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Truth Untold

Hanahaki - Wenn Liebe krank macht
von

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six

Katsuki ♫

 

 

Schon von meinem Zimmerfenster aus, konnte ich sehen, wie er wieder zurück ins Wohnheim kam. Ich saß hier schon eine Weile und wartete darauf, wann er wieder zurückkam. Warum ihn einige unserer Klassenkammeraden begleiteten, war mir schleierhaft, gleichzeitig erleichterte es mein Gemüt.

 

Das wissen, dass mein geliebter Grünschopf auf einem Date mit dem Bastard war, brachte mein Herz dazu, schmerzhaft in meiner Brust zu ziehen. Wie ein tiefes Loch tief in mir fraß es sich durch. Es tat unheimlich weh ihn mit einem anderen zu sehen - zu wissen, dass er ohne mich glücklicher war.

 

Zwischen meinen Fingern drehte ich die zarte Blume, die ich vor ein paar Minuten ausgehustet hatte. Die ganze Sache tat mir nicht gut, ich merkte selbst wie es mir immer schlechter ging. Meine Zeit neigte sich dem Ende. Das lag vorrangig daran, dass ich Deku nicht gehen lassen konnte. Ich wollte nicht, dass er mit dem Bastard zusammen kam. Wollte ihn nicht teilen müssen, ich wollte ihn für mich haben. Deku sollte mein sein, seit unserem Kuss konnte ich an nichts anderes mehr denken. Ganz gleich was ich auch tat, stets spürte ich seine weichen Lippen auf meinen, hörte seine zuckersüße Stimme in meinen Ohren.

 

Ich war verdammt bis in alle Ewigkeit.

Zu sehr sehnte ich mich nach diesem Jungen.

 

Doch das ging nicht. Es gab keinen Weg, der gut für mich ausgehen könnte. Deku liebte mich nicht, nur ich war so dämlich und konnte einfach nicht loslassen. Wozu war dieses pumpende Teil in meiner Brust denn gut, außer mir schmerzen zu bereiten?

 

Wir konnten nicht zusammen sein. Einerseits müsste ich ihn zuallererst meine Gefühle beichten, die ich schon so lange für mich behielt. Andererseits wusste ich nicht, wie er darauf reagieren würde. Ich müsste diese Pain ertragen und mich ihm öffnen nur damit er an meinen Worten zweifelt, mir misstraut. Womöglich würde er mich auch auslachen und zur Hölle schicken. Dann blieb mir nichts mehr von ihm, keine Freundschaft, keine lieben Worte und auch kein Lächeln mehr. Mir blieb nur mein unweigerlicher Tod. Schneller als es mir lieb war.

 

Ich hatte schlichtweg Angst vor seiner Reaktion.

 

Mein Herz wollte es ihm so sehr sagen, mit jeder Sekunde, die ich mit ihm verbringen durfte. Doch hatte ich zu große Angst davor, alles zu verlieren. Liebe war etwas Grausames.

 

Ich seufzte schwer auf, betrachtete weiter die grüne Blume in meiner Hand. An den Rändern klebte in dunkelroten Sprenkeln mein Blut und war gerade dabei langsam zu trocknen. Mein Blick lag gebannt auf meiner Blume, dabei fragte ich mich, wie dieses Blut an eine so schöne Blume kommen konnte. Die Pflanze in meiner Lunge besaß keine Dornen, dennoch würgte ich neuerdings immer welches nach oben. Lag wohl an der körperlichen Anstrengung. Oder mit mir ging es langsam dem Ende zu.

 

Auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, ich war auf die Zuneigung des Nerds angewiesen, wenn ich noch ein wenig länger leben wollte. Es half immer ein wenig. Am Tag nach unserem Date ging es mir so unglaublich gut, dass ich schon dachte, die Blume wäre verschwunden. Allein sein Lächeln ließ mein Herz erblühen, kurz hatte ich die Vermutung, dass er doch noch etwas für mich empfand.

 

Allerdings täuschte ich mich gewaltig.

 

Als Deku das Date mit dem Bastard vereinbart hatte, war er so glücklich und beachtete mich kaum noch. Es tat weh, so sehr, dass es mich einige Schritte zurückwarf. Deku liebte mich nicht, dass sollte ich doch langsam begriffen haben. Er wollte Shoto und dagegen konnte ich nichts ausrichten. Wollte ich auch nicht, redete ich mir jedenfalls ein.

 

 

Kaum wusste ich von ihrem Date, ging das Husten wieder los. Jeder kleine Schmerz in meinem Herzen beschleunigte das Wachstum, verschlimmerte die Krankheit. Jede Zuneigung die mir der Nerd gab, sei sie auch noch so unbedeutend, wirkte dagegen. Solange sich der Nerd nur mit mir beschäftigte, ging es mir gut.

 

Mit dem dämlichen Date (was ich Dummkopf gefordert hatte) ging es wieder steil bergab.

Man könnte es beinahe als eine Strafe sehen, dass es mir mit jedem Tag schlechter ging.

 

Ich legte die Blume auf meinem Schreibtisch ab und machte mich auf den Weg nach unten in den 1. Stock, wo sich das Zimmer des Strebers befand. Warum nannte ich ihn überhaupt Streber? In der Schule war ich um Längen schlauer als der Kleine. Dennoch nannte ich ihn immer Streber. Ich lächelte bei dem Gedanken, lag wohl daran, dass er für mich mein kleiner süßer Streber war. Deku sah einfach genauso aus wie ein kleiner süßer Streber. Als ich sein süßes Nerdgesicht vor mir sah, fing mein Herz sofort wieder an schneller zu schlagen.

 

Angekommen vor seinem Zimmer, bemerkte ich, dass die Tür nicht ganz geschlossen war. Gerade als ich seinen Raum betreten wollte, drang seine wunderschöne Stimme an mein Ohr, so hielt ich unbeabsichtigt in meiner Bewegung inne "Wäre auch zu schön gewesen..", murmelte er traurig vor sich hin, gefolgt von einem schweren Seufzen.

 

Nanu? Lief das Date etwa nicht so, wie es sollte? Ich grinste verstohlen vor mich hin, insgeheim freute ich mich darüber, auch wenn ich das nicht sollte. Ich wollte sie zusammen bringen und nicht auseinander. Mein Herz arbeitete auch gegen meinen Verstand dieser Verräter.

 

 

Da ich nicht weiter lauschen wollte, schob ich die Tür nach innen auf und betrat sein Zimmer. Mein Herz schlug sofort schneller, als ich ihn erblickte. Zog sich genauso schnell wieder zusammen als ich sah, wie traurig er aussah, als er betrübt sein Handy fallen ließ. Ich mochte es nicht, wenn er traurig war. Deku sollte lachen und nicht weinen. Es tat mehr weh ihn traurig zu sehen, als zu wissen, dass er mich nicht liebte. Mein Hals kratzte bei seinem Anblick, ich ertrug es einfach nicht. Ich räusperte mich leise.

 

"Was wäre schön gewesen?", fragte ich geradeheraus. Deku fuhr herum, starrte mich einfach verblüfft an. Sein Mund klappte auf, Sekunden vergingen wo er mich einfach anstarrte als wäre ich ein Geist. Er sah unglaublich süß aus. Gott, wie konnte man nur so wunderschön und niedlich zugleich aussehen? Mein Herz schlug wieder schneller gegen meine Brust, (falls es möglich war, dass es noch schneller schlagen konnte) meine Mundwinkel zogen sich zu einem leichten Lächeln nach oben. Ich konnte rein gar nichts dagegen ausrichten. Am liebsten würde ich ihn packen und küssen, wild und ungestüm. Ihn in sein Bett drücken und- Wow! Stopp.

 

Falsche Richtung, ganz falsche Richtung.

 

Ich schloss kurz meine Augen, versuchte meine Gedanken wieder auf das wesentliche zu Ordnen und konzentrierte mich auf das Hier und Jetzt. "Was denn? War grad in der Nähe und dachte.. ich guck mal, ob du schon da bist. Hättest auch die Tür schließen können, wenn du keinen Besuch willst", die letzten Worte fauchte ich ihm förmlich entgegen. Ich wollte nicht, dass er mir meine Unsicherheit anmerkte, die er in mir auslöste. Ich wollte ihn einfach sehen, doch das durfte Deku nicht wissen. Dass er mich nicht sehen wollte, tat mehr weh als es sollte.

 

Plötzlich begann der Nerd leise zu kichern, schenkte mir dabei dieses schöne strahlende Lächeln, das ich so liebte. Dieses wunderschöne Lächeln, was mir meinen Atem raubte. Mein Magen fühlte sich an, als wären dort Würmer, die sich durch meine Eingeweide fraßen. Mir wurde schwummrig aber nicht im schlechtem Sinn. Dieses Gefühl hatte ich immer, wenn er mich anlächelte. Dieser qualvolle Dekueffekt, der meine Knie weich werden ließ. "Nein“, kam es gehaucht aus seinem Mund. Deku hob eilig seine Hände, wollte nach mir greifen, doch zuckte er kurz bevor er mich berührten konnte mit seiner Hand zurück. Schade. Ich sah direkt in seine reuevollen Augen, er konnte meinen Blick nicht standhalten, verschränkte unwohl seine Arme vor seiner Brust und sah zu Boden. „Nein. Bitte bleib Kacchan“, nuschelte er leise, hob langsam seinen Blick zu mir. Scheiße dieser Augenaufschlag war tödlich und gehörte verboten!

 

Kurz verlor ich meine Aufmerksamkeit, starrte regelrecht auf sein Gesicht, blieb einige Sekunden an seinen Lippen hängen. Erst als er weitersprach kam ich wieder zu mir „Ich.. hab dir gerade geschrieben, dass ich wieder da bin", kaum verließen diese Worte seinen Mund, lächelte er mir verträumt entgegen, seine Wangen waren leicht gerötet. Warum konnte ich nicht sagen, ich hoffte inständig, dass er mein starren auf seine Lippen nicht bemerkt hatte.

 

Mir schoss sofort die Röte ins Gesicht. Er hatte mir geschrieben.. Deku hatte mir tatsächlich geschrieben, nach seinem Date mit Todoroki! Innerlich schrie ich auf vor Freude.

 

"Oh.. habe ich gar nicht gemerkt", lächelte dabei wie ein Bekloppter, dass mir bereits die Mundwinkel schmerzten und zückte augenblicklich mein Handy. Tatsächlich war da eine neue Nachricht von Deku. Ich starrte verträumt auf das Display- dabei hoffte ich wirklich, dass ihm mein dümmliches Grinsen nicht verstörte. Er sollte nicht wissen, das ich mich freute! Denn Scheiße, mein Herz raste. Nur dadurch, dass er mir gerade mitgeteilt hatte, dass er doch an mich gedacht hatte. Ich steckte mein Handy zurück in meine Hosentasche. Ich verhielt mich bescheuert. Deku brachte mich ganz durcheinander mit seiner niedlichen Art. Ich musste mich auf das wesentliche konzentrieren! "Also wie war dein-", ich brach meinen Satz ab, starrte geradewegs an Deku vorbei auf seinen Schreibtisch, wo ich eines meiner Blüten erblickte. Ein fucking Blütenblatt aus meiner verschissenen Lunge lag da in einem beschissenen Glas auf DEKUS Schreibtisch!

 

Fuck!

 

Erschrocken starrte ich auf mein Blütenblatt, welches ich irgendwann einmal ausgehustet hatte. Ein Blütenblatt was in den grünen Farben Dekus schimmerte, lag bei Deku im Zimmer. Sicher in einem Glas verwahrt, als wäre es in nur irgend einer Art kostbar. Ich bekam Panik, sah nur noch Rot. Sofort stürmte ich auf das Glas zu, hob es an und funkelte Deku wütend entgegen. Wütender als ich es wollte, schrie ich ihn an: "Wo hast du das bitte her?"

 

Der Kleinere zuckte bei meiner Lautstärke zusammen. Die Angst, dass er von meinem Geheimnis wusste, schnürte mir die Luftröhre zu, ich spürte wie mein Hals immer trockener wurde. "Sag schon Nerd!", brüllte ich ihn an. Mein Hals kratzte, es wurde immer unerträglicher, ich spürte bereits die Blütenblätter in meiner Luftröhre. Jeden Moment würde das Husten beginnen.

 

 

Deku entriss mir das Glas aus meinen Händen.

Sein schönes Gesicht war sauer verzogen, ich kämpfte damit mein husten zu unterdrücken, konnte die Lage nicht mehr sicher einordnen. So hatte ich den Nerd noch nie gesehen.

"Ich habe es im Park gefunden und fand es schön! Was gehen dich bitte meine Sachen an, fass nicht einfach Dinge an, die dir nicht gehören. Es reicht mir langsam, ich lass mich von dir weder verarschen noch weiter rumschubsen! Wenn du mich hasst, ist das eben so. Ich kann damit leben! Und weißt du was, ich hasse dich auch! Verschwinde einfach, Kacchan. Hau ab und lass mich in Ruhe!", schrie er mir plötzlich laut entgegen. Seine Worte waren Gift für meine verbitterte Seele, ich spürte direkt wie mein Herz zerbrach. Laut, überdeutlich in meinen Ohren, hörte ich die Scherben splittern.

 

Er hasst mich..

Er hasst mich..

Er hasst mich..

 

Das Kratzen wurde immer schlimmer. Ich bekam kaum noch Luft. Deku hasste mich. Mein Kopf drehte sich, meine Welt verdunkelte sich. Ich hatte es zwar geahnt, aber es so zu hören tat unglaublich weh. Deku.. ich hasse dich nicht, ich liebe dich! Tränen bildeten sich in meinen Augen, mein Herz brannte, meine Lunge verengte sich qualvoll. Ich bekam keine Luft mehr. Mit letzter Kraft versuchte ich etwas zu sagen " A-aber Deku.. ich.. ich ha-", doch er schnitt mir das Wort ab "Raus!", fauchte er wütend, drückte das Glas mit der Blume darin fest gegen seinen Körper. Schwarze Punkte tanzten vor meinem Auge. Fassungslos starrte ich ihn an und spürte, wie ich husten musste. Er durfte mich jetzt nicht einfach von sich schieben.

 

Deku.. ich hab dich nie gehasst. Ich liebe dich doch.

 

Zitternd streckte ich mit letzter Kraft eine Hand nach dem Jungen aus, der mir so viel bedeutete. Knapp bevor ich ihn mit meinen Fingerspitzen berühren konnte, wich er einen Schritt zurück. Meine Welt brach vor mir in Scherben zusammen. „Deku bitte..“, flehte ich ihn an, mir nicht den Gnadenstoß zu erteilen. Tu mir das nicht an..

 

Bitte..

 

Doch Deku zerschellte meine Hoffnungen, schüttelte bestimmt seinen Kopf. Er wollte mich nicht. Der Hustenreiz brach unvermittelt über mich ein. Ich hielt mir die Hand vor den Mund und begann zu husten. Das erste Blatt landete auf meiner Handfläche. Ich konnte dem drang nicht mehr standhalten und hustete immer mehr. Wieder und wieder.

 

Immer mehr Blüten sammelten sich in meiner Handfläche mit ihr mein Blut, dass ich feucht auf meiner Handfläche spüren konnte. Ich presste meine zweite Hand darauf und rannte aus dem Zimmer. Rannte in den Gemeinschaftsraum hindurch zu den Toiletten, wo ich mich in einer Kabine einsperrte und meiner Lunge den Gnadenstoß verpasste. Ich hustete, würgte sämtliche Blüten aus meiner Lunge nach oben. Immer wieder, immer heftiger hustete ich, die Tränen rannten meine Wangen entlang, das Blut lief mir bereits aus den Mundwinkeln. Ließ meine Lunge brennen wie Feuer. Luft bekam ich schon lange keine mehr. Ich spürte sogar schon, wie ich blau anlief, hatte das Gefühl zu ersticken.

 

Ich hasse dich..

 

Ich würgte, hustete. Meine Tränen verschleierten mir die Sicht. Je mehr mein Herz durch seine Worte blutete, desto stärker musste ich würgen.

 

Ich hasse dich..

 

Die Blüten wurden langsam weniger, meine Lunge leerer. Ich schnappte verzweifelt nach Luft, als ich es endlich konnte. Saugte den Sauerstoff kraftvoll in meine leere Luftröhre. Ich atmete hektisch und versuchte nicht an ihn zu denken. Und scheiterte daran.

 

Ich hasse dich..

 

"Scheiße"

 

Ich hasse dich..

 

"Fuck!", die Tränen liefen im Schwall über meine Wangen ich schlug auf die Toilettenbrille, sämtliche Blüten flogen dabei durch den kleinen Raum der Kabine. Alles um mich herum war in einem grünen Meer aus Blättern getaucht, es ähnelte einer grünen Wiese. Doch anstatt bunten Blumen befand ich mich mittig unter meinen grünen Blüten. Meine Blüten, die ich in meiner Lunge züchtete, heranzog. Die Qualen, die ich dadurch erlitt, nur weil ich diesen Dummkopf liebte. Nur liebte mein süßer Dummkopf mich nicht.

 

Er verabscheute mich.

Er hasste mich.

 

Ich hasste es zu lieben, wollte niemanden lieben. Liebe war etwas Qualvolles. Ich wollte ihn nicht lieben und doch wollte ich nicht, dass ich ihn vergaß. Deku gehörte doch zu mir. Wir gehörten zueinander.

 

 

Mein Herz, lag in Scherben. Schnitt mir eine schmerzvolle Wunde in meine Seele, genauso wie diese Blüten um mich herum. So schön sie auch waren, so viel Leid konnten sie anrichten.

 

Ich wollte nicht mehr.

Ich konnte einfach nicht mehr.

 

Es klopfte an der Kabinentür, ich fuhr erschrocken zusammen. War das Deku? Würde er mir überhaupt hinterher laufen? "Hey Bakubro, alles in Ordnung bei dir?", ertönte die Stimme von Eijiro - meines besten Freundes. Die Tränen liefen still meine Wangen entlang, der Schmerz in meiner Brust war derselbe, wie der in meiner Lunge. Es war nicht Deku, er würde mir nie hinterherkommen. Warum also hatte ich kurz diese Hoffnung seine Stimme gleich hören zu können? Warum schmerzte es so sehr, nicht ihn auf der anderen Seite zu wissen. Liebe war so schmerzhaft. Wann würde ich endlich erlöst werden?

 

"Ich weiß, dass du es bist, Katsuki. Sag mir bitte, was los ist", schwer verließ ein Seufzen seine Kehle. Ich wollte ihn anschreien, dass er sich gefälligst verpissen sollte, mich allein lassen sollte. Das es ihn einen Scheißdreck anging, was mit mir war, doch vertraute ich meiner Stimme noch nicht. Auch hatte ich nicht die Kraft dazu. So blieb ich einfach still zwischen meinen zahlreichen Blüten sitzen.

 

"Ich weiß, dass du Hanahaki hast.. Bitte Bro, rede mit mir. Ich will dir doch nur helfen", sprach Eijiro nach einer langen Pause einfach weiter, so einfühlsam und ehrlich, dass ich mich erschrocken zur Tür drehte. So kannte ich meinen überdrehten, immerzu fröhlichen Freund nicht. Ich schniefte gequält auf, wischte mit dem Handrücken die Tränen aus meinem Gesicht. Leugnen war ohnehin zwecklos, womöglich hatte er mich bereits gehört. "Woher?", kam es krächzend aus meinem Mund. Ich wusste es, das ich meinen Stimmbändern noch nicht trauen konnte. "Komm raus, dann erzähl ich es dir", kam es leise von Eijiro. Sein besorgtes Lächeln konnte ich deutlich vor mir sehen. Ich biss mir auf die Unterlippe und wog ab, was ich tun sollte. Mit Sicherheit stand Eijiro vor der Tür, wartete darauf das ich aus meinem Loch kroch. Ihm alles offenbarte, was ich mir heimlich aufgebaut hatte. Mein größtes Geheimnis würde sich lüften, wenn ich die Tür öffnete. Doch was blieb mir anderes übrig? Er war mein bester Freund. Niemand anderes vertraute ich so sehr, wie ihm.

 

Es dauerte einige Atemzüge, als ich meine Hand an die Klinke hob und mit zittrigen Fingern die Kabinentür aufschloss. Langsam schob ich die Tür nach außen auf und hob gepeinigt meinen Blick. Ich musste wirklich elendig aussehen, genauso fühlte ich mich auch. Das tat ich immer, wenn ich mich aushustete.

 

Wie ich es mir dachte, stand Eijiro direkt vor der Tür. Ich hasste es, wenn mich jemand in diesem Zustand sah. Der Boden voller Blüten, mein Gesicht bedeckt mit meinen Tränen, Blut an meinen Händen, an den Blüten und an meinen Mundwinkeln. Mein Atem ging schwer und auch meine Stimme war gebrochen. Von meiner Perfektion war nichts mehr zu sehen. Ich war gebrochen und sah einfach schrecklich aus. In diesem Zustand war ich das Spiegelbild von dem was ich war. Ein sterbenskranker Junge, der seinem Ende immer näher kam.

 

Eijiro war mein bester Freund seit fast zwei Jahren, ich vertraute ihm. Bei ihm war es in Ordnung, wenn er mich so sah. Schwach und verletzlich.

 

Kaum erreichte mein Blick seine sorgenvollen Seelenspiegel, sammelten sich die Tränen wieder in meinen Augen, gefolgt von einem Schluchzen. Ich war so Scheiße schwach geworden. "Mensch Kats", er kam rasch näher, griff so schnell nach meinem Oberarm, dass ich gar nicht die Möglichkeit hatte um zu reagieren. Mit einem kräftigen Zug zog er mich gegen seinen Körper. Erst wollte ich mich aus seiner Umarmung entziehen, doch brauchte ich sie gerade zu sehr, Zögerlich schlang ich meine Arme um seinen Körper, krallte meine Finger in seinen Rücken und presste mich an ihn.

 

Ich begann zu weinen, weinte aus tiefster Seele. Der Rothaarige sagte kein Wort, strich bloß über meinen Rücken, versuchte mich damit zu beruhigen. „Shht lass es zu. Es ist okay“, flüsterte er mir mitfühlend zu. Die grünen Blüten lagen verstreut auf dem Boden, nun auch im Raum vor der Kabine. Immerhin waren es bloß Blüten und keine ganze Blume. Trotz der ganzen Situation, hätte ich eher mit einer Blume gerechnet, die mich erstickte.

 

"Woher?", schniefte ich nach einiger Zeit. Meine Tränen waren versiegt, lediglich ein zittern blieb zurück. "Woher weißt du es?", seine Hand strich weiter über meinen Rücken, während er sich wie versprochen erklärte. "Ich hab dich öfters husten gehört.. Naja an einem Tag, hast du geschrien und ich wollte nachsehen, ob du in Ordnung bist. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, also bin ich zu dir rüber gekommen. Die Tür war nicht abgeschlossen, also bin ich rein gegangen. Du warst gerade im Badezimmer und hast gehustet, geweint und geschrien. Im Zimmer habe ich dann überall diese Blüten gesehen", er nickte mit dem Kopf in die Kabine, wo meine Blüten lagen. Mir gefror das Blut in den Adern.

 

"Daraufhin bin ich zur Schulkrankenschwester gerannt und wollte sie mit zu dir nehmen, doch sie blieb ganz ruhig und hat mir alles erklärt. Seitdem habe ich mich über diese Krankheit informiert und dir nur still zugehört, wie du leidest. Ich kann das aber nicht mehr, hörst du! Bro, du bist mein bester Freund. Ich mach mir einfach Sorgen um dich!“, er schüttelte mich leicht „Sag es mir. Wer ist es?", fragte er plötzlich ernst nach. "Ich weiß, dass die Farbe der Blüten, die Persönlichkeit wiederspiegelt. Der Farbe nach zu urteilen ist es wohl Mido-", erschrocken löste ich mich von ihm und presste ihm meine Hand auf den Mund "Wehe du sprichst es aus!", drohte ich ihm sofort. Zur Verdeutlichung knurrte ich bedrohlich und blickte ihn warnend an. Er stockte einen Moment, nickte zögerlich, also ließ ich ihn wieder los. Warnend hob ich meine Augenbrauen. Doch ließ meine Mauer schon im nächsten Moment wieder fallen. Eijiro würde nichts sagen, dass wusste ich.

 

"Es stimmt. Aber er wird es nie erfahren, hast du gehört!", knirschte ich mit den Zähnen, das neue Kratzen in meinem Hals ignorierte ich. "Aber Kats! Du musste es ihm sagen, du könntest sterben", fuhr er mich an. Ich sah zur Seite. "Ich weiß..", kam es leise über meine Lippen. „Er hasst mich. Verstehst du? Er hasst mich verdammt!", wieder kamen mir die Tränen hoch und ich wischte diese verärgert aus meinem Gesicht.

 

Scheiß Krankheit.

Scheiß Liebe.

 

"Okay. Aber lass mich dir wenigstens helfen! Ich bin für dich da", lächelte Eijiro aufmunternd. Er verurteilte mich nicht. "Versprich mir wenigstens, dass du morgen ins Krankenhaus fährst und dich untersuchen lässt. Ich brauch meinen besten Freund noch!", er sah mir erst in die Augen "Wenns sein muss", ich wusste das ich nicht fahren werde.

 

"Schön.. ich begleite dich!", erklärte Eijiro in einem Ton, der keine Widerworte zuließ. Ich seufzte genervt und stand schließlich auf. Ich musste meine Sauerei (die Beweise) noch beseitigen. Eijiro half mir wortlos, stopfte sämtliche Blüten in den Papierkorb. "Wie schön diese Blüten doch sind", flüsterte er leise zu sich, betrachtete dabei einer meiner Blüten. „Und fucking schmerzhaft!“, damit entriss ich ihm meine verhasste Blüte, stopfte sie in den Eimer und schloss die Plastiktüte etwas zu grob. "Tsk", gab ich noch verächtlich von mir. Sie schmerzten wie die Hölle. Das war alles, was diese Dinger taten!

 

Als wir sämtliche Blüten aufgehoben hatten, entsorgte Eijiro diese und verlangte von mir, dass ich mich ins Bett legen sollte. So gingen wir auseinander.

 

Ich tat, was er von mir wollte und ging in mein Zimmer, doch an Schlafen war nicht zu denken. Kaum das ich es endlich schaffte in einen traumlosen Schlaf zu fallen, klopfte es an meiner Zimmertür. Murrend stand ich auf und riss meine Zimmertür gereizt beinahe aus der Verankerung. "Was?", fauchte ich aggressiv. Der Kleinere vor der Tür zuckte sichtlich zusammen, kniff kurz die Augen zu, um mich daraufhin selbstsicher anzusehen.

 

Ich aber wollte nicht reden.

Nicht mit IHM!

 

"Was willst du Deku?", knurrte ich daher. "Ich.. wollte mich entschuldigen", er wollte.. was? Ich sah ihn fragend an, man sah mir mein unverständnis wohl an, da er einfach weiter sprach. Er rieb seine Hände unwohl gegeneinander, sodass mein Herz wieder stolperte. "Uhm.. das was ich gesagt habe.. ich hasse dich nicht.. ich hab das nicht so gemeint", nuschelte er vor sich hin. Ich seufzte wieder schwer. Seine Worte waren wie Balsam für mein gebrochenes Herz. Allein das er zu mir gekommen war, brachte mir Wärme in meinen Körper. Deku war doch gekommen. Zwar erst später, aber er war da.

 

Deku war hier. Bei mir.

 

Ich bat ihn in mein Zimmer. Ich konnte nicht anders. Jeden hätte ich fortgejagt, doch nicht ihn. Nicht Deku. Den Jungen, den ich so sehr liebte, dass es mich krank machte.

 

 

Deku setzte sich an mein Bett. "Weißt du Kacchan.. ich habe einfach bedenken, dass du mich wieder wie in der Mittelschule auslieferst. Du hast das schon einmal gemacht und ich habe einfach Angst, dass es sich wiederholt", geschockt starrte ich ihn an. Als ob ich diesen Fehler nochmal machen würde! Mir tut diese Sache schrecklich leid. Ich musste das wieder gut machen. Deku durfte nicht so von mir denken.

 

So ging ich zu ihm und hockte mich zwischen seine Beine, legte meine Hände auf seine Schenkel. Diese Berührung kribbelte auf meinen Handflächen, doch ignorierte ich das. "Hör mal Deku. Das was ich damals gemacht hab, war nicht in Ordnung. Ich war dumm. Es tut mir wahnsinnig leid, dass ich dich so behandelt hab. Das alles.. war ein Fehler. Ich ma..- will es wieder gut machen, okay? Kannst du mir das, was damals geschehen ist verzeihen? Kannst du mir wenigstens ein wenig vertrauen? Auch wenn ich es nicht verdiene?", er blickte zur Seite, presste seine Lippen aufeinander und kaute leicht daran herum. Ich wollte ihm sagen, dass er seine schönen Lippen nicht zerstören sollte, doch ließ ich es sein. Vorsichtig hob er seinen Blick und sah mich an. Mein Herz setzte einen Schlag aus.

 

"Bereust du es wirklich? Kann ich dir denn vertrauen?", kam es unsicher von ihm. Ich lächelte, mein Herz begann zu rasen. Er verzeiht mir! "Natürlich kannst du das! Ich werde dir auch mit Todoroki helfen. Warte ich schenk dir etwas. Als Zeichen, das du mir wirklich vertrauen kannst", ich versuchte zu grinsen, doch schmerzte meine Lunge noch immer von dem Anfall vor nicht einmal zwei Stunden. Ich stand auf und ging zu meinem Schreibtisch, wo ich diese bescheuerte Blume hingelegt hatte, die ich heute Nachmittag ausgehustet hatte. Ich ging zurück zu Deku und legte sie auf seinen Schoß. "Hier. Die schenke ich dir", er bekam große Augen und starrte von mir zu der grünen Blume. Seine Hände umfassten vorsichtig die große Blüte. "Wow. Sie.. sie ist wunderschön", staunte er ehrfurchtsvoll. Ja genau wie du..

 

Meine Blüten sind so wunderschön wie du, Deku.

 

"Hab sie im Park gefunden“, erfand ich schnell eine glaubhafte Lüge. „Du sagtest ja, dass du die Blüte schön findest. Ich schenk sie dir", lächelte ich ehrlich. Deku sah mich erst überrascht an, dann wechselte sein Ausdruck zu überglücklich. Selbst Tränen bildeten sich in seinen Augen. "Das ist das schönste, was ich jemals bekommen habe. Danke!", rief er aus und warf sich auf mich. Warf mich regelrecht zu Boden und kuschelte sich in meine Arme. Ich war überfordert von der Situation, in jeder Hinsicht. Mein Herz erwärmte sich, ein Kribbeln durchfuhr mich und mein Puls schnellte in die Höhe. Vorsichtig legte ich meine Arme um seinen zierlichen Körper und atmete vorsichtig seinen Geruch ein. Das kratzen in meinem Hals verschwand beinahe vollkommen. Wärme durchfuhr meinen Körper, Zuneigung durchflutete mich. Ich war glücklich und gleichsam überfordert davon.

 

Es war schön.

So unfassbar schön.

 

Eine Weile lagen wir einfach da und kuschelten. Zumindest fühlte es sich so an. Deku löste sich nicht aus meinen Armen und ich wollte mich auch nicht lösen. Wozu auch? Ich liebte diesen niedlichen Nerd einfach. Schon immer.

 

Nach endlosen langen Minuten löste er sich leider doch aus meinen Armen und lehnte sich mit dem Rücken an mein Bett, betrachtete lächelnd meine Blüte. Ich setzte mich ihm Gegenüber gegen meinen Schrank, so saßen wir beide am Boden und sahen uns einfach an. "Also wie war Kino?", fragte ich nach, durchbrach damit die Stille. Ich musste einfach wissen, was sie gemacht hatten. Er erzählte mir, dass sie zusammen im Kino waren und der Film ihm gut gefallen hatte, auch meinte er, dass er mit mir auch gerne ins Kino wollte. Als ich danach fragte, ob mehr zwischen den beiden geschehen war, verneinte er es. Er beteuerte, dass es nie einen Kuss zwischen ihnen gegeben hatte.

 

Nungut.

Dann Plan B.

 

"Ist ja wirklich schwierig mit euch beiden", fügte ich nachdenklich an. "Wie wäre es mit einem Liebesbrief?"

 

"Liebesbrief?", echote er mit hoher Stimme, legte den Kopf schief. "Ich weiß ja nicht", er senkte seinen Blick und strich lächelnd über die grünen Blätter. Ob er die auch so liebevoll betrachtete, wenn er wüsste, dass sie nicht aus dem Park, sondern direkt aus meiner Lunge stammte? Das die dunkelroten Sprenkel auf den Blütenrändern mein getrocknetes Blut war?

 

Wohl kaum..

 

"Ich schreib mit dir einen!“, beschloss ich kurzerhand. Ich musste mich von dem kratzen in meinem Hals ablenken. „Den gibst du dann Todoroki und dann werden wir schon sehen, wie er reagiert. Das funktioniert bestimmt", fügte ich sicher dazu. Das musste einfach funktionieren. Liebesbriefe funktionierten doch immer. "Mhm", kam nur von dem Grünhaarigen. Wirklich überzeugend klang das nicht, doch das war mir gerade egal.

 

Ich stand auf, holte Stift und ein weißes leeres Blatt Papier und warf es ihm vor die Füße. "Gut fangen wir an", ich setzte mich wieder gegen den Schrank und musterte ihn streng. Ich wollte das zwar nicht machen, aber es war das Beste. Das Beste für uns beide.

 

"Lieber Shoto, oder Hallo Shoto? Schreib einfach was dir besser gefällt", erklärte ich, er musterte mich argwöhnisch und begann dann zu schreiben. "Als nächstes.. Lass mal überlegen. Schreib, was du an ihm magst. Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll. Was magst du denn an ihm? Schreib was du an ihm toll findest. Seine Augen, seine Haare, was weiß ich. Das er dein Herz gestohlen hat und behalten kann. Man ich bin Scheiße mit Gefühlskram. Schreib, dass er dein persönlicher Held ist, wieviel er dir bedeutet", ich blickte ihn an und sah wie er etwas aufschrieb, konnte aber nicht sehen was es war, da er seinen Arm vorhielt.

 

Ich beobachtete ihn dabei, überlegte, was er schreiben könnte und beschloss ihm alles aufzuzählen, was ich an ihm toll fand. Was ich an meinem Nerd liebte. "Schreib auf, wie perfekt er ist. Wie wunderschön und niedlich du seine Person findest. Seine Haare, sein Aufreten. Alles an ihm ist großartig. Wundervoll, Einzigartig und wunderschön. Schreib das du ihn liebst, mein Herz nur di.. ihm gehört. Das dein Herz ihm gehört", das war schwerer als gedacht, beinahe hätte ich mich versprochen. Deku faltete den Brief. "Okay. Danke Kacchan", er lächelte süß, steckte den Brief in seine Hosentasche. "Es ist schon spät, ich werde ins Bett gehen. Den Brief gebe ich ihm, wenn es passt. Danke für die schöne Blume", lächelte er, kam auf mich zu und ging zwischen meinen Beinen in die Hocke. Er umarmte mich und hauchte mir einen leichten Kuss auf die Wange. Danach verschwand er eilig aus meinem Zimmer. Ich starrte fassungslos vor mich hin und fasste mir an die Wange.

 

Wie süß war Deku bitte?

 

Ich lächelte dümmlich vor mich hin, taumelte auf mein Bett zu und warf mich verträumt in dieses. Im Gegensatz zu vorhin, schlief ich beinahe sofort ein. Diese Nacht träumte ich von Deku und dem unschuldigen Kuss auf meine Wange. Meine Atmung war noch nie besser.

 

Deku war meine persönliche Heilung und mein Untergang zur gleichen Zeit.

 

 

~°~•♥•~°~

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yuna_musume_satan
2023-04-08T10:11:55+00:00 08.04.2023 12:11
Jetzt weiß Kiri Auchbescheid und kann Kat helfen

Wieder super geschrieben
Antwort von:  Seiyna-chan
08.04.2023 20:39
Ja Kiri spielt eine wichtige Rolle und ist auch nun stets an seiner Seite :) Wobei der Brief auch wichtig ist, vergiss nicht das er existiert ^-^ Danke dir und frohe Ostern <33


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