Das war das erste, was die junge Vampirjägerin wahrnahm, als sie langsam wieder zu sich kam.

Sie hörte das leise Klirren von Gläsern und wie besagte Gläser anschließend über einen Tresen geschoben wurden. Fast wie in einer Bar. Außerdem lag der Geruch von Zigarettenrauch in der Luft.

Langsam wurde ihr Denken klarer. Noch während sie sich zu fragen begann, wo sie sich befand, realisierte sie, dass ihr Rücken schmerzte. Genau so wie ihre Knie und ihre rechte Schulter.

Was zum...? Eine Erklärung für ihre schmerzende Schulter fand sie praktisch sofort, drängte die Erinnerung an den aussichtslosen Kampf mit der Vampirin, sich auch schon zurück in ihr Gedächtnis. Aber ihr Rücken und ihre Knie...?

Endlich konnte Jodie sich dazu bringen zu blinzeln und schließlich die Augen zu öffnen.

Sofort begann ihr Schädel zu pochen. Urg... sie hatte die Kopfschmerzen ihres Lebens, welche sie dem Zusammenprall mit der Mauer zu verdanken hatte.

Aber was...? Den Kampf gegen die Vampirin hatte sie ganz eindeutig verloren. Sie schien trotz allem mit dem Leben davongekommen zu sein, bloß wo war sie dann hier?

Die Blondine ließ ihren immer noch leicht verschwommenen Blick von links nach rechts schweifen.

In der Tat entdeckte sie eine Bartheke, an der einige Personen saßen, allem Anschein nach Wein tranken und sie nicht weiter beachteten.

Die Beleuchtung hier war eher schwach, reichte jedoch aus, um ihre Umgebung problemlos erkennen zu können. Im Normalfall hätte das gedämmte Licht sogar etwas Gemütliches gehabt, doch als gemütlich konnte sie ihre Lage nicht unbedingt bezeichnen.

Die Bar selbst und auch die Dielen, auf welchen sie kniete, wirkten alt, aber gepflegt und edel.

Warum kniete sie in erster Linie überhaupt auf dem Boden? Sie musste ohnmächtig gewesen sein. In einer solchen Position zu erwachen, widersprach jeder Logik.

Die junge Frau wollte die Arme zu sich ziehen, um sich abzustützen und zu versuchen aufzustehen, doch kaum, dass sie ihre Arme bewegte, bemerkte sie auch schon, wie sie etwas zurückhielt. Es klirrte.

Sofort schnellte ihr Blick hoch zu ihren Handgelenken. Die schnelle Augenbewegung wurde mit erneuten Kopfschmerzen gestraft, doch diese rückten schlagartig in den Hintergrund, als sie die Ketten bemerkte, die an ihren Handgelenken befestigt waren und ihre Arme in dieser mehr als unbequemen Position hielten.
 

Ihr Herz machte einen Satz. Ketten?! Was zum?! Wo war sie hier gelandet?!

Kurzzeitig zerrte sie an den Ketten und versuchte sich zu befreien, doch das Metall gab kein Stück nach. Sie saß ganz eindeutig fest.

Jodie sog scharf die Luft ein. Adrenalin pumpte schlagartig durch ihren Körper, als sie sich ihrer Situation nun wirklich bewusst wurde.

Nachdem sie den Kampf vorhin verloren und am Boden gelegen hatte, hatte sie fast schon damit gerechnet, dass ihre Gegnerin es nun zu Ende bringen würde, doch genau das war nicht geschehen.

Dieser seltsame Typ war aufgetaucht und hatte etwas von einer Bar geredet.

Sie befand sich nun in der Tat in einer Bar. Bloß wenn sie bedachte, dass eine Gruppe Vampire sie hier her gebracht hatte dann, ... nein, sie wollte das lieber gar nicht erst zu Ende denken!

Sie hatte Mühe, die in sich aufsteigende Panik nicht vollständig Besitz von sich ergreifen zu lassen, nun wo sie zu realisieren begann, wie tief sie eigentlich in der Tinte saß.

Sie befand sich in einer Bar, verschleppt von Vampiren. Das war doch jetzt ein schlechter Scherz!

Nur das die Situation genau so real sein musste, wie ihre schmerzende Schulter und ihre rasenden Kopfschmerzen.

Irgendwo hinter sich konnte sie eine fremde Stimme wimmern hören. Mit rasendem Herzen realisierte Jodie, dass der Laden hinter ihr noch weitergehen musste und das sich in der Tat auch noch Personen hinter ihr befanden. So gut die Ketten es zuließen, versuchte sie sich zu drehen.

In dem dämmrigen Schuppen standen einige Tische und Sitzgruppen. Viele davon waren besetzt, was die weiter entfernten Stimmen erklärte, die sie wahrgenommen hatte, als sie wieder zu sich gekommen war.

Sie drehte sich so weit es ging, um zu sehen, was hinter ihr geschah. Als sie die Szene aus dem Augenwinkel erfasste, wünschte sie sich, dass die Ketten sie daran gehindert hätten.

Hinter ihr, also relativ mittig in dem restaurantgroßen Raum, hatte man noch eine weitere, ihr fremde Person, in Ketten fixiert.

Dünne Schläuche steckten in seinem Hals und seinen Handgelenken. Sie konnte dabei zusehen, wie der rote Lebenssaft des Unglücklichen durch die Schläuche rann und schließlich in Weingläser tropfte, die darunter angebracht waren.

Der Mann wirkte bereits leichenblass. Auf seinem Gesicht stand die pure Verzweiflung geschrieben, was Jodie ihm in dieser Situation nun wirklich nicht verübeln konnte.

"Blutgruppe A positiv neigt sich langsam dem Ende zu. Wem darf ich noch ein Glas anbieten?"

Ein Mann im Kellneroutfit stand neben dem armen Tropf und reichte eins der Gläser einer Frau mittleren Alters, welche auf den Aufruf hin die Hand gehoben hatte.

Der Blondine wurde speiübel. Die Personen, die sich in dieser Bar befanden, wirkten auf den ersten Blick wie ganz normale Menschen, doch genau das war nicht der Fall. Sie war wortwörtlich in einem verdammten Vampirnest gelandet!
 

Mit wie wild klopfendem Herzen begann Jodie erneut an ihren Fesseln zu zerren. Sie musste diese Ketten loswerden und von hier verschwinden!

Dem armen Kerl, dessen Blut gerade wie Wein ausgeschenkt wurde, würde sie liebend gerne helfen, doch wusste sie, dass dies ein Ding der Unmöglichkeit war. Selbst wenn es ihr gelingen würde sich zu befreien, befand sie sich derzeit doch selbst in der Höhle des Löwen.

Doch die Ketten hielten sie. Eine Flucht war somit praktisch ausgeschlossen.

Der Jägerin schnürte sich die Kehle zu, da man über keine besonderes gute Fantasie verfügen musste, um sich ausmalen zu können, was hier über kurz oder lang passieren würde.

Jodie war so sehr von dem Anblick des unfreiwilligen Blutspenders gefesselt gewesen, dass sie gar nicht mitbekommen hatte, dass sich ihr eine Person genähert hatte. Erst, als sich eine Hand an ihre Wange legte, schrak sie zusammen.

"Sieh mal einer an, wer aufgewacht ist.", amüsierte eine Stimme sich.

Die Blondine wirbelte sofort zu der Person, die nun vor ihr stand, herum und ihre Augen weiteten sich erschrocken. Die Frau, die vor ihr stand, hatte eine eher zierliche Statur und rotbraunes, fast oranges Haar. Den unvorteilhaften Haarschnitt kannte sie, genau so wie das Gesicht ihres Gegenübers. Lediglich die Zeichnung am Auge, die einem Schmetterlingsflügel glich und von der Jodie sich nicht sicher war, ob es sich um Make-Up oder ein Tattoo handelte, war ihr vorhin nicht aufgefallen.

"D-Du schon wieder...!", schnappte sie, doch klang die Stimme der Vampirjägerin dabei bei weitem nicht so zornig, wie sie es eigentlich beabsichtigt hatte. Es war viel mehr die Angst, die ihr anzuhören war. "Verdammt, wo hast du mich hingebracht?!"

"In eine Bar, wie du vielleicht schon bemerkt hast.", beantwortete die Vampirin ihre Frage und grinste sie schadenfroh an. "Blutgruppe 0 negativ einfach so verkommen zu lassen, wäre doch zu schade gewesen."

Erneut spürte die Blondine, wie sich ihr die Kehle zusammenschnürte, bestätigte ihr Gegenüber ihr mit diesen Worten doch gerade nur noch einmal, was genau sie hier erwarten würde.

Die Vampirin unterbrach den Blickkontakt und winkte stattdessen dem Kellner zu, der sich hinter ihnen befand.

"Hey Kellner! A Positiv ist doch langweilig! Wie wäre es stattdessen stattdessen mit ihrem Blut hier?"

Der jungen Vampirjägerin wurde schlecht. Das hier war ein verdammter Alptraum! Sie wusste, dass ihr Beruf gefährlich war, aber so würdelos hatte sie sich ihr Ende dann auch wieder nicht vorgestellt. Auf der Jagt getötet zu werden war eine Sache, aber das Ende in einer gottverdammten Vampirbar zu finden...?!

"Sorry, aber wir bereiten gerade noch einen Kandidaten mit Blutgruppe A vor!", rief besagter Kellner ihr durch den Raum zu.

Das bedeutete zwar noch etwas Aufschub, verbesserte ihre Situation aber nicht im geringsten. Außerdem würde es auch bedeuten, dass noch eine weitere Person hier und heute ihr Ende finden würde.
 

An der Bar nahm Jodie eine Bewegung wahr. In ihrer Verzweiflung hatte sie die hier anwesenden Gesichter nicht genauer studiert und vermutlich hätte sie die Andere selbst dann übersehen, da sie vom Rücken eines großen Typen mit langen, silbernen Haaren verdeckt gewesen war. War das nicht der Kerl, der es überhaupt erst veranlasst hatte, dass die Jägerin hier gelandet war?

Zumindest grummelte der Silberhaarige kurz, als die Frau, die bei ihm gesessen hatte, aufstand und ihn etwas zur Seite schob. Besagte Frau ignorierte dies vollkommen und gesellte sich stattdessen zu der Vampirin, welche vor Jodie stand.

"Nicht so ungeduldig, Chianti. Das Beste spart man sich doch immer bis zum Schluss auf.", schnurrte die Größere amüsiert.

Während Chianti sie gereizt anfunkelte, entgleisten der Jägerin fast die Gesichtszüge.

Das... das konnte doch gar nicht! Das war jetzt erneut ein schlechter Scherz! Oder aber auch nicht...

Mondnebels Aufmerksamkeit hatte diese Frau immerhin bereits auf sich gezogen.

Trotz allem hätte Jodie nicht erwartet, ausgerechnet sie hier zu sehen. Vorhin noch war sie Chris Vineyard während der Autogrammstunde begegnet, nun stand besagte Blondine erneut vor ihr.

Die geringfügig Ältere hatte die Arme locker vor der Brust verschränkt und blickte mit einem arroganten, fast spöttischen Funkeln auf sie herab.

Am liebsten wäre Jodie ruckartig aufgestanden, um wenigstens auf Augenhöhe mit der Schauspielerin zu sein, doch die Ketten hielten sie an Ort und Stelle.

"Du hier?", brachte die Jägerin heraus. Die Überraschung wich Stück für Stück aus ihrem Blick und machte Kälte Platz. "Also hatten wir doch den richtigen Riecher, als wir uns entschieden haben dich im Auge zu behalten.", zischte sie. Vorhin hatte Jodie Chris noch gesiezt, doch das sparte sie sich nun. Und auch die Tatsache, dass die Schauspielerin Mondnebels Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, lohnte es nicht länger zu verschweigen. Die Jägerin war der festen Überzeugung, in dieser aussichtslosen Situation sowieso noch an diesem Abend ihr Ende zu finden.

"Sieht ganz so aus, als wären deine Kameraden und du auf der richtigen Spur gewesen, Kätzchen. Aber was nützt dir das jetzt noch?", verhöhnte die Schauspielerin sie. Weiterhin blickte dieses Biest mit dem wunderschönen Gesicht, spöttisch von oben auf sie herab.

Einerseits pochte ihr Herz vor Panik wie wild, andererseits mischte sich auch eine gewisse Wut darunter. Die andere Blondine hatte es mit nur wenigen Worten geschafft Jodie zum köcheln zu bringen.

"Du sprichst von meinen Kameraden? Also bist du die Drahtzieherin hinter all dem?!"

Wieder blitzten die letzten Sekunden von John und Steve vor ihrem inneren Auge auf, genau so wie der tote Körper von Hayden. Wenn die Fesseln sie nicht an Ort und Stelle gehalten hätten, Jodie hätte sich hier und jetzt auf die Schauspielerin gestürzt. Sie kochte vor Trauer und Wut.

"Da muss ich dich enttäuschen, Süße. Mit der Geschichte habe ich nichts zu tun.", winkte Chris seelenruhig ab. Weiterhin schien die Situation sie zu amüsieren.

"Als wenn Madame hier sich ernsthaft die Mühe machen würde, euch Vampirjäger selbst in eine Falle zu locken. Dafür ist dieses verzogene Sternchen sich doch viel zu fein.", spottete Chianti, wobei Jodie feststellte, dass die Andere mit starkem Akzent sprach. Englisch war ganz eindeutig nicht ihre Muttersprache.

"Du hast eine scharfe Zunge, Chianti.", amüsierte die Schauspielerin sich derweil.

Erneut lag ein gereiztes Funkeln in den Augen der Scharfschützin und erneut wurde Jodie das Gefühl nicht los, dass Chianti die Blondine nicht leiden konnte.

Aber das war gerade ihre geringste Sorge. Auch wenn die beiden Frauen sich die Zeit nahmen, mit ihr zu reden, so würde sie dies doch kaum davor schützen als Vampirsnack zu enden.

Apropos Vampire. Da gab es etwas, das Jodie stutzig werden ließ. Zwar befand sie sich in einer denkbar ungünstigen Situation und ihr Herz raste wie verrückt, dennoch sprach sie die Worte ganz automatisch aus.

"Dieser Laden ist ein verdammtes Vampirnest. Du arbeitest vielleicht mit diesen Monstern zusammen, aber hast du dabei gar keine Angst, dass dein Blut als nächstes im Glas landet?"

Chris blinzelte der verärgerten Jägerin überrascht entgegen, dann war der arrogante Ausdruck in ihren Augen zurück. "Ob ich Angst habe...?", wiederholte sie und konnte nicht verhindern zu lachen. Schließlich wurde sie wieder etwas ernster, wirkte aber weiterhin amüsiert. "Oh nein, Süße. Ich glaube du verstehst da etwas vollkommen falsch."

Sie verstand etwas vollkommen falsch? Was genau meinte die Schauspielerin damit?
 

"Oh, seht an. Es ist zwar wieder nur A, aber es sieht ganz danach aus, als würde gleich die nächste Runde ausgeschenkt werden. Fangfrisch." Mit einem kurzen Nicken deutete Chianti zu der Stelle, wo sich eben noch der Fremde mit den Schläuchen in Hals und Handgelenken befunden hatte. In ihren Augen lag ein grausames Funkeln. Mit mildem Interesse blickte nun auch Chris in die Richtung, die die Vampirin eben angedeutet hatte.

Noch ehe Jodie selbst den Kopf drehen konnte, um zu sehen, welch armen Tropf die Vampire nun in die Halle schleppten, hatte die Schauspielerin ihr eine Hand ans Kinn gelegt und drehte ihr Gesicht in Richtung des Showplatzes.

"Ihr zwei kennt euch, oder Kätzchen?"

Die hellblauen Augen der Jägerin weiteten sich schockiert. Ohne ihre Brille sah sie die etwas weiter entfernten Personen zwar nicht ganz klar, dennoch erkannte sie den Gefangenen praktisch sofort.

Erneut drehte sich ihr fast der Magen um. Ein solches Entsetzen jagte ihr durch Mark und Bein, dass es fast schon körperlich schmerzte.

"Andre, nein...!" Ihre Stimme klang schrill vor Schreck, wenngleich auch nicht lauter als ein ersticktes Maunzen.

Das, das durfte doch nicht wahr sein! Das durfte nicht passieren! Drei ihrer Kameraden hatten heute schon den Tod gefunden. Allein diese Tatsache war grausam. Die Aussicht darauf, jetzt auch noch einen vierten Freund und Kollegen zu verlieren, ertrug sie nicht! Auch wenn sie Mondnebels anderen Mitgliedern wohl schon sehr bald folgen würde.

Trotz allem wollte sie ihrem Kameraden irgendwie helfen. Nur das sie vollkommen machtlos war.

Dabei zuzusehen, wie ihr Kollege von zwei Vampiren zu der Vorrichtung gezerrt wurde, neben der der Kellner stand, war schier unerträglich.

Der andere Jäger schrie und wehrte sich nach Kräften, dennoch hatten die beiden Vampire nicht mehr Mühe damit ihn festzuhalten, als wenn sie zu zweit eine Taube fixieren würden.

Und wie verletzt und abgekämpft Andre aussah. Schrecklich.

Mit einem Klirren schlossen sich die Ketten um seine Arme, dann griff der Vampir im Kellneroutfit nach neuen, dünnen Schläuchen, an deren Enden Nadeln angebracht sein mussten.
 

Voller Entsetzen und Verzweiflung, warf Jodie sich erneut in die Ketten und zerrte daran. Sie wusste, dass es aussichtslos war, doch sie wollte ihrem Kollegen so unbedingt helfen.

"NEEEIIIN! NICHT! Lasst ihn in Ruhe!", schrie die Blondine auf.

Nicht, dass auf ihre Meinung jemand Rücksicht nehmen würde, aber sie konnte doch nicht einfach still hier sitzenbleiben und zusehen!

Chris war einen Schritt zurückgetreten und beobachtete die Jägerin interessiert dabei, wie sie gegen die Fesseln ankämpfte.

Chianti hingegen blieb stehen wo sie war und lachte. "Jetzt mach hier nicht so ein Drama, du bist immerhin die Nächste." Grinsend blickte sie auf die Jägerin herab. "Oder wärst du jetzt lieber an seiner Stelle? Also ich hätte zumindest nichts dagegen."

Wie konnte man nur so grausam sein?! Die Angst um ihren Kollegen drohte ihr logisches Denken zu vernebeln, während sie sich so hilflos wie nie zuvor fühlte. Als normaler Mensch hatte sie körperlich nicht die geringste Chance gegen einen Vampir, gegen eine ganze Vampirgesellschaft erst recht nicht, dennoch hätte sie es gerade zumindest gerne versucht.

Der Anblick, wie der Kellner ihrem Kameraden eine Nadel ins Handgelenk stach und einen der Schläuche daran anbrachte, war schier unerträglich für Jodie.

Sie konnte da nicht länger hinsehen. Sie konnte noch nicht einmal etwas unternehmen.

Voller Verzweiflung blickte sie hoch zu der anderen Blondine, die die ganze Situation beobachtete wie ein spannendes Theaterstück.

"Hört sofort auf damit! Hört auf ihn zu quälen! Sag diesen Mistkerlen, dass sie sofort aufhören sollen! Bitte!", flehte sie die Schauspielerin förmlich an und fragte sich im nächsten Moment, was sie da eigentlich tat.

Chris steckte mit diesen Vampiren unter einer Decke. Noch dazu war sie, neben Andre und ihr selbst, der einzige Mensch hier in dieser Bar. Was also sollte sie bitte ausrichten? Und warum sollte sie sich die Mühe machen? Die Schauspielerin war nicht besser, als die Vampire selbst.

Kaum, das Jodie ihre Worte ausgesprochen hatte, fragte sie sich auch schon, was in sie gefahren war, um sich selbst so vor diesen Monstern zu erniedrigen.

"Ich?" Überrascht und fragend zugleich, deutete Chris kurz auf sich selbst, ehe der spöttische Ausdruck in ihrer Mimik zurück war. "Wie kommst du darauf, dass ausgerechnet ich etwas unternehmen sollte, Schätzchen?"

'Vergiss es einfach', hätte Jodie ihr am liebsten zugezischt. Noch lieber hätte sie das makellose Gesicht der Schauspielerin mit ihren Fäusten bearbeitet und die Vampirin neben ihr mit einem Lichtgeschoss. Doch das blieb wohl oder übel Wunschdenken.

Im Hintergrund hörte sie ihren Kollegen schmerzerfüllt aufschreien. Es zerriss ihr fast das Herz.

Die Verzweiflung überrollte die junge Frau wie eine Welle.

"Ich weiß nicht, was ich euch geben kann, damit ihr ihn in Ruhe lasst, aber wenn es irgendetwas gibt...", hörte sie sich selbst flehen. Jodies Stimme bebte. Ihre Kehle schnürte sich langsam zu und sie spürte, wie Tränen in ihren Augen aufstiegen.
 

Zu ihrer Überraschung beugte die Schauspielerin sich zu ihr herunter. Unter anderen Umständen, hätte Jodie die geringfügig Ältere wohl darauf aufmerksam gemacht, dass sie in ihrer derzeitigen Position einen mehr als tiefen Blick in ihren Ausschnitt hatte, ob sie nun wollte oder nicht, doch dass sie der Anderen ins Kleid gucken konnte, war ihr aktuell mehr als nur egal.

Die grünen Augen ihres Gegenübers funkelten amüsiert und interessiert zugleich.

"So, du würdest also alles tun, um deinen Kollegen zu retten, ja?", hakte die Schauspielerin nach.

Die Jägerin schniefte. Tränen der Verzweiflung rannen heiß ihre Wangen entlang.

"Ich muss sagen, du hattest den richtigen Riecher in dem Punkt, dass ich hier in der Tat etwas zu sagen habe."

Ein Mensch....hatte einer ganzen Bar voller Vampire etwas zu sagen? Das war doch jetzt ein schlechter Scherz. Vermutlich erlaubte die Blondine sich in der Tat nur einen Spaß auf ihre Kosten und schauspielerte spontan ein wenig.

"Was würdest du mir denn bieten, dafür, dass ich ein gutes Wort für deinen Freund da drüben einlege?", hakte Chris noch einmal nach.

"Was du willst. Auch wenn ich nicht weiß, was ich dir in meiner Situation geben kann." Die Stimme der Jägerin klang verzweifelt. Sie wusste, dass das hier vermutlich nicht mehr als ein übler Scherz war. Alles in ihr sträubte sich, sich vor diesen Vampiren und deren Komplizin überhaupt so klein zu machen und eine Art Handel anzubieten, doch gleichzeitig reichte die Schauspielerin ihr gerade so etwas wie einen winzigen Strohhalm der Hoffnung.

Wenn es irgendetwas gab, ...wenn sie irgendetwas tun konnte, um wenigstens einen ihrer Kollegen zu retten, dann wollte sie es zumindest versucht haben.

Die andere Blondine legte ihr eine Hand an die Wange und wischte ihr mit dem Daumen einige Tränen aus dem Gesicht. Hellblaue und smaragdgrüne Augen trafen sich.

Die Andere hatte sich zu ihr gebeugt, sodass ihre Nasenspitzen sich fast berührten.

Trotz der Tatsache, dass die Jägerin gefesselt war, wäre ihr Gegenüber nun in ihrer Reichweite um zu einer Kopfnuss auszuholen, stellte Jodie fest. Aber das würde sie nicht tun, denn damit würde sie die winzige Chance, die für Camel vielleicht bestand, auf jeden Fall augenblicklich zu Nichte machen.

"Noch einmal: du würdest also in der Tat alles dafür tun, deinen Kollegen zu retten?", hakte Chris erneut nach. "...Alles?" Die letzte Frage, dieses eine Wort, klang in dieser merkwürdigen Betonung mehr als unheilvoll. Jodie fragte sich, was für einen grausamen Scherz die Schauspielerin sich wohl erlauben würde. Am liebsten wäre sie jetzt noch zurückgerudert. Aber wenn sie daran dachte, was ihrem Kameraden dann eventuell widerfuhr...

Da kein Wort ihre Kehle verlassen wollte, rang sie sich ein stockendes Nicken ab.

Weiterhin zerfraßen Sorge und Verzweiflung sie fast.

Chris blickte sie einige Augenblicke lang prüfend an. Jodie hielt den Blickkontakt.

Schließlich stellte die Schauspielerin sich wieder aufrecht hin. "Fein, Kätzchen. Dann will ich mal sehen, was ich für dich tun kann. Aber sei dir bewusst, dass der kleine Gefallen dich viel kosten wird."

Die Augen der jungen Frau weiteten sich. Bitte was? Würde die geringfügig Ältere sich wirklich auf einen Deal einlassen? Bestand....bestand für Andre wirklich die Chance auf Rettung?

Fragte sich nur, wie der Deal aussah und was die Schauspielerin damit meinte, dass der Gefallen teuer für sie werden würde. Was genau wollte sie von ihr? Geld? Hatte Chris davon nicht selbst wesentlich mehr als sie?
 

"Hey, Modepüppchen. Sag mal, was hast du vor?", hakte Chianti mit unfreundlicher Stimme an die Blondine gewandt nach. Diese ignorierte sie.

Statt der Vampirin neben sich Beachtung zu schenken, richtete Chris ihre Aufmerksamkeit in Richtung des Kellners und den Personen, die sich bereits um ihn versammelt hatten.

"Schluss jetzt!", durchschnitt ihre Stimme den Raum. Sie sprach klar, deutlich und vor allen Dingen in einem routinierten Befehlston. Wieder glaubte Jodie sich verhört zu haben. So sprach ein Mensch mit Vampiren? Und tatsächlich hielten die Anwesenden auf der Stelle inne und blickten die Schauspielerin fragend an.

"Nehmt diesem Jäger die Schläuche wieder ab. Er landet nicht auf dem Tisch."

Ungläubiges Gemurmel brach unter den Anwesenden aus und auch Jodie konnte kaum glauben, was sie da hörte. Hatte Chris das gerade tatsächlich gesagt?

"Hey, warum denn nicht? Was ist auf einmal los mit dir?", hakte der Kellner, ein unscheinbarer, schwarzhaariger Mann, der aussah wie Mitte 30, nach.

"Ich habe schon meine Gründe und die hast du nicht zu hinterfragen.", kam es nur kühl und bestimmt von der Blondine, ehe sie zwei Personen heranwinkte.

"Irish, Calvados, bringt den Mann zum Wagen in der Tiefgarage. Ihr erhaltet gleich weitere Anweisungen."

Die beiden Angesprochenen tauschten irritierte Blicke aus, doch dann packten sie den Jäger jeweils an einem Arm und zogen ihn mit sich.

Ungläubig starrte Jodie zu der Schauspielerin hoch. Auch Chianti starrte die Blondine fassungslos an, doch wurde ihr Blick schon bald von Zorn überschattet.

"Hey, sag mal was stimmt eigentlich nicht mit dir?! Sein Blut war doch vollkommen in Ordnung!", fuhr die Vampirin ihr gegenüber an.

Chris zuckte lediglich mit den Schultern. "Deal ist Deal.", stellte sie fest.

"Du lässt dich wirklich auf einen Deal mit einer Jägerin ein?! Du tickst wohl nicht mehr ganz sauber!" Wütend funkelte Chianti die Andere an.

"Du siehst wirklich nicht über den Tellerrand hinaus, oder?", hakte Chris amüsiert schmunzelnd nach.
 

Gerade, als die Scharfschützin zu einer Antwort ansetzen wollte, gesellte sich eine weitere Person zu ihnen.

Von ihrer derzeitigen Position aus und gehalten von den Ketten, musste Jodie wohl oder übel zu dem Mann hochsehen, der von einem der Barhocker aufgestanden und nun neben der Schauspielerin stehen geblieben war.

Das war der Kerl, der es veranlasst hatte, dass man sie überhaupt erst hier her verschleppt hatte! Er hatte den beiden Scharfschützen vorhin Befehle erteilt, was bedeuten musste, dass er einen hohen Rang in diesem elenden Vampirnest bekleiden musste. Und wenn die junge Frau sich nicht ganz irrte, dann handelte es sich bei dem Silberhaarigen auch um den Fahrer des schwarzen Porsches, der Mondnebel in den letzten Wochen in Atem gehalten hatte.

Von ihrem Platz aus, musterte Jodie schweigend die kalten Gesichtszüge des Fremden. In seinen Augen lag eine Grausamkeit, wie sie sie noch nie gesehen hatte.

Schlagartig wurde ihr eiskalt. Vampire waren ganz allgemein gefährlich, aber dieser Typ spielte noch einmal in einer ganz anderen Liga. Selbst die aufbrausende Chianti verstummte und beobachtete, wie die Situation sich entwickeln würde.

"Was genau du vor hast, frage ich mich allerdings auch. Klär mich auf, Vermouth.", ergriff der Silberhaarige das Wort und richtete den Blick auf die Schauspielerin, welche neben ihm stand.

Während Jodie unwillkürlich den Atem anhielt und die Spannung, die in der Luft lag, fast schon greifen konnte, blieb die andere Blondine vollkommen gelassen.

Mit spöttisch funkelnden Augen blickte sie ihrem Gegenüber ganz direkt entgegen.

Die junge Vampirjägerin fragte sich, ob die andere Blondine sich diesen Hochmut tatsächlich leisten konnte, oder ob sie einfach nur größenwahnsinnig oder lebensmüde war. Diesem Kerl die Stirn zu bieten, erschien ihr eine denkbar dumme Idee.

Und was war das für ein seltsamer Name, mit dem der Fremde die Schauspielerin angesprochen hatte? Wobei..., jetzt erst stolperte sie darüber, dass Chianti ebenfalls der Name eines alkoholischen Getränks war. Den anderen Scharfschützen hatte der Silberhaarige vorhin mit Korn angesprochen, wenn sie sich recht erinnerte und Chris hatte eben zwei Personen herangewunken, die ebenfalls alkoholische Namen trugen. Was genau hatte das zu bedeuten?

Doch was es mit diesen seltsamen Namen auf sich hatte, war wohl erst einmal zweitrangig.

Derweil ergriff Chris das Wort. "Diesen Jäger heute nicht über die Klinge springen zu lassen, dient nur einem übergeordneten Zweck. Viel mehr geht es mir um die Kleine da.", erklärte sie und nickte in Jodies Richtung.

Spontan fragte diese sich, was die geringfügig Ältere eigentlich mit ihr vor hatte. Sie glaubte zu wissen, dass Chris aus reiner Berechnung, nicht etwa aus Freundlichkeit handelte, was ihr ein ungutes Gefühl in der Magengegend bereitete. Irgendetwas hatte diese Frau vor und sie war ganz und gar nicht scharf darauf es herauszufinden.

Nicht, dass sie in ihrer aktuellen Lage eine Wahl gehabt hätte, ob es ihr nun gefiel oder nicht.

"Die Kleine da?", murrte der Silberhaarige und warf Jodie einen kalten Blick zu. Ohne es zu merken hielt die junge Frau die Luft an.

"Richtig. Na komm schon, denk nach, Gin. Ich bin mir sicher zu kommst von alleine darauf.", zog Chris den finster dreinblickenden Mann auf.

Nun richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Schauspielerin. "Hör auf mit deinen Spielchen. Was in deinem verdammten Kopf vorgeht, kann niemand nachvollziehen, Vermouth.", knurrte er.

"Ach, ist das so? Dabei liegt es diesmal doch wirklich auf der Hand."

Mit einem Schmunzeln auf den Lippen, stellte die Blondine sich auf die Zehenspitzen, lehnte sich zu Gin und flüsterte diesem etwas ins Ohr.

Natürlich musste sie flüstern, stellte Jodie in Gedanken verärgert fest. Sonst hätte am Ende noch die Chance bestanden, dass sie eine Idee von dem bekam, was hier eigentlich gespielt wurde.

Zwar hörte Gin ihr zu, doch kaum, dass sie ihm die Situation erklärt haben musste, schob er die Blondine wieder auf Abstand und warf ihr einen wenig freundlichen Blick zu.

"Und wenn du ihn darum bittest, kauft dein Boss dir auch ein Pony, was?", höhnte er.

"Ein Pony? Ich bitte dich, ein Pferd müsste es schon sein. Der Boss macht keine halben Sachen.", ging die Schauspielerin spöttisch darauf ein.

Erneut murrte Gin irgendetwas vor sich hin, machte eine wegwerfende Handbewegung in Richtung der Jägerin und ging wieder zwei Schritte auf die Bar zu.

"Aber meinetwegen sollst du sie haben. Es kümmert mich nicht."

"Oh, zu gütig von dir." Die Stimme der Blondine triefte vor Hohn, ehe sie das erste mal ernst wurde und in einem selbstsicheren, schneidend scharfen Tonfall hinzufügte: "Aber es ist nicht so, als würde ich deine Zustimmung oder Erlaubnis benötigen. Vergiss nicht, deine Leute und du, ihr seid hier nur zu Gast und in diesem Land habe ich das Sagen."

Gin hielt in der Bewegung inne und fixierte die Blondine erneut mit dem Blick. Zuerst lag Ärger in seinen grünen Augen, der jedoch recht bald Spott Platz machte. "Noch magst du hier vielleicht etwas zu sagen haben, aber wir wissen beide, dass sich das in nicht ganz zwei Monaten ändern wird. Gewöhn dich lieber schon einmal an den Gedanken, dass ich dich an eine deutlich kürzere Leine legen werde, als der Alte es tut."

"Das wird sich noch zeigen, mein Lieber."

Einen Moment hielten sie noch Blickkontakt. Zwar lag auf Chris Lippen weiterhin ein Schmunzeln, doch war die Verachtung, die die beiden füreinander empfanden, deutlich spürbar.

Jodie beobachtete die ganze Szene von ihrem Platz aus schweigend und mit stetig zunehmender Verwirrung. Das der Silberhaarige und die Schauspielerin sich die Stirn boten, scheinbar ihre Grenzen ausloteten und beide einen hohen Rang bekleiden mussten, war nicht zu übersehen, aber was ging hier bitte vor sich?

Was hatte Gin mit seinen Worten eben gemeint? Und wie kam es, dass ein Mensch, wie Chris es nun einmal war, in einer Vampirgesellschaft scheinbar einen so hohen Rang bekleidete?
 

Die Szene, die sie soeben beobachtet hatte, hatte mehr Fragen als Antworten aufgeworfen. In der jungen Jägerin tobte ein einziges Chaos. Sie war hin und hergerissen zwischen Angst wegen ihrer aktuell denkbar ungünstigen Situation und Verwirrung, da sie beim besten Willen nicht mehr nachvollziehen konnte, was hier eigentlich gespielt wurde.

Sie war gefesselt und umgeben von Vampiren. Und dann war da natürlich noch die Schauspielerin, die den hier anwesenden Bestien absurderweise etwas zu sagen zu haben schien und mit der sie im wahrsten Sinne des Wortes einen Deal mit dem Teufel geschlossen hatte. Auch wenn sie noch nicht wusste, wie besagter Deal eigentlich aussehen würde. Sie wusste ja noch nicht einmal, ob ihr Kollege wirklich in Sicherheit war, oder ob Chris sich nur einen bösen Scherz erlaubte.

Und was hatte dieser unheimliche, silberhaarige Kerl gerade noch gesagt? Die Schauspielerin könnte sie ruhig haben? Was genau meinte er damit? Was wollte diese Frau denn überhaupt von ihr?

Es sah jedoch ganz danach aus, als ob zumindest dieses Rätsel bald gelöst werden würde, hatte Chris sich ihr inzwischen wieder zugewandt und ging langsam auf sie zu, ehe sie sie erreicht hatte und vor der Jägerin stehen blieb.

Verstört, grenzenlos verwirrt und fragend zugleich, blickte die geringfügig jüngere Blondine zu ihr hoch. "Was hat das alles zu bedeuten? Was genau hast du vor mit mir?", hörte sie ihre eigene Stimme fragen.

Chris schien nicht im geringsten überrascht und blickte noch einen Moment lang auf sie herab, ehe sie zu einer Antwort ansetzte. Das Schmunzeln verschwand dabei nie von ihren Lippen.

"Armes, naives Kätzchen. Du scheinst so vieles nicht zu verstehen und dabei ist die Antwort so selbsterklärend."

"Ach, ist das so? Dann hilf mir mal ein wenig auf die Sprünge." Jodie war hin und hergerissen zwischen Verwirrung und Verärgerung, da ihr Gegenüber sie ganz offensichtlich nicht ernst nahm.

"Weißt du, es ist mir schon vorhin bei der Autogrammstunde aufgefallen. Auch wenn ich ehrlich gesagt nicht erwartet habe, dich so schnell wiederzusehen. 0 negativ ist selten, damit erzähle ich dir nichts neues, oder?"

Die junge Frau schüttelte entgeistert den Kopf. "Woher kennst du meine Blutgruppe?", hakte sie verständnislos nach. Im nächsten Moment meinte sie die Antwort auf diese Frage jedoch bereits schon selbst gefunden zu haben. "Warte... diese elende Vampirin da hat es eben erwähnt, richtig?"

"Hey! Was denkst du dir eigentlich, Menschlein?!", blaffte Chianti augenblicklich angesäuert.

"Das hat sie, ja. Aber deine Blutgruppe kannte ich auch schon vorher."

Die Schauspielerin kniete sich vor die Gefangene, welche ihr gestresst entgegenblinzelte.

"Woher...?", brachte Jodie stockend heraus. Wenn es hier um ihre Blutgruppe ging, bedeutete das dann, dass sie gleich mit Camel den Platz tauschen würde. Kein schöner Gedanke, bei dem ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. Aber... hatten diese elenden Vampire genau das nicht sowieso angedacht? Das konnte wohl kaum der Deal sein, dem sie da zugestimmt hatte, richtig?

"Woher ich das weiß? Ach Süße..., du willst es nicht verstehen, oder?" Chris behandelte sie, als würde sie mit einem dummen Kind sprechen. "Blutgruppe 0 negativ, dir haftet ein einfach unwiderstehlicher Duft an. Stell es dir so vor, als hättest du zwei Tage lang nichts gegessen und plötzlich stellt dir jemand dein Lieblingsgericht genau vor die Nase."

"....Was?", krächzte die Jägerin. Blutgruppe 0 roch unwahrscheinlich gut? Lieblingsgericht? Was zum?! Erneut lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken und in ihrer Magengegend machte sich ein höchst ungutes Gefühl breit. Was redete die andere Frau da bitte?!

Erneut trafen die Blicke von hellblauen und smaragtgrünen Augen sich. Zwei Sekundenlang blickten die beiden Blondinen sich an, ehe das Schmunzeln auf den Lippen der Älteren höhnischer wurde. Dann blinzelte sie. Jodie glaubte ihren Augen nicht zu trauen, als sie praktisch dabei zusehen konnte, wie die smaragtgrünen Iriden ihres Gegenübers schlagartig ein helles Stahlblau annahmen.

Diese Augen...! Das bedeutete dann ja...! Aber diese Frau hatte vorhin noch im Tageslicht mit ihr auf dem Balkon gestanden. Das konnte doch folglich gar nicht! Die Blondine verstand gar nichts mehr.

"Jetzt schau doch nicht so verwirrt, Kätzchen.", amüsierte Chris sich. "Du hast es wirklich nicht gemerkt, oder?", verhöhnte sie sie weiter, wobei der jungen Vampirjägerin die beiden, nun deutlich schärferen und spitzeren Zähne auffielen, welche beim Sprechen im Mund der Schauspielerin aufblitzten.

Jodie war fassungslos. Sie hatte diese Frau die ganze Zeit für einen Menschen gehalten und nun hatte die andere Blondine sich von einer Sekunde auf die andere als Vampirin entpuppt. Und das, obwohl sie sich im Tageslicht bewegen konnte, ohne dabei auch nur den geringsten Schaden zu nehmen.

"Lass dir gefälligst nicht einfallen, mir nichts abzugeben, Barbie! 0 negativ ist auch meine Lieblingssorte!", beschwerte Chianti sich im Hintergrund.

Kurz wandte die Blondine sich ihr zu. "Keine Chance, die Kleine hier teile ich nicht. Frag einen der Kellner, was wir noch im Keller haben, wenn du Durst hast."

"Das ist doch wohl...!", brauste Chianti auf, doch die Blondine hatte sich bereits wieder abgewandt.

Jodie wurde von immer größerem Horror gepackt. Das war doch jetzt alles wirklich ein schlechter Scherz!

Sie fühlte sich wie in einem absurden Alptraum gefangen. Erst wurde ihr Team getötet, dann fand sie sich verschleppt in diesem Vampirschuppen wieder und nun sah sie sich einer Vampirin gegenüber, der Tageslicht rein gar nichts ausmachte. Das war doch vollkommen unmöglich!

Doch ob unmöglich oder nicht, gerade hatte sie noch eine ganz andere Sorge. Chris, die vor ihr kniete, griff nach dem Kinn der jungen Jägerin und zwang sie den Kopf nach rechts zu legen.

Jodie war sich bewusst, dass ihr Hals nun vollkommen ungeschützt war. Panik stieg in ihr auf.

Sie sträubte sich gegen den Griff ihres Gegenübers, doch die Ketten schränkten ihre Bewegungsfreiheit ein und hielten sie zurück, während die Vampirin ihren Griff nur noch verstärkte.

"Nein! Nein! Nein! Bleib weg von mir, verdammtes Monster!" Die Stimme der jungen Frau klang bei weiten schriller und panischer, als ihr lieb war.

Chris warf ihr einen fast schon mitleidigen Blick aus ihren nun stahlblauen Augen zu. Sie legte sich den Zeigefinger ihrer freien Hand auf die Lippen und bedeutete ihr still zu sein.

"Ssssh, Kätzchen. Hatten wir nicht einen Deal?", erinnerte sie sie.

Jodie konnte ihr eigenes Herz wie wild pochen hören, während Panik in Wellen über sie hinwegschwappte. Es stimmte schon, dass sie einem Deal vorhin in ihrer Not zugestimmt hatte, aber da hatte sie auch noch keine Idee gehabt, was ihr Gegenüber eigentlich war. Und abgesehen davon, besaß jeder Mensch so etwas wie einen gesunden Überlebenswillen!

Verzweifelt sträubte sie sich, doch die Ketten machten dieses Kräftemessen recht einseitig.

Als die Schauspielerin sich in ihre Richtung lehnte, jagten Adrenalin und Panik wie ein schmerzhafter Stich durch ihren ganzen Körper.

"NEIN! Bleib weg von mir!" Sie kniff die Augen zusammen... doch spürte sie im nächsten Moment lediglich die Lippen ihres Gegenübers auf ihrer Wange. Die Andere hatte sie auf die Wange geküsst...?

Skeptisch blinzelte Jodie. Die Vampirin war zumindest in so weit auf Abstand gegangen, als dass sie deren Gesicht aus dem Augenwinkel sehen konnte.

"Kein Grund gleich die Nerven zu verlieren.", verhöhnte die andere Blondine sie amüsiert. "Hör auf so zu zappeln. Du machst es nur schlimmer."

Weiterhin hatte Chris ihren Griff nicht gelockert und zwang die Jägerin somit weiterhin in der unglücklichen Position, die linke Seite des Halses entblößt, zu verharren. "Du wirst hier und heute nicht sterben, Kleines. Ich bin doch immerhin kein... Monster." Das letzte Wort schnurrte die Vampirin schon fast amüsiert, was die ganze Situation nur noch ironischer machte.

Ein Vampir und kein Monster? So etwas gab es nicht! Und wenn diese Frau das, was sie sagte tatsächlich ernst meinte und die Gefangene hier und heute nicht sterben würde, dann hieß das am Ende etwa.... Der jüngeren Blondine wurde schlecht. Bei der Befürchtung, die sich ihr nun aufdrängte, war sie sich nicht sicher, ob es nicht vielleicht sogar besser wäre, nun den Tod durch diese Vampirgesellschaft zu finden. Leider nur saß sie aktuell ganz eindeutig am kürzeren Hebel und hatte keinerlei Einfluss auf ihr Schicksal.

In den Augen der Schauspielerin blitzte etwas Grausames auf. Fast wie eine Katze, die der Meinung war, die in der Falle sitzende Maus nun genug gequält und tyrannisiert zu haben. Als sie sich fast schon in Zeitlupe zurück in Richtung des Halses ihres Opfers lehnte, spürte Jodie wie Hilflosigkeit, Entsetzen und Panik ihr logisches Denken lähmten.

"Nein....nicht...! Wenn du mich beißt und am Leben lässt, dann...", wimmerte sie mit erstickter Stimme, konnte ihren Satz jedoch nicht mehr beenden, da ein scharfer Schmerz ihren Hals durchfuhr. Die junge Frau schrie auf.

Oh, nein, nein, nein! Das hier war schlimmer als jeder Alptraum! Wenn dieses Biest ihre Ankündigung wahrmachte und sie nicht tötete, dann würde dieser Vampirbiss gleichzeitig auch bedeuten...

Panik und Verzweiflung beschleunigten ihren Puls und Herzschlag nur noch. Das hier war schlimmer, viel schlimmer, als das Schicksal während der Jagt zu fallen.

Der Schmerz, ausgelöst von den spitzen Fängen, die sich in ihren Hals gebohrt hatten, war grausam. Sie spürte die Lippen der Anderen auf ihrer Haut, fühlte wie ihr eigenes Blut warm und frisch aus ihrem Hals quoll.

Das Entsetzen hatte sie nun vollständig gepackt und hielt sie eisern in seinen grausamen Klauen.

Ob nun durch die Schmerzen, ihre Angst oder den Blutverlust ausgelöst, fast schon war Jodie dankbar darüber, als sie spürte, wie ihre Sicht zu verschwimmen begann und ihr langsam schwarz vor Augen wurde.



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