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Vampire Kiss

Vermouth x Jodie, (Curaçao x Kir)
von

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wichtig vorab :

-> Die Hintergrundgeschichten der Charaktere orientieren sich zwar grob am Anime/Manga, die Story selbst weicht jedoch davon ab.

-> Sharon Vineyard und Chris Vineyard sind in dieser Story zwei unterschiedliche Personen (Mutter und Tochter)
 

Kapitel 1
 

Kalter Regen prasselte auf die Großstadt nieder und bildete bereits Pfützen zwischen dem Kopfsteinpflaster. Stumm und dunkel lagen die Straßen der Wohnsiedlung da.

Am Ende der Straße flackerte eine Straßenlaterne, welche dabei war den Geist aufzugeben. Bis auf das spärliche Licht der wenigen Straßenlaternen, spendete nur der Mond ein wenig fahles Licht.

So belebt die Hauptstraßen New Yorks selbst in der Nacht sein mochten, auf das eher abgelegene Wohnviertel traf dies nicht zu. Hier gab es keine Spur von grellen Leuchtreklamen. Die typischen gelben Taxis der Großstadt, suchte man hier um diese Uhrzeit ebenso vergeblich wie Fußgänger.

Der Straßenzug, welcher bereits eindeutig bessere Zeiten erlebt hatte, mutete fast schon ausgestorben an.

Lediglich eine unscheinbare Gasse wich von der Norm ab.

Platschend spritzte das Wasser einer Pfütze zu allen Seiten, als ein schwerer Stiefel mitten hinein trat. Unbeeindruckt rannte die Person weiter, dicht gefolgt von vier weiteren Gestalten. Sie alle waren in dunkle Mäntel gehüllt. Die Kapuzen, die die Personen sich tief ins Gesicht gezogen hatten, schirmten den Regen zumindest einigermaßen ab.

"Er ist in diese Gasse gebogen, da bin ich mir ganz sicher.", zischte eine Frauenstimme ihren Kameraden zu.

"Ja, das glaube ich auch. Irgendwo hier versteckt das Biest sich.", stimmte ihr einer ihrer Begleiter zu. Selbst unter seinem Mantel wirkte er eher massig.

"Der versteckt sich nicht, er liegt auf der Lauer.", verbesserte ein weiteres Gruppenmitglied. "Zeit, die Gasse ein wenig auszuleuchten."

Die restlichen Teammitglieder nickten stumm, ehe einer der Männer eine Art Taschenlampe aus seinem Mantel hervorzog. Kaum war diese eingeschaltet, traf der Lichtkegel bereits auf die Wand des alten Fabrikgebäudes und tanzte hin und her, als der Mann die Umgebung auszuleuchten begann.

Anders, als das eher kühle Licht herkömmlicher Taschenlampen, strahlte diese Lampe heller und wärmer. Fast schon erinnerte der Lichtschein an einen Sonnenstrahl.

Die fünf Gestalten waren näher zusammengerückt und suchten die verlassene Umgebung mit den Blicken ab. Anspannung und Konzentration stand auf ihren Gesichtern geschrieben.

Schließlich streifte der Lichtkegel der Taschenlampe einen Umriss, welcher auf der Feuerleiter des alten Fabrikgebäudes kauerte.

Kaum, dass das Licht den Körper streifte, flogen Funken und Rauch stieg auf.

Fauchend sprang die Figur von der Feuerleiter, machte einen gut vier Meter weiten Satz und landete an der Hauswand.

"Da ist das Biest!", rief die einzige Frau der Gruppe alarmiert.

"Vorsicht, es greift an!", warnte eins der anderen Gruppenmitglieder.

Und wirklich, obwohl der Schein der Taschenlampe die Kreatur ganz offensichtlich verletzt hatte, floh sie nicht.

Auf den ersten Blick hätte man das Etwas für einen ganz normalen Menschen halten können. Die Gestalt trug die Berufskleidung einer hier in der Nähe ansässigen Sicherheitsfirma. Das Haar des Mannes stand ihm in zerzausten Büscheln vom Kopf ab, während seine Haut ungesund fahl anmutete.

Fast hätte man meinen können, der Angestellte der Sicherheitsfirma hätte ganz einfach keinen besonders guten Tag gehabt... wären da nicht die blutunterlaufenen, roten Augen gewesen.

An seinem Hals klaffte eine Wunde, die Haut war noch blutverschmiert.

Erneut stieß die Figur ein Fauchen aus und bleckte dabei die spitzen Fangzähne, welche ganz eindeutig nicht menschlich waren.

Im nächsten Moment stieß die wütende Kreatur sich entschieden von der Backsteinmauer ab und sprang geradewegs auf die Gruppe der Verfolger zu.

"Vorsicht!!"

Noch ehe die Gestalt die Möglichkeit hatte, sich auf den eher kräftig gebauten Mann zu stürzen, erwartete dieser das Wesen bereits mit gezogener Pistole und drückte ab.

Das Projektil pfeilte leise und unscheinbar aus der Waffe, doch kaum, dass die Kugel sich in den Körper der Kreatur bohrte, leuchtete das Wesen hell auf, stieß ein ohrenbetäubendes Kreischen aus und zerfiel noch im Sprung zu Staub und glühender Asche.

"Das wäre geschafft.", atmete der Mann auf.

"Bist du in Ordnung, Andre?", erkundigte seine Kollegin sich bei ihm und ließ die eigene Waffe, die sie eben noch gezogen hatte, wieder sinken, nun wo die Gefahr gebannt war.

Die junge Frau rückte ihre Kapuze etwas zurecht. Blondes Haar und hellblaue Augen wurden sichtbar.

"Ja, alles bestens. Ich habe den Vampir erwischt, bevor er mich erwischen konnte.", winkte Angesprochener ab.

Das kleine Team entspannte sich wieder ein wenig. Für einen Moment standen sie schweigend im Regen und sahen sich erneut um, wollten sie doch sicher gehen, das kein Zivilist diesen Einsatz mitbekommen hatte. Dies war in dieser abgelegenen Ecke der Stadt glücklicherweise nicht der Fall.

Einer der Männer zog die Stirn kraus und durchbrach die Stille schließlich. "Diese elenden Vampire. Aber sie sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Das war doch wieder eins dieser verrückten Exemplare."

Ein anderes Gruppenmitglied verschränkte die Arme vor der Brust. "Das wie vielte Exemplar war das jetzt binnen zwei Wochen? Es ist fast so, als hätten diese Vampire ihre Intelligenz an der Garderobe abgegeben. Auch wenn sie das natürlich leichter zu jagen macht."

"Ja und nein. Diese Exemplare verhalten sich wie Tiere, was sie auch mehr als gefährlich macht. Wir sollten sie nicht unterschätzen.", mahnte Andre seinen Kollegen.

"Da kann ich ihm nur zustimmen. Aber wie auch immer, lasst uns zusehen, dass wir von hier verschwinden, Jungs. Es ist kalt und es regnet.", ergriff die einzige Frau der Gruppe das Wort.

"Gute Idee. Bald wird es eh wieder hell, dann verkriechen diese elenden Biester sich sowieso.", stimmte eins der Gruppenmitglieder, Steve, ihrem Vorschlag zu.

"Unsere Arbeitszeiten sind echt zum heulen. Mondnebel ist fast schon genau so nachtaktiv wie die Vampire selbst.", murrte einer der Männer, mit einem schweren texanischen Akzent, vor sich hin.

"Du hast dich doch für diesen Job entschieden John, also jammer nicht.", winkte einer seiner Kollegen ab.

Als die kleine Gruppe sich in Bewegung setzte, stieß besagter Kollege die junge Blondine scherzhaft an. "Hey Jodie, weißt du was?" Als die junge Frau ihn fragend ansah, redete er grinsend weiter. "Du hast Wassertropfen auf der Brille."

Nun zog Angesprochene ein Gesicht. "Na vielen Dank auch, Hayden. Jetzt kann ich das so schnell nicht mehr ausblenden."

Die Gruppe lachte und machte sich daran aus der verlassenen Gasse zu verschwinden.

Als sie die nächste Straße so gut wie erreicht hatten, hielten sie jedoch noch einmal inne, ohne sich vorher abgesprochen zu haben.

Kurz vor ihnen auf der Straße, welche sie gerade hatten betreten wollten, wurde ein Auto gestartet. Der Motor schnurrte auf, dann setzte der Wagen sich in Bewegung. Ein Oldtimer. Ein schwarzer Porsche um genau zu sein.

Schon war das Fahrzeug an der kleinen Gruppe vorbeigefahren und verschwand nach einigen Sekunden in der Dunkelheit. Die fünf Vampirjäger tauschten alarmierte Blicke aus.

"Hey, dieses Auto, das haben wir in den letzten zwei Wochen verdammt oft gesehen.", gab John zu bedenken.

"Meistens kurz bevor, oder kurz nachdem wir uns einem dieser hirnlosen Vampire gegenübergesehen haben.", stimmte Andre ihm zu.

"Das kann alles nur Zufall sein, aber das wären dann ganz schön viele Zufälle auf einmal in letzter Zeit." John.

"Gehen wir der Spur doch ganz einfach nach. Gleich morgen Nachmittag. Und ich denke ich weiß auch schon wie." Vielsagend blickte Jodie einmal in die Runde.
 

Am späten Nachmittag des folgenden Tages, hielt ein silberner Mercedes in der Nähe eines großen Gebäudes, das zwar noch gut in Schuss war, dessen Außenmauer jedoch den Schluss nahelegte, dass es unter Denkmalschutz stehen musste.

Bereits vor dem Gebäude fanden sich einige Schränke in schwarzen Anzügen. Das Sicherheitspersonal, wie es schien. Jodie war sich fast schon sicher, dass im Inneren des Gebäudes noch einige weitere Angestellte der Sicherheitsfirma, sowie Bodyguards herumschwirren würden.

Vor den Treppen des Gebäudes hatte sich zudem eine lange Schlange an Zivilisten gebildet. Einige waren ganz normal gekleidet, andere hatten sich herausgeputzt und wieder andere hatten sich in Kostüme geworfen, um Charakteren eines Filmes möglichst ähnlich zu sehen.

"Viel Spaß beim Anstehen.", neckte ihr Vorgesetzter, welcher den Wagen fuhr, die junge Blondine.

"Drück mir die Daumen, dass die Schlange sich einigermaßen schnell ins Haus verlegt, James." Während sie sprach, suchte Jodie bereits nach ihrem Regenschirm.

Am Wetterbericht hatte sich seit gestern nichts geändert. Es goss wie aus Kübeln, während heftige Windböen über die Stadt hinwegwehten. Kein besonders einladendes Wetter, was die Aussicht darauf, möglichst rasch ins Innere des Gebäudes zu gelangen, noch um einiges verlockender machte.

"Hast du dich über den Film auch ausreichend informiert?", hakte James Black sicherheitshalber noch einmal nach.

Angesprochene nickte. "Of course. Ich habe meine Hausaufgaben diesbezüglich gemacht. Immerhin soll ja nicht auffallen, dass diese Autogrammstunde nur ein Vorwand dafür ist, einer bestimmten Person ein wenig auf den Zahn zu fühlen."

"Das ist gut." James nickte ihr zu. Hinter ihnen hupte bereits ein wütender Autofahrer. "Also dann, viel Glück.", verabschiedete er die Blondine.

"Danke. Ich bin wirklich gespannt, ob wir da an einer heißen Spur dran sind."

Rasch schlüpfte Jodie aus dem Auto, spannte eiligst den Regenschirm auf und kämpfte im nächsten Moment bereits mit einer Windböe. Natürlich wurde der Regen praktisch sofort unter den Schirm gefegt, sodass die junge Frau sich fragte, ob sie nach den wenigen Metern bis zum Gebäude bereits vollkommen durchweicht sein würde.
 

Das Wetter in Gedanken verfluchend, sputete sie sich auf das Haus zuzulaufen, in welchem die heutige Autogrammstunde stattfinden sollte. Ob es nun regnete oder nicht, es nutzte alles nichts, natürlich musste auch sie sich in der Schlange vor dem Gebäude einreihen.

Bereits nach zwei Minuten des Wartens fröstelte sie und wurde das Gefühl nicht los, dass das Regenwasser ihr schon in den Schuhen stand.

In einer Winterjacke und entsprechendem Schuhwerk wäre die Kälte mit Sicherheit besser auszuhalten gewesen, doch um möglichst gut ins Bild des heutigen Abends zu passen, hatte Jodie sich ein wenig herausgeputzt. Die junge Frau trug ein weinrotes Kleid, über welches sie lediglich ein dazu passendes, dünnes Jäckchen gezogen hatte. Der Stoff wärmte leider Gottes nicht wirklich.

Ihre Schuhe, ein Paar farblich passende Pumps, hatten sich schon nach wenigen Schritten als nicht wasserdicht entpuppt.

Jodie hoffte, dass der ganze Aufwand sich auch wirklich lohnte. Nur ungern würde sie ganz umsonst hier in der Kälte stehen. Die Schlange rückte ein Stück auf und auch die Blondine tat zwei Schritte auf das Gebäude zu. Fast schon sehnsüchtig fiel ihr Blick auf die Eingangstür. Sie wollte doch nur hinaus aus dem Regen!

Während sie wartete, versuchte sie die Unterhaltung zweier Teenager, welche sich als Elfen verkleidet hatten, so gut es ging auszublenden. Sie wollte die Zeit, bevor der Plan startete, noch einmal nutzen um ihre Gedanken zu ordnen.

Sie ging die Details des Fantasyfilms durch, dessen Schauspieler heute in diesem Gebäude eine Autogrammstunde gaben. Während sie versuchte, sich an alles Wichtige zu erinnern, schweiften ihre Gedanken wieder zurück zu einem Zweifel, welcher sie die ganze Zeit über quälte.

Eine international berühmte Schauspielerin sollte etwas mit dieser Vampirbrut zu tun haben? Das klang fast schon absurd, doch manchmal hielt die Realität gewisse Überraschungen bereit.

Der schwarze Porsche, den ihr Team und sie erst gestern wieder gesehen hatten, nachdem sie einen dieser überraschend hirnlosen Vampire zur Strecke gebracht hatten... Gerüchten zu Folge war die Person, wegen der sie heute hier war, bereits mehrfach gesehen worden, wie sie in besagtes Fahrzeug eingestiegen war.

Konnte das eine mögliche Spur sein? Oder war es einfach nur Zufall? Es war ja noch nicht einmal klar, ob der Besitzer des Porsches überhaupt etwas mit dieser Vampirplage zu tun hatte, doch in den letzten zwei Wochen war ihnen dieses Fahrzeug viel zu oft begegnet, während sie sich nachts auf der Jagt befunden hatten.

Stellte sich nur die Frage, was diese weltberühmte Schauspielerin mit dem Besitzer des Fahrzeugs zu tun hatte. Vielleicht konnte Jodie von ihr etwas über ihn erfahren. Interessant war natürlich auch, ob die Frau, wegen der sie heute hier war, lediglich eine Bekannte des Fahrzeughalters war, oder ob sie mehr Dreck am Stecken hatte, als man annehmen sollte.
 

"Ihr Ticket bitte.", sprach einer der Sicherheitsmänner sie mit monotoner Stimme an und riss sie aus den Gedanken. Jodie blinzelte, begann dann jedoch in dem kleinen Handtäschchen zu kramen, welches ihr Outfit komplettierte. "Oh natürlich. Just a moment please... ah, hier ist es."

Schließlich zeigte sie dem Mann das Ticket, für welches Mondnebel gestern Nacht noch ein halbes Vermögen ausgegeben hatte, da es gar nicht so leicht gewesen war, so kurz vor dem Event noch an eine der begehrten Karten zu kommen. Sie konnte nur hoffen, dass das Ticket das Geld auch wert war.

Schließlich konnte sie das Gebäude betreten und fand sich in einer großen Eingangshalle wieder.

Die Temperaturen hier waren schon viel angenehmer.

Kurz ließ Jodie den Blick schweifen. In der Halle fanden sich einige der Personen wieder, die eben noch mit ihr in der Warteschlange gestanden hatten. Doch auch viele Leute, die es vor ihr ins Gebäude geschafft hatten, warteten hier.

Die Gäste scharten sich teils um kleine Tischchen, oder aber hatten Grüppchen gebildet, um über den Film und dessen Schauspieler zu fachsimpeln. Überall fanden sich Plakate und Werbebanner, welche sich als beliebte Fotomotive entpuppten.

Um nicht weiter aufzufallen, schoss auch Jodie einige Fotos und gab sich als Fan aus, ehe sie ihren Schirm an der Garderobe abgab und sich in die nächste Warteschlange einreihte, welche diesmal die Treppe hinauf in die erste Etage führte.

Während sie erneut wartete, lauschte sie einer Titelmelodie, welche wohl dem Fantasyfilm zuzuordnen war, um den es hier ging. Innerlich seufzte sie. Himmel, natürlich schaute auch sie gerne Filme, doch eine Veranstaltung wie diese und Autogrammstunden im Allgemeinen, waren ganz eindeutig nicht ihre Welt.
 

Der einfache Weg die Treppe nach oben und bis hin zu dem Tischchen, hinter welchem ihre Zielperson saß und fleißig Autogramme verteilte, kostete sie eine weitere halbe Stunde.

Jodies Nervenkostüm war wahrlich angefressen, als der Fan vor ihr endlich verschwand und sie der Schauspielerin gegenübertreten konnte, wegen der sie die ganze Warterei überhaupt in Kauf genommen hatte.

Ihr Gegenüber sah sie direkt an und ihre Blicke trafen sich. Kurz schluckte die junge Blondine. Sie hatte diese Frau schon so oft in Filmen gesehen und wusste daher, dass sie eine unglaublich talentierte Schauspielerin war, doch sie hier live vor sich zu sehen, war noch einmal etwas ganz anderes. Die Ausstrahlung der geringfügig Älteren war in Realität noch einmal viel faszinierender, als ein Film es je festhalten könnte.

Lange, platinblonde Haare fielen der Schauspielerin in sanften Wellen über die Schultern. Ihr Gegenüber hatte ein bildschönes Gesicht und intelligente, grüne Augen, in welchen ein gewisses Funkeln lag. Die Mimik der anderen Blondine spiegelte Selbstsicherheit und Gelassenheit wieder. Gekleidet war sie in einem schwarzen Designerkleid, über dessen Preis Jodie lieber erst gar nicht nachdenken wollte.

"Hallo. Wie schön Sie einmal in Realität zu erleben. Ein Glück, dass ich diese Warteschlange jetzt endlich überstanden habe.", begrüßte Jodie ihr Gegenüber und gab sich freundlich und begeistert.

Noch während sie sprach und die Schauspielerin vor sich ansah, ging sie gedanklich noch einmal rasch durch, was sie über sie wusste.

Chris Vineyard war 29 Jahre alt, Amerikanerin und eine weltbekannte Schauspielerin, welche schon in vielen erfolgreichen Filmen mitgespielt hatte. So weit sie sich hatte informieren können, hatte die geringfügig Ältere direkt nach ihrem Schulabschluss die Schauspiellaufbahn eingeschlagen. Sie galt als sehr eigene und schwierige Person, war aber dennoch überaus beliebt. Außerdem hieß es, dass die Schauspielerin in der Lage war mehrere Fremdsprachen sehr sicher zu sprechen.

Und sie war mehrfach gesehen worden, wie sie in den schwarzen Porsche eingestiegen war, welcher die Aufmerksamkeit von Mondnebel erregt hatte.

"Die Freude ist ganz meinerseits." Chris nickte ihr höflich zu, jedoch hatte Jodie eher den Eindruck, dass die Schauspielerin genervt von der heutigen Veranstaltung war und nur darauf wartete, dass diese Autogrammstunde bald ein Ende hatte. "Für wen darf ich das Autogramm denn ausstellen?" Vermutlich eine Frage, die die Blondine in den letzten Stunden hunderte Male gestellt hatte.

"Jodie Starling.", stellte die junge Frau sich rasch vor und beobachtete, wie ihr Gegenüber zu schreiben begann. Nicht, dass sie wirklich an einem Autogramm interessiert war, ihr lag viel mehr daran, der Schauspielerin ein wenig auf den Zahn zu fühlen.

Doch wenn sie die Schlange hinter sich betrachtete, hegte Jodie bereits so ihre Zweifel daran, dass sie wirklich in der Lage wäre, an diesem Ort einige Informationen aus der Blondine herauszukriegen.

Chris reichte ihr das unterschriebene Autogramm. "Hier, viel Spaß damit."

"Vielen Dank." Gerade als sie das Kärtchen entgegengenommen hatte und überlegte, wie sie die Schauspielerin vor sich in ein Gespräch verwickeln konnte, ohne von den wartenden Fans hinter ihr in der Luft zerrissen zu werden, erhob ihre Zielperson sich plötzlich von ihrem Platz.

"Chris?" Fragend blickte die Schauspielerin, welche am Nachbartisch saß und fleißig Autogramme verteilte, zu ihrer Kollegin. Jodie meinte zu wissen, dass es sich bei der Brünetten um Yukiko Kudo handelte.

"Entschuldigt mich kurz, ich bin ich fünf Minuten wieder da.", stellte Chris fest. Die Fans, welche immer noch auf ein Autogramm warteten, begannen zu murmeln.

"Aber die Schlange vor deinem Tisch ist noch endlos. Wo willst du denn hin?", hakte Yukiko an die Blondine gewandt nach.

"Ich gehe kurz rauchen."

"Hey! Es ist ganz schön unhöflich die Fans einfach so stehen zu lassen.", erinnerte die Brünette sie.

Jodie, die noch vor dem Tisch stand, fühlte sich derweil wie im falschen Film.

"Es wäre unhöflich die Fans unter meinen Launen leiden zu lassen, wenn ich nicht bald etwas neues Nikotin bekomme. Ich bin ja gleich wieder hier." Unbeeindruckt entfernte die Blondine sich von dem Tisch und warf lediglich Yukiko ein Lächeln zu, beachtete die wartenden Fans jedoch kaum.

"Du bist unverbesserlich, wirklich.", seufzte ihre Schauspielerkollegin, wandte sich dann jedoch wieder den Wartenden zu.
 

Jodie glaubte sich verhört zu haben. Wie selbstverständlich ließ Vineyard die wartenden Fans stehen und kümmerte sich nicht darum, was sie dachten. Da war sich jemand wohl sehr sicher, dass die kurze Flucht ihrer Beliebtheit in keinster Weise schaden würde. Wenn das keine Starallüren waren...

Kurz schüttelte Jodie den Kopf und trat zur Seite, um der nächsten Person den Weg zu dem aktuell unbesetzten Tisch freizumachen.

Schließlich schob sie sich durch die Menschenmenge, behielt die Schauspielerin dabei jedoch stets im Auge. Die Fans einfach so stehen zu lassen, mochte wahrlich unhöflich sein, doch für Jodie selbst war dies ein ziemlicher Glücksfall.

Dank der ganzen Wartenden war es nicht schwer, sich recht unauffällig durch den großen Raum zu bewegen. Gerade noch sah sie Chris in einen Flur abbiegen, welcher für die Öffentlichkeit gesperrt war.

Jodie wartete einen Moment lang und behielt den Angestellten der Securityfirma gut im Auge.

Als dieser sich für einen Augenblick abwandte, nutzte sie die Gelegenheit, um hinter ihm ebenfalls in den eigentlich gesperrten Flur zu biegen. Dabei gab sie sich so selbstverständlich wie möglich, um den Eindruck zu erwecken, zu der Veranstaltung zu gehören, sollte sie jemand gesehen haben.

Auf den ersten paar Metern glaubte Jodie noch, jeden Moment angesprochen und aufgehalten zu werden, doch sie hatte unverschämtes Glück.

Zwei Mitarbeiter einer Cateringfirma, welche sie in einem, an den Flur angrenzenden Raum entdeckte, beachteten sie nicht weiter. Bis auf die beiden älteren Frauen begegnete sie in dem abgesperrten Bereich niemandem.

Bei ihrer Verfolgung hatte sie die Schauspielerin einen Moment lang aus den Augen verloren, hatte sie den Abstand zwischen ihnen doch größer werden lassen, um zu verhindern, dass Chris sie direkt bemerkte und einen Angestellten der Sicherheitsfirma herpfiff.

Während sie nun über den unbelebten Flur lief, fragte sie sich, wohin die andere Blondine wohl gegangen sein mochte. Sie hatte etwas von rauchen gehen gesagt. Fragte sich nur wo. Gab es hier ein Raucherzimmer? Aber sie hatte nicht gehört, dass irgendwo eine Tür geöffnet worden wäre und hier auf dem Flur roch es auch nirgendwo nach Zigarettenrauch.

Aufmerksam folgte Jodie weiterhin dem geraden Flur, ehe sie an dessen Ende eine offen stehende Tür entdeckte, welche auf einen großen, überdachten Balkon führte.

Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Ein Balkon, das machte natürlich Sinn.



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