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Eren

Geheimnisse der Turanos
von

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Die Mafia von Rabed

Um zunächst einmal überhaupt aufs Gelände zu kommen, lässt Eren seine Dämonenschwingen erscheinen. Mit deren Hilfe stellt der Stacheldrahtzaun für ihn und Ajax, den er an den Achseln gepackt hat, kein Hindernis mehr dar. Der Junge fliegt viel höher als es nötig gewesen wär. Von hier oben hat man einen guten Überblick und dank der Seelensicht kann Eren die Personen gut ausmachen, die zwischen den Hallen herumlungern und patrouillieren. Keiner von ihnen kommt auf die Idee nach oben zu sehen. Solche Idioten.

 

Ajax deutet stumm auf die größte Lagerhalle und zudem die einzige, deren Fenster abgedunkelt sind, was den beiden Turanos zu Gute kommt. Eren gleitet auf die Gasse zu, die zwischen dem Ziel und der Nachbarhalle liegt. Ein paar Sekunden verharrt er noch auf Dachhöhe, bis die beiden Männer, die eindeutig Gewehre tragen, um die Ecke biegen und außer Sichtweite verschwinden. Leise setzt er seinen Bruder ab, der ihm per Handzeichen zu verstehen gibt, dass er über das Dach eindringen soll. Eren nickt verstehend und schlägt mit den Schwingen, um wieder an Höhe zu gewinnen. Währenddessen eilt Ajax bereits den beiden Männern von vorhin nach. In der Hand ein Messer, was Eren ein wenig unfair findet.

 

Eines der großen Dachfenster zu finden, ist keine Meisterleistung, sich dort unbemerkt einzuschleichen schon eher. Anders als die Fenster an den Seiten, sind die am Dach unverhüllt, weshalb er aufpassen muss nicht gesehen zu werden. Er landet zwischen den Fenstern, lässt die Schwingen verschwinden und schleicht über das glatte Dach bis er ins Innere spähen kann.

 

Etwa zwei Drittel der großen Halle ist mit Kisten, Koffern, Säcken und Käfigen aller Art und Größe vollgestopft. Ungefähr aus wiederum einem Drittel davon sind irgendwelche Laute oder Bewegungen von Lebewesen zu vernehmen, doch nur vereinzelt und leise. Ob sie irgendwie ruhiggestellt wurden? Vermutlich, sonst hätte sie doch sicher schon jemand hier gefunden und die Polizei benachrichtigt. Ein metallener Steg verläuft einmal komplett an der Wand herum und besitzt im hinteren Teil eine Plattform, die über eine Treppe erreichbar ist. Der Steg selbst kann über ein paar Leitern hier und da erreicht werden.

 

Es sind grob geschätzt dreißig Leute damit beschäftigt die Waren zu beschriften, zu nummerieren, Fotos davon an der Wand aufzuhängen und zu organisieren. Die bereiten tatsächlich alles für eine große Auktion vor. Eine illegale Untergrundauktion mit Waren und Lebewesen aus Flaurana. Wird Zeit, dass sie jemand dafür bestraft. Für das und auch für alles was diese Typen sonst noch verbrochen haben. Die dunkel Outfits mit der kugelsicheren Weste darüber und mindestens einer Schusswaffe am Körper werden sie nicht aus Modegründen tragen.

 

Wer allerdings der Chef der Bande ist oder ob dieser überhaupt hier in der Halle ist, kann Eren von hier draußen nicht sagen. Mal sehen, ob er diese Info aus dem ein oder anderen Mitglied herausquetschen kann. Hoffentlich bringt er nicht ausversehen den Anführer um. Das würde Ajax gar nicht gefallen.

 

Doch bevor er beginnt, muss er noch eine störende Kleinigkeit loswerden. Eren schließt die Augen, atmet tief ein, konzentriert sich auf seinen eigenen Herzschlag und atmet langsam wieder aus. Gefühle haben hier jetzt nichts zu suchen. Emotionen ketten einen, vernebeln das Urteilsvermögen, machen einen schwach, wollen einem ein Gewissen einreden und bringen einen dazu Entscheidungen zu treffen, die man logisch betrachtet niemals in heiklen Situationen treffen würde. Alles Dinge, die Ajax ihm gelehrt hat abzustellen, um einen guten Job machen zu können. Und er ist wirklich gut darin geworden in den letzten Jahren.

 

Als er die Augen wieder öffnet, liegt ein kalter, emotionsloser Schatten darin. Ein Blick, der eindeutig zeigt: er ist bereit ohne Skrupel zu töten.

 

Eren wartet bis die Frau auf der oberen Plattform die Treppe hinabgestiegen ist und öffnet dann ganz langsam das Fenster gerade soweit, dass er hindurchschlüpfen kann. Zum Glück quietscht es wenigstens nicht als er es wieder schließt und lautlos auf der Plattform landet, wo er hinter der nächsten Kiste in Deckung geht. Er ist drin. Und da kommt auch schon sein erstes Opfer. Ein Mann mit je einem dicken Beutel in den Händen stapft leise vor sich hin summend die Stufen hoch. Der Junge geht noch etwas weiter in die Schatten, die spärlichen Leuchtstoffröhren spenden günstigerweise nicht das beste Licht.

 

Ohne das Kind zu bemerken geht der Mann an den Kisten vorbei in die andere Ecke der Plattform, wo schon weitere Säcke liegen, zu denen er seine Ladung dazulegt. Diesen Moment, in dem er ihm den Rücken zukehrt, nutzt Eren aus, um geduckt an ihn heranzuschleichen, auf den Rücken zu springen und mit Dämonenkrallen die Kehle aufzuschlitzen. Schneller als er überhaupt begreift was geschieht, bricht er mit einem letzten Gurgeln zusammen. Eren fängt ihn auf, bevor er geräuschvoll auf dem Metall aufschlagen kann und zerrt ihn zu den Säcken, die er so über ihm verteilt, dass der Mann im ersten Moment nicht zu sehen ist. Das war Nummer Eins. Und weiter geht’s.

 

Der junge Turano hat sich vorgenommen, zunächst die Mafiatypen auf dem Steg loszuwerden, um nicht von oben beschossen werden zu können, wenn er nachher unten herumschleicht. Das schwierige dabei ist nur, der Steg ist nur mit einem Gitter gesichert, durch das man alles sehen kann. Doch da auch dort verpackte Waren stehen, sollte es möglich sein die Leute zu uentdeckt zu killen, wenn er seine Geschwindigkeit nutzt.

 

Aber zuerst nutzt er die Gelegenheit aus, dass sich gerade eine Frau in seine Reichweite begibt. Sie hat die Augen auf ein Klemmbrett gerichtet, während sie die Kisten entlanggeht und vor einer stehenbleibt, den Deckel öffnet und laut murmelnd die darin enthaltenen Gegenstände durchzählt.

 

Er nähert sich ihr im toten Winkel, doch anstatt sie gleich zu töten, spricht er sie an: „Hey, weißt du wo der Boss steckt?“

 

„Ich glaub, unten bei den Statuen irgendwo“, antwortet sie abwesend und zählt weiter. Für eine Sekunde. Sie schafft es gerade mal irritiert den Kopf zu drehen und ein „Was“ herauszubekommen, da ist Eren schon zur Stelle, lächelt sie unschuldig an und drückt seine Hand, an der das Blut ihres Kollegen klebt, auf ihren Mund. „Danke für die Info.“

 

Mit einem knackenden Geräusch verdreht er ihr den Kopf, sie bricht leblos zusammen und wird kurzerhand bei ihrem Kollegen unter den Säcken versteckt. Diese Art zu töten gefällt ihm am wenigsten. Das Geräusch, wenn das Genick bricht, bereitet ihm jedes Mal eine Gänsehaut.

 

Unten bei den Statuen also. Gut, dann muss er sich hier oben ja nicht zurückhalten. Da die Leute hier anscheinend wirklich nur mit den Vorbereitungen für diese Auktion beschäftigt sind, patrouilliert hier niemand. Das macht es einfacher und schwieriger zugleich. Einfacher, weil es keine Wachen gibt. Schwieriger, weil sich die Leute unvorhersehbar bewegen und nicht einfach einer festgelegten Strecke folgen. Rechts sind drei unterwegs, ihm gegenüber einer und links auch nur einer. Da fällt die Wahl nicht schwer, von wo er beginnt.

 

Nachdem er sich vergewissert hat, dass niemand von der anderen Seite herübersieht, flitzt er zum ersten Warenstapel auf der linken Stegseite und duckt sich dort hinter ein Fass. Sein Ziel schnürt gerade Bündel von Zweigen zusammen, an denen kleine rote Früchte mit blauen Punkten hängen. Sie stammen eindeutig aus Flaurana. Eren hat sie schon ein paar Mal gesehen, weiß aber jetzt nicht, wie sie heißen, nur, dass sie drogenwürdige Halluzinationen auslösen, wenn man sie isst. Da der Mann seitlich zu ihm steht, besteht die Gefahr, dass er ihn entdeckt, sobald er sein Versteck verlässt, und die gesamte Halle alarmiert. Jedoch nicht, wenn Eren schneller ist.

 

Er vergewissert sich noch einmal, ob sie noch immer keine Zuschauer haben, spannt die Muskeln an und flitzt los. Innerhalb einer Sekunde hat er den Mafiatypen am Kragen hinter die Kisten mit den Beeren gezogen und ihm dabei den Hals gebrochen. Unbeabsichtigt. Eigentlich hatte er vor den Mann erst außer Sichtweite zu zerren und dann zu töten. Da hat er wohl ein wenig zu fest zugepackt. Ups. Naja, das Ergebnis ist das gleiche und alarmiert wurde auch niemand.

 

Nummer Drei lässt er einfach da außer Sichtweite liegen und nähert sich schon dem nächsten Ziel. Eigentlich sollte es unüberhörbar sein, wenn jemand auf dem Metallsteg rennt, aber nicht Eren. Ihm wurde schon als Vierjährigen beigebracht lautlos zu gehen, auf jedem Untergrund. Dieses Können ist entscheidend für viele seiner Missionen und Aufträge.

 

Die Frau fotografiert kleine goldene Figuren als der Junge bei ihr ankommt, ihr eine Hand auf den Mund presst und mit der anderen den Hals aufschlitzt. In einer letzten verzweifelten Geste versucht sie die Hand von ihrem Gesicht zu lösen, erschlafft jedoch schon bald bei dem Versuch und wird in die Kiste zu den goldenen Figuren gequetscht. Jetzt nur noch die restlichen drei und Eren kann unten weitermachen, wo es einfacher ist, da es weit mehr Verstecke für ihn und die Leichen gibt.

 

Doch jetzt muss er sich erst überlegen, wie er einen der Drei tötet, ohne dass die anderen es mitbekommen. Oder er erledigt einfach alle Drei auf einmal. Er weiß, Ajax sagte keine Kräfte, aber ganz ohne schafft es Eren dann doch nicht. Und solange sein Bruder es nicht erfährt, ist alles prima. In einer Geschwindigkeit, die normale Augen gar nicht wahrnehmen können, sprintet er den Steg entlang. Dem ersten Mann bricht er das Genick, dem zweiten reißt er aufgrund des Schwungs ein ganzes Stück vom Hals raus und der Frau am Ende durchbohrt er das Herz, sodass seine blutigen Krallen vorne aus der Brust herausragen.

 

Auf der Plattform hält er an und begutachtet sein Werk. Die Drei klappen erst jetzt leblos zusammen. Tja, das war sicher nicht seine sauberste Arbeit, aber wenn jetzt eh keiner mehr hier hoch kommt, sieht sie auch niemand. Deshalb erspart er sich die Mühe die Leichen zu verstecken, kauert sich stattdessen an den Rand der Plattform und scannt die Halle nach einem geeigneten Opfer zum Fortfahren ab. Er will das hier schnell und problemlos beenden, um Ajax zu beweisen, dass er noch immer das Turano-Niveau hält. Vielleicht will er es aber auch nur sich selbst beweisen, um die ganzen Patzer und Leichtsinnsfehler der letzten Tage wieder gutzumachen.

 

Dass er schon jetzt am rechten Arm und auch im Gesicht und den Klamotten überall Blut kleben hat, stört ihn dabei nicht. Dafür hat er schon zu oft Blut an sich gespürt, als dass es ihn noch etwas ausmachen würde. Zugegeben, meistens war es sein eigenes, aber egal von wem es stammt, Blut fühlt sich immer gleich an. Warm. Klebrig. Und vielleicht auch ein bisschen nach Stärke.

 

Die Kisten unten sind zu hohen Türmen aufgestapelt worden, zwischen denen schmale Gänge verlaufen. Perfekt für Erens Vorhaben. Er sucht sich eine Stelle am linken Rand aus, ganz an der Wand, klettert dort über des Metallgeländer und lässt sich lautlos auf den Kistenturm fallen. Direkt neben ihm nickt ein Mann im Takt zu seiner Musik aus den Earbuds. Der Junge landet hinter ihm und schlitzt ihm die Kehle auf. Mit weit aufgerissenen Augen schielt er zurück zu seinem Mörder ehe er diese verdreht und umkippt.

 

Irgendwie kommt Eren das ganze hier viel zu leicht vor. Sind das wirklich Mitglieder einer Mafia? Dafür sind sie aber echt schwach und lassen sich viel zu leicht töten. Von einem Kind. Aber gut, wieso sich darüber beklagen? Wenn das so weitergeht wie bisher, hat er den Job in Nullkommanichts erledigt. Ajax und sein Vater werden stolz auf ihn sein. Bestimmt darf er dann öfter Solomissionen erledigen.

 

Er schleicht den Gang entlang auf die Stimmen zu, die am nächsten klingen und lugt am Ende um die Ecke. Zwei Frauen stehen dort beieinander, die mehrere Vasen putzen. Seltsam, diese Vasen sehen nicht aus als wären sie aus Flaurana. Sie versteigern wohl doch nicht nur Dinge aus der anderen Welt. Aber das ändert nichts. Illegale Untergrundauktion bleibt illegale Untergrundauktion, auch wenn nicht nur Flauranadinge versteigert werden.

 

Der junge Turano springt einen Satz vor und rammt beiden seine Krallen in den Hals. Diesmal hat er den Moment nicht wirklich gut abgepasst. Als die beiden zusammenbrechen, rutscht die Vase, die die Blondine geputzt hat, aus ihren Händen und zerbricht geräuschvoll zu etlichen Scherben. Ein Anfängerfehler, für den er sicher noch büßen wird.

 

*So ein Mist!*, flucht der 12-Jährige stumm. *Das hat doch sicher keiner gehört, oder?*

 

Natürlich hat das jemand gehört. Von irgendwoher schreit eine aggressive, tiefe Männerstimme: „Wer hat da was zerbrochen?! Wer es kaputt macht, zahlt es gefälligst auch!“



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